PDA

Vollständige Version anzeigen : Realität und Wahn, alles eins



Leo Navis
05.02.2010, 20:22
Moin,

Wie ja bereits einige der geneigten Leser wissen dürften, bin ich an der Schizophrenie 'erkrankt'. Tatsächlich ist es keine Krankheit, sondern der Ausweg des Körpers aus seiner schrecklichen Situation in die Fryheit.

Nun, ich denke, in den nächsten Jahrzehnten oder erst Jahrhunderten, je nachdem, wie fähig sich die Menschheit darin erweist, grundlegend umzudenken, wird das Verständnis der Psychose grundlegend verändert. Während jetzt noch von einer 'Krankheit' ausgegangen wird, die bekämpft werden müsste, und die durch allerlei Medikamente ausgemerzt wird, wird in Zukunft die Psychose als ein evolutionär sinnvolles Konzept verstanden werden, welches seine Daseinsberechtigung hat.

Vor der Psychose war ich beispielsweise ein depressiver, einsamer Mensch, der viel zu viel gekifft und geraucht hat und sich täglich gefragt hat, ob es nicht besser wäre, wäre er schon längst tot. Freunde stieß ich von mir weg, habe alles gehasst, am meisten aber mich selbst. Keine Freundin, kaum Freunde (denn kaum einer hielt es länger mit mir aus), den Suizidgedanken im Kopf riss ich Bong und Joint wie Zigaretten runter, bis sie endlich ausbrach: Die Psychose.

Plötzlich war alles anders. Eine Stimme in meinen Gedanken frug mich, als ich so dasaß, depressiv und einsam vor meinem PC mit der Kippe in der Hand und mich frug, warum gerade ich eine dermaßen verkackte Existenz habe, 'Warum interessiert Dich überhaupt, was die anderen denken?' - und plötzlich war alles hervorragend. Mein Leben schien mir plötzlich wie ein wunderbares Geschenk, welches ich erhalten habe, ich ging offen auf die Leute zu, war nicht mehr schweigsam, sondern redete wie ein Wasserfall, jeder war mein Freund, und jedem war ich gerne ein Freund, ich hatte keine Angst mehr vor den anderen Primaten, sie waren mir alle gleich, ich mochte sie alle. Ich war den ganzen Tag glücklich, war froh, dass ich leben durfte, hatte keinerlei Angst mehr, konnte jedem Menschen beliebig lange in die Augen gucken, lernte in kürzester Zeit die abstrusesten Leute kennen, alles nette und freundliche Menschen, wenn man sie richtig anpackt.

Das Leben hatte plötzlich einen Sinn. Es war großartig. Ich entdeckte in der Bibel und ähnlichem viele versteckte Botschaften, beispielsweise entdeckte ich für mich selbst, dass der Mensch durch die Projektion eines Gottes lediglich sich selbst anbetet. Ich erkannte den menschlichen Dualismus wie viele vor mir bevor, erkannte Scheingegensätze, die Realität war plötzlich ganz anders, etwas großartiges, etwas schönes.

So viele Glücksgefühle hatte ich noch nie zuvor. Es konnte sich jemand über mich lustig machen, und ich lächelte ihn an, das Gras schmeckte plötzlich richtig gut, die Zigaretten waren nicht mehr widerlich.

Gleichzeitig verrannte ich mich in allerlei Wahnideen. Das letzte Mal, als ich kiffte, erschien mir der Satan im eigenen Kopf und erklärte alles zur Sünde bis auf Wasser und Brot; doch isst Du nur Wasser und Brot, stirbst Du auf die Dauer. Ich brauchte ein paar Stunden, doch dann bettelte ich um Vergebung für meine Sünden, und eine andere Stimme in meinen Gedanken vergab mir. Daraufhin rauchte ich nicht mehr, trank nicht mehr, kiffte nicht mehr und arbeitete so hart wie nur irgendmöglich. Ich lief viele Kilometer am Tag, fuhr Fahrrad, ernährte mich gesund, ich war ein ganz neuer Mensch geworden. Ich mochte mich plötzlich selbst für das, was ich tat, richtig.

Natürlich fiel auch anderen auf, was mit mir los war, und weil ich wieder depressiver wurde, lieferten mich meine Eltern in die Psychiatrie ein. Dort bekam und bekomme ich Medikamente gegen die Schizophrenie.

Das Ende vom Lied: Nachdem ich es nach Jahren der Peinlichkeit vor mir selbst endlich geschafft hatte, eine Traumfigur zu erreichen, wurde mir diese durch die Medikamente zerstört. Jetzt bin ich wieder übergewichtig. Ein halbes Jahr Depression, und ich rauche wieder. Der Weg, der mir in der Psychose gewiesen wurde, war ein guter Weg; und er wurde komplett zerstört durch Medikamente und den Glauben, man müsse eine Krankheit heilen. Ich kann nicht mehr laufen, weil ich soviel rauche, ich kann nicht mehr arbeiten, weil ich ständig depressiv bin. Ich kann überhaupt nichts mehr. Es fühlt sich zeitweise an wie die Hölle auf Erden.

Alles, was mir bleibt, ist, auf den nächsten Schub zu warten und zu hoffen, dass ich diesmal nicht wieder eingeliefert werde sondern meine Psychose von vorne bis hinten durchstehen kann. Das wäre der richtige Weg. Doch es wird kommen, wie es kommen muss; das weiß ich sehr genau, und das ist das einzige, was mir noch die Kraft gibt, weiterzuleben.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

:)

Gruß,
Leo

Klopperhorst
05.02.2010, 20:47
... beispielsweise entdeckte ich für mich selbst, dass der Mensch durch die Projektion eines Gottes lediglich sich selbst anbetet. ...

Interessanter Text!

Übrigens hatte ich bis vor wenigen Jahren noch virtuelle Gespräche mit einem alten Mann auf einem Steg im See. Ich ging auf diesen Steg und fragte den alten Mann nach Antworten auf Probleme, er antwortete mir, und ich war beruhigt von seinen Ratschlägen. Diese Meditation führte ich vor allem abends vor dem Einschlafen durch.

---

Lichtblau
05.02.2010, 20:53
Klingt eher manisch-Depressiv.

Hat ein Freund von mir.

Leo Navis
05.02.2010, 20:59
Klingt eher manisch-Depressiv.

Hat ein Freund von mir.
Ja, die bipolare Störung vermuten sie bei mir auch. Auch das Wort 'Asperger-Syndrom' ist mal gefallen.


Interessanter Text!

Übrigens hatte ich bis vor wenigen Jahren noch virtuelle Gespräche mit einem alten Mann auf einem Steg im See. Ich ging auf diesen Steg und fragte den alten Mann nach Antworten auf Probleme, er antwortete mir, und ich war beruhigt von seinen Ratschlägen. Diese Meditation führte ich vor allem abends vor dem Einschlafen durch.

---
Ja. Wenn ich schlafen gehe führe ich häufiger noch eine Selbstmeditation durch, und gelegentlich bete ich mich selbst an, und frage mich selbst um Rat. Bringen tut das in den depressiven Stimmungen allerdings überhaupt nichts.

;)

Gruß,
Leo

Senator74
05.02.2010, 21:00
Lieber "Leo"!
Ich denke,dass ein Großteil deiner intakten Persönlichkeit dir ein Leben ermöglicht,wie es Millionen Mitmenschen führen,ohne zu begreifen,wie eng und schmal die Bandbreite dessen,was man allgemein als NORMAL ansieht,ist...Was den anderen Anteil betrifft,so ist eine medikamentöse Dauertherapie sicher hilfreich...
Ich betone DAUER- weil mir ein Fall bekannt ist,der beinahe einen schlimmen Verlauf genommen hätte,und zwar für die Betroffene und den in Beziehung zu ihr stehenden Menschen -meinen Sohn!
Ich wünsche dir daher alle Erlebnisfähigkeit der schönen Dinge des Lebens,aus denen Du jene Kraft schöpfen mögest,die du zweifellos brauchst,um alles zu "managen",was dir Probleme bereitet!
LG Hannes

Black Jack
05.02.2010, 21:02
Ich grüße dich mein Freund. Die Hospitalisierung ist unbedingt zu vermeiden so weit das vertretbar ist. Ansonsten wird mehr zerstört als geholfen.
Aber eine andere Frage, hat dir jemad von den Ärzten versucht zu erklären was eine Depression ist und wie man dagegen angehen kann, ohne persönlichkeitsverändernde Medikamente?

Leo Navis
05.02.2010, 21:04
Tatsächlich wurde meine Persönlichkeit erst durch die Psychose vollständig. Vorher war ich ein Wrack, depressiv und suizidgefährdet; währenddessen ging es mir gut, ich war fit, ich fühlte mich, als könnte ich alles stemmen; und nachher bin ich ein Wrack, mit Medikamenten vollgepumpt und suizidgefährdet.

Ein normales Leben zu führen ist mir nach derzeitigem Kenntnisstand nicht möglich. Ich darf in betreutes Wohnen und betreutes Arbeiten, weil ich überhaupt nicht belastbar bin.

Ja, es ist ein schönes Leben, das ich da habe.

Leo Navis
05.02.2010, 21:06
Ich grüße Dich ebenso, mein Freund


Ich grüße dich mein Freund. Die Hospitalisierung ist unbedingt zu vermeiden so weit das vertretbar ist. Ansonsten wird mehr zerstört als geholfen.
Tja, hier sitz ich nun, im Krankenhaus.

:))


Aber eine andere Frage, hat dir jemad von den Ärzten versucht zu erklären was eine Depression ist und wie man dagegen angehen kann, ohne persönlichkeitsverändernde Medikamente?
Nein; allerdings weiß ich das relativ genau aus Büchern.

Viel erzählt wird einem hier nicht, man muss sich alles selbst beibringen. Wenigstens dazu reichen meine kognitiven Fähigkeiten allerdings noch aus.

:]

Tatsächlich wird nichts gegen meine Depressionen unternommen, aus dem einfachen Grund, dass Antidepressiva Psychosen triggern können. Und das die wieder ausbricht wollen die Ärzte in jedem Fall vermeiden.

Krabat
05.02.2010, 21:12
Meine Meinung traue ich mir gar nicht zu schreiben, sonst "Krabat ist raus".

Aber ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, Leo.

Black Jack
05.02.2010, 21:15
Nach dem was du beschrieben hast, bist du nicht schizophren und auch nicht psychotisch. Ob die Hochphase, die du erlebt hast, manisch war, wäre festzustellen, aber ich kann aus deinen Äußerungen nicht unbedingt entnehmen, dass du schizophren warst. Wenn du möchtest könnte ich etwas dazu schreiben. Jeder hat so seine Erfahrung, egal ob mit Drogen oder mit Niedergeschlagenheit.

Black Jack
05.02.2010, 21:23
Leo, bist du noch da?

Lichtblau
05.02.2010, 21:31
Leo, bist du noch da?

Nein, er ist Offline.
Siehst links du unter dem Benutzerbild.

Klopperhorst
05.02.2010, 21:37
...

Ja. Wenn ich schlafen gehe führe ich häufiger noch eine Selbstmeditation durch, und gelegentlich bete ich mich selbst an, und frage mich selbst um Rat. Bringen tut das in den depressiven Stimmungen allerdings überhaupt nichts.

;)

Gruß,
Leo

Der alte Mann ist mittlerweile verschwunden, d.h. er gibt mir keine Antworten mehr, weil ich sie mir selbst geben kann bzw. weil ich weiss, dass der alte Mann nur ich selbst war/bin.

Zweite Personen usw. erzeugt man sich vor allem in jungen Jahren, wenn der Intellekt noch nicht ausgereift ist. Daher stammt auch die Angst vor Geistern, Spuk und der Glaube an Horoskope, die schwarze Katze etc.

Wenn der Intellekt im Zenit des Mannesalters angelangt ist, beleuchtet er die Welt so sehr, dass keine dunkle Ecke für Gott, Aberglauben und Spuk mehr übrig bleibt.

Aber mir schwant, diese Beleuchtung ist nur eine Illusion, und unter der Oberfläche warten sie noch, die anderen Personen aus dem eigenen Guckkasten dieser Welt.

---

derRevisor
05.02.2010, 22:26
Moin,

Leo

Hallo Leo,

in deinem Text erkenne ich mich ein wenig wieder. Zumindest die Stimmungsschwankungen kann ich gut nachvollziehen. Teilweise geht es mir da sehr ähnlich. Stimmen die mit mir in meinem Kopf reden, habe ich jedoch bisher noch nicht gehabt. Nur einmal habe ich einen (Engels?)Chor gehört, als ich stoned war, was aber schon Jahre her ist.

2008 hatte ich 3 Monate lang eine besonders starke Depressionsphase. Das Schlimmste war, dass man seinen beruflichen und sozialen Verpflichtungen nicht mehr nach kam und jeden Kontakt mied. Problem dabei: Mit jedem Tag wurde es schlimmer und unangenehmer den Kontakt wieder herzustellen. Aber die meisten Menschen freuen sich darüber,wenn Du Dich trotz allem meldest. Es macht Dir keiner sofort einen Vorwurf und Du wirst wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.

Deine Schilderung macht mich traurig, da du mir jemand zu sein scheinst, der über enormes geistiges Potential verfügt. Das es Dir nicht gelingt, dieses Potential beruflich zu nutzen, ist sehr schade, denn das betreute Arbeiten dürfte ja mehr Beschäftigungstherapie sein. Arbeiten meine ich hier auch nicht so sehr im Sinne von einfach Geld verdienen, sondern im Bewältigen von interessanten Problemen (Herausforderungen).

Nun zu Deiner Lage:
Ich lese zwischen den Zeilen, das Du überlegst, die medizinische Behandlung abzubrechen und mit deiner 'Krankheit' und den Folgen zu leben? Da ich keine ausgebrochene Psychose habe oder hatte, kann ich leider nicht nachvollziehen, ob dieser Zustand besser wäre. Selbst wenn diese beschriebene rosa Welt nicht wirklich real wäre, würde es ja ausreichen, dass Du es als real empfindest.

Die Frage ist nur, ob Du immer in dieser rosa Welt leben würdest? Denn Du sagst ja, dass sich dieser Zustand wieder verschlechterte und Du wieder deppresiv wurdest, weshalb Du Dich in medizinische Behandlung begabst.

Wenn es jetzt so ist, dass Du durch die Behandlung nur noch deppresiv bist und vorher zumindest auch euphorische Phasen hattest, so könnte es eine Verbesserung sein. Aber, wie willst Du diesen Nachweis führen, das das stimmt?

Du musst aus deiner inneren Einsamkeit in die Gesellschaft zurück, da du mit anderen Menschen mehr gemeinsam hast, als du vermutlich denkst. Das Gefühl gebraucht zu werden und Andere zu brauchen gibt Dir Halt und einen Platz im Leben. Eine liebe Frau an deiner Seite würde auch helfen.

Die Psychose dürfte übrigens durch deine Dauerkifferei ausgelöst worden sein.

Leo Navis
06.02.2010, 05:10
Nach dem was du beschrieben hast, bist du nicht schizophren und auch nicht psychotisch. Ob die Hochphase, die du erlebt hast, manisch war, wäre festzustellen, aber ich kann aus deinen Äußerungen nicht unbedingt entnehmen, dass du schizophren warst. Wenn du möchtest könnte ich etwas dazu schreiben. Jeder hat so seine Erfahrung, egal ob mit Drogen oder mit Niedergeschlagenheit.
Ich hatte allerlei Wahnideen. Sündenwahn, Liebeswahn, zudem dachte ich zeitweise, es gäbe 'böse' Menschen, die hinter mir her sein und mich umbringen wollten.

Meine Ärzte gehen mittlerweile auch von einer drogeninduzierten Psychose aus; ich hab einfach viel zu viel gekifft.


in deinem Text erkenne ich mich ein wenig wieder. Zumindest die Stimmungsschwankungen kann ich gut nachvollziehen. Teilweise geht es mir da sehr ähnlich. Stimmen die mit mir in meinem Kopf reden, habe ich jedoch bisher noch nicht gehabt. Nur einmal habe ich einen (Engels?)Chor gehört, als ich stoned war, was aber schon Jahre her ist.
Ja, als ich stoned war hatte ich die heftigsten Halluzinationen. Mit Schizophrenie kiffen kann das lustigste sein, was Du tun kannst, es kann aber auch zum Gegenteil werden.


Deine Schilderung macht mich traurig, da du mir jemand zu sein scheinst, der über enormes geistiges Potential verfügt. Das es Dir nicht gelingt, dieses Potential beruflich zu nutzen, ist sehr schade, denn das betreute Arbeiten dürfte ja mehr Beschäftigungstherapie sein. Arbeiten meine ich hier auch nicht so sehr im Sinne von einfach Geld verdienen, sondern im Bewältigen von interessanten Problemen (Herausforderungen).
Ich hoffe, ich hoffe sehr, ich kann auf Dauer wieder richtig arbeiten und dann vielleicht sogar Informatik studieren. Doch wahrscheinlich ist das nicht.


Ich lese zwischen den Zeilen, das Du überlegst, die medizinische Behandlung abzubrechen und mit deiner 'Krankheit' und den Folgen zu leben? Da ich keine ausgebrochene Psychose habe oder hatte, kann ich leider nicht nachvollziehen, ob dieser Zustand besser wäre. Selbst wenn diese beschriebene rosa Welt nicht wirklich real wäre, würde es ja ausreichen, dass Du es als real empfindest.

Die Frage ist nur, ob Du immer in dieser rosa Welt leben würdest? Denn Du sagst ja, dass sich dieser Zustand wieder verschlechterte und Du wieder deppresiv wurdest, weshalb Du Dich in medizinische Behandlung begabst.

Wenn es jetzt so ist, dass Du durch die Behandlung nur noch deppresiv bist und vorher zumindest auch euphorische Phasen hattest, so könnte es eine Verbesserung sein. Aber, wie willst Du diesen Nachweis führen, das das stimmt?

Du musst aus deiner inneren Einsamkeit in die Gesellschaft zurück, da du mit anderen Menschen mehr gemeinsam hast, als du vermutlich denkst. Das Gefühl gebraucht zu werden und Andere zu brauchen gibt Dir Halt und einen Platz im Leben. Eine liebe Frau an deiner Seite würde auch helfen.

Die Psychose dürfte übrigens durch deine Dauerkifferei ausgelöst worden sein.
Eben das ist der berühmte Kasus Knaxus (oder mit c?).

Wenn ich meine Psychose absichtlich wieder trigger, was passiert? Das kann mir keiner vorhersagen. Niemand kann mir sagen, ob ich die Kontrolle behalte, ob es mir gut tun wird, oder ob ich mich in der Psychose dann doch umbringe.

Gestern abend, kurz vorm Schlafengehen, hörte ich Stimmen. Es war, als seien die Personen direkt neben mir, ich hab schon fast geschlafen, ich habe sie akustisch gehört, zwei Frauen, bis mir dann auffiel, dass ich ja im Bett liege. Ich war auf einen Schlag wieder hell wach; die Stimmen verschwunden.

Das schlimme an der Situation ist auch: Einerseits stehen mir alle Wege offen. Ich bin intelligent, sehe ganz gut aus, brauche nichts und habe alles. Andererseits aber ist mir durch diese elendigen Depressionen alles verbaut, und in schlechten Phasen erscheint mir alles nur noch grausig. Zukunftsangst betäubt mich dann, genauso wie andere, völlig allgemeine Angst; 'grundlos' könnte man sie nennen, doch das ist sie ja nicht, schließlich hat alles einen Grund.


Zweite Personen usw. erzeugt man sich vor allem in jungen Jahren, wenn der Intellekt noch nicht ausgereift ist. Daher stammt auch die Angst vor Geistern, Spuk und der Glaube an Horoskope, die schwarze Katze etc.
Tatsächlich ist es ein typisches Merkmal von Asperger-Patienten, sich 'virtuelle' Freunde zu schaffen. Ich hatte so was auch, weil ich nie jemanden zum Spielen hatte; ich war einfach einerseits zu intelligent, und andererseits ein sozialer Idiot.

Gruß in die Runde,
Leo

Leila
06.02.2010, 07:42
Lieber Leo!

Ich wünsche Dir viel Glück im Leben und grüße Dich.

Leila

Leo Navis
07.02.2010, 11:45
Werd wohl die Medis doch nicht absetzen; derzeit geht's mir dermaßen gut, mit Medis, dass das überhaupt nicht mehr nötig erscheint.

Das Leben ist ein großes Paradies. Selbst das Chillen mit Kiffen macht, ohne dass ich selbst dabei kiffe oder trinke, richtig Spaß.

politisch Verfolgter
07.02.2010, 13:30
Schizophrenie bitte behandeln lassen.
Sowas in der Art wollte mir ein wahnhaft gestörter Politologe unterstellen, hat dazu sogar ein Univ.-Gutachten in Auftrag gegeben - ich sei mit meiner "Einstellung" auf einem sog. "Arbeitsmarkt" "nicht vermittelbar", solle nach China auswandern, er wolle mit mir "unsere Klientel nicht kaputtreiten".
Das ist wahnhafte Störung.
Experten wollen mit mir nix zu tun haben, halten sich also für die WahnVorstellungen von "Vermittlungs"-ÖDlern nicht zuständig.
Keine Ahnung, wieviel dieser ÖD-Wahnhaften behandlungsbedürftig sind.
Steuerfahnder werden zu Schizophrenen erklärt und ausgesteuert.
Der Sozialstaat ist eine idiotenzwingerische Irrenanstalt, für Außenstehende sehr interessant.
Derartiger Rechtsraum ist ein Konstrukt psychisch Defekter, wahnhaft Gestörter.
Das wirkt sich auf den davon schmarotzenden einschlägigen ÖD aus.

derRevisor
07.02.2010, 13:35
Werd wohl die Medis doch nicht absetzen; derzeit geht's mir dermaßen gut, mit Medis, dass das überhaupt nicht mehr nötig erscheint.

Das Leben ist ein großes Paradies. Selbst das Chillen mit Kiffen macht, ohne dass ich selbst dabei kiffe oder trinke, richtig Spaß.

Das wird wohl im zweifelsfalle die bessere Option sein.

Man bist Du sprunghaft :D

politisch Verfolgter
07.02.2010, 13:49
Viell. hilft ja das von Medis weg:
thinking will change your brain
Wir haben neurale Plastizität.
Sowas kurativ nutzen.

Leo Navis
07.02.2010, 13:49
Das wird wohl im zweifelsfalle die bessere Option sein.

Man bist Du sprunghaft :D
ich leide unter heftigen Stimmungsschwankungen; kein Wunder, dass ich sprunghaft bin.

:D


Schizophrenie bitte behandeln lassen.
Wird behandelt.

derRevisor
07.02.2010, 13:57
ich leide unter heftigen Stimmungsschwankungen; kein Wunder, dass ich sprunghaft bin.

:D


Du brauchst eine Frau!

Leo Navis
07.02.2010, 14:01
Du brauchst eine Frau!
Tja, wäre wohl nicht schlecht.

:]

Wobei das wohl kaum meine Stimmungsschwankungen korrigieren würde. Nein; eigentlich brauche ich keine Frau. Aber schlecht wäre es trotzdem nicht.

derRevisor
07.02.2010, 14:17
Tja, wäre wohl nicht schlecht.

:]

Wobei das wohl kaum meine Stimmungsschwankungen korrigieren würde. Nein; eigentlich brauche ich keine Frau. Aber schlecht wäre es trotzdem nicht.

Glaubst Du nicht, dass ein stabildes und verläßliches privates Umfeld zumindest hilft, die Schwankungen ein wenig abzuflachen?

Leo Navis
07.02.2010, 14:21
Glaubst Du nicht, dass ein stabildes und verläßliches privates Umfeld zumindest hilft, die Schwankungen ein wenig abzuflachen?
Doch, es könnte sein, dass durch eine Frau an meiner Seite der Serotonin-Haushalt etwas angehoben wird. Durchaus möglich, hast Recht.

:)

Humer
07.02.2010, 20:58
ich finde Deine Offenheit beachtlich. Nicht nur das, sondern auch der Umstand, dass Du in der Lage bist, über dein Erleben mit dieser seelische Krankheit auf eine distanzierte Art nachzudenken, sollte Dich hoffen lassen.
Es gibt auch viele Leute mit dieser Diagnose, die haben diese Fähigkeit nicht mehr oder vielleicht nie gehabt. Deren Prognose dürfte nicht so gut sein, wie die deine.
Leider gibt es wirklich drogeninduzierte Psychosen, vermutlich nur bei denen, die dazu eine Anlage haben. Deshalb ist die Entscheidung, die Finger davon zu lassen, in Deinem Fall überlebenswichtig.

Leila
07.02.2010, 21:14
Lieber Leo, ich empfehle Dir Thomas De Quinceys Buch „Confessions of an English Opium-Eater“ zu lesen.

Gruß von Leila

Leo Navis
10.02.2010, 09:47
ich finde Deine Offenheit beachtlich. Nicht nur das, sondern auch der Umstand, dass Du in der Lage bist, über dein Erleben mit dieser seelische Krankheit auf eine distanzierte Art nachzudenken, sollte Dich hoffen lassen.
Es gibt auch viele Leute mit dieser Diagnose, die haben diese Fähigkeit nicht mehr oder vielleicht nie gehabt. Deren Prognose dürfte nicht so gut sein, wie die deine.
Leider gibt es wirklich drogeninduzierte Psychosen, vermutlich nur bei denen, die dazu eine Anlage haben. Deshalb ist die Entscheidung, die Finger davon zu lassen, in Deinem Fall überlebenswichtig.
Ja, das gute Cannabis darf ich nie wieder anrühren, sonst bin ich schwupps in der nächsten Psychose.

Die haben mir in der Psychiatrie Tavor gegeben, das wirkt sehr ähnlich, man wird nur nicht high, sondern eben nur stoned. Weil ich davon zuviel genommen hab haben sie mich wieder abgesetzt; sie haben Angst, ich könnte süchtig werden.

:D


Lieber Leo, ich empfehle Dir Thomas De Quinceys Buch „Confessions of an English Opium-Eater“ zu lesen.
Leider bei Amazon nur als Shipping verfügbar, und ich hab keine Kreditkarte.

Weißt Du, wo ich das her bekomme?

Gruß,
Leo

Leila
10.02.2010, 09:53
Leider bei Amazon nur als Shipping verfügbar, und ich hab keine Kreditkarte.

Weißt Du, wo ich das her bekomme?

Gruß,
Leo

Evtl. bei einem Buchantiquar? Aus Sparsamkeitsgründen kaufte ich die meisten Bücher antiquarisch.

Gruß von Leila

Leo Navis
10.02.2010, 09:59
Evtl. bei einem Buchantiquar? Aus Sparsamkeitsgründen kaufte ich die meisten Bücher antiquarisch.

Gruß von Leila
Hm, da muss ich erst mal einen finden.

Oder; nee. Ich frage einfach meinen Vater, der kann mir das bei amazon bestellen. Danke auf jeden Fall für den Tipp!

:)

Gruß,
Leo

Erik der Rote
10.02.2010, 15:11
Moin,

Wie ja bereits einige der geneigten Leser wissen dürften, bin ich an der Schizophrenie 'erkrankt'. Tatsächlich ist es keine Krankheit, sondern der Ausweg des Körpers aus seiner schrecklichen Situation in die Fryheit.

Nun, ich denke, in den nächsten Jahrzehnten oder erst Jahrhunderten, je nachdem, wie fähig sich die Menschheit darin erweist, grundlegend umzudenken, wird das Verständnis der Psychose grundlegend verändert. Während jetzt noch von einer 'Krankheit' ausgegangen wird, die bekämpft werden müsste, und die durch allerlei Medikamente ausgemerzt wird, wird in Zukunft die Psychose als ein evolutionär sinnvolles Konzept verstanden werden, welches seine Daseinsberechtigung hat.

Vor der Psychose war ich beispielsweise ein depressiver, einsamer Mensch, der viel zu viel gekifft und geraucht hat und sich täglich gefragt hat, ob es nicht besser wäre, wäre er schon längst tot. Freunde stieß ich von mir weg, habe alles gehasst, am meisten aber mich selbst. Keine Freundin, kaum Freunde (denn kaum einer hielt es länger mit mir aus), den Suizidgedanken im Kopf riss ich Bong und Joint wie Zigaretten runter, bis sie endlich ausbrach: Die Psychose.

Plötzlich war alles anders. Eine Stimme in meinen Gedanken frug mich, als ich so dasaß, depressiv und einsam vor meinem PC mit der Kippe in der Hand und mich frug, warum gerade ich eine dermaßen verkackte Existenz habe, 'Warum interessiert Dich überhaupt, was die anderen denken?' - und plötzlich war alles hervorragend. Mein Leben schien mir plötzlich wie ein wunderbares Geschenk, welches ich erhalten habe, ich ging offen auf die Leute zu, war nicht mehr schweigsam, sondern redete wie ein Wasserfall, jeder war mein Freund, und jedem war ich gerne ein Freund, ich hatte keine Angst mehr vor den anderen Primaten, sie waren mir alle gleich, ich mochte sie alle. Ich war den ganzen Tag glücklich, war froh, dass ich leben durfte, hatte keinerlei Angst mehr, konnte jedem Menschen beliebig lange in die Augen gucken, lernte in kürzester Zeit die abstrusesten Leute kennen, alles nette und freundliche Menschen, wenn man sie richtig anpackt.

Das Leben hatte plötzlich einen Sinn. Es war großartig. Ich entdeckte in der Bibel und ähnlichem viele versteckte Botschaften, beispielsweise entdeckte ich für mich selbst, dass der Mensch durch die Projektion eines Gottes lediglich sich selbst anbetet. Ich erkannte den menschlichen Dualismus wie viele vor mir bevor, erkannte Scheingegensätze, die Realität war plötzlich ganz anders, etwas großartiges, etwas schönes.

So viele Glücksgefühle hatte ich noch nie zuvor. Es konnte sich jemand über mich lustig machen, und ich lächelte ihn an, das Gras schmeckte plötzlich richtig gut, die Zigaretten waren nicht mehr widerlich.

Gleichzeitig verrannte ich mich in allerlei Wahnideen. Das letzte Mal, als ich kiffte, erschien mir der Satan im eigenen Kopf und erklärte alles zur Sünde bis auf Wasser und Brot; doch isst Du nur Wasser und Brot, stirbst Du auf die Dauer. Ich brauchte ein paar Stunden, doch dann bettelte ich um Vergebung für meine Sünden, und eine andere Stimme in meinen Gedanken vergab mir. Daraufhin rauchte ich nicht mehr, trank nicht mehr, kiffte nicht mehr und arbeitete so hart wie nur irgendmöglich. Ich lief viele Kilometer am Tag, fuhr Fahrrad, ernährte mich gesund, ich war ein ganz neuer Mensch geworden. Ich mochte mich plötzlich selbst für das, was ich tat, richtig.

Natürlich fiel auch anderen auf, was mit mir los war, und weil ich wieder depressiver wurde, lieferten mich meine Eltern in die Psychiatrie ein. Dort bekam und bekomme ich Medikamente gegen die Schizophrenie.

Das Ende vom Lied: Nachdem ich es nach Jahren der Peinlichkeit vor mir selbst endlich geschafft hatte, eine Traumfigur zu erreichen, wurde mir diese durch die Medikamente zerstört. Jetzt bin ich wieder übergewichtig. Ein halbes Jahr Depression, und ich rauche wieder. Der Weg, der mir in der Psychose gewiesen wurde, war ein guter Weg; und er wurde komplett zerstört durch Medikamente und den Glauben, man müsse eine Krankheit heilen. Ich kann nicht mehr laufen, weil ich soviel rauche, ich kann nicht mehr arbeiten, weil ich ständig depressiv bin. Ich kann überhaupt nichts mehr. Es fühlt sich zeitweise an wie die Hölle auf Erden.

Alles, was mir bleibt, ist, auf den nächsten Schub zu warten und zu hoffen, dass ich diesmal nicht wieder eingeliefert werde sondern meine Psychose von vorne bis hinten durchstehen kann. Das wäre der richtige Weg. Doch es wird kommen, wie es kommen muss; das weiß ich sehr genau, und das ist das einzige, was mir noch die Kraft gibt, weiterzuleben.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

:)

Gruß,
Leo

sind das wirklich deine erfahrungen ? wirklich interessant !

dazu hätte ich zwei Fragen

1) bisher dachte ich das Psychose und Schizophrenie zwei Paar Schuhe sind? Also das man von eienr Psychose durchaus geheilt wird bei richtiger Schizophrenie dagegen nie ?

2) darfst du den nicht mehr selbst üebr dein Leben entscheiden ? bist du entmündigt? wenn nein wieso nimmst du nicht dein altes leben wieder auf schmeisst die Medikamente in die Toilette und lässt deine Eltern deine Eltern sein ?

Leo Navis
10.02.2010, 15:21
sind das wirklich deine erfahrungen ? wirklich interessant !

dazu hätte ich zwei Fragen

1) bisher dachte ich das Psychose und Schizophrenie zwei Paar Schuhe sind? Also das man von eienr Psychose durchaus geheilt wird bei richtiger Schizophrenie dagegen nie ?
Das ist nicht korrekt. Es gibt die 'Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis', die sich beispielsweise von einer Wochenbettpsychose oder einer Alkohol-Delir-Psychose unterscheiden; die 'klassische' Psychose dagegen ist die Schizophrenie.


2) darfst du den nicht mehr selbst üebr dein Leben entscheiden ? bist du entmündigt?
Das ist korrekt. Könnte ich selbst über mein Leben entscheiden, hätte ich wahrscheinlich längst 'ne Überdosis Heroin drin und wäre tot.

:)

Aber nein, das Kollektiv sorgt für seine Individuen und verhindert ihren Tod; denn das scheitern des Individuums im Kleinen steht gleichsam für ein Scheitern des Kollektivs im großen.

:]


wenn nein wieso nimmst du nicht dein altes leben wieder auf schmeisst die Medikamente in die Toilette und lässt deine Eltern deine Eltern sein ?
Das ist eine gute Frage. In depressiven Phasen würde ich Dir antworten: Weil sie mich nicht lassen. In guten Phasen würde ich Dir antworten: Weil ich das nicht will.

Gerade antworte ich Dir; keine Ahnung. Weil ich dann wahrscheinlich wieder eine Psychose bekomme und dann noch mal für Monate in der Psychiatrie sitzen darf. Der Gedanke ist verlockend; was würde passieren, löste ich noch mal eine Psychose aus? Ich weiß nicht, vielleicht wäre das genau das richtige; vielleicht aber auch nicht.

Meine post-nihlistische Sichtweise setzt voraus, dass ich alles als gegeben annehme, was da kommt, und mir keinen Kopf drum mache, was passiert. Alles passiert sowieso, wie es passiert, ohne, dass ich eine Einflussmöglichkeit darauf hätte. Warum also nicht den Dingen harren, die da kommen, mich zurücklehnen und dieses lustige Spektakel genießen.

Du merkst; gerade ist meine Stimmung eher gut.

Leo Navis
11.02.2010, 16:28
Gerade ist wieder mal alles scheiße. Ich denke daran, die Medikamente abzusetzen, die Zukunft erscheint mir wie ein trostloser Brei und der Gedanke setzt sich fest, dass es definitiv besser wäre, würde ich dieses leidige Schicksal nicht mit euch teilen.

Tatsächlich hatte ich während der Psychose die beste Zeit meines Lebens; warum also nicht die Psychose reaktivieren und mich in einen Rausch kiffen, der krasser nicht sein könnte? Warum nicht mich selbst aufgeben, um etwas zu werden, das anders ist?

Ich denke daran, dass die Psychose ja eine evolutionär sinnvolle Sache ist, dass das alles einen und keinen Sinn hat, und dass ich vielleicht durch die Psychose ein anderer Mensch werden sollte. Ein anderer Mensch, für das Kollektiv nützlich; der Gedanke festigt sich, denke ich daran, dass ich in der Psychose die erste Zeit meines Lebens hatte, in der ich ernsthaft arbeiten konnte und ein Monster der Produktivität war.

Derzeit bin ich alles andere als 'nützlich'. Ich bin ein depressiver, rauchender, armer Mensch, der nichts weiter kann als in einem Internetforum darüber zu jammern, wie schlecht es ihm doch geht. Der darin die einzige Beschäftigung findet, die ihn gerade nicht völlig anödet und ankotzt.

Tja, das Leben ist schon ein Paradox; womit ich meine, dass es völlig gleichförmig ist.

:(

Sophisticated
11.02.2010, 16:47
Gestern abend, kurz vorm Schlafengehen, hörte ich Stimmen. Es war, als seien die Personen direkt neben mir, ich hab schon fast geschlafen, ich habe sie akustisch gehört, zwei Frauen, bis mir dann auffiel, dass ich ja im Bett liege. Ich war auf einen Schlag wieder hell wach; die Stimmen verschwunden.


Auch wenn ich mir überlege Dir etwas zu allem zu schreiben, was Du hier erzählst hat - hier erstmal kurz zu dem zitierten Aspekt: Wenn Du Stimmen hauptsächlich hörst, wenn Du extrem müde bist, oder gerade im Begriff einzuschlafen, dann ist das nicht weiter wild. Googel mal "Hypnagogie". Mir passiert das auch häufiger, muss also nicht heißen, dass die Medikamente nicht wirken, oder so.

Hm. Vielleicht doch kurz; ich würde Dir raten die Medikamente nicht abzusetzen. Auch wenn Du retrospektiv vielleicht meinst, dass die Psychose gut für Dich war. Zumindest nach dem, was ich aus dem eingeschränkten Blickwinkel desjenigen, der Deine Beiträge hier gelesen hat, mitbekommen hab, hat Sie Dir nicht gut getan. Du hast sehr wirr geschrieben, Deine Texte hatten weder Hand noch Fuß, waren voller Widersprüche, die Du selber als solche aber nicht erkannt hast.

Ich sehe das im Gegensatz zu dem Bild, was ich eigentlich von Dir habe: Du bist sehr intelligent, hast Humor, in den meisten Fällen recht gelassen. Kämpf Dich durch die derzeitige Scheiße durch. Ich glaube, dass Du das schaffst, und auch, dass Du danach froh sein wirst, nicht den Weg zurück in die Psychose gegangen zu sein. Ich habe ein wenig Erfahrung mit drogeninduzierten Psychosen im Bekanntenkreis gemacht; die, die diese erfolgreich bekämpft haben, waren danach froh, es gemacht zu haben. Allerdings war die Zeit der Therapie für ebenfalls ausnahmlos alle auch extrem schwer.

Kopf hoch, Leo.

Leo Navis
11.02.2010, 17:56
Auch wenn ich mir überlege Dir etwas zu allem zu schreiben, was Du hier erzählst hat - hier erstmal kurz zu dem zitierten Aspekt: Wenn Du Stimmen hauptsächlich hörst, wenn Du extrem müde bist, oder gerade im Begriff einzuschlafen, dann ist das nicht weiter wild. Googel mal "Hypnagogie". Mir passiert das auch häufiger, muss also nicht heißen, dass die Medikamente nicht wirken, oder so.
Gut zu wissen. Wenn man schon Schizophrenie hat interpretiert man das sofort als Symptomatik.

Das mit den Medikamenten ist schon richtig, und ich glaube auch, dass ich es am Ende bereuen würde, nähme ich eine Psychose billigend in Kauf, doch wenn es mir wirklich schlecht geht - das sind dann krass depressive Phasen, in denen wirklich alles zum Kotzen ist und die Zukunft und Gegenwart erscheint wie ein großer Haufen Scheiße - denke ich mir: Schlimmer kann's nicht werden. Und dann erinnere ich mich daran, wie glücklich und verrückt ich war, und die Vergangenheit erscheint wie ein güldener Schein, auch wenn er das gar nicht war.

Es ist eine schwierige Situation, aber ich komm klar. Ich mache einfach genau das, was die anderen mir sagen, wenn ich Glück habe, komme ich so wieder auf einen Weg der mir gefällt.

Gruß und Dank für die aufmunternden Worte,
Leo

derRevisor
12.02.2010, 03:44
Gerade ist wieder mal alles scheiße. Ich denke daran, die Medikamente abzusetzen, die Zukunft erscheint mir wie ein trostloser Brei und der Gedanke setzt sich fest, dass es definitiv besser wäre, würde ich dieses leidige Schicksal nicht mit euch teilen.

Tatsächlich hatte ich während der Psychose die beste Zeit meines Lebens; warum also nicht die Psychose reaktivieren und mich in einen Rausch kiffen, der krasser nicht sein könnte? Warum nicht mich selbst aufgeben, um etwas zu werden, das anders ist?

Ich denke daran, dass die Psychose ja eine evolutionär sinnvolle Sache ist, dass das alles einen und keinen Sinn hat, und dass ich vielleicht durch die Psychose ein anderer Mensch werden sollte. Ein anderer Mensch, für das Kollektiv nützlich; der Gedanke festigt sich, denke ich daran, dass ich in der Psychose die erste Zeit meines Lebens hatte, in der ich ernsthaft arbeiten konnte und ein Monster der Produktivität war.

Derzeit bin ich alles andere als 'nützlich'. Ich bin ein depressiver, rauchender, armer Mensch, der nichts weiter kann als in einem Internetforum darüber zu jammern, wie schlecht es ihm doch geht. Der darin die einzige Beschäftigung findet, die ihn gerade nicht völlig anödet und ankotzt.

Tja, das Leben ist schon ein Paradox; womit ich meine, dass es völlig gleichförmig ist.

:(

Typische Suchtmerkmale mit dem Versuch der Rechtfertigung. Wenn Du wieder arbeitest und am gesellschaftlichen Leben teilhast, wird du das schnell vergessen und nicht mehr vermissen. Kiffen macht einsam.

Deine Monsterproduktivität resultierte sicherlich nicht unerheblich aus einem Substanzabbau der unweigerlich zuEinknicken und Totalverweigerung führt. Weniger ist manchmal mehr. Kontinuität ist besser.

Was macht eigentlich die Weibchensuche? :D Frauen helfen ungemein, um einen geregelten Tagesablauf zu erreichen und haben noch andere Nebenqualitäten die mäßigend wirken.

Leo Navis
12.02.2010, 07:15
Typische Suchtmerkmale mit dem Versuch der Rechtfertigung. Wenn Du wieder arbeitest und am gesellschaftlichen Leben teilhast, wird du das schnell vergessen und nicht mehr vermissen. Kiffen macht einsam.

Deine Monsterproduktivität resultierte sicherlich nicht unerheblich aus einem Substanzabbau der unweigerlich zuEinknicken und Totalverweigerung führt. Weniger ist manchmal mehr. Kontinuität ist besser.
Ja, da magst Du recht haben.


Was macht eigentlich die Weibchensuche? :D Frauen helfen ungemein, um einen geregelten Tagesablauf zu erreichen und haben noch andere Nebenqualitäten die mäßigend wirken.
Man vermutet bei mir Asperger. Ich bin was Weibchen angeht ein Totalversager. Ich bewerte Situationen über und unter, was dazu führt, dass ich keine Ahnung hab, wann ich was zu tun habe. Ich muss das irgendwie noch lernen, doch hab ich keinerlei Trainingsobjekte.

Na, mal sehen.

:]

Peaches
12.02.2010, 18:03
Man vermutet bei mir Asperger. Ich bin was Weibchen angeht ein Totalversager. Ich bewerte Situationen über und unter, was dazu führt, dass ich keine Ahnung hab, wann ich was zu tun habe. Ich muss das irgendwie noch lernen, doch hab ich keinerlei Trainingsobjekte.


Das Forum ist voller Trainingsobjekte. :)

Senator74
12.02.2010, 20:29
Das Forum ist voller Trainingsobjekte. :)

Das mag stimmen,aber für echte Probleme ist Therapie/medikamentenunterstützt
weit wichtiger...Gruß!

politisch Verfolgter
13.02.2010, 21:43
Ich hoffe, wir sind nur Trainingsobjekte ausgefallener Lustbarkeit, was durchaus auch seine Reize haben mag ;-)
Ansonsten wäre sehr sensitive Dauertherapie bei möglichst geringer Medikation vermutlich das Beste.