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Vollständige Version anzeigen : Martin Walser



carpe diem
09.02.2010, 21:35
Neueste Novelle:

"Mein Jenseits"

Hat schon jemand reingeschaut?

kotzfisch
11.02.2010, 09:52
Wer will denn einen der allgemein maßlos überschätzten Staatschriftsteller Deutschlands wie Grass oder Walser lesen?

FranzKonz
11.02.2010, 09:59
Wer will denn einen der allgemein maßlos überschätzten Staatschriftsteller Deutschlands wie Grass oder Walser lesen?

Walser täte Dir gut. Er beherrscht die deutsche Sprache.

Lobo
11.02.2010, 10:40
Walser täte Dir gut. Er beherrscht die deutsche Sprache.

Über Sprache kann man nicht herrschen. :P

kotzfisch
11.02.2010, 10:54
Oh Gott - ich hatte eine Fugen S vergessen,bitte verzeih mir!

Brauharharhar..............als wenn Du etwas von ihm gelesen hättest.

Peaches
11.02.2010, 12:07
Neueste Novelle:

"Mein Jenseits"

Hat schon jemand reingeschaut?

Nur im Buchladen.
Die ersten paar Seiten fand ich vielversprechend.

Ich werde es mir vielleicht im Urlaub kaufen.

carpe diem
11.02.2010, 12:44
Nur im Buchladen.
Die ersten paar Seiten fand ich vielversprechend.

Ich werde es mir vielleicht im Urlaub kaufen.

Ich kaufe es mir, wenn es in Taschenbuch erscheint.
Angeblich soll es kein Buch sein wo er sich bekehrt hat zum Glauben, sondern ein durchaus Kritisches.
Zumindest wurde das bei uns im Fernsehen so gesagt.

@Kotzfisch
für nichts bekommt man den Nobelpreis, ist mir neu.

Peaches
11.02.2010, 13:21
Ich kaufe es mir, wenn es in Taschenbuch erscheint.
Angeblich soll es kein Buch sein wo er sich bekehrt hat zum Glauben, sondern ein durchaus Kritisches.
Zumindest wurde das bei uns im Fernsehen so gesagt.


Das letzte Buch von ihm, dass ich wirklich mochte, war "Brandung", danach kam viel Geschwurbel, finde ich persönlich.

carpe diem
11.02.2010, 13:31
Mich interessiert das Thema, wie das jemand der schon ein wenig älter ist sieht.

Ausonius
11.02.2010, 13:36
Dazu folgende, sehr treffende Selbstaussage:

"Ich habe (...) das Gefühl, ich schreibe immer denselben Roman noch einmal, noch einmal, noch einmal"

Das Spätwerk Walsers ist nun mal schwer von Greisenerotik geprägt, sehr treffend die Wiki-Zusammenfassung von "Der Augenblick der Liebe":



Wie schon in Das Schwanenhaus und in Jagd ist der Protagonist des Romans der mittlerweile in die Jahre gekommene Immobilienmakler Gottlieb Zürn („Zürn-Romane“). Er bekommt Besuch von der Studentin Beate Gutbrod, die während der Recherche für ihre Dissertation zwei Aufsätze Gottliebs über den französischen Philosophen Julien Offray de La Mettrie (1709–1751) gelesen hat und nun deren Autor persönlich kennen lernen möchte.

Wies weitergeht, kann man sich natürlich denken. Und so sind irgendwie die meisten Walser-Bücher, Liebschaften angereichert mit Personal aus einem sozialen Milieu zwischen einer beliebigen Derrick-Folge und dem Walser natürlich bestens bekannten Feuilleton. Gut: das war schon bei "Ehen in Philippsburg" nicht anders, nur wirkte es da noch frisch. Auch das "fliehende Pferd" gefiel mir ganz gut.
Dennoch, der letzte Roman, wo ich Lust bekam, ihn zu lesen, war "Tod eines Kritikers". Und subtrahiert man die künstliche Aufregung darüber weg, war das tatsächlich ein ordentlicher, recht boshafter Schlüsselroman.

Nun soll der neueste Roman etwas düsterer angelegt sein, höre mir aber lieber erst mal an, was andere so darüber schreiben.

Ausonius
11.02.2010, 13:45
Am besten in Erinnerung bleibt mir bei Walser ein Bunte-Interview mit Paul Sahner vor Urzeiten. Leider deutet sich hier

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/1217/feuilleton/0060/index.html

nur in der Sekundärverwertung an, wie abgedreht das war. Wer den Text zufällig besitzt oder wenigstens weiß, wann das war, bei dem würde ich mich freuen, wenn er mir die Daten zukommen lassen könnte.

Peaches
11.02.2010, 13:45
Dennoch, der letzte Roman, wo ich Lust bekam, ihn zu lesen, war "Tod eines Kritikers". Und subtrahiert man die künstliche Aufregung darüber weg, war das tatsächlich ein ordentlicher, recht boshafter Schlüsselroman.


Vielleicht sollte ich den "Tod eines Kritikers doch" lesen.

Ich hatte nach dem "Augenblick der Liebe", den ich wirklich unsäglich fand, aufgegeben und beim Lesen immer gedacht, wenn das jemand anderes als Walser abgeliefert hätte, jeder Literaturagent hätte nur den Kopf geschüttelt und das Werk wäre vielen erspart geblieben.

Ausonius
11.02.2010, 13:51
Vielleicht sollte ich den "Tod eines Kritikers doch" lesen.

Ich hatte nach dem "Augenblick der Liebe", den ich wirklich unsäglich fand, aufgegeben und beim Lesen immer gedacht, wenn das jemand anderes als Walser abgeliefert hätte, jeder Literaturagent hätte nur den Kopf geschüttelt und das Werk wäre vielen erspart geblieben.

Das Gefühl hatte ja auch immer Reich-Ranicki bei den neueren Walser-Büchern, durchaus nicht zu Unrecht. Walser fühlte sich auch nicht ganz zu Unrecht, stereotyp abgekanzelt, was dann im entsprechenden Roman gipfelte.
Eifrige Titanic-Leser erinnern sich noch an die monatlichen Verarschen des Vielschreibers in den 1990er Jahren, in denen jedes Mal ein angebliches, sehr zotiges Manuskript von Walser mit Titeln wie "Naturdarmbetrachtung" exzerpiert wurde, dass der Suhrkamp-Verlag jedes Mal ablehnte.

Peaches
11.02.2010, 14:13
Das Gefühl hatte ja auch immer Reich-Ranicki bei den neueren Walser-Büchern, durchaus nicht zu Unrecht. Walser fühlte sich auch nicht ganz zu Unrecht, stereotyp abgekanzelt, was dann im entsprechenden Roman gipfelte.
Eifrige Titanic-Leser erinnern sich noch an die monatlichen Verarschen des Vielschreibers in den 1990er Jahren, in denen jedes Mal ein angebliches, sehr zotiges Manuskript von Walser mit Titeln wie "Naturdarmbetrachtung" exzerpiert wurde, dass der Suhrkamp-Verlag jedes Mal ablehnte.


Ja, ich erinnere mich auch an Martin Walser zum 80. Geburtstag - die geheimen Tagebücher (http://www.titanic-magazin.de/news.html?&tx_ttnews[backPid]=3&tx_ttnews[pointer]=7&tx_ttnews[tt_news]=761&cHash=abc2215284&no_cache=1&sword_list[0]=martin&sword_list[1]=walser).

umananda
13.02.2010, 23:20
Walser täte Dir gut. Er beherrscht die deutsche Sprache.

Wenn du Robert Walser, das Sprachungeheuer gemeint hättest, dann wären dir viele grüne Punkte von umananda entgegen gesprungen. Aber du meintest ja diesen Bodenseebewohner, der einen springenden Brunnen kennt, wo unsereins nur einen Springbrunnen sieht.

Es ist aber nicht weiter tragisch, wenn man Martin Walser als einen großen Schriftsteller bezeichnet, der ein wenig selbstsüchtig auch Kritiker sterben lässt und sich als springende Feder versteht, der aus Wasser Tinte macht. Andere machen daraus wenigstens Wein, mit dem man sich berauschen kann. Aber bei Martin Walser ist gar nichts berauschend.

Er ist nicht nur völlig überschätzt, nein, noch schlimmer, er unterschätzt die Leser. Kaum etwas ist peinlicher, als sich zum Gewissen einer Nation aufschwingen zu wollen. Es gibt da noch so einen deutschen "Großschriftsteller", der aus einer weiblichen Ratte eine Rättin macht. Es ist mir einerlei, ob ein springender Butt in einem Springbrunnen schwimmt oder eine Rättin in einem springenden Brunnen ersäuft. Soviel zum Blechtrommler im Schwanenhaus. Nicht jede Immobilie ist ihren Preis auch wert.


Servus umananda

Odin
13.02.2010, 23:57
Wenn Nasen sich anmaßen, unsere schöne Deutsche Sprache mißbrauchen zu dürfen.

FranzKonz
14.02.2010, 09:35
Wenn du Robert Walser, das Sprachungeheuer gemeint hättest, dann wären dir viele grüne Punkte von umananda entgegen gesprungen. Aber du meintest ja diesen Bodenseebewohner, der einen springenden Brunnen kennt, wo unsereins nur einen Springbrunnen sieht.

Es ist aber nicht weiter tragisch, wenn man Martin Walser als einen großen Schriftsteller bezeichnet, der ein wenig selbstsüchtig auch Kritiker sterben lässt und sich als springende Feder versteht, der aus Wasser Tinte macht. Andere machen daraus wenigstens Wein, mit dem man sich berauschen kann. Aber bei Martin Walser ist gar nichts berauschend.

Er ist nicht nur völlig überschätzt, nein, noch schlimmer, er unterschätzt die Leser. Kaum etwas ist peinlicher, als sich zum Gewissen einer Nation aufschwingen zu wollen. Es gibt da noch so einen deutschen "Großschriftsteller", der aus einer weiblichen Ratte eine Rättin macht. Es ist mir einerlei, ob ein springender Butt in einem Springbrunnen schwimmt oder eine Rättin in einem springenden Brunnen ersäuft. Soviel zum Blechtrommler im Schwanenhaus. Nicht jede Immobilie ist ihren Preis auch wert.


Servus umananda

Nun hast Du mich neugierig gemacht, und ich wurde prompt enttäuscht. X(

Knudud_Knudsen
14.02.2010, 12:01
Mich interessiert das Thema, wie das jemand der schon ein wenig älter ist sieht.

die Antwort scheint nicht schwer....

"Genieße das Diesseits,in allen Facetten,dann wird Deine Enttäuschung nicht so groß sein wenn Du irgendwann feststellen musst,..dass es kein Jenseits gibt"..

Knud

carpe diem
14.02.2010, 12:07
die Antwort scheint nicht schwer....

"Genieße das Diesseits,in allen Facetten,dann wird Deine Enttäuschung nicht so groß sein wenn Du irgendwann feststellen musst,..dass es kein Jenseits gibt"..

Knud

Wie Walser das sieht ist mir wichtiger als deine Meinung!

Knudud_Knudsen
14.02.2010, 12:13
Wie Walser das sieht ist mir wichtiger als deine Meinung!

...ja manche brauchen ihre Vordenker und Walser ist für mich nicht gerade die erste Wahl. Wie Grass und Obama Beispiele welche manchmal kaum nachzuvollziehenden Wege Nobelpreise gehen können..

Knud

umananda
14.02.2010, 12:59
Nun hast Du mich neugierig gemacht, und ich wurde prompt enttäuscht. X(

... das Leben kann einem Menschen so manche herbe Enttäuschung bereiten.

Servus umananda

Apotheos
14.02.2010, 15:39
Wenn Nasen sich anmaßen, unsere schöne Deutsche Sprache mißbrauchen zu dürfen.

Es wäre schon ein Lichtschimmer, wenn du sie wenigstens gebrauchen würdest.
Allerdings halte ich das für ein Ding der Unmöglichkeit.

carpe diem
15.02.2010, 22:28
Martin Walsers neue Novelle
Wer glaubt, wird selig – vielleicht

http://www.nachrichten.at/storage/scl/import/alfa/kultur/202237_m0w283h200q75v54024.jpg (http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,336613,B)

http://www.nachrichten.at/_CPiX/pic-202237-344/pixel.gif Martin Walser stellt die Glaubensfrage.





Ist Glaube Stütze oder Zwangsjacke? In vier Romanen hat Martin Walser zuletzt das Thema „Liebe im Alter“ umkreist. Mit seiner neuen Novelle „Mein Jenseits“ schaufelt er auf köstlichste Weise Glaubensfragen um und entdeckt die Schrulligkeit als Menschenrecht.


Wenn Martin Walser ein dünnes Prosabändchen herausbringt, das in der Gattung „Novelle“ daherkommt und auf ein Generationenporträt aus ist, dann wird die Leserschaft unruhig. Sein letztes Werk dieser Art hieß „Ein fliehendes Pferd“ (1978) und war Walsers größter Hit. In „Mein Jenseits“ werden wir mit Augustin Feinlein bekannt gemacht, er ist 63 Jahre alt, vielmehr hat er „mit 63 aufgehört zu zählen“. Nie verrät er uns, wie lange er schon nicht mehr zählt. Feinlein ist der Ich-Erzähler, er zerrt uns hinein in die beklemmenden Wahrheiten und Ängste eines in die Jahre Gekommenen. Bitter und humorvoll.
Feinlein ist immer noch Chefarzt einer psychiatrischen Klinik mit Kloster-Anbindung, irgendwo zwischen Donau und Bodensee. Sein Nachfolger, Dr. Bruderhofer, steht bereit. Er ist Mittelpunkt aller Feste, der beste Segler weit und breit, und er kann es kaum erwarten, dass der Alte endlich aufhört. Zumindest glaubt das der Alte. Feinlein fühlt sich verfolgt, von Bruderhofer um die verdiente Gelassenheit und um die Frau betrogen. Aber hat der liebe Augustin dieser bereits einmal verwitweten Eva-Maria jemals gestanden, dass sie seine große Liebe ist?
Feinlein entpuppt sich als ungestüm monologisierende Walser-Figur. Er wirkt wie ein Über-Walser und gießt den Irrwitz seiner Umgebung in eine haarscharf pointierte Sprache. Lange hat man Walser nicht mehr so zielstrebig und gleichzeitig so leichtfüßig erlebt. Die Ausflüge zum historisch Klerikalen, ins Wunderliche und ins Exzentrische geben einander die Hand. Wir folgen Feinlein nach Rom, das er „mein Jenseits“ nennt.
Ein Touristen-Paradies, aber er sucht die menschliche Erfahrung jenseits des Wissens. Das bringt ihn zu schönen Sätzen wie „Glauben heißt, Berge besteigen, die es nicht gibt“. Oder: „Glauben lernt man nur, wenn einem nichts anderes übrig bleibt.“ Aber wenn man dran glauben muss, ist es schon zu spät.
„Jetzt die Handlung“
Auf Seite 97 – die Novelle hat insgesamt 119 Seiten – schreibt Walser: „Jetzt die Handlung.“ Und weiter: „Sollte es mir bis hierher gelungen sein, meine Situation verständlich zu machen, ergibt sich die Handlung von selbst.“ Alles ist ihm gelungen, und dann kommt es zur geschickt eingefädelten Katastrophe: Wie zum verzweifelten Liebes- und Lebenstrost lässt er in der Kirche die Heiligblut-Reliquie mitgehen. Der Chef der Nervenklinik verwandelt sich zum Patienten. Martin Walser ist mit 82 in Bestform.


[quelle] (http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,336613)