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Vollständige Version anzeigen : Der weltweite Arbeitnehmerueberschuss



Mauerspecht
12.12.2009, 20:17
Eine Frage die ich mir schon haeufiger gestellt habe ist, wie es sein kann, dass weltweit so viele Menschen vom Weltmarkt zwar als Konsumenten nicht aber als Arbeitnehmer benoetigt werden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf die Schwellen- und Entwicklungslaendern.
In Deutschland und Europa ist der Arbeitnehmerueberschuss im grossen internationalen Vergleich noch gering, doch in wohl der Mehrheit der Laender sieht es anders aus. Der Grossteil der Menschen verfuegt dort ueber wenig marktrelevanten Qualifikationen und hat auf dem Arbeitsmarkt eine schwache Position. Es gibt zuwenig Arbeitnehmernachfrage und deswegen sind sie gezwungen auch Arbeiten anzunehmen, die wir in Europa als entwuerdigend bezeichnen wuerden. Falls es ueberhaupt Arbeit gibt. Es existieren sogar ganze Laender, die man grob als arbeitslos betrachten kann.

Wenn man dazu noch einen Blick in die Geschichte wirft, muesste auffallen, dass soetwas wie Gewerkschaften und Sozialgesetzgebung fast nur durch den Arbeitnehmerueberschuss notwendig wurden. Anderenfalls haetten die Arbeitnehmer einfach immer den Arbeitgeber wechseln koennen, wenn ihnen der Gehalt, die Arbeitsbedindungen oder was auch immer nicht gepasst haetten. Die einzelnen Arbeitgeber haetten automatisch Verbesserungen einfuehren muessen, weil ihnen sonst die Arbeitenden ausgegangen waeren.

Der Arbeitnehmerueberschuss koennte damit zusammenhaengen, dass eine Uebersaettigung der Maerkte mit enormen technischen Moeglichkeiten zusammenkommt. Es ist moeglich mit einem Teil der Menschheit fuer die gesamte Menschheit zu produzieren. Desweiteren macht der Wettbewerb auf dem Markt macht diese Personalpolitik der Unternehmen auch noch notwendig.

Die Maerkte sind natuerlich nur insofern uebersaettigt, wie dass die grosse Mehrheit der Menschen heutzutage ihren Moeglichkeiten entsprechend konsumiert. Es gaebe noch viele potentielle Konsumenten, die noch viel kaufen koennten, aber sie leben in Armut. Das Problem ist hier ja gerade, dass sie ueber ueber keine dermassen marktrelevanten Faehigkeiten verfuegen, um das Geld zum Ausgeben zu verdienen. Damit rundet sich, so wie ich es bisher sehe, die ganze Sache ab.

Deutschmann
12.12.2009, 20:23
Hmmm... in Ländern die dies frühzeitig erkant haben ist der Dienstleistungssektor entsprechend hoch. Dieser ist aber wohl erst dann so richtig interessant wenn die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinander klafft als in Deutschland. Dann können wenige "produktive" Menschen durchaus eine gewisse Anzahl an "unproduktiven" Menschen ernähren.

jochen53
12.12.2009, 21:22
Eines der Hauptprobleme liegt darin, dass in der Dritten Welt kaum Produkte hergestellt werden, die man für richtig teuer auf dem Weltmarkt verkaufen kann. Und wenn, dann wird die Produktion von ausländischen Firmen kontrolliert, die auch den Profit abschöpft.

Beim Verkauf von Rohstoffen zählt nur der Preis. Und da konkurrieren die armen Länder miteinander. Deshalb können dort auch keine höheren Löhne bezahlt werden. Sehr zur Freude der Industrieländer wo man 500 g Kaffee für 3 EURO kaufen kann. Die afrikanischen Kaffeebauern müssen dagegen Dünger, Chemie, Medikamente, Maschinen usw. zu Mondpreisen importieren.

Im Dienstleistungssektor ist es etwas anders gelagert. Nehmen wir mal das Beispiel Callcenter. Da haben Entwicklungs- oder Schwellenländer mit guter Infrastruktur und englischsprachiger Bevölkerung klare Vorteile, siehe Indien oder Philippinen. Da können andere Länder noch niedrigere Löhne haben, wenn es nur 2 Stunden am Tag Strom gibt und ein Bürgerkrieg tobt, dann wird das nix.

Bei Lohnproduktionen in Billiglohnländer ist die Infrastruktur ebenfalls von entscheidender Bedeutung, aber auch Ausbildung und Arbeitsmoral. Deswegen gibt es z.B. in Schwarzafrika kaum derartige Betriebe, da spielt die Musik in Fernost und Süd/Mittelamerika.

Humer
13.12.2009, 15:51
Eine Frage die ich mir schon haeufiger gestellt habe ist, wie es sein kann, dass weltweit so viele Menschen vom Weltmarkt zwar als Konsumenten nicht aber als Arbeitnehmer benoetigt werden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf die Schwellen- und Entwicklungslaendern.
In Deutschland und Europa ist der Arbeitnehmerueberschuss im grossen internationalen Vergleich noch gering, doch in wohl der Mehrheit der Laender sieht es anders aus. Der Grossteil der Menschen verfuegt dort ueber wenig marktrelevanten Qualifikationen und hat auf dem Arbeitsmarkt eine schwache Position. Es gibt zuwenig Arbeitnehmernachfrage und deswegen sind sie gezwungen auch Arbeiten anzunehmen, die wir in Europa als entwuerdigend bezeichnen wuerden. Falls es ueberhaupt Arbeit gibt. Es existieren sogar ganze Laender, die man grob als arbeitslos betrachten kann.

Wenn man dazu noch einen Blick in die Geschichte wirft, muesste auffallen, dass soetwas wie Gewerkschaften und Sozialgesetzgebung fast nur durch den Arbeitnehmerueberschuss notwendig wurden. Anderenfalls haetten die Arbeitnehmer einfach immer den Arbeitgeber wechseln koennen, wenn ihnen der Gehalt, die Arbeitsbedindungen oder was auch immer nicht gepasst haetten. Die einzelnen Arbeitgeber haetten automatisch Verbesserungen einfuehren muessen, weil ihnen sonst die Arbeitenden ausgegangen waeren.

Der Arbeitnehmerueberschuss koennte damit zusammenhaengen, dass eine Uebersaettigung der Maerkte mit enormen technischen Moeglichkeiten zusammenkommt. Es ist moeglich mit einem Teil der Menschheit fuer die gesamte Menschheit zu produzieren. Desweiteren macht der Wettbewerb auf dem Markt macht diese Personalpolitik der Unternehmen auch noch notwendig.

Die Maerkte sind natuerlich nur insofern uebersaettigt, wie dass die grosse Mehrheit der Menschen heutzutage ihren Moeglichkeiten entsprechend konsumiert. Es gaebe noch viele potentielle Konsumenten, die noch viel kaufen koennten, aber sie leben in Armut. Das Problem ist hier ja gerade, dass sie ueber ueber keine dermassen marktrelevanten Faehigkeiten verfuegen, um das Geld zum Ausgeben zu verdienen. Damit rundet sich, so wie ich es bisher sehe, die ganze Sache ab.

Unser Kapitalismus mit seinem Finanzsystem hat gar keine andere Möglichkeit als zu wachsen. Dass es dafür pysikalische aber auch mathematische Grenzen gibt, hat sich ja schon herumgesprochen, nur nicht bei denen, auf die es ankommt. Für das Halten eines hohen Niveaus ohne zusätzliches Wachstum gibt es keine Theorie innerhalb dieser Denkweise. Ein Null-Wachstum führt bereits in die Krise. Man klammert sich an die Vorstellung, das was in der Nachkriegszeit funktioniert hat, muss jetzt auch funktionieren. Damals war der Bedarf riesig, heute muss er erst generiert werden.
Es stimmt, bereits mit einem Bruchteil heutiger Arbeitzeit, könnte man dank dem technischen Fortschritt alle Menschen gut versorgen. Das auch nur in Betracht zu ziehen, ist eine Versündigung gegen alle geltenden Dogmen und gehört in das Reich der Utopie. Ich denke dennoch, wirklich utopisch ist zu glauben, es könne immer so weiter gehen: Krise-staatliche Rettung- Krise usw.

Agano
13.12.2009, 16:18
Eine Frage die ich mir schon haeufiger gestellt habe ist, wie es sein kann, dass weltweit so viele Menschen vom Weltmarkt zwar als Konsumenten nicht aber als Arbeitnehmer benoetigt werden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf die Schwellen- und Entwicklungslaendern.
In Deutschland und Europa ist der Arbeitnehmerueberschuss im grossen internationalen Vergleich noch gering, doch in wohl der Mehrheit der Laender sieht es anders aus. Der Grossteil der Menschen verfuegt dort ueber wenig marktrelevanten Qualifikationen und hat auf dem Arbeitsmarkt eine schwache Position. Es gibt zuwenig Arbeitnehmernachfrage und deswegen sind sie gezwungen auch Arbeiten anzunehmen, die wir in Europa als entwuerdigend bezeichnen wuerden. Falls es ueberhaupt Arbeit gibt. Es existieren sogar ganze Laender, die man grob als arbeitslos betrachten kann.

Wenn man dazu noch einen Blick in die Geschichte wirft, muesste auffallen, dass soetwas wie Gewerkschaften und Sozialgesetzgebung fast nur durch den Arbeitnehmerueberschuss notwendig wurden. Anderenfalls haetten die Arbeitnehmer einfach immer den Arbeitgeber wechseln koennen, wenn ihnen der Gehalt, die Arbeitsbedindungen oder was auch immer nicht gepasst haetten. Die einzelnen Arbeitgeber haetten automatisch Verbesserungen einfuehren muessen, weil ihnen sonst die Arbeitenden ausgegangen waeren.

Der Arbeitnehmerueberschuss koennte damit zusammenhaengen, dass eine Uebersaettigung der Maerkte mit enormen technischen Moeglichkeiten zusammenkommt. Es ist moeglich mit einem Teil der Menschheit fuer die gesamte Menschheit zu produzieren. Desweiteren macht der Wettbewerb auf dem Markt macht diese Personalpolitik der Unternehmen auch noch notwendig.

Die Maerkte sind natuerlich nur insofern uebersaettigt, wie dass die grosse Mehrheit der Menschen heutzutage ihren Moeglichkeiten entsprechend konsumiert. Es gaebe noch viele potentielle Konsumenten, die noch viel kaufen koennten, aber sie leben in Armut. Das Problem ist hier ja gerade, dass sie ueber ueber keine dermassen marktrelevanten Faehigkeiten verfuegen, um das Geld zum Ausgeben zu verdienen. Damit rundet sich, so wie ich es bisher sehe, die ganze Sache ab.konsumieren muss diese, meist vom staat subventionierte masse trotzdem.

ich stelle mir nur vor, die tun sich zusammen, bauen was ganz anderes auf und zeigen damit dem heutigen kapitalismus den stinkefinger. irgendwie ... warte ich darauf. richard

Don
13.12.2009, 16:30
ich stelle mir nur vor, die tun sich zusammen, bauen was ganz anderes auf und zeigen damit dem heutigen kapitalismus den stinkefinger. irgendwie ... warte ich darauf. richard

Eben. du wartest genauso wie die. Deshalb wird das nix. Inzwischen arbeiten die Kapitalisten nämlich.

lupus_maximus
13.12.2009, 17:01
Eben. du wartest genauso wie die. Deshalb wird das nix. Inzwischen arbeiten die Kapitalisten nämlich.
Genau, auch wenn ich der letzte Kapitalist bin, müssen die Sozis dies aber nicht verallgemeinern! Es gibt auch noch vorletzte Kapitalisten!

Feuerfalter
14.12.2009, 00:07
Hmmm... in Ländern die dies frühzeitig erkant haben ist der Dienstleistungssektor entsprechend hoch. Dieser ist aber wohl erst dann so richtig interessant wenn die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinander klafft als in Deutschland. Dann können wenige "produktive" Menschen durchaus eine gewisse Anzahl an "unproduktiven" Menschen ernähren.

Nein Länder die erfolgreich waren haben eine andere Richtung in Sachen und Finanz und Makropoltik eingeschlagen. Helmut Schmidt prägte den Satz "das deutsche Volk kann 5% Inflation besser vertragen als 5% Arbeitslosigkeit" . Soll heißen die Notbank soll von ihrem Ziel der Preistabilität abrücken. Die FED beispielsweiße öffente ihre Geldhähne immer sperrangelweit wenns nötig wurde. Auch wenn sich dieser Vorgang nun überhitzt hat.

Wir in Deutschland glauben immernoch der "Sozialstaat und unsere Strukturen" wären die Wurzel allen Bösens. Der Reformirrsinn geht nun schon seit der Regierung Kohl, es ist eine Lüge das es einen "Reformstau" gab zu Zeiten als Schröder seine Agenda 2010 vom Stapel ließ. Kohl und Blüm hätten sich nur nie zu so einem Irsinn hinreißen laßen. Es ist auch eine Legende das Ludwig Ehrhards Modell der "sozialen Marktwirtschaft" zum Wirtschaftwunder führten, viel eher haben wir diesen Vorgang dem Bretton woods Whärungsystem zu verdanken. Die Amerikaner bestimmten bis zum Ausbruch des Vietam krieges quasi die Konjunktor und Finanzpolitk aller anderen Länder der westlichen Welt den sie waren alle auf den Dollar fixiert, und die Amis waren selten auf Preisstabilität fixiert . Allerdings muß man Ehrhard zu gute halten das er unbeirrt die Marktwirtschaft durchboxte und viel zur Gestaltung der deutschen Nachkriegsordung beitrug. Unter ihm wurde beispielsweiße die Tarifautomie eingeführt und er setzte sich für offenen Wettbewerb ein.

Das große Problem ist, das in Deutschland ein Großteil aller Volkswirte unterbelichtet sind. Das Aushängeschild dieser Unfähigkeit ist sicherlich "Hans-Werner-(Un)Sinn. In den USA ist das völlig anders, du hast hier einen breiten Mix aus Keynisanern, Chicago Ökonomen, Austria ökomen, Neo Keynisanern (Leute die in Friedmans theorien keynisanisch "umodilieren"). Kurz gesagt im angelsächsischen Bereich gibt es eine bunte Vielfalt. Oder anderausgedrückt es liegt nicht an unseren Strukturen, nicht an unseren "übertrieben üppigen Sozialsystem" auch nicht am Teufel der freien Marktwirtschaft und erst recht nicht an übersättigten Märkten sondern an einfach an unterbelichteten starrsinnigen Ökonomen die mit viel Geld und Propaganda alle anderen Meinungen tottreten.

GnomInc
14.12.2009, 00:38
Oder anderausgedrückt es liegt nicht an unseren Strukturen, nicht an unseren "übertrieben üppigen Sozialsystem" auch nicht am Teufel der freien Marktwirtschaft und erst recht nicht an übersättigten Märkten sondern an einfach an unterbelichteten starrsinnigen Ökonomen die mit viel Geld und Propaganda alle anderen Meinungen tottreten.

Was liegt an den Ökonomen ?
Das man die Finanzmärkte manipuliert hat bis zum " Gehtnichtmehr " ?:D

Ausserdem geht es hier um den weltweiten Arbeitnehmerüberschuss.

Und der kommt vom unkontrollierten Vögeln weltweit.

Wobei die Deutschen und andere Europäer angeblich nicht mehr genug Vogeln , weshalb man zum Moslem-Import überging .....:cool2:

Wobei die Deutschen und die anderen Zuwenig -Vögler wesentlich schlauer waren und sind , als die verblödeten Politikos , den sie hatten ja
dem weltweiten Arbeitnehmerüberschuss durch ihr Weniger-Vögeln ja bereits
erffektiv entgegengewirkt .........
so long......

Waldgänger
14.12.2009, 01:55
konsumieren muss diese, meist vom staat subventionierte masse trotzdem.

ich stelle mir nur vor, die tun sich zusammen, bauen was ganz anderes auf und zeigen damit dem heutigen kapitalismus den stinkefinger. irgendwie ... warte ich darauf. richard

Diese können aber strukturell keine Hebel in Gang setzen um die kapitalistische Verwertungslogik lahmzulegen, das können einzig die Erwerbstätigen.

Was die ollen Kamellen mit der FED, dem „bösen Staat“, der die Krise durch eine falsche Finanzpolitik herbeigeführt hätte, den „gierigen Spekulanten“ etc. angeht, kann diese getrost ad acta gelegt werden. Sie setzt nämlich einer zutiefst ideologischen und reaktionären Sichtweise von einem „guten schaffendem und einem „spekulativ-raffendem Kapital“ auf. Finanz- und Realökonomie sind aber unabdingbar miteinander verbunden.

„Gemäß dieser Sichtweise (Anmerk: der bürgerlich-liberalen Krisentheorie) hat die Politik seit den siebziger Jahren die institutionellen Rahmenbedingungen derart verändert, dass das Kapital statt in produktive Maschinen und Anlagen lieber in Finanzanlagen investiert habe. Diese veränderte Schwerpunktsetzung habe dann ebenso die gestiegene Sockelarbeitslosigkeit wie auch die Abkopplung der Finanzmärkte von der Entwicklung der realen Produktion zur Folge gehabt.

Diese Sichtweise verkehrt jedoch Ursache und Wirkung. Denn tatsächlich gab es Mitte der siebziger Jahre in den großen Industrienationen eine Halbierung der Unternehmensgewinne und große Mengen brachliegenden Kapitals, die sich nicht mehr lohnend in die von Überkapazitäten gezeichneten Fabriken investieren ließen. Nachdem die Krise zunächst in den Achtzigern durch steigende Staatsausgaben überbrückt werden konnte, kam es seit den Neunzigern verstärkt zu virtueller Kapitalvermehrung.

Finanztitel unterschiedlichster Bauart wurden als Eigentumstitel gehandelt und haben so eine von der realen Produktion unabhängige Preisentwicklung durchgemacht, auf die ein Großteil des wirtschaftlichen Wachstums seit dieser Zeit zurückgeführt werden kann. Darüber hinaus konnten die so erwirtschafteten Gewinne dann genutzt werden, um reale Waren zu konsumieren und so die Wirtschaft noch einmal anzutreiben.

Die so entstandenen riesigen Mengen ungedeckten fiktiven Kapitals waren also weniger eine Belastung für die Realökonomie, sondern haben sich zu ihrem letzten Motor entwickelt.“

Link (http://www.krisis.org/2009/soziales-wirtschaften)

Langfristig kann die Lösung nur darin liegen, mit der unsäglichen Zumutbarkeits-Gesellschaft der Endlos-Geldvermehrung Schluss zu machen.

Humer
14.12.2009, 12:43
Geld sucht Anlage- und findet derzeit keine geeigneten Projekte mehr in der Realwirtschaft. Weil aber die Verzinsung garantiert werden muss, wurden "Finanzprodukte" erfunden. Das suchende Kapital wird nun ber immer mehr und mehr.
Folgendes ist derzeit utopisch: Jemand geht mit einem Haufen Geld zur Bank um es anzulegen. Er bekommt gesagt, leider haben wir derzeit nichts im Angebot, kommen sie in einem halben Jahr wieder. Wäre das Realität, gäbe es die Krise nicht.

Mauerspecht
14.12.2009, 19:01
Es stimmt, bereits mit einem Bruchteil heutiger Arbeitzeit, könnte man dank dem technischen Fortschritt alle Menschen gut versorgen. Das auch nur in Betracht zu ziehen, ist eine Versündigung gegen alle geltenden Dogmen und gehört in das Reich der Utopie.

Ein Problem hierbei ist, dass das was die Mehrheit der heutigen Menschen unter "gut vorsorgt" versteht, nicht mehr viel mit dem wirklichen Bedarf zu tun hat. Der Kapitalismus hat die Menschen vor allem durch das Fernsehen so gepraegt und damit passt das derzeitige viel arbeiten und viel konsumieren auch zu dem derzeitigen Menschentyp. Wenn in dieser Situation eine sozialistische Regierung anfangen wuerde, die Produktion auf wirklichen Bedarf umzustellen, wuerde das Volk sehr unzufrieden. Damit waere das Ergebnis noch schlimmer als vorher. Ausserdem waere der Neuanfang bald vorbei oder muesste sich durch Abschaffung der Demokratie an der Macht halten.

Ein anderes Problem ist, dass nur der einzelne, vernuenftige Mensch die Grenze zwischen Bedarf und Verschwendung kennen kann, weil es sich je nach Situation unterscheidet. Auch wenn die Menschen die Beeinflussung durch Werbung und Mitmenschen ueberblicken wuerden, haetten sie noch unterschiedliche Interessen. Eine Cola beispielsweise ist fuer den einen eine gute Investition, fuer den anderen Geldverschwendung.

Dazu kommt noch, dass es eine riesige, schwierige Umstrukturierung von gierigem auf vernuenftigen Konsum gaebe. Der Kapitalismus erschafft sich seinen konsumierenden Menschentyp und den gesellschaftlichen Druck zu konsumieren (Konsumismus) ja nicht aus Lust und Laune. Wenn das Wirtschaftswachstum stagniert oder sogar zuruecklaeuft, gibt es erstmal eine Wirtschaftskrise mit Arbeitslosigkeit und Armut.

Waldgänger
15.12.2009, 03:38
Das Bedürfnis soll in einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft gar nicht vordiktiert werden. Ihr Inhalt besteht ja eben darin, jeden äußeren Zwang abgeschafft zu haben. Die bewusste und gemeinsame Entscheidung über Produktion und Distribution, jenseits von staatlicher Zentralplanung und Marktgesellschaft - darum geht's.

Klopperhorst
15.12.2009, 09:11
Eben. du wartest genauso wie die. Deshalb wird das nix. Inzwischen arbeiten die Kapitalisten nämlich.

Meist sogar mehr, weil sie ja mit Herzblut an ihrem Unternehmen hängen. Ein Arbeitnehmer ist leider unfreiwillig verdammt, nur ein kleines Rad im Getriebe zu spielen, daher die Arbeit auch als Pflicht zum Geldverdienen empfunden wird. Am Wochenende wird dann die Sau rausgelassen, weil man sich von dieser Pflicht zwei Tage entbunden fühlt.

Der Unternehmer selbst kennt keine Pflicht. Alles, was er tut, tut er aus Leidenschaft, nicht des Geldes, sondern des Spaßes an der Freude wegen. Er kennt somit auch keine "freien" Tage und keine Not.

---

Humer
15.12.2009, 20:01
Meist sogar mehr, weil sie ja mit Herzblut an ihrem Unternehmen hängen. Ein Arbeitnehmer ist leider unfreiwillig verdammt, nur ein kleines Rad im Getriebe zu spielen, daher die Arbeit auch als Pflicht zum Geldverdienen empfunden wird. Am Wochenende wird dann die Sau rausgelassen, weil man sich von dieser Pflicht zwei Tage entbunden fühlt.

Der Unternehmer selbst kennt keine Pflicht. Alles, was er tut, tut er aus Leidenschaft, nicht des Geldes, sondern des Spaßes an der Freude wegen. Er kennt somit auch keine "freien" Tage und keine Not.

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Diese Art von Unternehmer sollen ja gar nicht kritisiert werden. Auch wenn es mir scheint, dass Deine Beschreibung etwas zu romantisch ist.
Die Verwerfungen in der Wirtschaft, die wir hier beklagen, kommen von einer übergeordneten Ebene und das ist auf Zinsen gegründete Finanzsystem.

meckerle
15.12.2009, 20:26
Eben. du wartest genauso wie die. Deshalb wird das nix. Inzwischen arbeiten die Kapitalisten nämlich.
Sie arbeiten ja nicht nur. Ihre grösste Sorge gilt u. A. den AN, wie bringe ich die über die Runden!
Ich gehe jetzt von mir aus. Wenn ich meine MA entlasse, herrscht in den Familien das Chaos. Sie müssen mit max. der Hälfte ihres bisherigen Einkommens über die Runden kommen. Wie sollen diese Menschen das bewerkstelligen?
Das geht doch nicht, ihre laufenden Kosten werden ja auch nicht halbiert.

Ahab
18.12.2009, 18:27
Eine Frage die ich mir schon haeufiger gestellt habe ist, wie es sein kann, dass weltweit so viele Menschen vom Weltmarkt zwar als Konsumenten nicht aber als Arbeitnehmer benoetigt werden. Diese Fragestellung bezieht sich vor allem auf die Schwellen- und Entwicklungslaendern.
In Deutschland und Europa ist der Arbeitnehmerueberschuss im grossen internationalen Vergleich noch gering, doch in wohl der Mehrheit der Laender sieht es anders aus. Der Grossteil der Menschen verfuegt dort ueber wenig marktrelevanten Qualifikationen und hat auf dem Arbeitsmarkt eine schwache Position. Es gibt zuwenig Arbeitnehmernachfrage und deswegen sind sie gezwungen auch Arbeiten anzunehmen, die wir in Europa als entwuerdigend bezeichnen wuerden. Falls es ueberhaupt Arbeit gibt. Es existieren sogar ganze Laender, die man grob als arbeitslos betrachten kann.

Wenn man dazu noch einen Blick in die Geschichte wirft, muesste auffallen, dass soetwas wie Gewerkschaften und Sozialgesetzgebung fast nur durch den Arbeitnehmerueberschuss notwendig wurden. Anderenfalls haetten die Arbeitnehmer einfach immer den Arbeitgeber wechseln koennen, wenn ihnen der Gehalt, die Arbeitsbedindungen oder was auch immer nicht gepasst haetten. Die einzelnen Arbeitgeber haetten automatisch Verbesserungen einfuehren muessen, weil ihnen sonst die Arbeitenden ausgegangen waeren.

Der Arbeitnehmerueberschuss koennte damit zusammenhaengen, dass eine Uebersaettigung der Maerkte mit enormen technischen Moeglichkeiten zusammenkommt. Es ist moeglich mit einem Teil der Menschheit fuer die gesamte Menschheit zu produzieren. Desweiteren macht der Wettbewerb auf dem Markt macht diese Personalpolitik der Unternehmen auch noch notwendig.

Die Maerkte sind natuerlich nur insofern uebersaettigt, wie dass die grosse Mehrheit der Menschen heutzutage ihren Moeglichkeiten entsprechend konsumiert. Es gaebe noch viele potentielle Konsumenten, die noch viel kaufen koennten, aber sie leben in Armut. Das Problem ist hier ja gerade, dass sie ueber ueber keine dermassen marktrelevanten Faehigkeiten verfuegen, um das Geld zum Ausgeben zu verdienen. Damit rundet sich, so wie ich es bisher sehe, die ganze Sache ab.

Wenn man es so sehen würde, wäre es alles bloß 'ne Frage der Arbeitsteilung.

Jeder trägt einen Teil zur Versorgung und Verteilung bei.
Kommt ein Arbeitnehmer dazu, übernimmt er eine Aufgabe bzw. arbeitet den anderen zu, so haben wieder alle anderen weniger zu tun.




Darum geht's aber überhaupt nicht.

Wir leben im Kapitalismus.
Und den entsprechenden Markt "interessiert" es einfach einen feuchten Kehrricht ob irgendwo irgendwelche Menschen keine Arbeit haben und verhungern müssen.




Nicht das ich damit nicht leben könnte, es ist nur eben so.

Aber wer glaubt, dass es beim Kapitalismus um Gerechtigkeit und Leistung geht, der hat das System nicht verstanden.



Was da helfen könnte ohne gleich unser kapitalistisches Wirtschaftssystem abzuschaffen wäre, die in den letzten Jahren zwischen völlig ungleichen und unkompatiblen Märkten, also verschiedenen Ländern und Region abgebauten Handelsschranken so lange wieder einzusetzen, bis diese Märkte sich annähernd angeglichen haben.


Ich will dabei mal an Indien erinnern, wo millionen von Menschen hungern müssen obwohl die Versorgung für den Staat kein Problem wäre.

Man lässt aber nicht zu dass sie sich selbst helfen, da man in der Schweiz gerne günstig Getreide und andere Rohstoffe zu Preisen verzehrt, die weit unter denen liegen, die man ansetzen müsste, wollte man im eigenen Land produzieren.

So kauft also die Schweiz den Indern die Lebensgrundlage weg, während in ganz Europa die Bauern um ihr Auskommen bangen müssen.

Und das alles nur weil irgendwann mal einige Interessenvertreter in der WTO meinten, nur auf ihren eigenen Vorteil schielend auf der ganzen Welt Schutzzölle für diese Produkte weitgehend abbauen zu müssen.

Uns hat es nur ebensowenig gebracht wie den Indern, da mit der teureren Nahrungsmittelproduktion für uns nichts an Kaufkraft verloren gegangen wäre.

Die ganzen Mehrbeträge währen in unseren Geldumlauf gewandert und hätten unsere Löhne und Gehälter dementsprechend mit erhöht.



Macht sich keiner Gedanken drum... Stattdessen verkauft man uns solche Vorgänge als internationale Sozialromantik...

Die Welt würde ja zusammenwachsen.

Was für ein Blödsinn.

Mauerspecht
18.12.2009, 20:18
Das Bedürfnis soll in einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft gar nicht vordiktiert werden. Ihr Inhalt besteht ja eben darin, jeden äußeren Zwang abgeschafft zu haben. Die bewusste und gemeinsame Entscheidung über Produktion und Distribution, jenseits von staatlicher Zentralplanung und Marktgesellschaft - darum geht's.

Der Konsument steuert doch durch seine Kaufentscheidung, was produziert wird. Direkter und unkomplizierter geht es nicht. Wenn die Menschen entsprechend frei von Beeinflussung und gesellschaftlichem Druck wuerden, haette man eine direkte Demokratie der Produktion. Selbst Unternehmen, die mit ihre Groesse durch Monopole den Markt bedrohen und Einfluss auf die Politik nehmen, koennten die Konsumenten abstrafen und gesundschrumpfen lassen.
Auch ist eine Kontrolle von muendigen Konsumenten ueber den Markt viel, viel einfacher umzusetzen. Tag fuer Tag kann sie ausgebaut werden und benoetigt nicht soetwas unendlichweit weg liegendes wie die Regierungsfuehrung oder -beteiligung.

Die Marktwirtschaft ist ungemein praktisch und ueberigens gab es den Markt schon vor dem (Monopol)Kapitalismus :]

Mauerspecht
18.12.2009, 20:34
Wir leben im Kapitalismus.
Und den entsprechenden Markt "interessiert" es einfach einen feuchten Kehrricht ob irgendwo irgendwelche Menschen keine Arbeit haben und verhungern müssen.


Die Frage ist ja, wieso der Markt diese Menschen nicht als Arbeitskraefte benoetigt; Also, wieso es keine Arbeitnehmernachfrage gibt, die (fast) jedem Menschen eine Arbeit und ein wuerdiges Leben ermoeglicht.
Der indische Teppichknuepfer kann nicht zu dem internationalen Sportartikelunternehmen sagen, dass er fuer ausreichenden Lohn, eine menschliche Arbeitszeit, eine Krankenversicherung, usw. gerne anfangen wuerde dort zu arbeiten. Dafuer hat er die Marktposition nicht.

Die Auswirkungen dieses Ungleichsgewichts sind, glaube ich, auch noch in vielen anderen Bereichen zu finden. Mir fallen gerade die Megastaedten ein, wo die Menschen vom Land in die Grossstaedte zu den Arbeitsplaetzen kommen muessen, weil die Arbeitsplaetze es nicht noetig haben, zu ihnen zu kommen.

Ahab
19.12.2009, 11:04
Die Frage ist ja, wieso der Markt diese Menschen nicht als Arbeitskraefte benoetigt; Also, wieso es keine Arbeitnehmernachfrage gibt, die (fast) jedem Menschen eine Arbeit und ein wuerdiges Leben ermoeglicht.
Der indische Teppichknuepfer kann nicht zu dem internationalen Sportartikelunternehmen sagen, dass er fuer ausreichenden Lohn, eine menschliche Arbeitszeit, eine Krankenversicherung, usw. gerne anfangen wuerde dort zu arbeiten. Dafuer hat er die Marktposition nicht.

Die Auswirkungen dieses Ungleichsgewichts sind, glaube ich, auch noch in vielen anderen Bereichen zu finden. Mir fallen gerade die Megastaedten ein, wo die Menschen vom Land in die Grossstaedte zu den Arbeitsplaetzen kommen muessen, weil die Arbeitsplaetze es nicht noetig haben, zu ihnen zu kommen.

Ich hab's ja schon erwähnt:

Bis der Tepichknüpfer eine vergleichbare Marktposition erlangt, schottet man die Märkte die nicht mit einander kompatibel sind voneinander ab.


Schutzzölle und Handelsregulierungen wurden doch nicht ohne Grund eingeführt, bevor die WTO meinte sie alle abreißen zu müssen um einzelne Interessenvertreter zu bedienen.



Wir müssen unsere Landwirtschaft subventionieren um sie Marktfähig zu machen?

Dann stoppt doch bitte den Import von Produkten aus Asien und Osteuropa, die die Bevölkerung dort ohnehin dringender braucht als wir. Führen wir wieder einen Schutzzoll ein, der dafür sorgt, dass einheimische Betriebe günstiger Produzieren.


Genauso sieht es bei Textilien aus.
Bei bestimmten pharmazeutischen Produkten.
Oder bei bestimtem Handwerk, auch in der unmittelbaren Dienstleistung.

Elektronik wäre auch ein Bereich in dem man zumindest darüber nachdenken könnte.



Und es würde nichts wirklich teurer für uns werden. Die Mehrbeträge die wir ausgeben müssen, bleiben in unserem System, sie fließen wieder zurück in unsere eigenen Betriebe und damit in unsere Löhne. (Verhandlungsvermögen bei den Arbeitnehmern vorrausgesetzt:)))