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Vollständige Version anzeigen : Rumänische Kulturrevolution und "Sturz des Kommunismus" vor 20 Jahren: Wirklich?



Trashcansinatra
22.12.2009, 22:00
Vor 20 Jahren, beginnend ab 15. Dezember 1989 in Timişoara (Temeschwar) als Protest gegen die drohende Deportation eines beliebten, regimekritischen Pfarrers (László Tőkés) fingen die ersten ca. 200 Menschen an, gegen das kommunistische Ceauşescu-Regime zu demonstrieren. Die Proteste weiteten sich während der ersten Tage aus, führten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der dortigen Geheimpolizei (Securitate) und griffen eine Woche nach Beginn auf die Hauptstadt Bucureşti (Bukarest) über. Dies und eine parteiinterne Revolte führten zum Sturz des Diktators Ceauşescu, der per Hubschrauber flüchtete, aber kurz darauf festgenommen wurde und später hingerichtet wurde.

Hier findet der geneigte Leser den Verlauf dieser Revolution und eine kurze Zusammenfassung der Jahre nach 1989:


http://www.1989-2009.at/?story=12

In den letzten Zeilen obiger Quelle kommt unterschwellig zum Ausdruck, daß diejenigen, die damals unter Ceauşescu schon Funktionäre waren, sich nach dessen Hinrichtung wieder in den Führungsschichten etabliert haben und zum Teil ihre Machtstellung nicht aufgegeben haben.

Weiterhin wird die "Rumänische Revolution" überwiegend in der Öffentlichkeit als spontane Volkserhebung gesehen. Jedoch scheint es eine starke Meinung zu geben, die den Sturz Ceauşescus als geschickt eingefädelten Putsch von seiten einiger Parteimitglieder und Militärs sehen - mit dem Zweck, daß die alten Funktionäre weiter an der Macht bleiben können.


Das Diktatorenpaar war nach der Ausbreitung der Revolte auf mehrere rumänische Städte geflüchtet. Wenig später übernahmen die Revolutionäre – vor allem die plötzlich zu flammenden Verfechtern der Demokratie mutierten Altkommunisten um Iliescu – auch im Fernsehen die Regie. Die Bilder der „Telerevolution“, die Proklamationen, Freudenbotschaften, flammenden Reden und die Panikmache gehen um die Welt. Die Armee fraternisiert mit den Demonstranten, die Securitate wird ihr untergeordnet. Doch die Schießerei hört nicht auf. Und wieder heißt es, es handle sich um „fanatische Terroristen“, um „ausländische Spezialeinheiten“, die das alte Regime verteidigten und erst aufhören würden, wenn das Diktatorenpaar tot sei. Obwohl ihnen über 1000 Menschen zum Opfer fallen, ist bis heute ungeklärt, wer geschossen hat und wer die mysteriösen Drahtzieher waren.

Ungeklärt bleiben auch die Umstände des improvisierten Schauprozesses, infolge dessen Nicolae und Elena Ceausescu zum Tode verurteilt und ausgerechnet am Weihnachtstag des Jahres 1989 erschossen wurden. Über die 60.000 Toten, den Völkermord, die angeblichen ausländischen Konten, derer die Ceausescus angeklagt wurden, hüllt man sich in Rumänien weiterhin in Schweigen.

Bis heute bleibt unklar, ob es sich beim Systemwechsel 1989 um einen Putsch oder eine spontane Volkserhebung handelte. Iliescu, der nach der Wende zusätzlich zur Übergangspräsidentschaft zwei Amtszeiten als Staatschef erreichte, ist heute Ehrenpräsident der Sozialdemokratischen Partei (PSD). Jahre nach der Revolution stellte sich heraus, dass er federführend beim „Diebstahl der Revolution“ mitwirkte. Kritiker fühlten sich bestätigt, als er Horden von Bergleuten ermutigte, Teilnehmer von gegen ihn gerichteten Kundgebungen nach einem Marsch nach Bukarest brutal niederzuknüppeln.


Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/art391,312084


Revolutionsanalyse

Bis heute wird in Rumänien darüber diskutiert, ob die Revolution von 1989 tatsächlich spontan war, oder gezielt gesteuert. Vor allem wird immer wieder auch Russland als konspirativer Betreiber genannt.

Genosse Ceausescu war mit seinen Allüren und der "Anbiederung" an den Westen ein Dorn im Auge des Kremls.

Spontan, oder doch von langer Hand geplante Verschwörung? Eine Frage, die schwer zu klären ist und noch lange Zeit beschäftigen wird.

Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: Nicolae Ceausescu's Erben: Die rumänische Revolution zwanzig Jahre nach 1989. http://europaeische-union.suite101.de/article.cfm/nicolae_ceausescus_erben#ixzz0aSOzRpU1

Da ich selber Deutscher bin, ich die rumänische Sprache hier in Österreich erlerne und ich auch bisher keine Aufenthalte in Rumänien hatte, würde ich gerne von den anderen Foristen, speziell Rumänen und/oder Ungarn, wissen:

Was ist an diesen Gerüchten dran?
Haben die alten kommunistischen Seilschaften und Clans Rumänien immer noch im Griff?

Fragen über Fragen ...

Ich halte mich aus diesem Strang übrigens weitgehend raus.

WesternCato
23.12.2009, 03:22
Ich finde das Thema hochinteressant und werde den Strang beobachten; aber ich verstehe nicht, warum dies in Themen das Tages steht, anstelle z.B. in Europa zu stehen.

Skaramanga
23.12.2009, 09:14
Es ist so. Die Dreckskerle sitzen überall an den Schaltstellen, stopfen sich die Taschen voll, und fahren fette deutsche Edelkarossen. Es war heller Wahnsinn, Rumänien in die EU aufzunehmen. Das ist eine veritable Gangsterrepublik. Aber nicht die einzige. Kosovo, Mazedonien, Albanien - selbes Kaliber. Europa hat sich die Pest ins Haus geholt. Als ob die Muselei nicht schon genug wäre.

Trashcansinatra
23.12.2009, 09:16
Ich finde das Thema hochinteressant und werde den Strang beobachten; aber ich verstehe nicht, warum dies in Themen das Tages steht, anstelle z.B. in Europa zu stehen.

Weil es genau vor 20 Jahren geschah - darum. Und das ist für mich die stichhaltige Begründung, es in die Themen des Tages zu setzen.

Senator74
23.12.2009, 10:57
Erst unlängst gab es in unserem TV einen Bericht über das Leben derer,die damals in Diensten der Securitate standen/stehen mußten...Sie denken ungern zurück,verantworten sich damit unter Zwang hehandelt zu haben,aber es schimmerte aus allen Kommentaren durch,dass der genannte Geheimdienst noch heute(!) seine Fäden zieht!!!
Unbehelligt blieben dort damals genug Schergen des Regimes,ähnlich wie in der Ex-DDR...beschämend!!

Salazar
23.12.2009, 11:11
Es ist so. Die Dreckskerle sitzen überall an den Schaltstellen, stopfen sich die Taschen voll, und fahren fette deutsche Edelkarossen. Es war heller Wahnsinn, Rumänien in die EU aufzunehmen. Das ist eine veritable Gangsterrepublik. Aber nicht die einzige. Kosovo, Mazedonien, Albanien - selbes Kaliber. Europa hat sich die Pest ins Haus geholt. Als ob die Muselei nicht schon genug wäre.

Was Mazedonien angeht scheinst du keine Ahnung zu haben. Es geht dort deutlich weniger korrupt zu als in Rumänien, Bulgarien ode Griechenland.

Die Bonzen aus jugoslawischer Zeit haben den grössten Teil der ohnehin wenig brauchbaren Wirtschaft in die eigene Tasche privatisiert und sitzen heute als Sozialdemokraten im Parlament. Die Regierungspartei VMRO-DPMNE ist aber eine konservative Kraft wie man sie sich auch für Deutschland wünschen würde. Die Wähler und Abgeordneten dieser Partei sind fast ausschliesslich junge Mazedonier, die mit den alten Sozi-Bonzen nichts zu tun haben wollen, sich zurückbesinnen auf ihren Orthodoxen Glauben und den Anschluss an Europa suchen.

Dabei sollte man natürlich nicht vergessen, dass es in Mazedonien vor allem in der Presselandschaft grosse Probleme mit altkommunistischen Oligarchen gibt. Auch die Albaner im Westen des Landes sind natürlich ein Problem. Aber für deren Eskapaden (zB der bewaffnete Aufstand 2001) kann man die Mazedonier nicht bestrafen.

Senator74
23.12.2009, 11:24
Was Mazedonien angeht scheinst du keine Ahnung zu haben. Es geht dort deutlich weniger korrupt zu als in Rumänien, Bulgarien ode Griechenland.

Die Bonzen aus jugoslawischer Zeit haben den grössten Teil der ohnehin wenig brauchbaren Wirtschaft in die eigene Tasche privatisiert und sitzen heute als Sozialdemokraten im Parlament. Die Regierungspartei VMRO-DPMNE ist aber eine konservative Kraft wie man sie sich auch für Deutschland wünschen würde. Die Wähler und Abgeordneten dieser Partei sind fast ausschliesslich junge Mazedonier, die mit den alten Sozi-Bonzen nichts zu tun haben wollen, sich zurückbesinnen auf ihren Orthodoxen Glauben und den Anschluss an Europa suchen.

Dabei sollte man natürlich nicht vergessen, dass es in Mazedonien vor allem in der Presselandschaft grosse Probleme mit altkommunistischen Oligarchen gibt. Auch die Albaner im Westen des Landes sind natürlich ein Problem. Aber für deren Eskapaden (zB der bewaffnete Aufstand 2001) kann man die Mazedonier nicht bestrafen.

Mazedonien muß man ausklammern! Bestimmt!!