PDA

Vollständige Version anzeigen : Die 2. Revolution im NS



Klopperhorst
09.07.2009, 09:00
Neulich hörte ich, daß Goebbels, Röhm und andere im Jahre der Machtergreifung auch eine zweite Revolution durchführen wollten (im Sinne Maos), d.h. die Vernichtung der Rechten, der Wirtschaftsführer und der Reichswehr. Dies wurde aber von Hitler abgelehnt, im Gegenteil wurde beispielsweise der Allianz-Chef Reichswirtschaftsminister und andere Spinner abgesetzt, der Kampfbund des Deutschen Mittelstandes und andere Bewegungen verboten.

Hitler verstand damit den realexistierenden Nationalsozialismus nur als politische, nicht aber als wirtschaftliche Revolution.

Die Grundfrage ist, warum er später eine gegensätzliche Radikalität beim Russlandfeldzug durchführte? Warum war er gegen eine 2. Revolution?


---

Dayan
09.07.2009, 09:26
Neulich hörte ich, daß Goebbels, Röhm und andere im Jahre der Machtergreifung auch eine zweite Revolution durchführen wollten (im Sinne Maos), d.h. die Vernichtung der Rechten, der Wirtschaftsführer und der Reichswehr. Dies wurde aber von Hitler abgelehnt, im Gegenteil wurde beispielsweise der Allianz-Chef Reichswirtschaftsminister und andere Spinner abgesetzt, der Kampfbund des Deutschen Mittelstandes und andere Bewegungen verboten.

Hitler verstand damit den realexistierenden Nationalsozialismus nur als politische, nicht aber als wirtschaftliche Revolution.

Die Grundfrage ist, warum er später eine gegensätzliche Readikalität beim Russlandfeldzug durchführte? Warum war er gegen eine 2. Revolution?


---
Röhm war der Chef der Sa und sehr beliebt.Sa begann der SS Konkurenz zu machen und Hitler hatte Angst vor Entmachtung!

Klopperhorst
09.07.2009, 09:28
Röhm war der Chef der Sa und sehr beliebt.Sa begann der SS Konkurenz zu machen und Hitler hatte Angst vor Entmachtung!

Das ist eine Sache. Wenn er aber eine 2. Revolution gewollt haben würde, dann hätte er sich der SA bemächtigt und sie nicht kalt gestellt.

---

Lichtblau
09.07.2009, 10:48
Viele in der SA sind auf die Propaganda vom Sozialismus hereingefallen, als sie den Sozialismus mit der 2. Revolution verwirklichen wollten, wurde die SA entmachtet und die SA-Führung erschossen.

Apotheos
09.07.2009, 11:00
Warum war er gegen eine 2. Revolution?

Weil die Nazis von eben diesen Wirtschaftsleuten finanziert wurden. Damit stand sein Handeln in einer Abhängigkeit zu den Leuten, die Hitler großgemacht haben.Wer würde schon gerne die Mutter umbringen, die einen gebar? Nur ein vollkommener Barbar. Und so barbarisch war Hitler nicht. Nur zu verrückt, als dass seine vielen Vorhaben hätten gelingen können. :D

Sauerländer
09.07.2009, 11:06
Viele in der SA sind auf die Propaganda vom Sozialismus hereingefallen, als sie den Sozialismus mit der 2. Revolution verwirklichen wollten, wurde die SA entmachtet und die SA-Führung erschossen.
Womit Du zumindest zugestanden hast, dass es in der NSDAP Sozialisten gegeben hat.:)

Apotheos
09.07.2009, 11:18
Sozialismus im kommunistischen und anarchistischen Sinne gab es natürlich nicht, aber die Kollektivierung des Menschen im Dritten Reich war schon sozialistisch. Schließlich nimmt diese bei der Vergesellschaftung einen wichtigen Punkt ein. Der Nationalsozialismus zeigte aber wenigstens, dass durch Propaganda durchaus ein kollektives Bewusstsein gestärkt werden kann: folglich ist der Kommunismus auch gar nicht mehr so utopisch oder der Anarchismus. Dahingehend bietet die Betrachtung Nazideutschlands auch für einen linken Sozialisten wichtige Erkenntnismöglichkeiten.

Sauerländer
09.07.2009, 11:39
Sozialismus im kommunistischen und anarchistischen Sinne gab es natürlich nicht...
Sonst wäre es ja auch kein Nationalsozialismus, sondern eben Kommunismus oder Anarchismus gewesen.:rolleyes:

...aber die Kollektivierung des Menschen im Dritten Reich war schon sozialistisch.
Schließlich nimmt diese bei der Vergesellschaftung einen wichtigen Punkt ein.
Hier müsste man sich nochmal darüber verständigen, was genau "Kollektivierung der Menschen" meint.

Der Nationalsozialismus zeigte aber wenigstens, dass durch Propaganda durchaus ein kollektives Bewusstsein gestärkt werden kann: folglich ist der Kommunismus auch gar nicht mehr so utopisch oder der Anarchismus. Dahingehend bietet die Betrachtung Nazideutschlands auch für einen linken Sozialisten wichtige Erkenntnismöglichkeiten.
Letzteres stimmt in verschiedener Hinsicht sowieso.
Davon abgesehen sind hier zwei Einwände zu bedenken:
Der eine ist der, dass das Kollektiv der NS-Propaganda eines war, dass im Bewusstsein der Menschen bereits zuvor vorhanden war. Nur wurde das Bewusstsein davon, wie sein Fortbestehen zu sichern sei, im NS...ähm...modifiziert.
Der andere ist der der Unterscheidung zwischen Kommunismus und Anarchismus. Der russische Bolschewismus konnte nach Aneignung des zaristischen Staatsapparats auf vielerlei Herrschaftsinstrumente zurückgreifen, die ihm unter anderem auch eine massive Propaganda ermöglichten.
Der Anarchismus hingegen, nicht umsonst oft auch in Konfrontation mit dem eher etatistischen Kommunismus (man denke, da wir gerade im sowjetischen Bereich wildern, nur an die Machnoisten...), hat das Problem, ja gerade GEGEN den Apparat gerichtet zu sein, der eine solche gezielte Propaganda großräumig und koordiniert ermöglicht.

Rowlf
09.07.2009, 12:01
Womit Du zumindest zugestanden hast, dass es in der NSDAP Sozialisten gegeben hat.:)

Ich glaube, dass bezweifelt auch niemand, oder?

Rowlf
09.07.2009, 12:03
Sozialismus im kommunistischen und anarchistischen Sinne gab es natürlich nicht, aber die Kollektivierung des Menschen im Dritten Reich war schon sozialistisch. Schließlich nimmt diese bei der Vergesellschaftung einen wichtigen Punkt ein. Der Nationalsozialismus zeigte aber wenigstens, dass durch Propaganda durchaus ein kollektives Bewusstsein gestärkt werden kann: folglich ist der Kommunismus auch gar nicht mehr so utopisch oder der Anarchismus. Dahingehend bietet die Betrachtung Nazideutschlands auch für einen linken Sozialisten wichtige Erkenntnismöglichkeiten.

Der Nationalsozialismus als Beweis, dass Kommunismus "funtkionieren" kann, auf Grundlage der damaligen Propaganda? Da kann ich nicht d'accord gehen.
Was du forderst ist Gehirnwäsche.

Sauerländer
09.07.2009, 12:07
Ich glaube, dass bezweifelt auch niemand, oder?
Zumindest der eher orthodoxe Teil der Linken hat in meinen Augen eine starke Tendenz dazu, auch das Vorhandensein sozialistischer Unterströmungen im NS als reinen Propagandatrick zu betrachten.

Sauerländer
09.07.2009, 12:09
Der Nationalsozialismus als Beweis, dass Kommunismus "funtkionieren" kann, auf Grundlage der damaligen Propaganda? Da kann ich nicht d'accord gehen.
Was du forderst ist Gehirnwäsche.
Das ist das, was ich mit dem Unterschied zwischen Kommunismus und Anarchismus meinte.

Unbelehrbar
09.07.2009, 12:54
Weil die Nazis von eben diesen Wirtschaftsleuten finanziert wurden. Damit stand sein Handeln in einer Abhängigkeit zu den Leuten, die Hitler großgemacht haben.Wer würde schon gerne die Mutter umbringen, die einen gebar? Nur ein vollkommener Barbar. Und so barbarisch war Hitler nicht. Nur zu verrückt, als dass seine vielen Vorhaben hätten gelingen können. :D

Das Gleiche erzählte auch schon mal Herr Tschuikow hier.
Es wird dadurch aber nicht richtiger.
Nationalsoszialisten(Großunternehmer) finanzierten Nationsosialisten, aber keineswegs "die Wirtschaft" und das machte auch eher einen kleinen Teil aus.
Wichtigere Einnahmen gab es durch steigende Mitgliedzahlen und deren Beiträge, viele kleine Spenden von Arbeitern und Kleinunternehmern und den Verkauf von Gedrucktem.
Unter Hitler leideten mindestens genauso viele "Kapitalisten" wie durch ihn profitierten.

Ev. kann dir Tschuikow den Link zum Strang geben. Ich habe ihn leider nicht mehr parat. Dies ist jedenfalls ein altes Wunschmärchen von "Linken".




Sozialismus im kommunistischen und anarchistischen Sinne gab es natürlich nicht, aber die Kollektivierung des Menschen im Dritten Reich war schon sozialistisch. Schließlich nimmt diese bei der Vergesellschaftung einen wichtigen Punkt ein. Der Nationalsozialismus zeigte aber wenigstens, dass durch Propaganda durchaus ein kollektives Bewusstsein gestärkt werden kann: folglich ist der Kommunismus auch gar nicht mehr so utopisch oder der Anarchismus. Dahingehend bietet die Betrachtung Nazideutschlands auch für einen linken Sozialisten wichtige Erkenntnismöglichkeiten.

Richtige Feststellung aber falsche Schlußfolgerung.
Was die Leute zunächst einte war die Situation und der Nationalismus.
Da sie schon im 1. Wk auf die Nation (Nationalismus) eingeschworen wurden, er flächendeckend nach Diesem getragen wurde, war es nicht weiter schwierig Diesen zu benutzen(mißbrauchen).
Der sozialistische Teil "Volksgemeinschaft,Produktionsmittel,..." wurde ja nur zum Teil später umgesetzt.
Im Vordergrund stand erstmal nur das Versprechen von Arbeit und Brot und dessen Einhaltung. Mehr Sozialismus, sage ich mal, brauchten die Meisten auch gar nicht um zufrieden zu sein.

Mit Kommunismus hat dies aber nichts zu tun. Der lehnt den Nationalismus schließlich ab und geht nicht wie der Nationalsozialismus von Bestehendem aus, sondern von unerreichbaren Grundvoraussetzungen (den friedlichen, uneigenützigen, fleißigen, ja perfekten Menschen). Daher bleibt er auch immer utopisch.
"Der" Anarchismus hat hingegen eine Chance, da er von realen Zuständen ausgeht. Allerdings dürfte ihm seine Enstehung schwer fallen (Bildung eines "Staates" in einem Staat/wie? ) genauso wie sich gegen andere Systeme zu behaupten (unorganisiert, wirtschaftlich unterlegen, vermutlich geringe Fläche .u. Bevölkerung und somit leicht angreifbar).

Unbelehrbar
09.07.2009, 13:35
Warum war er gegen eine 2. Revolution?


Eine zweite Revolution hätte für Hitler und seine Bewegung äußerst gefährlich werden können.
Eine zweite Revolution wäre wenn nur durch Gewalt und mit der SA erreichbar gewesen. Der erste Mann der SA war aber nun ein mal Röhm und nicht Hitler.
Ob er seinen Machtanspruch hätte geltend machen können und seine Ideen durchsetzen wäre fraglich gewesen.
Zum Anderen hatte Hitler die Lager geeint. Der konservative Teil,der Monarchische und der Mittelstand wäre nicht bereit gewesen diese 2.te Revolution mit zu tragen. Hitler hätte damit auch die Reichswehr gegen sich gehabt.
Es hätte entweder das Ende von Hitler bedeutet und in jedem Fall eine weitere Schwächung Deutschlands hervorgerufen.
Also zog Hitler lieber die Reißleine und beseitigte seinen alten Kameraden und andere unliebsame Personen gleich mit, die ihm hätten im Wege stehen können.

Apotheos
10.07.2009, 12:11
Könntest du mir auch Literatur nennen, die meine Ansichten widerlegt? Ich glaube kaum, dass Leute wie Ford Hitler finanziert hätten, auch eine Familie Krupp nicht, wenn sie Angst um eine Vergesellschaftung gehabt hätten oder ähnlichen Dingen. Gerade die Großkonzerne waren wichtig für die Finanzierung. Oder hört es sich realistisch an, davon auszugehen, dass ein Land wie Deutschland, unter der Last des Versailler Vertrages und am Ende nach dem 1. Weltkrieg, wirtschaftlich bankrott noch dazu fähig ist, durch bloße Spenden von Arbeitern die Organisierung der NSDAP Deutschlandweit zu bezahlen? Ich bezweifel das, weil es rein rechnerisch nicht stimmig wäre. Gerade das materielle Elend des deutschen Volkes bot Raum für die Nationalsozialistischen Ansichten.


Der sozialistische Teil "Volksgemeinschaft,Produktionsmittel,..." wurde ja nur zum Teil später umgesetzt.

Eine Vergesellschaftung von Produktionsmitteln kann man nicht zum Teil durchsetzen, entweder es gab sie oder nicht. Entweder das Privateigentum wurde als geltendes Recht verändert zu einem Gesellschaftseigentum oder eben nicht. Die sozialistische Wirtschaft gab es wohl nur in den feuchten Träumen irgendwelcher linksorientierter Nationalisten, aber sicher nicht in der realen 'Amtszeit' der Nationalsozialisten.



Mit Kommunismus hat dies aber nichts zu tun. Der lehnt den Nationalismus schließlich ab und geht nicht wie der Nationalsozialismus von Bestehendem aus, sondern von unerreichbaren Grundvoraussetzungen (den friedlichen, uneigenützigen, fleißigen, ja perfekten Menschen).

Das ist ein Vorurteil. Der Kommunismus bedarf nicht eines perfekten Menschen. Oder verlangt dies der Kapitalismus? Auch der Kapitalismus funktioniert mitunter sozialistisch, in Räten organisiert und demokratisch. Auch, wenn die jeweiligen Organisierungsformen vielleicht nicht gerade als Räte bezeichnet werden. :-) Kommunismus sollte durch Zweckgemeinschaften die sich solidarisieren funktionieren, so wie der Anarchismus. Ich würde sogar sagen, dass der richtige Kommunismus nur ein anarchistischer sein kann. Bei autoritären Sozialisten soll dieser Zustand über die leninistische Diktatur des Proletariats zur Festigung der sozialistischen Errungenschaften geschehen, dass halte ich aber für utopisch. Wie kann aus einem autoritären Bewusstsein auch ein antiautoritäres entstehen, was zur Definiton eines Kommunismus nach Marx nur ein antiautoritärer sein kann. Aber wie auch du, glaube ich, dass der Kommunismus als Geistesströmung nicht funktioniert - weil er festgefahren ist auf eine ideologische Dogmatik - der Anarchismus aber immer mehr Raum für Freidenker bot und dem wirklichen Sozialismus, als Befreiung des Individuums von der Versklavung des Kapitals, am nähesten kommt. ( geistige Dogmatik würde übrigens ja selbstverständlich dem Idealismus eines Anarchisten widersprechen, weil es seine Freiheit eingrenzt :-D ) Denn das Bestehen einer Klassengesellschaft braucht eine geistige Vereinnahmung und massenmediale Propaganda. So wie jedes moderne System einer Massengesellschaft sich in diesem Sinne propagandistisch organisieren muss.

-jmw-
10.07.2009, 12:18
Warum war er gegen eine 2. Revolution?

In aller Kürze: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Der Herr Hitler meinte am Ende seiner Amtszeit, soweit ich weiss, dass er es bedauere, den Schlag gegen die Rechte nicht eher geführt, sondern auf die Zeit nach dem Kriege verschoben zu haben.

Was entsprechend dann heissen muss, dass er durchaus geplant hatte, dem Bürgertum, dem Adel, der Kirche an die Eier zu gehen.

Folgerichtig ist das durchaus, denn entgegen dem, was uns die KomIntern erzählen wollte, waren und sind der Nationalsozialismus und der Faschismus keine bloss anderen Varianten der alten, sondern tatsächlich neue Ordnungen.


Nachtrag: Eine ökonomische Revolution war ja sowieso geplant: Denn wie anders soll man den Versuch der Erringung riesiger Landflächen zur bäuerlichen Besiedlung nennen?

-jmw-
10.07.2009, 12:22
Ich würde sogar sagen, dass der richtige Kommunismus nur ein anarchistischer sein kann.
Der Vollständigkeit halber: Das gilt umgekehrt so nicht. :)

Unbelehrbar
10.07.2009, 12:32
Könntest du mir auch Literatur nennen, die meine Ansichten widerlegt? ....


Sollst du bekommen. Morgen oder Sonntag. Bis 2 schaffe ich das nicht und heute Abend habe ich Besseres zu tun. :D
Schon mal vor weg. Man muss gewisse Unterschiede zwischen der Aufstiegszeit und der Regierungszeit machen.

Bergischer Löwe
10.07.2009, 14:24
Wer war Röhm eigentlich wirklich? Er war bekennend homosexuell trotzdem einer der wenigen "Freunde" Hitlers, ein Landsknecht-Typ trotzdem Kosmopolit als Berater südamerikanischer Regierungen, hoch dekoriert im Ersten Weltkrieg und dennoch ein eitler Gigolo mit besten Manieren, ein glühender Verehrer des preußischen Militarismus und dennoch ein Lebemann par excellence, war ein disziplinierter Soldat und doch gleichzeitig ein Müßiggänger. Eine seltsame und interessante Mischung. Hätte mich interessiert, was passiert wäre, wenn ER den böhmischen Gefreiten beseitigt hätte, bevor er IHN beseitigen konnte.

Meister Lampe
10.07.2009, 21:38
Das ist eine Sache. Wenn er aber eine 2. Revolution gewollt haben würde, dann hätte er sich der SA bemächtigt und sie nicht kalt gestellt.

---

Es wurde schon auf Einiges hingewiesen. Ich möchte noch ausführen:
Hitler war grundsätzlich nur so lange an der SA interessiert, wie sie ihm als Brigade von Krawallmachern und Strassenschlägern nützlich war. Nach der Machtergreifung mussten geordnete Verhältnisse her, um einerseits sein Bündnis mit den Konservativen (denen die SA als pöbelnder Mob schon immer verhasst war) und der Wirtschaft (die von den offen antikapitalistisch-umstürzlerischen Tendenzen innerhalb der SA gar nichts hielt) nicht zu gefährden. Weiterhin war vor allem Röhm ein Befürworter einer neuartigen Armee, d.h. die SA sollte seiner Meinung nach zu einer nationalsozialistischen Milizarmee werden, die die alte Armee nach und nach ersetzen sollte.
Was die Reichswehr davon hielt, kann man sich denken.
Die Zeit eines Massenaufgebots militanter, schwer kontrollierbarer Braunhemden, deren Vielzahl von Zielen denen Hitlers oft direkt entgegenstanden, war einfach abgelaufen. Hitler brauchte nach 33 eben keine Millionengarde, die romantischen Träumen von Revolution und Blutrausch nachhängt, sondern eine kleine, disziplinierte Gruppe von Profis.
Die SA wäre auch ohne den exzentrischen Röhm aufgelöst worden.

L0k3
10.07.2009, 22:51
Sozialismus im kommunistischen und anarchistischen Sinne gab es natürlich nicht, aber die Kollektivierung des Menschen im Dritten Reich war schon sozialistisch. Schließlich nimmt diese bei der Vergesellschaftung einen wichtigen Punkt ein. Der Nationalsozialismus zeigte aber wenigstens, dass durch Propaganda durchaus ein kollektives Bewusstsein gestärkt werden kann: folglich ist der Kommunismus auch gar nicht mehr so utopisch oder der Anarchismus. Dahingehend bietet die Betrachtung Nazideutschlands auch für einen linken Sozialisten wichtige Erkenntnismöglichkeiten.

Richtig zumal die Wertlegung auf dem Individum im Kollektiv der einzigst richtige Weg des sozialismus sein kann. Daher sind auch die Versuche in Russland und China folgerichtig gescheitert. Das richtige Maß ist eben entscheident. Leider haben die Nazis dies bei anderen Dingen vollends vermissen lassen was leider jegliche Bewertung der Leistungen unmöglich macht. Der Menschenverachtene Sozialdarwinismus war ein Schuß vor den Bug der Menschheit.

Aldebaran
10.07.2009, 23:41
Weil die Nazis von eben diesen Wirtschaftsleuten finanziert wurden. Damit stand sein Handeln in einer Abhängigkeit zu den Leuten, die Hitler großgemacht haben.Wer würde schon gerne die Mutter umbringen, die einen gebar? Nur ein vollkommener Barbar. Und so barbarisch war Hitler nicht. Nur zu verrückt, als dass seine vielen Vorhaben hätten gelingen können. :D


Worin bestand nach der "Machtergreifung" denn konkret noch eine Abhängigkeit?

Gewisse Kreise in der Wirtschaft hatten also die Nazis finanziell unterstützt. Inwiefern verpflichtete das nach 1933 noch ein Regime, das den gesetzlichen Rahmen beliebig setzen konnte oder ihn zuweilen sogar ganz missachtete? Das die Reichsbank zur Geldschöpfungsmaschine umfunktionierte und Staatsunternehmen gründete?

Nach 1933 hatte "die Wirtschaft" doch überhaupt nichts mehr in der Hand außer dem Argument, dass ohne ihre Managementkapazität eine schnelle Aufrüstung nicht möglich gewesen wäre. Das hatte aber nichts mehr mit den Spenden zu tun.

Klopperhorst
11.07.2009, 09:22
Es wurde schon auf Einiges hingewiesen. Ich möchte noch ausführen:
Hitler war grundsätzlich nur so lange an der SA interessiert, wie sie ihm als Brigade von Krawallmachern und Strassenschlägern nützlich war. Nach der Machtergreifung mussten geordnete Verhältnisse her, um einerseits sein Bündnis mit den Konservativen (denen die SA als pöbelnder Mob schon immer verhasst war) und der Wirtschaft (die von den offen antikapitalistisch-umstürzlerischen Tendenzen innerhalb der SA gar nichts hielt) nicht zu gefährden. Weiterhin war vor allem Röhm ein Befürworter einer neuartigen Armee, d.h. die SA sollte seiner Meinung nach zu einer nationalsozialistischen Milizarmee werden, die die alte Armee nach und nach ersetzen sollte.
Was die Reichswehr davon hielt, kann man sich denken.
Die Zeit eines Massenaufgebots militanter, schwer kontrollierbarer Braunhemden, deren Vielzahl von Zielen denen Hitlers oft direkt entgegenstanden, war einfach abgelaufen. Hitler brauchte nach 33 eben keine Millionengarde, die romantischen Träumen von Revolution und Blutrausch nachhängt, sondern eine kleine, disziplinierte Gruppe von Profis.
Die SA wäre auch ohne den exzentrischen Röhm aufgelöst worden.

Alles goldrichtig, aber keine befriedigende Antwort.

Warum hat er denn später die ganze Existenz des Reiches mit dem Weltkrieg aufs Spiel gesetzt, wenn er vorher in geschickter Weise die Macht im Innereren an sich riss und zudem auch das Ausland beschwichtigen konnte, Versailles etc. eliminieren.

Das ergibt keinen Sinn?


---

Meister Lampe
11.07.2009, 11:10
Alles goldrichtig, aber keine befriedigende Antwort.

Warum hat er denn später die ganze Existenz des Reiches mit dem Weltkrieg aufs Spiel gesetzt, wenn er vorher in geschickter Weise die Macht im Innereren an sich riss und zudem auch das Ausland beschwichtigen konnte, Versailles etc. eliminieren.

Das ergibt keinen Sinn?
---

Tja nun. Gehört eigentlich nicht hierher, aber egal. Ich denke, die Antwort lautet:
Hitler war letzendlich auch nur ein Mensch - und Menschen machen Fehler.
Irgendwann kommt eben mal der Punkt, an dem ein Spieler zu hoch pokert, sein eigenes Blatt für todsicher hält und das seines Gegners unterschätzt. Irgendwann fällt der Andere nicht mehr auf den Bluff herein und möchte sehen. 1939 war es soweit, 1941 auch.

Commodus
11.07.2009, 11:30
Tja nun. Gehört eigentlich nicht hierher, aber egal. Ich denke, die Antwort lautet:
Hitler war letzendlich auch nur ein Mensch - und Menschen machen Fehler.
Irgendwann kommt eben mal der Punkt, an dem ein Spieler zu hoch pokert, sein eigenes Blatt für todsicher hält und das seines Gegners unterschätzt. Irgendwann fällt der Andere nicht mehr auf den Bluff herein und möchte sehen. 1939 war es soweit, 1941 auch.

Oder aber man wird durch "äussere politischen Zwänge" in bestimmten Situationen und Handlungsbdürfnisse hineinkatapultiert.

Efna
11.07.2009, 14:30
Zumindest der eher orthodoxe Teil der Linken hat in meinen Augen eine starke Tendenz dazu, auch das Vorhandensein sozialistischer Unterströmungen im NS als reinen Propagandatrick zu betrachten.

Es gab sozialistische Unterströmungen in der NSDAP gerade Die Leute um Strasser waren eigentlich eher Querfrontler. Die SA war am Ende auch Strasseristen als Hitleristen. Das war aber nicht immer so, am Anfang war sie durchaus Hitleristisch und erst so ab 1930 ging da ein Linksruck durch die SA was sogar soweit kam das sie kurz vor der Ausschaltung der SA auch linke Parolen schrie wie "Hitler hat die Arbeiterklasse verraten". Einige ehemalige SA Leute wechselten nach der Hinrichtung Röhms auch die Fronten und schlossen sich den Kommunisten an. Doch der Hitlerismus hatte nur wenig bis gar nichts mit Sozialismus gemein.

Unbelehrbar
12.07.2009, 14:35
Könntest du mir auch Literatur nennen, die meine Ansichten widerlegt? Ich glaube kaum, dass Leute wie Ford Hitler finanziert hätten, auch eine Familie Krupp nicht, wenn sie Angst um eine Vergesellschaftung gehabt hätten oder ähnlichen Dingen. Gerade die Großkonzerne waren wichtig für die Finanzierung. Oder hört es sich realistisch an, davon auszugehen, dass ein Land wie Deutschland, unter der Last des Versailler Vertrages und am Ende nach dem 1. Weltkrieg, wirtschaftlich bankrott noch dazu fähig ist, durch bloße Spenden von Arbeitern die Organisierung der NSDAP Deutschlandweit zu bezahlen? Ich bezweifel das, weil es rein rechnerisch nicht stimmig wäre. Gerade das materielle Elend des deutschen Volkes bot Raum für die Nationalsozialistischen Ansichten.

Wie gesagt muss man die Zeit vor und nach 33/(32) auf jeden Fall trennen.

In den Anfangsjahren der NSDAP finanzierte sie sich überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen und vielen Kleinspendern (Das sind nicht nur Arbeiter,sondern auch auch kleinere Unternehmer,Freiberufler...).
Die NSDAP war zu der Zeit eigentlich nur im Süden wirklich existent und politisch nahezu bedeutungslos.
Die Finanzlage war stets angespannt.
Anfang der 20Jahre gelang es potente Sympathisanten wie Z.B. Fritz Thyssen, Helene Bechstein und Elsa Bruckmann für sich zu gewinnen.
Man merke sich hierbei, dass Hitler um Geldgeber warb und bereits ein politisch gefestigtes Weltbild besaß. Es gingen nicht die Personen auf Hitler zu, sondern Hitler auf sie und alle hatten starke Schnittstellen bei der polit. Gesinnung (Antisemitismus/Chauvinismus)
Nach dem missglückten Hitler-Ludendorf-Putsch und Hitlers Inhaftierung brachen vieler diese Geldgeber allerdings wieder weg. Das Parteivermögen wurde beschlagnahmt und außerdem gingen die Mitgliedzahlen zurück und somit die Einnahmen, welche die Grundlage der Parteifinanzierung darstellte.
Nach der Entlassung Ende 24 begann also das Suchen nach Geldgebern weitestgehend von vorne. Zwar konnten auch alte Kontakte wie zu Fritz Thyssen relativ schnell wieder hergestellt werden, allerdings bekamen doch neue Kontakte einen hohen Stellenwert. Bei der Vermittlung war unter anderem Alfred Hugenberg (DNVP.u.Verleger) von Bedeutung.
Ein wichtiger neuer Kontakt war zum Beispiel Emil Kirdorf (Kohle+Stahl), sowie der auf anderem Wege zustande gekommenen Kontakt zu dem glühenden Antisemit Henry Ford.
In den folgenden Jahren gewann die NSDAP zunehmend an Einfluß und Mitgliedern, so dass man 29 über eine sehr solide finanzielle Grundlage verfügte.

Mit Hilfe des Partners DNVP, Hugenbergs, deutsch nationalen Verbänden, wie dem Stahlhelm und dem alldeutschen Verband, und bereits vorhandenen Kontakten in die besseren Kreise gelang es nun (32) auch eine größere Anzahl Industrieller zu erreichen.
A.Hitler war nun als Kandidat für die Kanzlerschaft und die NSDAP als stärkste Partei, für viele der Industriellen, welche zuvor dieser sozialistischen Partei kritisch gegenüberstanden, nicht mehr übersehbar und zunehmend interessant. Eine Beteiligung bot sich dringend an zu mal Hitler stark um sie warb und ihre Ängste zerstreute. Wichtig ist hier die Rede Hitlers vor dem Industrieclub in Düsseldorf zu nennen.
Aber selbst zu diesem Zeitpunkt waren die (hohen) Spenden aus der Industrie für die Parteifinanzierung deutlich unbedeutener als die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge und Veranstaltungen.

Nach der Machtergreifung waren eine Unterstützung der NSDAP und die Mitgliedschaft quasi überlebenswichtig, zumindest aber sehr empfehlenswert. Denn die Industrie benötigt natürlich immer Einfluß in der Regierung um sich nach den Wünschen der Unternehmer entwickeln zu können.
Daher unterstützen nun auch die Unternehmerverbände und die Industriellen nahezu vollständig Hitler und letztere sorgten mit einer freiwilligen Abgabe „Adolf-Hitler-Spende der deu.Wirtschaft“ ab 33 für einen warmen Regen in den Kassen(Initiatoren: Krupp, Halbach Bormann). Diese freiwillige Abgabe wurde bald zu einer nicht unbeträchtlichen indirekten Zwangsabgabe. Einer der größten Zahler und Stützen war nun Krupp, welcher dies aber eben erst ab 33 tat.

Um eine Enteignung, Bevormundung musste prinzipiell jeder Sorge haben, welcher A.Hitler nicht in der Form unterstützte, wie er es für nötig empfand. Beispiel für solche wären z.B. Hugo Junkers.
Das A.Hitler nicht zu lenken war, dass stellten nicht nur Politiker wie Papen und Co. , sondern auch Unterstützer wie Hugenberg damals fest.

Sieht man dann noch das die wichtigen Geldgeber für den Aufstieg alle pol. Schnittmengen hatten und von Hitler für sich gewonnen wurden, sie zwar finanziell wichtig aber alles andere als maßgebend waren ist es schon mehr als abwegig „den Kapitalisten/der Wirtschaft“ den Aufstieg anzudichten oder gar von einer Einsetzung durch Diese zu phantasieren.


Henry A. Turner, Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers
W.Hallgarten, Hitler, Reichswehr und Industrie
Mommsen, Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar
Konrad Repgen: Akten der Reichskanzlei, Band 2
Gustav Luntowski, Hitler und die Herren an der Ruhr


Wenn du dich einlesen möchtest:
Beginne mit Henry A. Turner, „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“.
Wolfgang Hallgarten, „Hitler, Reichswehr und Industrie“ (Kann man sich aber auch fast schenken, wenn man Oberes gelesen hat, wie ich finde.)
Fahre dann fort mit Gustav Luntowski, „Hitler und die Herren an der Ruhr“, wenn dich die Rolle der Industriellen noch mehr interessiert.





Eine Vergesellschaftung von Produktionsmitteln kann man nicht zum Teil durchsetzen, entweder es gab sie oder nicht. Entweder das Privateigentum wurde als geltendes Recht verändert zu einem Gesellschaftseigentum oder eben nicht. Die sozialistische Wirtschaft gab es wohl nur in den feuchten Träumen irgendwelcher linksorientierter Nationalisten, aber sicher nicht in der realen 'Amtszeit' der Nationalsozialisten.
Natürlich kann man Produktionsmittel auch nur zum Teil verstaatlichen.
Für sie galt das Gleiche wie auch für das Privateigentum. Sie waren so lange in deiner Hand, bis Hitler anordnete das dem nicht mehr so sein sollte.
Sozialistisch war sie nur zu Teilen.
Wobei man sowieso eigentlich auch wieder die Frage aufwerfen müssste "Was ist eigentlich Sozialistisch". Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.





Das ist ein Vorurteil. Der Kommunismus bedarf nicht eines perfekten Menschen. Oder verlangt dies der Kapitalismus? Auch der Kapitalismus funktioniert mitunter sozialistisch, in Räten organisiert und demokratisch. Auch, wenn die jeweiligen Organisierungsformen vielleicht nicht gerade als Räte bezeichnet werden. :-) Kommunismus sollte durch Zweckgemeinschaften die sich solidarisieren funktionieren, so wie der Anarchismus. Ich würde sogar sagen, dass der richtige Kommunismus nur ein anarchistischer sein kann. Bei autoritären Sozialisten soll dieser Zustand über die leninistische Diktatur des Proletariats zur Festigung der sozialistischen Errungenschaften geschehen, dass halte ich aber für utopisch. Wie kann aus einem autoritären Bewusstsein auch ein antiautoritäres entstehen, was zur Definiton eines Kommunismus nach Marx nur ein antiautoritärer sein kann. Aber wie auch du, glaube ich, dass der Kommunismus als Geistesströmung nicht funktioniert - weil er festgefahren ist auf eine ideologische Dogmatik - der Anarchismus aber immer mehr Raum für Freidenker bot und dem wirklichen Sozialismus, als Befreiung des Individuums von der Versklavung des Kapitals, am nähesten kommt. ( geistige Dogmatik würde übrigens ja selbstverständlich dem Idealismus eines Anarchisten widersprechen, weil es seine Freiheit eingrenzt :-D ) Denn das Bestehen einer Klassengesellschaft braucht eine geistige Vereinnahmung und massenmediale Propaganda. So wie jedes moderne System einer Massengesellschaft sich in diesem Sinne propagandistisch organisieren muss.
Lasse ich mal so stehen. Keine großen Reibpunkte abgesehen von Wortwahl und Bewertung des Inhalts. :)

Neutraler
13.07.2009, 12:58
Es bleibt Spekulation, ob wirklich eine zweite Revolution gedroht hätte. Röhm und andere sprachen von einer zweiten Revolution, um die SA zum Volksheer zu machen. Aber Röhms Treue zu Hitler stand außer Frage. Der Röhm-Putsch basierte im wesentlichen auf gefälschten Dokumenten von Himmler, Heydrich, Göring und Hess. die so Hitler einen Vorwand gaben, den unbeliebten Konkurrenten auszuschalten.