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Vollständige Version anzeigen : Gene u. Erziehung-Du bist wie Deine Mutter o.Ich will nicht werden,wie mein Alter ist



henriof9
30.12.2009, 14:12
Rio Reiser hat gesungen: "Ich will nicht werden, wie mein Alter ist." (http://www.youtube.com/watch?v=iehqY6IM3j8)Tatsächlich möchte niemand mit seinen Eltern verglichen werden.
Wie sinnvoll ist dieser Kampf gegen Gene und Erziehung?


Da ist dieser Widerwille in Gary. Gegen seine Frau, aber mehr noch gegen sich selbst. Es ist ein Sonntag, er steht vor einem Zimmer im ersten Stock und lauscht, wie Caroline und die drei Söhne Pizza essen und einen Kriegsfilm ansehen. Panzergeräusche dröhnen durch das Haus. Er selbst, denkt Gary, hat früher nur eine halbe Stunde am Tag fernsehen dürfen und nicht darunter gelitten. Seine Frau aber erlaubt den Kindern, so lange vor dem Gerät zu sitzen, wie sie wollen. Er hat sich diesem Urteil gefügt – gegen seine innere Überzeugung, wie er nun erkennen muss. Aus dem Wunsch heraus, es anders, lockerer zu halten als die eigenen Eltern. Caroline ist „die alleinige Sachwalterin seines Ehrgeizes, nicht wie sein Vater zu sein“.

Wie hat er zum Beispiel die Pfennigfuchserei seiner Eltern verachtet! Und streitet sich nun trotzdem mit seiner Mutter um 4,96 Dollar für eine Badezimmerhalterung, während er daheim argwöhnisch beobachtet, dass Caroline den Kindern jeden materiellen Wunsch erfüllen will, vom Laptop bis zur teuren Spiegelreflexkamera. Gleichzeitig stemmt sich Gary vehement gegen die Erkenntnis, Eigenschaften seiner Eltern mitbekommen zu haben. Durch nichts kann ihn seine Frau so sehr verletzen wie durch den Vorwurf, er sei depressiv wie sein Vater und ignorant wie seine Mutter.

Warum bloß schmerzen uns negative Eigenschaften besonders stark, wenn wir sie von den Eltern „geerbt“ zu haben scheinen?


ein sehr lesenwerter und interessanter Bericht, zu lesen hier (http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Familie-Mutter-Korrekturen-Sonntag;art304,2983289)

Erkennt Ihr Euch wieder oder zumindest gewisse Ähnlichkeiten ?

Wie ist Eure Meinung dazu ?

Black Jack
30.12.2009, 17:13
Rio Reiser hat gesungen: "Ich will nicht werden, wie mein Alter ist." (http://www.youtube.com/watch?v=iehqY6IM3j8)Tatsächlich möchte niemand mit seinen Eltern verglichen werden.
Wie sinnvoll ist dieser Kampf gegen Gene und Erziehung?



ein sehr lesenwerter und interessanter Bericht, zu lesen hier (http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Familie-Mutter-Korrekturen-Sonntag;art304,2983289)

Erkennt Ihr Euch wieder oder zumindest gewisse Ähnlichkeiten ?

Wie ist Eure Meinung dazu ?
Micheal Jackson hat der Wunsch beim Blick in den Spiegel nicht in die Visage seines Peinigers (Vaters) zu Blicken in den Wahnsinn der plastischen Chirurgie und letzendlich in Tod getrieben.

henriof9
30.12.2009, 17:27
Micheal Jackson hat der Wunsch beim Blick in den Spiegel nicht in die Visage seines Peinigers (Vaters) zu Blicken in den Wahnsinn der plastischen Chirurgie und letzendlich in Tod getrieben.

Es geht dabei aber nicht um die äußere Erscheinung, in Bezug auf die Ähnlichkeit.

Skaramanga
30.12.2009, 17:45
Ich bin wie mein Großvater. Von meinen Eltern habe ich fast nichts. (Leider) :cool:

Black Jack
30.12.2009, 17:49
Es geht dabei aber nicht um die äußere Erscheinung, in Bezug auf die Ähnlichkeit.

Ich habe das mit dem M.Jackson ins Spiel gebracht, um zu zeigen, welche Dimensionen die Ablehnung von Identifikation mit einem Elternteil annehmen kann.

Persönlich bin davon überzeugt, dass man ein ganz andrer Mensch werden kann als die eigenen Eltern. Und das ohne große Anstrengungen.

henriof9
30.12.2009, 17:57
Ich habe das mit dem M.Jackson ins Spiel gebracht, um zu zeigen, welche Dimensionen die Ablehnung von Identifikation mit einem Elternteil annehmen kann.

Persönlich bin davon überzeugt, dass man ein ganz andrer Mensch werden kann als die eigenen Eltern. Und das ohne große Anstrengungen.

Aber ist es nicht auch so, daß man häufig meint nicht so wie ein Elternteil zu sein und dies auch bewußt versucht so zu leben, irgendwann aber in einer bestimmten Situation feststellt, bzw. damit konfrontiert wird, daß man doch das Eine oder Andere genauso tut ?

henriof9
30.12.2009, 17:57
Ich bin wie mein Großvater. Von meinen Eltern habe ich fast nichts. (Leider) :cool:

Inwiefern ?
Es klingt so als wenn Du Dich darüber ärgerst.

Black Jack
30.12.2009, 18:04
Aber ist es nicht auch so, daß man häufig meint nicht so wie ein Elternteil zu sein und dies auch bewußt versucht so zu leben, irgendwann aber in einer bestimmten Situation feststellt, bzw. damit konfrontiert wird, daß man doch das Eine oder Andere genauso tut ?
Das kommt vor. ;)

marc
30.12.2009, 18:23
Warum bloß schmerzen uns negative Eigenschaften besonders stark, wenn wir sie von den Eltern „geerbt“ zu haben scheinen?

Wahrscheinlich, weil man unter ihnen selbst gelitten zu haben und glaubt, und man außerdem von einer Gesellschaft geprägt ist, in der die Individiualität zumindest "offiziell" geschätzt wird.



Erkennt Ihr Euch wieder oder zumindest gewisse Ähnlichkeiten ?
Wie ist Eure Meinung dazu ?

Was das Beispiel in deinem Zitat anbelangt, also die Erziehung, habe ich eher die gegensätzliche Erfahrung gemacht: meine Mutter z.B. wurde sehr streng erzogen, wollte das meinem Bruder und mir gegenüber dann ganz anders machen, lockerer etc. - und mein Bruder erzieht seine Kinder jetzt wieder streng. Mein Opa war sehr geizig, meine Mutter dann sehr spendabel - Bruder jetzt auch wieder streng. Mein Vater wurde als Kind immer gemästet, und also mussten wir als Kinder nie den Teller leer essen, hatten aber auch fast niemals Süßigkeiten daheim. Die Konstante in allem scheint mir die totale Abneigung gegenüber dem TV, später den Spielekonsolen etc. zu sein.

Meine Erfahrung wäre also, daß es nicht immer zu einer (unbewußten) Fortführung kommt, sondern oft auch zu einem bewußten Gegenteil. Da fällt mir übrigens ein, daß ich, als ich noch zur Schule ging, Kinder mal nach deren Berufswünschen fragen musste, und alle diese Kinder entweder sagten, daß sie genau das Gleiche wie Mama oder Papa werden wollten - oder Hauptsache nicht das, was Mama oder Papa sind.

Was mich persönlich anbelangt, erkenne ich mich sehrsehr stark in meinem Opa mütterlicherseits wieder, relativ stark auch in meinem Vater und ein bisschen noch in meiner Oma mütterlicherseits. Aber das auszuführen wäre jetzt zu intim. ;)

henriof9
30.12.2009, 18:44
Meine Erfahrung wäre also, daß es nicht immer zu einer (unbewußten) Fortführung kommt, sondern oft auch zu einem bewußten Gegenteil. Da fällt mir übrigens ein, daß ich, als ich noch zur Schule ging, Kinder mal nach deren Berufswünschen fragen musste, und alle diese Kinder entweder sagten, daß sie genau das Gleiche wie Mama oder Papa werden wollten - oder Hauptsache nicht das, was Mama oder Papa sind.

Das sind eigentlich auch meine Erfahrungen was mich dann aber zu der Frage verleitet wie die Psychologen und Verhaltensforscher immer darauf kommen, daß z.B. Kinder aus Familien wo geschlagen wurde, auch später ihre Kinder schlagen würden, um jetzt nur mal ein Beispiel zu nennen.
Zumal die Gegenteilshandlungen auch viel logischer erscheinen.


Was mich persönlich anbelangt, erkenne ich mich sehrsehr stark in meinem Opa mütterlicherseits wieder, relativ stark auch in meinem Vater und ein bisschen noch in meiner Oma mütterlicherseits. Aber das auszuführen wäre jetzt zu intim. ;)

Bei mir persönlich erkenne ich viel von meiner Mutter, kurrioserweise bei meinem Bruder ist dies überhaupt nicht so gewesen, von wem der seine Verhaltensweisen hat wird mir immer ein Rätsel bleiben.

Waldgänger
30.12.2009, 18:48
Durch das Umfeld und gewisse Lebenserfahrungen, werden wir geprägt, wie wir sind. Sobald uns aber die Ursachen einer Prägung bewusst werden, und sehen wir diese als negativ an, sind wir bereits in der Lage, unser Verhalten zu ändern. Das geht natürlicht nicht von heute auf morgen, da viele Verhaltensmuster tief ins Unbewusste eingebrannt sind, dennoch können sie über einen längeren Zeitraum „umprogrammiert“ werden.

Durch das Einnehmen einer anderen Lebensperspektive, einem Schlussstrich unter der Vergangenheit, bewussten neuen Erfahrungen, die ein neues Selbstbild schaffen, und das alte ablösen etc., kann ich so werden (jedenfalls sehr stark näherungsweise), wie ich es mir wünsche.

Agano
30.12.2009, 19:01
Micheal Jackson hat der Wunsch beim Blick in den Spiegel nicht in die Visage seines Peinigers (Vaters) zu Blicken in den Wahnsinn der plastischen Chirurgie und letzendlich in Tod getrieben.michael jackson mag vielleicht kein einzelfall sein, aber deshalb kann man die situation nicht einfach auf alles und jeden umlegen. michael jackson gehörte eigentlich in die klapse. aber er hatte geld und konnte sich das schizophrene erlauben.

insgesamt wird hier nur ein verschwindend geringer teil angesprochen, die ihre eltern womöglich nicht mögen. kann passieren. die kluft, der graben bei den generationen untereinander werden immer grösser durch die schnelllebigkeit. will das mal so ausdrücken.

die alten kommen geistig mit den neuentwicklungen kaum noch mit. ihre erziehung war eine andere, als die ihrer kinder und die erziehung der kindeskinder durch die kinder ist wieder eine andere, während die entwicklung rasend voran schreitet.

gestern hatten die noch den schweren hörer mit der wählscheibe in den fingern, heute das i-phon, das kaum noch einer der älteren begreift. das ging alles zu schnell. gestern die alte schallplatte, heute einen chip, der tausend lieder speichern kann, hunderte von büchern und so vieles mehr. wer kapiert das auch so schnell. das ist die differenz, die hier wohl gemeint wird.

das was mit michael jackson passierte, ist etwas vollkommen anderes. das war kinderarbeit, geil auf geld und vergewaltigung seiner eigenen familie, was dieser drecksack an vater mit seinen kindern da veranstaltete. jeder weiss das, aber keine spricht es wirklich aus!!!! das war schlichtweg ein verbrechen, das hätte geahndet werden müssen. so schaut das aus. richard

Skaramanga
01.01.2010, 23:02
Inwiefern ?
Es klingt so als wenn Du Dich darüber ärgerst.

Ja. Mein Großvater war ein fauler Sack. Ich hätte es wesentlich weiter gebracht wenn ich wie mein Vater wäre.

heide
02.01.2010, 06:03
Rio Reiser hat gesungen: "Ich will nicht werden, wie mein Alter ist." (http://www.youtube.com/watch?v=iehqY6IM3j8)Tatsächlich möchte niemand mit seinen Eltern verglichen werden.
Wie sinnvoll ist dieser Kampf gegen Gene und Erziehung?



ein sehr lesenwerter und interessanter Bericht, zu lesen hier (http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Familie-Mutter-Korrekturen-Sonntag;art304,2983289)

Erkennt Ihr Euch wieder oder zumindest gewisse Ähnlichkeiten ?

Wie ist Eure Meinung dazu ?

Ein eisener Grundsatz in meinem Leben war, nie als Mutter so zu werden, wie meine Mutter es war. Es ist mir gelungen! Ich war immer für meine Kinder da und bin es auch heute noch.

heide
02.01.2010, 06:06
Aber ist es nicht auch so, daß man häufig meint nicht so wie ein Elternteil zu sein und dies auch bewußt versucht so zu leben, irgendwann aber in einer bestimmten Situation feststellt, bzw. damit konfrontiert wird, daß man doch das Eine oder Andere genauso tut ?

Ich war zur Beerdigung meines Vaters in Colbiz (ehem. DDR). Die Gäste, die zu der Trauerfeier kamen, meinten ich hätte die Mimik und die Gestik meines Vaters.
Kann schon stimmen, denn ich selbst habe meinen Vater erst mit 27 Jahren wirklich kennen gelernt.
Also konnte ich seine Mimik und Gestik nicht bewusst kennen.