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Vollständige Version anzeigen : Taschendiebstahl 1985 - 2005, ein Vergleich



Gothaur
09.03.2005, 15:40
Ich möchte hier ein Beispiel aufführen, was einem heute wiederfährt, wenn man Opfer eines Taschendiebstahls wird, und was passierte, wenn einem dieses vor 20 Jahren passierte.
Das ganze ist als ein Erfahrenbericht zu bewerten, beide Male hier in Mülheim an der Ruhr geschehen.
Die Stadt zu erwähnen, ist ganz besonders wichtig, da vor 20 Jahren Mülheim noch die Stadt mit dem höchsten Polizeiaufkommen/pro Kopf in NRW war, wir hatten hier relativ sogar noch mehr Bullerei, als unsere Landeshauptstadt Düsseldorf. Im Vergleich gesehen, - natürlich.
Vor 20 Jahren wurde mir im Kaufhof eine Geldbörse aus der Tasche gezogen, wir konnten den Täter sogar noch verfolgen, aus dem Kaufhaus raus in die unmittelbar daran mündende Fußgängerzone. Das Personal im Kaufhof rief die Polizei an (bitte bedenken, 1985 gab es noch keine Handys!) und 3 Minuten später war die Polizei bereits mit 3 Streifenwagen im Innenstadtbereich, 8 Minuten später waren es sogar 5 Wagen, da noch 2 weitere aus dem zweiten Wachbereich hinzugekommen waren. Ich/wir (meine Frau + Freunde) gaben eine detaillierte Personenbeschreibung ab, und die sog. Nahbereichsfahndung führte sogar zum Erfolg, der Dieb wurde geschnappt. (Was im übrigen nicht die Regel war, - 6 von 10 entkamen in solchen Fällen, und vier wurden geschnappt, und das war dann aber dennoch schon ein Erfolg.
Vor einer Woche nun, wurde durch zwei Trickbetügern, - Profis mit Fingern, die offensichtlich mit annähernder Lichtgeschwinidigkeit hantieren können, meiner Frau unter ihren Augen aus ihrer Geldbörse 250 Euro geklaut. Betrüger, die darauf spezialisiert sind, und ja, sie gehören einer ethnischen Minderheit an, und reisen extra hier ein, und nein, es sind keine albanischen Kinderbandidos!
Dies geschah in einem Edeka-Laden, und meine Frau rief sofort die Polizei an, - mit Handy! Aber die Polzei kommt mittlerweile für solche Delikte nicht mehr raus, sondern meine Frau wurde aufgefordert, zur Dienststelle zu kommen, und dort würde eine Anzeige aufgenommen.
Das machte sie dann auch, und mußte verblüfft feststellen, daß aber auch garnichts erstmal unternommen wird - im übrigen GENERELL NICHT!!!!, bei solchen Delikten. Da diese nicht die Haupdiensstelle der Polizei in Mülheim war, wo die Anzeige aufgenommen wurde, teilte man ihr mit, daß sie weitere Nachricht vom entsprechenden Kommissariat erhalten würde. Das geschah dann auch heute, und nach über einer Woche !!!, konnte sie da mal in eine Kartei Einblick erhalten, ob eventuell die Diebe schon aktenkundig waren.
Und ansonsten, - kann man es eh vergessen. X(
Doch warum ist das jetzt so? Weil -
1. die Polizei hier in Mülheim mehr als halbiert wurde, bei gleichzeitig ansteigenden Delikten.
2. die Polzei selber keine Streife mehr fährt, - vor 20 Jahren waren im Stadtgebiet immer mindestens 4 Wagen draußen, fuhren, oder standen im Bereitstellungsraum, aber das ist mittlerweile vorbei.
Denn jeder Streifenwagen darf am Tag nur noch "undokummentiert" maximal 50 km fahren. Undokummentier heißt halt - Streife fahren, eine Auflage, die für ganz NRW gilt, - Einsparung halt. so ist aber halt Polizei auch nicht mehr präsent, und auf Grund von anfallenden Kosten werden auch immer mehr Delikte, nicht mehr entsprechend bedient.
3. man glaubt es kaum, aber der Kommissar teilte es uns heute mit, es eine Anordnung von oben gibt, hinsichtlich ausländischer Delikte, und Vorgänge nicht übermäßig "überspitzt" zu reagieren. 8o
Das konnte ich dann allerdings überhaupt nicht mehr nachvollziehen, und auf meine Frage hin, ob wir denn mehr berücksichtigt würden, wenn es sich um eindeutig deutsche Täter gehandelt hätte, grinste der Scheriff nur.
Etwas ähnliches hatte ich ja schon gehört, daß hier in Mülheim hinsichtlich unserer ausgedehnten und umfassenden Drogenszene am HBF, die ausschließlich durch Schwarze kontrolliert wird, es ähnliche Anweisungen gibt.
Mülheim ist ja zudem Umschlagplatz, was härtere Drogen angeht, aus dem ganzen Ruhrgebiet kommen Schwarze mit der Bahn hierhin, und kaufen zwecks Weitervertrieb ein.
Die Situation wird sich im übrigen in Mülheim, hinsichtlich seiner Polizei noch mehr verschlechtern, da ja jetzt die einzelnen Polizeidirektionen zusammengeführt. und so rationiert werden.
So wird Mülheim seine Hauptdienststelle, und somit auch die Kommissariate verlieren, die werden nach Essen verlegt, und zukünftig nur noch 2 Wachen haben.
Wem also dasselbe in Zukunft passiert, darf dann zur Karteieinsicht und möglichen Identifizierung nach Essen fahren. :rolleyes:
Das ist der Unterschied, wie die Polizei vor 20 Jahren, und wie sie jetzt in Mülheim strukturiert ist.
Achja, und ehe ich es vergesse, Mülheim hat knapp 170000 Einwohner, und liegt zwischen Essen, Oberhausen, und Duisburg, und ca 25 km von Düsseldorf entfernt.
Es war mal ein sehr reiche Schlafstadt, sehr viele arbeiteten in den größeren Nachbarstädten und wohnten hier. Dies war auch mit ein Grund, warum hier die Polizei so überproportional vertreten war.
Gothaur

sunbeam
09.03.2005, 15:56
Moral von der Geschicht, traue deutschen Beamten nicht...!

Touchdown
09.03.2005, 15:58
Ich habe auch das Gefühl, dass man es dem Verbrechen heute zu leicht macht. Da hilft es nur, besser auf seine Sachen aufzupassen.

Dass ein Trickbetrüger 250 Euro aus der Tasche deiner Frau klauen konnte hat bestimt auch etwas mit Fahrlässigkeit ihrerseits zu tun.
Das soll jetzt auf keinen Fall das Verbrechen schönreden oder rechtfertigen, aber es heisst ja: "Gelegenheit macht Diebe"...

Die Polizei drückt heute bei allen möglichen "Kleinigkeiten" die Augen zu, sei es bei Taschendiebstählen, beim Kiffen oder beim Fahrradfahren ohne Licht...

Gothaur
09.03.2005, 16:09
Ich habe auch das Gefühl, dass man es dem Verbrechen heute zu leicht macht. Da hilft es nur, besser auf seine Sachen aufzupassen.

Dass ein Trickbetrüger 250 Euro aus der Tasche deiner Frau klauen konnte hat bestimt auch etwas mit Fahrlässigkeit ihrerseits zu tun.
Das soll jetzt auf keinen Fall das Verbrechen schönreden oder rechtfertigen, aber es heisst ja: "Gelegenheit macht Diebe"...

Die Polizei drückt heute bei allen möglichen "Kleinigkeiten" die Augen zu, sei es bei Taschendiebstählen, beim Kiffen oder beim Fahrradfahren ohne Licht...
es geht mir in erster Linie um die Tatsache, daß gerade hinsichtlich der Exekutive immer mehr Einsparungen vorgenommen werden, aber andererseits der Polizei ja auch immer mehr aufgebürdet wird.
Es gibt halt in den Städten keine Präsenz mehr, eben weil Polizei keine Routinestreifen mehr durchführen kann.
Zudem, auch noch ein Fakt, - früher hatten beide Dienststellen ihre eigenen Tankstellen auf dem Hof, und die Hauptdienstelle verfügte über eine eigene Werkstatt. Alles ist nu weg, und für sämtliche Polizeiwagen gibt es nur eine Tankstelle, die sie anfahren dürfen. Das geht natürlich auch auf Kosten der verfügbaren Kilometer.
Im übrigen drückt die Polizei nicht ein Auge zu, sondern sie hat ihre Anweisungen, wie vorzugehen ist, und was sie unterlassen sollen.
Das ist schon ein Unterschied.
Gothaur
Ps.: Fahrlässigkeit? Bestimmt, in einen gewissen Rahmen, der Rest ist Geschwinidigkeit, Training halt, und die Aussage der Polizei, daß dies so gut wie immer klappt. beweist mehr Können, als Fahrlässigkeit der Betroffenen.

trib996
09.03.2005, 16:30
Das macht einen Rasend vor Zorn.

X( :(

Beavis
09.03.2005, 16:54
Ja , ein schönes Beispiel , wie es so geht, wenn die Polizei nicht mehr ausreichend handlungsfähig ist.
In Berlin sieht es auch schlimm aus , wenn nicht sogar noch schlimmer . Dort wurden um die 500 Berliner Polizisten nicht übernommen , nach der Ausbildung u. versehn ihren Dienst jetzt in Hamburg . Dafür gibs in Berlin immer mehr Problemkieze ( rechtsfreie Räume ) was natürlich abgestritten wird, so etwas gibt es in Berlin nicht .

Gruss Beavis

W.I.L.
09.03.2005, 16:59
Die deutsche Polizei ist auch die einzige in Europa (neben irgend einem Staat aus dem ehemaligen Ostblock) die noch analogen Polizeifunk benutzt. Alle anderen Länder haben längst auf digital umgestellt. Jeder Depp kann siech ein japanisches Radio kaufen (hat nen höheren Frequenzbereich) und damit Polizeifunk hören. Bis 2010 soll unsere Polizei alllerdings auch (schon) auf diesem Stand der Technik sein.
Ach ja, das wird ewig vor sich hergeschoben, aber in BaWü soll die Polizei jetzt blaue Uniformen tragen - dieses Prestigeprojekt wird natürlich schnell durchgeführt.

"aus dem ganzen Ruhrgebiet kommen Schwarze mit der Bahn hierhin, und kaufen zwecks Weitervertrieb ein."

Ich denk jetzt nicht dass nur Schwarze und sonstige Ausländer Drogen kaufen. Es gibt genauso deutsche Dealer!

Roberto Blanko
09.03.2005, 17:04
...
Vor einer Woche nun, wurde durch zwei Trickbetügern, - Profis mit Fingern, die offensichtlich mit annähernder Lichtgeschwinidigkeit hantieren können, meiner Frau unter ihren Augen aus ihrer Geldbörse 250 Euro geklaut. Betrüger, die darauf spezialisiert sind, und ja, sie gehören einer ethnischen Minderheit an, und reisen extra hier ein, und nein, es sind keine albanischen Kinderbandidos!
...

Ich wurde auch schon Opfer dieser Leute. So schnell kannst Du nicht gucken und weg ist Dein Geld. Bei mir waren es damals zum Glück nur 50 Euro. Aber ich habe das Geld gerne bezahlt, als Lehrgeld sozusagen. Das sind echte Künstler. Im Zirkus muß ich auch bezahlen, wenn ich Künstler sehen will.

Ich habe draus gelernt und passe seit dem auf mein Geld auf. Einmal Lehrgeld zu bezahlen ist ok, zweimal Dummheit.

Gruß
Roberto

Gothaur
09.03.2005, 17:23
Ich wurde auch schon Opfer dieser Leute. So schnell kannst Du nicht gucken und weg ist Dein Geld. Bei mir waren es damals zum Glück nur 50 Euro. Aber ich habe das Geld gerne bezahlt, als Lehrgeld sozusagen. Das sind echte Künstler. Im Zirkus muß ich auch bezahlen, wenn ich Künstler sehen will.

Ich habe draus gelernt und passe seit dem auf mein Geld auf. Einmal Lehrgeld zu bezahlen ist ok, zweimal Dummheit.

Gruß
Roberto
Ja, nur findet dies, laut Polizei, oft genug vor Banken statt, und oft genug sind gerade die Opfer, die nicht so ohne weiteres den Verlust der Knete verknusen können.
Gothaur

Roberto Blanko
09.03.2005, 17:32
Ja, nur findet dies, laut Polizei, oft genug vor Banken statt, und oft genug sind gerade die Opfer, die nicht so ohne weiteres den Verlust der Knete verknusen können.
Gothaur

Mir tat es sehr weh, glaube mir. Sollte auch keine Rechtfertigung werden. Aber immer noch besser als Leute niederprügeln und ihnen dann das Geld wegnehmen.

Trickbetrug ist irgenwie cool. Ein zweischneidiges Schwert halt.

Gruß
Roberto

Scotty
09.03.2005, 17:53
Moral von der Geschicht, traue deutschen Beamten nicht...!
Ich weiß nicht, ob das nicht ein wenig blauäugig gedacht ist. Die Beamten selber können ja noch am wenigsten dazu. Die Motivation, die sehr viele mitbringen, wird von oben aus langsam, aber stetig, immer mehr gedämpft durch Einsparungen, Stellenabbau, keine Beförderungschancen. Da dürfte die Politik, egal welcher Couleur eher der Grund für solche Verschlechterungen sein.

Gothaur
09.03.2005, 18:00
Mir tat es sehr weh, glaube mir. Sollte auch keine Rechtfertigung werden. Aber immer noch besser als Leute niederprügeln und ihnen dann das Geld wegnehmen.

Trickbetrug ist irgenwie cool. Ein zweischneidiges Schwert halt.

Gruß
Roberto
Nun, die haben aber auch schon zugehauen, und sind abgehauen. Denn Trickbetrug bleibt es nur solang, wie die Aktion an sich erfolgreich ausgeführt werden kann, aber stell Dir vor, Du bemerkst es, und greifst nach der Hand in der Geldbörse. Da sieht dann die Sache ganz schnell anders aus. Zumal die zu zweit arbeiten. Das Problem ist halt, daß sowas eine gefährliche Eigendynamik annimmt, die übelst ausgehen kann.
Eine 80jährige hatten die beiden bereits auf dem Gewissen, - indirekt. Die erwischten sie bei der Postbank, klauten erst das Geld, und ein Passant merkte das und warnte die alte Frau lauthals. Ergebnis, die Kerle schubsten die alte Frau nieder, die holte sich einen Oberschenkelhalsbruch, in Folge eine neue Hüfte, Pflegefall, Wohnung weg, und jetzt siecht sie im Altenheim vor sich hin. Und alles nur, weil sie zum falschen Zeitpunkt ihre Rente holte.
Dumm gelaufen halt. Schadensersatz, oder Schmerzensgeld wird die nie erhalten, sollten die Diebe irgendwann mal geschnappt werden.
Gothaur

Gothaur
09.03.2005, 18:11
Ich weiß nicht, ob das nicht ein wenig blauäugig gedacht ist. Die Beamten selber können ja noch am wenigsten dazu. Die Motivation, die sehr viele mitbringen, wird von oben aus langsam, aber stetig, immer mehr gedämpft durch Einsparungen, Stellenabbau, keine Beförderungschancen. Da dürfte die Politik, egal welcher Couleur eher der Grund für solche Verschlechterungen sein.
Das stimmt allerdings, wenn schon, dann ist halt Ministern á la Behrens nicht zu trauen, die einem ja auch noch verklickern wollen, daß ja eigentlich weniger sogar mehr sein soll.
Aber es ist natürlich Behrens nicht nur alleine.
Im Fernsehen gab es Gestern u.a. auch wieder mal 'ne Doku,, was mittlerweile an Unmengen von Gütern von Osten her nach Deutschland eingeschmuggelt wird, wobei ja Deutschland auch nur oft genug Transitland ist. Jetzt droht aus Brüssel eine Vorgabe für den Zoll, daß nicht mehr im Inland auf Verdacht hin kontrolliert werden soll. Weil dies ja diskriminierend sein soll. Tol, besser kann man es den Schmugglern eigentlich auch dann nicht mehr machen.
Frust, das wird mal wieder das Ergebnis sein, wie so oft. Und dann wundernt man sich, daß aus Bullen irgendwann mal egoistische Zyniker werden, die auf die Rechtstaatlichkeit scheissen und an ihre eigene Zukunft und Auskommen denken. Aber so weitsichtig scheinen die Verantwortlichen nicht zu sein.
Gothaur

Roberto Blanko
09.03.2005, 18:11
Nun, die haben aber auch schon zugehauen, und sind abgehauen. Denn Trickbetrug bleibt es nur solang, wie die Aktion an sich erfolgreich ausgeführt werden kann, aber stell Dir vor, Du bemerkst es, und greifst nach der Hand in der Geldbörse. Da sieht dann die Sache ganz schnell anders aus. Zumal die zu zweit arbeiten. Das Problem ist halt, daß sowas eine gefährliche Eigendynamik annimmt, die übelst ausgehen kann.
Eine 80jährige hatten die beiden bereits auf dem Gewissen, - indirekt. Die erwischten sie bei der Postbank, klauten erst das Geld, und ein Passant merkte das und warnte die alte Frau lauthals. Ergebnis, die Kerle schubsten die alte Frau nieder, die holte sich einen Oberschenkelhalsbruch, in Folge eine neue Hüfte, Pflegefall, Wohnung weg, und jetzt siecht sie im Altenheim vor sich hin. Und alles nur, weil sie zum falschen Zeitpunkt ihre Rente holte.
Dumm gelaufen halt. Schadensersatz, oder Schmerzensgeld wird die nie erhalten, sollten die Diebe irgendwann mal geschnappt werden.
Gothaur

Tja, also sicherlich kein "opferloses" Verbrechen. Schon Übel.

Gruß
Roberto