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Vollständige Version anzeigen : Über Emotionalität in einer sachlichen Diskussion



Blue Max
08.12.2009, 14:55
Mir fällt auf, daß sich hier in einigen (politischen) Diskussionen die Fronten verhärten.

Da will man ein Thema mal sachlich zur Diskussion stellen, und schon kommen sie angeschwärmt: Die Ideologen, die Fanatiker, die Hysteriker, die Beleidiger, die Untersteller, die Zersetzer, u.s.w.

Die Folge: Der Strang ist für`n Arsch.

Ich denke, es ist klar, was Jeder hier für eine politische Meinung hat. Ich z.B. halte nicht damit hinterm Berg, daß ich ein (freidenkender) Rechtsextremist bin.

Aber man wird sofort in eine Schublade gesteckt und die eigene Weltanschauung steht dann gleich zur Disposition, ohne auf das eigentliche Thema einzugehen.

Es gibt hier im Forum natürlich auch (wenige) löbliche Ausnahmen. Politische Gegner, mit denen man eine vernünftige Diskussion führen kann.

In meinem Bekanntenkreis habe ich damit eigenartigerweise kein Problem. Ein Kumpel von mir ist bekennender Linker, und obwohl er weiß, daß ich ein Fascho bin, kann ich mich vernünftig mit ihm unterhalten. Es gibt immer einige Schnittmengen, und wenn es nur die Toleranz ist, dem anderen seine eigene Meinung zuzugestehen.

Jedenfalls möchte ich hier an die Mitforisten, die noch an einer ausgewogenen Diskussionskultur interessiert sind, appelieren, die Weltanschauung des Gegenübers hintenanzustellen und sich auf das Thema zu konzentrieren.

Die Hysteriker können sich ja von mir aus ins Plauderforum verziehen.

Max Kraft
08.12.2009, 15:56
In meinem Bekanntenkreis habe ich damit eigenartigerweise kein Problem. Ein Kumpel von mir ist bekennender Linker, und obwohl er weiß, daß ich ein Fascho bin, kann ich mich vernünftig mit ihm unterhalten. Es gibt immer einige Schnittmengen, und wenn es nur die Toleranz ist, dem anderen seine eigene Meinung zuzugestehen.


Wenn du die Meinungen anderer z.B. deines linken Kumpels tolerierst, bist du kein Rechtsextremist. Freidenkend oder nicht. Extremisten zeichnen sich nämlich gerade dadurch aus, dass sie andere Meinungen als die eigene nicht tolerieren. Ist nur eine Feststellung, keine Provokation.

Apotheos
08.12.2009, 16:39
Wenn du die Meinungen anderer z.B. deines linken Kumpels tolerierst, bist du kein Rechtsextremist. Freidenkend oder nicht. Extremisten zeichnen sich nämlich gerade dadurch aus, dass sie andere Meinungen als die eigene nicht tolerieren. Ist nur eine Feststellung, keine Provokation.

Nein. Extrem ist jemand, der in extremer Opposition zur momentanen Gesellschaft steht. Extrem zu sein heißt nicht, dass man keine anderen Meinungen zulässt.

Denkübung: Überleg mal, wie ein "in der Mitte" stehender Sozialdemokrat einen Fascho bewertet? Er lässt seine Meinung nicht zu, nach deiner Definiton müsste das auch ein Extremist sein? Siehe da, so kann man das nicht definieren:

politischer Extremismus will eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft.

Hört sich bös an, ist es aber nicht zwingend, jedenfalls nicht, wenn man so weitsichtig ist einzusehen, dass es viele Dinge gibt, die von grundauf zu ändern eigentlich notwendig sind. Auf dem Standpunkt kann man sich radikalen Ideen annähern.

Apotheos
08.12.2009, 16:47
Negative, aufhaltende Emotionalität in einer Diskussion beruht auf ideologischer Verquastung des bewussten Denkens. Das ist falsches Bewusstsein. Recht hat nicht der, der sich auf sein Rechthaben versteift, sondern seine eigenen Ansichten kritisch immer wieder hinterfragt und überprüft. Etwas widersprüchlich wirkt das teilweise bei den sogenannten Liberalen, die ja sich immer gerne für persönliche Freiheit einsetzen, dann aber kaum fähig sind mit einem Linken, wie mir, ordentlich zu diskutieren, weil sie bereits voraussetzen, dass ich nicht Recht haben kann. Was selbstverständlich Unsinn ist. ( Trifft aber nicht auf alle zu. Besonders linksliberale besitzen mit mir desöfteren eine Schnittmenge )

Bei solchen Diskussionen geht es nicht darum, von der Unterhaltung zu profitieren und einen kritischen Verstand zu fördern und zu bewahren, sondern Recht zu haben. Hier im Forum sind mir schon ein paar begegnet, die in ihrem Profil ideologiefrei stehen haben, aber zu den starrsinnigsten Usern gehören.

Offensichtliche Profilneurose. ;)

Max Kraft
08.12.2009, 17:00
Nein. Extrem ist jemand, der in extremer Opposition zur momentanen Gesellschaft steht. Extrem zu sein heißt nicht, dass man keine anderen Meinungen zulässt.

Das sehe ich anders. s.o.




Denkübung: Überleg mal, wie ein "in der Mitte" stehender Sozialdemokrat einen Fascho bewertet? Er lässt seine Meinung nicht zu, nach deiner Definiton müsste das auch ein Extremist sein? Siehe da, so kann man das nicht definieren:

politischer Extremismus will eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft.

Hört sich bös an, ist es aber nicht zwingend, jedenfalls nicht, wenn man so weitsichtig ist einzusehen, dass es viele Dinge gibt, die von grundauf zu ändern eigentlich notwendig sind. Auf dem Standpunkt kann man sich radikalen Ideen annähern.

Richtig. Ein Sozialdemokrat ist nach meiner Definition auch ein Extremist, wenn er die Meinung von Faschisten, auf Grund des ideologischen Glaubens an die Menschenrechte, die er selbst als nicht verhandelbar und damit vorstaatlich, gottgleich gegeben betrachtet, nicht toleriert. Die Menschenrechte entziehen sich dann selbst der Diskussion.

Politischer Extremismus bedeutet gerade das kompromisslose Eintreten für die eigenen Ziele und strebt folglich eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft an. Inwiefern es tatsächlich zur Umsetzung kommt bleibt dabei unerheblich.

Apotheos
08.12.2009, 17:05
Halt: Ich drückte mich etwas ungenau aus... Recht hat man nicht, man strebt nur danach, muss immer wieder darum ringen in einem ständigen Prozess ewiger persönlicher Selbstaufklärung.

Diskussion soll eigentlich freies Bewusstsein fördern. Darum ist die differenzierte Debatte wohl eine Art aufklärerisches Ideal. Leider sind dazu aber nur die wenigsten imstande. :(

Apotheos
08.12.2009, 17:08
Das sehe ich anders. s.o.



Richtig. Ein Sozialdemokrat ist nach meiner Definition auch ein Extremist, wenn er die Meinung von Faschisten, auf Grund des ideologischen Glaubens an die Menschenrechte, die er selbst als nicht verhandelbar und damit vorstaatlich, gottgleich gegeben betrachtet, nicht toleriert. Die Menschenrechte entziehen sich dann selbst der Diskussion.

Politischer Extremismus bedeutet gerade das kompromisslose Eintreten für die eigenen Ziele und strebt folglich eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft an. Inwiefern es tatsächlich zur Umsetzung kommt bleibt dabei unerheblich.

Dann sehen wir das beide ähnlich, bis auf den Punkt, dass Extremisten keine andere Meinung anerkennen? Ich finde schon, dass das so ist, weil ich selbst viele Ansichten besitze, die man durchaus als radikal und extremistisch einstufen kann, dennoch beharre ich nicht auf meinem Recht, sondern bin auch gerne bereit zu Kompromissen, Änderung meiner Ansichten und zu offenem Zugehen auf Andersdenkende, sofern sie sich nicht total abschotten und von vornherein alles was ich von mir gebe verneinen.

Max Kraft
08.12.2009, 17:38
Dann sehen wir das beide ähnlich, bis auf den Punkt, dass Extremisten keine andere Meinung anerkennen?

Ja. Jeder kann in einer gewissen Frage, zu einem bestimmten Thema ein Extremist sein. Nur der Umfang variert. Bei geschlossenen Weltbildern ergeben sich oft keine Schnittmengen.

Apotheos
08.12.2009, 20:11
Ja. Jeder kann in einer gewissen Frage, zu einem bestimmten Thema ein Extremist sein. Nur der Umfang variert. Bei geschlossenen Weltbildern ergeben sich oft keine Schnittmengen.

So kann man das denke ich betrachten.