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Vollständige Version anzeigen : Waren die Friedensangebote Stalins an Deutschland ernst gemeint?



Blue Max
04.07.2009, 10:04
Was viele nicht wissen, aber es gab mehrere Friedensangebote Stalins an Deutschland, die aber alle leider von Hitler abgeschlagen wurden.

Ich muß leider aus dem Gedächtnis aufschreiben, da ich keine Quelle gefunden haben. Vielleicht hat von euch jemand eine Quelle?

Jedenfalls bot Stalin Hitler im März 1943, nachdem Manstein nach der Niederlage von Stalingrad wieder die Ostfront stabilisierte und Charkow wieder eroberte, einen Separatfrieden an. Deutschland sollte danach die Grenzen von 1914 bekommen und aus Rußland abziehen.

Die Frage ist nun, ob das Angebot ernst gemeint war. Es spricht zumindest Einiges dafür:

- Stalin nahm im Februar 1943 nicht an der Konferenz von Casablanca teil, während der die Alliierten die bedingungslose Kapitulation Deutschlands forderten

- Stalin trat der Forderung nach bedingungsloser Kaoitulation erst im November 1943 während der Konferenz von Teheran bei.

- Stalin fürchtete ein Ausbluten der Roten Armee, da die Alliierten erst im Mai 1944 eine 2.Front eröffneten; er dachte (wohl nicht ganz unbegründet), daß die Alliierten Deutschland und die UDSSR gegeneinander ausspielen wollten und deshalb auf eine 2.Front verzichteten, die Stalin unentwegt forderte.

- Hätte Manstein von Hitler den Oberbefehl über die Ostfront bekommen, hätte dieser die Strategie des Schlagens aus der Nachhand anwenden können, wie er es ja auch im Februar/März 1943 erfolgreich tat. Die Idee hinter dieser Strategie war folgende: Man macht taktische Rückzüge, um das zu verteidigende Gebiet zu verkleinern und wartet auf den Vormarsch der Bolschewisten. Dann schlägt man zu, kreist die Rote Armee ein und zerschlägt sie. Mit dieser Taktik hätte man die UDSSR ausbluten können und an der Ostfront zumindest ein Remis erreichen können. Bekanntlich entschied sich der größenwahnsinnige Hitler anders: Er behielt leider den Oberbefehl und verfolgte immer noch eine offensive Strategie (Schlacht um Kursk), die das deutsche Heer nicht mehr verkraftete.

Schade, hätten wir das Fiedensangebot Stalins angenommen, hätten wir die Truppen an die Westfront und nach Italien werfen können und so die Alliierten zu einem Verhandlungsfrieden zwingen können.

Wir hätten heute immer noch die Grenzen von 1914 mit Österreich.

Traurig. ;(

Ist das Wunschdenken oder realistisch?

Was denkt ihr darüber?

Falls ihr ein paar Quellen dazu findet, bitte angeben. :) Würde mich nämlich interessieren. Ich habe die Informationen nur aus Büchern und im Internet nicht dazu gefunden.

Abendländer
04.07.2009, 13:25
Es gibt viele Parallelen zum 1.Weltkrieg.
Im Osten war die Situation schon bereinigt - das Deutsche Reich und Rußland hatten ihren Separatfrieden geschlossen. Ich bin überzeugt davon, daß es auch im Westen zu einem befriedigten Abschluß mit den Franzosen hätte kommen können.
Aber der Eintritt der USA machte diese Regelung zunichte und verlängerte den Krieg mit mehreren hunderttausend Toten.
Das Ergebnis war ein europäisches Chaos.
Ähnlich bei Weltkrieg II. Die Gerüchte um das Stalinangebot existieren schon sehr lange. Schon vor 30 Jahren hörte ich selbst im DDR-Fernsehen von dieser Note.
Ob diese Note ernst gemeint war, wird wohl ein Geheimnis bleiben.
Aus damaliger Sicht aber ist den führenden deutschen Militärs wohl schon klar geworden, das der Krieg so nicht mehr zu gewinnen ist. Selbst Hitler soll später von einem großen Fehler gesprochen haben - gemeint ist der Einmarsch in die UDSSR.
Mitverantwortlich für die deutsche Niederlage war auch der mangelnde Nachschub aller Waffengattungen - hier gab es bereits nach dem Ersten Weltkrieg eine gute Zusammenarbeit mit der UDSSR - das alliierte Verbot wurde unterlaufen.
Wir können spekulieren: Hätte sich Hitler mit den Russen kooperativ gezeigt - beispielsweise ein gemeinsames Vorgehen gegen die USA über die Behring-Straße zwecks Wiedergewinnung von Alaska - wäre für die USA eine Zweifronten-Stellung eingetreten - die Wehrmacht hätte ihren Waffennachschub über die UDSSR organisieren können - wegen der Bombenangriffe im Reich.
Alles Theorien - aber selbst wenn nach Annahme der (angenommenen) Stalin-Note ein Separatfrieden angenommen wäre und Stalin das Wort gebrochen hätte - wäre der Einmarsch nach Ostpreußen wahrscheinlich nicht so brutal ausgefallen.
Fazit bleibt: Die USA hat den Unfrieden nach Europa gebracht, weil sie für die Spaltung verantwortlich sind

Ausonius
04.07.2009, 14:06
@ Peiper: bei den sog. "Friedensangeboten" von Hitler'scher wie Stalin'scher Seite ist stets Vorsicht geboten.

Weder Stalin noch sonst jemand aus dem ZK und auch nicht Molotow haben jemals auf direktem Weg Friedensgespräche eingeleitet oder eine offizielle Gesandtschaft geschickt. Was es tatsächlich gab, waren Gespräche niederrangiger Diplomaten im neutralen Schweden - sowie (erfolglose) Versuche Japans, zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Dies ereignete sich in den Jahren 1942/1943. In Deutschland ließ Ribbentrob immer mal wieder den Gedanken zu einem Separatfrieden anklingen, drang damit aber nie bei Hitler durch.

Forscher vermuten, dass die Sowjetunion sich ohnehin nur deshalb überhaupt auf das Gedankenspiel eines Separatfriedens einließ, weil sie unzufrieden mit den Vorbereitungen zur "Zweiten Front" waren.

Bei der Quelle bin ich mir leider auch nicht mehr ganz sicher, aber ich meine es wäre "Sowjetische Außenpolitik im Zweiten Weltkrieg" von Andreas Hillgruber gewesen.

Was die Erinnerungen Mansteins betrifft: die sind interessant zu erlesen, aber m.E. beschönigt er bewußt die Aussichten 1943. Zu einem sticht hervor, wie er sehr betont, dass der Krieg einen völlig anderen Ausgang genommen hätte, hätte man ihn zum Ober-Ost gemacht. Zweitens halte ich seine Überzeugung, man hätte noch 1943 lediglich mit anderer operativer Strategie zu einem Verständigungsfrieden kommen können, nach den Konferenzen von Casablanca und Teheran also, für vollkommen unrealistisch.

NationalDemokrat
04.07.2009, 14:17
Wäre zu schön um war zu sein.:]

Hat jemand ne Zeitmaschine in bau? Ich reise zurück und halte Hitler ne Knarre ane Birne damit der diesen Frieden eingeht;)

GG146
04.07.2009, 14:34
Selbstverständlich war das Angebot ernst gemeint. Normalerweise denken politisch Verantwortliche nämlich das "worst case szenario" mit, das haben während des 2. Welkrieges alle Verantwortlichen in den beteiligten Staaten mit Ausnahme der deutschen Regierung auch getan.

Die gefährlichste Entwicklung aus sowjetischer Sicht wäre eine durch militärische Misserfolge verursachte Verschiebung der Machtverhältnisse in Deutschland zu Gunsten gemäßigter Nazis oder gar "reaktionär - bourgeoiser" Kräfte gewesen, die dann einen Separatfrieden im Westen zu Stande bekommen oder gar gemeinsam mit den Erzkapitalisten in den angelsächsischen Ländern gegen die SU hätten vorgehen können.

Es ist zwar richtig, dass die Geschichte den Konjunktiv nicht liebt und die meisten "Wenns und Abers" völlig überflüssig und sinnlos sind, aber einigen muss man sich stellen, wenn man aus der Geschichte lernen will. Das hier ist einer davon, weil es um die spezifisch deutsche Fehlerquelle einer Art von Arroganz geht, die man sonst in der Welt kaum antrifft.

Jeder umfassend mitdenkende Politiker der Welt hat ganz sicher nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad, während der nachfolgenden unerwarteten Abwehrerfolge und der Stabilisierung der Südfront und vor der Schlacht von Kursk an ein politisches Schachspiel um die extreme Heterogenität des Bündnisses zwischen Westalliierten und Sowjets gedacht, die im Westen haben das nur nicht so zu erkennen gegeben, dass heute historische Quellen vorliegen.

Die einzigen Politiker der Welt, die in dieser Situation keinen Gedanken an so ein Spiel verschwendet haben, waren die unbesiegbaren Herrenmenschen in Berlin. Die Sorte gab`s nämlich nur da.

mabac
04.07.2009, 18:26
Was denkt ihr darüber?

Ein Reich - ein Volk - ein Führer! :D

Das deutsche Volk hat den falschen Führer auf das Schild gehoben und wurde dafür gestäupt.



Falls ihr ein paar Quellen dazu findet, bitte angeben. :) Würde mich nämlich interessieren. Ich habe die Informationen nur aus Büchern und im Internet nicht dazu gefunden.

Im Internet nichts gefunden? :D

Wie wär's damit:
Martin, Bernd

Deutsch-sowjetische Sondierungen über einen separaten Friedensschluß im Zweiten Weltkrieg : Bericht und Dokumentation
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1970/

leuchtender Phönix
05.07.2009, 19:02
Ich glaube nicht, das es sich dabei um ein ernsthaftes Friedensangebot gehalten hatte. War es doch gerade in dem Moment, als die Sowjetarmee am gewinnen war und die Wehrmacht auf breiter Front zurückdrängte.

L0k3
05.07.2009, 20:55
Ich glaube nicht, das es sich dabei um ein ernsthaftes Friedensangebot gehalten hatte. War es doch gerade in dem Moment, als die Sowjetarmee am gewinnen war und die Wehrmacht auf breiter Front zurückdrängte.

Naja nicht gleich gewinnen. Selbst als der olle Addi in Kursk die Panzer und die halbe Ostfront verheizt hat kamen die Russen nur schwer vorran. Also gewinnen sieht für mich anders aus. ;)

Blue Max
06.07.2009, 07:02
Ich glaube nicht, das es sich dabei um ein ernsthaftes Friedensangebot gehalten hatte. War es doch gerade in dem Moment, als die Sowjetarmee am gewinnen war und die Wehrmacht auf breiter Front zurückdrängte.

Das stimmt, aber es war noch ein weiter Weg bis nach Berlin. Stalin war Realist, kein Ideologe. Er mißtraute den Alliierten, da sie ihr Versprechen, eine zweite Front zu errichten, erst im Mai 1944 verwirklichten. Stalin hatte keine Lust, für die Alliierten die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Trotzdem könnte das Angebot natürlich nur eine Falle gewesen sein. Hätte Hitler angenommen, hätte Stalin in einem für ihn günstigen Moment wieder angreifen können. Der Zweifrontenkrieg schwebte immer über Deutschland.

Wir hätten allerdings Zeit gewonnen und die Truppen auffrischen können. Außerdem läßt sich ein Land wie Deutschland leichter verteidigen als der weite russische Raum.

Aber das sind alles müßige Spekulationen.

Ausonius
06.07.2009, 07:06
Wir hätten allerdings Zeit gewonnen und die Truppen auffrischen können. Außerdem läßt sich ein Land wie Deutschland leichter verteidigen als der weite russische Raum.


Tja - dann fragt man sich, wieso die Deutschen das nicht schon 1941 getan haben, wenn das deiner Meinung nach nur ein "Präventivschlag" gegen einen sowjetischen Angriff war. Also, ich glaube nicht, dass Europa an der Wolga verteidigt werden sollte.

Deutschmann
06.07.2009, 08:12
Tja - dann fragt man sich, wieso die Deutschen das nicht schon 1941 getan haben, wenn das deiner Meinung nach nur ein "Präventivschlag" gegen einen sowjetischen Angriff war. Also, ich glaube nicht, dass Europa an der Wolga verteidigt werden sollte.

Der Tanz mit dem "Präventivschlag" geht erst richtig los. In Russland haben 9 russische Historiker die Archive gewälzt und die Präventivkriegsthese von Suworow gestützt bzw. belegt. Die Ergebnisse werden (oder sind) in einem Buch veröffentlicht. Das wird für einiges unbehagen in deutschen Historikerkreisen sorgen. :D

Ausonius
06.07.2009, 08:44
Der Tanz mit dem "Präventivschlag" geht erst richtig los. In Russland haben 9 russische Historiker die Archive gewälzt und die Präventivkriegsthese von Suworow gestützt bzw. belegt. Die Ergebnisse werden (oder sind) in einem Buch veröffentlicht. Das wird für einiges unbehagen in deutschen Historikerkreisen sorgen. :D

Also, ich denke, der profilierteste Historiker, der einer anderen Lehrmeinung folgt, ist Bogdan Musial. Und selbst er stellte in seinem Buch "Kampfplatz Deutschland" zwar fest, dass die Sowjetunion sich zwar mittelfristig auf einen Krieg in Westeuropa vorbereitet habe, aber Belege, die auf eine sowjetische Kriegsvorbereitung im Sommer 1941 hinweisen, fehlen würden. Abgesehen davon, dass die deutsche Kriegsplanung ab Sommer 1940 keinerlei Präventivschlagcharakter hat.

Bei dem Vorstoss des Historikers Kowaljow geht es meines Wissens darum, Polen die Kriegsschuld zuzuschieben, nicht der Präventivkriegsthese zu folgen.

Dazu auch mal folgende Überlegung: einen Krieg zu starten, ist ein gewaltiges Verwaltungsunternehmen. Dem steht im Falle Sowjetunion 1941 das völlige Fehlen von entsprechenden Planungsdokumenten auf allen Ebenen entgegen.

Deutschmann
06.07.2009, 08:54
Also, ich denke, der profilierteste Historiker, der einer anderen Lehrmeinung folgt, ist Bogdan Musial. Und selbst er stellte in seinem Buch "Kampfplatz Deutschland" zwar fest, dass die Sowjetunion sich zwar mittelfristig auf einen Krieg in Westeuropa vorbereitet habe, aber Belege, die auf eine sowjetische Kriegsvorbereitung im Sommer 1941 hinweisen, fehlen würden. Abgesehen davon, dass die deutsche Kriegsplanung ab Sommer 1940 keinerlei Präventivschlagcharakter hat.

Bei dem Vorstoss des Historikers Kowaljow geht es meines Wissens darum, Polen die Kriegsschuld zuzuschieben, nicht der Präventivkriegsthese zu folgen.

Dazu auch mal folgende Überlegung: einen Krieg zu starten, ist ein gewaltiges Verwaltungsunternehmen. Dem steht im Falle Sowjetunion 1941 das völlige Fehlen von entsprechenden Planungsdokumenten auf allen Ebenen entgegen.

Musial ist m.W. ein Pole. Den betrifft das Thema nun nicht wirklich. Scheinbar haben aber russische Historiker und Publizisten genügend "Beweise" gefunden die Suworows These untermauern. In Deutschland ticken die Uhren aber irgendwie anders. Wenn ich an die sowietischen Ehrenmale in Berlin denke, wundert mich nichts mehr.

Ausonius
06.07.2009, 09:05
Musial ist m.W. ein Pole. Den betrifft das Thema nun nicht wirklich.

Was ist das denn für eine Logik? Eines der besten Bücher über Martin Luther hat ein katholischer Franzose, Lefebvre, geschrieben. Der Engländer Gibbon und der Russe Rostovtzeff waren zwei bahnbrechende Historiker zum römischen Reich. Die Forschungen in Troja in den 90er Jahren waren eine Domäne der Deutschen. Musial ist dafür bekannt, dass er sehr gute Quellenarbeit betreibt und nicht zur Schwäche vieler Zeithistoriker neigt, nur neue Interpretationen bekanter Fakten zu liefern.




Scheinbar haben aber russische Historiker und Publizisten genügend "Beweise" gefunden die Suworows These untermauern.

Dann mal Butter bei die Fische: welche Historiker, welche Publizisten, welche Beweise? Dazu sei noch angemerkt, dass Suworows Buch (ich habe es in Teilen gelesen) zwar mit einer spektakulären These aufwartet, aber keineswegs den Ansprüchen genügt, die ernsthafte Historiker an ein Forschungswerk stellen. Zumal bei Suworow auch die Verfälschung von Aussagen gerade Rokossowskis im Raum steht.

Deutschmann
06.07.2009, 13:21
Was ist das denn für eine Logik? Eines der besten Bücher über Martin Luther hat ein katholischer Franzose, Lefebvre, geschrieben. Der Engländer Gibbon und der Russe Rostovtzeff waren zwei bahnbrechende Historiker zum römischen Reich. Die Forschungen in Troja in den 90er Jahren waren eine Domäne der Deutschen. Musial ist dafür bekannt, dass er sehr gute Quellenarbeit betreibt und nicht zur Schwäche vieler Zeithistoriker neigt, nur neue Interpretationen bekanter Fakten zu liefern.





Dann mal Butter bei die Fische: welche Historiker, welche Publizisten, welche Beweise? Dazu sei noch angemerkt, dass Suworows Buch (ich habe es in Teilen gelesen) zwar mit einer spektakulären These aufwartet, aber keineswegs den Ansprüchen genügt, die ernsthafte Historiker an ein Forschungswerk stellen. Zumal bei Suworow auch die Verfälschung von Aussagen gerade Rokossowskis im Raum steht.

Wenn ein Pole über die Schuld- oder Nichtschuld Deutschlands schreibt, bin ich erst mal mißtrauisch. Aber zu Absatz 2: Beweise kann ich dir so adhoc nicht geben da ich das entsprechende Buch nicht gelesen habe. Aber hier sind die Namen.

Prof. Dr. Dschamil Hasanly
Dr. Alexander Pronin
Dr. habil. Irina Pawlowa
Mischa Schauli
Prof. Dr. Maria Litowskaja
Mark Solonin
Dr. Dschangir Huseinowitsch Nadschafow
Dr. Michail Meltjuchow
Dmitrij Chmelnizki

Ausonius
06.07.2009, 14:51
Wenn ein Pole über die Schuld- oder Nichtschuld Deutschlands schreibt, bin ich erst mal mißtrauisch. Aber zu Absatz 2: Beweise kann ich dir so adhoc nicht geben da ich das entsprechende Buch nicht gelesen habe. Aber hier sind die Namen.

Prof. Dr. Dschamil Hasanly
Dr. Alexander Pronin
Dr. habil. Irina Pawlowa
Mischa Schauli
Prof. Dr. Maria Litowskaja
Mark Solonin
Dr. Dschangir Huseinowitsch Nadschafow
Dr. Michail Meltjuchow
Dmitrij Chmelnizki

Ein Pole kann sich genauso seine Gedanken um die Kriegsschuld machen wie ein Russe oder Deutscher.
So wie ich das sehe, handelt es sich um folgendes Buch, herausgegeben von Suworow/Chmelzniki: Überfall auf Europa.
Das ist eine aktuelle Übersetzung einer Artikelserie von Pro-Suworow-Gelehrten, die bereits 2006 u.a. unter dem Namen "The truth of Suvorov" erschienen sind. Kaufen will ich mir das Buch nicht, und ich schätze nicht, dass es so bald in einer Bibliothek in der Nähe auftauchen wird.
Als Diskussionsgrundlage gibt es diese WIKI-Eintrag über das Buch eines der Mitautoren:
http://en.wikipedia.org/wiki/Stalin%27s_Missed_Chance

So wie ich das überblicken kann, scheint auf der Quellenseite nichts wesentlich neues offenbart zu werden, was über den Schukow-Plan hinausgeht. Meltjuchow zweifelt - wie Musial - einen deutschen Präventivschlag an. Damit zählt er sicher zu den "weicheren" Vertretern der Suworow-Linie.

Don
06.07.2009, 14:59
Wir hätten allerdings Zeit gewonnen und die Truppen auffrischen können.

Womit?



Außerdem läßt sich ein Land wie Deutschland leichter verteidigen als der weite russische Raum.

Klar. Konnte man deutlich beobachten.



Aber das sind alles müßige Spekulationen.

Falsche Wortwahl. Ersetze müßig durch dämlich.

Kreuzbube
06.07.2009, 15:04
Spätestens nach den Erfahrungen von 1914 hätte im Osten ein Wall mit massiven Verteidigungsanlagen hingehört - vom Memelland bis Masuren. Aus Sicherheitsgründen!

L0k3
06.07.2009, 17:34
Spätestens nach den Erfahrungen von 1914 hätte im Osten ein Wall mit massiven Verteidigungsanlagen hingehört - vom Memelland bis Masuren. Aus Sicherheitsgründen!

Du meinst sowas wie die Mannerheim-Linie? Die hat die Russen zwar aufgehalten aber letzlich wurde sie geknackt. Vor allem was ist mit Südost Europa?? Nee da hätten schon ein paar verteidigungswälle von Memelland bis hin zum Schwarzen Meer bzw. Mittelmeer gebaut werden müssen. Unmöglich sich gegen die SU ein zu buddeln.

Lichtblau
07.07.2009, 11:42
Spätestens nach den Erfahrungen von 1914 hätte im Osten ein Wall mit massiven Verteidigungsanlagen hingehört - vom Memelland bis Masuren. Aus Sicherheitsgründen!

Es gab 1939/40 Planungen von Heinrich Himmler, mit jüdischen Zwangsarbeitern, einen Panzergraben quer durch Polen zu bauen.

Götz
07.07.2009, 12:19
Kommunisten schließen mit "Klassenfeinden" niemals Frieden, allenfalls taktische temporäre Waffenstillstände, in dieser Hinsicht ähnelt ihre Einstellung sehr stark der von Muslimen gegenüber "Ungläubigen".

Was dieses Angebot zum Seperatfrieden anbetrifft, so war es höchstwahrscheinlich eine Finte um erstens Zeit zu gewinnen, zweitens ein Versuch das eigene Territorium kampflos vom Feind zu säubern und ein Mittel den Alliierten Feuer unter den Hintern zu machen endlich eine 2. Front zu eröffnen, falls Informationen über dieses Angebot, rein zufällig durchsickern sollten. Auf jeden Fall konnte Stalin dadurch nur gewinnen, vermutlich hätte die Sowjetunion, wenige Monate nachdem die Wehrmacht sich aus ihr zurückgezogen hätte, durch verstärkte monetäre und materielle Unterstützung der Alliierten "überzeugt" und gestärkt ,den Kampf gegen Deutschland wieder aufgenommen. Der Krieg hätte sich vermutlich um ein Jahr verkürzt da die rote Armee in Berlin hätte einmarschieren können, bevor die Alliierten eine zweite Front eröffnet hätten. Stalin hätte dort nicht halt gemacht sondern den "revolutionären Schwung" genutzt, um bis an den Atlantik vorzustoßen, zumal die rote Armee weit weniger durch schwere Kämpfe dezimiert und somit erheblich stärker als 1945 gewesen wäre.

Letztendlich war es wohl nach wie vor Stalins Absicht als alleiniger Gewinner aus dem "zweiten Imperialistischen Krieg" hervorzugehen, dies konnte er jedoch nur, wenn die Sowjetunion nicht mehr die Hauptlast der Kämpfe mit Deutschland tragen mußte.

Bodenplatte
07.07.2009, 15:35
Bezüglich des russichen Historikerstreits:

http://www.amazon.de/Unternehmen-Barbarossa-russische-Historikerstreit-Wolfgang/dp/3776620285/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1246977323&sr=8-1

Neutraler
08.07.2009, 23:03
Es war ein vorsichtiges Taktieren seitens Stalin. Wahrscheinlich wollte er die Alliierten zwingen, durch diesen Druck verstärkt in Europa anzugreifen. Ich glaube kaum, dass Stalin dies ernst meinte. Immerhin würde er niemals mehr die Möglichkeit haben, so weit mit Hilfe westlicher Mächte in Europa vorzudringen.

Lichtblau
09.07.2009, 16:15
Es war ein vorsichtiges Taktieren seitens Stalin. Wahrscheinlich wollte er die Alliierten zwingen, durch diesen Druck verstärkt in Europa anzugreifen. Ich glaube kaum, dass Stalin dies ernst meinte. Immerhin würde er niemals mehr die Möglichkeit haben, so weit mit Hilfe westlicher Mächte in Europa vorzudringen.

Kommt drauf an. 1941/42 kann ich mir schon vorstellen das Stalin Frieden wollte, weil die Wehrmacht unbesiegbar schien. Ab 1943 wäre es wohl nur Taktik, aus dem Grund den du sagst, da Stalin wahrscheinlich von der Ausweitung des Kommunismus träumte.

Neutraler
13.07.2009, 13:00
Kommt drauf an. 1941/42 kann ich mir schon vorstellen das Stalin Frieden wollte, weil die Wehrmacht unbesiegbar schien. Ab 1943 wäre es wohl nur Taktik, aus dem Grund den du sagst, da Stalin wahrscheinlich von der Ausweitung des Kommunismus träumte.
Das Stalin 1941 mehrmals Friedensfühler aussandte ist bekannt. Aber nachdem die USA in den Krieg eintraten waren diese Friedensfühler eher ein Druckmittel gegen den Westen, so schnell wie möglich in Frankreich eine Front zu eröffnen und so die sowjetischen Fronten zu entlasten.

Bergischer Löwe
13.07.2009, 15:00
@Peiper

Ich glaube die Hoffnung auf einen Verhandlungsfrieden mit den Alliierten nach einer Verständigung mit Stalin ist ebenso unrealistisch wie die Siegchancen Deutschlands vor der Ludendorff Offensive 1918 an der Westfront.

Beide Situationen wären nämlich absolut vergleichbar:

* Die Wehrmacht war Ende 1943 völlig ausgeblutet, es fehlten erfahrene Führer und Unterführer an allen Ecken und Enden
* Die Luftwaffe nur noch begrenzt einsatzfähig
* Die Infrastruktur litt täglich unter Bombenangriffen
* Millionen Ingenieure und Arbeiter mußten - anstatt in ihren Betrieben zu arbeiten - in den Krieg. Man mußte sich auf Arbeitssklaven verlassen. Mit bekannten Folgen für die Qualität.
* Die Marine (Überwasser) konnte die Häfen nicht mehr verlassen
* Die Marine (Unterwasser) war ab Mai 1943 geschlagen
* Die Rohstoffversorgung war kaum mehr gewährleistet
* Die Bevölkerung und die Wehrmacht hatte die Schnauze voll und machte nur noch aus Angst vor den "Blockwarten" mit (einziger Unterschied zu 1918)

Die Alliierten dagegen wurden täglich stärker. Man kontrollierte die Weltmeere und Rohstoffe. Man hatte fast unbegrenzte wirtschaftliche Kapazitäten für die Wehrwirtschaft freigemacht. Die Einberufung von Millionen US Soldaten und die gewaltige Kraft der US Wirtschaft waren ein untrügliches Zeichen für den Untergang des 3. Reiches, das aus obigen Gründen schon 1943 am Stock ging.

Unter Truman wäre eventuell vielleicht etwas möglich gewesen. Eisenhower und Montgomery hatten allerdings beide den Wunsch die Krauts am Boden liegen zu sehen und beste Beziehungen zu Rosevelt und Churchill. Da beide Deutschland hassten, wäre mit denen nie eine Verhandlung zustande gekommen. Dazu kamen persönliche Motive: Monty wollte in den Adelsstand und Ike Präsident werden. Haben beide ja dann geschafft.