cajadeahorros
18.01.2010, 14:24
Als ich gerade im Büro eine Süddeutsche Zeitung ihrer naturgemäßen Bestimmung (Unterlage für nasse Schuhe oder günstiges Einwickelpapier für leckere Nahrungsmittel) zuführen wollte, warf ich mehr oder weniger aus alter Gewohnheit doch noch einen Blick in den Feuilleton, die Schlagzeile "Dietmar Schwarz wird Intendant der Deutschen Oper Berlin" hatte mich verführt. Die Strafe für diese Unachtsamkeit erfolgte auf dem Fuß, aus einer Art teuflischem Zwang begann ich den Artikel "Unsere Hassprediger" eines gewissen Thomas Steinfeld (http://www.sueddeutsche.de/politik/846/500117/text/) zu lesen.
Er beginnt mit Henryk Broder der NOCH das Glück hat, als Angehöriger der jüdischen Religionsgruppe vom universellen freiheitlich-westlichen Totschlagswort rechtsradikaler Nazirassist geschützt zu sein (und das, obwohl er sich als, pfuipfuipfui, "stolzer Deutscher (http://www.henryk-broder.de/html/galerie.html)" bezeichnet), das hindert aber diesen Herrn Steinfeld nicht daran, Broders Bücher als Pamphletezu bezeichnen, andererseits die seichten Ergüsse seines Kollegen Seidl von der FAZ in den Himmel zu loben um daraus zielstrebig die falschen Schlüsse zu ziehen:
Henryk M. Broder verfasst zwar nur Streitschriften, wenn er kämpft. Aber die Anhänger eines radikalen Islams sehen die Sache, wenn sie die Waffe in die Hand nehmen, im Prinzip ähnlich. Mit gutem Grund sprach Claudius Seidl, der Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, am vergangenen Wochenende von "unseren heiligen Kriegern". Denn zu den fatalen Folgen der nun schon mindestens ein Jahrzehnt währenden Auseinandersetzung um den wahren Charakter des Islams gehört, dass die Beschwörung der "westlichen Werte" ihre eigenen Hassprediger hervorbringt.
Wie schön. "Hassprediger" sind also beispielsweise Menschen, die gegen die Scharia kämpfen. Als wäre eine mehr oder weniger direkt aus irgendwelchen religiösen Schriften abgeleitete Gesetzgebung die vor allem die Regel "Gleichheit vor dem Gesetz" massiv verletzt in der Sache her GLEICHWERTIG mit den (zugegebenermaßen traurigen Resten) der auf der Aufklärung fußenden, demokratisch leidlich legitimierten Gesetzgebung, deren oberster und wichtigster Grundsatz eben die GLEICHHEIT vor dem Gesetz ist, in der also die Frage Frau, Mann, Jude oder Christ keinen Einfluss auf das zu erwartende juristische Urteil haben darf.
Wenn man aber mit den "westlichen Werten" ebenso kämpferisch umgeht, wie es der radikale Islam mit seinen heiligen Schriften tut, dann verhält man sich wie der, den man sich zum Feind erkoren hat. Und schlimmer noch: Man zerstört die sozialen und moralischen Einrichtungen, die man zu verteidigen vorgibt. Das liegt an der Dialektik dieser "Werte": Wer auf Toleranz beharrt, für den kann die Toleranz nicht aufhören, wenn ein anderer nicht tolerant sein will.
Dieser besonders verlogene Absatz über die "Toleraaaaanz" geht natürlich nur auf wenn man unter "westlichen Werten" eine christliche Staatskirche, auf dem Kontostand fußende Freiheitsrechte, propagandistische Behämmerung durch die Glotze und in der SZ und die bis auf das Logo identischen Medien abgedruckten Lügen und unter Demokratie die Diktatur der gesamteuropäischen Exekutive versteht. Denn neben diesem Dreck ist der Islam tatsächlich "gleichwertig", daher wird er von den Vertretern dieses Drecks ja auch begeistert gefördert. Es ist dabei kein Verdienst des Islam, dass der (christliche) Bodensatz seiner Kritiker diese "westlichen Werte" EBENFALLS nicht verstanden hat, dass also Gleichheit unter den rechtlichen Gegebenheiten in Deutschland den islamischen Religionsunterricht und die EU-geförderte Großmoschee bedeutet während "westliche Werte" in Wirklichkeit die sofortige Streichung dieses selbst vom Führer garantierten Religionsunterrichts und aller aus allgemeinen Steuermitteln bezahlten Milliarden für die Bischofsgehälter oder die Priesterausbildung und was weiß ich bedeuten würden.
Auf der Basis DIESER Gleichheit könnten die Mullahs und Priester dann in den weltanschaulichen Konkurrenzkampf ziehen, wer genug Spenden sammelt, darf die größten Tempel bauen und wer zahlt, darf auch sein Wort zum Sonntag oder Freitag senden - und wer Andersgläubige oder "Ungläubige" belästigen will muss das im Rahmen der allgemein gültigen Gesetze tun, wie ich als Fan von 1860 ja auch ertragen muss, dass jubelnde "Rote" durch die Stadt ziehen und, wenn ich sie aufs Maul haue, nicht als Entschuldigung anführen darf dass meine "Gefühle" beleidigt worden wären.
Das schöne am Internetauftritt der Zeitung ist dass die Artikel thematisch verlinkt sind. Um mich von der ersten Seite "online" zu erholen klicke ich auf Meinungsfreiheit und Religion von einem gewissen Adrian Kreye (http://www.sueddeutsche.de/politik/870/499151/text/). Weiter geht die lustige Fahrt. Nach längerem Sermon über das große Glück, freiheitlich schariakonform leben zu dürfen, erfahren wir:
Noch viel emotionaler ist allerdings das Verhältnis zur Meinungsfreiheit. Die Unantastbarkeit des Propheten ist dabei nicht nur ein religiöses Gefühl. Das kennt man hierzulande ja auch, wenn beispielsweise gläubige Christen gegen Herbert Achternbuschs Jesusparodie "Das Gespenst" protestieren, gegen die religiösen Fäkalbilder von Chris Ofili und Andres Serrano oder gegen Kippenbergers gekreuzigten Frosch. Und doch sind solche Proteste nicht mit dem vergleichbar, was ein Moslem empfindet, wenn ein Ungläubiger seinen Glauben beleidigt.
Nachdem der Autor mit dem Holzhammer darauf hinweist wie überaus belesen er doch ist zeigt er wieder wie wenig er verstanden hat. Christliche Pogrome wurden durch die Aufklärung, durch die bösen "westlichen Werte" beendet, dass "beleidigte" Gläubige mit ihrem keifenden Hass auf noch so harmlose Karrikaturen (Haderer) in Europa bestenfalls Gelächter hervorrufen, genauso wie ein Kanzler der ob seiner ungefärbten Haare die Gerichte bemüht mehrheitlich nur Verachtung hervorruft - auch wenn er vor Gericht gewinnt -, ist KEIN Verdienst des judeo-christlichen Wertekanons , sondern der Aufklärung die am Islam aus verschiedensten Gründen vorbeiging, obwohl eine der bekanntesten Schriften der Aufklärung, "die drei Betrüger (http://de.wikipedia.org/wiki/De_tribus_impostoribus)", ursprünglich möglicherweise selbst aus dem islamischen Kulturkreis stammt (übrigens, "judeo-christliche" was ein Hohn aus fauligem Mund auf 2000 Jahre Religionsgeschichte - es war die Aufklärung und nicht das liebe Jesulein das den Juden die rechtliche Gleichstellung bescherte, entsprechend waren und sind Juden auch deren entschlossenste Vertreter und Verteidiger - irgendein Judenrat im Ghetto oder ein ZDJ sind traurige Verfallserscheinungen und nur der Beweis dafür, dass Intelligenz oder Dummheit zum großen Teil Funktionen der Erziehung und gesellschaftlichen Verhältnisse und nicht irgendwelcher Gene sind).
Damit verlassen wir, ganz schnell, Herrn Kreye und ignorieren auch seinen folgenden, scheinbar superkritischlinken Absatz über die bösen Amis im bösen Guantanamo (der im Umkehrschluss bedeuten soll dass Guantanamo, der Krieg im Iran und in Afghanistan Ausdruck westlicher Werte wären, daher darf man soetwas verbrecherisch subversives hier schreiben). Weiter mit Steinfeld. Obwohl er Broders Buch als Pamphlet, also Schmähschrift beschimpft, legt er jetzt jedes Wort auf die Goldwaage und unterstellt ihm in der üblichen postmodernen Pfaffenlogik ("Atheisten sind die militantesten Gläubigen", "wer gegen Diktaturen kämpft möchte selbst Diktator werden" etc.) Mordgelüste und Unterdrückungsabsichten mit widerwärtigen Folgen für die armen Islamis:
Denn wenn der Islam als solcher verwerflich und vom Islamismus nicht zu trennen ist, wenn er also im Westen gar nichts zu suchen hat, dann muss ihm, falls diese Islamkritiker sich durchsetzen können, die Zwangsmodernisierung drohen. Dann erwartet ihn ein autoritäres Regime, das regieren müsste, wie es einst Kemal Atatürk in der Türkei tat - als die Schleier verboten, die Kopfbedeckungen heruntergeschlagen und die lateinische Schrift zwangsweise eingeführt wurden.
Was für widerwärtige Verbrechen über Verbrechen hat Atatürk da begangen: Frauenwahlrecht, Schuldbildung, Gleichheit vor dem Gesetz, also Verbot von Schleier UND Fez, an Europa orientiertes Zivilrecht - was ein Elend kam in den 20er Jahren über die Türkei während man in den Ländern der größten westlichen Verbündeten im islamischen Raum weiter freiheitlich-glücklich Hände abhackt, auspeitscht und steinigt. Lassen wir das Religiöse beiseite (wie wohltuend aufgeklärt klingt doch Atatürks Verbot der Verschleierung in öffentlichen Gebäuden, es musste erst die EU kommen bis fromme StudentInnen dieses Menschenrecht einklagen dürfen) und nehmen wir als Kleinigkeit den großen ZWANG der lateinischen Schrift: Wer etwas mehr weiß als der SZ Schreiberling, und sei es nur den blöden Witz vom türktischen Glücksrad (ich kaufen ein Ü und möchte lösen), dem ist bekannt dass die äußerst vokalreiche türkische Sprache durch die arabische Schrift äußerst unzureichend wiedergegeben werde kann, dass die Einführung des Lateinischen Alphabets also die wichtigste Grundlage der Alphabetisierung des noch rückständigen Landes war. Aber wen interessiert soetwas in einer Zeit der Dauerglotzer für die man Bedienungsanleitungen als Video ins Internet setzen muss.
Inzwischen verursachte mir der Artikel wirklich körperliche Übelkeit, aber lesen wir noch den Schluss:
Gewiss, der Islam ist, anders als das Christentum, entstanden als eine Religion von Siegern, in einer Parallele von religiöser und politischer Macht. Aber auch das ist kein Grund, eine Siegerreligion der westlichen Werte zu gründen.
Historisch gesehen ist der Abschnitt erst einmal falsch, denn das Christentum überlebte ebenfalls nur weil es den römischen Kaisern und europäischen Feudalherren so nützlich war wie der Islam bei der arabischen Expansion, wäre es weniger nützlich gewesen, hätte es das Schicksal der Manichäer oder der römische Mithrasvariante genommen, d.h. es wäre entweder verboten und die Gläubigen durch die Vetreter einer Staatsreligion ermordet worden oder einfach irgendwann wieder verschwunden wenn andere Prediger den jeweiligen "Nerv der Zeit" besser getroffen hätten.
Was aber den Abschnitt bei aller zur Schau gestellten Unbildung des Autors UNERTRÄGLICH macht ist, dass die "westlichen Werte" in den gleichen Rang wie eine Religion erhoben werden - das ist eine wirklich grobe Beleidigung des Verstandes. Irgendwelche metaphysischen Erkenntnisse und von Menschenhand niedergelegte Bedürfnisse phantastischer Himmelswesen haben also den gleichen Rang wie der einfache Satz "Alle Menschen sind gleich" (der nicht umsonst bereits im Grundgesetz unerträglich zerschwätz wird). Das ist der postmoderne Palaverpluralismus (Lüling), das ist der Dreck, der den Verfall der westlichen Welt begleitet, der empiriokritizistisch-erkenntnistheoretisch-agnostische Popperismus der alles und jedes für eine diskussionswürdige Meinung(*) hält und die Existenz einer allgemein gültigen WAHRHEIT erbittert leugnet - außer der natürlich dem empiriokritizistisch-erkenntnistheoretisch-agnostische Popperismus, der über jede Kritik erhaben ist.
Damit haben wir also das zukünftige Grunddogma der freiheitlich-westlichen Welt. Religion darf nicht mehr kritisiert werden da die "westlichen Werte" selbst nur eine Art Religion sind. Kritisierst du den Pfaffen, verwirkst du das Recht, nach den "westlichen Werten" zu leben. Wenn du artig bist, überlassen wir dir möglicherweise ein kleines Reservat (wie die widerwärtigen Amtsatheisten, die sich liebend gerne durch einen Funktionärsposten und "atheistischen Religionsunterricht" ködern ließen). Durch Kritik am Islam, der allgemeinen Reklerikalisierung und der endgültigen Vernichtung der Aufklärung verwirkst du aber den Anspruch darauf.
Damit übergebe ich auch die SZ vom 14. Januar endgültig und völlig verdient dem Mülleimer.
(*) Außer natürlich der Kommunismus, selbst der sanftmütigste Popperismus kommt nicht ohne heilige Dogmen aus.
Er beginnt mit Henryk Broder der NOCH das Glück hat, als Angehöriger der jüdischen Religionsgruppe vom universellen freiheitlich-westlichen Totschlagswort rechtsradikaler Nazirassist geschützt zu sein (und das, obwohl er sich als, pfuipfuipfui, "stolzer Deutscher (http://www.henryk-broder.de/html/galerie.html)" bezeichnet), das hindert aber diesen Herrn Steinfeld nicht daran, Broders Bücher als Pamphletezu bezeichnen, andererseits die seichten Ergüsse seines Kollegen Seidl von der FAZ in den Himmel zu loben um daraus zielstrebig die falschen Schlüsse zu ziehen:
Henryk M. Broder verfasst zwar nur Streitschriften, wenn er kämpft. Aber die Anhänger eines radikalen Islams sehen die Sache, wenn sie die Waffe in die Hand nehmen, im Prinzip ähnlich. Mit gutem Grund sprach Claudius Seidl, der Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, am vergangenen Wochenende von "unseren heiligen Kriegern". Denn zu den fatalen Folgen der nun schon mindestens ein Jahrzehnt währenden Auseinandersetzung um den wahren Charakter des Islams gehört, dass die Beschwörung der "westlichen Werte" ihre eigenen Hassprediger hervorbringt.
Wie schön. "Hassprediger" sind also beispielsweise Menschen, die gegen die Scharia kämpfen. Als wäre eine mehr oder weniger direkt aus irgendwelchen religiösen Schriften abgeleitete Gesetzgebung die vor allem die Regel "Gleichheit vor dem Gesetz" massiv verletzt in der Sache her GLEICHWERTIG mit den (zugegebenermaßen traurigen Resten) der auf der Aufklärung fußenden, demokratisch leidlich legitimierten Gesetzgebung, deren oberster und wichtigster Grundsatz eben die GLEICHHEIT vor dem Gesetz ist, in der also die Frage Frau, Mann, Jude oder Christ keinen Einfluss auf das zu erwartende juristische Urteil haben darf.
Wenn man aber mit den "westlichen Werten" ebenso kämpferisch umgeht, wie es der radikale Islam mit seinen heiligen Schriften tut, dann verhält man sich wie der, den man sich zum Feind erkoren hat. Und schlimmer noch: Man zerstört die sozialen und moralischen Einrichtungen, die man zu verteidigen vorgibt. Das liegt an der Dialektik dieser "Werte": Wer auf Toleranz beharrt, für den kann die Toleranz nicht aufhören, wenn ein anderer nicht tolerant sein will.
Dieser besonders verlogene Absatz über die "Toleraaaaanz" geht natürlich nur auf wenn man unter "westlichen Werten" eine christliche Staatskirche, auf dem Kontostand fußende Freiheitsrechte, propagandistische Behämmerung durch die Glotze und in der SZ und die bis auf das Logo identischen Medien abgedruckten Lügen und unter Demokratie die Diktatur der gesamteuropäischen Exekutive versteht. Denn neben diesem Dreck ist der Islam tatsächlich "gleichwertig", daher wird er von den Vertretern dieses Drecks ja auch begeistert gefördert. Es ist dabei kein Verdienst des Islam, dass der (christliche) Bodensatz seiner Kritiker diese "westlichen Werte" EBENFALLS nicht verstanden hat, dass also Gleichheit unter den rechtlichen Gegebenheiten in Deutschland den islamischen Religionsunterricht und die EU-geförderte Großmoschee bedeutet während "westliche Werte" in Wirklichkeit die sofortige Streichung dieses selbst vom Führer garantierten Religionsunterrichts und aller aus allgemeinen Steuermitteln bezahlten Milliarden für die Bischofsgehälter oder die Priesterausbildung und was weiß ich bedeuten würden.
Auf der Basis DIESER Gleichheit könnten die Mullahs und Priester dann in den weltanschaulichen Konkurrenzkampf ziehen, wer genug Spenden sammelt, darf die größten Tempel bauen und wer zahlt, darf auch sein Wort zum Sonntag oder Freitag senden - und wer Andersgläubige oder "Ungläubige" belästigen will muss das im Rahmen der allgemein gültigen Gesetze tun, wie ich als Fan von 1860 ja auch ertragen muss, dass jubelnde "Rote" durch die Stadt ziehen und, wenn ich sie aufs Maul haue, nicht als Entschuldigung anführen darf dass meine "Gefühle" beleidigt worden wären.
Das schöne am Internetauftritt der Zeitung ist dass die Artikel thematisch verlinkt sind. Um mich von der ersten Seite "online" zu erholen klicke ich auf Meinungsfreiheit und Religion von einem gewissen Adrian Kreye (http://www.sueddeutsche.de/politik/870/499151/text/). Weiter geht die lustige Fahrt. Nach längerem Sermon über das große Glück, freiheitlich schariakonform leben zu dürfen, erfahren wir:
Noch viel emotionaler ist allerdings das Verhältnis zur Meinungsfreiheit. Die Unantastbarkeit des Propheten ist dabei nicht nur ein religiöses Gefühl. Das kennt man hierzulande ja auch, wenn beispielsweise gläubige Christen gegen Herbert Achternbuschs Jesusparodie "Das Gespenst" protestieren, gegen die religiösen Fäkalbilder von Chris Ofili und Andres Serrano oder gegen Kippenbergers gekreuzigten Frosch. Und doch sind solche Proteste nicht mit dem vergleichbar, was ein Moslem empfindet, wenn ein Ungläubiger seinen Glauben beleidigt.
Nachdem der Autor mit dem Holzhammer darauf hinweist wie überaus belesen er doch ist zeigt er wieder wie wenig er verstanden hat. Christliche Pogrome wurden durch die Aufklärung, durch die bösen "westlichen Werte" beendet, dass "beleidigte" Gläubige mit ihrem keifenden Hass auf noch so harmlose Karrikaturen (Haderer) in Europa bestenfalls Gelächter hervorrufen, genauso wie ein Kanzler der ob seiner ungefärbten Haare die Gerichte bemüht mehrheitlich nur Verachtung hervorruft - auch wenn er vor Gericht gewinnt -, ist KEIN Verdienst des judeo-christlichen Wertekanons , sondern der Aufklärung die am Islam aus verschiedensten Gründen vorbeiging, obwohl eine der bekanntesten Schriften der Aufklärung, "die drei Betrüger (http://de.wikipedia.org/wiki/De_tribus_impostoribus)", ursprünglich möglicherweise selbst aus dem islamischen Kulturkreis stammt (übrigens, "judeo-christliche" was ein Hohn aus fauligem Mund auf 2000 Jahre Religionsgeschichte - es war die Aufklärung und nicht das liebe Jesulein das den Juden die rechtliche Gleichstellung bescherte, entsprechend waren und sind Juden auch deren entschlossenste Vertreter und Verteidiger - irgendein Judenrat im Ghetto oder ein ZDJ sind traurige Verfallserscheinungen und nur der Beweis dafür, dass Intelligenz oder Dummheit zum großen Teil Funktionen der Erziehung und gesellschaftlichen Verhältnisse und nicht irgendwelcher Gene sind).
Damit verlassen wir, ganz schnell, Herrn Kreye und ignorieren auch seinen folgenden, scheinbar superkritischlinken Absatz über die bösen Amis im bösen Guantanamo (der im Umkehrschluss bedeuten soll dass Guantanamo, der Krieg im Iran und in Afghanistan Ausdruck westlicher Werte wären, daher darf man soetwas verbrecherisch subversives hier schreiben). Weiter mit Steinfeld. Obwohl er Broders Buch als Pamphlet, also Schmähschrift beschimpft, legt er jetzt jedes Wort auf die Goldwaage und unterstellt ihm in der üblichen postmodernen Pfaffenlogik ("Atheisten sind die militantesten Gläubigen", "wer gegen Diktaturen kämpft möchte selbst Diktator werden" etc.) Mordgelüste und Unterdrückungsabsichten mit widerwärtigen Folgen für die armen Islamis:
Denn wenn der Islam als solcher verwerflich und vom Islamismus nicht zu trennen ist, wenn er also im Westen gar nichts zu suchen hat, dann muss ihm, falls diese Islamkritiker sich durchsetzen können, die Zwangsmodernisierung drohen. Dann erwartet ihn ein autoritäres Regime, das regieren müsste, wie es einst Kemal Atatürk in der Türkei tat - als die Schleier verboten, die Kopfbedeckungen heruntergeschlagen und die lateinische Schrift zwangsweise eingeführt wurden.
Was für widerwärtige Verbrechen über Verbrechen hat Atatürk da begangen: Frauenwahlrecht, Schuldbildung, Gleichheit vor dem Gesetz, also Verbot von Schleier UND Fez, an Europa orientiertes Zivilrecht - was ein Elend kam in den 20er Jahren über die Türkei während man in den Ländern der größten westlichen Verbündeten im islamischen Raum weiter freiheitlich-glücklich Hände abhackt, auspeitscht und steinigt. Lassen wir das Religiöse beiseite (wie wohltuend aufgeklärt klingt doch Atatürks Verbot der Verschleierung in öffentlichen Gebäuden, es musste erst die EU kommen bis fromme StudentInnen dieses Menschenrecht einklagen dürfen) und nehmen wir als Kleinigkeit den großen ZWANG der lateinischen Schrift: Wer etwas mehr weiß als der SZ Schreiberling, und sei es nur den blöden Witz vom türktischen Glücksrad (ich kaufen ein Ü und möchte lösen), dem ist bekannt dass die äußerst vokalreiche türkische Sprache durch die arabische Schrift äußerst unzureichend wiedergegeben werde kann, dass die Einführung des Lateinischen Alphabets also die wichtigste Grundlage der Alphabetisierung des noch rückständigen Landes war. Aber wen interessiert soetwas in einer Zeit der Dauerglotzer für die man Bedienungsanleitungen als Video ins Internet setzen muss.
Inzwischen verursachte mir der Artikel wirklich körperliche Übelkeit, aber lesen wir noch den Schluss:
Gewiss, der Islam ist, anders als das Christentum, entstanden als eine Religion von Siegern, in einer Parallele von religiöser und politischer Macht. Aber auch das ist kein Grund, eine Siegerreligion der westlichen Werte zu gründen.
Historisch gesehen ist der Abschnitt erst einmal falsch, denn das Christentum überlebte ebenfalls nur weil es den römischen Kaisern und europäischen Feudalherren so nützlich war wie der Islam bei der arabischen Expansion, wäre es weniger nützlich gewesen, hätte es das Schicksal der Manichäer oder der römische Mithrasvariante genommen, d.h. es wäre entweder verboten und die Gläubigen durch die Vetreter einer Staatsreligion ermordet worden oder einfach irgendwann wieder verschwunden wenn andere Prediger den jeweiligen "Nerv der Zeit" besser getroffen hätten.
Was aber den Abschnitt bei aller zur Schau gestellten Unbildung des Autors UNERTRÄGLICH macht ist, dass die "westlichen Werte" in den gleichen Rang wie eine Religion erhoben werden - das ist eine wirklich grobe Beleidigung des Verstandes. Irgendwelche metaphysischen Erkenntnisse und von Menschenhand niedergelegte Bedürfnisse phantastischer Himmelswesen haben also den gleichen Rang wie der einfache Satz "Alle Menschen sind gleich" (der nicht umsonst bereits im Grundgesetz unerträglich zerschwätz wird). Das ist der postmoderne Palaverpluralismus (Lüling), das ist der Dreck, der den Verfall der westlichen Welt begleitet, der empiriokritizistisch-erkenntnistheoretisch-agnostische Popperismus der alles und jedes für eine diskussionswürdige Meinung(*) hält und die Existenz einer allgemein gültigen WAHRHEIT erbittert leugnet - außer der natürlich dem empiriokritizistisch-erkenntnistheoretisch-agnostische Popperismus, der über jede Kritik erhaben ist.
Damit haben wir also das zukünftige Grunddogma der freiheitlich-westlichen Welt. Religion darf nicht mehr kritisiert werden da die "westlichen Werte" selbst nur eine Art Religion sind. Kritisierst du den Pfaffen, verwirkst du das Recht, nach den "westlichen Werten" zu leben. Wenn du artig bist, überlassen wir dir möglicherweise ein kleines Reservat (wie die widerwärtigen Amtsatheisten, die sich liebend gerne durch einen Funktionärsposten und "atheistischen Religionsunterricht" ködern ließen). Durch Kritik am Islam, der allgemeinen Reklerikalisierung und der endgültigen Vernichtung der Aufklärung verwirkst du aber den Anspruch darauf.
Damit übergebe ich auch die SZ vom 14. Januar endgültig und völlig verdient dem Mülleimer.
(*) Außer natürlich der Kommunismus, selbst der sanftmütigste Popperismus kommt nicht ohne heilige Dogmen aus.