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Vollständige Version anzeigen : Was wäre, wenn... - Deutschland gewinnt WK1



Sauerländer
25.01.2010, 00:08
Moin, Herrschaften.
Das allseits beliebte Spielchen: Was wäre passiert, wenn sich dieses oder jenes Ereignis nicht oder anders zugetragen hätte? In der Geschichtswissenschaft heftig umstritten hinsichtlich der Frage, ob man sich damit überhaupt seriös und produktiv beschäftigen kann, ist es nichtsdestotrotz ein Gedankenspiel, das immer wieder seinen ganz eigenen Reiz hat. Schon oft ist hier im Forum durchdacht worden, wie eventuell Deutschland den zweiten Weltkrieg hätte gewinnen können, seltener auch schon mal, wie das im Ersten hätte gelingen können, und es ist auch schon diskutiert worden, was ein Sieg Deutschland im Zweiten Weltkrieg langfristig für Folgen gehabt hätte.

Was wir aber in meiner Erinnerung noch nicht hatten, ist die Frage danach, was langfristig die Folgen eines Sieges der Deutschen bzw der Mittelmächte im ERSTEN Weltkrieg gewesen wären.
Das sind gewiss manche Variablen zu berücksichtigen, unter anderem die, in welchem Jahr die Entscheidung fällt, was wiederum auch an der Frage hängt, WIE das gelingt. Manch einer würde ja durchaus vertreten, im Westen könne der Krieg ausschließlich in der Anfangsphase gewonnen werden, wenn erstmal die Verschanzung einsetze, sei das Thema bereits gegessen.

Daher mal die Frage in die Runde: Wie hätte eurer Meinung nach ein deutscher Sieg bei der Ausgangslage dieses Krieges zustande kommen können, und wichtiger: Was wären die langfristigen Folgen gewesen? Wie hätten die deutschen Forderungen bei Friedensverhandlungen ausgesehen? Wie hätte sich möglicherweise weltweit der Gang der Dinge geändert (man denke nur an die russ. Revolution) ?
Wären auch in einem siegreichen Deutschland...destruktive Kräfte zu mehr Macht gekommen? Oder hätten wir z.B. ein bis zum Wahn revanchistisches Frankreich bekommen? Wäre die Unzufriedenheit seitens linker Kräfte durch einen solchen Sieg wesentlich gedämpft worden? Oder hätte es auch dann eine immer stärker werdende linke Opposition gegeben? Hätte man die, so es sie gegeben hätte, weiter niederzuhalten versucht, oder hätte man irgendwann Reformen (Welche?) in deren Sinne eingeleitet?
Was wäre mit Amerikas Positionierung als neue Weltmacht? Was mit den Kolonialterritorien? Was wäre z.B. aus Italien geworden? Wäre da auch dann Mussolini an die Macht gelangt? Hätten wir es dann mit einem radikal antideutschen Mussolini zu tun bekommen? Hätte die Donaumonarchie durch einen entsprechendne Kriegsausgang neuen Auftrieb erhalten, oder wäre sie dennoch von ihren inneren Problemen zerrissen worden? Hätten wir heute noch immer einen Hohenzollern-Kaiser? Hätte der immer noch wesentliche Kompetenzen, oder wäre der mittlerweile doch eher ein gekrönter Grüßaugust, wie es bei den Briten der Fall ist?
Fragen über Fragen.

Ich bin auf eure Meinungen gespannt. :)

schastar
25.01.2010, 05:24
Wir hätten seit spätestens 1940 ein funktionierendes Europa. Asylantenprobleme wäre uns unbekannt, Straftaten durch diese ebenfalls nicht. Der Islam wäre es nicht mal wehrt erwähnt zu werden. Afrika wäre schon lange befriedet, Simbabwe wäre immer noch die Kornkammer Afrikas, den Jugoslawien-Konflikt hätte es nicht gegeben, usw.. :]

Deutschmann
25.01.2010, 06:47
Die USA wären keine Weltmacht. Tippe ich mal so.

schastar
25.01.2010, 06:57
Die USA wären keine Weltmacht. Tippe ich mal so.

und in England hätten sie anständiges Essen und kein Negerproblem. Auch Frankreich hätte dies nicht. :]

Würfelqualle
25.01.2010, 06:58
Wir hätten noch diese Grenzen, oder wären evtl. noch größer :


http://www3.pic-upload.de/25.01.10/xpf9ehu78z4r.jpg (http://www.pic-upload.de/view-4364880/Staatseisenbahnen-Deutsches_Reich-bis-1918.jpg.html)

Bergischer Löwe
25.01.2010, 08:39
Ich könnte mir vorstellen, daß die Donaumonarchie einigen Gebieten mehr Autonomie gestattet hätte (beispielsweise den Tschechen) - sich aber auch reichlichst in Norditalien bedient hätte. Man hätte wahrscheinlich dem abtrünnigen ehemaligen Verbündeten die wirtschaftliche Grundlage genommen, indem die Industrieregionen Norditaliens unter österreichische Kontrolle gekommen wären.

Damit wäre Italien erledigt gewesen und eventuell in Regionen zerfallen wie vor dem Risorgimento im 19. Jhd.

Möglicherweise wäre der Balkan Konfliktherd Nr. 1 in Europa geblieben, da Rußland Serbien niemals aufgegeben hätte. Eventuell hätte Wien hier auch Kompromisse schließen müssen (beispielsweise Teilautonomien).

Die Rolle Österreichs nach einem "Sieg" der Achse wäre sicher sehr interessant geworden. Vor allem im Hinblick auf einen extrem erstarkten Nachbarn (bei einem Sieg wäre Deutschland Weltmacht geworden) im Norden.

Lobo
25.01.2010, 08:42
Ich schätze mal, daß sich die k. u. k. Monarchie dennoch aufgelöst oder gewandelt hätte und entweder mit Deutschland verschmolzen wäre oder aber gemeinsam mit Deutschland die uneingeschränkte Vorherrschaft in Europa übernommen hätte.

Lichtblau
25.01.2010, 08:53
Dann hätte meine Oma nie meinen Opa getroffen, und ich wäre nie geboren worden.:(

Gneisenau
25.01.2010, 09:20
Daher mal die Frage in die Runde: Wie hätte eurer Meinung nach ein deutscher Sieg bei der Ausgangslage dieses Krieges zustande kommen können

Meiner Meinug nach war Verdun der grösste Fehler der deutschen Heeresleitung, ein Prestigeobjekt, mehr nicht ! Hier wurden unmengen an Material und Mensch verpulvert, wovon man sich nicht wieder erholen konnte. Hinzu kommt die Front in Russland, hier waren viele Truppen gebunden, die einen Sieg an der Westfront hätten herbeiführen können.

Wir haben viele Fehler "begangen", z.B. der erste Einsatz der Gaswaffe, ein "Feldversuch", in wahrsten Sinne des Wortes. Die Franzosen hatten genug Zeit, um sich auf weitere Angriffe dieser neuen Waffe einzustellen, ein besserer geplanter Angriff auf einen grossen Frontabschnitt hätte womöglich heftige Verluste bei den Franzosen herbeigefüht und ein Druchbruch wäre gelungen.

Cinnamon
25.01.2010, 09:40
Vermutlich hätte Deutschland die dann besiegten Allierten ähnlich gedemütigt wie die Allierten es geschichtlich mit Deutschland in Versailles gemacht haben. Deutschland hätte wahrscheinlich seine Kolonien in Afrika und Asien erweitert und sich auch am Territorium seiner Nachbarn bedient. Zwischen Russland und Deutschland hätte es einen unabhängigen polnischen Staat als Puffer gegeben.

In Deutschland wären der Nationalismus und die Kaisertreue noch angewachsen.

Bergischer Löwe
25.01.2010, 09:45
Meiner Meinug nach war Verdun der grösste Fehler der deutschen Heeresleitung, ein Prestigeobjekt, mehr nicht ! Hier wurden unmengen an Material und Mensch verpulvert, wovon man sich nicht wieder erholen konnte. Hinzu kommt die Front in Russland, hier waren viele Truppen gebunden, die einen Sieg an der Westfront hätten herbeiführen können.

Wir haben viele Fehler "begangen", z.B. der erste Einsatz der Gaswaffe, ein "Feldversuch", in wahrsten Sinne des Wortes. Die Franzosen hatten genug Zeit, um sich auf weitere Angriffe dieser neuen Waffe einzustellen, ein besserer geplanter Angriff auf einen grossen Frontabschnitt hätte womöglich heftige Verluste bei den Franzosen herbeigefüht und ein Druchbruch wäre gelungen.

Tja,die ab 1918 von der Ost- an die Westfront verlegten Millionen haben aber auch nicht den erwünschten Erfolg gebracht, denn die neue "Kontinentalsperre" der Entente war durch Deutschlands Marine nicht aufzubrechen und somit war Mangel an nahezu allen wichtigen Wirtschaftsgütern. Menschen alleine brachten es nicht - es war vor allem die erdrückende Materialüberlegenheit der Alliierten, die die West- und Heimatfront zusammenbrechen ließ.

Der letzte verzweifelte Versuch war der Befehl an die Hochseeflotte, sich der Royal Navy zu stellen. Dieser Befehl, dessen Ausübung reiner Selbstmord gewesen wäre, mündete ja schließlich in Befehlsverweigerungen, Revolten auf einzelnen Einheiten der Hochseeflotte und schließlich in der Revolution vom November 1918.

Und im Westen war der Wiederstand spätestens in dem Moment gebrochen, in dem die Truppen während der Operation Michael bemerkten, daß die Aussage der Feind habe genausowenig zu essen, wie sie selber reine Propaganda war.

Gneisenau
25.01.2010, 10:08
Tja,die ab 1918 von der Ost- an die Westfront verlegten Millionen haben aber auch nicht den erwünschten Erfolg gebracht, denn die neue "Kontinentalsperre" der Entente war durch Deutschlands Marine nicht aufzubrechen und somit war Mangel an nahezu allen wichtigen Wirtschaftsgütern. Menschen alleine brachten es nicht - es war vor allem die erdrückende Materialüberlegenheit der Alliierten, die die West- und Heimatfront zusammenbrechen ließ.

Am Ende des Krieges hatten wir auch so gut wie keine Wirtschaftgüter mehr, das ist richtig. Aber : Am Anfang des Krieges hatten wird diese noch...

Ein Schlüssel zum Erfolg für die Franzosen war sicherlich auch das Reservesystem, das einen Austausch der Truppen nach einer Woche vorsah. Eine Woche erste Linie, eine Woche zweite Linie, eine Woche "Ruhe". Hätten wir die in Russland gebundenen Truppen gehabt, wäre diese Taktik auch für uns möglich gewesen. Stellt sich nur die Frage, ob Falkenhayn das dann auch gemacht hätte. Bekannt war es, soviel steht fest. Warumes nicht durchgeführt wurde, schiebe ich wie gesagt auf einen Mangel an Truppen.


Der letzte verzweifelte Versuch war der Befehl an die Hochseeflotte, sich der Royal Navy zu stellen. Dieser Befehl, dessen Ausübung reiner Selbstmord gewesen wäre, mündete ja schließlich in Befehlsverweigerungen, Revolten auf einzelnen Einheiten der Hochseeflotte und schließlich in der Revolution vom November 1918.

Verräter germane

Bergischer Löwe
25.01.2010, 11:51
Verräter germane

Tja - oder eben Menschen, die an ihrem Leben hingen und nicht bereit waren, für bornierte preußisch - protestantische Adelige in den Tod zu gehen. Menschlich verständlich würde ich sagen.

Freiherr
25.01.2010, 15:43
Tja - oder eben Menschen, die an ihrem Leben hingen und nicht bereit waren, für bornierte preußisch - protestantische Adelige in den Tod zu gehen. Menschlich verständlich würde ich sagen.

Für bornierte preußisch - protestantische Adelige?
Wohl kaum. Für Deutschland, für die Familie, Freunde, für eine Zukunft.
Ob es den Matrosen und ihren Familien besser ergangen ist in den Nachkriegsjahren?
Die Hochseeflotte hätte zu Beginn des Krieges einen Schlag gegen England
führen sollen. Dazu wäre sie in der Lage gewesen. Und wäre wenigstens die
britische Flotte geschlagen worden - wie hätte das auf die geknechteten Völker
unter britischer Verwaltung gewirkt? Hätten sich Freiheitsbewegungen gebildet?

GSch
25.01.2010, 16:28
Man kann sich wohl nur mit Tucholsksi anschließen, der ein Gedicht betitelte: "Wenn wir den Krieg gewonnen hätten". Am Schluss heißt es: "Zum Glück gewannen wir ihn nicht."

Sauerländer
25.01.2010, 16:55
Man kann sich wohl nur mit Tucholsksi anschließen, der ein Gedicht betitelte: "Wenn wir den Krieg gewonnen hätten". Am Schluss heißt es: "Zum Glück gewannen wir ihn nicht."
Kann man nur dies?
Warum?

Raczek
25.01.2010, 21:20
Zumindestens der Nationalsozialismus wäre wohl unbedeutend geblieben und damit auch keine Herrschaft Hitlers. Deutschland hätte sich - auch abhängig möglicher weiterer Waffengänge- wohl dauerhaft immer stärker zu einer konstitiunellen Monarchie weiterentwickelt.
Gebietsgewinne in Europa wären weitgehend ausgeblieben, eine Vereinigung von Deutsch-Österreich und Böhmen mit dem Reich wäre nach dem mittelfristigen Zerfall der KuK-Monarchie -die bei einem Sieg nochmal eine Gnadenfrist von allerhöchstens 20 Jahren erhalten hätte- denkbar gewesen. Der deutsche Kolonialismus hingegen dürfte einen deutlichen Aufschwung verzeichnen, evtl. auch die Übernahme einiger französischen Kolonien als Reparationsleistung.
GB hingegen hätte sein Imperialmacht weitgehend erhalten, da trotz der Zerschlagung seiner Expeditionsarmee und der Kapitulation Frankreichs, eine erfolgreiche Invasion GB´s nicht stattgefunden hätte, und hier nicht mehr als ein Waffenstillstand mit späteren Friedensvertrag ohne Reparationsleistungen herausgesprungen wäre.
Im Nahen Osten dürfte das Osmansiche Reich dennoch zerfallen und durch die Republik Türkei ersetzt worden sein, jedoch hätte diese Republik noch deutlichen Machteinfluss über große Teile der ehemaligen osmanischen Provinzen im Nahen Osten, ggf. in Zusammenarbeit mit dem Reich, dass auch hier seine Position weiter ausgebaut hätte.
Die Vereinigten Staaten hätten es trotz ausbleibenden Sieg auf dem europäischen Schlachtfeld, dennoch zu einer Weltmacht gebracht, genauso die junge Sowjetunion und im Pazifik Japan.
Einen weiteren Weltkrieg hätte freilich irgendwann stattgefunden, unter welcher Beteiligung und welcher Konstellation ist dabei allerdings fraglich. Jedoch wäre auch dieser weitgehend zw. europäischen Mächten und ihrer Verbündeten/Vasallen in der Restwelt ausgetragen worden und Europa würde heute kaum anders dastehen als in unserer Realität, lediglich mit anderem Mächteverhältniss zw. seinen Einzelstaaten.

GSch
25.01.2010, 21:47
Kann man nur dies?
Warum?

Frag Tucholsky. Er liegt nahe Gripsholm.

Sauerländer
26.01.2010, 14:07
Frag Tucholsky. Er liegt nahe Gripsholm.
Ich schätze, das brächte mich mangels Antwort nicht wirklich weiter, zumal es mir auch eher um deine als um good old Kurts Meinung ging.

GSch
26.01.2010, 18:18
Ich schätze, das brächte mich mangels Antwort nicht wirklich weiter, zumal es mir auch eher um deine als um good old Kurts Meinung ging.

... und mal lesen?

Rowlf
26.01.2010, 18:23
Definiere gewonnen: Gilt zum Beispiel Brest-Litowsk als Sieg oder würde das bedeuten, man hätte die gesamte Sowjetunion unterworfen?

Sauerländer
26.01.2010, 19:33
... und mal lesen?
Kann ich mit Sicherheit, bzw habe ich in seinem Fall auch schon getan.
Das bringt mich aber weder weiter im Hinblick auf DEINE Ansicht, noch im Hinblick auf die Frage, warum man das nur so sehen können soll.
Ebenso könnte man ja z.B. argumentieren, dass ein solcher Sieg den Nationalsozialismus, ähm, extrem unwahrscheinlich gemacht hätte, und dass man daher ihn nur bejahen könne.

Sauerländer
26.01.2010, 19:35
Definiere gewonnen: Gilt zum Beispiel Brest-Litowsk als Sieg oder würde das bedeuten, man hätte die gesamte Sowjetunion unterworfen?
Brest-Litowsk stellt einen erheblichen Gewinn an Territorien und Ressourcen dar, abgerungen einem Gegner, der das nicht freiwillig herausgab, aber nicht mehr in der Lage war, es unter Einsatz von Gewalt zu halten. Doch, das würde ich schon als einen klaren Sieg bezeichnen. Einen TOTALEN Sieg sieht man in der Geschichte ja eher nicht sooo oft.

Raczek
26.01.2010, 19:38
Definiere gewonnen: Gilt zum Beispiel Brest-Litowsk als Sieg oder würde das bedeuten, man hätte die gesamte Sowjetunion unterworfen?

Sieg = Endzustand indem Deutschland seinen Kriegsgegner bzw. der Mehrzahl seine Bedingungen hätte diktieren könnte. Für Russland war das Brest-Litowsk, im Westen hieße das primär die Kapitulation Frankreichs. Mit GB, I und den USA hätte es anschließend seperate Waffenstillstands- und später Friedensabkommen gegeben, für GB und USA ohne Bedingungen, die Italiener hätten wir natürlich noch erstmal ordentlich gerupft. Die Hauptfeinde Deutschlands im Weltkrieg waren jedoch die beiden anderen Kontinentalmächte Frankreich und Russland, daher steht die Kapitulation dieser beiden Länder an erster Reihe und sind gleichbedeutend mit einem umfassenden Sieg, denn weder GB noch die Staaten hätten den Krieg für sich weitergeführt.

Waldgänger
26.01.2010, 19:48
Vermutlich hätte Deutschland die dann besiegten Allierten ähnlich gedemütigt wie die Allierten es geschichtlich mit Deutschland in Versailles gemacht haben. Deutschland hätte wahrscheinlich seine Kolonien in Afrika und Asien erweitert und sich auch am Territorium seiner Nachbarn bedient. Zwischen Russland und Deutschland hätte es einen unabhängigen polnischen Staat als Puffer gegeben.

In Deutschland wären der Nationalismus und die Kaisertreue noch angewachsen.

Sehe ich ähnlich. Die linke Opposition wäre gedämpft worden, allerdings glaube ich - je nachdem wann der Krieg siegreich beendet worden wäre -, können wir uns gut eine Transformation der konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarische Monarchie denken.

Österreich-Ungarn hätte den Völkern auf dem K.u.K.-Territorium vermutlich mehr Autonomie gewährt, oder wäre trotz allem zerfallen, Deutsch-Österreich ein Teil des Deutschen Reiches geworden.

Was Italien und Frankreich betrifft schätze ich, hätte es in Frankreich einen verstärkten revanchistischen Rechtsruck gegeben. Was Anno 1933 uns geschah, wäre vielleicht in Frankreich geschehen. Dabei wäre Italien dessen Bündnispartner geworden, die Achse Paris - Rom sozusagen. Beide hätten versucht einen erneuten Krieg gegen das erstarkte Deutschland vom Zaun zu brechen.

Was die Sowjet-Union betrifft so wäre sie bei einem Sieg vor Lenins Eingreifen im Herbst 1917 aller Wahrscheinlichkeit nach nicht entstanden. Denken wir uns einen Sieg nach Brest-Litowsk, besteht weiterhin die Möglichkeit ihrer Existenz. Ich glaube jedoch, dass sie sofort einige Grenzkonflikte mit dem Deutschen Reich hätte ausfechten müssen. Letztlich hätten beide Seiten vorerst aber genug vom Krieg. Die Sowjet-Union wäre allerdings bei weitem kleiner als sie es im realen Geschichtsverlauf war.

Ein Sieg der Mittelmächte wäre ab 1916 vermutlich nur mit einem uneingeschränkten U-Bootkrieg möglich gewesen, was in diesem Alternativszenario eine größere U-Bootflotte einschließt um Großbritannien von der Versorgung mit Rohstoffen und Lebensmitteln auszuschließen.

Die Vereinigten Staaten wären keine Weltmacht geworden und auf ihrem Vorkriegsstand geblieben, der Isolationismus hätte vermutlich wieder Einzug gehalten und ihre Politik sich auf die weitere Kolonialisierung des Pazifik und Lateinamerikas beschränkt.

Deutschland hätte nahezu sämtliche Kolonien Frankreichs und Großbritanniens bekommen.

Sauerländer
26.01.2010, 19:53
(...)
Deutschland hätte nahezu sämtliche Kolonien Frankreichs und Großbritanniens bekommen.
Interessant wäre jetzt natürlich die Frage, auf welcher Grundlage man sich mit Großbritannien geeinigt hätte (oder ob überhaupt), wenn man die eben nicht über stärkere U-Boot-Präsenz in die Knie gezwungen hätte und somit auch nicht entscheidend bedrohen könnte, Frankreich jedoch zur Kapitulation gebracht hätte.
Hätten die Briten dann auch die Lust verloren? Hätten sie hingenommen, dass sich Deutschland an den französischen Kolonien bedient? Wie hätten sie auf die Aussicht reagiert, dass dann auch wieder eine deutliche deutsche Aufrüstung zur See zu erwarten gewesen wäre?

El Lute
26.01.2010, 20:04
Ich denke, in diesem Fall wäre der umgekehrte Fehler gemacht worden, dann hätte der Versailler Vertrag nicht Deutschland, sondern Frankreich ausbluten lassen. Dementsprechend hätte dies in Frankreich zur Radikalisierung geführt und eine totalitäre französische Regierung hätte vermutlich keine Schwierigkeiten gehabt die früheren Verbündeten England und USA zu einem erneuten Kriegseintritt gegen Deutschland zu bewegen, ggf. hätte man sie vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein im ersten Weltkrieg geschlagenes England hätte alles daran gesetzt wieder zur Weltmacht zu werden und die USA hätten alles daran gesetzt Deutschland als solche abzulösen. Schwierig ist die Rolle Russlands abzuschätzen. Bismarck wollte Russland als langfristigen Verbündeten Deutschlands gewinnen. Wäre das gelungen, wäre es äußerst schwierig geworden Deutschland noch einmal vom Sockel zu stoßen. Stalin wäre allerdings ein äußerst unberechenbarer Verbündeter gewesen.
Vermutlich hätten England, Frankreich und die USA die Deutschen irgendwann am Boden gehabt.

Nanninga
28.01.2010, 21:33
Vermutlich hätte Deutschland die dann besiegten Allierten ähnlich gedemütigt wie die Allierten es geschichtlich mit Deutschland in Versailles gemacht haben. Deutschland hätte wahrscheinlich seine Kolonien in Afrika und Asien erweitert ...

Hallo, werte Forengemeinschaft, dieser Gedanke allein ist erschreckend, liefen hier heutzutage vermutlich noch viel mehr Neger rum.

Kreuzbube
29.01.2010, 06:32
Das eben ist die Tragik der Geschichte. Das Reich hatte bei diesem Krieg gar nichts zu gewinnen. Es hatte bereits alles, was für eine glückliche Zukunft wichtig war. Der 1.WK war für mich ein reiner Prestige-Krieg; geführt von Leuten, die sich kannten, aber nichts auszustehen hatten - auf Kosten von Leuten, die sich nicht kannten, aber aufeinander schießen mußten. Wahrscheinlich hätten sie mit einem evtl. Sieg nicht viel anzufangen gewußt. Was sollten wir denn damals unseren Nachbarn wegnehmen? Etwa die Holzhütten in Rußland, oder ein paar Weintrauben in Frankreich, oder vielleicht einige halbverhungerte Schafe in England?!?(

Senator74
29.01.2010, 12:52
Das eben ist die Tragik der Geschichte. Das Reich hatte bei diesem Krieg gar nichts zu gewinnen. Es hatte bereits alles, was für eine glückliche Zukunft wichtig war. Der 1.WK war für mich ein reiner Prestige-Krieg; geführt von Leuten, die sich kannten, aber nichts auszustehen hatten - auf Kosten von Leuten, die sich nicht kannten, aber aufeinander schießen mußten. Wahrscheinlich hätten sie mit einem evtl. Sieg nicht viel anzufangen gewußt. Was sollten wir denn damals unseren Nachbarn wegnehmen? Etwa die Holzhütten in Rußland, oder ein paar Weintrauben in Frankreich, oder vielleicht einige halbverhungerte Schafe in England?!?(

Das erniedrigende Friedensdiktat im Zugwaggon in Frankreich,den man heute noch besichtigen kann,hätte nicht stattgefunden...

asdfasdf
29.01.2010, 14:42
Interessante Ansätze ...

Ich sage einmal Deutschland und Österreich hätten sich Polen geteilt, obwohl auch ein unabhängiges Polen möglich ist. Die Grenze hätte sich jedenfalls weit nach Osten verschoben. Denn Deutschland und Österreich hätten sich sicher am Kuchen Polen bedient. Polen hätte man dann weiter östlich russische Gebiete zusprechen können. Man hätte dann einen neuen Verbündeten ...

Russland wäre 10 Jahre von der politischen Bühne verschwunden.

Der Revanchismus in Frankreich hätte ungehörig große Formen angenommen. Mit den Briten wäre man vielleicht großzügiger umgegangen, um sie unter Umständen als befreundete Macht zu gewinnen. Aber bei Kaiser Wilhelm II bin ich mir da nicht so ganz sicher. Es wäre auf alle Fälle schlau gewesen ...

Ö-U wäre trotz Freiheiten für alle Völker zerfallen (da die Reformen nicht oder nur in kleinem Ausmaße stattgefunden hätten) und wahrscheinlich wären viele Gebiete ein Teil Deutschlands geworden (Sudetenland, Deutsch-Österreich, polnische Teile)...

Italien hätte man zertreten und der Balkan wäre heute noch das Problemgebiet Nr. 1.

EinDachs
31.01.2010, 17:43
Was wir aber in meiner Erinnerung noch nicht hatten, ist die Frage danach, was langfristig die Folgen eines Sieges der Deutschen bzw der Mittelmächte im ERSTEN Weltkrieg gewesen wären.
Das sind gewiss manche Variablen zu berücksichtigen, unter anderem die, in welchem Jahr die Entscheidung fällt, was wiederum auch an der Frage hängt, WIE das gelingt. Manch einer würde ja durchaus vertreten, im Westen könne der Krieg ausschließlich in der Anfangsphase gewonnen werden, wenn erstmal die Verschanzung einsetze, sei das Thema bereits gegessen.

Daher mal die Frage in die Runde: Wie hätte eurer Meinung nach ein deutscher Sieg bei der Ausgangslage dieses Krieges zustande kommen können, und wichtiger: Was wären die langfristigen Folgen gewesen?

Nun, ich bin da zunächst mal anderer Ansicht, dass der Krieg im Westen nur in der Anfangsphase gewonnen werden hätte können.
Ganz im Gegenteil, die Chancen wären nach 1917 um vieles besser gewesen, wenn sich da nicht die USA im Krieg auf Seiten der Entente engagiert hätte und mit ihren enormen Ressourcen den Durchhaltewillen der angeschlagenen Mächte Großbritannien und Frankreich gestärkt hätten.
Frankreich war nach der gescheiterten, verlustreichen Nivelleoffensive und den daraus resultierenden Meutereien, eigentlich nicht mehr kriegsfähig gewesen und hat nur noch durchgehalten, weil man sich amerikanische Hilfe erhoffte.
Italien (ohnehin ein marginaler Faktor im Spiel der großen Mächte) war nach Karfreit ebenfalls am Ende. Wenn Russland zusammengebrochen wäre, ohne das die USA in den Krieg eintreten, wäre ein Sieg der Mittelmächte fast zwangsläufig gekommen.


Wie hätten die deutschen Forderungen bei Friedensverhandlungen ausgesehen? Wie hätte sich möglicherweise weltweit der Gang der Dinge geändert (man denke nur an die russ. Revolution) ?
Wären auch in einem siegreichen Deutschland...destruktive Kräfte zu mehr Macht gekommen? Oder hätten wir z.B. ein bis zum Wahn revanchistisches Frankreich bekommen? Wäre die Unzufriedenheit seitens linker Kräfte durch einen solchen Sieg wesentlich gedämpft worden? Oder hätte es auch dann eine immer stärker werdende linke Opposition gegeben? Hätte man die, so es sie gegeben hätte, weiter niederzuhalten versucht, oder hätte man irgendwann Reformen (Welche?) in deren Sinne eingeleitet?
Was wäre mit Amerikas Positionierung als neue Weltmacht? Was mit den Kolonialterritorien? Was wäre z.B. aus Italien geworden? Wäre da auch dann Mussolini an die Macht gelangt? Hätten wir es dann mit einem radikal antideutschen Mussolini zu tun bekommen? Hätte die Donaumonarchie durch einen entsprechendne Kriegsausgang neuen Auftrieb erhalten, oder wäre sie dennoch von ihren inneren Problemen zerrissen worden? Hätten wir heute noch immer einen Hohenzollern-Kaiser? Hätte der immer noch wesentliche Kompetenzen, oder wäre der mittlerweile doch eher ein gekrönter Grüßaugust, wie es bei den Briten der Fall ist?
Fragen über Fragen.

Ich bin auf eure Meinungen gespannt. :)

Es gibt sehr wenig, was die Annahme gerechtfertigt erscheint, dass der deutsche Siegfriede von sehr viel mehr Gerechtigkeit und Selbstbestimmungsrecht der Völker geprägt wäre, von daher ist anzunehmen, dass die Politik der 20er Jahre auch sehr vergiftet und von Ressentimentgedanken geprägt gewesen wäre.
Dazu kämen die wirtschaftlichen Probleme. Der Krieg hätte auch so die Wirtschaften der teilnehmenden Länder erschöpft, soziale Unruhe, Inflation und wirtschaftliche Zusammenbrüche wären auch so ein Quell ständiger Unruhe gewesen.

Nach einzelnen Ländern betrachtet:
Italien: Hier sind die Prognosen vermutlich am leichtesten. Das Land wär dann nicht der Verlierer gewesen, der bei den Gewinnern am Tisch sitzt, sondern ganz eindeutig der Verlierer. Die Enttäuschung wäre größer gewesen, ein Staatsstreich wie der Mussolinis (nicht zwangsläufig mit seiner Person, da ist viel Spielraum für Zufälle) daher nur noch wahrscheinlicher eingetreten. "Antideutsch" hätt seine Position aber unzureichend wiedergegeben, "anti-habsburgerisch" vermutlich zutreffender.

Frankreich: Die politische Polarisierung wäre wohl stärker gewesen, als sie dann tatsächlich war. Die französische Politik wär wohl auch weiterhin stark gegen Deutschland gerichtet gewesen. Möglicherweise wär es auch hier zu einem Zusammenbruch der Republik gekommen, mit Sicherheit sagen kann man das aber nicht, da die französische Demokratie dann letztlich schon sehr gefestigt gewesen wäre.

Russland: Es waren letztlich die Bolschewiken, die mit dem Kaiserreich Frieden schlossen, von daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie in diesem Szenario nicht auch die Macht übernommen hätten. Allerdings wäre die Sowjetunion dann noch ein Stück kleiner gewesen, namentlich die Ukraine hätte man dauerhaft verloren. Dies hätte Russland insgesamt natürlich geschwächt, allerdings wenig am manischen Bestreben der Führung geändert, dass Land so schnell wie möglich zu industrialisieren. Besonders solange Russland schwach gewesen wäre, hätte es aus realpolitischen Gründen Wert auf gute Beziehungen zu Deutschland gelegt, insgeheim wär sie allerdings deutlich dem revisionistischen Lager zuzurechnen. Es wäre eine spannende Frage, wie sich die Geschichte der Pufferstaaten Polen und Ukraine entwickelt hätte. Da es unwahrscheinlich ist, dass Deutschland Gebiete an Polen abtritt, wenn es nicht mit Waffengewalt dazu gezwungen wird, gäb es zwangsläufig große polnische Minderheiten in Deutschland, die auf Dauer die Beziehungen zwischen den beiden Staaten verkompliziert hätten. Ebenso angespannt wären die Situation zwischen Polen und der Ukraine, der Ukraine und der Sowjetunion, etc. pp gewesen. Ein spannendes, unvorhersehbares Pulverfass, dass vermutlich solange nicht explodiert wäre, solang Deutschland absolut überlegen betrachtet worden wäre.
Allerdings hätt es wohl auch gut und gerne 20-30 Jahre gedauert, bis die Sowjetunion wie Gewicht auf der europäischen Bühne einbringen hätte können.

Großbritannien: Die quasi-hegemoniale Position auf der Weltbühne wäre deutlich verloren gewesen, die einzige Forderung der Sieger, die wohl mit Sicherheit gekommen wäre, wäre eine Anerkennung einer ebenbürtigen, deutschen Flotte gewesen. Weiters hätte Großbritannien wohl die eine oder andere Kolonie abgeben müssen, in der Substanz wäre das Empire dadurch aber wohl kaum geschwächt worden. Die wichtigste Änderung der britischen Außenpolitik (die man oft übersieht) nämlich die Aussöhnung mit den Vereinigten Staaten, wäre durch die empfundene Schwächung durch den Krieg, wahrscheinlich noch viel stärker forciert worden. In vielen politischen Fragen, in denen Großbritannien und die USA sich in den realen 20ern gestritten haben, hätte Großbritannien eher nachgegeben.

USA: Auch ohne Kriegseintritt, wären die USA mit Abstand das reichste Land der Welt geworden. Eine große, hochindustrialisierte Bevölkerung, die fast ausschließlich von den wirtschaftlichen Verwerfungen des Krieges profitiert hätte, hätten dies garantiert. Was anders gewesen wäre, ist dass die isolationistische Außenpolitik nie unterbrochen worden wäre. Es ist aber erwartbar, dass sie durch den Krieg natürlich etwas angegriffen worden wäre. Ebenso wenig wie die Amerikaner große Freunde des Friedens von Versailles waren, hätten sie eine deutsche Umgestaltung des Kontinentes besonders gern gesehen. Möglich, wenn auch rein spekulativ, wäre eine stärkere Zusammenarbeit mit Großbritannien und Frankreich gewesen, in dem Bestreben ein grobes Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten.

Österreich-Ungarn: Der spekulativste Fall. Ich sehe es nicht als eine Zwangsläufigkeit, dass der Staat zerbrechen hätte müssen. Zweifelsohne war die Ansammlung von ererbten Territorien der Habsburger ein Anachronismus, aber auch solche können sich erstaunlich lang halten. Ohne Zweifel wär es allerdings zu Reformen gekommen. Die blamable Leistung der Habsburgermonarchie ist ja durch den Krieg deutlich zur Schau gestellt worden, Unabhängigkeitsbewegungen hätten Auftrieb bekommen. Mit etwas politischem Geschick (ich weiß, viel verlangt von den Habsburgern) hätte man allerdings schon eine Art Donauföderation zusammenzimmern können und so den Staat auf einigermaßen modernen Grudnlagen erhalten können. Ebenso denkbar ist allerdings auch der auf Jahrzehnte brodelnde Hexenkessel, zusammengehalten nur von massiver deutscher Hilfe, der dann doch irgendwann mit lautem Knall explodiert.
Außenpolitisch wär diese Monarchie aber defacto ein Vasall Deutschlands gewesen. Allein der Gedanke, auf einer anderen Seite als der deutschen in einen Krieg zu ziehen, hätte angesichts der ökonomischen und politischen Fragilität dieses Staates lachhaft wirken müssen. Übrigens wäre auch durch einen Sieg die Enttäuschung in Ö-U wohl eine große gewesen. Nennenswerte Gebietserweiterungen sind unwahrscheinlich und hätten höchstens den Anteil an feindlich gesinnten Minderheiten erhöht. Die wirtschaftlichen Probleme des Krieges hätten dem Staat auch einiges zum verarbeiten gegeben und zur nationalen Unzufriedenheit sicher auch soziale Spannungen hinzugefügt.

Japan: Allein aufgrund seiner Randposition, war es in diesem Krieg eigentlich egal, ob die Seite für die Japan kämpft, gewinnt oder verliert. Es hätt keine deutschen Kolonialgebiete einheimsen können, insgesamt aber wohl stark von dem Machtvakuum profitiert, das dadurch eingetreten wäre, dass Großbritannien seine Energien doch stärker auf Europa konzentriert hätte. Und man darf nicht übersehen: Abgesehen von den USA, hatte Japans Wirtschaft die höchsten Wachstumsraten zur Zeit des ersten Weltkriegs. Es hätte also an Gewicht gewonnen, obwohl es auf Seiten der Verlierer gestanden wäre.

Osmanisches Reich: Ähnliche Situation wie in Österreich-Ungarn, allerdings noch angeschlagener und für deutsche Machtpolitik noch unwichtiger. Wär fast zwangsläufig genauso kollabiert.

Zu guter letzt Deutschland:
Sehr viele der Veränderungen des Krieges, die Deutschlands Innenpolitik in den 20er Jahren erschütterte, sind letztlich nicht kausal auf die Niederlage zurückzuführen. Der Ruf nach Demokratisierung wäre weiter stark gewesen, linke Gruppen hätten von der sozialen Unzufriedenheit profitiert und wären wohl durch das Bsp der Sowjetunion auch radikalisiert gewesen. Wie schon bei Österreich-Ungarn, ist die Frage essentiell, wie politisch geschickt die Führung die Reformen angeht. Eine Regierung nur von Kaisers Gnaden wäre langfristig nicht lebensfähig gewesen, insofern wären die Hohenzoller zu gekrönten Grüßaugusten geworden oder doch irgendwann ganz verschwunden. Die Entbehrungen des Krieges wurde ja der Bevölkerung auch mit diversen Versprechen auf späteren Reformen erleichtert, die dann allerdings wohl auch von der Bevölkerung eingefordert worden wären. Eine spannende Frage ist hierbei, wie sehr man den Sieg letztlich wirtschaftlich nutzen hätte können. Es ist wahrscheinlich, dass Deutschland Reparationen und Annexionen gefordert hätte (Belgien war etwa so eine Forderung). Vermutlich wäre aber kein sehr überzeugender ökonomischer Vorteil erzielt worden. Durch den Krieg ausgelöste wirtschaftliche Verzerrungen hätten sich im Frieden wieder korrigiert (sprich: im Krieg gegründete Rüstungsbetriebe wären in Scharen in den Bankrott gegangen) und die Inflation hätt auch so gewütet.
Außenpolitisch hätte Deutschland auf eine (letztlich etwas künstliche) Weise die Weltpolitik beherrscht. In Europa gäb es auf 20 Jahre keinen nennenswerten Herausforder, die USA und das bolschewistische Russland wären in einer Art selbstgewählter Isolation gewesen, allerdings trotzdem als potentielle Machtzentren irgendwie ebenbürtig gewesen. Es ist spannend, wie lang die deutsche Vorherrschaft derart ausgeprägt gewesen wäre, letztlich wär die aber auch geendet: Entweder durch einen neuen großen Krieg, in dem eine wiedererstarkte Sowjetunion gemeinsam mit den revanchelustigen Westmächten und wahrscheinlich einer bunten Ansammlung anderer Mittel- und Kleinstmächte eine schwere deutsche Krise augenutzt hätten, möglicherweise ausgelöst durch den schlussendlichen Zusammenbruch des Habsburgerreiches (allerdings eher ein unwahrscheinliches Szenario)
Mit viel Glück aber eher durch langsame Anpassung der politischen Gewichtung an die ökonomischen Fakten, die letztlich wieder zu einem Gleichgewicht der Kräfte geführt hätten. Denn letztlich war der Hauptgrund für die Erschütterung des Gleichgewichtes die sehr unterschiedlichen Wachstumsraten innerhalb Europas. Diese Geschwindigkeitsunterschiede war aber nur in den ersten Phasen der Industrialisierung sehr ausgeprägt und hätte sich mit dem Übergang zu Dienstleistungsgesellschaften erledigt.

Menetekel
31.01.2010, 17:58
Auch wenn das Risiko besteht, daß auch dieser Strang gelöscht wird, stelle ich zu diesem Thema folgenden Link ein, da er nach meinem Empfinden hierzu etwas aussagt.

http://fufor.twoday.net/stories/4404950

Diese Seite habe ich hier im Forum gefunden. Und sie hat meine bisherigen Kenntnisse erschüttert. Zum Erhalt habe ich die Seite für mich ausgedruckt.
Nun werde ich beobachten, ob auch dieser Strang verschwindet.

roxelena
31.01.2010, 18:18
Nun, ich bin da zunächst mal anderer Ansicht, dass der Krieg im Westen nur in der Anfangsphase gewonnen werden hätte können.
Ganz im Gegenteil, die Chancen wären nach 1917 um vieles besser gewesen, wenn sich da nicht die USA im Krieg auf Seiten der Entente engagiert hätte und mit ihren enormen Ressourcen den Durchhaltewillen der angeschlagenen Mächte Großbritannien und Frankreich gestärkt hätten.
Frankreich war nach der gescheiterten, verlustreichen Nivelleoffensive und den daraus resultierenden Meutereien, eigentlich nicht mehr kriegsfähig gewesen und hat nur noch durchgehalten, weil man sich amerikanische Hilfe erhoffte.
Italien (ohnehin ein marginaler Faktor im Spiel der großen Mächte) war nach Karfreit ebenfalls am Ende. Wenn Russland zusammengebrochen wäre, ohne das die USA in den Krieg eintreten, wäre ein Sieg der Mittelmächte fast zwangsläufig gekommen.



Es gibt sehr wenig, was die Annahme gerechtfertigt erscheint, dass der deutsche Siegfriede von sehr viel mehr Gerechtigkeit und Selbstbestimmungsrecht der Völker geprägt wäre, von daher ist anzunehmen, dass die Politik der 20er Jahre auch sehr vergiftet und von Ressentimentgedanken geprägt gewesen wäre.
Dazu kämen die wirtschaftlichen Probleme. Der Krieg hätte auch so die Wirtschaften der teilnehmenden Länder erschöpft, soziale Unruhe, Inflation und wirtschaftliche Zusammenbrüche wären auch so ein Quell ständiger Unruhe gewesen.

Nach einzelnen Ländern betrachtet:
Italien: Hier sind die Prognosen vermutlich am leichtesten. Das Land wär dann nicht der Verlierer gewesen, der bei den Gewinnern am Tisch sitzt, sondern ganz eindeutig der Verlierer. Die Enttäuschung wäre größer gewesen, ein Staatsstreich wie der Mussolinis (nicht zwangsläufig mit seiner Person, da ist viel Spielraum für Zufälle) daher nur noch wahrscheinlicher eingetreten. "Antideutsch" hätt seine Position aber unzureichend wiedergegeben, "anti-habsburgerisch" vermutlich zutreffender.

Frankreich: Die politische Polarisierung wäre wohl stärker gewesen, als sie dann tatsächlich war. Die französische Politik wär wohl auch weiterhin stark gegen Deutschland gerichtet gewesen. Möglicherweise wär es auch hier zu einem Zusammenbruch der Republik gekommen, mit Sicherheit sagen kann man das aber nicht, da die französische Demokratie dann letztlich schon sehr gefestigt gewesen wäre.

Russland: Es waren letztlich die Bolschewiken, die mit dem Kaiserreich Frieden schlossen, von daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie in diesem Szenario nicht auch die Macht übernommen hätten. Allerdings wäre die Sowjetunion dann noch ein Stück kleiner gewesen, namentlich die Ukraine hätte man dauerhaft verloren. Dies hätte Russland insgesamt natürlich geschwächt, allerdings wenig am manischen Bestreben der Führung geändert, dass Land so schnell wie möglich zu industrialisieren. Besonders solange Russland schwach gewesen wäre, hätte es aus realpolitischen Gründen Wert auf gute Beziehungen zu Deutschland gelegt, insgeheim wär sie allerdings deutlich dem revisionistischen Lager zuzurechnen. Es wäre eine spannende Frage, wie sich die Geschichte der Pufferstaaten Polen und Ukraine entwickelt hätte. Da es unwahrscheinlich ist, dass Deutschland Gebiete an Polen abtritt, wenn es nicht mit Waffengewalt dazu gezwungen wird, gäb es zwangsläufig große polnische Minderheiten in Deutschland, die auf Dauer die Beziehungen zwischen den beiden Staaten verkompliziert hätten. Ebenso angespannt wären die Situation zwischen Polen und der Ukraine, der Ukraine und der Sowjetunion, etc. pp gewesen. Ein spannendes, unvorhersehbares Pulverfass, dass vermutlich solange nicht explodiert wäre, solang Deutschland absolut überlegen betrachtet worden wäre.
Allerdings hätt es wohl auch gut und gerne 20-30 Jahre gedauert, bis die Sowjetunion wie Gewicht auf der europäischen Bühne einbringen hätte können.

Großbritannien: Die quasi-hegemoniale Position auf der Weltbühne wäre deutlich verloren gewesen, die einzige Forderung der Sieger, die wohl mit Sicherheit gekommen wäre, wäre eine Anerkennung einer ebenbürtigen, deutschen Flotte gewesen. Weiters hätte Großbritannien wohl die eine oder andere Kolonie abgeben müssen, in der Substanz wäre das Empire dadurch aber wohl kaum geschwächt worden. Die wichtigste Änderung der britischen Außenpolitik (die man oft übersieht) nämlich die Aussöhnung mit den Vereinigten Staaten, wäre durch die empfundene Schwächung durch den Krieg, wahrscheinlich noch viel stärker forciert worden. In vielen politischen Fragen, in denen Großbritannien und die USA sich in den realen 20ern gestritten haben, hätte Großbritannien eher nachgegeben.

USA: Auch ohne Kriegseintritt, wären die USA mit Abstand das reichste Land der Welt geworden. Eine große, hochindustrialisierte Bevölkerung, die fast ausschließlich von den wirtschaftlichen Verwerfungen des Krieges profitiert hätte, hätten dies garantiert. Was anders gewesen wäre, ist dass die isolationistische Außenpolitik nie unterbrochen worden wäre. Es ist aber erwartbar, dass sie durch den Krieg natürlich etwas angegriffen worden wäre. Ebenso wenig wie die Amerikaner große Freunde des Friedens von Versailles waren, hätten sie eine deutsche Umgestaltung des Kontinentes besonders gern gesehen. Möglich, wenn auch rein spekulativ, wäre eine stärkere Zusammenarbeit mit Großbritannien und Frankreich gewesen, in dem Bestreben ein grobes Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten.

Österreich-Ungarn: Der spekulativste Fall. Ich sehe es nicht als eine Zwangsläufigkeit, dass der Staat zerbrechen hätte müssen. Zweifelsohne war die Ansammlung von ererbten Territorien der Habsburger ein Anachronismus, aber auch solche können sich erstaunlich lang halten. Ohne Zweifel wär es allerdings zu Reformen gekommen. Die blamable Leistung der Habsburgermonarchie ist ja durch den Krieg deutlich zur Schau gestellt worden, Unabhängigkeitsbewegungen hätten Auftrieb bekommen. Mit etwas politischem Geschick (ich weiß, viel verlangt von den Habsburgern) hätte man allerdings schon eine Art Donauföderation zusammenzimmern können und so den Staat auf einigermaßen modernen Grudnlagen erhalten können. Ebenso denkbar ist allerdings auch der auf Jahrzehnte brodelnde Hexenkessel, zusammengehalten nur von massiver deutscher Hilfe, der dann doch irgendwann mit lautem Knall explodiert.
Außenpolitisch wär diese Monarchie aber defacto ein Vasall Deutschlands gewesen. Allein der Gedanke, auf einer anderen Seite als der deutschen in einen Krieg zu ziehen, hätte angesichts der ökonomischen und politischen Fragilität dieses Staates lachhaft wirken müssen. Übrigens wäre auch durch einen Sieg die Enttäuschung in Ö-U wohl eine große gewesen. Nennenswerte Gebietserweiterungen sind unwahrscheinlich und hätten höchstens den Anteil an feindlich gesinnten Minderheiten erhöht. Die wirtschaftlichen Probleme des Krieges hätten dem Staat auch einiges zum verarbeiten gegeben und zur nationalen Unzufriedenheit sicher auch soziale Spannungen hinzugefügt.

Japan: Allein aufgrund seiner Randposition, war es in diesem Krieg eigentlich egal, ob die Seite für die Japan kämpft, gewinnt oder verliert. Es hätt keine deutschen Kolonialgebiete einheimsen können, insgesamt aber wohl stark von dem Machtvakuum profitiert, das dadurch eingetreten wäre, dass Großbritannien seine Energien doch stärker auf Europa konzentriert hätte. Und man darf nicht übersehen: Abgesehen von den USA, hatte Japans Wirtschaft die höchsten Wachstumsraten zur Zeit des ersten Weltkriegs. Es hätte also an Gewicht gewonnen, obwohl es auf Seiten der Verlierer gestanden wäre.

Osmanisches Reich: Ähnliche Situation wie in Österreich-Ungarn, allerdings noch angeschlagener und für deutsche Machtpolitik noch unwichtiger. Wär fast zwangsläufig genauso kollabiert.

Zu guter letzt Deutschland:
Sehr viele der Veränderungen des Krieges, die Deutschlands Innenpolitik in den 20er Jahren erschütterte, sind letztlich nicht kausal auf die Niederlage zurückzuführen. Der Ruf nach Demokratisierung wäre weiter stark gewesen, linke Gruppen hätten von der sozialen Unzufriedenheit profitiert und wären wohl durch das Bsp der Sowjetunion auch radikalisiert gewesen. Wie schon bei Österreich-Ungarn, ist die Frage essentiell, wie politisch geschickt die Führung die Reformen angeht. Eine Regierung nur von Kaisers Gnaden wäre langfristig nicht lebensfähig gewesen, insofern wären die Hohenzoller zu gekrönten Grüßaugusten geworden oder doch irgendwann ganz verschwunden. Die Entbehrungen des Krieges wurde ja der Bevölkerung auch mit diversen Versprechen auf späteren Reformen erleichtert, die dann allerdings wohl auch von der Bevölkerung eingefordert worden wären. Eine spannende Frage ist hierbei, wie sehr man den Sieg letztlich wirtschaftlich nutzen hätte können. Es ist wahrscheinlich, dass Deutschland Reparationen und Annexionen gefordert hätte (Belgien war etwa so eine Forderung). Vermutlich wäre aber kein sehr überzeugender ökonomischer Vorteil erzielt worden. Durch den Krieg ausgelöste wirtschaftliche Verzerrungen hätten sich im Frieden wieder korrigiert (sprich: im Krieg gegründete Rüstungsbetriebe wären in Scharen in den Bankrott gegangen) und die Inflation hätt auch so gewütet.
Außenpolitisch hätte Deutschland auf eine (letztlich etwas künstliche) Weise die Weltpolitik beherrscht. In Europa gäb es auf 20 Jahre keinen nennenswerten Herausforder, die USA und das bolschewistische Russland wären in einer Art selbstgewählter Isolation gewesen, allerdings trotzdem als potentielle Machtzentren irgendwie ebenbürtig gewesen. Es ist spannend, wie lang die deutsche Vorherrschaft derart ausgeprägt gewesen wäre, letztlich wär die aber auch geendet: Entweder durch einen neuen großen Krieg, in dem eine wiedererstarkte Sowjetunion gemeinsam mit den revanchelustigen Westmächten und wahrscheinlich einer bunten Ansammlung anderer Mittel- und Kleinstmächte eine schwere deutsche Krise augenutzt hätten, möglicherweise ausgelöst durch den schlussendlichen Zusammenbruch des Habsburgerreiches (allerdings eher ein unwahrscheinliches Szenario)
Mit viel Glück aber eher durch langsame Anpassung der politischen Gewichtung an die ökonomischen Fakten, die letztlich wieder zu einem Gleichgewicht der Kräfte geführt hätten. Denn letztlich war der Hauptgrund für die Erschütterung des Gleichgewichtes die sehr unterschiedlichen Wachstumsraten innerhalb Europas. Diese Geschwindigkeitsunterschiede war aber nur in den ersten Phasen der Industrialisierung sehr ausgeprägt und hätte sich mit dem Übergang zu Dienstleistungsgesellschaften erledigt.

Ich muss schon sagen eine Superanalyse. Ist inhaltlich nicht viel dagegen zu sagen


Echt Spitze !!!

Kreuzbube
08.02.2010, 15:51
Das erniedrigende Friedensdiktat im Zugwaggon in Frankreich,den man heute noch besichtigen kann,hätte nicht stattgefunden...

Das hätte es wohl nicht, nein. Doch dafür traf man sich 1940 noch einmal dort!:cool2:

Beißer
08.02.2010, 15:56
Dazu gibt es eine interessante Homepage: http://www.kaiserfront.de/

GSch
08.02.2010, 17:34
Das erniedrigende Friedensdiktat im Zugwaggon in Frankreich,den man heute noch besichtigen kann,hätte nicht stattgefunden...

Bedaure, den kann man nicht mehr sehen. Nachdem man dort 1918 und 1940 Waffenstillstände unterzeichnet hatte (1940 wurde der Waggon extra aus dem Armeemuseum in Paris dorthin gebracht), wurde er im Laufe des Krieges zerstört. Was man heute dort sieht, ist ein Nachbau auf Basis eines anderen Waggons des gleichen Typs.

In größeren Abständen habe ich in einem Forschungsinstitut in der Nähe von Compiègne zu tun. Irgendwann muss ich wirklich mal hin zur Clairière de l'Armistice und mir ansehen, was es noch zu sehen gibt.

Bergischer Löwe
10.02.2010, 08:09
Dazu gibt es eine interessante Homepage: http://www.kaiserfront.de/

Danke für den Link.

Interessant war, daß mein Arbeitgeber an der in einem der Artikel erwähnten Horten Nurflügler der Gebrüder Horten aus Bonn beteiligt war. Und zwar an der Horten H V. Die DYNAMIT NOBEL AG fertigte bis 1994 ein Produkt namens Trolitax (ein Hartpapier - jeder kennt es - das grüne Leiterplatten Zeugs), das - leider erfolglos - für den Bau dieses Nurflüglers eingesetzt wurde. Er stürzte leider ab und die Hortens zogen sich Kieferbruch und ein Paar lose Zähne zu. Nur so am Rande...

sunbeam
10.02.2010, 08:46
Cooles Gedankenexperiment.

Ich finde, die Szenarien der Vorposter alle ziemlich logisch, aber wie es dann wohl in Wahrheit gelaufen wäre weiß man nicht!

paul
10.02.2010, 12:29
Deutschland gewinnt WK1: und die Welt ist in Ordnung. Wer's glaubt, wird seelig. Wenn ein Ignoramus aus dem Weltall anreisen wuerde, und man schickte ihn nach London und Berlin, und fragte dann: wer hat wohl den Krieg vor 100 Jahren gewonnen? Dann kommt die Antwort: keine Ahnung, sieht alles gleich aus....

sunbeam
10.02.2010, 12:47
Deutschland gewinnt WK1: und die Welt ist in Ordnung. Wer's glaubt, wird seelig. Wenn ein Ignoramus aus dem Weltall anreisen wuerde, und man schickte ihn nach London und Berlin, und fragte dann: wer hat wohl den Krieg vor 100 Jahren gewonnen? Dann kommt die Antwort: keine Ahnung, sieht alles gleich aus....

Paul der Irre wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fort gejagt....:cool2:

paul
10.02.2010, 14:10
Paul der Irre wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fort gejagt....:cool2:

Ja irre! Nur sehen, wer am Ende im Land des Laechelns lachen wird, waehrend sich die Welt um das riesige Europa weiterdreht:
Handelsmacht Nr 1: USA, Nr 2: Japan, Nr 3: China
Und wo sind GB und D? Und was ist die Tendenz?

Ich schlage vor, wir spielen das Spiel, wenn Napoleon die Schlacht von Waterloo gewonnen haette: Dann wuerde jetzt der Eiffelturm in Kassel stehen.

Senator74
11.02.2010, 14:37
Das hätte es wohl nicht, nein. Doch dafür traf man sich 1940 noch einmal dort!:cool2:

Ja und was daraus geworden ist...die Geschichtsschreibung auf geduldigem Papier
ist bekannt!!

Senator74
11.02.2010, 14:39
Bedaure, den kann man nicht mehr sehen. Nachdem man dort 1918 und 1940 Waffenstillstände unterzeichnet hatte (1940 wurde der Waggon extra aus dem Armeemuseum in Paris dorthin gebracht), wurde er im Laufe des Krieges zerstört. Was man heute dort sieht, ist ein Nachbau auf Basis eines anderen Waggons des gleichen Typs.

In größeren Abständen habe ich in einem Forschungsinstitut in der Nähe von Compiègne zu tun. Irgendwann muss ich wirklich mal hin zur Clairière de l'Armistice und mir ansehen, was es noch zu sehen gibt.

Frankreich hat einen recht großzügigen Umgang mit seiner glorreichen Vergangenheit...hüstel...

Reichsmarschall
13.02.2010, 20:54
Nun, ich bin da zunächst mal anderer Ansicht, dass der Krieg im Westen nur in der Anfangsphase gewonnen werden hätte können.
Ganz im Gegenteil, die Chancen wären nach 1917 um vieles besser gewesen, wenn sich da nicht die USA im Krieg auf Seiten der Entente engagiert hätte und mit ihren enormen Ressourcen den Durchhaltewillen der angeschlagenen Mächte Großbritannien und Frankreich gestärkt hätten.
Frankreich war nach der gescheiterten, verlustreichen Nivelleoffensive und den daraus resultierenden Meutereien, eigentlich nicht mehr kriegsfähig gewesen und hat nur noch durchgehalten, weil man sich amerikanische Hilfe erhoffte.
Italien (ohnehin ein marginaler Faktor im Spiel der großen Mächte) war nach Karfreit ebenfalls am Ende. Wenn Russland zusammengebrochen wäre, ohne das die USA in den Krieg eintreten, wäre ein Sieg der Mittelmächte fast zwangsläufig gekommen.



Es gibt sehr wenig, was die Annahme gerechtfertigt erscheint, dass der deutsche Siegfriede von sehr viel mehr Gerechtigkeit und Selbstbestimmungsrecht der Völker geprägt wäre, von daher ist anzunehmen, dass die Politik der 20er Jahre auch sehr vergiftet und von Ressentimentgedanken geprägt gewesen wäre.
Dazu kämen die wirtschaftlichen Probleme. Der Krieg hätte auch so die Wirtschaften der teilnehmenden Länder erschöpft, soziale Unruhe, Inflation und wirtschaftliche Zusammenbrüche wären auch so ein Quell ständiger Unruhe gewesen.

Nach einzelnen Ländern betrachtet:
Italien: Hier sind die Prognosen vermutlich am leichtesten. Das Land wär dann nicht der Verlierer gewesen, der bei den Gewinnern am Tisch sitzt, sondern ganz eindeutig der Verlierer. Die Enttäuschung wäre größer gewesen, ein Staatsstreich wie der Mussolinis (nicht zwangsläufig mit seiner Person, da ist viel Spielraum für Zufälle) daher nur noch wahrscheinlicher eingetreten. "Antideutsch" hätt seine Position aber unzureichend wiedergegeben, "anti-habsburgerisch" vermutlich zutreffender.

Frankreich: Die politische Polarisierung wäre wohl stärker gewesen, als sie dann tatsächlich war. Die französische Politik wär wohl auch weiterhin stark gegen Deutschland gerichtet gewesen. Möglicherweise wär es auch hier zu einem Zusammenbruch der Republik gekommen, mit Sicherheit sagen kann man das aber nicht, da die französische Demokratie dann letztlich schon sehr gefestigt gewesen wäre.

Russland: Es waren letztlich die Bolschewiken, die mit dem Kaiserreich Frieden schlossen, von daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie in diesem Szenario nicht auch die Macht übernommen hätten. Allerdings wäre die Sowjetunion dann noch ein Stück kleiner gewesen, namentlich die Ukraine hätte man dauerhaft verloren. Dies hätte Russland insgesamt natürlich geschwächt, allerdings wenig am manischen Bestreben der Führung geändert, dass Land so schnell wie möglich zu industrialisieren. Besonders solange Russland schwach gewesen wäre, hätte es aus realpolitischen Gründen Wert auf gute Beziehungen zu Deutschland gelegt, insgeheim wär sie allerdings deutlich dem revisionistischen Lager zuzurechnen. Es wäre eine spannende Frage, wie sich die Geschichte der Pufferstaaten Polen und Ukraine entwickelt hätte. Da es unwahrscheinlich ist, dass Deutschland Gebiete an Polen abtritt, wenn es nicht mit Waffengewalt dazu gezwungen wird, gäb es zwangsläufig große polnische Minderheiten in Deutschland, die auf Dauer die Beziehungen zwischen den beiden Staaten verkompliziert hätten. Ebenso angespannt wären die Situation zwischen Polen und der Ukraine, der Ukraine und der Sowjetunion, etc. pp gewesen. Ein spannendes, unvorhersehbares Pulverfass, dass vermutlich solange nicht explodiert wäre, solang Deutschland absolut überlegen betrachtet worden wäre.
Allerdings hätt es wohl auch gut und gerne 20-30 Jahre gedauert, bis die Sowjetunion wie Gewicht auf der europäischen Bühne einbringen hätte können.

Großbritannien: Die quasi-hegemoniale Position auf der Weltbühne wäre deutlich verloren gewesen, die einzige Forderung der Sieger, die wohl mit Sicherheit gekommen wäre, wäre eine Anerkennung einer ebenbürtigen, deutschen Flotte gewesen. Weiters hätte Großbritannien wohl die eine oder andere Kolonie abgeben müssen, in der Substanz wäre das Empire dadurch aber wohl kaum geschwächt worden. Die wichtigste Änderung der britischen Außenpolitik (die man oft übersieht) nämlich die Aussöhnung mit den Vereinigten Staaten, wäre durch die empfundene Schwächung durch den Krieg, wahrscheinlich noch viel stärker forciert worden. In vielen politischen Fragen, in denen Großbritannien und die USA sich in den realen 20ern gestritten haben, hätte Großbritannien eher nachgegeben.

USA: Auch ohne Kriegseintritt, wären die USA mit Abstand das reichste Land der Welt geworden. Eine große, hochindustrialisierte Bevölkerung, die fast ausschließlich von den wirtschaftlichen Verwerfungen des Krieges profitiert hätte, hätten dies garantiert. Was anders gewesen wäre, ist dass die isolationistische Außenpolitik nie unterbrochen worden wäre. Es ist aber erwartbar, dass sie durch den Krieg natürlich etwas angegriffen worden wäre. Ebenso wenig wie die Amerikaner große Freunde des Friedens von Versailles waren, hätten sie eine deutsche Umgestaltung des Kontinentes besonders gern gesehen. Möglich, wenn auch rein spekulativ, wäre eine stärkere Zusammenarbeit mit Großbritannien und Frankreich gewesen, in dem Bestreben ein grobes Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten.

Österreich-Ungarn: Der spekulativste Fall. Ich sehe es nicht als eine Zwangsläufigkeit, dass der Staat zerbrechen hätte müssen. Zweifelsohne war die Ansammlung von ererbten Territorien der Habsburger ein Anachronismus, aber auch solche können sich erstaunlich lang halten. Ohne Zweifel wär es allerdings zu Reformen gekommen. Die blamable Leistung der Habsburgermonarchie ist ja durch den Krieg deutlich zur Schau gestellt worden, Unabhängigkeitsbewegungen hätten Auftrieb bekommen. Mit etwas politischem Geschick (ich weiß, viel verlangt von den Habsburgern) hätte man allerdings schon eine Art Donauföderation zusammenzimmern können und so den Staat auf einigermaßen modernen Grudnlagen erhalten können. Ebenso denkbar ist allerdings auch der auf Jahrzehnte brodelnde Hexenkessel, zusammengehalten nur von massiver deutscher Hilfe, der dann doch irgendwann mit lautem Knall explodiert.
Außenpolitisch wär diese Monarchie aber defacto ein Vasall Deutschlands gewesen. Allein der Gedanke, auf einer anderen Seite als der deutschen in einen Krieg zu ziehen, hätte angesichts der ökonomischen und politischen Fragilität dieses Staates lachhaft wirken müssen. Übrigens wäre auch durch einen Sieg die Enttäuschung in Ö-U wohl eine große gewesen. Nennenswerte Gebietserweiterungen sind unwahrscheinlich und hätten höchstens den Anteil an feindlich gesinnten Minderheiten erhöht. Die wirtschaftlichen Probleme des Krieges hätten dem Staat auch einiges zum verarbeiten gegeben und zur nationalen Unzufriedenheit sicher auch soziale Spannungen hinzugefügt.

Japan: Allein aufgrund seiner Randposition, war es in diesem Krieg eigentlich egal, ob die Seite für die Japan kämpft, gewinnt oder verliert. Es hätt keine deutschen Kolonialgebiete einheimsen können, insgesamt aber wohl stark von dem Machtvakuum profitiert, das dadurch eingetreten wäre, dass Großbritannien seine Energien doch stärker auf Europa konzentriert hätte. Und man darf nicht übersehen: Abgesehen von den USA, hatte Japans Wirtschaft die höchsten Wachstumsraten zur Zeit des ersten Weltkriegs. Es hätte also an Gewicht gewonnen, obwohl es auf Seiten der Verlierer gestanden wäre.

Osmanisches Reich: Ähnliche Situation wie in Österreich-Ungarn, allerdings noch angeschlagener und für deutsche Machtpolitik noch unwichtiger. Wär fast zwangsläufig genauso kollabiert.

Zu guter letzt Deutschland:
Sehr viele der Veränderungen des Krieges, die Deutschlands Innenpolitik in den 20er Jahren erschütterte, sind letztlich nicht kausal auf die Niederlage zurückzuführen. Der Ruf nach Demokratisierung wäre weiter stark gewesen, linke Gruppen hätten von der sozialen Unzufriedenheit profitiert und wären wohl durch das Bsp der Sowjetunion auch radikalisiert gewesen. Wie schon bei Österreich-Ungarn, ist die Frage essentiell, wie politisch geschickt die Führung die Reformen angeht. Eine Regierung nur von Kaisers Gnaden wäre langfristig nicht lebensfähig gewesen, insofern wären die Hohenzoller zu gekrönten Grüßaugusten geworden oder doch irgendwann ganz verschwunden. Die Entbehrungen des Krieges wurde ja der Bevölkerung auch mit diversen Versprechen auf späteren Reformen erleichtert, die dann allerdings wohl auch von der Bevölkerung eingefordert worden wären. Eine spannende Frage ist hierbei, wie sehr man den Sieg letztlich wirtschaftlich nutzen hätte können. Es ist wahrscheinlich, dass Deutschland Reparationen und Annexionen gefordert hätte (Belgien war etwa so eine Forderung). Vermutlich wäre aber kein sehr überzeugender ökonomischer Vorteil erzielt worden. Durch den Krieg ausgelöste wirtschaftliche Verzerrungen hätten sich im Frieden wieder korrigiert (sprich: im Krieg gegründete Rüstungsbetriebe wären in Scharen in den Bankrott gegangen) und die Inflation hätt auch so gewütet.
Außenpolitisch hätte Deutschland auf eine (letztlich etwas künstliche) Weise die Weltpolitik beherrscht. In Europa gäb es auf 20 Jahre keinen nennenswerten Herausforder, die USA und das bolschewistische Russland wären in einer Art selbstgewählter Isolation gewesen, allerdings trotzdem als potentielle Machtzentren irgendwie ebenbürtig gewesen. Es ist spannend, wie lang die deutsche Vorherrschaft derart ausgeprägt gewesen wäre, letztlich wär die aber auch geendet: Entweder durch einen neuen großen Krieg, in dem eine wiedererstarkte Sowjetunion gemeinsam mit den revanchelustigen Westmächten und wahrscheinlich einer bunten Ansammlung anderer Mittel- und Kleinstmächte eine schwere deutsche Krise augenutzt hätten, möglicherweise ausgelöst durch den schlussendlichen Zusammenbruch des Habsburgerreiches (allerdings eher ein unwahrscheinliches Szenario)
Mit viel Glück aber eher durch langsame Anpassung der politischen Gewichtung an die ökonomischen Fakten, die letztlich wieder zu einem Gleichgewicht der Kräfte geführt hätten. Denn letztlich war der Hauptgrund für die Erschütterung des Gleichgewichtes die sehr unterschiedlichen Wachstumsraten innerhalb Europas. Diese Geschwindigkeitsunterschiede war aber nur in den ersten Phasen der Industrialisierung sehr ausgeprägt und hätte sich mit dem Übergang zu Dienstleistungsgesellschaften erledigt.

Ein Versailes von Deutscher Seite wäre kau möglich gewesn da hierzu die Hauptmächte der Entene hätten überlistet, irgendwie überredet die meisten Waffen beim Waffenstillstand abzuliefern um dann einen sehr harten Frieden diktiert zu bekommen oder total zerschlagen werden müssen.
Daher wäre wohl ein Kompromiss Frieden wahrscheinlicher. Wobei der Krieg selbst bei einem Kriegseintritt der VSA noch gewinnbar gewesen wäre wenn man 1918 eine erfolgreiche Offensive gegen Grieschenland und/oder Italien geführt hätte und mindestens Grieschenland ausgeschieden wäre. Da hierdurch die Balkanfront geschlossen wurden wäre deren Zusammenbruch maßgäblich für das ausscheiden Österreich-Ungarns und Bulgarien war.
Das ausscheiden Italiens hätte wahrscheinlich zumindest quantitativ den Kriegseintritt der VSA kompensiert. Ohne Entscheidung bis 1920 wäre ein Kompromissfrieden aufgrund von Ermüdung beinah zwangsläufig erfolgt.
Es hätte in Westeuropa hierdurch wohl kaum Veränderungen gegeben.
Lediglich in Osteuropa und in den Kolonien hätte es Grenzveränderungen gegeben.

EinDachs
14.02.2010, 02:32
Ein Versailes von Deutscher Seite wäre kau möglich gewesn da hierzu die Hauptmächte der Entene hätten überlistet, irgendwie überredet die meisten Waffen beim Waffenstillstand abzuliefern um dann einen sehr harten Frieden diktiert zu bekommen oder total zerschlagen werden müssen.
Daher wäre wohl ein Kompromiss Frieden wahrscheinlicher.

Nun, im Falle Großbritanniens wär es wohl schwer gewesen, etwas großartig anderes als einen Kompromiss zu schließen, es ist aber nur schwer vorstellbar, dass Frankreich etwas anderes bekommen hätte als ein Brest-Litowsk im Westen.



Wobei der Krieg selbst bei einem Kriegseintritt der VSA noch gewinnbar gewesen wäre wenn man 1918 eine erfolgreiche Offensive gegen Grieschenland und/oder Italien geführt hätte und mindestens Grieschenland ausgeschieden wäre. Da hierdurch die Balkanfront geschlossen wurden wäre deren Zusammenbruch maßgäblich für das ausscheiden Österreich-Ungarns und Bulgarien war.

Nun, weder Bulgarien, noch Ö-U waren an der eigentlich entscheidenden Westfront ein Faktor. Es ist auch fraglich, inwiefern der Zusammenbruch Ö-U durch militärische Maßnahmen noch aufzuhalten war. Die Schwäche der Habsbugermonarchie war zu diesem Zeitpunkt vor allem politischer Natur. Grassierende Inflation, soziale Unzufriedenheit, ein mäßig beliebter neuer Kaiser und die stets brennende Nationalitätenfrage waren der Grund, für dessen Zusammenbruch. Die militärischen Niederlagen des Jahres 1918 waren da nur der Auslöser, der im Grunde durch fast beliebig jede andere wichtige Erschütterung erstetzt werden hätte können, es ist schwer vorstellbar, wie der Staat noch ein Kriegsjahr überlebt hätte.


Das ausscheiden Italiens hätte wahrscheinlich zumindest quantitativ den Kriegseintritt der VSA kompensiert.

Nein. Nicht mal ansatzweise. Italien war wirtschaftlich und von der Bevölkerung her ein Zwerg. Die Stahlproduktion der USA waren schon VOR dem ersten Weltkrieg größer als die von Gesamteuropa zusammengezählt.
Von der Bevölkerung her, waren die USA dreimal so groß wie Italien und ca 10 mal so wohlhabend.
Es mag fast ein Jahr gedauert haben, bis die USA ihr wirtshcaftliches Potential auch in ein militärisches umwandeln haben können (und hätt sicher noch ein weiteres gedauert, bis es voll zur Geltung gekommen wäre), aber angesichts der bereits ernsten Probleme der deutschen Armee ihre Mannzahlen zu halten, war klar, dass diese enormen Reserven auf kurz oder lang zur Niederlage der Mittelmächte geführt hätte. Egal was sich in Italien und am Balkan noch alles erobern lässt.

Reichsmarschall
14.02.2010, 12:05
Nun, im Falle Großbritanniens wär es wohl schwer gewesen, etwas großartig anderes als einen Kompromiss zu schließen, es ist aber nur schwer vorstellbar, dass Frankreich etwas anderes bekommen hätte als ein Brest-Litowsk im Westen.

Ein Brest-Litowsk im Westen wäre nur möglich beim totalen Zusammenbruch Frankreichs wodurch der Krieg in Europa vorbei gewesen wäre. Allerdings wäre es im Zweifelsfall eher Verhandlungsmasse geworden, da deutscherseits kaum natürliche Kriegsziele vorhanden waren, somit wäre die Grenzgestalltung im Westen verhandelbar gewesen je nachdem wer sich in Deutschland mit seinen Zielen durchgesetzt hätte.



Nun, weder Bulgarien, noch Ö-U waren an der eigentlich entscheidenden Westfront ein Faktor. Es ist auch fraglich, inwiefern der Zusammenbruch Ö-U durch militärische Maßnahmen noch aufzuhalten war. Die Schwäche der Habsbugermonarchie war zu diesem Zeitpunkt vor allem politischer Natur. Grassierende Inflation, soziale Unzufriedenheit, ein mäßig beliebter neuer Kaiser und die stets brennende Nationalitätenfrage waren der Grund, für dessen Zusammenbruch. Die militärischen Niederlagen des Jahres 1918 waren da nur der Auslöser, der im Grunde durch fast beliebig jede andere wichtige Erschütterung erstetzt werden hätte können, es ist schwer vorstellbar, wie der Staat noch ein Kriegsjahr überlebt hätte.

Ö-U und Bulgarien waren zwar an der Westfront nicht Aktiv allerdings standen auch Deutsche Truppen unter Mackensen auf dem Balkan deren Anwesenheit wäre im Falle einer Berenigung dieser Front, Eroberung des gesamten Balkans also Grieschenlands und Südalbaniens, nicht mehr Notwendig gewesen. Truppen wären hierdurch auf alle fälle frei geworden.



Nein. Nicht mal ansatzweise. Italien war wirtschaftlich und von der Bevölkerung her ein Zwerg. Die Stahlproduktion der USA waren schon VOR dem ersten Weltkrieg größer als die von Gesamteuropa zusammengezählt.
Von der Bevölkerung her, waren die USA dreimal so groß wie Italien und ca 10 mal so wohlhabend.
Es mag fast ein Jahr gedauert haben, bis die USA ihr wirtshcaftliches Potential auch in ein militärisches umwandeln haben können (und hätt sicher noch ein weiteres gedauert, bis es voll zur Geltung gekommen wäre), aber angesichts der bereits ernsten Probleme der deutschen Armee ihre Mannzahlen zu halten, war klar, dass diese enormen Reserven auf kurz oder lang zur Niederlage der Mittelmächte geführt hätte. Egal was sich in Italien und am Balkan noch alles erobern lässt.

Laut Knaurs Historischem Weltatlas Seite 250 hatte Italien während des Krieges 5,6 Millionen Soldaten mobillisiert die VSA nur 3,8 Millionen. Wobei die VSA noch mehr hätten Mobillisieren können. Allerdings meinte ich dieses Zahlenverhältnis mit Quantitativ ersetzen. Andere Quellen geben andere Zahlen an aber das Verhältnis bleibt ungefähr so.
Was die von dir genannten Wirtschaftlichen angaben zu Ö-U und den VSA muss ich dir Leider glauben da ich hierzu leider keine genauen Angaben habe.
Letzlich unterstützten die VSA aber Entene schon vor dem eigenen Kriegseintritt. Danach intensivierten sie dies zwar und Schickten eigene Truppen hatten aber auch eigene Verluste und ich weiß nicht wieviele Verluste und Kosten die VSA inkauf zunehmen bereit in der Lage waren ohne Aufgrund innenpolitischen Drucks Verhandeln zu müssen.