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Vollständige Version anzeigen : Eure Familie im Zweiten Weltkrieg



marc
19.09.2009, 01:51
In dem Strang über das Nemmersdorfmassaker hat Ausonius geschrieben, dass sein Opa im Baltikum gestorben sei und keiner seiner männlichen Verwandten den Krieg ohne Verletzungen überstanden hätte. So kam ich auf die Idee mal zu fragen, ob nicht der eine oder andere Lust hat zu erzählen, was seine Familie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gemacht hat, wie es ihnen dabei ergangen ist; welche Rolle sie gespielt und auf welcher Seite sie gekämpft haben.

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frodo
19.09.2009, 19:50
Der Großvater väterlicherseits war vor dem Krieg schon illegaler Nazi (Jahrgang 1911) und Aktivist. Die Großmutter selber stammte aus sehr ärmlichen Verhältnissen, hatte ihre Mutter früh verloren und musste schon mit 14 Jahren zur Arbeit bei den Bauern. Der Anschluss an Dtld. war für Großvater nicht die erhoffte Würdigung seines Wirkens während der Untergrund-Zeit. Aufgrund seines körperlichen Gebrechens (Buckel), seiner Religiosität (Christ) wurde er aus der Partei entfernt. Damit waren die Nazis für ihn gestorben. Während des Krieges musste er in einer Munitionsfabrik arbeiten. Seine Kinder wurden landverschickt. Nach dem Krieg wendete er sich den Kommunisten zu, die ihn aber aufgrund ihrer Politik in Österreich enttäuschten. Die Eltern meiner Mutter waren klerikal eingestellt und Gegner der Nazis. Wagten es aber nicht offen aufzutreten. Sie waren in der Landwirtschaft beschäftigt und verdingten sich als Knecht und Magd. Bei Kriegsende erlebten sie die Not der Kriegsflüchtlinge hautnah mit, da in ihrer Gegend sehr viele Barackensiedlungen aufgestellt wurden.

hanna
19.09.2009, 20:05
Mein Vater hatte zwei Brüder. Der eine ist wegen einer spastischen Lähmung gestorben worden, der andere in Rußland gefallen. Von allem etwas.

carpe diem
19.09.2009, 20:08
Ich kann nicht viel bieten, außer, dass mein Vater ganz jung in Russland gefallen ist als ganz normaler Wehrmachtssoldat, er war bei der Bäckereikompanie.
Die Nachricht war durch Kopfschuss gefallen.
Später stellte sich heraus, dass er bei Charkow (Novo Belaja) von Partisanen grausam ermordet wurde.
Meine nähere Familie hat den Krieg nicht so hart zu spüren bekommen, wie die Städter.
Auf dem Lande hatte man Haus und Garten.
Mein Großvater war Beamter und dadurch einfacher Parteigenosse.
Die Frauen in der Familie waren bei keiner nazimäßigen Institution.
Die Familie meines Mannes war auch klerikal eingestellt.
Meine Großmutter sagte immer , nach dem Krieg sei es essensmäßig viel schlechter gewesen als im Krieg.
Ich weiß noch als ich ein Kind war gab es zu Weihnachten Frankfurter Würstchen, soviel jeder wollte, das war ein Fest.

frodo
19.09.2009, 20:11
@carpe - das mit deinem Vater tut mir Leid. Ich denke hier könnten viele sehr traurige Erlebnisse berichten.

harlekina
19.09.2009, 20:13
Mein Vater hat sich naiverweise freiwillig gemeldet, weil er davon träumte, fliegen zu lernen. Er wurde zweimal verwundet und ist dann in Rußland in fünfjähriger Gefangenschaft, über die er allerdings sehr wenig erzählte. Das bißchen, was er rausläßt, läßt einen erschaudern.
Meine Mutter lebte auf dem Land, und mußte miterleben, wie ihre ältester Bruder in 1944, damals 22, als vermißt gemeldet wurde.

ochmensch
19.09.2009, 20:22
Mein Opa war bei den Franzosen in Kriegsgefangenschaft und meine Oma musste aus Pommern flüchten. Mehr weiß ich eigentlich nicht.

Nationalix
19.09.2009, 20:27
Mein Großvater väterlicherseits war Jahrgang 1900 und hat sich 1917 freiwillig zum 1. WK gemeldet, 1939 dann ebenfalls freiwillig gemeldet (steht so in seinem Wehrpass). Er war zuerst in Frankreich, dann an der Ostfront. Er hat alles überlebt und ist 1966 wegen seiner Raucherei an Lungenkrebs gestorben. Ich kann mich so gut wie gar nicht mehr an ihn erinnern.

Sein Vater, also mein Urgroßvater, ist Anfang 1945 aus seiner Heimat Ostpreußen mit über 80 Jahren (!) geflohen und wurde dabei von russischen Soldaten erschossen (so wurde mir berichtet).

Ein Bruder meiner Großmutter väterlicherseits war in der SS, ebenso ein entfernter anderer Onkel.

Mein Großvater (der von oben) hatte drei Schwestern, von einer Schwester sind alle drei Söhne gefallen.

Meine Oma mütterlicherseits hat nach dem 2. WK nochmal geheiratet, ihr 2. Mann soll im Elsass ein hoher Parteifunktionär gewesen sein.

Alles in allem eine vorbildliche Familie.

Cinnamon
19.09.2009, 20:53
Ich weiß, dass 2 Onkel in Nordafrika waren.

Don
19.09.2009, 21:01
Ein Onkel von mir verrottet noch irgendwo um Donesz herum, ein anderer irgendwo in Norditalien, mein Vater steckte 12 Jahre in der Uniform bei der Luftwaffe und war am Ende bei den Amis in Gefangenschaft.

Agano
19.09.2009, 21:12
mein vater wurde aus dem gefängnis zum wehrdienst gepresst. er hatte schwarz gehandelt, oder wie das hiess und ist erwischt worden mit zigaretten und so. er wurde ausgebildet zum normalen soldaten und als sanitäter. nach einem angriff holten sie die verwundeten von schlachtfeld. dabei wurde er von einer granate getroffen und ihm wurde ein bein abgerissen. überlebt hat er deswegen, weil seine jungs ihn gleich mitnehmen konnten.

danach begann sein leidensweg. tausende splitter im körper, die sich permanent überall entzündeten. danach wurde er ständig krank, bekam alles mögliche und starb dann an seinen krankheiten und der kriegsverletzung. seine drei brüder fielen alle, der eine weigerte sich, unschuldige zu erschiessen und wurde gleich mit dazu gestellt, die anderen fielen ... einfach so. ja, wer hat nicht tote zu beklagen in diesem beklagenswerten krieg!!!! richard

Lichtblau
19.09.2009, 21:33
Mein Opa väterlicherseits war Flugzeugmechaniker in Frankreich, ich glaube ohne Kampfhandlungen miterlebt zu haben. Vor kurzem verstorben.

Mein Opa mütterlicherseits war an der Ostfront bei der 22. oder 23. PD, hat EK1 oder 2 bekommen, für Munitionskisten durch feindlichen Beschuss schleppen. Als er zur Front fuhr hingen überall als Deserteure aufgehängte deutsche Soldaten an den Strassen. Ist bei Kalatsch gerade so aus dem Kessel um Stalingrad entwischt. Dort hat er gesehen wie ein russischer Kavalerieangriff von 2cm-Flak zusammengeschossen wurde, dies war sein schrecklichstes Kriegserlebnis.
Später hat er den Befehl verweigert und dem Vorgesetzen eine rein gezogen, dafür Strafkompanie. Er erzählt gerne wie sie eine Stellung gebaut haben, mit Minen, Stolperdrähten, Stacheldraht usw.. Über Nacht kam der Russe, hat die Wachen lautlos umgebracht, und hat alles komplett fein säuberlich abgebaut und mitgenommen, ohne das einer was gemerkt hat.
Einmal haben sie russisches Brot erobert, dies war aber ungeniesbar, es bestand fast nur aus Sägemehl. Hat gesehen wie eine einzige 8,8 Pak, 10 Stalintanks geknackt hat.
Im Krieg glaubte er für Deutschland zu kämpfen, nach dem Krieg wurde er Kommunist. Er lebt noch heute.

Die Mutter dieses Opa, haben die Nazis abgespritzt.

Mein Uropa war Invalide, Gasvergiftung im 1. WK. Erst SPD, dann USPD, dann KPD. Hat Kommunisten vor den Nazis versteckt. Besaß ein Schwein, das er Adolf nannte. Bei einer Hausdurchsuchung wurde die ganze Wohnungseinrichtung zerschlagen, man konnte ihm aber nichts nachweisen.

Ein anderer Uropa fiel beim Volkssturm.

harlekina
19.09.2009, 21:42
Krieg ist Scheiße.

Felix Krull
19.09.2009, 21:57
Krieg ist Scheiße.
Zum Glück ist die BRD in Afghanistan nicht im Krieg.

Sauerländer
19.09.2009, 21:57
Interessanterweise habe ich hinsichtlich der Ahnenschaft mütterlichseits bezüglich der Ahnenschaft, die noch vor meine Großeltern zurückgeht, praktisch keinen Schimmer, kenne hingegen aber einige Geschichten über meine Ahnen väterlicherseits - obwohl es erstere sind bzw waren, die schon länger in sauerländischen Gefilden lebten, und letztere eher im Ruhrgebiet zu suchen sind.

Meine Großmutter mütterlicherseits habe ich aus den Jahren, die wir beide auf dieser Erde verbrachten, in Erinnerung als eine Frau, die mitunter ein wenig melancholisch und katholischer als der Papst war - und nach dem, was man mir erzählt hat, war sie das damals schon.
Der dazugehörige Großvater, ein Straßenbauer, war damit durchaus kompatibel, wenngleich in deutlich gemäßigerem Ausmaß, und bereichert durch ein bodenständiges, nicht unbedingt asketisches Gemüt. Eine der Erinnerungen, die ich an ihn habe, ist dieses schelmische Lächeln, wenn bei Familienfeiern seine Frau ihn mal eine Minute aus den Augen ließ, und dann natürlich schwupps ein Pinnchen Korn seiner Bestimmung zugeführt werden musste.

Das Dritte Reich haben sie, soweit ich weiß, zunächstmal ratlos und distanziert, aber duldsam erlebt, jedoch mit zunehmendem Befremden angesichts dessen, was sich das Regime so erlaubte. Von wirklicher Konfrontation mit der Staatsmacht ist mir nichts bekannt, es scheint eher darauf hinausgelaufen zu sein, es zu ertragen und zu hoffen, dass die Dinge so schnell wie möglich besser werden.
Bombardierungen oder sonstige Kriegseinwirkungen sind ihrem Dorf, soweit mir bekannt, bis Kriegsende erspart geblieben.
Nun, allem Hoffen zum Trotz, es kam der Tag (ich meine, es war im Jahre 1942), da der Führer diesen meinen Großvater zu den Waffen rief. Der war, gelinde gesagt, nicht begeistert, denn weder war er besonders kriegslustig, noch brachte er dem Regime allzu große Hingabe entgegen. Seine Gattin, die ihn nun wahrlich nicht ziehen lassen wollte, wollte ihm dann wenigstens eine Heiligenmedaille mitgeben, auf dass über ihn gewacht werde. Was mich zu dem Punkt bringt, von dem ich persönlich entschieden habe, ihn als Beispiel göttlicher Intervention zu sehen.
Denn an genau diesem Stück Metall, nicht größer als ein 5 Mark-Stück, prallte eines Tages die Kugel eines russischen Scharfschützen ab. Andere mögen das für Zufall halten - ich weiß, was ICH davon halte.
Nunja, er geriet dann schließlich in russische Kriegsgefangenschaft. Aber er war einen von denen, die wiederkamen.

Um sich in der damaligen Zeit meinen Großeltern väterlicherseits zu nähern, muss man sich nach Dortmund-Mengede begeben. Hier heiratete meine Großvater eine Frau, deren Familie, ursprünglich aus Schlesien stammend, eindeutig polnischer Zuordnung war. Die Behörden hatten jedoch keine Einwände, eventuell galten die also als germanisiert, blutsdeutsch oder was weiß ich.
Erst vor etwas mehr als einem Jahr ist mir durch einen Todesfall in der weiteren Verwandtschaft ein Album mit Photos gerade dieses polnischen Familienzweigs zugekommen. Beim ersten Durchsehen hatte ich spontan den Eindruck, dass bald jeder zweite darin seine Lebensaufgabe offenbar in kirchlichen Reihen gesehen hat.
Diese Großmutter jedenfalls war eine ehrgeizige, etwas strenge Person, bemüht, gutbürgerlich zu wirken und allgemein möglichst anständig zu erscheinen - und raubte ihrem Gatten damit, soweit ich weiß, desöfteren den letzten Nerv (was aber wohl auf Gegenseitigkeit beruhte). Der nämlich, Arbeiter bei Hoesch, war von gänzlich anderem Naturell. Wenn man will, kann man ihn einen Chaoten nennen. Jedenfalls war er zunächstmal prinzipiell gegen so ziemlich alles und jeden. Stolz darauf, Arbeiter zu sein - aber mit Sozialdemokraten konnte er wenig anfangen, mit Kommunisten noch viel weniger, und mit allem anderen erst recht nichts. Im einen oder anderen Sinne konnten sie ihn so ziemlich alle mal. In diesem Sinne war ER auch einer, der mit dem Staat durchaus Ärger bekam.
Zwei nette kleine Begebenheiten, die das demonstrieren:
Zum einen schaute irgendwann mal der Blockwart bei ihm vorbei, und wollte ihm einreden, auch er müsse doch jetzt seinen Beitrag zur nationalen Revolution leisten. Knochentrockene Antwort meines Großvaters: "Ich maloche jeden Tag soundsoviele Stunden. HARTE Arbeit. Einen besseren Beitrag kann ich mir nicht vorstellen."
Zum anderen gab es die Situation, als die ganze Straße zu irgendeinem Fest Parteibeflaggung zeigen sollte. Und er hisste demonstrativ - die Fahne seines Taubenzüchtervereins.
Entsprechend bekam er irgendwann Besuch von den Herren mit der dunklen Limousine. Denen hat er den verwirrten Deppen vorgespielt - woraufhin sie ihn für harmlos erklärten und in Ruhe ließen.
In der Familie hat es politisch viel Knatsch gegeben. Er war, wie er eben war. Sein Vater, meines Wissens nach ein Dreher, war ein zigarrequalmender Deutschnationaler, der auch ganz gerne den Kaiser wiedergehabt hätte.
Einer seiner Brüder war Sozialdemokrat, ein anderer, so meine ich mich zu entsinnen, ein Nazi. Dieser sozialdemokratische Bruder ist dann auch später aus Stalingrad nicht wiedergekommen - worüber er sich mit seinem Vater wohl bitterst zerstritten hat.
Erwähnter deutschnationaler Urgroßvater war auch nur teilweise Regimefreund. Großmacht, Weltgeltung, Aufrüstung, Siege, Revanche für den Ersten Weltkrieg - das war fein.
Aber dieses pöbelhafte Benehmen, all diese Rechtsbrüche, die Kirchenfeindschaft - das war deutlich weniger fein.
Eine Szene, von der man mir erzählt hat, sah so aus, dass er während des Frankreichfeldzuges gemütlich qualmend auf der Terrasse saß und den Siegesmeldungen aus dem Radio lauschte, selig war. Und neben ihm saß ein anderer meiner Urgroßväter, einer aus dem polnischen Zweig, und sagte schließlich in seinem äußerst gebrochenen Deutsch: "Ihr siegt euch nochmal zu Tode." Der gute Stanislaus hat Recht behalten.
Nunja, mein Großvater jedenfalls wurde ebenfalls eingezogen, kämpfte zuerst auch im Osten, und bekam dort das EK2, wesentlich deshalb, weil er, offenbar mit einem unglaublichen Talent dafür ausgestattet, zum hauptamtlichen Granatenschmeisser seines Zuges wurde. Später wurde er im Westen eingesetzt, und geriet im Zuge der alliierten Invasion in Frankreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft, und durfte dann bis zu seiner Rückker (46? 47?) in Amerika beim Ernteeinsatz helfen. Während in den letzten Kriegstagen inmitten der Ruinen des völlig zerschlagenen Dortmund seine Frau, die keine Ahnung hatte, ob er noch lebte, meinen Vater zur Welt brachte.

Sauerländer
19.09.2009, 22:01
Krieg ist Scheiße.
Er gehört genauso zum Menschen wie der Frieden.
So sind wir.

carpe diem
19.09.2009, 22:29
@carpe - das mit deinem Vater tut mir Leid. Ich denke hier könnten viele sehr traurige Erlebnisse berichten.
Ich kenne ihn nur von Fotos.

Meine Mutter hat wieder geheiratet mein Stiefvater war ein Ungustl.
Er war im Krieg Kradfahrer und kam vollkommen unverletzt davon.
Allerdings war er nach dem Krieg sowas wie hinausgeschmissen aus seinem Beamtendasein und wurde erst später wieder voll angestellt.
Er müßte dann wohl ein sogenannter Illegaler gewesen sein, bin aber nicht sicher, vielleicht war er nur Parteigenosse.

Hilarius
19.09.2009, 22:35
Meine Familie, meine Verwandten waren allesamt in der SS.
Egal, was ich über sie schreiben würde.........es würde Kübelweise Dreck über sie ausgeleert werden; so lasse ich es lieber.

marc
19.09.2009, 22:36
Meine Familie, meine Verwandten waren allesamt in der SS.
Egal, was ich über sie schreiben würde.........es würde Kübelweise Dreck über sie ausgeleert werden; so lasse ich es lieber.

Wenn du willst, kannst du erzählen und ich lösche es, wenn dann jemand Dreck wirft.

Lotos
20.09.2009, 00:12
Ein Bruder meiner Großmutter väterlicherseits war in der SS, ebenso ein entfernter anderer Onkel.

Alles in allem eine vorbildliche Familie.

Wahrhaft vorbildlich.
Ein Urgroßonkel oder so ist in Russland vermisst gemeldet worden. Ein anderer ist in Russland gefallen.
Mein Urgroßvater wurde als Rundfunkintendant von den Nazis ins KZ gesperrt und später freigelassen unter der Bedingung, dass er nie über die Erlebnisse berichtet.
Mein Opa war Kommandeur eines U Bootes und verweigerte ganz am Ende des Krieges einen Angriffsbefehl, der mit ziemlicher Sicherheit zur Zerstörung des U Bootes geführt hätte.

Salazar
20.09.2009, 00:30
Beide Opas Offiziere des Heeres, der eine in französischer, der andere in britischer Gefangenschaft. Die eine Oma Studentin, die andere zu jung.

In der Partei waren, so weit mir das bekannt ist, nicht viele. Das hatte zB einerseits zur Folge, dass die Karriere meines Uropas (als Studienrat) zwölf Jahre lang stagnierte aber andererseits auch, dass ehemalige jüdische Schüler nach dem Krieg ein paar Pakete zu ihm nach Deutschland schickten.

stefanstefan
20.09.2009, 00:37
Einer kämpfte in Norwegen und ein anderer war Ende des Krieges Flakhelfer in im jetzigen Österreich. Davor hat er bei der V2 irgendwie mitgearbeitet...als Wachdienst oder so. Und meine Großmutter wurde von Klopapierrollen gerettet.
Als die Engländer Wuppertal mit Phosphorbomben bombardiert hatten und das Haus anfing zu brennen, konnte sie sich dank dieser Rollen in letzter sek.retten. Ich weiß aber nicht genau wie das vor sich ging.

Arthas
20.09.2009, 01:50
Mein Großvater väterlicherseits (geb.1919) entstammt einem ostpreußischen Adelsgeschlecht und lebte in der nähe Königsbergs (zu der Zeit jedoch oft in Berlin). Zu Kriegsbeginn Kämpfte er an der Ostfront zuerst gegen Polen, später in Russland gegen die Bolschewisten. Dort erlitt er eine Schußverletzung an seinem rechten Arm. Auch an der Brust traf ihn ein Schuß, der jedoch an seiner Taschenuhr, die er in seiner Brusttasche trug, abprallte. Darauf kehrte ins Reich zurück, wo er 44-45 gegen die vorrückende Rote Armee bis zur berliner Umgebung kämpfte. Es gelang ihm sich bis in die Westzone vorzukämpfen, wo die restliche Familie, die es geschafft hatte aus dem Osten zu fliehen, bei westfälischen Verwandten auf dem Land untergekommen war. Er geriet nach Kriegsende kurz in englische Kriegsgefangenschaft. Während des Krieges bekam er unter Anderem das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse. Zuletzt hatte er den Rang eines Feldwebels.

(Zudem möchte ich noch anmerken, dass er bei einer Jugendsportveranstaltung in den 30er-Jahren dem Führer persönlich die Hand schüttelte.)

Mein Urgroßvater väterlicherseits (geb.1895) war bereits in den 20ern Parteimitglied der NSDAP. Er gehörte zur allgemeinen SS im Rang eines Hauptsturmführers, und war unter anderem im Reich und Polen tätig.

Über meine Familie mütterlicherseits ist weniger bekannt. Rheinländische Sozialdemokraten. Mein mütterlichseitiger Großvater (geb.1927) kämpfte ebenfalls in Russland. War jedoch erst um die 16. Er kam noch vor Kriegsende wieder
zurück. Sein Onkel war Kampflieger der Luftwaffe. Er kämpfte unter Anderem in Frankreich, England und später auch Russland. Wo er jedoch abstürtzte und dabei sein linkes Auge verlor. Danach geriet er in Russischer Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende der 40er wieder zurückkehrte. Die drei älteren Brüder meines Großvaters fielen als Matrosen auf See.

Krzyzak
20.09.2009, 02:40
Nun denn...

Mein Großvater mütterlicherseits durfte nicht in den Krieg ziehen. Er stammte aus einer rheinischen Adelsfamilie, die sich über Generationen mit halb Europa gemischt hatte. Als ältester Sohn hätte er eigentlich den in dieser Familie traditionellen Beruf Förster erlernen sollen aber er träumte von einem Gut. Also lernte er Gutsverwalter. Zur damaligen Zeit waren aber die Güter im Osten Deutschlands entweder Pleite, mit vielen Schulden belastet oder zersiedelt. Wer vom Rhein kommt und weder zu Hause noch im Osten des Reiches Arbeit findet, wendet sich nach weiter nach Osten, nach Polen zu. In Ostpolen fand er Anfang 1939 Arbeit auf einem Gut. Er verliebte sich in die Gutsherrentochter (meine Oma) und die beiden heirateten sehr schnell.

Nun kam der Krieg. Ostpolen wurde im September 1939 von den Russen überfallen. Meine Großmutter, meine Urgroßmutter, deren Schwester sowie mein Großvater wurden von den Russen interniert, der Urgroßvater, ein polnischer Ulan, erschossen.
Im Juni 1941 "befreite" sie die Deutsche Wehrmacht.
Meine Großmutter, meine Urgroßmutter etc. wurden nach Stutthof bei Danzig gebracht, mein Großvater zunächst zur Wehrmacht eingezogen. Da es aber Zweifel an seiner arischen Abstammung gab wurde er wieder entlassen und bewirtschaftete das ostpolnische Gut weiter.
Was sollte er machen?
1945 ging er auf die Flucht, wurde aber von der Roten Armee überrollt. Meine Großmutter und Urgroßmutter wurden nun in Stutthof von der Roten Armee befreit.
Nach Hause konnten sie nicht mehr, das kassierten die Russen ein. Also siedelten sie sich in Dirschau an. Mein Großvater stieß dazu, wurde aber von den Polen bei Thorn interniert.
Endlich 1947 war der Krieg auch für ihn zu Ende.
Erst 1959 sind meine Großeltern mit ihren Kindern nach Deutschland ausgewandert.

Meine Oma väterlicherseits war bis 1948 im Kaliningrader Oblast. Sie war BDM-Führerin in Ostpreußen gewesen und hat sich mehr als drei Jahre vor den Russen versteckt gehalten, bis die Transporte gingen.
Sie verbietet mir bis heute nach Königsberg zu fahren. "Den Russen geben wir nichts."

Von meinem Opa möchte ich nicht erzählen. Ich habe schon viel über ihn geschrieben, das muß ich nicht noch aufwärmen. :)

Nationalix
20.09.2009, 06:59
Nun denn...

Mein Großvater mütterlicherseits durfte nicht in den Krieg ziehen. Er stammte aus einer rheinischen Adelsfamilie, die sich über Generationen mit halb Europa gemischt hatte. Als ältester Sohn hätte er eigentlich den in dieser Familie traditionellen Beruf Förster erlernen sollen aber er träumte von einem Gut. Also lernte er Gutsverwalter. Zur damaligen Zeit waren aber die Güter im Osten Deutschlands entweder Pleite, mit vielen Schulden belastet oder zersiedelt. Wer vom Rhein kommt und weder zu Hause noch im Osten des Reiches Arbeit findet, wendet sich nach weiter nach Osten, nach Polen zu. In Ostpolen fand er Anfang 1939 Arbeit auf einem Gut. Er verliebte sich in die Gutsherrentochter (meine Oma) und die beiden heirateten sehr schnell.

Nun kam der Krieg. Ostpolen wurde im September 1939 von den Russen überfallen. Meine Großmutter, meine Urgroßmutter, deren Schwester sowie mein Großvater wurden von den Russen interniert, der Urgroßvater, ein polnischer Ulan, erschossen.
Im Juni 1941 "befreite" sie die Deutsche Wehrmacht.
Meine Großmutter, meine Urgroßmutter etc. wurden nach Stutthof bei Danzig gebracht, mein Großvater zunächst zur Wehrmacht eingezogen. Da es aber Zweifel an seiner arischen Abstammung gab wurde er wieder entlassen und bewirtschaftete das ostpolnische Gut weiter.
Was sollte er machen?
1945 ging er auf die Flucht, wurde aber von der Roten Armee überrollt. Meine Großmutter und Urgroßmutter wurden nun in Stutthof von der Roten Armee befreit.
Nach Hause konnten sie nicht mehr, das kassierten die Russen ein. Also siedelten sie sich in Dirschau an. Mein Großvater stieß dazu, wurde aber von den Polen bei Thorn interniert.
Endlich 1947 war der Krieg auch für ihn zu Ende.
Erst 1959 sind meine Großeltern mit ihren Kindern nach Deutschland ausgewandert.

Meine Oma väterlicherseits war bis 1948 im Kaliningrader Oblast. Sie war BDM-Führerin in Ostpreußen gewesen und hat sich mehr als drei Jahre vor den Russen versteckt gehalten, bis die Transporte gingen.
Sie verbietet mir bis heute nach Königsberg zu fahren. "Den Russen geben wir nichts."

Von meinem Opa möchte ich nicht erzählen. Ich habe schon viel über ihn geschrieben, das muß ich nicht noch aufwärmen. :)

Auch eine sehr beeindruckende Familiengeschichte. Aber wer war denn nun Dein Opa? Jetzt bin ich neugierig geworden. Nur ein Stichwort ... :]

Nationalix
20.09.2009, 07:15
Wahrhaft vorbildlich.
Ein Urgroßonkel oder so ist in Russland vermisst gemeldet worden. Ein anderer ist in Russland gefallen.
Mein Urgroßvater wurde als Rundfunkintendant von den Nazis ins KZ gesperrt und später freigelassen unter der Bedingung, dass er nie über die Erlebnisse berichtet.
Mein Opa war Kommandeur eines U Bootes und verweigerte ganz am Ende des Krieges einen Angriffsbefehl, der mit ziemlicher Sicherheit zur Zerstörung des U Bootes geführt hätte.

Wie sagt man doch so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Dieser Spruch scheint auf uns beide zuzutreffen.

In meiner Familie Wehrmachtsoldaten und SS-Männer, in Deiner Familie neben Soldaten auch KZ-Häftlinge und Befehlsverweigerer. Die Gesinnung scheint doch vererbbar zu sein.

Bruddler
20.09.2009, 07:22
Krieg ist Scheiße.

Kriege sind ein Beweis dafür, dass die Menschheit doch nicht so perfekt und intelligent ist, wie man gerne glaubt....

Mütterchen
20.09.2009, 09:08
Meine Familie stammt mütter-wie väterlicherseits aus dem gleichen Ort, einem Bauerndorf im Saarland.
Hier war das Kriegselend natürlich nicht so heftig zu spüren wie in den großen Städten.
Weil aber hier der Westwall entlanglief, wurden die Bewohner mehrfach evakuiert, die Familien auseinandergerissen, Jeder auf sich selbst gestellt.

Den Anfang des Nationalsozialismus haben beide Familienhälften eher positiv erlebt. Meine Großmutter, damals ein Teenager, trat dem BDM bei und war begeistert.
Zum ersten Mal wurde ein Programm geboten- Zusammentreffen, Singstunden, Ausflüge - eine Abwechslung zum harten Arbeitsalltag.

Mein Großvater - ihr späterer Ehemann - trat der SS bei. Ziemlich früh. Er bekam dadurch neben der Landwirtschaft noch eine Arbeitstelle - eine sehr begehrte zusätzliche Einnahmensquelle.
Außerdem ein gewaltiger Prestigegewinn. Mein Großvater ( mit dem ich mich übrigens nie verstanden habe), war, das darf ich sagen, ein sehr gutaussehender Mann. Und mit seiner schwarzen Uniform, da bin ich mir sicher, machte er wirklich Eindruck.

Übrigens ließ sich auch meine Großmutter beeindrucken und von ihm schwängern. (-> meine Mutter)
Vor der Ehe. Daraufhin durfte sie nicht mehr beim BDM Mitglied sein. Der zukünftige Vater war bereits eingezogen.
Später haben beide auf Druck der Familien geheiratet und eine ziemlich unglückliche Ehe geführt.

Mein Großvater kämpfte in Russland, er war bei der Panzerschlacht von Orel dabei. Später kam er in Gefangenschaft.
Über seine Erlebnisse hat er vor mir nie ein einziges Wort verloren.

Die Familie väterlicherseits: Mein Großvater wurde bereits im 1. Weltkrieg schwer verwundet.
Übrigens geriet er als Verwundeter in Gefangenschaft. Und wurde rücksichtsvoll behandelt. Das hat er den Russen niemals vergessen - und mich als kleines Mädchen mit seinen Schilderungen so beeindruckt, dass ich bis heute ein positives Bild von den Russen bewahrt habe.

Jedenfalls musste mein Großvater nicht im zweiten Weltkrieg kämpfen.


Beide Familien hatten, wie bereits beschrieben, eher Sympathie für das System.
Leider weiß ich auch viel zu wenig über ihre Erlebnisse über die Zeit.

Als ich Jugendliche war, und noch viele Leute im Dorf lebten, die die Zeit erlebt hatten, war ich auch voller Vorwürfe - so, wie ich das in der Schule eben vermittelt bekommen hatte. ( wie konntet ihr das zulassen....!)

Mir ist auch noch so in Erinnerung, wie die Gemeinde nach dem Gottesdienst jedes Jahr am Gedenktag zum Ehrenfriedhof für die Gefallenen hinausmarschierte, der Pfarrer dort seine immer gleichen, mahnenden Wort sprach und all diese alten Männer mit versteinerten Gesichtern zuhörten.

Wie schade, dass ich sie damals nicht nach ihren Erlebnissen befragt habe. Heute würde ich das tun.

Zur Politik: Meine Eltern/Großeltern sagen, dass sie von der politischen Entwicklung eigentlich sehr wenig mitbekommen haben. Jeder war mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt. Wie gesagt, die Familie wurde mehrfach auseinandergerissen, man musste zusehen, wie das Vieh irgendwie versorgt werden konnte. Meine Urgroßmutter starb bereits während der ersten Evakuierung an einer Lungenentzündung und ließ zwei halbwüchsige Mädchen in der Obhut des Vaters.

Es gibt noch eine Geschichte, die ich interessant finde: nämlich, dass es die Leute des Ortes waren, die zuvor zur untersten sozialen Schicht gehörten, die gleich zu Anfang der SA ( oder einer ähnlichen Organisation?), beitraten, dann in Uniform durch das Dorf marschierten und Aufsicht führten. Und ihre Macht genossen -und auslebten.

Ein Großonkel von mir kam nach dem Krieg ins Straflager - als verurteilter Nazi.
Dabei war er innerhalb der Familie der Einzige gewesen, der dem System eher kritisch gegenübergestanden hatte.
Seine einzige Tochter starb während eines Luftangriffes.
Allerdings war er Parteimitglied gewesen - da er Lehrer war, eine fast unmöglich zu umgehende Mitgliedschaft.

Freiherr
20.09.2009, 09:42
Meine Familie väterlicherseits stammt aus Oberschlesien. Dort hatten sie nahe Oppeln ein sehr großes Land, welches sie bestellten. Ein Großonkel ist im Krieg gefallen, ein anderer verschollen.
Ich weiß leider nicht viel darüber. Meine Großeltern sprechen nicht allzu gerne davon. Aber was ich weiß kann ich ja schreiben:
Meine Großeltern waren sehr angesehene Leute und gehörten auch zu jenen, die nach dem Krieg in den Ostgebieten wohnen "durften".
Die Repressalien wurden jedoch so unerträglich, daß sie in den 50ern schnell gen Westen zogen. Ihr Land mußten sie für einen unverschämt billigen Preis an die Polen verkaufen.
Einige Verwandte sind in Oberschlesien geblieben, so z.B. als Ordensschwester. Der alte Hof meiner Großeltern jedenfalls ist heute ein heruntergekommener Müllberg...

Von meiner Verwandtschaft mütterlicherseits weiß ich nur, daß sie von Thüringen nach Köln kamen ujnd auch bis heute dort geblieben sind. Diese Linie ist eher ziemlich dünn und mein Großvater war Einzelkind. Da gibt es leider noch weniger zu erzählen.

Fernandinho
20.09.2009, 10:15
Ich komme mir ja richtig schäbig vor, - bei unserem Glück.

Opa väterlicherweits war Lokführer und zu wenig entbehrlich, um in den Krieg geschickt zu werden.
Opa müttlerlicherseits war der Chef in einem Elektrizitätswerk, damals gab es wohl viele kleinere. Ihm wurde angedroht, dass er entlassen würde, träte er nicht in die NSDAP ein. Er trat ein und nach dem Krieg wurde er deshalb entlassen, mit kaum 50. Er hat sich totgesoffen.
Mein Vater war bei der Waffen-SS, für Abiturienten Zwang. Er war zuerst in Frankreich und danach im Osten, hat aber mit sehr viel Glück alles unbeschadet überstanden. Geredet über seine Erlebnisse hat er nur sehr selten.
Auch sein Bruder und der Mann seiner Schwester kamen, zumindest körperlich, gesund zurück.
Wir sind nicht einmal ausgebombt worden.

Agano
20.09.2009, 10:28
Kriege sind ein Beweis dafür, dass die Menschheit doch nicht so perfekt und intelligent ist, wie man gerne glaubt....wieder nicht zuende gedacht.

krieg ist die verzweiflungstat, die hilflosigkeit, die kapitulation des geistes und die primitive masche weniger verbrecher, die mittels krieg sich zu bereichern versuchen und die dabei selbst über die leichen ihrer eigenen kinder gehen.

der rest ist erpressung, widerwärtigkeit primitivität und dummheit der menschen, die dieses widerwärtige spiel mitspielen, anstatt sich zu weigern. richard

Lotos
20.09.2009, 12:57
Wie sagt man doch so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Dieser Spruch scheint auf uns beide zuzutreffen.

In meiner Familie Wehrmachtsoldaten und SS-Männer, in Deiner Familie neben Soldaten auch KZ-Häftlinge und Befehlsverweigerer. Die Gesinnung scheint doch vererbbar zu sein.

Du meinst deine Familie folgt bereitwillig ihrem Führer, während mein Opa die Leben seiner Untergebenen gerettet hat anstatt sie sinnlos in den Tod zu schicken und mein Uropa, weil er seinen Rundfunksender nicht gleichschalten lassen wollte, zusammen mit ein paar anderen ins KZ gegangen ist?

Sauerländer
20.09.2009, 13:02
wieder nicht zuende gedacht.

krieg ist die verzweiflungstat, die hilflosigkeit, die kapitulation des geistes und die primitive masche weniger verbrecher, die mittels krieg sich zu bereichern versuchen und die dabei selbst über die leichen ihrer eigenen kinder gehen.

der rest ist erpressung, widerwärtigkeit primitivität und dummheit der menschen, die dieses widerwärtige spiel mitspielen, anstatt sich zu weigern. richard
Der Krieg ist der Vater aller Dinge.

Krzyzak
20.09.2009, 13:19
Auch eine sehr beeindruckende Familiengeschichte. Aber wer war denn nun Dein Opa? Jetzt bin ich neugierig geworden. Nur ein Stichwort ... :]

Ein Held!

Ajax
20.09.2009, 13:28
In der Familie wurde nicht allzu viel über diese Zeit geredet, weswegen ich die Geschichte nur grob kenne.

Meine Großmutter mütterlicherseits lebte mit ihrer Familie seit dem 18. Jahrhundert an der Wolga in einem kleinen deutschen Dorf. Mit der Machtübernahme der Bolschewisten begann der Terror. Immer wieder wurden Leute als Staatsfeinde abgeholt, die man dann nie wieder sah. Auch zwei meiner Urgroßväter kamen für ein paar Jahre ins Gulag. Sie überlebten glücklicherweise.
Nachdem Deutschland in die Sowjetunion einmarschierte, wurden die deutschen Siedler in Russland der Kollaboration mit den Nazis bezichtigt und ins sibirische Hinterland deportiert. So auch meine Großmutter mit ihrer Familie.

Mein Großvater mütterlicherseits und die Eltern meines Vaters hatten da mehr Glück. Sie siedelten zu dem Zeitpunkt am Schwarzen Meer in der Gegend um Odessa herum, eine Stadt, die maßgeblich von Deutschen aufgebaut wurde. Die Wehrmacht gelangte rechtzeitig dort hin, um sie zu befreien. Mit der sich im Rückzug befindlichen Wehrmacht gelangten sie schließlich ins Reich, wo sie eingebürgert wurden. Sie kamen irgendwo an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien unter. Doch die Rote Armee rückte immer näher. Sie schafften es nicht mehr in den Westen und wurden von den Sowjets gefangen genommen und ebenfalls nach Sibirien gekarrt.

Mein Großvater väterlicherseits, welcher nun ebenfalls mit meiner Oma in Deutschland lebte, wurde noch in die Wehrmacht eingezogen, als die Ostfront immer näher rückte. Leider weiß ich über seine Zeit dort nichts genaueres. Als der Krieg vorbei war, kam er für 10 Jahre ins Arbeitslager irgendwo im Ural, während seine Frau mit den Kindern in die Wüste Kasachstans deportiert wurde. Nach der Haft fanden sie jedoch wieder zusammen. Dort lebten sie dann noch ca. 20 Jahre, bis sie nach Deutschland auswandern durften.

Insgesamt war es ein hartes Los für die Deutschen zu dieser Zeit in Russland. Bei diesen Deportationsaktionen durch Stalin starben ca. 1 Mio der 2,5 Mio Russlandeutschen.

bernhard44
20.09.2009, 13:29
meine Eltern leben schon lange nicht mehr. (Gruß nach oben)

mein Vater war als Schütze an der 8,8 Flak zur Erdzielbekämpfung (Panzerknacker) eingesetzt. Nachdem die Russen ihm die Wade weggeschossen hatten, kam er zur Genesung nach Deutschland, danach an die Westfront (sein Glück). Über die Gefangenname haben wir jedesmal herzlich gelacht wenn er die Geschichte erzählte ...ja die Amis...
Nach amerikanischer Gefangenschaft (er wurde nach Nordafrika verbracht), kam er Ende 1946 nach Hause und fand meine Mutter in Leipzig.
Einer seiner Brüder hat den Krieg nicht überlebt, er ist an der Ostfront gefallen (vermisst).
Meine Mutter (geboren in Tinz Kreis Breslau) musste Januar 45 aus Oppeln/Breslau fliehen. Zu Fuß Richtung Dresden, dabei verstarben kurz nacheinander meine beiden ältesten Zwillings-Schwestern an Typus (mangelndes Essen mangelnde Hygiene), so das sie diese am Wegrand zurücklassen musste. Begraben konnte sie sie nicht, es war alles tief gefroren. Sie hat das nie verwunden..... Dresden war überfüllt mit Flüchtlingen und sie wurden zurückgeschickt, (sonst wäre ich wohl nie geboren wurden) doch die Russen rückten schon zu weit vor, so wurden der Konvoi umgeleitet nach Leipzig!

carpe diem
20.09.2009, 15:18
@bernhard

Solche schrecklichen Geschichten gibt es nicht wenige.
Es sollte alles in einer Art Familienchronik aufgeschrieben werden für die späteren Generationen.
Auch bei uns in Österreich gab es viele Flüchtlinge, aber ich glaube mehr aus dem Banat-Ungarn und auch aus Schlesien.
Die Leute waren sehr fleißig und haben es fast alle zu etwas gebracht.
Es gibt immer noch eigene Siedlungen der Sudetendeutschen und Banater.

carpe diem
20.09.2009, 18:57
Das ist mein Vater, ich nehme an, bevor er gefallen ist, er war Feldwebel.

Er wurde gleich nach dem ABI an der Handelsakademie eingezogen, er wurde nicht gefragt.

http://i38.tinypic.com/143l28o.jpg

D-Moll
20.09.2009, 19:14
Vater in Niederschlesien nicht bei der Wehrmacht (gebehindert) kurz Aufseher in KZ. Meine Tanten dort alle von Russen mehrfach vergewaltigt. Und wie Beute mitgeschleppt bis Kriegsende. Eine Tante Buch über ihr Märtyertum geschrieben.(inoffiziell)
Mühselige, opfervolle Flucht zu Fuß nach Mitteldeuschland ST, wo meine Mutter lebt . Sie war beim BDM und als eine der wenigen den Russen bei den Vergewaltigungen allerorts entkommen.
Ein Großonkel bei der SS .Von Russen erschossen.
Opa muttterseits nach russ. Kriegsgefangenschaft kurz danach an Herzschwäche verstorben.
Opa vaterseits im 1 WK Haupmann überlebt . Nach Krieg verunglückt.

Ja und Vater sah wie Juden erschossen wurden (wurden deutsche Gefangene auch) doch von Vergasungen ist ihm nie was bekannt geworden.

Wo bleiben hier die sogenannten heutigen Helden , Wehrmachstflüchtlinge, Vaterlandsverräter ?

Ausonius
20.09.2009, 20:09
Mein einer Opa (väterlicherseits) ist im Krieg gestorben. Er war Jurist, im NSKK, nicht weiter in der Partei. Hatte noch im Krieg eine Richterstelle bei Kiew angeboten bekommen, entschied sich aber, in Berlin zu bleiben. Er war ab 1942/1943 als Artillerist in Norwegen stationiert, kam aber 1944 an die Ostfront und starb irgendwann im Herbst in den Kämpfen im Baltikum (näheres nicht bekannt). Mein Vater wurde im Oktober 1944 geboren und lernte seinen Vater somit nie kennen, was sein Leben sehr stark geprägt hat.
Meine Oma war die Tochter eines wohlhabenden (nicht reichen) Verlegers und Buchautors. Im BDM war sie nur kurz; es gab Streit um irgendwelche Jungs und dann ging sie nicht mehr hin. Sie machte eine Lehre als Helferin auf einem Landgut; als der Krieg begann, befand sie sich in England und wurde ausgewiesen. Nach dem Krieg begann eine sehr harte Zeit; sie war allein und hatte zwei Söhne groß zu ziehen. Zu den Geschichten aus dieser Zeit gehört, dass sie einmal fast ihre Kinder im Zug verloren hätte, weil die Russen sie bei einem Zwischenstopp nicht wieder rein ließen. Irgendwie schaffte sie es rechtzeitig zur nächsten Station. Mein Vater wäre als kleiner Junge beinahe verhungert.
Meine Oma hatte einen Zwillingsbruder. Der war Funker in der 3. Panzerdivision, die u.a. in Kursk kämpfte, und Kriegsteilnehmer von Anfang bis Ende. Insgesamt zehn Mal musste er aus einem abgeschossenen Panzer "ausbooten", was immer sehr gefährlich war. Mein Großonkel wurde mehrfach schwer verletzt und hatte noch zahlreiche Splitter ihm Körper; durch den Krieg war er auch schwerhörig geworden.
Mein anderer Opa (mütterlicherseits) kam aus einer Arbeiterfamilie und war Fassbinder. Er war bei den Pionieren und machten den Krieg ab dem Frankreichfeldzug mit. Weil die Verhältnisse daheim eher ärmlich waren, sagte er oft, durch den Krieg sei er immerhin in der Welt herumgekommen. Allerdings erlebte er an der Ostfront auch Schreckliches; er erzählte öfter, wie sie im Winter in einer Stellung irgendwo zwischen Moskau und Smolensk lagen und das festgefrorene Bein eines Toten im Schützengraben rausguckte und nicht entfernt werden konnte. Er erlebte auch den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und den "Wanderkessel" bei Minsk und lief mit wenigen Kameraden von Weißrußland nach Deutschland zurück, wobei die Nächte sehr unheimlich gewesen sein sollen. In Deutschland schickte man ihn an die Westfront, wo er die Ardennenoffensive mitmachte. Dabei bekam er einen Armdurchschuss, wodurch der Krieg für ihn vorbei war. Vorher schon mal hatte er Glück, dass ein Schuss von einer Sardinenbüchse abgelenkt wurde, die er irgendwo am Bauch trug.

carpe diem
20.09.2009, 22:36
Die sogenannte Eiserne Ration hat ihm das Leben gerettet!

ErhardWittek
20.09.2009, 23:19
Meine Großeltern mütterlicherseits sind kurz hintereinander an den Folgen eines alliierten Bombenangriffs gestorben und hinterließen mehrere minderjährige Kinder. Das jüngste dieser Kinder starb unmittelbar danach infolge kriegsbedingter Mangelversorgung.

Krzyzak
20.09.2009, 23:24
Meine Großeltern mütterlicherseits sind kurz hintereinander an den Folgen eines alliierten Bombenangriffs gestorben und hinterließen mehrere minderjährige Kinder. Das jüngste dieser Kinder starb unmittelbar danach infolge kriegsbedingter Mangelversorgung.

Schlimm! :( Der alliierte Bombenterror hat viel Unheil angerichtet. Das darf man nicht vergessen!

Sauerländer
20.09.2009, 23:31
Schlimm! :( Der alliierte Bombenterror hat viel Unheil angerichtet. Das darf man nicht vergessen!
Hat er, hat er.
Wir waren allerdings auch keine Engel in dieser Hinsicht.

Da erinnere ich mich wieder an die Geschichte von den Parolen, die im Ruhrgebiet an manche Wand gemalt wurden:

Lieber Tommy, fliege weiter, wir sind nur die Bergarbeiter!
Fliege weiter nach Berlin - die haben ALLE "Heil!" geschrien.

Krzyzak
20.09.2009, 23:33
Hat er, hat er.
Wir waren allerdings auch keine Engel in dieser Hinsicht.

Da erinnere ich mich wieder an die Geschichte von den Parolen, die im Ruhrgebiet an manche Wand gemalt wurden:

Lieber Tommy, fliege weiter, wir sind nur die Bergarbeiter!
Fliege weiter nach Berlin - die haben ALLE "Heil!" geschrien.

Der ist gut! Leider hat sich weder der "Tommy" noch der "Ami" dran gehalten.

Und naja...in Berlin haben sie eben nicht alle "Heil" geschrien. Das waren eher die Bayern, die Münchner und die Wiener.
Aber die haben es ja auch zu spüren bekommen.

Was wir gemacht haben, darüber spricht jeder. Über den Bombenterror die wenigsten.

Sauerländer
20.09.2009, 23:52
Der ist gut! Leider hat sich weder der "Tommy" noch der "Ami" dran gehalten.

Und naja...in Berlin haben sie eben nicht alle "Heil" geschrien. Das waren eher die Bayern, die Münchner und die Wiener.
Aber die haben es ja auch zu spüren bekommen.

Was wir gemacht haben, darüber spricht jeder. Über den Bombenterror die wenigsten.
Natürlich haben sie in Berlin nicht alle "Heil!" geschrien, im Gegenteil, das war lange eine rote Hochburg, wie sie ja auch bezüglich des ganzen Staates Preußen eher zum Knüppel greifen mussten (Preußenschlag).
Aber von der Ruhr aus betrachtet war das eben die Zentrale, weit weg, fremd, und primär Heim der Regierung und ihrer Meute. Der Berliner hat da naturgemäß und mit gleicher Berechtigung ganz anderes zu erzählen.
Wenn mich nicht alles täuscht, hat es auch der Süden nicht in dem Ausmaß zu spüren bekommen, wie der Norden.
Sei´s drum - es war Krieg. Das ist nie fein. Wir sind in Stücke geschlagen worden, und das ist schlimm.
Wir können trauern, und wir sollten dabei auch mal wie alle anderen primär an das eigene Leiden denken.
Aber wir sollten trotzdem nicht der Einseitigkeit verfallen, sollten nicht vergessen, dass die Leute in den Kellern von Coventry genauso gezittert und um ihr Leben gebangt haben.

Krzyzak
20.09.2009, 23:53
Natürlich haben sie in Berlin nicht alle "Heil!" geschrien, im Gegenteil, das war lange eine rote Hochburg, wie sie ja auch bezüglich des ganzen Staates Preußen eher zum Knüppel greifen mussten (Preußenschlag).
Aber von der Ruhr aus betrachtet war das eben die Zentrale, weit weg, fremd, und primär Heim der Regierung und ihrer Meute. Der Berliner hat da naturgemäß und mit gleicher Berechtigung ganz anderes zu erzählen.
Wenn mich nicht alles täuscht, hat es auch der Süden nicht in dem Ausmaß zu spüren bekommen, wie der Norden.
Sei´s drum - es war Krieg. Das ist nie fein. Wir sind in Stücke geschlagen worden, und das ist schlimm.
Wir können trauern, und wir sollten dabei auch mal wie alle anderen primär an das eigene Leiden denken.
Aber wir sollten trotzdem nicht der Einseitigkeit verfallen, sollten nicht vergessen, dass die Leute in den Kellern von Coventry genauso gezittert und um ihr Leben gebangt haben.

Ich stimme Dir in allen Punkten zu! :top:

ErhardWittek
21.09.2009, 00:36
Schlimm! :( Der alliierte Bombenterror hat viel Unheil angerichtet. Das darf man nicht vergessen!
Richtig, das darf man niemals vergessen.

Wir haben ein Recht darauf, daß die wahren Ursachen dieses Krieges neu und unvoreingenommen erforscht werden. Und unsere heimtückisch ermordeten Vorfahren haben ihr unveräußerliches Recht darauf, offen und aufrichtig betrauert zu werden. Denn bislang wurden sie nur heimlich und verschämt irgendwo verscharrt, als wären sie Verbrecher gewesen.

Ahab
21.09.2009, 01:48
Über meine Großeltern mütterlicherseits weiß ich relativ viel, da ich mich oft und gerne mit meiner Großmutter darüber unterhalte.

Ist 'ne ziemlich lange Geschichte:

Einer meiner Urgroßväter kämpfte während des ersten Weltkrieges für die Russen, wurde aber zusammen mit seiner Frau nach dem Krieg enteignet und vertrieben, da er als Russlanddeutscher als "potentieller Verräter" galt.

Er und der andere Urgroßvater mütterlicherseits wurden aber nach der Machtübernahme durch die Sozialisten wieder in die von Russlanddeutschen bewirtschafteten und eigens verwalteten Gebiete im Westen der UDSSR "wiedereingegliedert" und wurden dort zu hohen Verwaltungsbeamten.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging das Spiel von vorne los.
Sie und ihre Familien wurden erst wieder vertrieben und quer durch den Kaukasus verfolgt, bis sie ins heutige Kasachstan deportiert und dort ein Großteil der Familie ermordet wurde, wodurch nur meine Großmutter und ihr älterer Bruder zurückblieben.


Der Familie meines Vaters erging es da ein wenig besser. Wobei auch dort hin und wieder einige mysteriöse Todesfälle bekannt waren. So wurde beispielsweise zwei meiner Onkels während des Zweiten Weltkrieges zu einer Befragung von irgendwelchen Sicherheitsbehörden eingeladen, von der sie nicht mehr wiederkamen. Ganz komische Sachen sind da passiert.

Ahab
21.09.2009, 01:56
Das ist mein Vater, ich nehme an, bevor er gefallen ist, er war Feldwebel.

Er wurde gleich nach dem ABI an der Handelsakademie eingezogen, er wurde nicht gefragt.

http://i38.tinypic.com/143l28o.jpg

Ist das ein Stern auf seiner Schulter oder sehe ich das bloß nich richtig?

McDuff
21.09.2009, 05:28
Man Vater war noch ein Kind und hatte Glück, daß er die Vertreibung überlebte. Sein älterer Bruder fiel 44 in Frankreich. Mein Großvater ging 45 in US Kriegsgefangenschaft. Ansonsten starben die meinsten erwachsenen Männer meiner Familie, wenn sie nicht gerade schwer kriegsbeschädigt wurden.

Krzyzak
21.09.2009, 10:06
###passt nicht hier her###

Glaubst Du wirklich, daß ich es gut finde, daß Warschau in Schutt und Asche gelegt wurde? Gellerth, so gut müßtest Du mich inzwischen kennen.

Übrigens war keiner meiner Vorfahren in Polen an irgendwelchen Verbrechen beteiligt. Diese Unterstellung verbitte ich mir.

Übrigens, rein militärhistorisch gesehen, war der Fall von Warschau für die Deutschen ein Pyhrus-Sieg. Hätte die AK Warschau befreit und hätte sich das demokratische Polen erhoben, hätten die Nachkriegsgrenzen anders ausgesehen.

Ein sich selbst befreites Polen hätte die Rote Armee nicht als Bittsteller begrüßen müssen.
Das wußten auch die Russen, weswegen in Wilna und Lemberg AK Einheiten nach der Befreiung dieser Städte durch die AK von russischen Soldaten interniert wurden.

carpe diem
21.09.2009, 12:15
###passt nicht hier her###

Sollten wir nicht hier die Geschichten unserer Familien erzählen und zwar wertfrei?
Pöbeln passt hier nicht!

Da kannst du einen eigenen Thread aufmachen!

Schwarzer Rabe
21.09.2009, 12:26
Mein Großonkel war Offizier bei der Waffen SS.

carpe diem
21.09.2009, 12:29
Mein Großonkel war Offizier bei der Waffen SS.

Soviel mir berichtet wurde, wurden am Ende die Meisten zur Waffen SS eingezogen ohne gefragt zu werden, die hatten nämlich die größten Ausfälle.
Die eintätowierte Nummer wurde ihnen dann zum Verhängnis.

D-Moll
21.09.2009, 16:31
Soviel mir berichtet wurde, wurden am Ende die Meisten zur Waffen SS eingezogen ohne gefragt zu werden, die hatten nämlich die größten Ausfälle.
Die eintätowierte Nummer wurde ihnen dann zum Verhängnis.

Ja fast alle , wenn sie in die Hände der Feinde gerieten , wurden einfach so ermordet.
Der Hass der Allierten war da auf sie unkontrollierbare groß und ungerecht. Und niemand wurde für die Morde je bestraft.

Pescatore
21.09.2009, 16:46
Väterlicherseits:
Opa (JG 1899) war schon im I. WK und hatte das Glück nicht mehr ganz wehrtauglich zu sein. Saß in einem Rüstungsbetrieb und hat Funkgeräte gebaut. Oma saß daneben, mein Papa saß mit 5 Geschwistern zu Hause, einer davon durfte noch zum Volkssturm und zwei waren Flakhelfer. Zweimal ausgebombt.

Mütterlicherseits:
Die Familie saß friedlich im schönen Sudetenland und ärgerte sich nacheinander über Österreicher, Tschechen und dann eben über die Deutschen die ihnen erzählten dass sie jetzt "befreit" wären. Zwei Brüder meiner Oma durften ihre Dankbarkeit auf dem Feld der Ehre beweisen und sind irgendwo in Rußland verscharrt, der dritte und älteste arbeitete am Hof weiter. Opa mütterlicherseits war zum Glück auch schon etwas älter und durfte zwei Jahre als Besatzer in Frankreich eine ruhige Kugel schieben bis es im Osten eng wurde. Dann ging es mit dem Zug nach Kursk und zu Fuß wieder zurück bis der Ami ein Einsehen hatte und ihn an der Donau gefangennahm. Meine Oma und meine Mutter blieben erst einmal auf dem Hof und packten dann sicherheitshalber im März 45 ihre Sachen um auch nach Bayern zu reisen, da sie ja zusehen konnten wie die Tschechen und andere Minderheiten seit 38 von den Behörden behandelt wurden war jedem der halbwegs bei Sinnen war klar wie die Geschichte weitergehen würde.

MorganLeFay
21.09.2009, 17:20
Väterlicherseits habe ich absolut keine Ahnung, weil wir keinen Kontakt zu der Seite haben.

Mütterlicherseits hatten wir geradezu unverschämtes Glück, da die Kernfamilie auf einer Insel in der Nordsee saß und ausgesprochen unbehelligt blieb, da mein Großvater in seinem Job recht unentbehrlich war.

Im Winter 1941 ist der Zwillingsbruder meines Onkels recht fix nach der Geburt verstorben ("verlorengegangen" nannte meine Oma das immer), und ich weiß nur, dass das in irgendeiner Form eine recht direkte Kriegsfolge war, habe aber keine genauere Ahnung, da meine Oma nie drüber geredet hat. Ich weiß nicht mal sicher, wo das war - ich meine mich zu erinnern, dass das in Hamburg war, wo der Rest der Familie war (der Bruder meiner Oma war in der Marine), weiß es aber wirklich nicht.

Der rechte Hirte
21.09.2009, 19:56
Großvater väterlicherseits Jahrgang 1896 war im ersten Weltkrieg bei der Kavallerie, worauf er ganz stolz war.Im zweiten Weltkrieg eigentlich unabkömmlich, da Gutsverwalter in Vorpommern wurde er dennoch 1944 zum Volkssturm eingezogen (vielleicht hat er sich auch freiwillig gemeldet,
zuzutrauen wäre es ihm gewesen).Ohne in Gefangenschaft zu geraten schlug er sich zurück nach Hause, wo schon die Russen auf ihn warteten.Er wurde für 5 Jahre in`s ehemalige deutsche KL Sachsenhausen inhaftiert, wo nach seiner Aussage die Menschen wie die Fliegen krepierten(dort verstarb auch der berühmte deutsche Schauspieler Heinrich George)Der Grund für die Inhaftierung war, er hatte einen Polnischen Arbeiter(das waren keine Zwangsarbeiter, sondern alles freiwillige die sich samt Ehefrau und Kinder ein besseres Leben in Deutschland versprachen) mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, auf guat bayrisch a Watschn hold.Der Grund dafür war, dass der Pole meinte seine eigenen Landsleute schikanieren zu können und auch mit den Nutztieren erbärmlich umging.Obwohl alle anderen Polen für meinen Opa aussagten, dass sie gut behandelt wurden, hatte er keine Chance.
Mein Opa überlebte die 5 Jahre, starb aber infolge der miserablen Verpflegung Jahre später.Zwei seiner Söhne waren im Felde, der eine bei der Marine den Krieg und später als freiwilliger bei der Fremdenlegion alles unbeschadet überstanden, der andere als Soldat in Russland zwar schwerverletzt durch einen Scharfschützen(mein Onkel erzählte immer den alten Spruch,Rauchen kann tödlich sein und zwar deshalb, weil ihn der Scharfschütze nacht`s beim rauchen erwischte)
Mein Vater kam zum Glück über das Pimpfenalter nicht hinaus.
Opa mütterlicherseits im ersten Weltkrieg an der Westfront.
Ein Onkel von mir(als Bayer) bei der Marine gesund überlebt, der andere in Stalingrad als vermisst gemeldet.
Übrigens wurde meine Mutter und meine Tanten schwer ausgebomt und im Keller verschüttet.
Zwar überlebten alle, aber eine meiner Tanten war zeitlebens von den Geschehnissen schwer traumatisiert.

carpe diem
22.09.2009, 11:59
Bei und wurden alte Männer zum Volkssturm eingezogen, die dann mit einem Gewehr herumstapften und nicht wußten, was sie damit tun sollten.
Allerdings in einer Keinstadt und drum herum auf dem Lande.

borisbaran
22.09.2009, 13:21
Mein Großvater war in der Roten Armee und riß Nazis den Arsch auf, wude dann verwundet und bekamm den Rest des Krieges nciht mehr mit, was auch gut für mcih ist, weil er sonst, wie der Rest der Einheit, umgekommen wäre und keine Gelegenheit gehabt hätte, meinen Vater zu zeugen...

Krzyzak
22.09.2009, 13:23
Mein Vater war in der Roten Armee und riß Nazis den Arsch auf, wude dann verwundet und bekamm den Rest des Krieges nciht mehr mit, was auch gut für mcih ist, weil er sonst, wie der Rest der Einheit, umgekommen wäre und keine Gelegenheit gehabt hätte, meinen Vater zu zeugen...

Dein Vater hat sich in sich selbst reproduziert?

MorganLeFay
22.09.2009, 13:35
Dein Vater hat sich in sich selbst reproduziert?

Das war auch mein erster Gedanke.... Waren die Soviets doch schon so weit in der Wissenschaft.

Freiherr
22.09.2009, 13:36
Dein Vater hat sich in sich selbst reproduziert?

Nein, das ist nur liberal. :D

Reginald
22.09.2009, 13:40
Mein Vater war in der Roten Armee und riß Nazis den Arsch auf, wude dann verwundet und bekamm den Rest des Krieges nciht mehr mit, was auch gut für mcih ist, weil er sonst, wie der Rest der Einheit, umgekommen wäre und keine Gelegenheit gehabt hätte, meinen Vater zu zeugen...

:hihi: Ja die Russkis........

Kann nicht aufhoeren zu lachen.....

bernhard44
22.09.2009, 13:46
Mein Vater war in der Roten Armee und riß Nazis den Arsch auf, wude dann verwundet und bekamm den Rest des Krieges nciht mehr mit, was auch gut für mcih ist, weil er sonst, wie der Rest der Einheit, umgekommen wäre und keine Gelegenheit gehabt hätte, meinen Vater zu zeugen...

jetzt weiß ich auch woher die Floskel "fi.. dich selber "kommt! :D

Efna
22.09.2009, 14:13
Von den meisten weiss ich nicht sehr viel. Mein Urgrossvater Mütterlicherseits(und von dort auch Mütterlicherseits)stammt aus dem Sudetenland ist aber schon vor den Krieg(glaub 1938) wegen Studium(er war nach dem Krieg Lehrer für Physik und Mathematik) dort weg gegangen und hat meine Uroma kennen gelernt. Im Krieg war er erst in Russland laut Aussagen meiner Uroma. Wurde dort allerdings verwundet am Bein und wurde dann natürlich erstmal beurlaubt wo er meine Oma zeugte. Dann war er wohl nochmal an der Westfront zumindestens weiss ich das er im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark entweder von den Briten gefangen genommen wurde oder sich ergeben hat. Aufjeden Fall weiss ich das er ein eisernes Kreuz bekommen hatte(allerdings haben das wohl einige in meiner Familie bekommen). Er ist aber bereits im Juni wieder nachaus gekommen. Dort hat er ein paar Äcker gehabt wo er Kartoffeln anbaute und so die Familie ernährte. Später wurde er dann wie gesagt Lehrer. Ihn habe ich noch gekannt er hat aber nicht viel über den Krieg geredet.
Ein Onkel meiner Oma war wohl ein überzeugter Nazi und wohl auch an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt. Was genau weiss ich nicht aber er wurde gesucht. Und zu DDR Zeiten von der Stasi gefasst. Er kam in irgendein ein Gefängniss wo man ihn auch folterte und gab nach seiner Haftstrafe als gebrochener Mann raus und starb nach einigen Jahren. Viel weiss ich nicht über ihn aber wir haben viele Postkarten wo er seiner Familie schrieb mit eben den üblichen SS Zeichen, Totenköpfen Hakenkreuze von ihn gezeichnet wurden.
Von meinen Opa mütterlicher der Vater von den weiss ich nicht viel da müsste ich mal meinen Opa fragen. Da ist die Familie etwas auseinander den sie kam aus Schlesien und sind sehr zersplittert. Mein Opa selber ist in Gleiwitz geboren. er kann sich noch wage an den Einmarsch der Russen ertinnert. Er sagte das sie geklaut haben wie die Elstern aber ansonsten gab es keine Übergriffe auf die Familie. Dan kamen die Polen und haben den Rest mitgenommen. Dann sind sie vertrieben, allerding mein Urgrossvater blieb dort keine Ahnung warum. denn später als er in den 60ern starb wuirde sein Grundstück an meinen Opa vererbt. Der verkaufte es um hier in Deutschland ein Haus zu bauen(was zu DDR Zeitenm nicht einfach war).
Er weiss auch das es einen Verwanden in den ehemaligen Ostgebieten eine Porzellan Fabrik hatte und eine ganz schöne Stange Geld hatte. Das er aber in Amerika veruockt worauf die Fabrik pleite ging. Wir haben heute noch Porzellan von der Fabrik.
Ein Urgrossvater Väterlicherseits weiss ich nur das er Sanitäter war aber wo genau keine Ahnung ich kannte ihn selber nicht mehr.
Ein Bruder meiner Uroma war wohl mit erinen Juden verheiratet und flüchtete schon in den 30ern nach Amerika wo deren Nachkommen noch leben.
Ich habe noch einen Karton mit Auszeichnung aus dem dritten Reich und DDR Beständen einige Wenige auch aus der Weimarer Republik. Grösstenteils sprtliche Auszeichnungen. Aber auch zwei Eiserne Kreuze auf dem einen steht auf der Rückseite "1944" und auf deen Anderen "Kursk 1943".

Krzyzak
22.09.2009, 14:19
[...]Da ist die Familie etwas auseinander den sie kam aus Schlesien und sind sehr zersplittert. Mein Opa selber ist in Gleiwitz geboren. er kann sich noch wage an den Einmarsch der Russen ertinnert. Er sagte das sie geklaut haben wie die Elstern aber ansonsten gab es keine Übergriffe auf die Familie. Dan kamen die Polen und haben den Rest mitgenommen. Dann sind sie vertrieben, allerding mein Urgrossvater blieb dort keine Ahnung warum. denn später als er in den 60ern starb wuirde sein Grundstück an meinen Opa vererbt. Der verkaufte es um hier in Deutschland ein Haus zu bauen(was zu DDR Zeitenm nicht einfach war).
Er weiss auch das es einen Verwanden in den ehemaligen Ostgebieten eine Porzellan Fabrik hatte und eine ganz schöne Stange Geld hatte. Das er aber in Amerika veruockt worauf die Fabrik pleite ging. Wir haben heute noch Porzellan von der Fabrik.
Ein Urgrossvater Väterlicherseits weiss ich nur das er Sanitäter war aber wo genau keine Ahnung ich kannte ihn selber nicht mehr.
Ein Bruder meiner Uroma war wohl mit erinen Juden verheiratet und flüchtete schon in den 30ern nach Amerika wo deren Nachkommen noch leben.
Ich habe noch einen Karton mit Auszeichnung aus dem dritten Reich und DDR Beständen einige Wenige auch aus der Weimarer Republik. Grösstenteils sprtliche Auszeichnungen. Aber auch zwei Eiserne Kreuze auf dem einen steht auf der Rückseite "1944" und auf deen Anderen "Kursk 1943".

Das hört man öfter. Ein Freund sagte mir z.B. daß sein Großvater in Schlesien eine riesige Gärtnerei hatte. Vielleicht in Wahrheit ein Blumenladen...

Mein Großvater hatte da einen supter Spruch. Meine Oma und meine Großtante sind beide Flüchtlinge. Meine Großtante dünkt sich aber etwas besseres. Der Spruch von meinem Opa, als sie wieder einmal darüber sprach, was sie alles verloren haben:

"Ja, ja ihr Fluchtlinge! Erzählt ihr habt Ländereien besessen, so groß, da passt ganz Deutschland nicht rein. Und in Wahrheit habt ihr Zuhause aufm Kohlenkasten geschlafen!"

So in etwa wird es gewesen sein.:]

carpe diem
22.09.2009, 14:25
Soweit ich mitbekommen habe, haben die Soldaten, die in Rußland waren nicht viel darüber erzählt.
Sie waren massiv traumatisiert und hatten ihr Leben lang Albträume.
Viele haben dann ihr Leben lang gesoffen, um zu vergessen.
Es muß die Hölle gewesen sein.
Für beide Seiten.
Ich kannte einen Mann, der wurde gleich mit 18 noch in den Krieg geschickt und wurde sofort zum Krüppel geschossen, er saß sein Leben lang im Rollstuhl.

Krzyzak
22.09.2009, 14:28
Soweit ich mitbekommen habe, haben die Soldaten, die in Rußland waren nicht viel darüber erzählt.
Sie waren massiv traumatisiert und hatten ihr Leben lang Albträume.
Viele haben dann ihr Leben lang gesoffen, um zu vergessen.
Es muß die Hölle gewesen sein.
Für beide Seiten.
Ich kannte einen Mann, der wurde gleich mit 18 noch in den Krieg geschickt und wurde sofort zum Krüppel geschossen, er saß sein Leben lang im Rollstuhl.

Genial. Mein Großvater hatte keine Alpträume und er war sogar abstinent. Zum Schluß erst hat er angefangen wieder Äppelwoi zu trinken.

Was ihr euch immer denkt. Mein Opa war in Tscherkassy, Monte Cassino und St. Lo
Er hat sich dafür nie geschämt, sondern ist immer als aufrechter Mann durchs Leben gegangen.

leuchtender Phönix
22.09.2009, 14:29
Mein Großvater war in der Roten Armee und riß Nazis den Arsch auf, wude dann verwundet und bekamm den Rest des Krieges nciht mehr mit, was auch gut für mcih ist, weil er sonst, wie der Rest der Einheit, umgekommen wäre und keine Gelegenheit gehabt hätte, meinen Vater zu zeugen...

Ich glaube so war es gemeint.

Bei mir war 1 Urgroßvater an der Ostfront und war irgendwo (Standort unbekannt) in der SU in Gefangenschaft geraten und dort durch eine Krankheit (möglicherweise Typhus oder Cholera) gestorben.

Ein Urgroßonkel, der an der Ostfront kämpfte (überlebt) und ein anderer, der in britische Gefangenschaft geriet.

Efna
22.09.2009, 14:35
Das hört man öfter. Ein Freund sagte mir z.B. daß sein Großvater in Schlesien eine riesige Gärtnerei hatte. Vielleicht in Wahrheit ein Blumenladen...

Mein Großvater hatte da einen supter Spruch. Meine Oma und meine Großtante sind beide Flüchtlinge. Meine Großtante dünkt sich aber etwas besseres. Der Spruch von meinem Opa, als sie wieder einmal darüber sprach, was sie alles verloren haben:

"Ja, ja ihr Fluchtlinge! Erzählt ihr habt Ländereien besessen, so groß, da passt ganz Deutschland nicht rein. Und in Wahrheit habt ihr Zuhause aufm Kohlenkasten geschlafen!"

So in etwa wird es gewesen sein.:]

Ich denke nicht das er da lügt den wie gesagt meine Oma hat noch Porzellan aus der Fabrik. Er wurde auch nicht durch die Vertreubung sweines Geldes entledigt sondern durch die Zockerei in Amerika scvhon vor den Krieg. Die Glanzeit der Fabrik war in den 20ern.

Krzyzak
22.09.2009, 14:38
Ich denke nicht das er da lügt den wie gesagt meine Oma hat noch Porzellan aus der Fabrik. Er wurde auch nicht durch die Vertreubung sweines Geldes entledigt sondern durch die Zockerei in Amerika scvhon vor den Krieg. Die Glanzeit der Fabrik war in den 20ern.

Wir haben auch noch Cadiner Majolika. Aber seis drum...

Ich fand den Spruch einfach gut. Und bei meiner Großtante wird er auch gestimmt haben.

Bergischer Löwe
22.09.2009, 14:43
Urgroßmutter mütterlicherseits: Dienstverpflichtet zur Munitionsherstellung bei der DYNAMIT AG Troisdorf bei Bonn (später Dynamit Nobel AG - übrigens immer noch mein heutiger Arbeitgeber - nur umbenannt und in anderen Eigentumsverhältnissen) wie schon von 1916 - 1918.

2 Großtanten mütterlicherseits ebenfalls dienstverpflichtet in obiger Rüstungsfabrik.

Großmutter mütterlicherseits Luftwaffenhelferin von 1940 - 1944 in Paris, ab Herbst 1944 in St. Augustin-Hangelar (Nachtjagd!) und nachdem dieser Fliegerhorst von der USAF ausgeschaltet worden war schließlich von 1944-März 1945 in Köln Wahn.

Großvater mütterlicherseits: Wie schon in einem anderen Strang erwähnt, Kriegsschulen in Geldern, Putloss, Unteroffiziersschule Potsdam, erster Einsatz Ostfront 1942 Sommeroffensive gegen die Ölfelder von Maikop und dem kaspischen Meer als Kommandant eines PzkW IV, schwere Verwundung, Amputation des rechten Unterschenkels im Feldlazarett, weitere Nachamputation in Zaporoschje und letzte Nachamputation des gesamten verbliebenen rechten Oberschenkels in Wien. Reha im Sauerland und schließlich
US Kriegsgefangenenlazarett in Hessen. Letzter Dienstgrad: Fahnenjunker; Auszeichnungen: EK II, Panzerkampfabzeichen in Bronze, goldenes Verwundetenabzeichen. Verstorben 2005.

Großonkel mütterlicherseits: Wehrdienst über Kriegsbeginn hinaus, dann erster Kriegseinsatz als Pionier in Polen, ab 1941 dann Ostfront, Heeresgruppe Mitte, durch Bauchschuss gefallen im Dezember 1941 bei Nowroje während der Schlacht vor Moskau. Auszeichnungen: EK II, Gefrierfleischorden (beides posthum)

Großonkel mütterlicherseits (Zwillingsbruder des oben erwähnten Gefallenen): Wehrdienst über Kriegsbeginn hinaus, ab 1940 Stammbesatzung Schulschiff "Gorch Fock", ab 1941 Marine Unteroffiziersschule, ab 1942 Torpedo Mechaniker Maat auf S-Boot in der Ostsee. Ab 1944 Konvoisicherung in der Ostsee. Nach Versenkung des Bootes durch eine IL 2 und Rettung durch einen KFK (Kriegsfischkutter) Einsatz als Marineinfanterist. Gefangennahme durch die rote Armee. Kriegsgefangenschaft in Karelien bis 1950. Letzter Dienstgrad: Maat. Auszeichnungen: EK II. Verstorben 2008

Großvater väterlicherseits: Als Steiger auf Zeche Germania in Dortmund Marten uk. Silikose mit 52 Jahren. Verstorben 1964.

2 Großonkels väterlicherseits ebenfalls Hauer auf Zeche Germania. Einer in den 60ern und einer in den 70ern an Silikose verstorben.

Krzyzak
22.09.2009, 15:19
###edit###

###edit###

Übrigens noch eine kleine Annekdote: Mein Ur-Urgroßvater war Bauer im hessischen. Gegen Ende des Krieges kamen die Amerikaner und schossen seinen Hof und seine Scheune zusammen. Die Scheune stand auf freiem Feld. Das Gesinde, mein Ururopa, meine Ururoma und ein Cousin meines Großvaters suchten dort vor den Amis Zuflucht.

Einziger Überlebender war mein Ururopa. Die Waffen-SS fand ihn als sie die Amerikaner noch einmal aus dem Ort vertrieben hatte, brachte ihn ins nächste Wehrmachtslazarett und ließ ihn gesund pflegen. Ein Bein mußte ihm abgenommen werden. Die Amis haben ihn nach Kriegsende nach Hause gejagt.
Gestorben ist er einen Tag nachdem mein Großvater aus Kriegsgefangenschaft heim gekehrt ist.

Er wollte ihn noch einmal sehen.

bernhard44
22.09.2009, 15:24
nichts gegen ein kleines Späßchen, aber gerade diesem Strang sollten wir den nötigen Respekt erweisen!

Krzyzak
22.09.2009, 15:28
nichts gegen ein kleines Späßchen, aber gerade diesem Strang sollten wir den nötigen Respekt erweisen!

Danke. Du hast recht.:]

Ahab
22.09.2009, 15:30
Genial. Mein Großvater hatte keine Alpträume und er war sogar abstinent. Zum Schluß erst hat er angefangen wieder Äppelwoi zu trinken.


Äppelwoi... bah!

Ich kann mich noch erinnern wie ich den während meiner Schulzeit an den Wochenenden immer getrunken hab...

Schmeckt genau so wie die braune Brühe, die wir dann gegen Ende der Feiern in die Lahn gewürgt haben.


Aber es war halt günstig und süffig genug um's sich Literweise in den Schädel zu kloppen.

Falk
22.09.2009, 17:08
....

Das ist ein Thema, das mich auch sehr beschäftigt. Darüber gibt es viel zu erzählen, und auch noch viel nachzuforschen und zu hinterfragen...

Mein Großvater väterlicherseits (den ich noch kennenlernen durfte) war Jahrgang 1898. Er wurde 1916 - also mit gerade mal 18 Jahren zur kaiserlichen Armee eingezogen und mußte die grausamen Materialschlachten an der Westfront miterleben. Er kam heil nach Hause. Im II. WK wurde er in Braunschweig als Wachsoldat eingesetzt (er war seinerzeit schon über 40 und hatte eine Sehschwäche). Er und seine Familie haben den Krieg relativ unbeschadet überstanden - man hatte eine kleine Landwirtschaft in Ostfalen - und in sofern auch nach dem Krieg recht gut zu essen. Das Haus war wohl regelmäßig mit Flüchtlingen voll. Oma erzählte manchmal, daß sie panische Angst hatte, als die Amis kamen. Im Haus lagen schließlich noch die Uniformen des Bruders meines Opas - der war seinerzeit Major der Wehrmacht.
Was mich heute sehr erstaunt, ist, daß mein Opa mir damals meinen Wunsch erfüllte (ich war wohl 5), mir eine Pistole zu schnitzen - und das, nachdem er zwei Weltkriege erlebt hat. Es muß ihn wohl viel Überwindung gekostet haben.

Deutlich tragischer Verlief die Geschichte meiner Familie mütterlicherseits. Meine Urgroßeltern hatten ein Gut von 200 ha (samt Trakehnerzucht) im Landkreis Königsberg. Aber das will insofern nicht viel heißen, da auch dieses Gut - wie viele ostpreußische Güter seinerzeit - Anfang der 30er stark überschuldet war. Mein Großvater (Jahrgang 1910) war das älteste von 8 Kindern und meldete sich (vielleicht auch wegen der Überschuldung) um 1932 zur Kavallerie als 12-Ender. Anfang 1942 fiel er als Leutnant und Schwadronführer einer Aufklärungsabteilung in der Nähe von Leningrad/Petersburg (http://www.politikforen.net/showthread.php?p=2871106#post2871106) - angeblich durch eine verirrte Granate außerhalb der Kampfhandlungen. Was von ihm übrigblieb, erkennt man in meinem Avatar. Er hinterließ eine Frau und 3 Kinder. Seine älteste Tochter starb ebenfalls 1942 - an Diphterie und sein Vater auch in diesem Jahr - wenn auch eines natürlichen Todes. 1942 war also kein gutes Jahr für die Familie. Wenigstens hatten alle übrigen Familienangehörigen das "Glück", 1945 mit heiler Haut aus Ostpreußen herauszukommen - meine Mutter z.B. mit dem letzten Zug aus Allenstein - sie hat die Stadt noch brennen sehen. Was folgte, war der nackte Kampf um's Überleben. Meine Tante erzähle mal, wenn ihr Opa (nicht der Gutsbesitzer sondern der Vater ihrer Mutter) damals nicht so rührig gewesen wäre und permanent Eßbares organisiert hätte, wären sie als Flüchtlinge glatt verhungert.

Zimbelstern
24.09.2009, 05:34
Meinem Vater (*1927) haben die Alliierten als zwangsgezogenen 16 jährgen Flakhelfer und Seekadett ein Bein dauerhaft zerschossen, meine Mutter (*1929) mußte sich Gott sei Dank mit der Thematik nicht auseinandersetzen. Die Häuser der Väter (eines in HH, eines im Ruhrpott) sind durch britische Brandbomben dem Boden gleich gemacht worden. Beide Häuser standen in Villenvierteln, also in der Gegend, in der nichts militärisch Notwendiges produziert wurde. Hail to the Chief. Vielen Dank, Großbritannien.

Politisch orientiert habe ich meine Eltern immer als liberal empfunden. Was mich insbesondere bei meinem Vater verwunderte, da er für sich und sein Leben Preuße und Vorbild für mich war.

Anstand, Ehre, Fleiß und Disziplin

Nationalix
24.09.2009, 07:54
Das hört man öfter. Ein Freund sagte mir z.B. daß sein Großvater in Schlesien eine riesige Gärtnerei hatte. Vielleicht in Wahrheit ein Blumenladen...

Mein Großvater hatte da einen supter Spruch. Meine Oma und meine Großtante sind beide Flüchtlinge. Meine Großtante dünkt sich aber etwas besseres. Der Spruch von meinem Opa, als sie wieder einmal darüber sprach, was sie alles verloren haben:

"Ja, ja ihr Fluchtlinge! Erzählt ihr habt Ländereien besessen, so groß, da passt ganz Deutschland nicht rein. Und in Wahrheit habt ihr Zuhause aufm Kohlenkasten geschlafen!"

So in etwa wird es gewesen sein.:]

So ähnlich ist es bei mir auch. Ein Großonkel erzählte mir, unser gemeinsamer Urgroßvater wäre in Ostpreußen Gutsbesitzer gewesen. In Wahrheit war er Landarbeiter, der sich bei den Bauern als Tagelöhner verdingt hat.

George Rico
24.09.2009, 08:39
Mein Großvater war Kommandant auf einem Schnellboot der Marine und hat den Krieg zumindest körperlich einigermaßen unbeschadet überstanden. Meine Großmutter hat ebenfalls überlebt, wurde allerdings mehrere Male ausgebombt und konnte diese Erlebnisse bis heute nicht verkraften, wodurch der Umgang mit ihr - milde ausgedrückt - etwas schwierig geworden ist. Weitere Familienteile wurden aus Schlesien vertrieben und wurden vereinzelt Opfer von Vergewaltigungen und/oder Scheinerschießungen, sofern ich korrekt informiert bin.
---

Strandwanderer
24.09.2009, 08:55
Mein Großvater ist bei Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft geraten und auf den Schlammwüsten der Rheinwiesen beinahe elendig krepiert.
Durch eine wundersame Führung kam er halbtot und von der Ruhr ausgezehrt doch noch in ein Lazarett.

Meine Großmutter wurde nach Einmarsch der Sowjettruppen als "Nazi" denunziert, weil sie ehrenamtlich in der "Frauenschaft Mutter und Kind" tätig war, vergleichbar dem heutigen Müttergenesungswerk. Dies führte sofort zu ihrer Verhaftung.

Während dreier Jahre KZ-Aufenthaltes in den Sowjet-KZs Torgau und Buchenwald sah sie die Menschen um sich herum wie die Fliegen sterben: jeden Tag verließen die Pferdefuhrwerke - hochbepackt mit den Leichen - das Lager.

Sie selbst überlebte, weil sie den Hund des sowj. Lagerkommandanten versorgen mußte und dessen Fraß teilweise gegen ihren eigenen autauschte.
Weil sie auch die Hemden des Kommandanten waschen mußte, kam sie an Seife, so daß sie selbst nicht - wie viele andere - an Typhus erkrankte.

Krzyzak
24.09.2009, 09:23
Eine seltsame Frage, aus der hervorgeht, daß du dich bislang recht oberflächlich aus den ungezählten Quellen über den Bombenkrieg der Alliierten informiert hast!

Schon mal gehört, daß insbesondere die britischen Bomberflotten mangels ausreichendem Jagdschutz fast ausschließlich nachts bombardierten und die Bombenteppiche häufig um etliche Kilometer danebenlagen oder einfach vom ursprünglichen Zielpunkt im Laufe des Bombardements noch wesentlich weiter auswanderten?

Es gab bekanntlich damals noch keine lasergesteuerten Bomben oder Marschflugkörper.

Eine Antwort aus der hervor geht, daß Du absolut keine Ahnung hast. In Kassel hat man ganz gezielt die Altstadt bombardiert, in Berlin hat man jahrelang berechnet, wie ein Feuersturm entsteht, der in den großen Häuserschluchten den größtmöglichen Schaden anrichten kann.
Am Edersee und an anderen Talsperren hat man intelligente Bomben eingesetzt, die diese Sperrenknacken konnten.
In Königsberg aber war man am perversesten. Dort flog man im August 1944, man wußte, die Bewohner der Stadt sind in der Landfrische, einen Angriff auf die Vororte. Sofort strömte alles in die Stadt zurück um zu schauen ob noch alles heil war.
Zwei Tage später kam der große Terrorangriff. Die ganze Stadt zerstört, tausende Tote.
Dresden...
Die Alliierten hatten nicht das Ziel die Fabriken zu zerstören, sie wollten durch die Zerstörung von Wohnraum der Arbeiter die Widerstandskraft wecken.

Jetzt Du

bernhard44
24.09.2009, 09:41
sorry für die Löschungen, doch die Intention des Stranges lautete
So kam ich auf die Idee mal zu fragen, ob nicht der eine oder andere Lust hat zu erzählen, was seine Familie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gemacht hat, wie es ihnen dabei ergangen ist; welche Rolle sie gespielt und auf welcher Seite sie gekämpft haben.
Die politischen und historischen Hintergründe des WK.II wurden in anderen Strängen besprochen. Hier würde das zu weit vom eigentlichen Thema wegführen.

Strandwanderer
24.09.2009, 10:35
Jetzt Du

Nein, danke.

Für Diskussionen mit Ahnungslosen - auch anderenorts - ist mir meine Zeit zu schade.

Man sollte schon zwischen Absicht und Ergebnis unterscheiden können.

Falk
24.09.2009, 19:43
Eine Antwort aus der hervor geht, daß Du absolut keine Ahnung hast. ... Jetzt Du

Na gut, dann übernehme ich mal. Die folgende Geschichte paßt nämlich auch hier hin - von wegen Familenerlebnisse...

Mein Vater erzählte (er muß damals etwa 7 gewesen sein), daß eines Nachts ein Bombenangriff gegen ihr Dorf(!) geflogen wurde. Man flüchtete ins Feld und dort jammerte er: "Ich will nicht sterben!"

Hintergrund war: Die sogenannten "Tannenbäume", Markierungen, die von Flugzeugen abgeworfen wurden und den nachfolgenden Bomberstaffeln zur Orientierung dienten, verfehlten wegen des starken Windes ihr Ziel. In diesem Fall müssen das mindestens 15 km gewesen sein.

Bierbaron
24.09.2009, 21:09
Mal aus einer anderen (niederländischen) Perspektive:

Meinen Großvater väterlicherseits hat der Krieg schwer erwischt. 1940 wurde er als 16 jähriger von den Deutschen zum Arbeitsdienst eingezogen. Er "durfte" in Leipzig für die Reichsbahn schuften. Besonders bitter, weil mein Urgroßvater zu der Zeit im Sterben lag und er als ältester Sohn seine Mutter und fünf Geschwister verlassen musste. Dies und die allgemein katastophale Versorgungslage ("Hongerwinter") sorgten dafür, dass zwei seiner Geschwister den Krieg nicht überlebten. 1944 schließlich konnte er mit einem guten Freund aus Leipzig fliehen und fand nach einer wahren Odyssee zurück in seine limburgische Heimat.

Meine Großmutter väterlicherseits wuchs auf dem Land auf und bekam vom Krieg glücklicherweise so gut wie nichts mit. Das Dorfleben unter einem despotischen Vater waren auch so schon hart genug...

Mein Großvater mütterlicherseits war zum Glück noch ein Kind als der Krieg ausbrach (bei ihm in der Familie waren quasi alle Männer Soldaten). Sein Vater starb im Kampf gegen die Wehrmacht, ein Granatsplitter beendete sein Leben.

Die Großmutter mütterlicherseits hatte von allen wohl am meisten Glück: Sie selbst war noch ein Kind und ihr Vater war Großbauer, konnte die Familie also recht sicher durch die schweren Zeiten bringen.

Grüße
Bierbaron

Junak
28.09.2009, 17:15
Einer meiner Großväter war ein Cetnik, der andere ein Mitglied von Tito's Partizanen.

Eloy
28.09.2009, 18:20
Mein Großvater väterlicherseits war in Frankreich dabei! Hat aber nie über diese Zeit
gesprochen! Schien aber nicht schlecht gewesen zu sein. Hat im Krieg, 1944, noch
angefangen ein Haus zu bauen. Habe noch Unterlagen davon. Kreditbewilligung der Sparkasse. Unterschrieben mit: "Heil Hitler, Kreissparkasse XXXX".

Mein Großvater mütterlicherseits brauchte nicht hin. Hatte sein Soll schon im WKI gebracht. War "Baujahr" 1896. Mußte aber hier und da noch zum "Schanzen" antreten.

Von meiner Großmutter mütterlicherseits sind von 5 Brüdern 4 im Krieg geblieben.
3 in Rußland ( 1 gefallen, 2 "vermisst ), einer fiel am "Orscholzriegel"! Meine
Urgroßmutter hat über diese Sache den Verstand verloren. Ist 1953 gestorben.

Mein Urgroßvater hat seine Söhne mit der Peitsche vom Hof getrieben als sie zu ihm sagten: "Wir gehen nicht in diesen Krieg!" Möchte nicht in seiner Haut gesteckt haben, weil er wußte, daß sie "an der Wand" gelandet wären, wenn sie verweigert hätten. Ist so allerdings auch "schief gegangen"!

Senator74
28.09.2009, 18:35
Mein Vater,sudetendeutscher Herkunft aus Reichenberg,heute Liberec war beim Frankreichfeldzug bei den ersten Fußtruppen,die in Paris einmarschiert sind,nach seiner Verwundung kam er nach Elbing ins Lazarett,mein Onkel wurde als einer der letzten aus Stalingrad ausgeflogen,die Familie hatte sich für deutsch-sprachig erklärt,somit wurde meine Oma eine Heimatvertriebene,die erst kurz nach meiner Geburt (1948)
via Pommern+Badenwürttemberg nach Österreich einreisen durfte,...meine Eltern verloren ebenso alles an Hab u Gut in Reichenberg,aber nicht ihr Leben,obwohl es im Haus,wo sie wohnten,die ersten Ziviltoten gab,da ein tschechischer Soldat von einer weggeworfenen Waffe in die Schuhsohle getroffen wurde, aber den herbeigeeilten Russen das Wohnhaus meiner Eltern namhaft machte,die dort 3Leute erschossen,während mein Vater den Schrank vor die Türe schieben konnte,durch den einer hereinschoß,aber nur Kleider durchlöcherte...bei der Deportation blieb mein Vater an der tschechisch-österr. Grenze am Leben,weil er auf die Frage eines tsch.Soldaten,warum er sich deutsch mit einem kollegen unterhalte,auf tschechisch antwortete,sie sprächen ÖSTERREICHISCH,nicht DEUTSCH,worauf diese die Waffe wegsteckte,...irre Zeiten,damals....

asdfasdf
28.09.2009, 23:17
Beide Großväter im Krieg. Der eine als Gebirgsjäger in der Gegend von Leningrad-Wolchow-Ladoga See. Später in Italien in Monte Cassino, verwundet, dann in Elsaß-Lothringen. Dann französische Kriegsgefangenschaft.

Der andere in Jugoslawien und Russland. Russische Kriegsgefangenschaft. Einige Großonkel ebenfalls. Einer davon in Russland gefallen.

Der Rest der Familie hat den Krieg, außer mit seelischen Wunden, heil überstanden. Gottseidank.

Landogar
29.09.2009, 19:25
Naja, beide Großväter an der Front, der väterlicherseits durchgehend an der Ostfront, der andere als Panzerkommandant unter Rommel in Afrika, und anschließend an der Westfront. Bei Köln wurden seinem Tiger die Ketten kaputtgeschossen, woraufhin er in Gefangenschaft geriet.
Der andere kam an der Ostfront in Gefangenschaft, konnte aber vom Zug fliehen, der Richtung Sibirien unterwegs war, und kämpfte sich durch halb Polen, um nach Hause zu gelangen, welches in Pommern lag. Dort allerdings war die Vertreibung bereits im vollen Gange, und sein Vater bereits tot. Der allerdings hat sich selbst ein seinem Arbeitszimmer erschossen, als das Schloss gestürmt wurde. In einem Abschiedsbrief hat er erklärt, dass er lieber auf dem Grund und Boden seiner Vorfahren stirbt, als sich vertreiben zu lassen. Da unsere Familie mehr als 700 Jahre auf diesem Gut gelebt hat, kann ich das durchaus nachvollziehen, für meinen Großvater allerdings war das eine Katastrophe und er hat sein ganzes Leben lang darunter gelitten, zumal seine Mutter, die sich am Ende des Krieges bei Verwandten in Dresden aufgehalten hatte, dort bei den verherrenden Luftangriffen ums Leben kam.
Naja, mein Großvater jedenfalls hat sich bis nach Westdeutschland durchgekämpft. In der Nachkriegszeit war er sehr erfinderisch, was den Broterwerb anbelangte. Er war ein sehr musikalischer Mensch, beherrschte mehrer Instrumente, und heuerte mit ein paar Kumpanen als Musiker in den amerikanischen Offizierskasinos an, allerdings immer nur für einen Abend. Der wurde dazu genutzt, einem der Offiziere heimlich die Schlüssel abzujagen, um des Nachts in die Lagerräume einzubrechen, und alles an Alkohol, Zigaretten und Schokolade zusammen zu raffen, was auf den kleinen Lieferwagen passte, den sie irgendwo "organisiert" hatten. Dann haben sie das Zeug auf den Schwarzmärkten verramscht. Als sie schließlich steckbrieflich in der amerikanischen und der brittischen Zone gesucht wurden, hat er sich nach Baden-Baden, welches zum Glück völlig unzerstört war, abgesetzt, und dort bei einer Zeitung als Journalist angeheuert. Als kurz darauf der SWF gegründet wurde, hat er dort eine Stelle erhalten, und war da bis zu seiner Pensionierung als Regisseur und Komponist tätig.
Er hat aber nie mehr einen Fuß in die alte Heimat gesetzt, selbst nach der Wende nicht mehr. Für ihn hörte die Landkarte bei Stettin quasi auf.

Gellerth
03.10.2009, 22:37
Mein Großvater väterlicherseits wurde zur Wehrmacht eingezogen. Er schaffte es pünktlich zur Ardennen-Offensive. Als sein Vorgesetzter den Krieg für seine Einheit für beendet erklärte, liess er sich gar nicht erst gefangen nehmen, sondern ging wieder heim - in die Kaschubei. Dort angekommen, musste er feststellen, dass das Haus seiner Familie von den Polen beschlagnahmt wurde, weil dessen Eigentümer als Deutsche angesehen und dem entsprechend behandelt wurden. Dass sein Bruder 1939 von den Deutschen als "vermutlicher Freischärler" erschossen wurde, spielte gar keine Rolle.

Seine Verwandten hatten im Krieg leider nicht so viel Glück unversehrt zurückzukommen. Einem Großonkel schossen die Engländer auf Kreta die Beine ab, ein anderer wurde bei Stalingrad schwer verwundet.

Mein Großvater mütterlicherseits hatte hingegen drei Jahre in einem Jugend Verwahrlager in der Ulica Przemyslowa in der Litzmannstadt verbracht. Ein KL für Kinder von zwei bis 16 Jahre...

Alfred Tetzlaff
04.10.2009, 21:09
Ich kann nicht viel bieten, außer, dass mein Vater ganz jung in Russland gefallen ist als ganz normaler Wehrmachtssoldat, er war bei der Bäckereikompanie.
Die Nachricht war durch Kopfschuss gefallen.
Später stellte sich heraus, dass er bei Charkow (Novo Belaja) von Partisanen grausam ermordet wurde.
Meine nähere Familie hat den Krieg nicht so hart zu spüren bekommen, wie die Städter.
Auf dem Lande hatte man Haus und Garten.
Mein Großvater war Beamter und dadurch einfacher Parteigenosse.
Die Frauen in der Familie waren bei keiner nazimäßigen Institution.
Die Familie meines Mannes war auch klerikal eingestellt.
Meine Großmutter sagte immer , nach dem Krieg sei es essensmäßig viel schlechter gewesen als im Krieg.
Ich weiß noch als ich ein Kind war gab es zu Weihnachten Frankfurter Würstchen, soviel jeder wollte, das war ein Fest.

Mein Vater war Maschinist bei der Kriegsmarine und die ganzen Jahre über in Norwegen. Nach seinen Aussagen hatte er dort mehr Frauen als Kugeln abgeschossen. Wer weiß, wie viele Geschwister ich noch habe.:D

Gruß
Alfred

carpe diem
05.10.2009, 01:15
Ja Alfred, ich soll auch einen außerehelichen Bruder haben in der Gegend von Brünn.
Das hat meine Mutter erfahren als mein Vater gefallen war.
Die Mutter dieses Knaben wollte auch eine Waisenrente.
Meine Mutter sagte mal den Namen, aber ich habe ihn vergessen.
Allerdings sollen ja die Frauen, die mit Deutschen oder Österreichern was angefangen haben umgebracht oder verstümmelt worden sein?
Vielleicht die Kinder getötet.?

Apotheos
05.10.2009, 01:23
In meiner Familie Wehrmachtsoldaten und SS-Männer, in Deiner Familie neben Soldaten auch KZ-Häftlinge und Befehlsverweigerer. Die Gesinnung scheint doch vererbbar zu sein.

Ja, nicht jeder ist mit der nötigen Courage ausgestattet ehrvoll den Befehl zu verweigern, in einem System, dass dem Humanismus einen Arschtritt verpasste und so wenig mit dem wirklichen Deutschland gemein hatte ( Kant, Goethe, Schiller ) wie ein Stück Rattenkot ( islamischer Herkunft ;D ) Einen Befehl auszuführen, einem Staat zu dienen, ist nicht dadurch ehrvoll, weil irgend eine führende Partei es behauptet und Millionen für den großen Führer der arischen Rasse in den Krieg ziehen.

Nationalix
05.10.2009, 05:53
Ja, nicht jeder ist mit der nötigen Courage ausgestattet ehrvoll den Befehl zu verweigern, in einem System, dass dem Humanismus einen Arschtritt verpasste und so wenig mit dem wirklichen Deutschland gemein hatte ( Kant, Goethe, Schiller ) wie ein Stück Rattenkot ( islamischer Herkunft ;D ) Einen Befehl auszuführen, einem Staat zu dienen, ist nicht dadurch ehrvoll, weil irgend eine führende Partei es behauptet und Millionen für den großen Führer der arischen Rasse in den Krieg ziehen.

Schreibt einer, der den Deutschlandflüchtling Heinrich Heine als Avatar führt... :rolleyes:

Falk
05.10.2009, 07:00
... Einen Befehl auszuführen, einem Staat zu dienen, ist nicht dadurch ehrvoll, weil irgend eine führende Partei es behauptet ...

Sehr treffend formuliert. :top:

Mark Mallokent
07.10.2009, 18:32
Großvater mütterlicherseits ist 1943 an der Ostfront gefallen, väterlicherseits 1945. Er war vorher in einer Küstenbatterie an der Nordsee, aber er wollte gern Offizier werden, und es fehlte ihm noch die vierwöchige Frontbewährung. Dumm gelaufen. :]

martin54
07.10.2009, 18:43
Nur ein kurzer Umriß:
Meine Mutter war BDM - Führerin in Hannover, während mein Vater als Fahnenjunker nach Prag geschickt wurde.
Entscheidend für meine konsequente Einstellung gegen Krieg ist unter anderem, daß alle drei Brüder meiner Mutter in Rußland gefallen sind.

Apotheos
07.10.2009, 22:22
Mein einer Urgroßvater war bei der Wehrmacht. Mein anderer Urgroßvater war Opersänger im Dritten Reich und wurde dann 42 nach Weißrussland an die Front geschickt wo er auch fiel. Meine Urgroßmutter - vermutlich jüdisch; deutsch eingeheiratet in die Schillerfamilie - war Opernsängerin ( Künstlerfamilie ) Sie hat Hitler vorgesungen und kannte ihn persönlich. Relativ wohlhabend. Meine andere Urgroßmutter hat sich im Main ertränkt, als Hitler an die Macht kam ( ich vermute auch jüdisch, aber es gibt keine wirklichen Quellen mehr, die diese Rückschlüsse eindeutig zuliesen, könnte auch Sinthi sein oder soetwas ) und hat ihre Tochter vorher ( meine Oma ) vor die Tür einer deutschen Frau gelegt, die sie dann später großzog ( Natürlich eine arische Familie mit "reiner Weste" :) ) Ich finde es jedoch bemerkenswert, dass sich nach dem Krieg zufällig zwei verschiedene, unabhängige Familienzweige finden, die möglicherweise ähnliche kulturelle Wurzeln hatten.

Apotheos
07.10.2009, 22:39
Ich muss hinzufügen, dass mit dem jüdisch oder nicht jüdisch beruht größtenteils auf meinen Spekulationen, leider habe ich noch keine eindeutigen Quellen gefunden, die mir ein wirklich richtiges Urteil darüber zuliesen. Ziemlich schade, möchte man seine Wurzeln doch gerne kennen. Mal schauen, irgendwann werde ich das noch alles näher überprüfen. :-/ ...Doch halte ich mitunter jüdische Wurzeln für äußerst wahrscheinlich.

Artemud-de-Gaviniac
08.10.2009, 06:48
Ich kenne nur die Geschichte meiner Familie mütterlicherseits .

Ostpreussen ,Masuren ,Danzig

Der ältere Bruder meines Grossvaters ging nach dem WKI zur Fremdenlegion .
Mein Grossvater selber und 2 Onkel waren in der SS .
Ein Onkel bei der U-Waffe .
Sie überlebten den Krieg ,ein Onkel in Gefangenschaft bei den Russen ,
einer bei der Fremdenlegion ( wobei sein Onkel ihn vor dem Einsatz
in Vietnam bewahrte ) ,einer hatte das komplette Glück und blieb
völlig frei und wurde Fischer an der Ostsee.
Der Grossvater verstarb 1955 an Magenkrebs .
Eine Tante von mir ertrank beim Baden ,eine verlor ihre 2 kleinen
Kinder auf der Wilhelm Gustloff .
Meine Grossmutter und Mutter waren zeitweise in einem russischen
Lager ....

Krieg war oft Thema bei Familientreffen ,ein sehr bedrückendes .

Aber viel öfter war das Thema Ostpreussen und Danzig .

Als ich das erstemal Grass "Blechtrommel " las ,war das ein Gefühl wie bei einem
Familientreffen .

fatalist
09.10.2009, 17:03
Grossvater väterlicherseits war Pastor, in der bekennenden Kirche tätig, gestapobekannt und nach dem Krieg Vorsitzender einer Persilschein-Kommission.

Grossvater mütterlicherseits war als Generalvertreter von Mannesmann seit 1928 in den USA, weshalb er nach dem Krieg von den Amis ein Auto bekam, um "die Wirtschaft aufzubauen".

Hat alles nix genützt: Bin ein atheistischer Revisionist ;)

Rowlf
11.10.2009, 11:53
Ein Großvater war Fallschirmjäger in Griechenland der andere Deserteur in Frankreich.

Krzyzak
11.10.2009, 12:10
Ein Großvater war Fallschirmjäger in Griechenland der andere Deserteur in Frankreich.

Deserteur und dann gemeinsame Sache mit der Resistence gemacht?

carpe diem
11.10.2009, 12:45
Ich muss hinzufügen, dass mit dem jüdisch oder nicht jüdisch beruht größtenteils auf meinen Spekulationen, leider habe ich noch keine eindeutigen Quellen gefunden, die mir ein wirklich richtiges Urteil darüber zuliesen. Ziemlich schade, möchte man seine Wurzeln doch gerne kennen. Mal schauen, irgendwann werde ich das noch alles näher überprüfen. :-/ ...Doch halte ich mitunter jüdische Wurzeln für äußerst wahrscheinlich.

Falls jemand getauft war, liegt das in den alten Büchern der Pfarrämter auf.

Krzyzak
11.10.2009, 12:54
Falls jemand getauft war, liegt das in den alten Büchern der Pfarrämter auf.

Was ich viel interessanter finde ist, daß so viele Deutsche gerne jüdische Vorfahren hätten. Ich habe sie, aber bin ich dadurch ein besserer Mensch? Meine Ururoma war jedenfalls gebürtige Jüdin. Dafür saß sie auch bei Adolf Nazi im Lager.

Es ist übrigens überhaupt erstaunlich, was man so in alten Pfarrbüchern lesen kann. Wer mal die Chance hat in Kirchenbüchern zu stöbern, sollte die Chance wahrnehmen!

Rowlf
11.10.2009, 13:02
Deserteur und dann gemeinsame Sache mit der Resistence gemacht?

nein.

Krzyzak
11.10.2009, 13:06
nein.

Also einfach nur abgehauen und untergetaucht. Kein Kameradenmord etc.? Dann ist das nicht gut aber hinnehmbar.

Nationalix
11.10.2009, 14:51
Was ich viel interessanter finde ist, daß so viele Deutsche gerne jüdische Vorfahren hätten. Ich habe sie, aber bin ich dadurch ein besserer Mensch? Meine Ururoma war jedenfalls gebürtige Jüdin. Dafür saß sie auch bei Adolf Nazi im Lager.

Es ist übrigens überhaupt erstaunlich, was man so in alten Pfarrbüchern lesen kann. Wer mal die Chance hat in Kirchenbüchern zu stöbern, sollte die Chance wahrnehmen!

Ich betreibe seit vielen Jahren Ahnenforschung und habe je nach Quellenlage bis etwa 1750/1800 keinen einzigen Juden unter meinen Vorfahren gefunden.

Und ich gehöre auch nicht zu den Deutschen, die sich eine jüdische Großmutter wünschen. Was sollte das auch bringen? Vielleicht eine ordentliche Zusatzrente, weil diese Oma zufällig auf der Straße gehört hatte, dass der jüdische Gemüsehändler vor 70 Jahren sein Geschäft an einen Nichtjuden verkauft hat?

Lotos
11.10.2009, 19:35
Ich betreibe seit vielen Jahren Ahnenforschung und habe je nach Quellenlage bis etwa 1750/1800 keinen einzigen Juden unter meinen Vorfahren gefunden.

Und ich gehöre auch nicht zu den Deutschen, die sich eine jüdische Großmutter wünschen. Was sollte das auch bringen? Vielleicht eine ordentliche Zusatzrente, weil diese Oma zufällig auf der Straße gehört hatte, dass der jüdische Gemüsehändler vor 70 Jahren sein Geschäft an einen Nichtjuden verkauft hat?

Und wenn ein Jude in deiner Familie wäre?
WÜrde es was ändern?

Zeljko
11.10.2009, 19:44
Meine Opas waren Partizanen und haben gegen die ganzen Faschos damals in Jugoslawien gekämpft.

Freikorps
11.10.2009, 19:49
Ich hab einen Onkel, der wollte sich mit 15 noch freiwillig zur Wehrmacht melden. Er erwischte einen gutmütigen Arzt, der ihn untauglich gemustert hat, obwohl er kerngesund war. 1947 ist er dann von zu Hause abgehaun und 1 Jahr später zur Fremdenlegion. Man hat nie wieder was von ihm gehört!

Ansonsten waren alle meine Großonkel bei der Wehrmacht, bzw. Waffen-SS. Einige sind gefallen, einige andere in russische Gefangenschaft gekommen, mit Scheinhinrichtungen und 10 Jahren Arbeit in einer russischen Mine in Sibirien.

einzig mein Grioßvater selbst wurde nie eingezogen weil er einen kriegswichtigen Job hatte und weil bereits 7 Brüder ihren Dienst leisteten.

Apotheos
13.10.2009, 19:43
Falls jemand getauft war, liegt das in den alten Büchern der Pfarrämter auf.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass im Dritten Reich solche Dinge nicht auch gefälscht wurden, "verschwunden" sind und ähnliches. ;)

Apotheos
13.10.2009, 19:44
Ein Großvater war Fallschirmjäger in Griechenland der andere Deserteur in Frankreich.

Deserteur.... oh Blut und Ehre :] :P

Gryphus
13.10.2009, 19:54
Ich weiß nicht sehr viel. Uropa mütterlicher Seits, ihrer väterlichen Seite war Panzerfahrer und hat bei der Sommeroffensive 43 in Weißrussland einen Arm verloren und diverse Verletzungen durch einen Granateneinschlag erlitten, worauf er vom Wehrdienst als Invalide freigestellt wurde. Kurz nach dem Krieg starb er an seinen Verletzungen und hinterließ Frau mit 6 oder 7 Kindern (weiß gerade nicht genau). Was meine Uroma zu der Zeit gemacht hat weiß ich nicht. Uropa mütterlicher Seits, ihrer mütterlichen Linie wurde als Fabrikarbeiter hinter den Ural verlegt und hat bis zum Umfallen Uniformen für die Rote Armee genäht (der lebt übrigens noch). Väterlicherseits wurde meine halbdeutsche Oma (deutsche Mutter, russischer Vater) noch als Kind umgesiedelt, mein Großvater väterlicher Seits ebenfalls, allerdings weil seine Eltern Kosaken und Weißgardisten waren.

Reginald
13.10.2009, 19:57
Mensch ihr seit ja alles junge Kerle/linnen.
Mein Alter war 35 Jahre alt und dabei in Polen.
Im Feuerbrand 1943 haben wir alles verloren.
Wohnung in Hamm und Geschaeft in der Innenstadt von Hamburg.
In meiner Familie verlor keiner sein Leben, war anders in WWI.

carpe diem
13.10.2009, 20:01
Du glaubst doch nicht wirklich, dass im Dritten Reich solche Dinge nicht auch gefälscht wurden, "verschwunden" sind und ähnliches. ;)

Mein Großvater hat für seinen Ahnenpass an die jeweiligen Pfarrämter geschrieben und auch von dort Auskunft bekommen.
Alles in Kurrenthandschrift von den jeweiligen Pfarrämtern beantwortet.
Wenn nötig bekamen auch Leute Auskunft von den Gemeinden.

DieLara
12.04.2011, 14:12
Keine Ahnung, ob es so einen Thread schon gibt.
Wenn ja, sorry.

Nun, gibt es irgendwelche Erzählungen über den 2. Weltkrieg in euren Familien?

Nicht was die Schule euch beigebracht hat!

Einfach alles, was ihr mal so gehört habt von Oma, Tante, Onkel... und so weiter.
Gab es im Familienkreis Todesopfer zu beklagen? Hungerjahre vielleicht?

Und wenn ihr etwas gehört habt, beeinflusst dies euer Leben irgendwie?


Genug Fragerei, ich fange mal an, was man sich recht oft in meiner Familie erzählt hat:

Kurz vor der Kapitulation, das müsste ca. Mitte April 1945 gewesen sein, bekam das Nachbarhaus meiner Mutter (junge Frau damals) einen Brandbomben-Volltreffer. Die Eigentümer, ältere Leute, kamen aus dem Schutzbunker und standen auf der Straße. Immer mehr Nachbarn strömten herbei. Die Frau weinte bitterlich, der Mann stand regunglos da und sagte erst einmal gar nichts. Männer eilten herbei und versuchten zu löschen.
Plötzlich brach es aus dem Eigentümer heraus: " Jetzt haben wir ja, was Hitler uns immer versprochen hat: Licht, Luft und Sonne."
Betretenes Schweigen... niemand sagte mehr etwas.
Eine Stunde später wurde der Mann von 2 Uniformierten abgeführt und kam nicht wieder. Es hieß, er sei verhaftet worden. Eine Woche später fand man seine Leiche am Waldrand. Genickschuss. Wer und warum, wurde nie aufgeklärt.

Es gibt noch viele andere Erzählungen und ja, sie beeinflussen mein Leben manchmal heute noch. Weil ich mich irgendwie betrogen fühle. Es gibt viele Verwandte, die den Krieg nicht überlebt haben und ich somit keine Chance bekam, sie noch kennen zu lernen.
Denn alt waren sie alle nicht. Das jüngste Opfer in der Familie war gerade 6 Monate alt.

Und jetzt erzählt IHR doch mal!

sibilla
12.04.2011, 14:27
ich hätte gerne meinen großvater väterlicherseits kennengelernt.

leider starb er 5 jahre vor meiner geburt an den folgen des kz.

den hätte ich gar zu gerne gelöchert über dachau, da saß er drin als politischer häftling.

vor längerer zeit erfuhr ich, daß er danach nach flossenbürg gekommen ist.

aber dann ......

starben meine familienangehörigen, die mich darüber noch hätten aufklären können, innerhalb kurzer zeit, schade.

ich habe mal nachgeforscht, ob es noch unterlagen gibt, aber leider .....

keine chance. ;(

grüßle s.

AnastasiaNatalja
12.04.2011, 17:13
Ich weiß nicht so viel, muss noch mal genauer nachhaken.

Aber ich weiß , dass für mein Uroma das Jahr 1942 echt schlimm gewesen sein muss. Erst starb ihr Mann in Russland und ein paar Monate später wurde ihr Bruder von italienischen Partisanen erschossen... deswegen hat meine Oma ihren Vater nie kennen gelernt, da sie gerade mal ein Jahr alt war:heulsuse:

Und mein Großvater und seine Familie wurden von der Roten Armee vertrieben und das war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken :heulsuse:


Ob es mich beeinflusst, kann ich so nicht sagen... aber es macht mich traurig und wütend, dass sie für nichts sterben mussten !

DieLara
12.04.2011, 18:30
ich hätte gerne meinen großvater väterlicherseits kennengelernt.

leider starb er 5 jahre vor meiner geburt an den folgen des kz.

den hätte ich gar zu gerne gelöchert über dachau, da saß er drin als politischer häftling.

vor längerer zeit erfuhr ich, daß er danach nach flossenbürg gekommen ist.

aber dann ......

starben meine familienangehörigen, die mich darüber noch hätten aufklären können, innerhalb kurzer zeit, schade.

ich habe mal nachgeforscht, ob es noch unterlagen gibt, aber leider .....

keine chance. ;(

grüßle s.


Da haben wir ein ähnliches Schicksal. Ich hätte sooooo gerne meinen Großvater mütterlicherseits kennengelernt! Ich soll, laut meiner Mutter, einige seiner speziellen Fähigkeiten vererbt bekommen haben. Es macht mich traurig, dass ich mich nie mit ihm unterhalten konnte. Wir hätten bestimmt viel Gesprächsstoff miteinander gehabt.
Leider wurde mein Großvater im Nov. 1944 während eines nächtlichen Bombenangriffs auf der Treppe in den Luftschutzbunker zu Tode gequetscht. Mit ihm starben noch viele andere Menschen (Panikausbruch). Er wurde 44 Jahre alt.

Im Gegensatz zu dir habe ich noch einige Unterlagen von ihm. Die hüte ich wie einen heiligen Schatz. :]

Da kann man mal sehen, dass die Nachkriegsgeneration auch unter den Folgen des Krieges leidet. :rolleyes:

DieLara
12.04.2011, 18:39
Ich weiß nicht so viel, muss noch mal genauer nachhaken.

Aber ich weiß , dass für mein Uroma das Jahr 1942 echt schlimm gewesen sein muss. Erst starb ihr Mann in Russland und ein paar Monate später wurde ihr Bruder von italienischen Partisanen erschossen... deswegen hat meine Oma ihren Vater nie kennen gelernt, da sie gerade mal ein Jahr alt war:heulsuse:

Und mein Großvater und seine Familie wurden von der Roten Armee vertrieben und das war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken :heulsuse:


Ob es mich beeinflusst, kann ich so nicht sagen... aber es macht mich traurig und wütend, dass sie für nichts sterben mussten !

Das klingt auch nach viel Leid und Kummer und Tränen. Obwohl meine Mutter immer gesagt hat: "Für Tränen hatten wir keine Zeit. Man sah nur wenige Menschen damals weinen."

Ja, es ist manchmal eine gewisse Melancholie da. Was wäre, wenn... es diesen verfluchten Krieg nicht gegeben hätte? Keine Rote Armee, keine Vertreibungen, keine Erschießungen, keine KZ, keine Bomben.

Aber das ist eigentlich witzlos. :rolleyes:

Nur so als Tipp: Wenn noch irgendjemand aus der Familie Dokumente aus dieser Zeit besitzt, solltest du sie an dich nehmen, wenn möglich. Ich finde es wichtig, dass Zeitdokumente nicht auf den Müll landen, wenn die jeweilige Person stirbt oder auch vielleicht ins Altenheim geht.

borisbaran
12.04.2011, 19:45
Nich viel, meint Opa väterlicherseits war in der Roten Armee und kam bis nach Berlin.

-jmw-
12.04.2011, 19:57
War nie gross Thema in meiner Familie.

Mein einer Opa war auf'm U-Boot, das weiss ich.
Mein anderer musste '45 rübermachen von Ostpreussen.
Mein Grossonkel war bei der Waffen-SS, wurde irgendwann '43/'44 festgesetzt, kam nach Süditalien.
Er sagte immer, ich zitiere: "Die einzig Netten waren die Neger, die haben uns manchmal Wassermelonen gegeben."

Grenzer
12.04.2011, 20:06
Plötzlich brach es aus dem Eigentümer heraus: " Jetzt haben wir ja, was Hitler uns immer versprochen hat: Licht, Luft und Sonne."


Und jetzt erzählt IHR doch mal!

Ich habe meinen Onkel leider nicht kennenlernen dürfen !

Er war ein tapferer Soldat ,- er kämpfte um den halben Erdball herum ,-
er war überzeugt ,- sein Kampf diene dem deutschen Volke ,-
und für sein Volk kämpfte er 1945 bis zur letzten Patrone !

Er wurde von den amerikanischen Befreiern gefangengenommen
und in das grausig-berühmte Rheinwiesenlager gesteckt.

Dort hatte er Licht , Luft und Sonne bis zum Abwinken....

Leider gab es keinen trockenen Fleck in diesem Lager und auch nichts zu Essen und auch nichts zu Trinken.

So starb mein tapferer Onkel in diesem Lager der Befreier einen jämmerlichen Hungertod,- er wurde verscharrt wie ein Hund.

Und solche Berichte standen wohl auch in keinem Schulbuch !

MorganLeFay
12.04.2011, 20:15
Ich glaube, es gibt tatsaechlich schon einen Strang darueber.

Mal suchen, vielleich kann man die ja zusammenlegen.

MorganLeFay
12.04.2011, 20:18
Hier: http://www.politikforen.net/showthread.php?t=83233

War ganz spannend zu lesen.

schastar
12.04.2011, 20:22
Keine Ahnung, ob es so einen Thread schon gibt.
Wenn ja, sorry.

Nun, gibt es irgendwelche Erzählungen über den 2. Weltkrieg in euren Familien?

Nicht was die Schule euch beigebracht hat!

Einfach alles, was ihr mal so gehört habt von Oma, Tante, Onkel... und so weiter.
Gab es im Familienkreis Todesopfer zu beklagen? Hungerjahre vielleicht?

Und wenn ihr etwas gehört habt, beeinflusst dies euer Leben irgendwie?


Genug Fragerei, ich fange mal an, was man sich recht oft in meiner Familie erzählt hat:

Kurz vor der Kapitulation, das müsste ca. Mitte April 1945 gewesen sein, bekam das Nachbarhaus meiner Mutter (junge Frau damals) einen Brandbomben-Volltreffer. Die Eigentümer, ältere Leute, kamen aus dem Schutzbunker und standen auf der Straße. Immer mehr Nachbarn strömten herbei. Die Frau weinte bitterlich, der Mann stand regunglos da und sagte erst einmal gar nichts. Männer eilten herbei und versuchten zu löschen.
Plötzlich brach es aus dem Eigentümer heraus: " Jetzt haben wir ja, was Hitler uns immer versprochen hat: Licht, Luft und Sonne."
Betretenes Schweigen... niemand sagte mehr etwas.
Eine Stunde später wurde der Mann von 2 Uniformierten abgeführt und kam nicht wieder. Es hieß, er sei verhaftet worden. Eine Woche später fand man seine Leiche am Waldrand. Genickschuss. Wer und warum, wurde nie aufgeklärt.

Es gibt noch viele andere Erzählungen und ja, sie beeinflussen mein Leben manchmal heute noch. Weil ich mich irgendwie betrogen fühle. Es gibt viele Verwandte, die den Krieg nicht überlebt haben und ich somit keine Chance bekam, sie noch kennen zu lernen.
Denn alt waren sie alle nicht. Das jüngste Opfer in der Familie war gerade 6 Monate alt.

Und jetzt erzählt IHR doch mal!

Meine Oma musste damals vor den Partisanen flüchten und hatte noch Bilder wie diese in ihr Dorf einfielen um die Deutschen Zivilisten zu töten. Den Nachbarsjungen zwangen sie seinen Vater mit dem Hammer zu erschlagen um seine Schwester und sich zu retten, den Mann meiner Oma, also meinen Opa haben sie in einen Brunnen geworfen wie viele andere Männer auch.
Der andere Opa war bei der Waffen-SS und redete bis zu seinem Tode fast nur gutes über Herrn Hitler. Lag wohl auch daran daß er doch zu einem sehr ansehnlichen Wohlstand kam den er bis zu seinem Tode genießen konnte.

Grenzer
12.04.2011, 20:28
Ich habe meinen Onkel leider nicht kennenlernen dürfen !

!

Und ,- da ich stolz auf meine Familie bin ,-
setze ich meinen Vorfahren hiermit im Forum
mit diesem Bild ein postumes Denkmal !

http://666kb.com/i/bsl31nnp2dqhvrjg5.jpg

( rechts der Onkel . links mein Papa ,- Mitte mein Opa... ! )

AnastasiaNatalja
12.04.2011, 21:09
Das klingt auch nach viel Leid und Kummer und Tränen. Obwohl meine Mutter immer gesagt hat: "Für Tränen hatten wir keine Zeit. Man sah nur wenige Menschen damals weinen."

Ja, es ist manchmal eine gewisse Melancholie da. Was wäre, wenn... es diesen verfluchten Krieg nicht gegeben hätte? Keine Rote Armee, keine Vertreibungen, keine Erschießungen, keine KZ, keine Bomben.

Aber das ist eigentlich witzlos. :rolleyes:

Nur so als Tipp: Wenn noch irgendjemand aus der Familie Dokumente aus dieser Zeit besitzt, solltest du sie an dich nehmen, wenn möglich. Ich finde es wichtig, dass Zeitdokumente nicht auf den Müll landen, wenn die jeweilige Person stirbt oder auch vielleicht ins Altenheim geht.

Mein Vater hat den Wehrmachtspaß meines Urgroßvaters. Du kannst dir sicher sein, dass er wie ein Schatz gehütet wird :]

Nur die Schrift ist etwas schwer zu lesen:(

DieLara
12.04.2011, 23:25
Mein Vater hat den Wehrmachtspaß meines Urgroßvaters. Du kannst dir sicher sein, dass er wie ein Schatz gehütet wird :]

Nur die Schrift ist etwas schwer zu lesen:(

Ja, DEN hab ich auch! :] Von meinem Großvater. Die Schrift ist noch in Sütterlin geschrieben und deshalb schwer zu lesen.
Und noch diverse Postkarten habe ich, die er nach Hause schickte. Ein komisches Gefühl, die in die Hand zu nehmen und seine Handschrift zu sehen.
Alle kamen von der Insel Helgoland, da war er stationiert, bis man ihn wegen gesundheitlicher Probleme im Sommer 1944 nach Hause schickte.
Viel hat er von seiner "Freiheit" dann leider nicht mehr gehabt.
Ganz oft nachts Bombenangriffe, weil nebenan eine große Zeche war. Die wollte man wohl zerstören; traf aber immer den nur den Stadtteil. Die Zeche stand nach dem Krieg unversehrt; die gesamte Umgebung war dafür ein einziges Trümmerfeld.

Und am Schlimmsten sollen dabei die Brandbomben gewesen sein.

Übrigens: Danke für die Zusammenführung der Threads!
Da habe ich ja noch viel zu lesen!

GG146
12.04.2011, 23:33
Ganz oft nachts Bombenangriffe, weil nebenan eine große Zeche war. Die wollte man wohl zerstören; traf aber immer den nur den Stadtteil. Die Zeche stand nach dem Krieg unversehrt; die gesamte Umgebung war dafür ein einziges Trümmerfeld.

Nächtliche Bombenangriffe haben nicht direkt auf Anlagen der Kriegsindustrie gezielt, weil man die nachts mit der damaligen Technik sowieso nicht treffen konnte, zu kleine Ziele.

Alle nächtlichen Bombenangriffe (britische Strategie) haben mit voller Absicht auf die Wohngegenden der Zivilbevölkerung gezielt, während die Amerikaner den Part übernommen hatten, unter Inkaufnahme hoher Eigenverluste tagsüber anzugreifen und auf die Industrieobjekte zu zielen.

DieLara
13.04.2011, 00:17
Nächtliche Bombenangriffe haben nicht direkt auf Anlagen der Kriegsindustrie gezielt, weil man die nachts mit der damaligen Technik sowieso nicht treffen konnte, zu kleine Ziele.

Alle nächtlichen Bombenangriffe (britische Strategie) haben mit voller Absicht auf die Wohngegenden der Zivilbevölkerung gezielt, während die Amerikaner den Part übernommen hatten, unter Inkaufnahme hoher Eigenverluste tagsüber anzugreifen und auf die Industrieobjekte zu zielen.

Danke! Nachvollziehbar! Wahrscheinlich hat die Bevölkerung das als Angriffe auf die Zeche gewertet. Jedenfalls haben sich alle gewundert, warum die Zeche nie getroffen wurde.

ErhardWittek
13.04.2011, 01:08
Danke! Nachvollziehbar! Wahrscheinlich hat die Bevölkerung das als Angriffe auf die Zeche gewertet. Jedenfalls haben sich alle gewundert, warum die Zeche nie getroffen wurde.
Die Deutschen waren viel zu anständig, um sich die Niedertracht der Alliierten auch nur im Ansatz vorstellen zu können.

Sie wußten eben nichts von Herrn Lindemann und seinen ausgeklügelten Plänen über die effektivste Bombardierung von dichtbesiedelten deutschen Wohngebieten.

Und auch heute noch sind die Deutschen mitleiderregend naiv und gutgläubig und sie können sich nicht vorstellen, daß die Alliierten nach wie vor die schrecklichsten Monstren sind, die uns jederzeit bedenkenlos wieder bombardieren würden. Sie halten sie sogar für "Freunde und Verbündete". Und zwar einfach deshalb, weil man ihnen das so gesagt hat.

DieLara
13.04.2011, 02:34
Über jene verhängnisvolle Nacht, in der mein Großvater zu Tode kam, ist öffentlich berichtet worden. Es gab wohl auch Zeitungsberichte, hat mir meine Mutter erzählt. Einen davon hat sie aufbewahrt, weil da Namen veröffentlicht wurden; unter anderem auch der meines Großvaters. Leider habe ich den nicht mehr in ihrem Nachlass gefunden.

Jene Nacht, es war der 21.11.1944 wurde meine Mutter (damals 15 J.) wach, weil die Sirenen gerade beim letzten Warnton angekommen waren. Bombenalarm; kannte sie ja.
Aber das war viel zu spät, sie waren alle nicht rechtzeitig wach geworden... da verstummte der letzte Warnton vollends und gleichzeitig fielen in einiger Entfernung schon die ersten Bomben. Sie sprang aus dem Bett, weckte ihre Schwester (11 J.), rannte nach nebenan und weckte die Eltern. Bummmm... ein Einschlag, diesmal schon etwas näher. Mein Großvater sagte den Kindern, sie sollten ihre Koffer nehmen und schon mal zum Luftschutzbunker (200 m) laufen. Sie würden nachkommen.
Anziehen brauchte sich niemand, alle schliefen seit einiger Zeit mit Kleidung. Nur noch Mantel drüber, Koffer (die immer bereit standen) genommen und los.
Vor der Haustür kam die nächste Bombe und traf ein Haus am Ende der Straße. Der Luftdruck nahm ihnen kurz den Atem, aber sie rannten weiter. Bloß weg in die Sicherheit. Etwa 50 m vom Haus entfernt hörten sie das typische Geräusch, wenn eine Bombe ankommt. Sssssssssssss.... Bumm.... die Bombe landete genau in eine Reihe von Bäumen. Dort stand, nur schemenhaft erkennbar, eine Familie mit Kindern. Meine Mutter und ihre kleine Schwester wurden von dem Luftdruck auf die Erde geschleudert und landeten ziemlich unsanft.
Meiner Mutter waren die Schuhe weggerissen worden und sie hatte ein paar kleine Schürfwunden im Gesicht; ihre Schwester schien unverletzt. Beide rappelten sich auf, waren froh, dass die Koffer heile geblieben waren und liefen weiter.
Sie machten dann einen Bogen um den entstandenen Bombenkrater und liefen die Straße entlang... an den nächsten Bäumen vorbei.
Erst da sahen sie, dass die "Reste" der gesamte Familie, die sie gesehen hatten, unter diesen Bäumen lagen. Einzelne Arme, Beine, zwei abgerissene Köpfe, aus denen die Gehirne und Blut tropften.
Völlig geschockt rannten sie daran vorbei und kamen endlich zum Eingang des Luftschutzbunkers. Dort war die Hölle los. Es gab zwei Eingänge, einer von der Westseite, der andere lag auf der Ostseite. Und sie standen jetzt an der Westseite, wo nichts mehr vor und zurück ging.
Also liefen sie zur Ostseite wo es tatsächlich leerer war. Sie kamen somit heile unten an und setzten sich auf eine freie Bank in einen der vielen kleineren Räumen, um auf die Eltern zu warten.

Den nächsten Bombeneinschlag spürten sie, als die Wände des Luftschutzbunkers zu vibrieren begannen und das Licht anfing zu flackern. Das war der Moment, als die 11-Jährige anfing zu weinen. Meine Mutter hat sie dann beruhigt, ihr könne nichts passieren, sie seien in Sicherheit. Und die Eltern würden bestimmt gleich kommen. Statt der Eltern kam Unruhe in den Gängen auf. Menschen liefen hin und her, riefen irgendetwas, was aber nicht zu verstehen war, weil einfach zu laut. Auf einmal kam eine Frau in den Raum. Sie trug ein kleines Mädchen auf dem Arm, welches schlief. Und ohne zu fragen, übergab sie meiner Mutter die Kleine und meinte, sie solle mal kurz darauf aufpassen.
Meine Mutter nahm also dieses etwa 2-jährige Mädchen auf ihren Schoß. Die Unruhe auf dem Gang wurde noch größer. Dann kamen viele Menschen, die anderen Menschen offensichtlich beim Gehen halfen. Meine Mutter und ihre Schwester registrierten das. Sie sahen auch, wie immer mehr verletzte Menschen irgendwohin geführt wurden. Ahnten aber nichts Schlimmes. Dann kam auch schon der nächste Bombeneinschlag. Wieder spürten sie die Erschütterung in den Wänden; dann ging das Licht aus. Irgendwer machte Kerzen an und der Menschenstrom wollte kein Ende nehmen. Inzwischen war auch der Raum, wo meine Mutter saß, überfüllt. Der Sauerstoff wurde wohl auch etwas knapp, denn die Beiden wurden müde. Dann ging plötzlich das Licht wieder an. Erst jetzt sah meine Mutter, dass viele Verletzte im Raum waren. Eine Frau blutete am Kopf, eine andere hatte, wie sie auch, keine Schuhe mehr an. Eine weitere hielt sich den Brustkorb und rang immer wieder nach Luft. Die 11-Jährige fragte jetzt noch einmal nach den Eltern und meine Mutter meinte, die würden schon gleich kommen. Irgendwann fiel meiner Mutter auf, dass die Kleine auf ihrem Schoß sich gar nicht bewegte und wunderte sich, dass sie durch den Lärm nicht aufgewacht war. Und plötzlich kam ihr das komisch vor. Sie schaute genauer hin und sah, dass die Kleine tot war. Sie fragte in die Runde, ob jemand mal nach der Kleinen schauen könne; sie würde glauben, sie sei tot. Eine Frau stand dann auf, sah die Kleine an und... nickte. Diese Frau nahm dann das Kind und ging damit raus.

Die Panik auf der Westseite des Eingangs wurde durch einen nahen Bombeneinschlag ausgelöst. Draußen standen die Menschen und wollten rein (Treppe hinunter), als die Bombe in der Nähe einschlug. Diejenigen, die sich auf der Treppe befanden, wurden von der nachdrängenden Menge niedergetrampelt und/oder zu Tode gequetscht. Mein Großvater (44 J.) erstickte, meiner Großmutter wurde unter anderem über den Kopf getrampelt, als sie zu Boden stürzte.
Sie wurde dann in einen Raum im Bunker gebracht, die Toten hat man einfach liegengelassen, bis die Sirenen Entwarnung gaben. Danach hat man ihn mit anderen Toten auf Pferdekarren zur Leichenhalle gebracht. Leider kam er dort ganz unten zu liegen; die anderen hat man auf ihn drauf gelegt.
Das hatte zur Folge, dass weder meine Mutter noch deren Schwester oder meine Großmutter wussten, wo er abgeblieben war. Eine Bekannte meiner Großmutter hat sich dann bei ihr gemeldet und erzählt, dass mein Großvater im Todeskampf sich noch an ihren Hals festgeklammert hat, bevor sein Kopf dann auf ihren Schultern zu liegen kam. Als man begann, die Toten, die oben lagen, zu beerdigen, fand meine Mutter ihn. Und immer wieder hat sie erzählt, dass er rote Wangen gehabt und überhaupt nicht tot ausgesehen habe. (Nov. es soll sehr kalt gewesen sein, vielleicht deshalb?).
Sie war es auch, die ihm den Ehering vom Finger abzog.

Meine Großmutter starb 1951 mit 51 Jahren plötzlich und unerwartet. Sie hat sich aber nie mehr vollständig von den erlittenen Verletzungen erholt.

Insgesamt kamen in jener Nacht (genaue Zahl kenne ich nicht) etwa 50 Menschen im Bunker zu Tode. Ausschließlich auf der Westseite und ausschließlich auf der Treppe hinunter.

Das kleine Mädchen (zweieinhalb Jahre alt) ist wohl in der Menge ebenfalls erstickt, ihre Mutter und ihr Vater befanden sich auch unter den Toten. Alle Gräber existieren heute noch... auf einem extra angelegten "Ehrenfeld".

Als meine Großmutter 1951 starb, hat meine Mutter den Großvater dann doch noch umbetten lassen... ins Familiengrab.

Kara Ben Nemsi
27.06.2011, 09:27
http://www.emak.org/geschichten/Carola%20Thompson%20Kindheit.htm

Dann waren da immer diese englischen Soldaten. Sie kamen auf Motorrädern, Jeeps und manchmal Autos. Wir Kinder hatten alle Angst vor denen. Diese Soldaten misshandelten uns sexuell. Ich kann mich nicht erinnern ob ich auch ein Opfer von diesen Soldaten war (Filmriss) aber ich wollte nie ins Krankenzimmer, die in derselben Baracke waren, wie die Büros von Frau Klara Meier, die Heimleiterin.
Da war einmal eine bestimmte Nacht, ich wachte auf, weil ich zwei Jungs weinen hörte. Dann war da noch die Stimme einer der Erzieherinnen, Tante Ingrid. Ich wunderte mich weshalb die bei uns war, wo sie doch eine andere Kindergruppe hatte.
Ich hörte die beiden Junges. Sie weinten und wehrten sich und bettelten: "Bitte, bitte bring uns nicht dahin, wir wollen nicht dahin, die tun uns immer weh. Bitte, bitte wir sind auch ganz brav."
Diese Erzieherin schrie: „wenn ihr nicht freiwillig geht, prügle ich euch dorthin, und dann fing sie an, auf die beiden Jungs einzuschlagen. Sie gingen durch die Tür, die nie abschlossen war und ich schlich hinterher. Ich hatte soviel Angst aber ich wollte den beiden Jungs helfen. Als Tante Ingrid durch die Bürotüre, schlich ich mich zur Hinterseite des Hauses und wollte in die Fenster guckten.
Aber die meisten Fenster waren dunkel, nur 2 oder 3 waren hell erleuchtet. Die Fenster der Baracken waren niedrig aber ich war zu klein. Ich holte mir eine Holzkiste hinter der Küche, die ich dann zum ersten erleuchteten Fenster schleppte.
Da war das große Krankenbett, mit den kleinen Jungen Jürgen. Jürgen lag leblos und nackt und mit beiden Händen über dem Kopf ans Bett gefesselt. Sein linkes Bein war am Fußteil des Bettes gebunden, nur das rechte Bein lag angewinkelt. Ich guckte ihn mir an und dann sah ich das viele Blut, das von seinen Po so kommen schien, die Blut-Lache war groß, von seinen Hüften bis zum Knie und auf der Seite des Bettes. Ich war starr vor Schreck. Mehre Leute waren in dem selben Zimmer, die sich laut stritten.
Zwei davon waren Erzieherinnen. Eine hatte hellbraune Locken im kurzen Haarschnitt, und 2 Männer, ich glaube es waren die englischen Soldaten. Ich musste einfach weg, ich weiß nicht, wie ich zu meiner Baracke kam. Mir war es so schlecht und ich wollte nicht in mein Bett gehen, weil ich mich dort nicht übergeben wollte. Ich ging anstatt zur kleine Hecke die vor unserer Baracke wuchs und übergab mich dort. Es tat höllisch weh, ich würgte bis nichts mehr herauskam. Dann erst kroch ich wieder ins Bett.

nethead
01.07.2011, 01:23
Ein Onkel von mir verrottet noch irgendwo um Donesz herum

Bei Donesz war auch mein Grossvaeter vaeterlicherseits, er hat aber ueberlebt. Leider ist dieser verstorben als ich 5 Jahre alt war und da er wohl nie viel erzaehlt hat, insbesondere nicht ueber den Krieg, ist nicht sehr viel ueber seine Zeit in der Wehrmacht bekannt. Ich habe bei der Zustaendigen Stelle in Berlin um Informationen nachgefragt aber es hies das sein Soldbuch durch Kriegseinwirkung verloren gegangen sei. Man hat mir eine aus anderen Quellen rekonstruierte Liste seiner Einsaetze gesendet die ich aber leider nicht vorliegen habe.

Im Gegensatz zu meinem Grossvater muetterlicherseits, der viel Glueck gehabt hat, nahm mein Grossvater vaeterlicherseits an vielen der uebelsten Kaempfe an der Ostfront teil. Meine Grossmutter erzaehlte mir das mein Grossvater erst eine Stelle im Archiv der Spionageabwehr in Danzig hatte bis er, aus mir unbekannten Grund, den Boden mit einem Vorgesetzen "aufgewischt" hat.

Dies fuehrte zu einer Strafversetzung an der Ostfront als Panzergrenadier. Stationen aus den Unterlagen an die ich mich erinnern kann sind: Kiew, "Unternehmen Zitadelle" - Schlacht um Kursk, die Schlacht um Rostow am Don, schlacht um Charkow, Einsatz in der Kalmueckensteppe/Dnepr/Woronesch, dann Einsatz in der Naehe der Bahnlinie Kizljar-Astrachan, nahe der Küste des Kaspischen Meeres. Weiter oestlich sind deutsche Einheiten nie gekommen.

Mein Grossvater erkrankte einmal an Typhus, wurde von einer alten Russin gesundgepflegt und bekam dann Heimaturlaub um den Typhus gaenzlich auszukurieren. Eine mittelschwere Verwundung durch einen Granatsplitter an der Schulter rettete ihm das Leben da er (1942/43) so kurz bevor seine Einheit komplett aufgerieben wurde ins Lazarett kam.

Weiter bekannt ist mir das er sowohl in mehrere Nahkaempfe verwickelt war als auch im Einzelkampf, aus Bodenloechern heraus gegen anrueckende, russische Panzer im Einsatz war. Er muss mehrfach generische Handgranaten zurueckgeschleudert haben als auch aus Bodenloechern heraus Minen unter russische Panzer geheftet haben als die dafuer vorbereiteten Bodenloecher fuhren. Viele Soldaten kamen wohl in diesen Bodenloechern ums Leben.

Im rekonstruierten Soldbuch sind mehrere, fuer mich unerklaerliche Einsaetze die schnelle Truppenbewegung per Flugzeug vorausetzen zb. nach Serbien, wenn ich mich recht erinnere, enthalten.

Sein letzter Einsatz war an der Westfront wo er kurz vor Kriegsende in englische Gefangenschaft geriet. Meine Grossmutter erinnert sich das er sagte das einige seiner Kameraden beim Gefangenentransport nach Deutschland durch Belgien von Belgiern durch Steine die von Bruecken geworfen wurden getoetet wurden.

Auch sagte er aus das man ihm und anderen deutschen Soldaten in Gefangenschaft befohlen habe auf unter Flakbeschuss stehenden Fahrbahnkreuzungen aufstellungen zu nehmen. Viele seiner Kameraden wurden dann von deutschen Flakgarben die direkt in die Aufgestellten Kriegsgefangenen gingen niedergemaeht.

Seine weitere Kriegsgefangenschaft verlief wohl recht gut da mein Grossvater als sehr guter Sportler und erstklassiger Fussballer (er war vor und nach dem Krieg ein bekannter und erfolgreicher Fussballer) auch bei den ehemaligen Feinden beliebt war. Es fanden wohl viele Fussballspiele zwichen den englischen Aufpassern und den deutschen Gefangenen statt.

Nach dem Krieg arbeitete mein Grossvater bei der Kripo bis er in den 60ziger jahren bei einem Autounfall verstarb. Ich habe vor einigen Jahren in einem Gespraech mit seinem Bruder versucht mehr zu erfahren, aber der meinte mein Grossvater sei ein wortkarger Mann gewesen der weder ueber seine Arbeit bei Kripo und schon garnicht ueber den Krieg, den er wohl gehasst hat, geredet haette.

Die Geschichte meines Grossvater vaeterlicherseits erzaehle ich ein anderes Mal.

Lilly
01.07.2011, 02:18
Ich werde das auf einmal sicher gar nicht alles zusammenbringen. Ich fang mal mit meinem Opa mütterlicherseits an. Der war in Frankreich dabei und auf dem Russlandfeldzug gen Moskau. Mein Opa war von Beruf Metzger und hatte das Glück, als Koch nicht in den vordersten Reihen zu stehen. Dennoch hat er wohl genug Schlimmes erlebt. Ich bekam das aber nur aus den Erzählungen anderer aus meiner Familie mit. Von ihm selber weiß ich so gut wie nichts über diese Zeit; ich war erst zehn als er starb.

Ich habe noch ein Schmuckstück aus dieser Zeit, ein silbernes Armband mit Pariser Sehenswürdigkeiten. Es war ein Geschenk für meine Oma gewesen.

Registrierter
01.07.2011, 04:00
In dem Strang über das Nemmersdorfmassaker hat Ausonius geschrieben, dass sein Opa im Baltikum gestorben sei und keiner seiner männlichen Verwandten den Krieg ohne Verletzungen überstanden hätte. So kam ich auf die Idee mal zu fragen, ob nicht der eine oder andere Lust hat zu erzählen, was seine Familie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gemacht hat, wie es ihnen dabei ergangen ist; welche Rolle sie gespielt und auf welcher Seite sie gekämpft haben.


Also meine Familie war ganz durchschnittlich, nix besonderes. Eigentlich so wie alle anderen Deutschen eben auch in den Geschichtsbüchern seit dem Ersten Weltkrieg beschrieben werden.

Sie haben kleine Polen-Kinder gejagt und abends gebraten, im Keller einen extra Gasofen aufgestellt, um den Nazis zu helfen, die 6 Millionen-Marke für die Geschichtsbücher zu knacken, und wenn meine Großväter Langeweile hatten, haben sie an Hitlers Feldzügen zur Welteroberung teilgenommen, denn wer wollte damals nicht die Welt erobern.
So machten sie halt mit.

Pythia
01.07.2011, 04:07
Einige meiner Familie überlebten. Obwohl Überleben in Köln manchmal schwieriger war als an der Ostfront. Mein Alter und sein Schwager (mein Patenonkel) überlebten die Ostfront Dank blöder russischer Feinde, und Dank kluger russischer Feunde auch die Gefangenschaft.
http://www.24-carat.de/Forum/L-05.GIF
http://www.24-carat.de/mobi/images/Bombs-2.jpg

Registrierter
01.07.2011, 04:11
Königsberg 1945:
http://www.youtube.com/results?search_query=k%C3%B6nigsberg+1945&aq=f
http://www.youtube.com/watch?v=PaZqxS4Zo0A
http://www.youtube.com/watch?v=GWz4e2Tua1w

RUMPEL
14.07.2011, 22:49
jetzt weiß ich auch woher die Floskel "fi.. dich selber "kommt! :D

...und wenn das dann noch über den nicht ganz einfach zu beschreitenden Weg übers "Knie" geschieht, ist das alles zusätzlich noch als eine bewunderswerte sportliche Leistung zu betrachten. :))

dimart
15.07.2011, 00:04
Mein Grossvater väterlicherseits war in Russland, aber schon 1949 aus der Gefangenschaft entlassen worden. Mein Grossvater mütterlicherseits war in Polen und in Frankreich. Dort durch Verwundung kriegsuntauglich geschossen. War danach als HJ-Führer, zuletzt als "Führer des Führerkorps Nordmark", eingesetzt. Interessant ist das kleine Paradoxon, daß sein Onkel vor 1933 SPD-Mitglied war und nie NSDAP-Mitglied war. Dennoch, wohl beobachtet, aber nie verhaftet. Dieser Onkel hat meinem Grossvater einen sog. "Persilschein", den ich selbst gelesen hatte, ausgestellt. Mein Grossvater wurde daraufhin nur als Mitläufer eingestuft, mußte 40 Mark zahlen und war entnazifiziert. Sein Bruder allerdings ist in, wo auch sonst, Russland gefallen.Eine Grosstante mütterlicherseits, die Familie stammt aus Wesselburen in Dithmarschen, war mit dem Bruder von Max Pauly. dem KZ-Kommandanten verheiratet. Der wurde ja von den Briten hingerichtet. Die Familie Pauly stammt nämlich auch aus Wesselburen. Ansonsten wüßte ich nichts interessantes seitens meiner Familie zu berichten.

Lena9292
15.07.2011, 12:46
Mein Großvater mütterlicherseits war ein einfacher Tagelöhner bei Breslau. Seine Frau arbeitete als Dienstmagd beim Bauern und erzog alleine ihre 7 Kinder (wovon 2 zu Beginn des Krieges an TBC starben. Irgendwie bekam die Großmutter vermittelt über den dortigen Großbauern einen Kredit, damit die Familie ein eigenes Haus bauen konnte. Kurz nachdem das fertig war - mussten sie raus. Der Großvater und sein jüngster Sohn gingen zu den Fliegern. Beide starben angeblich noch vor dem ersten Einsatz - auch an TBC. Seltsamerweise aber bekam ich vom Suchdienst die Rückmeldung, dass der Sohn im Einsatz irgendwo über Frankreich abgeschossen wurde und fiel. Einige der anderen Kinder existieren gar nicht in den Unterlagen vom Suchdienst, der Großvater auch nicht. Großmutter wanderte mit den vielen noch minderjährigen Kindern und mit nur einem vollbepackten Handwagen über die Elbe bis nach Sachsen. Sie wohnten ab dann kostenfrei im Gemeindehaus eines Dorfes, während Großmutter dort wiede als Magd beim Bauern arbeitete, während dessen Söhne in der Stadt als LKW-Fahrer und Arbeiter ihr Geld verdienten. Das Dorf existiert heute nicht mehr. Es wurde 1965 abgebaggert ...

Was Mutter von damals noch erzählte ist - dass Oma völlig fertig war und unterwegs auf der Flucht Soldaten um Hilfe bat. Angeblich waren es Russen und sie zeigten nur mit dem Arm auf die Oder "da spring rein und Du hat es hinter Dir".

Der Großvater väterlicherseits war ein kleiner Bauer mit wunderschönem kleinen Haus an der Elbe - in Hermanitz. Sämtliche Suchanfragen auch beim Heimatbund brachten die einstimmige Antwort: eine Familie mit diesem Namen gabe es hier nicht. Ich selbst aber war dort 1971 mit zu Besuch und wir wurden sehr freundlich von ehemaligen Schulfreunden meines Vaters dort empfangen. Leider sprachen sie alle Tcheschisch und so verstand ich kein Wort ...
Die Söhne der Familie wurden als 16-bzw 14-jährige kurz vor Kriegsende eingezogen und kamen in Rumänien in Gefangenschaft. Nach dem Krieg wurden die alten Eltern von den Tschechen verjagt und die Familie traf sich in der Nähe von Gotha wieder ... Es gibt hier ebenfalls keine heute mehr lebende Verwandtschaft mehr.

Vater blieb ein ungelernter Arbeiter und Mutter bestand darauf, nur Mutter und Hausfrau sein zu müssen. Für die spätere Rente klebte sie Marken ...
Was für mich unvergessliches Erlebnis bleibt ist - dass wir irgendwann in den 80er Jahren beim Spaziergang im Wald für mich wildfremde Leute trafen - die aber meine Mutter von früher kannte. Mutter meinte noch, sie müssen Guten Tag sagen gehen .... und dann hörte ich die fremden Leute laut toben "Na Herta, Dir gehts wohl zu gut inzwischen, lebst auf hohem Fuße und kannst Dir inzwischen sogar ein Auto leisten!" (Trabbi!!!) --- Ich kann nicht verstehen, wieso Vater hierbei still blieb und mich zurück hielt. Mutter meinte später - das war die eine Tochter des Großbauern aus Breslau, bei der Oma gearbeitet hatte ...

Ebenso unvergesslich und für mich heute noch entsetzlich - als Vater starb, trug er immmer noch Granatsplitter in sich. Eingewachsen in Knochen. Es war eine Urnenbestattung und der Bestatter war nicht bereit zuzusichenr, dass man ihm die Granatsplitter tatsächlich mit in die Urne gibt und nicht entfernt. Sowas entscheiden die Krematorien für sich und darauf habe keiner Enfluss. Für mich - Leichenfledderei ...

PS: und mein persönliches "Erleben" nun seit 20 Jahren ist ---- waren meine Eltern und Großeltern hier in Ostdeutschland Fremde und an vielen Stellen unwillkommen --- sind es wir als nächste Generation nun als Ossis in "Deutschland". Als Deutsche.

tabasco
15.07.2011, 13:33
http://img715.imageshack.us/img715/1812/wojnas.png (http://imageshack.us/photo/my-images/715/wojnas.png/)

Mein Vater, war erst mit den Partisanen unterwegs und wurde dann zu Roten Armee einberufen, I. ukrainischer Front, kam mit der Roten Armee bis nach Polen, wurde in der Wisla-Schlacht (Weichsel-Oder-Operation) schwer verwundet.

Lilly
15.07.2011, 15:01
http://img715.imageshack.us/img715/1812/wojnas.png (http://imageshack.us/photo/my-images/715/wojnas.png/)

Mein Vater, war erst mit den Partisanen unterwegs und wurde dann zu Roten Armee einberufen, I. ukrainischer Front, kam mit der Roten Armee bis nach Polen, wurde in der Wisla-Schlacht (Weichsel-Oder-Operation) schwer verwundet.

Moment, hast du nicht eine Generation übersprungen?

tabasco
15.07.2011, 15:06
Moment, hast du nicht eine Generation übersprungen?Wieso?

PS: Mein Opa vaterlicherseits wurde noch vor dem II.WK mal spät abends "abgeholt" und von dem Opa mütterlicherseits ist wenig bekannt, da er im II. WK starb und die Oma (die auch starb bevor ich zu Welt kam) meiner Mutter wenig von ihm erzählte. Hast Du das gemeint?

Lilly
15.07.2011, 15:17
Wieso?

PS: Mein Opa vaterlicherseits wurde noch vor dem II.WK mal spät abends "abgeholt" und von dem Opa mütterlicherseits ist wenig bekannt, da er im II. WK starb und die Oma (die auch starb bevor ich zu Welt kam) meiner Mutter wenig von ihm erzählte. Hast Du das gemeint?

Soweit ich weiß, bist du noch ziemlich jung. Wenn dein Vater im 2. Weltkrieg noch Soldat gewesen war, musst du ein sehr "spätes" Kind gewesen sein.

tabasco
15.07.2011, 15:23
Soweit ich weiß, bist du noch ziemlich jung. Wenn dein Vater im 2. Weltkrieg noch Soldat gewesen war, musst du ein sehr "spätes" Kind gewesen sein.

Ich bin nun 35 und ja, ich bin ein spätes Kind.

Gryphus
15.07.2011, 15:54
Mein Uropa war Invalide, Gasvergiftung im 1. WK. Erst SPD, dann USPD, dann KPD. Hat Kommunisten vor den Nazis versteckt. Besaß ein Schwein, das er Adolf nannte. Bei einer Hausdurchsuchung wurde die ganze Wohnungseinrichtung zerschlagen, man konnte ihm aber nichts nachweisen.

Hatte einen guten Sinn für Humor, dein Uropa.

RUMPEL
17.07.2011, 20:53
Bei und wurden alte Männer zum Volkssturm eingezogen, die dann mit einem Gewehr herumstapften und nicht wußten, was sie damit tun sollten.
Allerdings in einer Keinstadt und drum herum auf dem Lande.

Woher hast Du denn die Nummer mit dem "Umherstapfen"? Du weisst schon, dass die "alten" Männer meistens durch ihre Einsätze im 1. WK ziemlich kampferprobt waren oder? Etwas anderes war es, wenn sie erst an den neuen Waffen ausgebildet werden mussten, was immer eine gewisse Zeit dauert. Dass die "V3" am Ende nichts mehr reissen würde, war aber natürlich jedem klar.

GnomInc
17.07.2011, 21:13
Woher hast Du denn die Nummer mit dem "Umherstapfen"?

Vielleicht aus ein paar Filmen ? da wird Volkssturm durchaus als quasi führungs -und ahnungsloser Haufen dargestellt..........

Dabei waren viele Volkssturm - Einheiten - besonders In Ostpreussen / Schlesien durchaus standhafte Verteidiger gegen die russischen Offensiven.

RUMPEL
17.07.2011, 22:36
Vielleicht aus ein paar Filmen ? da wird Volkssturm durchaus als quasi führungs -und ahnungsloser Haufen dargestellt..........

Dabei waren viele Volkssturm - Einheiten - besonders In Ostpreussen / Schlesien durchaus standhafte Verteidiger gegen die russischen Offensiven.

Das ist wahr. Die meisten waren ja tatsächlich WK1-Teilnehmer gewesen. Was fehlte, war natürlich die körperliche Beweglichkeit, im direkten Kampf eigentlich unerlässlich.

Ausserdem wurde der "Volkssturm" ( Volksmund "V3") keineswegs nur zur Heimatverteidiung eingesetzt, sondern war in Kämpfe auch ausserhalb der Reichslinien eingebunden, so z. B. in Böhmen-Mähren u.a.