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Vollständige Version anzeigen : Dann geh doch rüber



berty
02.11.2009, 11:49
500.000 aus dem Westen machten sich ab in den Osten. Dass es solche Fälle gegeben hat, war mir schon klar. Vor allem las und liest man darüber, wenn es um Prominente geht. Aber die Zahl hat mich doch überrascht.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/auf-in-den-osten/144457/144458.php

Alfred
02.11.2009, 11:54
500.000 aus dem Westen machten sich ab in den Osten. Dass es solche Fälle gegeben hat, war mir schon klar. Vor allem las und liest man darüber, wenn es um Prominente geht. Aber die Zahl hat mich doch überrascht.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/auf-in-den-osten/144457/144458.php

Ja, mich auch, aus deinem Artikel :

Zwischen 1950 und 1990 waren es etwa 5,2 Millionen, also mehr als das Zehnfache des Zuzugs in die andere Richtung.

Also waren twa 5,2 Millionen Bürger nicht so überzeugt vom Arbeiterparadis.

jak_22
02.11.2009, 11:55
500.000 in 40 Jahren. Soviel wanderten vor dem Mauerbau in einem
einzigen Jahr in die Gegenrichtung. Ich heiße diesen Strang als eine
Lobpreisung der Reisefreiheit einer westlichen Demokratie ausdrücklich
willkommen.

berty
02.11.2009, 12:16
Ja, mich auch, aus deinem Artikel :

Zwischen 1950 und 1990 waren es etwa 5,2 Millionen, also mehr als das Zehnfache des Zuzugs in die andere Richtung.

Also waren twa 5,2 Millionen Bürger nicht so überzeugt vom Arbeiterparadis.

Sicher, umgekehrt waren es mehr. Man liest auch von etwas mehr als 3 Mio. Offenbar hatten mehr Ossis Verwandte im Westen als umgekehrt. Und dann sollte man nicht vergessen, dass die Propaganda des Westens erfolgreicher war. Man nahm ja viele Jahre lang gut ausgebildete DDRler mit Kusshand, honorierte sie finanziell und stopfte ihnen noch 1989/1990 Begrüßungsgeld in die Jackentasche.

Die im Osten blieben, wie unsere jetzige Kanzlerin, waren anscheinend echte DDR-Patrioten. Die vielen finanziellen Vergünstigungen auf die sie verzichteten..

krupunder
02.11.2009, 13:07
Nun,wie im Artikel auch anhand von Namen beschrieben,waren die "Übersiedler" mitnichten normale Arbeiter oder Angestellte.
Vielmehr setzten sich die Übersiedler aus Intellektuellen mit Kunst/Kultur- oder Journalistischem Hintergrund zusammen,nicht selten mit Emigrationshintergrund.
Außerdem einte diese Übersiedler eine linke Weltanschauung.
Mit der Gewissheit,sein finanzielles Auskommen nicht schwer arbeitend,akkordschuftend an einer Maschine erwirtschaften zu müssen,wurde dieser Atypische Schritt doch sehr erleichtert.

EinDachs
02.11.2009, 13:13
500.000 aus dem Westen machten sich ab in den Osten. Dass es solche Fälle gegeben hat, war mir schon klar. Vor allem las und liest man darüber, wenn es um Prominente geht. Aber die Zahl hat mich doch überrascht.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/auf-in-den-osten/144457/144458.php

Tja, der Drang nach Osten ist also doch Teil der deutschen Natur.

Größenmäßig ist das überraschend viel, aber man darf auch nicht vergessen, dass man in die Richtung ungehindert übersiedeln durfte. Wär interessant, wieviel Wessis in der Zeit in andere deutschsprachige Länder (Österreich oder die Schweiz) übersiedelt sind. Damit man einen Vergleich hat.

Manfred_g
03.11.2009, 00:23
...Offenbar hatten mehr Ossis Verwandte im Westen als umgekehrt...

Die Erfindung der unidirektionalen Verwandtschaft scheint auch eine sozialistische Errungenschaft zu sein, die sich weltweit nicht durchsetzen konnte.

MorganLeFay
03.11.2009, 00:41
Mal zusammenfassend (und teilweise auf Manfred antwortend):

Klar hatten mehr Ostdeutsche Verwandte im Westen als umgekehrt. Ich bin echt zu faul zum Nachschlagen, aber 17 Millionen auf der einen Seite und 62 Millionen auf der anderen? Es erscheint mir logisch, dass da mehr Ossis Familie im Westen hatten als umgekehrt, rein von der Statistik her.

500.000 finde ich erstmal auch viel. Intuitiv würde ich sagen, dass das weniger für die DDR spricht als gegen die Idividuen.
Wobei man festhalten sollte, dass es eben individuelle Entscheidungen waren - in einigen Fällen Idealismus, in anderen Familie, persönliche Beweggründe, die ich nicht bewerten kann und will.
Viele Entscheidungen "gen Westen" waren dann doch von der realen politischen und öknonomischen Situation im Osten bestimmt.

Der dritte Punkt ist die schon erwähnte (und begrifflich hier aus der Cytologie entlehnte) Semipermeabilität der Grenze. In eine Richtung (West nach Ost) war es halt durchlässig. Wiederum auf die Bevölkerungen umgerechnet und individuelle Motivationen in betracht ziehend, war sie West-nach-Ost-Wanderung gering.

Alles Osmose. :D

berty
03.11.2009, 11:23
Tja, der Drang nach Osten ist also doch Teil der deutschen Natur.

Größenmäßig ist das überraschend viel, aber man darf auch nicht vergessen, dass man in die Richtung ungehindert übersiedeln durfte. Wär interessant, wieviel Wessis in der Zeit in andere deutschsprachige Länder (Österreich oder die Schweiz) übersiedelt sind. Damit man einen Vergleich hat.

In diesem Fall, in d e n Osten, kann ich in der deutschen Natur und in deren Drang nichts unnatürliches entdecken.

berty
03.11.2009, 11:25
Die Erfindung der unidirektionalen Verwandtschaft scheint auch eine sozialistische Errungenschaft zu sein, die sich weltweit nicht durchsetzen konnte.

Das war schon eine westdeutsche Erfindung und dort war Sozialismus verpönt. Der Westen legte den Verwandtschaftsgrad der dortigen Bevölkerung insgesamt und ungefragt als „unsere Brüder und Schwestern“ fest.

berty
03.11.2009, 11:28
Mal zusammenfassend (und teilweise auf Manfred antwortend):

Klar hatten mehr Ostdeutsche Verwandte im Westen als umgekehrt. Ich bin echt zu faul zum Nachschlagen, aber 17 Millionen auf der einen Seite und 62 Millionen auf der anderen? Es erscheint mir logisch, dass da mehr Ossis Familie im Westen hatten als umgekehrt, rein von der Statistik her.

500.000 finde ich erstmal auch viel. Intuitiv würde ich sagen, dass das weniger für die DDR spricht als gegen die Idividuen.
Wobei man festhalten sollte, dass es eben individuelle Entscheidungen waren - in einigen Fällen Idealismus, in anderen Familie, persönliche Beweggründe, die ich nicht bewerten kann und will.
Viele Entscheidungen "gen Westen" waren dann doch von der realen politischen und öknonomischen Situation im Osten bestimmt.

Der dritte Punkt ist die schon erwähnte (und begrifflich hier aus der Cytologie entlehnte) Semipermeabilität der Grenze. In eine Richtung (West nach Ost) war es halt durchlässig. Wiederum auf die Bevölkerungen umgerechnet und individuelle Motivationen in betracht ziehend, war sie West-nach-Ost-Wanderung gering.

Alles Osmose. :D

Mich hat, wie bereits geschrieben, die Größe der West-Ost Wanderung überrascht. Wusste ich nicht oder nicht mehr.

Meiner Meinung nach spricht weniger gegen Individuen als für sie, dass auch in den 40 Jahren nach WK 2 die Familie die erste Priorität genoss. Weniger das politische System. Bestimmt spielte dabei auch die Nähe zum WK 2 eine große Rolle und die Trennung.

Ob die Entscheidung für den Westen von der Situation im Osten bestimmt war, sei dahin gestellt. Vermutlich war es doch mehr die Hoffnung auf persönliche Besserung im Westen.

Klar ist, dass aus der DDR noch mehr als die im Bericht erwähnten 5 Mio. abgewandert wären, wenn nicht Mauer und Todesstreifen gebaut worden wären.

MorganLeFay
03.11.2009, 14:27
Meiner Meinung nach spricht weniger gegen Individuen als für sie, dass auch in den 40 Jahren nach WK 2 die Familie die erste Priorität genoss. Weniger das politische System. Bestimmt spielte dabei auch die Nähe zum WK 2 eine große Rolle und die Trennung.

Genau das meinte ich, weswegen ich meine intuitive Reaktion von tatsaechlichen Gruenden in den Einzelfaellen abgrenzte. :)

Menetekel
03.11.2009, 14:43
Jene, welche ich in der Zone kennengelernt habe, die aus "dem Westen" kamen, hatten eher einen kriminellen Hintergrund. Es sickerte doch mit der Zeit durch, weshalb man den"goldenen" Westen verlassen mußte. Teils haben sie es selbst preisgegeben, teils wurde es auch durch die Parteibonzen unter die Massen gebracht.
Nicht immer waren es familiäre Aspekte, daß man die "Freiheit" im Westen mit der Diktatur im Osten vertauschte. Zumal ein Fall, welcher noch in guter Erinnerung ist, damit endete, daß diese "Figur" plötzlich wieder Richtung Westen verschwunden war. Nun kann man über einen solchen Verlauf ausgiebig spekulieren.

Manfred_g
03.11.2009, 17:32
Mal zusammenfassend (und teilweise auf Manfred antwortend):

Klar hatten mehr Ostdeutsche Verwandte im Westen als umgekehrt. Ich bin echt zu faul zum Nachschlagen, aber 17 Millionen auf der einen Seite und 62 Millionen auf der anderen? Es erscheint mir logisch, dass da mehr Ossis Familie im Westen hatten als umgekehrt, rein von der Statistik her.

...

Aber hier gehts doch um die Verwandtschaft, die einen zum Übersiedeln veranlaßt hat. Das ist nicht die Urgroßtante des Schwippschwagers über ein Dutzend Grade hinweg, sondern doch eher die engere Familie wie Eltern und Geschwister.
Ich gehe davon aus, daß man die in den meisten Fällen regional in der Nähe hatte.

bernhard44
03.11.2009, 17:40
Mal zusammenfassend (und teilweise auf Manfred antwortend):

Klar hatten mehr Ostdeutsche Verwandte im Westen als umgekehrt. Ich bin echt zu faul zum Nachschlagen, aber 17 Millionen auf der einen Seite und 62 Millionen auf der anderen? Es erscheint mir logisch, dass da mehr Ossis Familie im Westen hatten als umgekehrt, rein von der Statistik her.

500.000 finde ich erstmal auch viel. Intuitiv würde ich sagen, dass das weniger für die DDR spricht als gegen die Idividuen.
Wobei man festhalten sollte, dass es eben individuelle Entscheidungen waren - in einigen Fällen Idealismus, in anderen Familie, persönliche Beweggründe, die ich nicht bewerten kann und will.
Viele Entscheidungen "gen Westen" waren dann doch von der realen politischen und öknonomischen Situation im Osten bestimmt.

Der dritte Punkt ist die schon erwähnte (und begrifflich hier aus der Cytologie entlehnte) Semipermeabilität der Grenze. In eine Richtung (West nach Ost) war es halt durchlässig. Wiederum auf die Bevölkerungen umgerechnet und individuelle Motivationen in betracht ziehend, war sie West-nach-Ost-Wanderung gering.

Alles Osmose. :D

bist du (Mauer)Bauphysikerin? ;)