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Vollständige Version anzeigen : Kann eine Gesellschaft ohne Radikalität existieren?



Klopperhorst
10.07.2009, 20:00
Poppers Stückwerktheorie macht dies glauben, daß man nur mit vielen kleinen Schritten das größte System erstellen kann. Aber ich halte nichts davon. Denn die wesentlichen Entwicklungen werden von Katastrophen getrieben, ob die Ökokatastrophe für die Arten oder der Krieg und die Radikalität für die menschliche Gesellschaft.

Steuert nicht eine Gesellschaft, die sich im Glauben ihrer inneren Ordnung und Gesetze wiegt, automatisch auf neue ordnende Katastrophen zu?

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Blue Max
10.07.2009, 20:35
Wie die Geschichte gezeigt hat, nein.

Auch die westliche Demokratie ist eine radikale Gesellschaft, die ohne Feinde nicht überleben könnte.

Der "Kampf gegen rechts" hat schon längst krankhafte Züge angenommen. Die Konsequenz: Die BRD radikalisiert sich immer mehr; mittlerweile leben wir in einer antifaschistischen Dikatur. Ohne ihr rechtes Feindbild wäre die BRD schon längst an ihren inneren Widersprüchen (Multikulti, Turbokapitalismus, Massenarmut, Massenarbeitslosigkeit, u.s.w.) zerbrochen.

Kenshin-Himura
10.07.2009, 20:39
Mit anderen Menschen schon, aber realistisch kann sie über längere Zeit überhaupt gar nicht existieren, egal ob mit oder ohne Radikalität. :))

malnachdenken
10.07.2009, 20:39
Auch die westliche Demokratie ist eine radikale Gesellschaft, die ohne Feinde nicht überleben könnte.

Ist dies aber nicht in jeder Gesellschaft so? Es wird ein Feind gebraucht, um sich zu legitimisieren?

Ich empfehle: Michael Kohlstruck, Erinnerungspolitik: Kollektive Identität, Neue Ordnung, Diskurshegemonie (http://books.google.de/books?id=frhBC-1YixMC&pg=PA173&lpg=PA173&dq=kohlstruck+erinnerungspolitik&source=bl&ots=rGV02aaYIf&sig=ESXq-FD-RijlPuyIPH53_uPgVHo&hl=de&ei=sphXSonPIdTn-Qb3sNnIDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1).

Gawen
10.07.2009, 20:59
Ist dies aber nicht in jeder Gesellschaft so? Es wird ein Feind gebraucht, um sich zu legitimisieren?

Ich empfehle: Michael Kohlstruck, Erinnerungspolitik: Kollektive Identität, Neue Ordnung, Diskurshegemonie (http://books.google.de/books?id=frhBC-1YixMC&pg=PA173&lpg=PA173&dq=kohlstruck+erinnerungspolitik&source=bl&ots=rGV02aaYIf&sig=ESXq-FD-RijlPuyIPH53_uPgVHo&hl=de&ei=sphXSonPIdTn-Qb3sNnIDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1).

Nur ist die linksliberale Diskurshegemonie halt zu einer unhaltbaren Stellung geworden in Zeiten des digitalen Strukturwandels... ;)

Und so sind die Liberalen von gestern zu den Zensoren von Morgen verkommen.


Die linksliberale Gutmenschen-Ideologie führt in genau die Diktatur, vor der die Welt retten zu wollen sie vorgeben. Es macht keinen Unterschied ob man gegen Plaeokonservative oder Juden hetzt, beides ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

"Wir dürfen die Verbreitung von Hass via World Wide Web nicht resigniert dulden, sondern müssen aktiv dagegen vorgehen. Ich werde mich deshalb auch weiterhin dafür einsetzen, dass strafbarer Hass im Internet gelöscht wird."
http://antifo.wordpress.com/2009/07/10/rede-von-frau-zypries-zur-internetzensur/

Der einzig erlaubte, nicht stafbare Hass ist der "Kampf gegen Rechts". ;)

malnachdenken
10.07.2009, 21:02
Nur ist die linksliberale Diskurshegemonie halt zu einer unhaltbaren Stellung geworden in Zeiten des digitalen Strukturwandels... ;)

Was in dem Text ist jetzt genau Linksliberal?

Meiner Meinung nach, lassen sich die Thesen auch auf die politischen Legitimierungen im Kaiserreich und 3.Reich anwenden. Von ausländischen Regierungen ganz zu schweigen.

Blue Max
10.07.2009, 21:17
Ist dies aber nicht in jeder Gesellschaft so? Es wird ein Feind gebraucht, um sich zu legitimisieren?

Ich empfehle: Michael Kohlstruck, Erinnerungspolitik: Kollektive Identität, Neue Ordnung, Diskurshegemonie (http://books.google.de/books?id=frhBC-1YixMC&pg=PA173&lpg=PA173&dq=kohlstruck+erinnerungspolitik&source=bl&ots=rGV02aaYIf&sig=ESXq-FD-RijlPuyIPH53_uPgVHo&hl=de&ei=sphXSonPIdTn-Qb3sNnIDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1).

Das will ich gar nicht bestreiten: Auch wir Völkischen brauchen unsere Feinde, um uns zu legitimisieren.

Nur: Wir sind nicht so verlogen und behaupten, wir wären Demokraten.

In einer wirklichen Demokratie dürfte es nämlich keine Feinde geben. Die Weimarer Republik war so eine und damit die einzige echte Demokratie. Die BRD ist eine "wehrhafte"/militante Demokratie und damit keine Demokratie mehr.

malnachdenken
10.07.2009, 21:23
Nur: Wir sind nicht so verlogen und behaupten, wir wären Demokraten.

Nein, Ihr würdet sagen Ihr seiet Deutsch und die anderen Undeutsch oder Antideutsch etc pp. Du bemerkst die Parellele?



In einer wirklichen Demokratie dürfte es nämlich keine Feinde geben. Die Weimarer Republik war so eine und damit die einzige echte Demokratie. Die BRD ist eine "wehrhafte"/militante Demokratie und damit keine Demokratie mehr.

Und was ist mit den Antidemokraten? Am Beispiel der Weimarer Republik sieht man doch, daß diese für die Republik schädlich sind.

Gawen
10.07.2009, 21:35
Und was ist mit den Antidemokraten? Am Beispiel der Weimarer Republik sieht man doch, daß diese für die Republik schädlich sind.

Definiere Res Publika, die öffentliche Angelegenheit...

Die US-Amerikaner haben einen Wahl-Diktator und zwei austauschbare, gleich korrupte neoliberale Blockparteien und kommen damit auch über die Runden.

In einem völkischen System könntest Du auch die Wahl zwischen verschiedenen Facetten der gleichen Grund-Strömung bekommen.

Würdest Du das als Demokratie bezeichnen?


Was unterscheidet die iranische von der US Demokratie? Die einen haben ihren Wächterrat, die anderen ihre ADL... ;)

malnachdenken
10.07.2009, 21:39
Definiere Res Publika, die öffentliche Angelegenheit...

Die US-Amerikaner haben einen Wahl-Diktator und zwei austauschbare, gleich korrupte neoliberale Blockparteien und kommen damit auch über die Runden.

In einem völkischen System könntest Du auch die Wahl zwischen verschiedenen Facetten der gleichen Grund-Strömung bekommen.

Würdest Du das als Demokratie bezeichnen?


Was unterscheidet die iranische von der US Demokratie? Die einen haben ihren Wächterrat, die anderen ihre ADL... ;)

In den USA wurde man nicht vom Staat verfolgt, wenn man gegen Bush demonstriert hat.

Alfred
10.07.2009, 21:39
.../schnitt...
In einem völkischen System könntest Du auch die Wahl zwischen verschiedenen Facetten der gleichen Grund-Strömung bekommen.

Würdest Du das als Demokratie bezeichnen?






Hast du dafür Beispiele? Gern auch Historische.

Gawen
10.07.2009, 21:44
Hast du dafür Beispiele? Gern auch Historische.

Nimm den Zionismus als Beispiel, alle Facetten völkisch in der Grundausrichtung, die einen säkular, die anderen religiös, die dritten sozialistisch.

Nur arabisch geht gar nicht.

http://www.heise.de/tp/blogs/8/121599

Alfred
10.07.2009, 22:17
Nimm den Zionismus als Beispiel, alle Facetten völkisch in der Grundausrichtung, die einen säkular, die anderen religiös, die dritten sozialistisch.

Nur arabisch geht gar nicht.

http://www.heise.de/tp/blogs/8/121599

Danke dir.

malnachdenken
10.07.2009, 23:18
Nur arabisch geht gar nicht.

http://www.heise.de/tp/blogs/8/121599

Ist das verwunderlich?


Die Begründung ist, dass die Pareteien zur Gewalt aufrufen, terroristische Gruppen unterstützen und das Existenzrecht Israels nicht anerkennen würden.

Gawen
11.07.2009, 10:11
Ist das verwunderlich?

Die Bildung einer legalen Opposition zu verhindern ist undemokratisch. :)

Die palästinensische Minderheit ist zu schützen und notfalls per affirmative action politisch zu fördern!

Oder gelten in Israel andere Spielregeln als in normalen Demokratien?


"Der Staat Israel ist demokratisch für Juden und Jüdisch für seine arabischen Bürger. Wir haben niemals gesagt, dass wir den Staat Israel nicht anerkennen. Wir sind ein Teil von ihm, aber wir werden niemals den Zionismus akzeptieren, der eine Ideologie mit dem Ziel ist, uns aus unseren Häusern zu vertreiben." Ähnlich scharf protestierte amal Zahalka, Parteichef von Balad: "Alles, was wir verlangen, ist Demokratie! Was fürchtet ihr euch, wenn wir Gleichheit verlangen? Wir sind die Söhne dieses Landes, wir sind hier geboren und wir wollen euch auch mit Gleichheit behandeln. Warum wollt ihr nicht?"

malnachdenken
13.07.2009, 21:54
Die Bildung einer legalen Opposition zu verhindern ist undemokratisch. :)

Umfasst die Legalität einer Opposition die Negierung des Existenzrechts des Staat in der diese Opposition handeln will mit ein?



Die palästinensische Minderheit ist zu schützen und notfalls per affirmative action politisch zu fördern!

Wird die palästinensische Minderheit denn unterdrückt? Ich meine diejenigen Palästinenser, die friedlich in Israel leben, nicht die Extremisten.

(Mal zur Definitionsfrage: Ist ein Palästinenser, der die israelische Staatsbürgerschaft besitzt und dem Staat friedlich gegenübersteht, überhaupt noch ein Israeli?)

PSI
14.07.2009, 08:01
Wer bestimmt eigendlich was "radikal" ist?

Das sind doch bloß die Definitionen der oberen 10.000, die das Volk nachquatscht; genauso wie je nach Belieben jemand ein "Terrorist" oder "Freiheitskämpfer" ist...

Hier fehlen klare Definitionen, an die sich auch gehalten werden muss;
ob der Klassenfeind "radikal" ist, oder nicht ist mir wurscht; er bleibt so oder so mein Feind.
Und ob er mich "Terrorist" nennt, oder "Rebell"ist mir auch egal, den das ändert nichts an der Natur der Situation...

Gryphus
14.07.2009, 11:03
Es kommt auf die Definition von Radikalismus an. Radikal ist immer das, was eine aktuelle Gesellschaftsform in extremen Zügen ändern will, oder diese auch gar vernichten wollen könnte. Je nach Gesellschaft sind jeweils andere Strömungen "radikal".

@Klopperhorst, meintest du mit deiner Frage eine immerzu radikale Politik oder Radikalismus in der Gesellschaft? Ersteres wäre wohl eine Umbruchsgesellschaft, zweiteres bietet ein ganz nettes Feindbild für bestehende Gesellschaftsnormen, so diese denn eines schaffen wollen. Am Sinn und Unsinn einer Umbruchsgesellschaft lässt sich ewig herumdeuten (eigentlich eine interessante Frage), am Sinn von Feindbildern lässt sich zweifeln.

Gryphus
14.07.2009, 11:07
Wer bestimmt eigendlich was "radikal" ist?

Das sind doch bloß die Definitionen der oberen 10.000, die das Volk nachquatscht; genauso wie je nach Belieben jemand ein "Terrorist" oder "Freiheitskämpfer" ist...

Hier fehlen klare Definitionen, an die sich auch gehalten werden muss;
ob der Klassenfeind "radikal" ist, oder nicht ist mir wurscht; er bleibt so oder so mein Feind.
Und ob er mich "Terrorist" nennt, oder "Rebell"ist mir auch egal, den das ändert nichts an der Natur der Situation...

Exakt! :top:

Rowlf
14.07.2009, 12:46
Nein, progressive Kräfte wird es immer geben.

Sauerländer
14.07.2009, 13:00
Nein, progressive Kräfte wird es immer geben.
Radikalismus = Progressivismus?

Rowlf
15.07.2009, 11:48
Radikalismus = Progressivismus?

Für mich persönlich schon. Wobei man da wohl regressive Kräfte einschließen müsste.

Apotheos
15.07.2009, 14:41
Peiper:


In einer wirklichen Demokratie dürfte es nämlich keine Feinde geben. Die Weimarer Republik war so eine und damit die einzige echte Demokratie. Die BRD ist eine "wehrhafte"/militante Demokratie und damit keine Demokratie mehr

Weshalb sollte eine wehrhafte Demokratie keine Demokratie mehr sein? Ein Staat der seine Herrschaft nicht verteidigt ist kein Staat. Ein Staat funktioniert nur dadurch, dass er ein Gewaltmonopol besitzt und seinen Herrschaftsapparat verteidigt. Das ist bei einer Demokratie natürlich auch notwendig.

Sauerländer
15.07.2009, 21:19
Für mich persönlich schon. Wobei man da wohl regressive Kräfte einschließen müsste.
In meinen Augen ist Radikalismus zunächstmal ein völlig neutraler Begriff, der nur die Bestrebung bezeichnet, im Wortsinne an die Wurzel der Probleme (bzw das, was man als solche zu erkennen glaubt) zu gehen, statt sich mit einzelnen Oberflächenphänomenen herumzuschlagen.
Anarchismus ist in diesem Sinne eine radikale Position, insofern es in Staatlichkeit, ja letztlich der Herrschaft von Menschen über Menschen überhaupt das zentrale Übel erblickt und damit, das kann man wohl so formulieren, an einen der Grundpfeiler so ziemlich sämtlicher Ordnungen der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende packt.
Genauso wäre jedoch zum Beispiel eine Position radikal, die gerade in allem, was bislang unter dem Begriff "Fortschritt" gelaufen ist, das den Menschen von seinem Wesen entfremdende Problem sieht (gibt es ja als Primitivismus auch in Verbindung mit Anarchismus).
Oder eine, die alles vom Phänomen der Rasse her deutet, und gerade in deren Vernachlässigung oder gar Negation das Kernproblem erblickt, das in fast allen sekundären Problemen zum Ausdruck kommt.
Oder indem man genau entgegengesetzt zum Anarchismus den Mensch als Hierarchiewesen begreift, der zu seinem eigenen Besten der Führung bedarf und im Interesse anderer diese führen muss, während der Verlust solcher Hierarchie zum Chaos führe.
Oder indem man einen Gott als Urgrund der Welt und Schöpfer der Moral annimmt, von dem und dessen Geboten sich abzuwenden niemals zu etwas Gutem führen kann, weshalb das uneingeschränkt zu unterbleiben hat.
Oder, oder, oder...