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Vollständige Version anzeigen : Militanter Pazifismus nach Einstein



Apotheos
16.12.2009, 00:49
Für einen militanten Pazifismus - Albert Einstein


Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt richtig verteilen würden, statt uns zu Sklaven starrer Wirtschaftsdoktrinen oder -traditionen zu machen. Vor allem aber dürfen wir nicht zulassen, dass unsere Gedanken und Bemühungen von konstruktiverArbeit abgehalten und für die Vorbereitung eines neuen Krieges missbraucht werden. Ich bin der gleichen Meinung wie der große Amerikaner Benjamin Franklin, der sagte: es hat niemals einen guten Krieg und niemals einen schlechten Frieden gegeben. Ich bin nicht nur Pazifist, ich bin militanter Pazifist. Ich will für den Frieden kämpfen. Nichts wird Kriege abschaffen, wenn nicht die Menschen selbst den Kriegsdienst verweigern. Um große Ideale wird zunächst von einer aggressiven Minderheit gekämpft. Ist es nicht besser, für eine Sache zu sterben, an die man glaubt, wie an den Frieden, als für eine Sache zu leiden, an die man nicht glaubt, wie an den Krieg? Jeder Krieg fügt ein weiteres Glied an die Kette des Übels, die den Fortschritt der Menschlichkeit verhindert. Doch eine Handvoll Wehrdienstverweigerer kann den allgemeinen Protest gegen den Krieg dramatisieren. Die Massen sind niemals kriegslüstern, solange sie nicht durch Propaganda vergiftet werden. Wir müssen sie gegen Propaganda immunisieren. Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen, indem wir sie im Geiste des Pazifismus erziehen. Der Jammer mit Europa ist, dass die Völker mit falschen Zielen erzogen worden sind. Unsere Schulbücher verherrlichen den Krieg und unterschlagen seine Gräuel. Sie indoktrinieren die Kinder mit Hass. Ich will lieber Frieden lehren als Hass, lieber Liebe als Krieg. Die Schulbücher müssen neu geschrieben werden. Statt uralte Konflikte und Vorurteile zu verewigen, soll ein neuer Geist unser Erziehungssystem erfüllen. Unsere Erziehung beginnt in der Wiege: die Mütter der ganzen Welt haben die Verantwortung, ihre Kinder im Sinne der Friedenserhaltung zu erziehen. Es wird nicht möglich sein, die kriegerischen Instinkte in einer einzigen Generation auszurotten. Es wäre nicht einmal wünschenswert, sie gänzlich auszurotten. Die Menschen müssen
weiterhin kämpfen, aber nur, wofür zu kämpfen lohnt: und das sind nicht imaginäre Grenzen, Rassenvorurteile oder Bereicherungsgelüste, die sich die Fahne des Patriotismus umhängen. Unsere Waffen seien Waffen des Geistes, nicht Panzer und Geschosse. Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, die die kriegführenden Nationen im Weltkrieg verbraucht, ein Bruchteil des Geldes, das sie mit Handgranaten und Giftgasen verpulvert haben, wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen sowie die Katastrophe der Arbeitslosigkeit in der Welt
zu verhindern. Wir müssen uns stellen, für die Sache des Friedens die gleichen Opfer zu bringen, die wir widerstandslos für die Sache des Krieges gebracht haben. Es gibt nichts, das mir wichtiger ist und mir mehr am Herzen hegt. Was ich sonst mache oder sage, kann die Struktur des Universums nicht ändern. Aber vielleicht kann meine Stimme der größten Sache dienen: Eintracht unter den Menschen und Friede auf Erden.

Quelle: http://www.augstein.org/bibliothek/philosophie/werkauszuege/einstein_militanter_pazifismus.pdf

Eine gute Erklärung. Für den militanten Pazifismus!

GG146
16.12.2009, 01:17
Einsteins Franklin - Zitat:


Ich bin der gleichen Meinung wie der große Amerikaner Benjamin Franklin, der sagte: es hat niemals einen guten Krieg und niemals einen schlechten Frieden gegeben. Ich bin nicht nur Pazifist, ich bin militanter Pazifist.

Wikipedia zu Benjamin Franklin:


Zur Zeit der Stamp-Act-Krise avancierte Franklin zum gefeierten Fürsprecher amerikanischer Rechte in London. Im Mai 1775 kehrte er nach Pennsylvania zurück und wurde Mitglied im Kongress. Wenig später saß er bereits im Komitee, das die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten konzipierte. Dort war er Postminister und auch Präsident beim Verfassungs-Konvent. Im Jahre 1769 gründete er die American Philosophical Society.

Über Franklin wurde in Anspielung auf seine Erfindung des Blitzableiters und der Unabhängigkeitserklärung gesagt: „eripuit caelo fulmen, sceptrumque tyrannis“ – Er entriss dem Himmel den Blitz und den Tyrannen das Zepter.

1776 unterzeichnete Benjamin Franklin mit 54 anderen Repräsentanten der damals 13 vereinigten Staaten die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli.

Im Oktober 1776 schickte ihn der Kongress nach Beginn des Unabhängigkeitskrieges als Gesandten der dreizehn vereinigten Staaten nach Frankreich, wo er in der Rue Raynouard im heutigen Pariser Vorort Passy lebte. Dort machte er in Europa als Diplomat Karriere. Als einer von drei Beauftragten leitete er in den Jahren 1776–79 die Verhandlungen, die letztlich zur Allianz mit Frankreich führten. Franklins Wirken in dieser Zeit wird in Lion Feuchtwangers Roman Die Füchse im Weinberg, Waffen für Amerika beschrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Franklin


"Militanter Pazifismus" - soso. Wahrhaft ein grosses Wort für zwei Friedenshelden, von denen der eine das Bündnis für die Vorbereitung des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges geschmiedet hat und der andere Präsident Roosevelt zugeraten hat, unbedingt die Entwicklung der Atombombe voranzutreiben.

Apotheos
16.12.2009, 02:14
"Militanter Pazifismus" - soso. Wahrhaft ein grosses Wort für zwei Friedenshelden, von denen der eine das Bündnis für die Vorbereitung des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges geschmiedet hat und der andere Präsident Roosevelt zugeraten hat, unbedingt die Entwicklung der Atombombe voranzutreiben.

Es war ja auch nicht die Rede von kategorischen Pazifismus. Einstein sagte ja von sich selbst "Ich bin Pazifist, aber kein kategorischer". Deswegen kommt der Begriff des militanten Pazifismus dem Nahe. Man kann in einer gewalttätigen und teils sehr widersprüchlichen Welt nicht total gewaltablehnend sein, erst recht nicht, wenn man sich bemüht, etwas zu verbessern. Dann ist man manchmal auch gezwungen Dinge zu tun, die den eigenen Idealen eher widerstreben. Die Entwicklung der Atombombe geschah ja aus Furcht, dass die Nazis sie vor den Amerikanern entwickeln könnten.
Unter den Umständen finde ich das durchaus verständlich. Heute ist die Weltsituation eine Andere. Heute sollte man eher Fragen, wie man verhindern kann, dass jemals wieder eine Atombombe eingesetzt wird.

Waldgänger
16.12.2009, 05:48
Gewalt darf immer nur Mittel der Verteidigung sein. Der Pazifismus erkennt leider oftmals die Ursprünge der Gewalt nicht, und lehnt diese in jeder Situation ab. Dass in manchen Situationen offensive Verteidigung vonnöten ist, will er nicht wahrhaben und bleibt in vielerlei Momenten jeder revolutionären Tat ablehnend gegenüber.

Die Frage lautet vielmehr: Antiimperialismus oder Pazifismus? (http://www.arbeitermacht.de/ni/ni138/pazifismus.htm)

Apotheos
16.12.2009, 05:52
Gewalt darf immer nur Mittel der Verteidigung sein. Der Pazifismus erkennt leider oftmals die Ursprünge der Gewalt nicht, und lehnt diese in jeder Situation ab. Dass in manchen Situationen offensive Verteidigung vonnöten ist, will er nicht wahrhaben und bleibt in vielerlei Momenten jeder revolutionären Tat ablehnend gegenüber.

Die Frage lautet vielmehr: Antiimperialismus oder Pazifismus? (http://www.arbeitermacht.de/ni/ni138/pazifismus.htm)

Militanter Pazifismus schließt diese Gewaltdefinition für mich mit ein.

Sauerländer
16.12.2009, 14:45
Hmmm...
Das sieht für mich ganz so aus, als ginge es darum, nachdem man festgestellt hat, dass man als vollständiger Pazifist untergeht, einen Pazifismusbegriff zu konstruieren, der es einem erlaubt, sich zumindest unter bestimmten Umständen nicht wie ein Pazifist zu verhalten und gleichzeitig dennoch einer zu sein. Wenn man dann genauer hinschaut, wird vermutlich die Liste dieser Ausnahmen immer länger werden, und schwupps macht es -zumindest in meinen Augen- keinen Sinn mehr, von Pazifismus zu sprechen. Gewalt nur als Notbehelf zu akzeptieren ist etwas anderes als sie gar nicht zu akzeptieren.
Gewalt kann legitim sein, aber stets nur als allerletztes Mittel - das ist in meinen Augen kein Pazifismus. Eher ein friedenswilliger Realismus.

Davon abgesehen halte ich nichts davon, für DEN (völlig abstrakten) Frieden kämpfen zu wollen, sondern immer nur für EINEN (ganz bestimmten) Frieden. Ich stimme nicht der Auffassung zu, dass grundsätzlich JEDER denkbare Frieden besser ist als JEDER denkbare Krieg, im Gegenteil, es gibt meiner Auffassung durchaus Situationen, in denen es sowohl notwendig als auch gerecht ist, zur Waffe zu greifen.
Konsensfähig ist es von meiner Seite, dass nicht dem blinden Hass verfallen werden soll, der eine völlige Eigendynamik des Vernichtungswillens nach sich zieht. Das Ziel des Krieges ist ein Friedensschluss.
Dieser blinde Hass jedoch ist keineswegs ein Automatismus des Krieges.
Ich muss den, gegen den ich kämpfe, auf den ich schieße, nicht hassen oder auch nur persönlich unsympathisch finden (in den allermeisten Fällen dürfte das ja auch unmöglich sein, insofern er mir persönlich gar nicht bekannt ist). Wenn ich es für legitim halte, gegen die Streitkräfte eines bestimmten Landes zu kämpfen, Teile dieses Landes zu besetzen usw, folgt daraus noch lange nicht, dass ich es für legitim halte, dort jede nur denkbare Form von Gewalt auch gegen die Zivilbevölkerung auszuüben und dergleichen.

Auch halte ich nichts von der Idee eines allgemeinen Menschheitsfortschritts, der unter anderem den Krieg irgendwann aus der Welt schaffen wird. Nach meinem Dafürhalten wird der Krieg in der Welt sein, solange der Mensch in der Welt ist.
Was Sinn macht, was unbedingt geboten ist, ist eine Begrenzung des Krieges, die Schaffung eines strikten Bewusstseins davon, was alles im Krieg NICHT erlaubt ist, und ja, es muss durchaus festgestellt werden, dass wir uns davon täglich weiter entfernen. Aber das kann in meinen Augen nicht bedeuten, dass wir stattdessen jetzt mit pazifistischer Träumerei anfangen.

Si vis pacem - para bellum.

Pikes
16.12.2009, 15:24
Pazifismus=Bullshit!

Waldgänger
17.12.2009, 12:56
@Sauerländer.

Gute Zusammenfassung. Darauf wollte ich hinaus, wobei Du es exzellent auf den Punkt gebracht hast.

Einzig der Negierung einer kulturellen Evolution des Menschen kann ich nicht beipflichten. Aber da haben wir wohl unterschiedliche Vorstellungen.

Sauerländer
17.12.2009, 21:21
Einzig der Negierung einer kulturellen Evolution des Menschen kann ich nicht beipflichten. Aber da haben wir wohl unterschiedliche Vorstellungen.
Ich bestreite keineswegs, dass es in der Geschichte des Menschen beachtliche kulturelle Veränderungen gegeben hat. Man müsste blind sein, um die nicht zur Kenntnis zu nehmen. Was ich aber nicht zu erkennen vermag, ist das, was Oswald Spengler den "Bandwurm" nannte - einen linearen (und sei er auch immer wieder von Rückschlägen begleitet) qualitativen Anstieg, von dem sich mit Recht hoffen ließe, er werde eines Tages das Utopia herbeiführen. Ebensowenig kann man natürlich ohne deutliche Probleme behaupten, es gebe im Sinne verschiedener Verfallstheorien ein solches durchgehendes Prinzip, nur eben in Form des Niedergangs - obgleich ich nicht verhehlen will, dieser Auffassung um einiges weniger fern zu stehen als der optimistischen. Und wie für die Geschichte überhaupt ist das in meinen Augen auch für das Subjekt festzuhalten, das sie macht.
Gewiss wirken in verschiedenster Form äussere Verhältnisse auf den Menschen ein, und wenn die sich ändern, verhalten sich auch die Menschen ein gutes Stück weit anders. Was in meinen Augen aber nicht hinhaut, ist das Konzept vom Menschen als an sich völlig unbeschriebenem Blatt, der grundsätzlich zu allem und jedem kommen könne, wenn nur entsprechend "beschrieben".
Diese Einwirkmöglichkeit ist aber in meinen Augen keineswegs total.
Unter anderem von marxistischer Seite wird gerne das Konzept einer "Natur des Menschen" verworfen. Dieser Kritik ist zumindest da zuzustimmen, wo sie aufzeigt, dass diese Natur gerne zur Begründung für alles und jedes herhalten muss, zur Rechtfertigung aus dem schieren Gegebensein.
Das bedeutet jedoch nicht, dass eine solche Natur nicht existiert.

Insofern es hier speziell um die Frage des Krieges geht, verlinke ich mal wieder diesen kleinen...ähm...Exkurs, den ich an der Stelle so oft gebrauche:
http://www.youtube.com/watch?v=v4Xoe2nn8ho

Womit ich keinesfalls eine düsternietzscheanische Bejahung dieser Dinge andeuten will.
Aus meiner Sicht ist Krieg eine Konstante. Sein Gesicht ändert sich, aber als Grundprinzip des bewaffneten Ringens mehr oder weniger organisierter Gruppen miteinander ist er in meinen Augen immer gleich. Ebenso gleich ist, dass danach immer eine bestimmte Anzahl von Leuten wimmernd in einer Blutlache liegt.
Geführt wird er in meinen Augen keineswegs ausschließlich aus rationalen Interessen, gar aus materiellen Gründen, die sich in Zukunft abstellen ließen. Viele Kriege, das ist nicht zu bestreiten, werden aus solchen Interessen geführt, aber bei weitem nicht alle.
Es gibt Menschen, die erwarten von der einheitlichen Organisation der Menschheit, vom Weltstaat, das Ende des Krieges, weil ja kein Feind mehr da sei, das notwendige Gegenüber fehle. Carl Schmitt hat dazu angemerkt, im Weltstaat würde man nicht von Kriegen, sondern von Aufständen, Unruhen und dergleichen sprechen (und damit das gleiche Phänomen meinen).

Mit dem Krieg verhält es sich wie mit vielen anderen Dingen auch: Wenn man ein goldenes Zeitalter behaupten will, liegt es in meinen Augen in der fernen Vergangenheit, nicht der Zukunft.
Beim nicht sesshaften, in kleinsten Gruppen lebenden Jäger und Sammler. In meinen Augen ist es diese Zeit (und wenn man so will: die im Kollektivbewusstsein vorhandene unterschwellige Erinnerung daran), die sich in der biblischen Darstellung der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies spiegelt, und in meinen Augen ist es alles andere als ein Zufall, dass er dafür gerade eben vom Baum der Erkenntnis speist.
Auch marxistischerseits gibt es ja die Annahme eines "Urkommunismus".
Der Mensch dieser Zeit begegnete alleine schon viel zu wenigen Artgenossen, als dass es große Probleme hätte geben können, und von denen, die er um sich hatte, war mehr oder weniger jeder für das Überleben der Gemeinschaft von Bedeutung. Sein Status als Aggressionstier konnte dabei in der Tat rein in der gemeinschaftsdienlichen Form der Jagd (bzw der Abwehr von Raubtieren) verbleiben.

Apotheos
17.12.2009, 21:59
Unter anderem von marxistischer Seite wird gerne das Konzept einer "Natur des Menschen" verworfen. Dieser Kritik ist zumindest da zuzustimmen, wo sie aufzeigt, dass diese Natur gerne zur Begründung für alles und jedes herhalten muss, zur Rechtfertigung aus dem schieren Gegebensein. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine solche Natur nicht existiert.

Doch, diese Natur existiert schon, aber sie ist kein abgeschlossenes Ding, sondern einer ständigen Wandlung unterworfen. Dabei entscheiden die äußeren Rahmenbedingungen, die Art der Gesellschaftlichkeit in der sich der Mensch befindet, über seine weitere Entwicklung. Es ist anzunehmen, dass eine hypothetische rätekommunistische Gesellschaft ohne Klassen und Kapitalismus, die Förderung des Menschen als Gesellschaftswesen stark vorantreibt und sich eine höhere kommunikative Kultur herausbildet ( Kritik und Diskussions ) Auch das begünstigt meiner Ansicht nach den Pazifismus oder verringert oder verunmöglicht gar größere kriegerische Konflikte. Auch die Ideale des Sozialismus, die ja schon durch den revolutionären Kampf vermittelt werden, enthalten schon im Kern die Möglichkeit zum Pazifismus. An dieser Stelle ist es auch erwähnenswert, dass der Mensch sich nur zum Pazifismus hin entwickelt, wenn man daran glaubt und dafür kämpft. Es muss schließlich einen Moment geben, der diese Entwicklung ursächlich auslöst. So kann die Geschichte verlaufen, muss sie aber nicht. Das hängt vom Menschen selbst ab.

Waldgänger
20.12.2009, 18:41
Genau. Ich würde behaupten, es gibt keinen objektiven Verlauf der Geschichte. Deshalb halte ich weder von der Theorie der liberalen Fortschrittsoptimisten - die zeitweise als Restbestand im Marxismus mitschwinkt, das ist nicht zu leugnen und muss der Kritik unterworfen werden -, noch von einer Vorstellung notwendiger Zyklen des Aufstiegs und Untergangs der Kulturen etwas.

Beide Anschauungen gehen davon aus, es gäbe eine Art metaphysische Gesetzmäßigkeit, die für den Menschen nicht greifbar ist, oder aber, er könne sein eigenes Schicksal nicht in die Hand nehmen (Geschichtsobjektivismus). Er ist den Kräften seiner eigenen Gesellschaft bis an's Ende der Geschichte (oder dem Ende seiner Existenz als Gattung) unweigerlich ausgeliefert, und steuert auf ein unveränderliches Ziel zu (Geschichtsdeterminismus).

Ich aber bin der Meinung, die Geschichte tut gar nichts. Sie kämpft keine Kämpfe und sie führt keine Schlachten. Es ist der Mensch, der alles tut. Nur tut er dies bis dato unbewusst. Seine eigenen Handlungen erscheinen ihm als gesellschaftliche Sachzwänge, oder metaphysische Bewegungsgesetze der Geschichte.

Dieser Unbewusstheit ist entgegen zu treten. Der Mensch muss seine Geschichte bewusst in die eigene Hand nehmen. Erst dann beginnt wirkliche Freiheit, und Verantwortung wird überhaupt erst zu einer realistischen Option.

Ajax
27.12.2009, 17:23
Gerade heutzutage ist Pazifismus das Letzte, was wir gebrauchen können. Wir müssen wieder zu der Erkenntnis gelangen, dass man nicht alles durch Dialog, Toleranz und sinnloses Gerede lösen kann, sondern dass wir bei Bedarf unsere Waffen sprechen lassen müssen, wenn es unseren Interessen dienlich ist.

Apotheos
27.12.2009, 19:56
Gerade heutzutage ist Pazifismus das Letzte, was wir gebrauchen können. Wir müssen wieder zu der Erkenntnis gelangen, dass man nicht alles durch Dialog, Toleranz und sinnloses Gerede lösen kann, sondern dass wir bei Bedarf unsere Waffen sprechen lassen müssen, wenn es unseren Interessen dienlich ist.

Welche Interessen? Wer ist "uns"? Mit welchen kriegerischen Mitteln? Gegen wen? Der Pazifismus ist erstmal kein Zustand, sondern ein Ideal. Dass die heutige Welt diesem Ideal nahe kommt, halte ich übrigens für sehr falsch. Wir haben eine sehr kriegerische und grausame Welt. Keine pazifistische, tolerante und dialogbereite. Ich würde also auf ganzer Linie widersprechen: Wir sollten dieses "sinnlose Gerede" nicht lassen, sondern es endlich wahrmachen. Imperialismus hat nicht wirklich etwas mit Toleranz und Dialog zu tun - und der lebt immer noch sehr fröhlich vor sich hin. :)

Apollyon
27.12.2009, 20:20
Immer mit diesem Begriff "Toleranz" zu argumentieren, wer toleriert löst keine probleme und guckt in die andere Richtung. Toleranz ist doch ein sehr modisches Wort, dabei bedeutet es Probleme hinzunehmen als sie mit der menschlichen Eigenschaft des denkens entgegen zuwirken.

Imperialismus hat sehr wohl mit Toleranz zu tun, weil wir es zulassen und keine Alternativen in erwägung ziehen oder den Einfluss von fremden Kulturen einfach reduzieren.

Ist natürlich jeden selber überlassen ob er konsequent handelt und sagt ich kann tolerieren weil ich zu stolz bin zu akzeptieren und zu einfallslos um abzulehnen oder ob er etwas duldet.

Für mich setzt natürlich Ablehung immer vorraus das mir etwas zugunsten beider Seiten einfällt um es sozial und human zu regeln.

Cinnamon
27.12.2009, 21:30
Ich finde die Theorie eines militanten Pazifismus interessant. Einstein tritt hier immerhin nicht für einen bewaffneten Pazifismus (der ein Widerspruch in sich, ein Oxymoron, wäre), sondern für einen Pazifismus, der aus Menschen hervorgeht, die den Frieden für so wichtig halten, dass sie dafür auch persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen bereit sind. Ein solcher Pazifismus wäre angemessen und völlig ok. Einige Leute machen hier aber wieder den Fehler, die verteidigende militärische Gewalt von der aggressiven zu abstrahieren. Nun beweist aber die Geschichte, dass bislang jede Kriegspartei, sei sie der Angreifer oder der Angegriffene gewesen, an Brutalität und Grausamkeit den anderen Kriegsparteien nichts nahm.