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Vollständige Version anzeigen : Streit um Pressefreiheit in Schweden



Erik der Rote
25.08.2009, 19:31
die ganze Sache errinert an den Karikaturenstreit jetzt mit anderen Vorzeichen

Beleidigungen, Morddrohungen, Boykott: Die heftigen Reaktionen auf einen fragwürdigen schwedischen Zeitungsartikel erinnern an den Karikaturen-Streit. Israels Außenminister beschimpft Schweden gar als antisemitisch. Doch Stockholm weist die Kritik zurück - und beruft sich auf die Pressefreiheit.

Schwedische Journalisten dürfen nicht nach Israel reisen

Inzwischen erinnert die diplomatische Fehde zwischen beiden Ländern fatal an den Karikaturen-Streit vor knapp vier Jahren. Nachdem die dänische Tageszeitung "Jyllands-Posten" kritische Karikaturen des Propheten Mohammed publiziert hatte, fühlte sich die islamische Welt provoziert. Arabische und islamische Regierungen verlangten von Kopenhagen eine offizielle Distanzierung.

In islamischen Hauptstädten gingen Zehntausende auf die Straßen, wütende Demonstranten verbrannten dänische Nationalflaggen und griffen dänische Botschaften an. Wie damals sein dänischer Kollege Anders Fogh Rasmussen verteidigt nun auch Stockholms Regierungschef Fredrik Reinfeldt sein amtliches Schweigen mit dem Hinweis auf die Pressefreiheit und lehnt erst recht jede Entschuldigung ab: "Niemand kann fordern, dass die schwedische Regierung gegen ihre eigene Verfassung verstößt."

Wie damals wird diesmal in Israel zu einem Warenboykott gegen schwedische Händler mobilisiert, allen voran gegen den Möbelhersteller Ikea. Wie damals werden wechselseitig Botschafter einbestellt, gibt es Morddrohungen gegen den Autor, wird Journalisten aus dem skandinavischen Norden die Einreise verweigert.


Auslöser war das ein frier Autor über den jüdisch israelischen Organhandel geschrieben hatte

"Diese Sache" - das ist ein Artikel des auflagenstärksten Massenblatts vom vorigen Montag, der das bilaterale Verhältnis zwischen beiden Ländern inzwischen schwer belastet. Ein freier Autor hatte in einem im Feuilleton versteckten Beitrag den Verdacht geäußert, die israelische Armee entnehme palästinensischen Opfern Organe für eigene Zwecke.

Der Artikel stand unter der Überschrift "Die Organe unserer Söhne werden geplündert" und beruft sich auf Gespräche mit palästinensischen Familien, führt aber keinerlei Belege für den Vorwurf an. Die israelische Regierung reagierte empört und sprach von "Blutlüge" - unter Anspielung auf alte antisemitische Vorurteile, nach denen Juden im Mittelalter Blut getöteter Christen-Kinder für religiöse Rituale nutzten. Premier Benjamin Netanjahu verlangt, dass die Regierung in Stockholm den Zeitungsbericht offiziell "verurteilt". Regierungsmitglieder und Kommentatoren sprechen von "antisemitischen Gräuelmärchen" und fordern "angemessene Reaktionen".

Die blieben in der schwedischen Metropole unter Hinweis auf die Pressefreiheit aus. Nur Botschafterin Elisabet Borssin in Tel Aviv nannte den Artikel in einem diplomatischen Alleingang "schockierend" und "widerlich", und bekam dafür in der Heimat ihrerseits heftige Schelte.

zum ganzen Artikel

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,644921,00.html

Frumpel
25.08.2009, 19:41
Au Backe, jetzt geht niemand mehr in Israel zu IKEA. Was machen die Schweden nun mit ihren vielen Imbusschlüsseln? :shrug:

Zero
25.08.2009, 19:46
Au Backe, jetzt geht niemand mehr in Israel zu IKEA. Was machen die Schweden nun mit ihren vielen Imbusschlüsseln? :shrug:

Einschmelzen und Hufeisen draus machen.
Soll Glück bringen.

frodo
25.08.2009, 19:58
Israel hat in unangemessener Weise reagiert. Die schwedische Regierung ist nicht verantwortlich für private Meinungsäußerung. Die Vorgangsweise Israels war falsch. Der Adressat des Widerspruches und der ultimativen Forderung nach Rücknahme der Behauptung hätte der Journalist sein müssen. Eine Klage hätte den Autor gezwungen seine Behauptungen zu beweisen.