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Vollständige Version anzeigen : Hilflos angesichts der Hilflosigkeit



henriof9
18.06.2009, 08:08
Der Bundestag berät heute über die Patientenverfügung


Was ein Medizinrechtler erlebt hat, der wegen Sterbehilfe verurteilt wurde.

Wer darf sterben?

Am 30. April sprach ihn das Landgericht Fulda der aktiven Sterbehilfe schuldig - obwohl selbst der Richter damals einräumte, dass Putz im Sinne der Patientin gehandelt hatte.

"Das Urteil ist an Unlogik kaum zu überbieten", findet Putz. Das Urteil zeigt aber auch wie kaum ein anderes die Hilflosigkeit der Menschen, wenn es um das Thema Sterben geht. Hilflos sind nicht nur die Gerichte, hilflos sind auch Ärzte, Heime, Angehörige: Wer darf sterben? Und unter welchen Umständen? Braucht der Tod Regeln? Um diese Fragen geht es, wenn der Bundestag an diesem Donnerstag abschließend über das Thema Patientenverfügungen berät - und sollten sich die Abgeordneten nach jahrelangem Gezerre einigen, könnten in Zukunft vielleicht Fälle wie der von Wolfgang Putz und Erika K., der von ihrer Tochter schließlich die Magensonde durchtrennt wurde, vermieden werden.

Mündliche Vereinbarung

Als "mündliche Patientenverfügung" wird so eine Willensäußerung in den Anträgen bezeichnet, die dem Bundestag vorliegen, im weitreichendsten Entwurf werden diese mündlichen Bekundungen als verbindlich anerkannt: Ärzte müssten demnach einen Menschen unabhängig vom Stadium der Erkrankung sterben lassen, auch wenn er dies nie schriftlich festgehalten hat. Andere Entwürfe sehen strengere Hürden vor: So soll eine Patientenverfügung etwa nur dann verbindlich sein, wenn sie schriftlich abgefasst oder nach Beratung durch einen Arzt geschrieben wurde. Andernfalls, befürchten Kritiker, würden die Patientenverfügungen zu weitreichend und das Leben könne zu leicht beendet werden.

Kein anderer Anwalt in Deutschland hat so viele "Sterbemandate" hinter sich; das Gebiet wird gemieden, weil es als eines der heikelsten der Rechtswissenschaft gilt. "Dabei ist es eigentlich ganz leicht", meint Putz und lässt sich schwer in den Korbstuhl fallen: "Wenn ein todkranker, aber seelisch gesunder Mensch sagt: ,Herr Doktor, ich will nicht mehr leben', dann muss man ihn sterben lassen".

Berührungsängste mit dem Tod

"Es heißt ja immer, Sterben ist etwas Schlimmes", sagt er. Sieht er das denn nicht genauso? Nein, sagt Putz, dafür habe er schon zu viele Menschen gesehen, die zum Leben gezwungen wurden. "Sterben ist einfach nur das Ende", sagt er. Und pustet die Kerze aus.



zu lesen hier (http://www.sueddeutsche.de/politik/971/472496/text/)

Ich glaube, daß die Politik es wiedereinmal nicht schaffen wird im Sinne der Bürger zu handeln.

Ich selbst habe schon lange eine Patientenverfügung und hoffe, daß diese, wenn es mal soweit ist, auch entsprechend angewand wird.

Paul Felz
18.06.2009, 09:42
Das ist ein sehr komplexes Thema. Insbesondere, weil viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind.

In Kürze: einmal der "freie" Wille des Menschen und die Entscheidung über sein eigenes(!) Leben. Andererseits müssen Mißbrauchsmöglichkeiten ausgeschlossen sein. Ebenso wie (medizinische) Irrtümer.

politisch Verfolgter
18.06.2009, 10:41
Wer nicht mehr Herr seines Willens ist und dahin stirbt, über den bestimmen Ärzte. Was da wohl so alles erlitten wird, ist bestimmt fürchterlich.
Die Einen bekommen von teueren Spezialisten hochwertige Medikamente, die Anderen schmoren aus der Hölle in den Tod.
Die Gesellschaft ist bis in den Tod gespalten.

Alion
18.06.2009, 11:15
Tatsache ist doch, dass auch bei diesem Thema eine immer größere Bürokratie eingeführt wird, die letztlich zum Nachteil des Patienten ist.

Früher reichte eine einfache Patientenverfügung aus. Das war gut und richtig und mit wenig Aufwand und Kosten verbunden.

Dann wurde die Lobby der Notare bedient und plötzlich soll man das Ding alle paar Jahre beim Notar erneuern müssen?
So etwas ist Schwachsinn und sicher nicht im Sinne der Patienten.

Die sog. mündliche Patientenverfügung halte ich für gefährlich, da damit ein Freibrief für den behandelnden Arzt ausgestellt würde. Hat er Mist gebaut und ein lebensrettendes Medikament nicht verordnet, kann er sich immer damit rausreden, der Patient habe sterben wollen.
In der Praxis ist eine solche Vorschrifte nicht umsetzbar und gefährlich.

Ein unbürokratischer Vorschlag wäre ein zusätzliches Kreuz im Personalausweis.
Denn einen Perso sollte jeder Bürger stets mit sich führen, wieviele Menschen schleppen wohl ihre Patientenverfügung stets mit sich herum?

Es sollte zwei zusätzliche Felder im Antragsformular für einen Perso geben, mit dem ersten erklärt sich der Antragssteller zur Organspende bereit, mit dem zweiten verzichtet er auf sinnentleerte Apparatemedizin.

Beide Felder sind vorausgefüllt und man muß ihnen ausdrücklich widersprechen wenn man dies nicht will.

Schon würden unsere Krankenkassen Mrd. €uros sparen, nahezu jeder Bedürftige könnte ein Spenderorgan erhalten und sinnlose Belegung von Intensivbetten würde der Vergangenheit angehören.

Vorteil einer solchen Regelung:
Schnell umsetzbar, geringer Verwaltungsaufwand, die Verfügung wäre auch nahezu immer verfügbar.

Da ich auf die Faulheit der meisten Menschen baue würde sich die Situation im Bereich Spenderorgane deutlich verbessern.


MfG
Alion

politisch Verfolgter
18.06.2009, 11:44
Bzgl. Organspende ist der Hirntod mittels PET während Organentnahmen nachzuweisen.
Da das noch niemals dargestellt wurde, läßt sich leider vom Gegenteil ausgehen: während der Organentnahmen dürfte sich im SpenderGehirn ein wahres Blitzgewitter abspielen.
So werden ja auch meist Schmerzmittel gegeben, zumal sich der Spenderkörper angebl. wehrt, bis hin zu Abwehrbewegungen.

henriof9
18.06.2009, 16:14
Breaking News bei N-TV :

Patientenverfügungen werden verbindlich.
Durchgesetzt hat sich das " Stünker- Modell ".

Auch zu lesen hier (http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1245303588379&openMenu=1013016724320&calledPageId=1013016724320&listid=).

Peg Bundy
18.06.2009, 16:18
Ist schon Paradox: Als Lebender muß man um fast jede med. Behandlung förmlich betteln und ist man kurz vorm abnippeln, kehren die plötzlich den Gutmenschen raus, der um jedes Leben "bis zur Erschöpfung" kämpft. Verlogener gehts schon kaum noch.

politisch Verfolgter
18.06.2009, 18:17
Aktive Sterbeverlängerung bringt cash fürs Quälen hilfloser Opfer.

henriof9
19.06.2009, 09:06
Ich weiß ja das Jeder Angst davor hat bzw. dieses ein unangenehmes Thema ist, ( wie man an der Resonanz hier sehen kann ) aber man sollte sich schon damit befassen denn es kann sehr schnell passieren, daß man in eine Situation kommt wo diese Art Vorsorge wichtig ist.

Grundsätzlich finde ich das Gesetz zur Patientenverfügung ok, allerdings ist es derart gestaltet, daß man als Normalbürger sehr schnell überfordert ist damit.
Nicht nur das man ja nicht vorher wissen kann, inwiefern es einem erwischt und demzufolge auch keine kontrete bzw. präsize Handlungsweise niederschreiben kann, auch hat der Normalbürger ja nicht das medizinische Wissen um detaillierte Vorgaben zu machen.

Aber, zumindest gibt es Rechtssicherheit in Bezug darauf, daß sich Ärzte daran halten müssen, was ein Patient schriftlich gewünscht hat, insofern ist dies auch für Angehörige eine Verbesserung.

Trashcansinatra
19.06.2009, 09:30
Ein Schritt in die richtige Richtung - allerdings längst nicht weit genug.

Ich verweise auf mein Posting in einem anderen Strang:


Aber die dräuendsten Probleme beim deutschen (aber auch österreichischen) Sozialstaatsgebilde sind

1. die sog. Umlagenfinanzierung der Renten-, Arbeitslosen und Krankenversicherung und
2. der immer noch zu starke Einfluß der Kirche bzw. Ärzteschaft beim Thema "aktive Sterbehilfe" i. S. d. "Tötung auf eigenes Verlangen" (die "Euthanasie" im ursprünglichen Sinne, nicht im Sinne des 3. Reiches)

Zu Punkt 2:
Es ist bekannt, daß der Mensch im hohen Alter im Gesundheitssystem die meisten Kosten verursacht. Das ist ja an sich ein sehr unethischer Grund, die "Tötung auf Verlangen" zu legalisieren. Aber es gibt viele pflegebedürftige Menschen, die ihr Leben als Qual empfinden und Menschen, die gar nichts mehr merken. Und es gibt Leute, die eine Patientenverfügung erlassen - und die "aus ethischen Gründen" sittenwidrig ist und daher für den Arzt nicht bindend ist.

Die einzigen, die daran verdienen, sind die Trägereinrichtungen von Pflegeheimen (meistens Kirchen) - alle anderen zahlen drauf: Beitragszahler und sämtliche Wirtschaftssubjekte (Unternehmen, Privatleute). Holland und Belgien sind in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich - dort können sogar nicht Todkranke, die keine realistische Heilungschance mehr haben und die ihr Leben als Qual empfinden (z.B. unheilbar psychisch Kranke) nach dem Durchlauf einer zweistufigen Kommission ihr Leben beenden (lassen).

Es ist ein ganz einfaches Rechenexempel, wenn man weiß, daß die Bevölkerungsstruktur ausgeglichen sein sollte. Daher sollte Palliativmedizin sowie "aktive Sterbehilfe" den gleichen Rang zugestanden bekommen (je nach Wunsch des Patienten)


http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2891883&postcount=260

Und hier zum Thema "Kannibale von Rotenburg" ein sehr interessanter Beitrag über das Thema "Menschenwürde"


In der Rechtstheorie ist das Muster seit langem geläufig, nach dem sich von der Ausnahme Grundlegendes für den Normfall ablesen lässt. Die Taten des Armin Meiwes, bekannt geworden unter dem Namen “Der Kannibale von Rotenburg”, stellen eine solche Ausnahme dar. In dem unlängst beendeten Verfahren wurde deutlich, dass die Justiz den Stein des Anstoßes, nämlich das Verspeisen von Menschen, gar nicht bestrafen konnte.

(...)

Seine (Anm: Immanuel Kant) Schriften gelten zwar gemeinhin als Formulierung einer modernen Moral, gleichzeitig analysieren sie aber auch die moderne Konstitution des Rechts, und es ist durchaus treffend, sie als Beschreibung eines Ausnahmezustandes zu charakterisieren.

Diese Ausnahmesituation als “Selbstbestimmung des freien Willens” beinhaltet notwendig ein gelinde gesagt widersprüchliches Verhältnis zur Körperlichkeit. Wodurch sich der Kreis zu Armin Meiwes und seinem “Opfer”, einem Ingenieur aus Berlin, schließt, denn in ihrer Beziehung zueinander manifestierte sich genau der Widerspruch von “freier” Willensentscheidung und (grenzenloser) Verfügbarkeit über den menschlichen Körper.

Der bürgerliche Alltagsverstand würde normalerweise jeden Einwand gegen die Freiheit seiner Willensäußerung als unzulässigen Eingriff in seine Selbstbestimmung zurückweisen. Dass jeder über sein Leben selbst entscheiden könne ohne Einmischung eines anderen oder des Staates, ist schließlich zum Inbegriff moderner Selbstverwirklichung geworden. Jeder muss eben seinen Weg gehen und warum nicht auch einmal - als Ausdruck höchster Individualität sozusagen - “zwischen den Zähnen hindurch” eines anderen, wie es der Verspeiste gegenüber Meiwes ausdrückte. Die freie Selbstbestimmung führte die modernen Menschen zwar schon dazu, sich mit oder ohne Gummiseil von Türmen zu stürzen, sich in den Gipfeln des Himalaja ein eisiges Grab zu suchen oder sich aufklärerischen Leichenfledderern wie einem Gunter von Hagens zu vermachen. Wenn der Wille aber beschließt, seinen Leib wie ein Stück Vieh schlachten und ausnehmen zu lassen, so befällt das Individuum, die bürgerliche Öffentlichkeit und auch das Rechtssystem doch eine gewisse Unsicherheit über die Geltung der individuellen Willensentscheidung gegenüber dem Körper und der sinnlichen Wirklichkeit.

Wie bestimmt nun die philosophische Koryphäe und unumstrittene Instanz westlicher Aufklärung das Verhältnis des “freien” Willens zu seiner leiblichen und sinnlichen Existenz?

Gesellschaftliche Geltung, dies macht Kant in seinem zentralen ethischen Werk, der “Kritik der praktischen Vernunft”, unmissverständlich deutlich, kann eine Person allein als Träger des “freien” Willens beanspruchen. Alle sinnlichen und natürlichen Eigenschaften und Motive sind letztlich für die Bestimmung des Willens unzulässig und bedeutungslos. Die Quintessenz der (praktischen) Vernunft, der sog. “gute Wille” oder die “Würde eines vernünftigen Wesens” besteht in der abstrakten Selbstbestimmung, unabhängig von dem konkreten Inhalt sinnlicher Gegebenheiten oder Erfahrungen. Sofern sich menschliche Handlungen von sinnlichen Motiven, wie Leidenschaften, Neigungen etc. bestimmen lassen, handelt es sich nach dem Königsberger Philosophen um so genannte “pathologische Triebfedern” für den menschlichen Willen. Einzig die Orientierung an der Gesetzesform, die ohne konkreten Inhalt bleiben muss, führt zu einem unumschränkt “guten Willen”.

Dieser zugegebenermaßen nicht ganz einfache Sachverhalt in der Theorie Kants wird in den derzeitigen Lobreden geflissentlich übersehen, obwohl oder gerade weil er auf ein zentrales wie gewaltförmiges Merkmal der Moderne verweist.

“Das Wesentliche aller Bestimmung des Willens durchs sittliche Gesetz ist: dass er als freier Wille, mithin nicht bloß ohne Mitwirkung sinnlicher Antriebe, sondern selbst mit Abweisung aller derselben, und mit Abbruch aller Neigungen, sofern sie jenem Gesetz zuwider sein könnten, bloß durchs Gesetz bestimmt werde.”

Kant formuliert also explizit das Ideal des “freien Willens” unter Zurückweisung bzw. “Abbruch aller sinnlichen Neigungen”. Die praktische Vernunft, d.h. der “gute Wille” soll nur durch “sinnenfreies Interesse” bestimmt sein. Auf welchen konkreten Wunsch sich dieser Wille beziehe, sei in rechtlicher Hinsicht völlig zweitrangig, ja für den gefeierten Jubilar Kant drückt sich ein “unumschränkt guter Wille” gerade in einer “Achtung für etwas ganz anderes als das Leben” aus. Kants zweifelhaftes Verdienst besteht im Gegensatz zum theoretischen Gehalt des derzeitigen Jubel-Diskurses darin, die inhaltslose und gewaltförmige Form (des Rechts), in der die sinnliche Wirklichkeit allenfalls als Material für den freien Willen vorkommt, ungeniert zu fordern. Je weniger es der bürgerlichen Reflexion möglich ist, Kants Philosophie theoretisch adäquat in Beziehung zur bürgerlichen Vergesellschaftung zu setzen, desto mehr scheinen die Individuen praktisch über sie Bescheid zu wissen.

Armin Meiwes jedenfalls formulierte sehr präzise, worauf es bei zwischenmenschlichen Beziehungen in der modernen Rechtsform ankommt, nämlich einzig auf die Qualität, (männlicher) Träger eines freien Willens zu sein: “Jeder kann zu seinen Lebzeiten frei über die Verwendung seines Körpers entscheiden und so könne er sich auch aufessen lassen”, so lautete sein Argument bzw. das der Verteidigung. ” `Er wollte sterben und er wollte gegessen werden´. Er habe sich ausschließlich nach dem Willen und den Wünschen B.s gerichtet. `Ich habe auch immer seine Würde (!) und seine Ehre (!) als Mensch geachtet´”. Wenn der Kern menschlicher Würde nach der “praktischen Vernunft” ausschließlich die Geltung eines “sinnenfreien” Interesses voraussetzt, so hätte auch Kant nur für einen Freispruch des Kannibalen plädieren können. Denn schließlich hat der Kannibale jederzeit die “Würde des vernünftigen Wesens”, den “freien Willen” des Gegenübers anerkannt, auch wenn er denselbigen abgemetzgert, zerlegt und aufgegessen hat. “Meiwes und B. hätten”, so argumentierte die Verteidigung konsequent “kantisch”, “einen Vertrag geschlossen, den beide erfüllen wollten.”


http://www.krisis.org/2004/kant-und-der-kannibale#more-176

bürger_auf_der_palme
20.06.2009, 22:56
... Ich glaube, daß die Politik es wiedereinmal nicht schaffen wird im Sinne der Bürger zu handeln ...

Immerhin gelingt es der Politik, mit diesem jenseitigen Nebelthema die Schlagzeilen zu dominieren und manchen Bürger von ihrem diesseitigen Versagen tüchtig abzulenken.


... Ich selbst habe schon lange eine Patientenverfügung und hoffe, daß diese, wenn es mal soweit ist, auch entsprechend angewand wird ...

Wenn es das ist, was dich glücklich macht, toi, toi, toi ... aber willst du wirklich sicher sein, dann bring´s am besten gleich hinter dich.

henriof9
21.06.2009, 07:38
Wenn es das ist, was dich glücklich macht, toi, toi, toi ... aber willst du wirklich sicher sein, dann bring´s am besten gleich hinter dich.

Das verbuche ich jetzt mal unter Sarkasmus.
Aber weißt Du, ich habe noch einige Jährchen und wenn es dann soweit ist verlassen ich mich lieber auf meinen Willen als auf den irgendwelcher Politiker oder Ärzte.

dickköpfchen2009
21.06.2009, 07:54
danke für den hinweis;das da was im busch ist,hat uns in rechtskunde keiner erzählt!

dennoch ist es für mich immens wichtig das zu wissen-in zukunft darauf achten,ggf.betreuer schriftlich fixieren lassen ja o.nein.

d.h in zukunft: alle medi´s außer schmerzmittel absetzen,nur infusion (das ist pflicht! niemand darf verdursten!) und dann sterbestandart (pfarrer,leise musik,kerzen,hand halten & zuspruch).

es wurde auch zeit. bin erleichtert,daß es einigen jetzt erlaubt wird, "zu gehen" .
fragt nicht, was ich alles gesehen hab.

dickköpfchen2009
21.06.2009, 17:00
Ich bin dagegen !

äh,wäre schon interessant,wie zu dieser meinung kommst,oder dein dagegen
begründest... erfahrungen oder nur so?

am rande:warst du schon mal im pflegeheim,hattest schwer krebskranke in der familie? das ist nicht immer ohne....

henriof9
21.06.2009, 17:32
äh,wäre schon interessant,wie zu dieser meinung kommst,oder dein dagegen
begründest... erfahrungen oder nur so?

am rande:warst du schon mal im pflegeheim,hattest schwer krebskranke in der familie? das ist nicht immer ohne....

@Dickköpfchen, es gibt Menschen, die sind aus Prinzip dafür, daß sie dagegen sind und das immer ohne Begründung. :D

dickköpfchen2009
21.06.2009, 18:07
@Dickköpfchen, es gibt Menschen, die sind aus Prinzip dafür, daß sie dagegen sind und das immer ohne Begründung. :D

jupp,und solche hab ich besonders gerne.egal ob freund oder kollege,
da kriege ich einen hals wie eine giraffe.

bürger_auf_der_palme
21.06.2009, 20:03
Das verbuche ich jetzt mal unter Sarkasmus.
Aber weißt Du, ich habe noch einige Jährchen und wenn es dann soweit ist verlassen ich mich lieber auf meinen Willen als auf den irgendwelcher Politiker oder Ärzte.

Was mich an dem Thema stört, ist der Stellenwert, den es momentan einnimmt. Es ist doch letzten Endes überhaupt nicht wichtig, wie jemand stirbt. Wenn du es nicht glaubst, frag´ mal einen Betroffenden 5 Minuten hinterher ...

Irgendwo habe ich dazu mal ein Zitat gelesen, leider vergessen von wem: "Wie beschränkt sind doch die Menschen, sie wehren sich Zeit ihres Lebens am vehementesten gegen die einzige Sache, von der sie mit Sicherheit wissen, dass sie irgendwann eintreten wird."

Aber du hast Humor, das finde ich gut.

Sheldon
21.06.2009, 20:20
Wenn ein Haustier so unheilbar krank ist, das es sterben wird und nur noch unerträgliche Schmerzen verspürt, ist es das humanste, diesem Leiden durch einen schnellen, schmerzlosen Tod ein Ende zu setzen.

Und genau das verlang ich auch von mir. Sollte ich einmal unheilbar krank sein, möchte ich ein Ende ohne Schrecken und kein Schrecken ohne Ende.

Sein wir doch mal ehrlich. Ich kann mir nicht vorstellen, das auch nur ein Mensch freiwillig noch Jahrelang mit Schmerzen in seiner eigenen Scheisse liegend an Maschinen angeschlossen dahin vegetieren will.

Für mich wär das die Hölle. Scheiss Kirche!!!

henriof9
22.06.2009, 06:48
Was mich an dem Thema stört, ist der Stellenwert, den es momentan einnimmt. Es ist doch letzten Endes überhaupt nicht wichtig, wie jemand stirbt. Wenn du es nicht glaubst, frag´ mal einen Betroffenden 5 Minuten hinterher ...

Irgendwo habe ich dazu mal ein Zitat gelesen, leider vergessen von wem: "Wie beschränkt sind doch die Menschen, sie wehren sich Zeit ihres Lebens am vehementesten gegen die einzige Sache, von der sie mit Sicherheit wissen, dass sie irgendwann eintreten wird."

Aber du hast Humor, das finde ich gut.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Wenn Du irgendwann einmal in die Verlegenheit kommen solltes in die dankbaren Augen eines Sterbenden blicken zu können weil Du ihm seinen Wunsch nach einem humanen Sterben durchgesetzt hast, können wir uns über diese Thema gerne noch einmal unterhalten.

bürger_auf_der_palme
22.06.2009, 22:08
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Wenn Du irgendwann einmal in die Verlegenheit kommen solltes in die dankbaren Augen eines Sterbenden blicken zu können weil Du ihm seinen Wunsch nach einem humanen Sterben durchgesetzt hast, können wir uns über diese Thema gerne noch einmal unterhalten.

Dein Engagement für Sterbende in Ehren, es ändert nur unterm Strich nichts am Lauf der Dinge.

Wäre für mich keine Erfüllung, ich beschäftige mich lieber mit den Lebenden, denn dafür meine ich sind wir hier.

Und wenn die Veranstaltung vorbei ist sehe ich zu, dass ich irgendwie Heim komme, das hat bisher noch jeder geschafft.

Eridani
25.06.2009, 08:42
Ist schon Paradox: Als Lebender muß man um fast jede med. Behandlung förmlich betteln und ist man kurz vorm abnippeln, kehren die plötzlich den Gutmenschen raus, der um jedes Leben "bis zur Erschöpfung" kämpft. Verlogener gehts schon kaum noch.

Das ist alles nur eine perverse Mischung aus verbrämter CDU/CSU-Nostalgie und Geld-Gier (Wirtschaftsinteressen) der Medizin-Lobby. :)

[Man stelle sich die finanziellen Einnahme-Ausfälle vor, wenn plötzlich alle Maschinen zur Lebensverlängerung/-Erhaltung in Deutschland plötzlich angeschaltet würden!]

E:

dickköpfchen2009
25.06.2009, 08:56
Das ist alles nur eine perverse Mischung aus verbrämter CDU/CSU-Nostalgie und Geld-Gier (Wirtschaftsinteressen) der Medizin-Lobby. :)

[Man stelle sich die finanziellen Einnahme-Ausfälle vor, wenn plötzlich alle Maschinen zur Lebensverlängerung/-Erhaltung in Deutschland plötzlich angeschaltet würden!]

E:

Allerdings Intensivbetten sind so richtige DRG`s -Knaller.Das metert schnell
und freut den Klinikchef.

Und in den Heimen ist man um jeden in Stufe 3 froh,das gibt den Höchstsatz
und hebt den Personalschlüssel.

Sch...Spiel

MorganLeFay
25.06.2009, 11:14
Das ist ein sehr komplexes Thema. Insbesondere, weil viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind.

In Kürze: einmal der "freie" Wille des Menschen und die Entscheidung über sein eigenes(!) Leben. Andererseits müssen Mißbrauchsmöglichkeiten ausgeschlossen sein. Ebenso wie (medizinische) Irrtümer.

Genau da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben - weswegen ich bei allem Verstaendnis auch prinzipiell gegen aktive Sterbehilfe bin, da das Missbrauchspotenzial einfach zu gewaltig ist.

Warum man allerdings Menschen, die ohne Maschinen sterben wuerden, zum Dahinvegetieren zwingt, erschliesst sich mir nicht.

Trashcansinatra
25.06.2009, 16:00
Genau da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben - weswegen ich bei allem Verstaendnis auch prinzipiell gegen aktive Sterbehilfe bin, da das Missbrauchspotenzial einfach zu gewaltig ist.

Warum man allerdings Menschen, die ohne Maschinen sterben wuerden, zum Dahinvegetieren zwingt, erschliesst sich mir nicht.

Einen Betriebswirt wie mir schon. Ganz plakativ gesagt:


Dekubitus für den Deckungsbeitrag (der "pflegenden" Einrichtung)

Und das auf Kosten der betroffenen Person UND der Solidargemeinschaft und damit der volkswirtschaflichen Wettbewerbsfähigkeit

MorganLeFay
25.06.2009, 16:11
Einen Betriebswirt wie mir schon. Ganz plakativ gesagt:


Dekubitus für den Deckungsbeitrag (der "pflegenden" Einrichtung)

Und das auf Kosten der betroffenen Person UND der Solidargemeinschaft und damit der volkswirtschaflichen Wettbewerbsfähigkeit

Das ist mir schon klar und den Aspekt sehe ich auch.

Das war mehr eine persoenliche Feststellung zum Leid, das sich daraus ergibt.