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Vollständige Version anzeigen : Sprechen wir über Fernau



frodo
21.09.2009, 17:26
Wer ist Fernau? Ich hoffe die Frage stellt sich nicht und der alte Herr ist immer noch bekannt. Oder doch nicht? Wer war Joachim Fernau? Auf jeden Fall ein Mann der alten Schule, mit humanistischer Ausbildung, journalistischer Tätigkeit, freier Schriftsteller und begeisterter Maler. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Werke zur Geschichte und Zeitgeschichte. Köstlich kritisch, manchmal beißend sarkastisch und doch immer auf den Punkt bringend, erzählt er die Geschichte der Griechen, Römer, Preußen, Deutschen und der Genies der Deutschen. Bücher wie: Sprechen wir über Preußen, Deutschland Deutschland über alles, Halleluja, Rosen für Apoll, Disteln für Hagen, Cäsar lässt grüssen wurden Bestseller. Aber es gab auch einen anderen Fernau, einen wehmütigen, gedankenvollen und mystischen. Vor allem bei Sappho, so schön war Marienbad, Hauptmann Pax, Und sie schämeten sich nicht, der Gottesbeweis war er ein anderer Mensch. Beschimpft als konservativer, was immer das ist und angefeindet als NS-Mitläufer, bleibt er doch in Erinnerung als großer Erzähler, kritischer Zeitgeist und als einer der großen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Auf jedenfall für mich.

Gärtner
21.09.2009, 17:38
http://img3.imageshack.us/img3/4074/58755637.jpgch habe mich lange mit der römischen und griechischen Antike beschäftigt, und was Fernau hierzu beiträgt, mag nicht immer dem neuesten Stand der Forschung entsprechen, aber es stellt nach wie vor eine brillante feuilletoniste Abhandlung der Thematiken dar. Sein "Cäsar läßt grüßen (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3548208592/qid=1069206155/sr=1-5/ref=sr_1_11_5/302-9817922-0831255)" ist ein zumindest in der Sichtweise der veröffenlichenden Linken nicht wirklich politisch korrektes Buch, dafür aber mit Liebe zum Sujet geschrieben.

Krzyzak
21.09.2009, 17:53
Wer ist Fernau? Ich hoffe die Frage stellt sich nicht und der alte Herr ist immer noch bekannt. Oder doch nicht? Wer war Joachim Fernau? Auf jeden Fall ein Mann der alten Schule, mit humanistischer Ausbildung, journalistischer Tätigkeit, freier Schriftsteller und begeisterter Maler. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Werke zur Geschichte und Zeitgeschichte. Köstlich kritisch, manchmal beißend sarkastisch und doch immer auf den Punkt bringend, erzählt er die Geschichte der Griechen, Römer, Preußen, Deutschen und der Genies der Deutschen. Bücher wie: Sprechen wir über Preußen, Deutschland Deutschland über alles, Halleluja, Rosen für Apoll, Disteln für Hagen, Cäsar lässt grüssen wurden Bestseller. Aber es gab auch einen anderen Fernau, einen wehmütigen, gedankenvollen und mystischen. Vor allem bei Sappho, so schön war Marienbad, Hauptmann Pax, Und sie schämeten sich nicht, der Gottesbeweis war er ein anderer Mensch. Beschimpft als konservativer, was immer das ist und angefeindet als NS-Mitläufer, bleibt er doch in Erinnerung als großer Erzähler, kritischer Zeitgeist und als einer der großen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Auf jedenfall für mich.

Mein Lieblingsbuch von ihm ist "Disteln für Hagen"! Die Mentalität der Deutschen wird hier in der Figur Hagens und Dietrich von Berns wunderbar erklärt.

frodo
21.09.2009, 17:54
Herrlich wenigstens 2 die gute Beiträge dazu liefern.

Ausonius
21.09.2009, 19:58
Herrlich wenigstens 2 die gute Beiträge dazu liefern.

Darfs auch ein Kritischer sein? Als Kind gefiel mir sein Römerbuch. Da die Bücher immer noch kursieren, habe ich Jahre später mal "Sprechen wir über Preußen" gekauft. Und heutzutage finde ich den Schreibstil nervig - so ein betulicher Witze-Geschichts-Onkel, ich sehe da immer meine dem Bildungsbürgertum der Nachkriegszeit verhafteten alten Geschichts- und Lateinlehrer vor Augen. Das Politische lasse ich bei dieser Beurteilung mal bewußt ganz außen vor, da es für Deutschland nun mal Fakt ist, dass es immer auch ganz große konservative Historiker gab. Nö - wenn schon populärwissenschaftlich aus dieser Zeit, dann doch lieber Haffner.

Was mich stört, hat dieser Autor übrigens viel besser in Worte gefasst:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/druckversion/2001/prkb20010911.html

Krzyzak
21.09.2009, 20:03
Darfs auch ein Kritischer sein? Als Kind gefiel mir sein Römerbuch. Da die Bücher immer noch kursieren, habe ich Jahre später mal "Sprechen wir über Preußen" gekauft. Und heutzutage finde ich den Schreibstil nervig - so ein betulicher Witze-Geschichts-Onkel, ich sehe da immer meine dem Bildungsbürgertum der Nachkriegszeit verhafteten alten Geschichts- und Lateinlehrer vor Augen. Das Politische lasse ich bei dieser Beurteilung mal bewußt ganz außen vor, da es für Deutschland nun mal Fakt ist, dass es immer auch ganz große konservative Historiker gab. Nö - wenn schon populärwissenschaftlich aus dieser Zeit, dann doch lieber Haffner.

Was mich stört, hat dieser Autor übrigens viel besser in Worte gefasst:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/druckversion/2001/prkb20010911.html

Stimmt. Diesen Latein-Lehrer habe ich ebenfalls vor Augen. Aber sein Bekenntnis zu Deutschland "Was ist Deutschland? Ein Land rechts und links der Mauer. Lassen wir es da liegen, da liegt es gut"
finde ich nicht schlecht :]
Interessant natürlich auch seine Aufzählung der Kriege nach 1945. Alles in allem ein sehr politischer Mensch, der seine Weltsicht gut vermitteln konnte.

Ausonius
21.09.2009, 20:18
. Alles in allem ein sehr politischer Mensch, der seine Weltsicht gut vermitteln konnte.

Manchmal ist weniger aber auch mehr, und man wünschte sich zu lesen, wie es gewesen, nicht wie Fernau es sieht.

Sauerländer
21.09.2009, 20:30
Joachim Fernau ist für mich ein ganz Großer. Natürlich das alles reichlich polemisch und ohne den Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein. Aber dieser völlige Sarkasmus, der dennoch nie ein Augenzwinkern vermissen lässt - das hat was. Und eine wohltuende Ausnahme inmitten all der Stimmen, die, wenn überhaupt leise Zweifel am progressiven Gedanken erlauben.
Ich bin mir nicht mehr sicher, mit welchem Buch ich den Einstieg fand in das Fernau´sche Gesamtwerk. Wenn mich nicht alles täuscht, waren es ziemlich parallel "Deutschland, Deutschland über alles" und "Halleluja". Wobei man letzteres als Fernaueinsteiger eher bleiben lassen sollte, denn da verliert er ja gegen Ende recht deutlich seinen ansatzweise heiteren Sarkasmus, und wird nur noch düster bis apokalyptisch (jedenfalls empfand ich das so). Für Einsteiger ein vielleicht etwas harter Brocken.

Krzyzak
21.09.2009, 20:42
Manchmal ist weniger aber auch mehr, und man wünschte sich zu lesen, wie es gewesen, nicht wie Fernau es sieht.

Nunja, diesen Anspruch hat Fernau nicht.

Übrigens Fernau: In Kassel gab es eine Metzgerei "Fernau". Daran muß ich immer denken, wenn ich über Fernau spreche. Die hatten die beste Kochwurst ever!

Zimbelstern
21.09.2009, 23:10
Wer ist Fernau? Ich hoffe die Frage stellt sich nicht und der alte Herr ist immer noch bekannt. Oder doch nicht? Wer war Joachim Fernau? Auf jeden Fall ein Mann der alten Schule, mit humanistischer Ausbildung, journalistischer Tätigkeit, freier Schriftsteller und begeisterter Maler. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Werke zur Geschichte und Zeitgeschichte. Köstlich kritisch, manchmal beißend sarkastisch und doch immer auf den Punkt bringend, erzählt er die Geschichte der Griechen, Römer, Preußen, Deutschen und der Genies der Deutschen. Bücher wie: Sprechen wir über Preußen, Deutschland Deutschland über alles, Halleluja, Rosen für Apoll, Disteln für Hagen, Cäsar lässt grüssen wurden Bestseller. Aber es gab auch einen anderen Fernau, einen wehmütigen, gedankenvollen und mystischen. Vor allem bei Sappho, so schön war Marienbad, Hauptmann Pax, Und sie schämeten sich nicht, der Gottesbeweis war er ein anderer Mensch. Beschimpft als konservativer, was immer das ist und angefeindet als NS-Mitläufer, bleibt er doch in Erinnerung als großer Erzähler, kritischer Zeitgeist und als einer der großen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Auf jedenfall für mich.

Fullquote! Er hat mich dazu gebracht, der Geschichte nicht immer mit ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) zu begegnen... Und damals Interesse geweckt!

CarlCarlsen
21.09.2009, 23:37
Das erste, was ich von Fernau las, war "Deutschland, Deutschland über alles" und es hat mich beim ersten Durchgang wahnsinnig fasziniert, mitunter natürlich, weil mir sein unverblümter Erzählstil imponierte, aber auch, weil es einige interessante Aspekte und Überlegungen enthielt, die ich bis dato selten jemanden hatte äußern hören. Darauf folgten "Halleluja", "Sprechen wir über Preußen" und "Cäsar läßt grüßen", ebenfalls interessante Werke. Das Problem ist bei Fernau, im Rückblick betrachtet, daß er öberflächlich bleibt und Fragen aufwirft, die er im Endeffekt nicht beantwortet. Da fühlt man sich als Leser doch gelegentlich etwas angeschmiert. Auf der anderen Seite erheben seine Bücher natürlich nicht den Anspruch, fundierte, geschichtliche Literatur zu sein und enthalten dementsprechend keine Quellenangaben oder dogmatisch saubere (was auch immer das sein mag) Analysen. Sie sind und bleiben hervorragende Satire, die Fernaus Gedanken zu geschichtlichen Vorgängen wiedergeben, und deren Wert nicht dadurch geschmälert wird, daß seine Ansichten reichlich unorthodox sind. Man lese hierzu nur empörte Rezensionen auf amazon.de, die ihm Geschichtsklitterung vorwerfen, weil seine Schlußfolgerungen den Rezensenten nicht genehm sind.

Dieser Autor, den @Ausonius hier eingeworfen hat, hat zwar nicht vollkommen unrecht, doch folgendes Zitat, ist m.E. fehl am Platz:

"dass er mit seinem Quasselstil Millionen Leser fand, die glaubten, dergestalt endlich Geschichte kapiert zu haben, die es fabelhaft fanden, wie locker und unverstellt dieser Autor die Historie vermittle."

Es ist die Verkörperung des verbreiteten, aber m.M.n. falschen Gedankens, geschichtliche Vorgänge und Motive müßten automatisch kompliziert und Abhandlungen dazu verworren und schwer verständlich sein. Da war noch etwas, aber das fällt mir jetzt ums Verrecken nicht mehr ein, Mist...

Gärtner
21.09.2009, 23:44
Was mich stört, hat dieser Autor übrigens viel besser in Worte gefasst:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/druckversion/2001/prkb20010911.html

http://img9.imageshack.us/img9/8469/55216372.jpga hat mir aber die Einwendung des inwischen greisen Germanisten Peter Wapnewski (gut abgehangen, von 1967) noch besser gefallen. Hier die Links zu seinem seinerzeitigen Text in der "Zeit", scheint ein nicht mehr wesentlich nachbearbeiteter Textscan zu sein:

http://www.zeit.de/1967/05/Joachim-Fernau-unc-die-deutsche-Seele?page=all

http://www.zeit.de/1967/05/Das-Glueck-keine-Schlitzaugen-zu-haben?page=all

http://www.zeit.de/1967/05/Gewuerzt-mit-einem-Quentchen-Sex?page=all

frodo
04.03.2012, 16:36
Ja es ist nötig Fernau zu aktivieren und auf ihn aufmerksam zu machen.
Fernau war und ist aktueller denn je.

Swetlana
04.03.2012, 17:27
Fernau hat als ehem. Soldat der Waffen SS hautnah erlebt was Krieg ist, wie menschliche Größe und Niedertracht in extrem Situationen nebeneinander das Feld beherrschen. Er durchschaute Politik bis aufs Mark, ob scheindemokratische Tyrannei oder bolschewistisches Paradies der Arbeiter und Bauern.
Eines der extremsten,erschütternsten Bücher zum Thema Krieg las ich von ihm, "Hauptmann Pax".

kotzfisch
04.03.2012, 20:09
Und sie schämeten sich nicht.
Hut ab Leute, Literatur!

kotzfisch
04.03.2012, 20:11
Wie CarlCarlsen richtig bemerkte wollte Fernau kein Historiker, sondern gerissener, knödeliger Satiriker sein.
Ich liebe seinen Stil.

frodo
04.03.2012, 20:11
Hi kotzfisch!
Es vergeht kein Jahr wo ich das Buch nicht wieder in die Hand nehme und lese.

Brathering
04.03.2012, 21:39
Hab sein „Deutschland, Deutschland über alles …“ gelesen als Knirps und fand es gut :)