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Vollständige Version anzeigen : Geschenke



Leila
15.10.2009, 10:06
Vieles wurde mir geschenkt von herzensguten Menschen. Um ihnen zu danken, eröffne ich diesen Strang. Die Dankbaren seien ermuntert, ebenfalls von den Geschenken zu berichten, die sie erhielten, und von deren Schenkern.

Ein Riesengeschenk empfing ich vom Sohn eines reichen Zürcher Kaufmanns. Ich nenne ihn hier Felix. Eines Tages kam Felix auf mich zu und sagte zu mir: „Mein Vater ist gestorben!“ „Das tut mir sehr leid, Felix“, antwortete ich ihm. „Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ „Ja“, sagte er, „wenn ich nur wüßte, wie ich das Haus räumen soll! Meine Mutter will nicht mehr länger in ihm wohnen. Sie zieht sich in ihr Elternhaus zurück. Mein Problem sind die vielen alten Bücher, welche mein Vater sammelte; und da ich weiß, daß du gerne Bücher liest, dachte ich an dich. Du weißt ja, ich lese nicht gerne, ich höre viel lieber Musik. Oder soll ich die Bücher dem Brockenhaus geben? Die Schrift ist doch völlig veraltet.“

So wurden mir auf einen Schlag 2'500 Bücher zu Eigen.

Felix lebt schon lange nicht mehr. Er wurde keine Dreißig.

frodo
15.10.2009, 12:18
Er war auf jeden Fall ein Glücksengerl.

Leila
15.10.2009, 12:32
Vielen Dank, Frodo, für Deine Bemerkung. Das schöne Wort „Glücksengerl“ rufe ich ihm nach. So will ich ihn künftig nennen, bis meine Flügel erlahmen.

Dich herzlich grüßend

Leila

P.S.: Soeben überlegte ich mir, einen Strang über den Selbstmord zu eröffnen. Was meinst Du? Sollte ich das tun?

frodo
15.10.2009, 12:42
unbedingt. Ich könnte aus persönliche Erfahrung viel darüber schreiben.

politisch Verfolgter
15.10.2009, 14:21
Er war damit doch kein Glücksengerl, sondern ne ganz arme Sau, die einem nur leid tun kann.
Ihm fehlte das Geschenk des Intellekts unserer Spezies, womit wir zudem 1 000 Jahre alt werden könnten.
Die Naturgesetze halten uns das Geschenk womöglich unbegrenzten Lebens vor.
Wir müssen es nur nutzen, wahrnehmen, umsetzen, anwenden, vertiefen.
Das schreibe ich aus persönlicher naturwiss. Erfahrung.

Lobo
15.10.2009, 14:33
Das Geschenk des Lebens meiner Eltern an mich.

frodo
15.10.2009, 15:39
Das hast du schön gesagt. Danke Lobo.

politisch Verfolgter
15.10.2009, 15:52
Möchte auch mal, also: Das Geschenk der Naturgesetze an unsere Spezies.

Aresetyr
15.10.2009, 18:32
Das Geschenk der Liebe (nicht der sexuellen, die ist ebenfalls wundervoll, doch selten nur von Dauer)

politisch Verfolgter
15.10.2009, 20:06
Au ja, Liebe bedingt materielle Freiheitsgrade ihrer Selbstverwirklichung, damit sie ewig währe.
Viele Liebende scheitern an fehlenden materiellen Freiheitsgraden, zerfleischen sich darob sogar.
Mein Nachwuchs wurde deswegen gegen meinen Willen abgetrieben.

MorganLeFay
15.10.2009, 20:13
Das Geschenk der Liebe (nicht der sexuellen, die ist ebenfalls wundervoll, doch selten nur von Dauer)

*unterschreib*

Lobo
15.10.2009, 20:18
Meinen Glauben, Odin sei dank.

Leila
15.10.2009, 21:45
Das Geschenk des Lebens meiner Eltern an mich.

Ich kann es nicht verheimlichen: Viele Menschen kenne ich, die ihr Leben als Plage empfinden und daher keinen Anlaß zur Dankbarkeit verspüren, ja ihre Erzeuger sogar verfluchen. Ob es eine ausgemachte Sache meiner Eltern war, mir zum Bewußtsein zu verhelfen, mag ich gar nicht erörtern. Dazu müßte man mindestens fünfzig neue Stränge eröffnen. Um das Leben als Geschenk auffassen zu können, müßte man humorvoll sein, oder dümmer als dämlich.

Geschrieben von der Mutter zweier Kinder, die Großmutter ist.

MorganLeFay
15.10.2009, 21:46
Oder einfach glücklich, am Leben zu sein.

Lobo
15.10.2009, 21:49
Ich kann es nicht verheimlichen: Viele Menschen kenne ich, die ihr Leben als Plage empfinden und daher keinen Anlaß zur Dankbarkeit verspüren, ja ihre Erzeuger sogar verfluchen. Ob es eine ausgemachte Sache meiner Eltern war, mir zum Bewußtsein zu verhelfen, mag ich gar nicht erörtern. Dazu müßte man mindestens fünfzig neue Stränge eröffnen. Um das Leben als Geschenk auffassen zu können, müßte man humorvoll sein, oder dümmer als dämlich.

Geschrieben von der Mutter zweier Kinder, die Großmutter ist.

Mein Leben empfinde ich nicht als Plage, meinen Eltern und meiner Sippe verdanke ich wer ich bin.

I.Kant
15.10.2009, 22:09
Wenn ich renoviere, wie gerade, denke ich an meinen Papa. Er hat mir alles beigebracht und ob ich eine Bahn klebe oder streiche steht er mir zur Seite. Ich vermisse ihn so sehr wenn ich seine Malerkiste öffne und sein Werkzeug benutze.
Aber er war da und ein Teil seines Wissens ist in mir. Das ist ein Geschenk.
Aber es ist ein Geschenk das mich immer an unsere begrenzte Zeit hier erinnert und traurig und gleichzeitig mutig macht.

FranzKonz
15.10.2009, 22:15
Wenn ich renoviere, wie gerade, denke ich an meinen Papa. Er hat mir alles beigebracht und ob ich eine Bahn klebe oder streiche steht er mir zur Seite. Ich vermisse ihn so sehr wenn ich seine Malerkiste öffne und sein Werkzeug benutze.
Aber er war da und ein Teil seines Wissens ist in mir. Das ist ein Geschenk.
Aber es ist ein Geschenk das mich immer an unsere begrenzte Zeit hier erinnert und traurig und gleichzeitig mutig macht.

Was Du beschreibst ist die Wiedergeburt. Nicht esoterisch, sondern ganz praktisch. Wir übergeben unseren Kindern nicht nur unsere Gene, sondern auch einen großen Teil unserer Erfahrungen und unserer Lebensweisheit, so wie wir all das von unseren Eltern bekamen.

Zimbelstern
15.10.2009, 22:32
Um mich auch mal einzumischen:

Das Geschenk meiner Eltern an mich war meine Erziehung: Freigeist und Patriotismus haben mich zu dem gemacht, WIE und nicht WAS ich jetzt bin.

Ihnen verpflichtet, versuche ich das in dieser Art an meinen Nachwuchs weiterzugeben.

Ich wurde -@Peel- als Kind und Jugendlicher finanziell sehr kurz gehalten... nicht jedoch im Bereich der Bücher: Alles, was ich lesen wollte, stand mir zur Verfügung -oder wurde beschafft-.

Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein!

politisch Verfolgter
15.10.2009, 22:35
"Das Leben" ist 80 % der Privathaushalte zu 80-90 % massiv einschränkend rechtsraumsstrukturiert, von maßgeblichen Gesetzen geprägt und deformiert.
Davon haben dann 10 % was, denen dazu der Sozialstaat geschenkt ist.

henriof9
16.10.2009, 13:25
Das Geschenk der Liebe (nicht der sexuellen, die ist ebenfalls wundervoll, doch selten nur von Dauer)

Stimmt, und somit zähle ich wohl zu den Wenigen, welche dieses Geschenk nun schon 28 Jahre genießen dürfen.

NS. Allerdings, ab und an ein Kästchen " Mon Cherie " genieße ich genauso. :]

Mütterchen
16.10.2009, 13:44
Vieles wurde mir geschenkt von herzensguten Menschen. Um ihnen zu danken, eröffne ich diesen Strang. ...

Hm - ich bin schon die ganze Zeit am Überlegen, liebe Leila...Geschenke habe ich natürlich auch erhalten. Nur, mir fällt kein einziges ein, was von größerem materiellem Wert ist und das mir wirklich wichtig ist.
Die wirklich großen Geschenke, die ich erhalten habe, sind eher anderer Natur. Liebe und Vertrauen, Unterstützung.... solche Dinge. Das Leben, das ich habe, sehe ich als ein großes Geschenk an, meine Gesundheit, das Glück, die Tatsache, dass meine Kinder alle gesund und munter sind....solche Dinge eben - da könnte ich noch lange aufzählen.
Und dann habe ich einige Geschenke, die mir persönlich sehr viel wert sind, obwohl ich sicher kein Geld damit machen könnte. Ein Amulett meiner Großmutter, ein altes Balladen-Buch, eine Servierplatte, die meine Urgroßmutter nur an hohen Feiertagen nutzte, Weihnachtsschmuck aus dem gleichen Haushalt ... auch da könnte ich lange aufzählen - es sind eben Geschenke, die einen sehr hohen sentimentalen Wert besitzen.
Und als letztes, das klingt vielleicht etwas kitschig... ein paar letzte Worte, die mir von Angehörigen meiner Familie als guten Ratschlag für mein Leben mitgegeben wurden. Die versuche ich wirklich zu beherzigen. Und sie sind mir auch ganz besonders wertvoll.

MorganLeFay
16.10.2009, 13:56
Hm - ich bin schon die ganze Zeit am Überlegen, liebe Leila...Geschenke habe ich natürlich auch erhalten. Nur, mir fällt kein einziges ein, was von größerem materiellem Wert ist und das mir wirklich wichtig ist.
Die wirklich großen Geschenke, die ich erhalten habe, sind eher anderer Natur. Liebe und Vertrauen, Unterstützung.... solche Dinge. Das Leben, das ich habe, sehe ich als ein großes Geschenk an, meine Gesundheit, das Glück, die Tatsache, dass meine Kinder alle gesund und munter sind....solche Dinge eben - da könnte ich noch lange aufzählen.
Und dann habe ich einige Geschenke, die mir persönlich sehr viel wert sind, obwohl ich sicher kein Geld damit machen könnte. Ein Amulett meiner Großmutter, ein altes Balladen-Buch, eine Servierplatte, die meine Urgroßmutter nur an hohen Feiertagen nutzte, Weihnachtsschmuck aus dem gleichen Haushalt ... auch da könnte ich lange aufzählen - es sind eben Geschenke, die einen sehr hohen sentimentalen Wert besitzen.
Und als letztes, das klingt vielleicht etwas kitschig... ein paar letzte Worte, die mir von Angehörigen meiner Familie als guten Ratschlag für mein Leben mitgegeben wurden. Die versuche ich wirklich zu beherzigen. Und sie sind mir auch ganz besonders wertvoll.

Finde ich ueberhaupt nicht kitschig, mir geht es aehnlich.

Das eine Geschenk, dass auch "formal" eins war, das mich tief beeindruckt hat, war ein Rendezvous mit einem Elefanten, weil ein grosser Elfantenfan bin. War ein Geburtstagsgeschenk von meinem Mann, und das eigentliche "Problem" war da nicht der Preis, sondern die Leute ueberhaupt so weit zu bekommen, dass wir ins Gehege durften.

Ich habe ein paar (wenige) "sentimentale" Erinnerungsstuecke wie Du, nur waren die nie Geschenke, sondern blieben meist ueber - Ohrringe von meiner Oma, eine potthaessliche Porzellankatze aus dem Haus meiner Oma, die ich als Kleinkind irgendwie wohl mal klasse fand, einige Kochtoepfe (einer ist knallorange und mein Lieblingstopf), sowas eben.
Aber wie gesagt, keine Geschenke in dem Sinne.

Was schon mehrfach gesagt wurde - die wichtigesten Geschenke scheinen immateriell zu sein. Zumindest fuer die Mehrheit hier.

Mütterchen
16.10.2009, 14:08
Finde ich ueberhaupt nicht kitschig, mir geht es aehnlich.

Das eine Geschenk, dass auch "formal" eins war, das mich tief beeindruckt hat, war ein Rendezvous mit einem Elefanten, weil ein grosser Elfantenfan bin. War ein Geburtstagsgeschenk von meinem Mann, und das eigentliche "Problem" war da nicht der Preis, sondern die Leute ueberhaupt so weit zu bekommen, dass wir ins Gehege durften.

Ich habe ein paar (wenige) "sentimentale" Erinnerungsstuecke wie Du, nur waren die nie Geschenke, sondern blieben meist ueber - Ohrringe von meiner Oma, eine potthaessliche Porzellankatze aus dem Haus meiner Oma, die ich als Kleinkind irgendwie wohl mal klasse fand, einige Kochtoepfe (einer ist knallorange und mein Lieblingstopf), sowas eben.
Aber wie gesagt, keine Geschenke in dem Sinne.

Was schon mehrfach gesagt wurde - die wichtigesten Geschenke scheinen immateriell zu sein. Zumindest fuer die Mehrheit hier.

Morgan, nicht alle Geschenke, die ich als solche betitelt habe, wurden mir vom ursprünglichen Besitzer wirklich geschenkt - es war z.T. auch so, dass sie einfach da waren, nachdem der Besitzer z.B. gestorben war. Und ich wurde gefragt: möchtest du das haben?

Und zur hässlichen Porzellankatze: eine Großtante, bei der ich als Kind viel Zeit verbrachte, hatte auf dem Schrank zwei Porzellanpferde. Die fand ich damals unglaublich wunderschön. Und die Großtante versprach mir auch: Wenn ich mal tot bin, dann bekommst du die...
Naja, was soll ich sagen - ich habe die Pferdchen nicht bekommen. Und ich fürchte, man hat sie direkt in den Müll geworfen, als die Tante gestorben ist. Hätte man sie mir doch übergeben - sie hätten heute einen Ehrenplatz, obwohl sie wahrscheinlich von ähnlicher künstlerischer Qualität wie deine blaue Katze waren.

MorganLeFay
16.10.2009, 14:19
Und zur hässlichen Porzellankatze: eine Großtante, bei der ich als Kind viel Zeit verbrachte, hatte auf dem Schrank zwei Porzellanpferde. Die fand ich damals unglaublich wunderschön. Und die Großtante versprach mir auch: Wenn ich mal tot bin, dann bekommst du die...
Naja, was soll ich sagen - ich habe die Pferdchen nicht bekommen. Und ich fürchte, man hat sie direkt in den Müll geworfen, als die Tante gestorben ist. Hätte man sie mir doch übergeben - sie hätten heute einen Ehrenplatz, obwohl sie wahrscheinlich von ähnlicher künstlerischer Qualität wie deine blaue Katze waren.

Bei meiner Oma stand die auf der Seitenanrichte. Ich muss die mal fotografieren und Dir das Bild schicken - mache ich gleich heute abend.
Eins dieser Kitschdinger. Sitzend, etwa 40cm hoch, sehr schmal mit langem Hals und kleinem runden Kopp. Riesige gruene Augen, die Grundfarbe ist weiss und ueberall sind bunte Blumen.

So haesslich, dass sie schon wieder huebsch ist. Nein, eigentlich nciht. Weil die lang und schmal ist und ich als Kleinkind eben wohl verliebt in das Ding war, hat meine Oma die ab und zu mal festgehalten und ich durfte ihr (der Katze, nicht der Oma) ueber den Kopp streicheln. Nie selber halten.
Das muss so Kindergartenalter gewesen sein.

Als meine Oma dann 1997 nach einem schweren Schlaganfall ins Pflegeheim kam und die Wohnung aufgeloest wurde, aber ich die Katze fuer mich ausgesucht.

Heute steht sie etwas in Ungnade im Hausflur. Nur ganz in eine Kiste tun kann ich sie nicht, da kaeme ich mir schaebig vor. So sehe ich sie jeden Tag, aber eben nicht im Wohnzimmer, wo sie echt nicht hinpasst und ich mein eigenes Leben und keins voller Museumsstuecke habe.