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Vollständige Version anzeigen : Hößenkel möchte Nachlass seines Großvaters an Yad Vashem verhökern



Cinnamon
18.11.2009, 21:58
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/ein-taktloser-taktierer/


In Israel gibt es ein Sprichwort: "Erst hast du gemordet, dann willst du auch noch das Erbe kassieren." Selten trifft es den Nagel so wunderbar auf den Kopf wie in diesem Fall: Rainer Höß, der Enkel des Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz Rudolf Ferdinand Höß, hat der zentralen Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust in Israel, Jad Vaschem, ein Angebot gemacht: Er möchte ihnen den Nachlass seines Großvaters, nein, nicht schenken. Verkaufen.

Vor kurzem erreichte die Poststelle des Museums eine E-Mail. Betreff: "Seltene Gegenstände, Auschwitz, Kommandant Höß". Darin schreibt er: "Es handelt sich um einige Gegenstände aus dem Nachlass von Rudolf Ferdinand Höß, den Kommandanten von Auschwitz: eine feuerfeste Kiste mit offiziellen Symbolen - ein Geschenk von Himmler (der SS-Reichsführer), Gewicht 50 kg; ein Brieföffner; unveröffentlichte Dias aus Auschwitz; Bilder aus der Gefangenschaft in Krakau. Ich wäre Ihnen für eine kurze Antwort dankbar. Mit freundlichen Grüßen, Rainer Höß."

In Jad Vaschem hielt man das Angebot erst für einen schlechten Witz. Aber schnell war klar: Höß meint es ernst. "Die Frage, die wir uns gestellt haben, ist offensichtlich", sagt ein Sprecher der Gedenkstätte. "Will da jemand aus den Verbrechen seiner Familie Kapital schlagen?" Die Leitung schickte Höß also eine höfliche Mail, in dem sie ihm ihre Bestürzung mitteilte. Es sei ausgeschlossen, dass sie für den Nachlass jenes Mannes, der nicht nur für den Bau des Lagers, sondern auch für die Vernichtung von 430.000 ungarischen Juden innerhalb von 56 Tagen verantwortlich sei, auch noch zahlten. Daher müssten sie das Angebot entschieden ablehnen. Aber: Es stünde Herrn Höß frei, die Gegenstände zu spenden.

Nun, man kann über dieses Verhalten natürlich denken wie man will, aber ich sehe das mal pragmatisch: Die Gegenstände dürften sehr viel Geld wert sein. Das verkaufen zu wollen ist völlig legitim. Es ist geschmacklos, dass er es ausgerechnet an Yad Vashem verkaufen wollte, aber bitte, das ist seine Sache.

Settembrini
18.11.2009, 22:04
Hößenkel

In diesem Falle waere ein Bindestrich zum besseren Verstaendnis vielleicht ausnahmsweise mal angebracht gewesen. ;)

Der Gute ist in meinen Augen weniger geschmacklos als schlichtweg dumm.

Kaufen wuerden den Kram wohl hoechstens eine ganz bestimmte Klientel; ich kann mir nicht vorstellen, fuer wen sonst derartige Memorabilia mehr als einen - im negativen Sinne - ideellen Wert haben sollten.

Daher kann ich die Reaktion der Israelis durchaus nachvollziehen.

Cinnamon
18.11.2009, 22:12
In diesem Falle waere ein Bindestrich zum besseren Verstaendnis vielleicht ausnahmsweise mal angebracht gewesen. ;)

Der Gute ist in meinen Augen weniger geschmacklos als schlichtweg dumm.

Kaufen wuerden den Kram wohl hoechstens eine ganz bestimmte Klientel; ich kann mir nicht vorstellen, fuer wen sonst derartige Memorabilia mehr als einen - im negativen Sinne - ideellen Wert haben sollten.

Daher kann ich die Reaktion der Israelis durchaus nachvollziehen.

Er sagte ja explizit, dass er nicht möchte, dass das Zeug in die falschen Hände kommt.

Nun, was ich an dem Artikel aber letztlich ekelhaft finde ist die Gleichsetzung des Enkels mit seinem Großvater. Er hat sich den Opa gewiss nicht ausgesucht und ihn dann damit fertig zu machen ist das Letzte. Man kann ihm vorwerfen, dumm oder unsensibel zu sein, aber doch nicht nach dem Motto "Wie der Großvater so der Enkel" vorgehen und ihn zum Nazi erklären.

Peaches
18.11.2009, 22:21
Er sagte ja explizit, dass er nicht möchte, dass das Zeug in die falschen Hände kommt.

Dann könnte er den Krempel ja auch einfach spenden...



Nun, was ich an dem Artikel aber letztlich ekelhaft finde ist die Gleichsetzung des Enkels mit seinem Großvater. Er hat sich den Opa gewiss nicht ausgesucht und ihn dann damit fertig zu machen ist das Letzte. Man kann ihm vorwerfen, dumm oder unsensibel zu sein, aber doch nicht nach dem Motto "Wie der Großvater so der Enkel" vorgehen und ihn zum Nazi erklären.

Hab ich was überlesen? Wo wird er denn zum Nazi erklärt?

Cinnamon
18.11.2009, 22:23
Dann könnte er den Krempel ja auch einfach spenden...

Könnte, ja. Es hieß, dass er derzeit arbeitslos ist. Dass er da so wertvollen Kram nicht verschenken kann ist doch klar. Er wollte ja persönlichen Besitz des Großvaters verkaufen und nicht Besitz von Opfern.


Hab ich was überlesen? Wo wird er denn zum Nazi erklärt?

Hier:


Kann so viel Taktlosigkeit wirklich nur ein Versehen sein? Wollte Höß, der gerade arbeitslos geworden ist, einfach nur Geld machen? Oder stimmt es, was ein Leser, der die Meldung auf einer israelischen Nachrichtenseite kommentierte, schreibt: "Die Deutschen von heute sind genau die gleichen wie die von 1945. Uns Juden haben sie geizig genannt, und selbst versuchen sie, sich aus dem Leid, dass ihre Vorfahren verursacht haben, zu bereichern."

Settembrini
18.11.2009, 22:24
Er sagte ja explizit, dass er nicht möchte, dass das Zeug in die falschen Hände kommt.

Schoen und gut. Aber es sollte ihm eben bewusst sein, dass er bei den "richtigen Haenden" finanziell nichts rausholen kann, ohne sich komplett zum Affen zu machen.


Nun, was ich an dem Artikel aber letztlich ekelhaft finde ist die Gleichsetzung des Enkels mit seinem Großvater. Er hat sich den Opa gewiss nicht ausgesucht und ihn dann damit fertig zu machen ist das Letzte. Man kann ihm vorwerfen, dumm oder unsensibel zu sein, aber doch nicht nach dem Motto "Wie der Großvater so der Enkel" vorgehen und ihn zum Nazi erklären.

Was erwartest du von der taz?

Cinnamon
18.11.2009, 22:29
Schoen und gut. Aber es sollte ihm eben bewusst sein, dass er bei den "richtigen Haenden" finanziell nichts rausholen kann, ohne sich komplett zum Affen zu machen.

Zumindest zeigt es, dass er sich kritisch mit der Geschichte seines Großvaters auseinandergesetzt hat. Er hätte jede Menge Geld machen können mit dem Zeug, hat er aber nicht. Gier ist also nicht im Spiel. Zumindest sehe ich das mal so.


Was erwartest du von der taz?

Nicht viel.

Peaches
18.11.2009, 22:35
Könnte, ja. Es hieß, dass er derzeit arbeitslos ist. Dass er da so wertvollen Kram nicht verschenken kann ist doch klar. Er wollte ja persönlichen Besitz des Großvaters verkaufen und nicht Besitz von Opfern.


Als er noch in Lohn und Brot war, hat er sich ja auch keine Gedanken gemacht, was er mit dem Plunder anstellen kann...



Hier:

Kann so viel Taktlosigkeit wirklich nur ein Versehen sein? Wollte Höß, der gerade arbeitslos geworden ist, einfach nur Geld machen? Oder stimmt es, was ein Leser, der die Meldung auf einer israelischen Nachrichtenseite kommentierte, schreibt: "Die Deutschen von heute sind genau die gleichen wie die von 1945. Uns Juden haben sie geizig genannt, und selbst versuchen sie, sich aus dem Leid, dass ihre Vorfahren verursacht haben, zu bereichern."

Das ist ein bisschen dünn.
Hier wird ein Leserbrief zitiert und ein Denkanstoß gegeben.
Da kann ich den Höß-Enkel noch nicht als Nazi dargestellt sehen.

Peaches
18.11.2009, 22:37
Zumindest zeigt es, dass er sich kritisch mit der Geschichte seines Großvaters auseinandergesetzt hat. Er hätte jede Menge Geld machen können mit dem Zeug, hat er aber nicht. Gier ist also nicht im Spiel. Zumindest sehe ich das mal so.


Na ja, aber ein bisschen Kapital wollte er ja schon rausschlagen.

Und ausgerechnet bei Yad Vashem.
Wie doof kann man sein?

Cinnamon
18.11.2009, 22:37
Als er noch in Lohn und Brot war, hat er sich ja auch keine Gedanken gemacht, was er mit dem Plunder anstellen kann...

Das kann man ihm natürlich vorwerfen, da hast du völlig Recht.


Das ist ein bisschen dünn.
Hier wird ein Leserbrief zitiert und ein Denkanstoß gegeben.
Da kann ich den Höß-Enkel noch nicht als Nazi dargestellt sehen.

Was war dein erster Gedanke dabei?

Cinnamon
18.11.2009, 22:38
Na ja, aber ein bisschen Kapital wollte er ja schon rausschlagen.

Und ausgerechnet bei Yad Vashem.
Wie doof kann man sein?

Doof war das natürlich, die Antwort war ja eigentlich klar. Aber man kann eben nicht in die Köpfe reingucken. Zumindest hat er nicht angekündigt, es jetzt einfach mal offen zu verkaufen. Die Vorstellung, dass sich irgendwelche Nazidummköpfe an dem Zeug aufgeilen ist doch wesentlich schlimmer als das, was er da gemacht hat.

Geronimo
18.11.2009, 22:40
Und was regen sich die Weltmeister der Schacherei, die Juden, darüber auf? Sie sollten stolz auf den gelehrigen Enkel sein. Selbst scheffeln sie doch jedes Jahr Milliarden mit den Gebeinen ihrer Toten. Also, Maul halten.

Cinnamon
18.11.2009, 22:40
Und was regen sich die Weltmeister der Schacherei, die Juden, darüber auf? Sie sollten stolz auf den gelehrigen Enkel sein. Selbst scheffeln sie doch jedes Jahr Milliarden mit den Gebeinen ihrer Toten. Also, Maul halten.

Mußte das jetzt sein?

Peaches
18.11.2009, 22:42
Doof war das natürlich, die Antwort war ja eigentlich klar. Aber man kann eben nicht in die Köpfe reingucken. Zumindest hat er nicht angekündigt, es jetzt einfach mal offen zu verkaufen. Die Vorstellung, dass sich irgendwelche Nazidummköpfe an dem Zeug aufgeilen ist doch wesentlich schlimmer als das, was er da gemacht hat.

Womit wir uns wieder im Kreis drehen.
Hätte er ein Interesse den Plunder der Nachwelt zugänglich zu machen, hätte er ihn verschenkt.


Mich würde jetzt eher interessieren, wen er als nächsten potenziellen Käufer ins Auge fasst... ;)

Cinnamon
18.11.2009, 22:45
Womit wir uns wieder im Kreis drehen.
Hätte er ein Interesse den Plunder der Nachwelt zugänglich zu machen, hätte er ihn verschenkt.

Hm, ich habe in diesem Zusammenhang gelesen, das solche Dinger fast nie an Museen verschenkt werden, sondern entweder verkauft oder als Dauerleihgabe vergeben werden.


Mich würde jetzt eher interessieren, wen er als nächsten potenziellen Käufer ins Auge fasst... ;)

Das wäre doch eine interessante Frage. Empörung wäre auch jeden Fall berechtigt, wenn er Yad Vashem nur angeschrieben haben sollte, um eine ablehnende Antwort zu kriegen und damit begründen zu können, den Plunder jetzt doch an die bekannte Klientel zu verschachern. Das wäre dann Gier.

Geronimo
18.11.2009, 22:50
Mußte das jetzt sein?

Ja. Leider. Man kann Fakten nicht auf Dauer ignorieren.:]

Peaches
18.11.2009, 22:51
Hm, ich habe in diesem Zusammenhang gelesen, das solche Dinger fast nie an Museen verschenkt werden, sondern entweder verkauft oder als Dauerleihgabe vergeben werden.

Korrekt.
Politisch heikler Nachlass wird selten verkauft, sondern häufig als Dauerleihgabe vergeben.