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Vollständige Version anzeigen : Vollbeschäftigung



Braunbär
26.08.2009, 06:01
So manchen Partei tritt ein für millionen weniger Arbeitslose oder gar Vollbeschäftigung. Doch frage ich mich manchmal, wie soll das gehen und warum wird das überhaupt so sehr angestrebt? Wenn z.B. fünf millionen Menschen keine Arbeit haben, heisst das das diese fünf millionen Arbeitsplätze auch überflüssig sind. Denn Firmen gehen nur Pleite und müssen schließen wenn sie überflüssig sind und sie keiner oder kaum einer braucht. Ich denke es ist sehr sehr schwierig bis praktisch nicht durchführbar fünf millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, wenn sie doch eigendlich keiner benötigt. Vielleicht noch durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. So weit ich weiss wurde ja mal darüber Nachgedacht zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ganz Bayern zu überdachen. :hihi: In Japan versucht man die Arbeitslosigkeit unter anderem dadurch zu bekämpfen das man die Arbeitslosen mit Scheren bewaffnet öffentliche Grünflächen "mähen" lässt. Das kann es doch auch nicht sein. :rolleyes:

Also. Ich wollte hier einfach mal meine Gedanken zu diesem Thema äußern. Und zu diesem Hype Stellung beziehen, welche Partei verspricht am meisten Arbeitsplätze. Dieser Gedankengang ist mir kürzlich mal gekommen als wieder eine Firma in unserer Nähe dicht machen musste, und es Proteste der dort Arbeitenden Mitarbeiter gab. Natürlich ist das alles noch sehr unausgereift.

Ich würd jetzt gerne mal wissen was ihr davon haltet. Ob ich da totalen Schwachfug verzapfe, oder ob da was dran sein könnte.

Nationalix
26.08.2009, 06:40
Vollbeschäftigung ist natürlich ein hehres Ziel, aber auch schwierig und fast unmöglich zu erreichen. Dazu ist die Welt mittlerweile zu hoch technisiert.

Man muss zunächst die verschiedenen Arten der Arbeitslosigkeit betrachten (ich kürze mal mit einem A. ab), um diese besser zu verstehen.

-Friktionelle A. (A. zwischen zwei Arbeitsstellen)
-Saisonale A. (z. B. bei Sommer- oder Winterarbeit)
-Konjunkturelle A. (aufgrund der Nachfragesituation)
-Strukturelle A. (berufs- oder branchenbedingt)
-Sockel-A. (der kranke, faule oder anderweitig unfähige Bodensatz)

Friktionelle und saisonale A. sind meist kurzfristiger und vorübergehender Natur, bei den anderen Arten wird die Bekämpfung schon schwieriger, ich versuche das mal an einigen Beispielen zu beschreiben.

Was macht man, wenn die Nachfrage wegbricht oder bestimmte Produkte nicht mehr gekauft werden, weil sie veraltet sind? Die Mitarbeiter trifft es leider immer zuerst.

Was macht man, wenn man selber einen Beruf erlernt hat, der in 10 Jahren nicht mehr gefragt ist? Umschulen? ALG?

Was macht man mit Leuten, die nicht können oder wollen? Sämtliche Stütze streichen und in die Obdachlosigkeit entlassen? Oder Arbeitslager?

National gedacht, dürfte man im ersten Schritt freie Arbeitsplätze nur noch mit richtigen Deutschen besetzen. Im zweiten Schritt müsste man alle arbeitslosen Ausländer ausweisen, das entlastet schon mal die Kassen. Und so kann man das stufenweise immer weiter machen.

Deutschmann
26.08.2009, 07:14
Vollbeschäftigung im eigentlichen Sinne gabs in Deutschland nur 2 mal: während dem Wirtschaftswunder und bei unserm Schnurbart. Beide Situationen sind mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichbar - daher kann man das nicht als Beispiel für heute nutzen. Ich denke dass Vollbeschäftigung möglich wäre wenn man einerseits freie Arbeitsplätze ausschließlich mit Deutschen besetzen würde und anderseits die Regularien für den Erhalt von finanzieller Unterstützung bis hin zu Lebensmittelkarten reduzieren würde (bei Drückebergern). Die Waage zwischen schuldlos Arbeitslosen und Faulenzern kippt eben dank unseren hervorragenden Sozialsystem in die falsche Richtung.

Erg.: Jede Lobby (Handerkskammer, Industrie) wirbt ja um Migranten - warum nicht um Deutsche?

henriof9
26.08.2009, 07:38
Vollbeschäftigung im eigentlichen Sinne gabs in Deutschland nur 2 mal: während dem Wirtschaftswunder und bei unserm Schnurbart. Beide Situationen sind mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichbar - daher kann man das nicht als Beispiel für heute nutzen. Ich denke dass Vollbeschäftigung möglich wäre wenn man einerseits freie Arbeitsplätze ausschließlich mit Deutschen besetzen würde und anderseits die Regularien für den Erhalt von finanzieller Unterstützung bis hin zu Lebensmittelkarten reduzieren würde (bei Drückebergern). Die Waage zwischen schuldlos Arbeitslosen und Faulenzern kippt eben dank unseren hervorragenden Sozialsystem in die falsche Richtung.

Erg.: Jede Lobby (Handerkskammer, Industrie) wirbt ja um Migranten - warum nicht um Deutsche?

Du vergißt dabei einen Teil Deutschlands, wo es Vollbeschäftigung gab, in der DDR. :D

Alle die, welche dies also fordern oder wollen, sollten sich gut überlegen welche Geister sie damit rufen. :rolleyes:

Leila
26.08.2009, 08:00
-Sockel-A. (der kranke, faule oder anderweitig unfähige Bodensatz)

Gut, daß Du diese Kategorie zuletzt nanntest, denn sie macht den geringsten Prozentsatz der Arbeitslosen aus – wird aber von manchen Politikern gerne als erste genannt.

Beispiel: Ein Thurgauer Obstbauer suchte Apfelpflücker, fand jedoch keine in der Schweiz. Ich hörte selbst, wie ein Regionalpolitiker sagte: „Das kommt davon, weil die Sozialhilfeempfänger zum Arbeiten zu faul und die Sozialhilfeleistungen viel zu hoch sind.“ Die Wahrheit war: Der Obstbauer ließ Apfelpflücker aus Polen kommen, weil er diesen wesentlich weniger zahlen mußte. Dabei verdienten die Polen wiederum mehr als in ihrem Heimatland.

Gruß von Leila

Nationalix
26.08.2009, 08:40
Gut, daß Du diese Kategorie zuletzt nanntest, denn sie macht den geringsten Prozentsatz der Arbeitslosen aus – wird aber von manchen Politikern gerne als erste genannt.

Beispiel: Ein Thurgauer Obstbauer suchte Apfelpflücker, fand jedoch keine in der Schweiz. Ich hörte selbst, wie ein Regionalpolitiker sagte: „Das kommt davon, weil die Sozialhilfeempfänger zum Arbeiten zu faul und die Sozialhilfeleistungen viel zu hoch sind.“ Die Wahrheit war: Der Obstbauer ließ Apfelpflücker aus Polen kommen, weil er diesen wesentlich weniger zahlen mußte. Dabei verdienten die Polen wiederum mehr als in ihrem Heimatland.

Gruß von Leila

Ein Sockel gehört auch nach unten. ;)

Die Brandenburger Spargelbauern haben dasselbe Problem. Deutsche wollen keinen Spargel stechen, weil ihnen schon nach 2 Minuten der Rücken wehtut. Also kommen die Polen.

Die Frage ist doch aber, ob wir für Obst und Gemüse doppelte oder dreifache Preise bezahlen wollen, weil die Bauern den Erntehelfern mehr Lohn zahlen müssen.

Braunbär
26.08.2009, 09:10
Die Brandenburger Spargelbauern haben dasselbe Problem. Deutsche wollen keinen Spargel stechen, weil ihnen schon nach 2 Minuten der Rücken wehtut. Also kommen die Polen.


Sapperlot. Also ich wohne hier im westlichsten teil des westens der BRD. (ganz weit weg von polen). Wir haben also kaum eine möglichkeit auf polen zurückzugreifen. und ich meine zu wissen das bei einer ähnlichen arbeit wie spargel stechen sich genug deutsche jugendliche finden die für ein paar wochen oder monate da arbeiten um sich taschengeld zu verdienen oder das studium zu finanzieren.


Übrigens wollte ich mit meiner Strangeröffnung keine Diskussion starten wie man vollbeschäftigung erreicht, sondern wollte wissen ob der ganze rummel um das arbeitsplätze schaffen wirklich nötig ist. warum soll man arbeit schaffen die nicht gebraucht wird? ich denke das wenn jetzt auf gleich alle arbeit hätten, die meisten leute überflüssige arbeit verrichten würden.
Vielleicht hätte ich einen anderen Strangtitel nehmen sollen.

FranzKonz
26.08.2009, 09:18
Gut, daß Du diese Kategorie zuletzt nanntest, denn sie macht den geringsten Prozentsatz der Arbeitslosen aus – wird aber von manchen Politikern gerne als erste genannt.

Beispiel: Ein Thurgauer Obstbauer suchte Apfelpflücker, fand jedoch keine in der Schweiz. Ich hörte selbst, wie ein Regionalpolitiker sagte: „Das kommt davon, weil die Sozialhilfeempfänger zum Arbeiten zu faul und die Sozialhilfeleistungen viel zu hoch sind.“ Die Wahrheit war: Der Obstbauer ließ Apfelpflücker aus Polen kommen, weil er diesen wesentlich weniger zahlen mußte. Dabei verdienten die Polen wiederum mehr als in ihrem Heimatland.

Gruß von Leila

Die gleiche Diskussion gibt es jedes Jahr zur Spargelzeit. Irgendwann baut eben keiner mehr Obst oder Gemüse in Deutschland oder der Schweiz an, weil beides billiger importiert werden kann.

Die Flächen verwildern oder wir bezahlen Bauern für die Landschaftspflege.

Ausonius
26.08.2009, 09:41
Vollbeschäftigung im eigentlichen Sinne gabs in Deutschland nur 2 mal: während dem Wirtschaftswunder und bei unserm Schnurbart.

Nö, auch schon während des Kaiserreichs und aufgrund der speziellen verfassungsrechtlichen Lage in der DDR.


Ich denke dass Vollbeschäftigung möglich wäre wenn man einerseits freie Arbeitsplätze ausschließlich mit Deutschen besetzen würde und anderseits die Regularien für den Erhalt von finanzieller Unterstützung bis hin zu Lebensmittelkarten reduzieren würde (bei Drückebergern).

Selbst dann müsste es genügend freie Arbeitsplätze geben, um jeden arbeitslosen Deutschen zu versorgen (1. Fall). Ohnehin sind Ausländer hier immer die Sündenböcke: wenn sie nicht arbeiten, sind sie Sozialschmarotzer, wenn sie es tun, stehen sie natürlich selbstverständlich tüchtigen Deutschen im Weg.

2. Fall: ich finde, Hartz IVler bekommen nicht zu wenig, nicht zu viel.


Die Waage zwischen schuldlos Arbeitslosen und Faulenzern kippt eben dank unseren hervorragenden Sozialsystem in die falsche Richtung.

Eigentlich gibts dazu bisher noch überhaupt keine Untersuchungen, wie viele Faulenzer sind und wie viele schuldlos.

Vollbeschäftigung könnte einmal wieder möglich sein. Allerdings hat die Politik, so denke ich, viel weniger Einfluss drauf als Bürger glauben. Es hat mehr mit der Wirtschaftslage, aber auch demografischen Faktoren zu tun. Durch die Überalterung wird die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich schon innerhalb eines Zeitraums von 15 bis 20 Jahren deutlich sinken (dafür haben wir dann andere Probleme).

Leila
26.08.2009, 10:10
Seit Mitte der Neunzigerjahre stehe ich der Gewerkschaft nur noch ehrenamtlich zur Verfügung. Ich erlebte Dutzende Fälle, wie Menschen in die Arbeitslosigkeit getrieben wurden. Der technische Fortschritt und die Gewinnmaximierung waren stets die zwei Hauptursachen. Auch hierzu ein Beispiel. Eine auf Werbedrucksachen spezialisierte Schweizer Firma schloß die Druckerei. Die graphische Abteilung sandte fortan ihre Druckvorlagen per Internet in die Slowakei, wo sie viel kostengünstiger gedruckt werden konnten. Die Buchdrucker ‚durften‘ daheimbleiben und, wenn sie nach Ablauf der Arbeitslosenunterstützung noch immer keine neue Arbeitsstelle gefunden hatten, Sozialhilfe beantragen.

Subcomandante Erhard
26.08.2009, 10:34
-Friktionelle A. (A. zwischen zwei Arbeitsstellen)
-Saisonale A. (z. B. bei Sommer- oder Winterarbeit)
-Konjunkturelle A. (aufgrund der Nachfragesituation)
-Strukturelle A. (berufs- oder branchenbedingt)
-Sockel-A. (der kranke, faule oder anderweitig unfähige Bodensatz)


Da hat aber jemand sein VWL gelernt. :D :klatsch: :respekt:

Deutschmann
26.08.2009, 12:02
Nö, auch schon während des Kaiserreichs und aufgrund der speziellen verfassungsrechtlichen Lage in der DDR.



Selbst dann müsste es genügend freie Arbeitsplätze geben, um jeden arbeitslosen Deutschen zu versorgen (1. Fall). Ohnehin sind Ausländer hier immer die Sündenböcke: wenn sie nicht arbeiten, sind sie Sozialschmarotzer, wenn sie es tun, stehen sie natürlich selbstverständlich tüchtigen Deutschen im Weg.

2. Fall: ich finde, Hartz IVler bekommen nicht zu wenig, nicht zu viel.



Eigentlich gibts dazu bisher noch überhaupt keine Untersuchungen, wie viele Faulenzer sind und wie viele schuldlos.

Vollbeschäftigung könnte einmal wieder möglich sein. Allerdings hat die Politik, so denke ich, viel weniger Einfluss drauf als Bürger glauben. Es hat mehr mit der Wirtschaftslage, aber auch demografischen Faktoren zu tun. Durch die Überalterung wird die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich schon innerhalb eines Zeitraums von 15 bis 20 Jahren deutlich sinken (dafür haben wir dann andere Probleme).

Dazu gibts Untersuchungen - sei dir dessen sicher. ;)

Im übrigen sind Ausländer nicht die "Sündenböcke", sondern schlicht fehl am Platz wenn es der einheimischen Bevölkerung nicht gut geht.

politisch Verfolgter
26.08.2009, 12:52
Für Villa&Porsche und noch weit mehr dadurch per Erwerbsphase immer kaufkräftigerer Nachfrager gibts unermeßlich viel zu tun.
Per Arbeitsgesetzgebung ist genau das Gegenteil politisch gewollt.
Der Beleg dafür sind die deswegen laufend unterschlagenen Kurven der Eink./Verm.-Verteilung, die deswegen zudem mit der mentalen Verteilung nichts zu tun haben.

Seine LeistungsunterbindungsGesellschaft erzwingt das Regime per Zwangsarbeit, Enteignung, Lehnswesen und Berufsverbot.

Jeder kann begreifen: mittels Kaufkraftmaximierung per Ewerbsphase gibts unermeßlich viel zu tun.
Die materiellen Freiheitsgrade individueller Selbstverwirklichung sind unbegrenzt erweiterbar, indem wir uns dazu die Naturgesetze immer umfassender dienstbar machen.
Doch das Regime deklariert teilleistungsreduziert umverteilungs-marginalisierte KostenfaktorAffenschieber, die es als Kanonenfutter gegeneinander hetzt.

Damit bezweckt es VermögensFaktor 320 bis 933 Parallelwelten.
Dem irrwitzigen "Arbeitnehmer"Konstrukt ist jedes Gesetz zu entziehen.
Anbieter benötigen goldene Netzwerke, womit es unermeßlich viel zu tun gibt, deren Effizienz mit der Anzahl ihrer Mitglieder und bezahlenden Nutzer exponenziell zu nimmt.

Nationalix
26.08.2009, 14:39
Da hat aber jemand sein VWL gelernt. :D :klatsch: :respekt:

Ich habe zwar BWL studiert und kann den VWL-ern nichts abgewinnen, aber etwas ist eben hängen geblieben. :P