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Vollständige Version anzeigen : Religiöser Sozialismus



Apotheos
09.03.2010, 13:47
Hier im folgenden diverse Texte zum religiösen Sozialismus ( mit dem ich mich im übrigens..in seiner kommunitären Form.. solidarisch erkläre... )


Die politischen Ideen von Landauer und Buber

Gustav Landauer übte einen großen Einfluß auf Buber aus. Landauer glaubte an und kämpfte für ein gesellschaftliches Zusammenleben ohne Staat. Und ebenso tat es Martin Buber. "Was wir Sozialisten wollen, die wir nicht den Staat, sondern die Gesellschaft bauen wollen, das heißt die Vereinigung nicht aus dem Zwang, sondern aus dem Geiste, das ist gegründet auf das freie selbständige Individuum" (Landauer, Von der Ehe, zit. nach Wehr 1996, 119).

Landauer und Buber waren überzeugte Zionisten. Sie setzten ihre Hoffnung darauf, daß in Palästina Menschen ein Gemeinwesen aufbauen konnten, ohne daß sie auf eine schon vorhandene herrschaftliche Struktur stießen. In seinem "Aufruf zum Sozialismus" von 1911 weitete Landauer das zionistische Ideal aus und meinte, überall auf der Welt sollten Menschen sich vom Staat lossagen und freie Siedlungen errichten (Landauer 1978/1911). Buber war froh, daß wenigstens in Palästina sich Landauers Ideen zu verwirklichen schienen. Buber erklärte "die genossenschaftlichen Siedlungen der Juden in Palästina ... zu einem 'Neuland sozialer Gestaltung'" (Wolf 1992, 96). Er fordert: freiwilliges (nicht nach sowjetischen Vorbild erzwungenes) "Gemeineigentum an Boden" und die "freie Bestimmung der Siedler über die Normen des Gemeinschaftslebens"; dies nannte er den "sozialistischen Zionismus" (Buber 1985b, 377, 385).

Als Föderalist und kommunitärer Sozialist lehnte Buber die Gründung eines israelischen Staates strikt ab. Als sich die Staatsgründung nicht abwenden ließ, kämpfte Buber - wiederum vergebens - um einen säkularen Staat, in welchem Juden und Araber frei und tolerant miteinander leben könnten. Bubers dahingehende Schriften sind unter dem Titel "Ein Land und zwei Völker" 1983 herausgegeben worden (Buber 1983). Wieviel Leid hätte vermieden werden können und könnte in der Zukunft noch vermieden werden, wenn man sich mehr an Bubers Ideen orientiert hätte! Obwohl sich Buber politisch nicht durchsetzen konnte, glaubte er noch Anfang der 50er Jahre fest daran, daß Jerusalem das Zentrum eines freien Sozialismus für die ganze Welt werden könne und damit der Gegenpol zum autoritären Sozialismus Moskauer Prägung sei.

Sein föderalistisches Ideal erklärte Buber so: "Wirkliche Menschheit [ist] eine Föderation von Föderationen. … Ein großer Menschenverband ist nur dann so zu nennen, wenn er aus kleinen lebendigen Gemeinschaften, aus kräftigen Zellenorganismen unmittelbaren Miteinanderseins besteht, die zueinander in gleich direkte und vitale Beziehungen treten, wie die ihrer Mitglieder sind, und die sich in gleich direkter und vitaler Weise zu diesem Verband zusammenschließen, wie ihre Mitglieder sich zu ihnen zusammengeschlossen haben" (Buber 1985a, 70, 262). Landauer hatte das in seinem "Aufruf zum Sozialismus" so gesagt: "Gesellschaft ist eine Gesellschaft von Gesellschaften von Gesellschaften; ein Bund von Bünden von Bünden; ein Gemeinwesen von Gemeinschaften von Gemeinden; eine Republik von Republiken von Republiken" (Landauer 1978/1911, 131).

Unter "Sozialismus" verstanden die Leute um Landauer und Buber weder das Ideal des sozialdemokratischen noch des sowjetisch-diktatorischen Staates. Es ging ihnen um "einen staatsfreien und gewaltlosen Sozialismus einer auf Liebe gebauten wirklichen Gemeinschaft" (Ragaz, zit. nach Wehr 1996, 203), so die Zusammenfassung der Position von Landauer und Buber durch den religiösen Sozialisten Leonhard Ragaz; nach Bubers Verständnis "ist Sozialismus in seiner Wahrheit nicht Doktrin oder Taktik, sondern das Stehen und Standhalten im Abgrund der realen wechselseitigen Beziehungen mit dem Geheimnis des Menschen" (Buber 1985a, 285). Bubers Ziel sind "Momente der Unmittelbarkeit zwischen den Menschen" (Wolf 1992, 95). Landauer und Buber kam es auf das "Wollen" zum freiheitlichen Sozialismus und auf das Beginnen an. Die Revolution sollte sofort beginnen: "... jeweils am gegebenen Orte und unter den gegebenen Bedingungen, also gerade 'hier und jetzt' in dem hier und jetzt möglichen Maße" (Buber 1985a, 149). Landauer rief 1911 zum Sozialismus auf; Buber beschrieb 1950 die Pfade in Utopia - nicht nach Utopia (Buber 1985a). Buber meinte, das menschliche Leben sollte nicht auf einen fernen Zeitpunkt verlegt werden, in welchem die ideale Gesellschaft erkämpft worden ist, sondern sofort beginnen. Wir befinden uns nicht auf dem Weg nach Utopia, sondern wir sollen erkennen, wo wir schon auf dem Boden von Utopia wandeln können. "Sowohl Gustav Landauer als auch Martin Buber erkannten, daß sich eine revolutionäre Umwälzung der Gesellschaft nicht allein auf einen politischen und sozialen Vorgang reduziert. Bedeutsamer erschien ihnen die Bewußtseinsrevolution. Beide sahen vor allem den Einzelmenschen und dessen persönlichen Neuanfang. Ihre Utopie richtete sich nicht allein an der Zukunft aus, sondern blieb stets auf die Gegenwart bezogen" (Wolf 1992, 143).

Gustav Landauer gründete im Frühjahr 1908 zusammen mit einigen Gleichgesinnten den "Sozialistischen Bund". Neben Erich Mühsam gehörte auch Martin Buber zu seinen ersten Mitgliedern. "Die Vereinigung zielte auf ein exemplarisches 'Beginnen' in Richtung einer freien Gemeinschaft. Dieses 'Beginnen' erfolgte nach den Prinzipien der Autonomie und der freien Vereinbarung in genossenschaftlichen und föderativen Zusammenschlüssen ohne Zentralinstanz" (Wolf 1992, 131f.).

Das Motto von Buber: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" (Buber 1973, 15) markiert die Stelle, an der Politik und Therapie zusammenkommen. Wer die gesellschaftliche Veränderung nicht auf politisch-strukturelle Umwälzungen reduziert, muß beim Bewußtsein der Menschen ansetzen - und gerade das ist auch das Anliegen der Gestalttherapie. Bubers zentrales Interesse bestand darin, "der stetig zunehmenden 'Es-Welt' (d.h. den zunehmend instrumentellen Lebensbedingungen unserer modernen Zivilisation) die gelebte Beziehung entgegenzuhalten. ... Den Bürgern im modernen, noch-bürokratisierten Staat [fällt nach Buber] menschliches Miteinander zunehmend schwerer. ... Soziale, auf Gemeinschaftlichkeit angelegte Beziehungen treten also der zunehmenden Es-Welt, d.h. einer wachsenden Funktionalisierung der Außenwelt, wirksam entgegen" (Wolf 1992, 152).

http://www.gestalt.de/doubrawa_buber.html

umananda
09.03.2010, 15:31
Auch hier wieder leistest du in deinem Übereifer einen intellektuellen Schnellschuss beziehungsweise Fehlschuss. Gustav Landauer steht nicht für einen religiösen Sozialismus, obwohl er Jude war.

Gustav Landauer ist ein Vertreter des kommunistischen Anarchismus. Du solltest besser vorher deine Diskussionsvorlagen durch genauere Einsichtnahme des Materials studieren. Das Internet verführt zwar immer wieder zu derartigen Schnellschüssen, aber die Bücher und vor allem das genaue Lesen ersetzt kein Internet.

Landauers früher Zugang zur *Metaphysik und der Religion kann man eventuell mit dem heute üblichen Begriff "Esoterik" beschreiben. In seinen jungen Jahren fand er auch zu Buddha einen heißen Draht. Erst die spätere Begegnung mit Martin Buber brachte ihn wieder mit dem Judentum in Berührung.

Er hat viele Dinge ausprobiert. Er war ein freier Geist. Etwas seltsam, aber ein kluger Kopf. Aber als Referenz für einen religiösen Sozialismus gänzlich ungeeignet.*

Dass mir der Anarchismus von allen Spielarten des utopischen Sozialismus noch a bisserl sympathisch erscheint, liegt letztendlich an seinem Festhalten der Freiheit des Individuums. Was für mich zweifelsohne zu den wichtigstens Freiheiten des Menschen gehört.*

Der Rest ist Utopie, die zur Zerstörung des Individuums führt. Man nennt es Gleichheit und schafft einen Kahlschlag der menschlichen Kreativität. Man nennt es soziale Gerechtigkeit und beraubt den Menschen einerseits, um andererseits alle in einer menschenverachtenden *Abhängigkeit zu halten.

Du versuchst zu viel in den theoretischen Standardwerken deine Utopie "Sozialismus" zu begründen. Weshalb du aber in unserer Gesellschaft den Sozialismus als Erlösung betrachtest, bist du weiterhin als Antwort schuldig bleiben. *

So wird es auch bleiben, denn irgendeinen Denker wirst du noch aufspüren, um deine sozialistische Predigt auszuschmücken. **

Servus umananda*

Apotheos
09.03.2010, 16:16
Weder ich, noch der Text, verabsolutiert die Denker Buber und Landauer. Nur gibt es thematisch-inhaltliche Überschneidungen mit dem... was man als religiösen Sozialismus sehen könnte.. Mir geht es hier nur um damit zusammenhängende Texte/Personen/Ansichten. Um den Eingangstext selbst zu zitieren:


Es ging ihnen um "einen staatsfreien und gewaltlosen Sozialismus einer auf Liebe gebauten wirklichen Gemeinschaft" [ Anmerkung von mir:Jesus - Nächstenliebe ] (Ragaz, zit. nach Wehr 1996, 203), so die Zusammenfassung der Position von Landauer und Buber durch den religiösen Sozialisten Leonhard Ragaz

.



Gustav Landauer ist ein Vertreter des kommunistischen Anarchismus. Du solltest besser vorher deine Diskussionsvorlagen durch genauere Einsichtnahme des Materials studieren.

Hat auch niemand behauptet. Dass es aber zwischen religiösen Idealen und Inhalten Überschneidung zum Sozialismus/Anarchismus/Kommunismus gibt... liegt auf der Hand... und ohne mich auf Begriffe zu versteifen... setze ich diese Dinge lieber in einen Zusammenhang und eine Verbindung.


Der Rest ist Utopie, die zur Zerstörung des Individuums führt. Man nennt es Gleichheit und schafft einen Kahlschlag der menschlichen Kreativität.

Warum das so ist/sein sollte erschließt sich mir nicht.

Apotheos
09.03.2010, 16:22
Weshalb du aber in unserer Gesellschaft den Sozialismus als Erlösung betrachtest, bist du weiterhin als Antwort schuldig bleiben.

Wer spricht von Erlösung? Der Sozialismus bzw. Antikapitalismus ist die logische Alternative zum Kapitalismus und allen damit einhergehenden Abhängigkeiten und Problemen... Ausbeutung, Krieg, Umweltzerstörung und hemmungsloser Verbrauch natürlicher Rohstoffe u. Ressourcen, Wirtschaftskrisen, Konkurrenz statt Solidargesellschaft etc. Ob die Menschen das abschaffen wollen oder nicht... liegt an ihnen... allerdings glaube ich, dass es dafür zahlreiche gute Gründe gibt.

BRDDR_geschaedigter
09.03.2010, 16:24
Wer spricht von Erlösung? Der Sozialismus bzw. Antikapitalismus ist die logische Alternative zum Kapitalismus und allen damit einhergehenden Abhängigkeiten und Problemen... Ausbeutung, Krieg, Umweltzerstörung und hemmungsloser Verbrauch natürlicher Rohstoffe u. Ressourcen, Wirtschaftskrisen, Konkurrenz statt Solidargesellschaft etc. Ob die Menschen das abschaffen wollen oder nicht... liegt an ihnen... ich möchte es.

Der Sozialismus ist die Anthithese zum Christentum und Judentum. Sozialismus hat absolut nichts mit diesen beiden Religionen zu tun.

Apotheos
09.03.2010, 16:26
Der Sozialismus ist die Anthithese zum Christentum und Judentum. Sozialismus hat absolut nichts mit diesen beiden Religionen zu tun.

Du bist der allwissende Mensch auf Erden... oder? Wenn es keinerlei Überschneidungen gibt, dann frage ich mich... wieso es dann zahlreiche religiös-sozialistische Ideen und Ansätze gab. :) Die wurden ja auch nicht aus dem Himmel gegriffen.

BRDDR_geschaedigter
09.03.2010, 16:29
Du bist der allwissende Mensch auf Erden... oder? Wenn es keinerlei Überschneidungen gibt, dann frage ich mich... wieso es dann zahlreiche religiös-sozialistische Ideen und Ansätze gab. :) Die wurden ja auch nicht aus dem Himmel gegriffen.

Wo steht in der Bibel was von Sozialismus oder Ähnlichem und dem Zwang der damit verbunden ist?

Maxvorstadt
09.03.2010, 16:31
Wer spricht von Erlösung? Der Sozialismus bzw. Antikapitalismus ist die logische Alternative zum Kapitalismus und allen damit einhergehenden Abhängigkeiten und Problemen... Ausbeutung, Krieg, Umweltzerstörung und hemmungsloser Verbrauch natürlicher Rohstoffe u. Ressourcen, Wirtschaftskrisen, Konkurrenz statt Solidargesellschaft etc. Ob die Menschen das abschaffen wollen oder nicht... liegt an ihnen... allerdings glaube ich, dass es dafür zahlreiche gute Gründe gibt.

Logische Alternative????? Nach wessen Logik????

Commodus
09.03.2010, 16:43
Wer spricht von Erlösung? Der Sozialismus bzw. Antikapitalismus ist die logische Alternative zum Kapitalismus und allen damit einhergehenden Abhängigkeiten und Problemen... Ausbeutung, Krieg, Umweltzerstörung und hemmungsloser Verbrauch natürlicher Rohstoffe u. Ressourcen, Wirtschaftskrisen, Konkurrenz statt Solidargesellschaft etc. Ob die Menschen das abschaffen wollen oder nicht... liegt an ihnen... allerdings glaube ich, dass es dafür zahlreiche gute Gründe gibt.

Nein! Politische Systeme (egal welcher Farbe und Art) haben nichts mit den von Dir genannten Negativauswirkungen (Ausbeutung, Krieg, etc...) zu tun. Hier ist einzig und allein der Mensch der Initialfaktor.

Apotheos
09.03.2010, 16:45
Wo steht in der Bibel was von Sozialismus oder Ähnlichem und dem Zwang der damit verbunden ist?

Wo bitte steht, dass alles was mit Religion zusammenhängt ein Gegensatz dazu ist? ... Nirgendwo. Ich sage nicht, dass Religion und Sozialismus dasselbe sind. Ich sage, dass sich Überschneidungen finden lassen. :)

Apotheos
09.03.2010, 16:46
Nein! Politische Systeme (egal welcher Farbe und Art) haben nichts mit den von Dir genannten Negativauswirkungen (Ausbeutung, Krieg, etc...) zu tun. Hier ist einzig und allein der Mensch der Initialfaktor.

Falsch. Les Michael Heinrichs Kritik der politischen Ökonomie. Ich verweise auf die Mehrwertanalyse und das Prinzip der Verwertung des Werts, als Kapital. Dass die Struktur einer Ökonomie/Gesellschaft nichts mit dem Handeln der Menschen zu tun hat, ist einfach weltferner Idealismus. In einer Diktatur handelt man ja auch anders, als in einer bürgerlichen Demokratie.......

Apotheos
09.03.2010, 16:49
Logische Alternative????? Nach wessen Logik????

Antikapitalismus ist nunmal eine mögliche Alternative zum Kapitalismus.
Völlig unabhängig ob man dafür oder dagegen ist. Selbst, wenn man Antisozialist ist... bleibt der Antikapitalismus die Alternative. Woher genau dein Unverständnis für diese einfache Tatsache kommt... ist mir nicht klar?

Maxvorstadt
09.03.2010, 17:14
Antikapitalismus ist nunmal eine mögliche Alternative zum Kapitalismus.
Völlig unabhängig ob man dafür oder dagegen ist. Selbst, wenn man Antisozialist ist... bleibt der Antikapitalismus die Alternative. Woher genau dein Unverständnis für diese einfache Tatsache kommt... ist mir nicht klar?

Wer sagt das? Du? Ich bin froh, daß ich ein Mietshaus in Schwabing geerbt habe, das mir ein solides Einkommen beschert und meine Frau und ich arbeiten dürfen und nicht unbedingt müssen. Erarbeiten hätte ich mir dieses Haus mit Hinterhaus niemals. Da hätte ich schon ein Schönheitsschnipsler werden müssen. Und dann wäre es nicht sicher gewesen. Das macht frei von der Willkür irgendwelcher Hauseigentümer und Genossenschaften. Ich kann meine Dachwohnung vergrößern und verkleinern wie ich lustig bin. Eigentum macht den Schädel frei und treibt die Phrasen aus dem Hirn. Antikapitalismus. Das ist etwas für die Neidgesellschaft. Was soll an einer Gesellschaft ersterbenswert sein, in der alle gleich arm sind? :]:]:]