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Vollständige Version anzeigen : Rufmord am Bosporus



Ka0sGiRL
04.04.2005, 22:13
Vorbei die Zeiten, da den USA türkischer Honig ums Maul geschmiert wurde. Die Hasstiraden auf den Nato-Partner sind bizarr bis geschmacklos.


Lesen bildet: «US-Soldaten vergewaltigen Kinder und werfen sie Strassenhunden zum Frass vor!»

Vor einigen Jahren besuchte ich in Istanbul eine Ausstellung von Werken, die in der Zeit des letzten Militärputsches (1980) entstanden waren. Das Augenmerk der Künstler schien sich indes mehr auf die Ungerechtigkeiten des globalen kapitalistischen Systems zu richten als auf das Schicksal der türkischen Demokratie. Diese Werke als linke Karikaturen zu bezeichnen (viele zeigten fette Kapitalisten und ausgemergelte Arbeiter), wäre untertrieben gewesen. Ein scharfsinniger türkischer Kritiker schrieb dazu: «Dies beweist, dass türkische Künstler bereit waren, sich in einer Weise zu erniedrigen, wie es sowjetische Künstler nicht einmal auf dem Höhepunkt des stalinistischen Terrors getan hätten.»

Diese Ausstellung kam mir neulich in den Sinn, als in den USA über die Frage «Warum ist uns die Türkei verloren gegangen?» nachgedacht wurde. Die fünfzigjährige besondere Beziehung zwischen alten Nato-Verbündeten, die schon in Korea gemeinsam gegen kommunistische Expansionsbestrebun- gen kämpften, muss sich ja seit langem der ideologischen Feindschaft und intellektuellen Dekadenz eines Grossteils der Istanbuler Elite erwehren.


(...) fast alle Politiker und fast alle Medien predigen einen Amerika- und Judenhass, der weit über das hinausgeht, was man in den meisten staatlich kontrollierten Organen der arabischen Welt findet. Wenn ich zögere, von einer Art Nazipropaganda zu sprechen, dann deshalb, weil vermutlich sogar Goebbels sie als zu ordinär abgelehnt hätte.

Nehmen wir nur die islamistische Zeitung Yeni Safak, die der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nahe steht. Am 9. Januar wurde dort in einem Artikel behauptet, US-Soldaten würden so viele irakische Leichen in den Euphrat werfen, dass einige Mullahs den Anwohnern den Verzehr von Flussfischen verboten hätten. Wiederholt behauptete das Blatt, US-Streitkräfte hätten in Falludscha chemische Waffen eingesetzt. Ein Kommentator erklärte, US-Soldaten hätten Frauen und Kinder dort vergewaltigt und deren Leichen den Strassenhunden zum Frass überlassen. Zu den «Sensationen» des Blattes gehörte die Meldung, im Irak kämpften auch tausend israelische Soldaten und US-Soldaten trieben schwunghaften Handel mit den Organen von toten Irakern.

In der säkularen Presse sieht es nicht viel besser aus. Die angesehene Hürriyet behauptete, israelische Sonderkommandos hätten türkische Ordnungskräfte in Mossul ermordet, und die USA wurden beschuldigt, unter dem Vorwand der humanitären Hilfe die Besetzung Indonesiens zu betreiben. Im Herbst vergangenen Jahres warf ein Kommentator der Zeitung Sabah dem US-Botschafter in der Türkei, Eric Edelman, vor, seine Haltung orientiere sich an seiner «ethnischen Herkunft» (Edelman ist Jude). Tatsächlich ist Edelman ein Diplomat, der seiner Aufgabe, die Interessen und das Bild Amerikas zu ver- teidigen, besonders pflichtbewusst nachkommt. Das geistige Klima, in dem er sich bewegt, ist so grotesk, dass er es für angebracht hielt, ein Gespräch mit Wissenschaftlern vom U.S. Geological Survey zu organisieren, die darauf hinwiesen, dass der Tsunami nicht durch geheime US-Atomversuche ausgelöst worden war.

Die wohl bizarrste antiamerikanische Story, die gegenwärtig in aller Munde ist, ist die Achter-Planet-Theorie, derzufolge die USA von einem bevorstehenden Meteoriteneinschlag in Nordamerika wüssten. Dies erkläre ihr Bestreben, sich den Nahen Osten zu unterwerfen.

(...) Völlig vergessen ist die Tatsache, dass Präsident Bush einer der ersten ausländischen Politiker war, die Ministerpräsident Erdogan anerkannten, während die türkischen Gerichte noch überlegten, ob der Mann hinreichend säkular für das Amt sei. Vergessen sind Jahrzehnte amerikanischer Militärhilfe. Vergessen sind jahrelange amerikanische Bemühungen um eine Öl-Pipeline vom Kaspischen Meer zum türkischen Hafen Ceyhan. Vergessen ist, dass die Absicht des US-Kongresses, wegen des Armenier- Genozids von 1915 eine türkeikritische Resolution zu verabschieden, regelmässig am Widerstand der US-Regierung scheitert. Vergessen ist auch, dass Amerika sich schon lange für die Aufnahme der Türkei in die EU einsetzt.

Vor allem vergessen ist die amerikanische Hilfe beim Kampf gegen die PKK. Ihr Anführer, Abdullah Öcalan, nun im Gefängnis, wurde 1998 aus Syrien ausgewiesen, nachdem die Türkei mit einer Militäraktion gedroht hatte. Er wurde wie eine heisse Kartoffel unter den europäischen Regierungen herumgereicht, die sich weigerten, ihn an die Türkei auszuliefern, weil ihm dort – o Graus! – die Todesstrafe drohte. Der Mann wurde schliesslich, dank Unterstützung der US-Nachrichtendienste – in Nairobi gefasst, wo er in der griechischen Botschaft Unterschlupf gesucht hatte. «Sie haben uns Öcalan geschenkt. Gibt es etwas Grösseres?», sagt einer der wenigen selbstbewussten amerikafreundlichen Türken, die ich noch kenne.

Ich weiss, dass Doug Feith (ebenfalls ein Jude, wie die türkische Presse anzumerken sich beeilte) und später Condoleezza Rice den türkischen Politikern rieten, sich im Ton zu mässigen, wenn ihnen an einem guten Verhältnis zu Amerika gelegen sei. Nichts deutet darauf hin, dass sie eine zufriedenstellende Antwort erhielten. Türkische Politiker sollten wissen, dass sich die «öffentliche Meinung», auf die sie sich so gern berufen, revidieren lässt. Wenn sie diesen Kurs aber noch ein paar Jahre fahren – wer weiss?

Atatürks Erbe ist gefährdet, und auch von der alten osmanischen Pracht wird dann nicht mehr viel übrig sein. Am Ende könnte die Türkei feststellen, dass sie ein zweitklassiges Land ist: engstirnig, paranoid, marginalisiert – ohne Freunde in Amerika (wie könnte es anders sein?) und in Europa nicht willkommen.

Von Robert L. Pollock
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=10328&CategoryID=66

Wie es scheint schwinden die Chancen der Türkei, je in die EU aufgenommen zu werden. Nicht nur, dass sie sich am Frauentag als nicht-EU-fähig gezeigt hat, sondern auch der Gleichklang mit islamistischer Ani-Ami Hetze wird ihr einen massiven Punktverlust bringen.

Biskra
10.04.2006, 04:17
Schlimm, Schlimm, allerdings.

SAMURAI
10.04.2006, 06:38
=Ka0sGiRL

Atatürks Erbe ist gefährdet, und auch von der alten osmanischen Pracht wird dann nicht mehr viel übrig sein. Am Ende könnte die Türkei feststellen, dass sie ein zweitklassiges Land ist: engstirnig, paranoid, marginalisiert – ohne Freunde in Amerika (wie könnte es anders sein?) und in Europa nicht willkommen.

Von Robert L. Pollock
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=10328&CategoryID=66

Wie es scheint schwinden die Chancen der Türkei, je in die EU aufgenommen zu werden. Nicht nur, dass sie sich am Frauentag als nicht-EU-fähig gezeigt hat, sondern auch der Gleichklang mit islamistischer Ani-Ami Hetze wird ihr einen massiven Punktverlust bringen.[/QUOTE]

Es reicht mehr als genug über 3 Millionen Türken im Land zu haben. Nachzugshochzeiten und Nachschleusungen sind gewiss.

Die Türkei gehört nicht in die EU

mfg

Misteredd
10.04.2006, 13:39
Ich wäre sehr froh, wenn die Amerikaner sich noch näher und noch tiefer mit den eigentümlichen Eigenarten der Türken beschäftigen, denn dann würde sehr schnell eine ablehnende Ernüchterung eintreten. Damit wäre dann auch der Türkei EU Beitritt erledigt.

kritiker_34
10.04.2006, 13:46
Ich wäre sehr froh, wenn die Amerikaner sich noch näher und noch tiefer mit den eigentümlichen Eigenarten der Türken beschäftigen, denn dann würde sehr schnell eine ablehnende Ernüchterung eintreten. Damit wäre dann auch der Türkei EU Beitritt erledigt.

wir sollten versuchen herauszufinden, welche gruppierungen in den usa für den eu beitritt und welche gruppen gegen einen eu beitritt der türkei sind.

dann die gegner stärken.

Leyla
10.04.2006, 13:51
Wie es scheint schwinden die Chancen der Türkei, je in die EU aufgenommen zu werden. Nicht nur, dass sie sich am Frauentag als nicht-EU-fähig gezeigt hat...Die Polizeiübergriffe auf die Frauendemos im letzten Jahr wurden allerdings von türkischer Seite damit gerechtfertigt, dass die Frauendemos von der PKK organisiert worden seien. Und trotz völkerrechtlicher Gutachten, die die PKK als legitime nationale Befreiungsorganisation ausweisen, steht sie auf der EU-Antiterror-Liste und ist auch in Deutschland verboten. Das Verhalten des türkischen Staates ist also gewissermaßen EU-kompatibel - wenn auch politisch und moralisch schärfstens zu verurteilen.

kritiker_34
10.04.2006, 13:53
[/qoute]

Völlig vergessen ist die Tatsache, dass Präsident Bush einer der ersten ausländischen Politiker war, die Ministerpräsident Erdogan anerkannten, während die türkischen Gerichte noch überlegten, ob der Mann hinreichend säkular für das Amt sei. Vergessen sind Jahrzehnte amerikanischer Militärhilfe. Vergessen sind jahrelange amerikanische Bemühungen um eine Öl-Pipeline vom Kaspischen Meer zum türkischen Hafen Ceyhan. Vergessen ist, dass die Absicht des US-Kongresses, wegen des Armenier- Genozids von 1915 eine türkeikritische Resolution zu verabschieden, regelmässig am Widerstand der US-Regierung scheitert. Vergessen ist auch, dass Amerika sich schon lange für die Aufnahme der Türkei in die EU einsetzt.

Vor allem vergessen ist die amerikanische Hilfe beim Kampf gegen die PKK. Ihr Anführer, Abdullah Öcalan, nun im Gefängnis, wurde 1998 aus Syrien ausgewiesen, nachdem die Türkei mit einer Militäraktion gedroht hatte. Er wurde wie eine heisse Kartoffel unter den europäischen Regierungen herumgereicht, die sich weigerten, ihn an die Türkei auszuliefern, weil ihm dort – o Graus! – die Todesstrafe drohte. Der Mann wurde schliesslich, dank Unterstützung der US-Nachrichtendienste – in Nairobi gefasst, wo er in der griechischen Botschaft Unterschlupf gesucht hatte. «Sie haben uns Öcalan geschenkt. Gibt es etwas Grösseres?», sagt einer der wenigen selbstbewussten amerikafreundlichen Türken, die ich noch kenne.

http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=10328&CategoryID=66



Wie es scheint schwinden die Chancen der Türkei, je in die EU aufgenommen zu werden. Nicht nur, dass sie sich am Frauentag als nicht-EU-fähig gezeigt hat, sondern auch der Gleichklang mit islamistischer Ani-Ami Hetze wird ihr einen massiven Punktverlust bringen.

völlig vergessen wird von den türk-nationalen ja auch die zig-milliarden, welche von deutschland aus, direkt oder indirekt, in die türkei transferiert wurden.

deshalb sind doch so viele deutsche sauer...

Andreas63
10.04.2006, 14:22
[/qoute]

Atatürks Erbe ist gefährdet, und auch von der alten osmanischen Pracht wird dann nicht mehr viel übrig sein. Am Ende könnte die Türkei feststellen, dass sie ein zweitklassiges Land ist: engstirnig, paranoid, marginalisiert – ohne Freunde in Amerika (wie könnte es anders sein?) und in Europa nicht willkommen.

Vielleicht erkennen die Amerikaner nun endlich, wie unsinnig ihre Forderung war, die Türkei in der EU haben zu wollen. Einen größeren Gefallen konnte uns die Türkei gar nicht tun.

kritiker_34
10.04.2006, 14:31
Vielleicht erkennen die Amerikaner nun endlich, wie unsinnig ihre Forderung war, die Türkei in der EU haben zu wollen. Einen größeren Gefallen konnte uns die Türkei gar nicht tun.

noch scheint die usa offiziell ja den eu beitritt zu bewürworten. solange da nicht andere signale aus washington kommen, bleibe ich skeptisch.