PDA

Vollständige Version anzeigen : Fehldiagnose: Komapatient war 23 Jahre lang bei vollem Bewusstsein



Candymaker
22.11.2009, 13:12
Fehldiagnose Wachkoma-Patient

(cfl) - Nach einem schweren Autounfall stuften Ärzte den Belgier Rom Houben als Komapatienten ein. Bei einer erneuten Untersuchung nach mehr als 20 Jahren mussten die Mediziner feststellen, dass der heute 46-Jährige die ganze Zeit bei Bewusstsein war.

http://magazine.web.de/de/themen/gesundheit/krankheiten/9363534-Fehldiagnose-Wachkoma-Patient.html

http://www.nachrichten.at/nachrichten/weltspiegel/art17,298313

CrispyBit
22.11.2009, 18:42
Der muss sich ja zu Tode gelangweilt haben. Mir fällt gerade ein, es gibt doch so eine Droge die genau das gleiche bewirkt, die hieß irgendwas mit Eta oder so, weiß es nicht mehr genau.

Mütterchen
22.11.2009, 18:51
Alleine die Vorstellung ist ja schon schrecklich. Kaum zu glauben, was ein Mensch so alles durchstehen kann.
Zu Tode langweilen kann man sich demnach nicht.

Klopperhorst
22.11.2009, 22:41
Ich denke, die Sache ist weniger schlimm, als man sich denkt. Es fehlen ja die äusseren Reize, die Bewegung, das ganze Leben. Je weniger man aber erlebt, umso weniger lang erscheint einem die vergangene Zeit.

Ein langes Leben ist auch immer ein bewegtes Leben.

Ein langweiliges Leben vergeht wie im Fluge.

Wohlgemerkt: Oftmals denkt man umgekehrt, aber das betrifft nur die Wechsel zwischen Aktivität und Eintönigkeit, die dann unendlich langweilig erscheinen.

---

politisch Verfolgter
23.11.2009, 14:54
Alles läuft im Zeitraffer ab, weil der AbschottungsWahnsinn kein Ende nimmt.
Dabei könnten wir 1 000 Jahre alt werden und uns laufend optimal einbringen, um währenddessen daraus 10 000 Jahre zu machen.

Stahlgewitter
23.11.2009, 15:01
Das Gift im Kugelfisch wirkt wohl ähnlich. Auch nach einem Schlaganfall geraten manche in diesen Zustand ("Locked-in Syndrom"). Man ist komplett gelähmt aber noch bei vollem Bewußtsein. So wurden schon viele arme Teufel lebendig begraben. Andererseits besser schnell ersticken als 23 Jahre in diesem Zustand vor sich hinzuvegetieren.

Ausonius
23.11.2009, 15:02
Ich denke, die Sache ist weniger schlimm, als man sich denkt. Es fehlen ja die äusseren Reize, die Bewegung, das ganze Leben. Je weniger man aber erlebt, umso weniger lang erscheint einem die vergangene Zeit.

Ein langes Leben ist auch immer ein bewegtes Leben.

Ein langweiliges Leben vergeht wie im Fluge.

Wohlgemerkt: Oftmals denkt man umgekehrt, aber das betrifft nur die Wechsel zwischen Aktivität und Eintönigkeit, die dann unendlich langweilig erscheinen.

---

Na ja, genauso wie es eine Reizüberflutung gibt, gibt es auch einen Reizmangel. Es besteht ja auch ein gewisses Grundbedürfnis danach, neues verarbeiten zu können, was wir etwa manchmal in ihren Träumen tun. Außerdem fehlt dem Mann natürlich weitgehend die soziale Interaktion, er ist durch die äußeren Umstände gezwungen, krankhaft auf sich selbst fixiert zu sein. Dem Komapatienten macht man ja in der Regel noch nicht mal den Fernseher oder das Radio an...

franjo
23.11.2009, 19:06
Viele hierzuforum sind derart Scheiße, daß sie sich Quellen nicht durchlesen, und DUMM antworten.
Kompliment, meine Herrschaften, diese Primitivität nimmt euch keiner.

franjo, der einen Wachkomapatienten 19 Jahre begleitet hat, selten, aber immerhin.

harlekina
24.11.2009, 07:01
Ich stelle mir das als einen blanken Horror vor; vor allem macht mir der Gedanke Angst, dass trotz unser fortgeschrittenen Medizin nicht möglich war, das festzustellen.

Edit: ich lasse mich gerne belehren:


Doch so unwahrscheinlich sind derartige Fehleinschätzungen nicht, wie Hrachya Shaljyan, Geschäftsführer des Vereins "Patienten im Wachkoma" und selbst Arzt, betont. Vor allem in Pflegeheimen oder Krankenhäusern, in denen nicht genug Personal und Zeit zur Verfügung stehen, um sich intensiv und umfassend um den Patienten zu kümmern. "Da kann es passieren, dass ein kleiner Hinweis übersehen wird, der Irrtum nicht auffällt", meint Shaljyan. Zudem sieht Shaljyan ein anderes Problem: "Es scheint, als hätten die Patienten einen Stempel mit ,Wachkoma' auf der Stirn und werden nicht besonders beachtet."


Doch im Bereich der neurologischen Rehagebe es große Defizite. "Das ist gerade einmal zu einem Drittel erforscht."

http://nachrichten.rp-online.de/article/panorama/Unsichere-Diagnose-Wachkoma/59370

Sauerländer
24.11.2009, 12:45
Du meine Güte. :eek:
Allein die Vorstellung - dass man da nicht komplett dem Wahnsinn verfällt...
Übel. Ganz, ganz übel.

Skaramanga
24.11.2009, 15:56
Ich las mal irgendwo, dass es therapeutisch Sinn machen würde, Komapatienten, bei denen nicht nachweislich wichtige Gehirnregionen physisch zerstört sind, so zu behandeln, als wären sie ganz normal bei Bewusstsein. Also zu ihnen reden, ihnen was vorlesen, Musik vorspielen, den Fernseher laufen lassen... weil dann die Chance bestünde, dass Nerven und Synapsen wieder zum Wachstum angeregt werden und das Koma irgendwann endet. Weiß jetzt nicht ob das nur eine Theorie ist, oder ob das schon in einigen Fällen funktioniert hat.

Mütterchen
25.11.2009, 10:14
@Harlekina: ich verstehe nicht, wieso du meinen Beitrag gelöscht hast?
Mit der Begründung: nicht witzig- ich habe doch überhaupt keinen Witz gemacht...??

franjo
25.11.2009, 11:05
Ich las mal irgendwo, dass es therapeutisch Sinn machen würde, Komapatienten, bei denen nicht nachweislich wichtige Gehirnregionen physisch zerstört sind, so zu behandeln, als wären sie ganz normal bei Bewusstsein. Also zu ihnen reden, ihnen was vorlesen, Musik vorspielen, den Fernseher laufen lassen... weil dann die Chance bestünde, dass Nerven und Synapsen wieder zum Wachstum angeregt werden und das Koma irgendwann endet. Weiß jetzt nicht ob das nur eine Theorie ist, oder ob das schon in einigen Fällen funktioniert hat.

Moin

Diese Theorie ist mindestens 20 Jahre alt, damals hörte ich das erste Mal davon.
Da ich an der Betreuung eines Angehörigen beteiligt war, haben wir auch diese Schiene ausprobiert. Kasettenaufnahmen vom Arbeitsplatz, bekannte Musik, nachts Tag gemacht und umgekehrt.
Im Nachhinein betrachtet glaube ich, daß es für uns Angehörige recht gut war, es lenkte ab und es tat gut das Gefühl zu haben, wem zu helfen.

Dem Patienten half es weniger, er verstarb leztzes Jahr im April ohne je das Bewustsein wiedererlangt zu haben.

franjo

harlekina
25.11.2009, 11:28
Moin

Diese Theorie ist mindestens 20 Jahre alt, damals hörte ich das erste Mal davon.
Da ich an der Betreuung eines Angehörigen beteiligt war, haben wir auch diese Schiene ausprobiert. Kasettenaufnahmen vom Arbeitsplatz, bekannte Musik, nachts Tag gemacht und umgekehrt.
Im Nachhinein betrachtet glaube ich, daß es für uns Angehörige recht gut war, es lenkte ab und es tat gut das Gefühl zu haben, wem zu helfen.

Dem Patienten half es weniger, er verstarb leztzes Jahr im April ohne je das Bewustsein wiedererlangt zu haben.

franjo

Nichtsdestotrotz weiß du nicht, ob es nicht trotzdem etwas bewirkt hat. Und wie du so treffend sagtest: Es ist alles besser, als nur tatenlos zuzusehen.

franjo
25.11.2009, 12:25
Nichtsdestotrotz weiß du nicht, ob es nicht trotzdem etwas bewirkt hat. Und wie du so treffend sagtest: Es ist alles besser, als nur tatenlos zuzusehen.

Moin

Natürlich hast Du Recht, solange man nicht in operative Hektik verfällt und den Überblick verliert ist das zum Einen besser als Nichtstun, zum Anderen weiß man nicht, was es für den Patienten bedeuted hat.

Ein insgesamt schweres und tragisches Thema.

franjo