Candymaker
26.11.2009, 22:44
Der Rezession entwischt
24. November 2009, 14:13
Polen bleibt 2009 als einziges Land der EU wohl von einer Rezession verschont. Als Anlageregion ist der östliche Nachbar hoch interessant - Christian Scheid
Europas bislang größte Neuemission im laufenden Jahr fand nicht etwa in Großbritannien oder Deutschland statt, sondern in Polen: Dort brachte der Staat am 5. November einen Anteil von 15 Prozent am größten Energieversorger des Landes, Polska Grupa Energetyczna (PGE), an die Warschauer Börse. Ausgegeben zu 23,00 polnischen Zloty, das sind ungefähr 5,60 Euro, kletterte die Notiz am ersten Handelstag um rund 13,0 Prozent auf knapp 26,00 Zloty. Insgesamt hätte der Börsengang kaum erfreulicher verlaufen können. Vor allem für die Regierung war das IPO ein voller Erfolg, gilt sie doch als Auftakt einer Privatisierungswelle.
Privatisierungswelle
Insgesamt sollen in den kommenden 18 Monaten 50 Unternehmen verkauft werden, darunter der Kupfer- und Silberproduzent KGHM, die Versicherung PZU und Tauron, der zweitgrößte Versorger Polens.
Rückenwind für seine Pläne erhält der Staat derzeit von der Konjunktur. Nach einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 6,5 Prozent 2007 und von 4,8 Prozent 2008 gehen Volkswirte für das laufende Jahr von einem weiteren Zuwachs von einem Prozent aus. Damit wäre Polen die einzige Nation innerhalb der Europäischen Union (EU), die von einer Rezession verschont bleibt. Erstaunlich dabei ist, dass diese Entwicklung ohne die Hilfe von staatlichen Konjunkturpaketen zustande kam. Profitiert hat Polen vielmehr von der starken Abwertung der Landeswährung. Dadurch wurden polnische Waren im Ausland erheblich billiger. Fundamental gerechtfertigt war die Abwertung nicht. Vielmehr wurde sie in erster Linie durch Spekulanten verursacht, die zum Höhepunkt der Finanzkrise gegen sämtliche osteuropäischen Devisen wetteten - und dabei alles über einen Kamm scherten.
Besser als die Nachbarn
Polen steht in Vielerlei Hinsicht besser da als die osteuropäischen Nachbarn: Die Staatsverschuldung hält sich relativ gesehen in Grenzen, ebenso das Leistungsbilanzdefizit. Allerdings erwarten Volkswirte für die kommenden Jahre eine stark steigende Arbeitslosenquote - von 7,1 Prozent im Jahr 2008 auf rund 13 Prozent 2011. Belastend wirkt sich aus, dass viele polnische Landsleute, die in den Boomjahren zum Arbeiten nach Großbritannien und Irland gegangen waren, in den vergangenen Monaten nach Hause zurückgekehrt sind. Die steigende Arbeitslosigkeit könnte sich negativ auf den Konsum auswirken, der sich in den vergangenen Monaten neben dem Export als Stütze für die Wirtschaft erwies.
Bei einer Aufhellung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte Polen allerdings zu denjenigen Ländern in Mittel- und Osteuropa gehören, deren Konjunktur am schnellsten wieder Fuß fast. „Die Hoffnungen ruhen dabei unter anderem auf der Fußball-Europameisterschaft 2012, die Polen gemeinsam mit der Ukraine ausrichten wird", schreiben die Analysten der BayernLB. Aufgrund des sportlichen Großereignisses soll die Infrastruktur, die in einigen Teilen des Landes noch nicht europäischen Standards entspricht, mit Hilfe umfangreicher EU-Fördermittel ausgebaut und modernisiert werden.
Auf den Erholungsprozess aufspringen
Es könnte sich für Anleger also noch immer lohnen, auf den laufenden Erholungsprozess an der Warschauer Börse aufzuspringen. Investierbar ist das Land zum Beispiel mittels eines Index-Zertifikats auf den von der Wiener Börse berechneten PTX. Der Auswahlindex enthält die liquidesten und höchstkapitalisierten Aktien, die an der Warschauer Börse gelistet sind - derzeit 14 an der Zahl. Der Anteil eines einzelnen Titels im Index ist auf 25 Prozent beschränkt. Die hohe Kappungsgrenze birgt erhebliche Klumpenrisiken. Denn derzeit stehen allein die fünf Indexschwergewichte PKO, Bank Pekao, KGHM, Telekom Polska und PKN Orlen für rund 77 Prozent des Indexgewichts. Zudem ist kein währungsgesicherter Tracker auf den PTX erhältlich, was angesichts der hohen Schwankungsfreudigkeit des Zloty aber durchaus angebracht wäre. Den geringsten Spread bei den Index-Zertifikaten, die sich auf die in Euro berechnete Version des PTX beziehen, bieten die Commerzbank mit 0,2 Prozent (ISIN DE0001369007) und die Raiffeisen Centrobank (RCB) mit 0,4 Prozent (ISIN AT0000454178).
Immerhin 20 Titel beinhaltet der WIG 20-Index, der in Warschau berechnet wird. Das Auswahlbarometer umfasst ebenfalls die größten und am stärksten gehandelten Werte der polnischen Börse und gilt als wichtigste Benchmark des Landes. Die Kappungsgrenze liegt hier bei 15 Prozent, was zu einer besseren Streuung führt: Die fünf größten Positionen - übrigens das gleiche Quintett wie im PTX - vereinen gemeinsam knapp 66 Prozent des Indexgewichts. Ein Quanto-Papier (ISIN DE000CB6EBW5) auf den WIG 20-Index hat die Commerzbank im Angebot. Dividenden rechnen übrigens beide Benchmarks nicht an.
Wer es risikoärmer mag, greift zu einem Discount-Zertifikat auf den WIG 20 (ISIN DE000AA15GK9) von der RBS. Das Papier erlaubt eine Rendite von 8,0 Prozent bzw. 14,0 Prozent pro Jahr, sofern der Index am Laufzeitende, im Juni 2010, bei mindestens 2.250 Punkten steht. Der polnische Leitindex darf also um bis zu vier Prozent tiefer stehen, ohne den Maximalertrag zu gefährden. Der Rabatt gegenüber dem Direktinvestment beträgt 11,3 Prozent.
Fazit: Polen bietet aus Anlegersicht gute Chancen. Für reine Index-Investments ist der WIG 20 aufgrund seiner besseren Diversifikation wesentlich besser geeignet als der PTX. Eine Währungssicherung ist Pflicht! Wer es risikoärmer mag, greift zu einem Discount-Zertifikat auf den Leitindex.
http://derstandard.at/1256745537106/Polen-Der-Rezession-entwischt
24. November 2009, 14:13
Polen bleibt 2009 als einziges Land der EU wohl von einer Rezession verschont. Als Anlageregion ist der östliche Nachbar hoch interessant - Christian Scheid
Europas bislang größte Neuemission im laufenden Jahr fand nicht etwa in Großbritannien oder Deutschland statt, sondern in Polen: Dort brachte der Staat am 5. November einen Anteil von 15 Prozent am größten Energieversorger des Landes, Polska Grupa Energetyczna (PGE), an die Warschauer Börse. Ausgegeben zu 23,00 polnischen Zloty, das sind ungefähr 5,60 Euro, kletterte die Notiz am ersten Handelstag um rund 13,0 Prozent auf knapp 26,00 Zloty. Insgesamt hätte der Börsengang kaum erfreulicher verlaufen können. Vor allem für die Regierung war das IPO ein voller Erfolg, gilt sie doch als Auftakt einer Privatisierungswelle.
Privatisierungswelle
Insgesamt sollen in den kommenden 18 Monaten 50 Unternehmen verkauft werden, darunter der Kupfer- und Silberproduzent KGHM, die Versicherung PZU und Tauron, der zweitgrößte Versorger Polens.
Rückenwind für seine Pläne erhält der Staat derzeit von der Konjunktur. Nach einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 6,5 Prozent 2007 und von 4,8 Prozent 2008 gehen Volkswirte für das laufende Jahr von einem weiteren Zuwachs von einem Prozent aus. Damit wäre Polen die einzige Nation innerhalb der Europäischen Union (EU), die von einer Rezession verschont bleibt. Erstaunlich dabei ist, dass diese Entwicklung ohne die Hilfe von staatlichen Konjunkturpaketen zustande kam. Profitiert hat Polen vielmehr von der starken Abwertung der Landeswährung. Dadurch wurden polnische Waren im Ausland erheblich billiger. Fundamental gerechtfertigt war die Abwertung nicht. Vielmehr wurde sie in erster Linie durch Spekulanten verursacht, die zum Höhepunkt der Finanzkrise gegen sämtliche osteuropäischen Devisen wetteten - und dabei alles über einen Kamm scherten.
Besser als die Nachbarn
Polen steht in Vielerlei Hinsicht besser da als die osteuropäischen Nachbarn: Die Staatsverschuldung hält sich relativ gesehen in Grenzen, ebenso das Leistungsbilanzdefizit. Allerdings erwarten Volkswirte für die kommenden Jahre eine stark steigende Arbeitslosenquote - von 7,1 Prozent im Jahr 2008 auf rund 13 Prozent 2011. Belastend wirkt sich aus, dass viele polnische Landsleute, die in den Boomjahren zum Arbeiten nach Großbritannien und Irland gegangen waren, in den vergangenen Monaten nach Hause zurückgekehrt sind. Die steigende Arbeitslosigkeit könnte sich negativ auf den Konsum auswirken, der sich in den vergangenen Monaten neben dem Export als Stütze für die Wirtschaft erwies.
Bei einer Aufhellung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte Polen allerdings zu denjenigen Ländern in Mittel- und Osteuropa gehören, deren Konjunktur am schnellsten wieder Fuß fast. „Die Hoffnungen ruhen dabei unter anderem auf der Fußball-Europameisterschaft 2012, die Polen gemeinsam mit der Ukraine ausrichten wird", schreiben die Analysten der BayernLB. Aufgrund des sportlichen Großereignisses soll die Infrastruktur, die in einigen Teilen des Landes noch nicht europäischen Standards entspricht, mit Hilfe umfangreicher EU-Fördermittel ausgebaut und modernisiert werden.
Auf den Erholungsprozess aufspringen
Es könnte sich für Anleger also noch immer lohnen, auf den laufenden Erholungsprozess an der Warschauer Börse aufzuspringen. Investierbar ist das Land zum Beispiel mittels eines Index-Zertifikats auf den von der Wiener Börse berechneten PTX. Der Auswahlindex enthält die liquidesten und höchstkapitalisierten Aktien, die an der Warschauer Börse gelistet sind - derzeit 14 an der Zahl. Der Anteil eines einzelnen Titels im Index ist auf 25 Prozent beschränkt. Die hohe Kappungsgrenze birgt erhebliche Klumpenrisiken. Denn derzeit stehen allein die fünf Indexschwergewichte PKO, Bank Pekao, KGHM, Telekom Polska und PKN Orlen für rund 77 Prozent des Indexgewichts. Zudem ist kein währungsgesicherter Tracker auf den PTX erhältlich, was angesichts der hohen Schwankungsfreudigkeit des Zloty aber durchaus angebracht wäre. Den geringsten Spread bei den Index-Zertifikaten, die sich auf die in Euro berechnete Version des PTX beziehen, bieten die Commerzbank mit 0,2 Prozent (ISIN DE0001369007) und die Raiffeisen Centrobank (RCB) mit 0,4 Prozent (ISIN AT0000454178).
Immerhin 20 Titel beinhaltet der WIG 20-Index, der in Warschau berechnet wird. Das Auswahlbarometer umfasst ebenfalls die größten und am stärksten gehandelten Werte der polnischen Börse und gilt als wichtigste Benchmark des Landes. Die Kappungsgrenze liegt hier bei 15 Prozent, was zu einer besseren Streuung führt: Die fünf größten Positionen - übrigens das gleiche Quintett wie im PTX - vereinen gemeinsam knapp 66 Prozent des Indexgewichts. Ein Quanto-Papier (ISIN DE000CB6EBW5) auf den WIG 20-Index hat die Commerzbank im Angebot. Dividenden rechnen übrigens beide Benchmarks nicht an.
Wer es risikoärmer mag, greift zu einem Discount-Zertifikat auf den WIG 20 (ISIN DE000AA15GK9) von der RBS. Das Papier erlaubt eine Rendite von 8,0 Prozent bzw. 14,0 Prozent pro Jahr, sofern der Index am Laufzeitende, im Juni 2010, bei mindestens 2.250 Punkten steht. Der polnische Leitindex darf also um bis zu vier Prozent tiefer stehen, ohne den Maximalertrag zu gefährden. Der Rabatt gegenüber dem Direktinvestment beträgt 11,3 Prozent.
Fazit: Polen bietet aus Anlegersicht gute Chancen. Für reine Index-Investments ist der WIG 20 aufgrund seiner besseren Diversifikation wesentlich besser geeignet als der PTX. Eine Währungssicherung ist Pflicht! Wer es risikoärmer mag, greift zu einem Discount-Zertifikat auf den Leitindex.
http://derstandard.at/1256745537106/Polen-Der-Rezession-entwischt