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Thauris
15.06.2009, 22:37
Ich persönlich finde das ne gute Sache und halte es genau so - wie steht ihr dazu?

http://www.brigitte.de/liebe-sex/persoenlichkeit/ehrlich-1023721/

Ich liebe die Wahrheit. Sie auszusprechen ist, wie bei einem feinen 5-Sterne-Dinner plötzlich den Wein auf Ex runterzukippen und sich das Oberteil vom Leib zu reißen. Grenzen überschreiten, in Wunden bohren, die Komfortzone verlassen, Spaß haben.

Außerdem hat die Wahrheit etwas sehr Sportliches, denn man kriegt in der Regel auch ordentlich Wahres zurückgespielt. Wie bei einem harten, aber guten Tennismatch. Läuft ganz gut mit der Wahrheit. Ich verstehe nicht, warum die meisten Menschen ihre Kernaussage in einem Wust von Worthülsen verstecken. Irre schwurbeln und Menschen wie mich dazu zwingen, unnötig viel Kraft auf Interpretationen zu verwenden. Und sich außerdem schlecht zu fühlen, wenn man ehrlich ist. Ich will nicht interpretieren - ich will einfach nur wissen.

marc
15.06.2009, 22:42
Ich verstehe nicht, warum die meisten Menschen ihre Kernaussage in einem Wust von Worthülsen verstecken. Irre schwurbeln und Menschen wie mich dazu zwingen, unnötig viel Kraft auf Interpretationen zu verwenden.

Ich darf Schopenhauer zitieren:

Um nun den Mangel an wirklichen Gedanken zu verbergen, machen manche sich einen imponierenden Apparat von langen, zusammengesetzten Worten, intrikaten Floskeln, unabsehbaren Perioden, neuen und unerhörten Ausdrücken, welches alles zusammen dann einen möglichst schwierigen und gelehrt klingenden Jargon abgibt. Man empfängt keine Gedanken, fühlt seine Einsicht nicht vermehrt, sondern muss aufseufzen: "Das Klappern der Mühle höre ich wohl, allein ich sehe das Mehl nicht"; oder auch, man sieht nur zu deutlich, welche dürftige, gemeine, platte und rohe Ansichten hinter dem hochtrabenden Bombast stecken.

:D

Thauris
15.06.2009, 22:46
Also mich macht das zunehmend wütender nie zu wissen, mit wem ich es wirklich zu tun habe. Ich habe auch keine Lust mein gesamtes Leben mit Ratespielen zu verbringen, ob ich jetzt jemandem etwas glauben kann oder nicht. Man kann seine Zeit weiss Gott sinnvoller verbringen!

FranzKonz
15.06.2009, 22:51
Ich darf Schopenhauer zitieren:

Um nun den Mangel an wirklichen Gedanken zu verbergen, machen manche sich einen imponierenden Apparat von langen, zusammengesetzten Worten, intrikaten Floskeln, unabsehbaren Perioden, neuen und unerhörten Ausdrücken, welches alles zusammen dann einen möglichst schwierigen und gelehrt klingenden Jargon abgibt. Man empfängt keine Gedanken, fühlt seine Einsicht nicht vermehrt, sondern muss aufseufzen: "Das Klappern der Mühle höre ich wohl, allein ich sehe das Mehl nicht"; oder auch, man sieht nur zu deutlich, welche dürftige, gemeine, platte und rohe Ansichten hinter dem hochtrabenden Bombast stecken.

:D

Schopenhauer kannte moderne Marketingspezialisten?

Man lernt doch nie aus. :cool2:

Gilf Kebir
15.06.2009, 22:53
Ach so.
ich dachte es ginge um " Gehn wir zu Dir oder zu mir ? "

Sauerländer
15.06.2009, 22:55
Schopenhauer kannte moderne Marketingspezialisten?
Schopenhauer kannte den Menschen, vor allem hinsichtlich seiner dunkelsten Seiten.
Und insofern indirekt nicht zuletzt auch den Marketingspezialisten.
Auch wenn er als Sprachästhet sich höchstwahrscheinlich geweigert hätte, einen Ausdruck wie "Marketing" in den Mund zu nehmen.

marc
15.06.2009, 22:56
Schopenhauer kannte vorallem Hegel.
Das reicht wohl. :D

wtf
16.06.2009, 07:10
Bei diesen zwischenmenschlichen Dingen gilt: Bellende Hunde beißen nicht.

Oder für Retardierte: Man schweigt und genießt.

Black Jack
16.06.2009, 09:18
http://www.brigitte.de/liebe-sex/persoenlichkeit/ehrlich-1023721/
[/B]
Brigitte!:D Muss ich jetzt meine Lesegewohnheiten ändern??? Wenn ich die Tagespresse in die Hand nehme, entgegnet mir dort nur Blödsinn.

Klopperhorst
16.06.2009, 09:23
Schopenhauer kannte moderne Marketingspezialisten?
...

Er nannte sie Tintenkleckser.

Allerdings hat er auch recht komplexe Satzverschachtelungen konstruiert.

Kein Freund der schnellen Pointe sozusagen.

---

Klopperhorst
16.06.2009, 09:26
... Ich liebe die Wahrheit. ...

Wenns mal etwas länger dauert, halte dich an die Esra:

„Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg.“

(3. Esra, 4, 41)

---

Black Jack
16.06.2009, 09:39
Er nannte sie Tintenkleckser.

Allerdings hat er auch recht komplexe Satzverschachtelungen konstruiert.

Kein Freund der schnellen Pointe sozusagen.

---
Und der hier schon genannte Hegel, schaute bei seinen Vorlesungen ab und zu in die Runde in der Befürchtung, jemand könnte ihn verstanden haben. War es der Fall, fühlte er sich persönlich beleidigt.:D

Thauris
16.06.2009, 09:56
Wenns mal etwas länger dauert, halte dich an die Esra:

„Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg.“

(3. Esra, 4, 41)

---

Leider nicht!

henriof9
16.06.2009, 10:01
Ich persönlich finde das ne gute Sache und halte es genau so - wie steht ihr dazu?

http://www.brigitte.de/liebe-sex/persoenlichkeit/ehrlich-1023721/

Ich liebe die Wahrheit. Sie auszusprechen ist, wie bei einem feinen 5-Sterne-Dinner plötzlich den Wein auf Ex runterzukippen und sich das Oberteil vom Leib zu reißen. Grenzen überschreiten, in Wunden bohren, die Komfortzone verlassen, Spaß haben.

Außerdem hat die Wahrheit etwas sehr Sportliches, denn man kriegt in der Regel auch ordentlich Wahres zurückgespielt. Wie bei einem harten, aber guten Tennismatch. Läuft ganz gut mit der Wahrheit. Ich verstehe nicht, warum die meisten Menschen ihre Kernaussage in einem Wust von Worthülsen verstecken. Irre schwurbeln und Menschen wie mich dazu zwingen, unnötig viel Kraft auf Interpretationen zu verwenden. Und sich außerdem schlecht zu fühlen, wenn man ehrlich ist. Ich will nicht interpretieren - ich will einfach nur wissen.

Nun, es kommt darauf an.
1. der Ton macht die Musik
2. der Zeitpunkt sollte richtig gewählt sein und
3. die Person spielt dabei eine Rolle
4. gibt es Wahrheiten, welche man lieber für sich behalten sollte

Polymorphi
16.06.2009, 10:44
Ich persönlich finde das ne gute Sache und halte es genau so - wie steht ihr dazu?

http://www.brigitte.de/liebe-sex/persoenlichkeit/ehrlich-1023721/

Ich liebe die Wahrheit. Sie auszusprechen ist, wie bei einem feinen 5-Sterne-Dinner plötzlich den Wein auf Ex runterzukippen und sich das Oberteil vom Leib zu reißen. Grenzen überschreiten, in Wunden bohren, die Komfortzone verlassen, Spaß haben.

Außerdem hat die Wahrheit etwas sehr Sportliches, denn man kriegt in der Regel auch ordentlich Wahres zurückgespielt. Wie bei einem harten, aber guten Tennismatch. Läuft ganz gut mit der Wahrheit. Ich verstehe nicht, warum die meisten Menschen ihre Kernaussage in einem Wust von Worthülsen verstecken. Irre schwurbeln und Menschen wie mich dazu zwingen, unnötig viel Kraft auf Interpretationen zu verwenden. Und sich außerdem schlecht zu fühlen, wenn man ehrlich ist. Ich will nicht interpretieren - ich will einfach nur wissen.

Zunächst einmal möchte ich mich auf derartig psychologisch dahingeschwurbeltes Brigitte-Zeitschriften-Unterschicht-Beratungs-Niveau nicht herrabbegeben. Außerdem sollte man und frau den Rat dieser Schreiberin nicht befolgen und sie auch nicht auf die Politik loslassen. Ihre Aussage endet damit, daß die Wahrheit nur duch eine ausser"ordentlich" (:hihi:) ausgeführte Kränkung zu vermitteln ist. Wer solch krankhafte Theorien in die Gesellschaft hineinrülpst, der sollte sich zuerst selbst als Versuchs-Objekt zur Verfügung stellen und sich mit Kränkungen beschmeißen lassen bis er krank ist. Denn Kränkungen haben nur ein bösartiges niederes Ziel: Menschen Krank zu machen. Deshalb kann die Wahrheit nicht durch Kränkungen vermittelt und auch nicht mit Kränkungen zwangsverschwurbelt werden. Genausowenig, wie man aus einem Vogel und einem Fisch einen Fischvogel kreieren kann. Es reicht ein einziger Silvesterknaller (:))) und das Hirngespenst dieser "Wissenschaftlerin" löst sich wieder auf in ihre zwei ursprünglich unvereinbaren Elemente:
1 Wahrheit ist Klartext, macht frei und baut auf
2 Kränkung ist Unklartext, macht unfrei und ist zerstörend

Männern, die Niemanden kränken wollen und sich deshalb angestrengt abmühen mit allerlei interessanten einfallsreichen Wortfindungen und Wortverschwurbelungen kann mensch mit aller Achtung begegnen. Denn diese haben tatsächlich noch Respekt vor ihren Mitmenschen.

Dagegen kann man nur Ver-achtung aufbringen für falsche Pseudowissenschaftliche Erkenntnise aus Zeitschriften, die nur vergifteten geistigen Müll in die Seele einer Gesellschaft hineinkippen sollen.

Polymorphi
16.06.2009, 10:52
Und der hier schon genannte Hegel, schaute bei seinen Vorlesungen ab und zu in die Runde in der Befürchtung, jemand könnte ihn verstanden haben. War es der Fall, fühlte er sich persönlich beleidigt.:D

Ach so, deshalb werden die intellektuellen Hegelanhänger also immer zornig, wenn man ihren Vorträgen bejahend zunickt, obwohl man sie gar nicht verstanden hat, weil sie Fragestellungen zu ihren hegelschen Darbietungen genausowenig dulden wie die Bitte um Beendigung ihres Vortrags über unbewiesene Scheintatsachen.

Polymorphi
16.06.2009, 11:16
Ich darf Schopenhauer zitieren:

Um nun den Mangel an wirklichen Gedanken zu verbergen, machen manche sich einen imponierenden Apparat von langen, zusammengesetzten Worten, intrikaten Floskeln, unabsehbaren Perioden, neuen und unerhörten Ausdrücken, welches alles zusammen dann einen möglichst schwierigen und gelehrt klingenden Jargon abgibt. Man empfängt keine Gedanken, fühlt seine Einsicht nicht vermehrt, sondern muss aufseufzen: "Das Klappern der Mühle höre ich wohl, allein ich sehe das Mehl nicht"; oder auch, man sieht nur zu deutlich, welche dürftige, gemeine, platte und rohe Ansichten hinter dem hochtrabenden Bombast stecken.

:D

Leider gibt es unzählige solcher Menschen, die Schopenhauer beschrieben hat. Damit soll doch aber wohl Niemand hierzuforum gemeint sein ? Ich wüßte Niemanden, der sich hier von Schopenhauer angesprochen fühlen würde. Also ich benötige keinen Schoppen. Auch keinen Frühschoppen und auch keinen Schoppen-Hauer.
Schoppen-Hauer sind Sprüche-Klopper die von Scheinwissenschaften faseln, den sogenannten "Unterschichten". Kein Wunder, daß die sich dann gezwungen sehen, sich einen imponierenden Apparat aus Wortverschachtelungen zusammenzusetzen, da es ihnen ja bereits in der guten Schule verwehrt wurde. ;)

dickköpfchen2009
16.06.2009, 11:39
Schopenhauer kannte moderne Marketingspezialisten?

Man lernt doch nie aus. :cool2:

:rofl::rofl::rofl:

Polymorphi
16.06.2009, 11:43
Also mich macht das zunehmend wütender nie zu wissen, mit wem ich es wirklich zu tun habe. Ich habe auch keine Lust mein gesamtes Leben mit Ratespielen zu verbringen, ob ich jetzt jemandem etwas glauben kann oder nicht. Man kann seine Zeit weiss Gott sinnvoller verbringen!

Es ist ja Niemand gezwungen, seine Zeit mit selbstgewählten Sinnlosigkeiten und Rätseleien zu verbringen. Es erfordert leider viel Zeit und Geduld um zu erfahren, mit wem man es wirklich zu tun hat. Aber selbst wenn ich einen Menschen vor mir habe, kann ich nicht 100%tig wirklich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Die Tatsache, daß Menschen sich zum Glück ( oder zum Unglück) auch verändern können, erschwert das Ganze nochmals. Dann soll es auch Menschen geben, die von sich nicht behaupten können, sich 100%tig selbst zu kennen. Es wird aber Niemand daran gehindert oder gezwungen, wenigstens einen Bruchteil davon kennenzulernen.

Nimm als Beispiel eine Schnecke, die auf der Wanderung ist. Wenn Etliche auf ihrer Schleimspur ausrutschen oder gar selbstverschuldet kleben bleiben, welche Schlüsse kannst Du zu Deiner Beurteilung daraus ziehen ? Du kannst aufgrund der Schleimspur nicht darauf schließen, daß die Schnecke ein Schleimer ist. :)) :)) :))

Polymorphi
16.06.2009, 11:54
Schopenhauer kannte den Menschen, vor allem hinsichtlich seiner dunkelsten Seiten.
Und insofern indirekt nicht zuletzt auch den Marketingspezialisten.
Auch wenn er als Sprachästhet sich höchstwahrscheinlich geweigert hätte, einen Ausdruck wie "Marketing" in den Mund zu nehmen.

Oh, "Coaching", "Timing", "Flexibiliting", "Bleaching", "Bodystreching", "Facelifting" und "For a good Job Searching" gab ich seinerzeit bei meiner Arbeitssuche für ein gutes Selbst-Vermarkting bei der Arge an. Trotzdem erfolglos. Wahrscheinlich fehlte mir da noch die Sprachästhetik eines Schopenhauer. ;(

Manfred_g
16.06.2009, 11:54
Wieviel Gewalt mehr auf dieser Welt gäbe es wohl ohne die Lüge?

bernhard44
16.06.2009, 12:17
Wieviel Gewalt mehr auf dieser Welt gäbe es wohl ohne die Lüge?

und welche Frau hört schon gerne: "oh siehst du heute wieder scheiße aus".

Skaramanga
16.06.2009, 12:32
...
Ich liebe die Wahrheit. Sie auszusprechen ist, wie bei einem feinen 5-Sterne-Dinner plötzlich den Wein auf Ex runterzukippen und sich das Oberteil vom Leib zu reißen.
...
[/B]

In welches Lokal gehst Du normaler Weise?

dickköpfchen2009
16.06.2009, 12:45
In welches Lokal gehst Du normaler Weise?

sorry,thauris aber *lol*

Thauris
16.06.2009, 14:29
Das war mir doch wieder klar, dass das wieder ins extreme gezogen wird - mir gehts nicht um weisse, sondern um schwarze Lügen, und zwar solche die zum eigenen Vorteil benutzt werden!

Kenshin-Himura
16.06.2009, 19:44
Das war mir doch wieder klar, dass das wieder ins extreme gezogen wird - mir gehts nicht um weisse, sondern um schwarze Lügen, und zwar solche die zum eigenen Vorteil benutzt werden!

Bei welcher Lüge ist das nicht so, wo ist die Grenze? Sind Lügen zwecks Sicherung des Arbeitsplatzes noch in Ordnung oder schon zu opportunistisch? Der idealistische Ansatz von "Brigitte" mag hier sympathisch erscheinen, nur kann diese Dame - selbst wenn sie die groß angekündigten Worte durchziehen würde - auch nichts daran ändern, dass sie sich selbst zugrunde richtet, wenn sie ausschließlich Klartext redet.

Haspelbein
16.06.2009, 20:04
Ich glaube nicht, dass die meisten Menschen dazu faehig sind, staendig die Wahrheit zu ertragen. Ganz im Gegenteil, wir suchen die Illusion, die Zerstreuung, die Verdraengung oder den Rausch. Jack Nicholson ist zwar nicht Schopenhauer, aber ich kann mich einem seiner Zitate anschliessen: "You want the truth? You can't handle the truth!"

Man sollte sich immer der Wirkung der Wahrheit bewusst sein. Manchmal ist es besser, selbst tiefschwarze Luegen mit ins Grab zu nehmen, um nicht Menschen unnoetig zu kraenken, oder erneut Hass zu schuehren.

marc
16.06.2009, 20:10
"You want the truth? You can't handle the truth!"

Ist das nicht aus den Simpsons?
You want the truth!
You can't handle the truth!
No truth handler you! I deride your truth handling abilities!
:D

Haspelbein
16.06.2009, 20:13
Ist das nicht aus den Simpsons?
You want the truth!
You can't handle the truth!
No truth handler you! I deride your truth handling abilities!
:D

Nein, hier haben die Simpsons "A Few Good Men" kopiert und verkaspert. Die Serie bezieht sich oftmals auf Filmvorlagen.

Thauris
16.06.2009, 20:25
Ich glaube nicht, dass die meisten Menschen dazu faehig sind, staendig die Wahrheit zu ertragen. Ganz im Gegenteil, wir suchen die Illusion, die Zerstreuung, die Verdraengung oder den Rausch. Jack Nicholson ist zwar nicht Schopenhauer, aber ich kann mich einem seiner Zitate anschliessen: "You want the truth? You can't handle the truth!"

Man sollte sich immer der Wirkung der Wahrheit bewusst sein. Manchmal ist es besser, selbst tiefschwarze Luegen mit ins Grab zu nehmen, um nicht Menschen unnoetig zu kraenken, oder erneut Hass zu schuehren.

Im Grunde genommen wird doch nicht gelogen um das Gegenüber zu schützen, sondern aus Feigheit und Selbstschutz!

Folgendes Beispiel: Jemand geht mir mit seinem Verhalten tierisch auf den Senkel, ich sage ihm das aber nicht, lüge ihn sogar noch an. Irgendwann steigert sich das so, dass ich diesen Menschen nicht mehr ertragen kann und mich von ihm abwende. Damit haben beide Parteien verloren - ich habe dem anderen keine Gelegenheit gegeben sich zu ändern, weil ich zu feige war ihm die Wahrheit zu sagen! Wenn jemand nicht weiss was er falsch macht, sollte man ihm wenigstens die Chance geben, es richtig zu machen!

Thauris
16.06.2009, 20:45
Ich habe mir irgendwann mal einen Text gespeichert, den ich sehr zutreffend finde

Wenn man Untersuchungen Glauben schenken soll, dann lügen wir täglich ca. 150-200 mal andere Menschen an. Nicht das hier die Statistik selbst lügt? Ich persönlich halte das schon für ziemlich übertrieben. Manche haben ja gar nicht die Gelegenheit, Tag für Tag mit mehreren Menschen zu kommunizieren. Naja wie dem auch sei, es scheint dennoch so, als würden wir alle auf Ehrlichkeiten keinerlei Wert legen und uns auf diese Weise kontinuierlich durch die Weltgeschichte lügen. Trotzdem sind wir bei kaum eine andere Sache schneller enttäuscht und beleidigt, als wenn uns jemand die Wahrheit bewusst vorenthält oder mit seinen Lügen versucht zu täuschen. Heimlichkeiten erwecken den Verdacht, dass wir von bestimmten Dingen ausgeschlossen werden sollen. Dabei wird niemand gern ausgegrenzt. Schließlich ist das Gemeinschaftsgefühl ein elementarer Bestandteil, dessen Verlust wir nur schweren Herzens hinnehmen. Wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum wir auf Lügen derart sensibel reagieren.
Wenn uns jemand belügt, dann sind gewisse Hergänge oder zwischenmenschliche Machenschaften einfach nicht für unsere Ohren bestimmt. Warum auch immer. Jedenfalls haben wir das Gefühl, dass uns in solchen Situationen nicht ausreichend Respekt gezollt wird. Schließlich muss der lügende Part davon ausgehen, dass der Schwindel eines Tages auffliegt und uns mitunter massiv verletzt. Auf alle Fälle wird diese Möglichkeit, sei es bewusst oder unbewusst, einkalkuliert. Hinzu kommt, dass unser, daraus resultierendes, mangelndes Vertrauen ebenso an unseren Nerven zehrt. Nach entsprechenden Enttäuschungen wissen wir einfach nicht mehr, was wir wem noch glauben sollen. Letztendlich vermuten wir immer irgendwo eine Lüge oder Verschwörung und fangen Schritt für Schritt an, alles zu hinterfragen. Eine sehr lästige Folge.

Zwar lassen wir uns von keinem gern belügen, sind es aber aus Fernsehen und Politik regelrecht gewöhnt. Wir nehmen es hin, weil wir es zum einen eh nicht ändern können und da uns zum anderen der wirkliche Bezug fehlt. Belügen uns folglich Menschen, auf deren Ehrlichkeit wir keinen Wert legen, dann schwindet auch das Interesse an der tatsächlichen Wahrheit. Dafür reagieren wir aber umso gereizter, wenn uns Menschen belügen, die uns sehr nahe stehen.

Belogen zu werden kann eine Person sehr verletzen, ihr Selbstwertgefühl schädigen und ihr generelles Vertrauen in soziale Beziehungen beeinträchtigen. Niemand möchte belogen werden; es kann höchstens sein, dass man sich wünscht, die Wahrheit wäre eine andere.

Auch der Lügner zahlt einen Preis für die Lüge, selbst wenn sie nicht entdeckt wird. Er kann nun nicht mehr unbefangen mit dem Belogenen umgehen, sondern muss aufmerksam darauf achten, ob er einen Verdacht erweckt hat. Schlimmer jedoch ist womöglich noch, dass sich sein Bild vom Belogenen verschlechtert: Als nachträgliche Rechtfertigung für sein Handeln redet er sich ein, dass dieser ihn sicher seinerseits ebenso belügen würde. Überdies spielen die Erwartungen der Person eine Rolle; es werden mehr Lügen richtig identifiziert (und gleichzeitig häufiger falscher Verdacht geäußert) wenn jemand schon mißtrauisch ist. Dasselbe passiert, wenn die Aufmerksamkeit sich mehr auf den Sprecher als auf die Botschaft richtet. Der Eindruck von Wahrhaftigkeit oder Unwahrhaftigkeit wird dabei nach und nach immer extremer. Was unter einer Lüge verstanden wird, unterscheidet sich stark von Mensch zu Mensch, sogar von Situation zu Situation: Die gleiche Handlung kann als Lüge erlebt werden, wenn man Opfer ist – als Täter jedoch will man sein Verhalten ungern mit diesem Begriff bezeichnen.

Ein Geheimnis zu bewahren muss nicht gleichbedeutend sein mit einer Lüge. Nein, es ist sogar gut und wichtig, dass ein jeder seine kleinen Geheimnisse besitzt und auch die Geheimnisse von anderen respektiert und gegebenenfalls für sich behält. Wie schön und spannend ist es doch, nach und nach Geheimnisse von anderen Menschen kennen zu lernen. Dinge, die auf den ersten Blick verborgen und auf den zweiten Blick liebenswert erscheinen.
Geheimnisse sind ein Teil einer jeden Persönlichkeit. Jeder Mensch muss einen Teil seiner selbst für sich behalten. Den gläsernen Menschen, von dem alles wie ein offenes Buch präsentiert wird, ist langweilig. Welches Interesse soll man an so jemanden haben? Keine Ecken, keine Kanten, keine Geheimnisse?

Entscheidet man sich für die Lüge, so muss man dann jedoch auch die Konsequenz in Kauf nehmen. Zum einen die Konsequenz der eigenen Last, die man von da an mit sich herumtragen muss. Aber ganz besonders muss man dann auch die Konsequenz respektieren, die einen erwartet, sobald die Lüge aufgedeckt wird.
Und dass dies geschieht ist sehr gewiss. Mit jedem Tag, den man erfolgreich herumgebracht hat, ohne die große Lüge aufgedeckt zu sehen, steigt die Gefahr. Denn die Wahrscheinlichkeit beim Lügen ertappt zu werden verringert sich nicht im Laufe der Zeit, im Gegenteil, die Gefahr steigt sogar!

Freundschaft verkraftet die Wahrheit
Zumindest was Freundschaften angeht, so ist die Wahrheit immer der bessere Schritt. Gute Freunde verzeihen einander, so lange man weiß, dass der Gegenüber offen und ehrlich mit einem umgeht. Die Ehrlichkeit besitzt die Kraft, den Schmerz der Lüge auszugleichen.

Nur, wer selbst in sich stabil ist, sich selbst mag und achtet, ist auch beziehungsfähig. „Liebe dich selbst! Denn wenn du dich selbst nicht lieben kannst, wirst du deinem „Nächsten“ wahrlich wenig Gutes antun, wenn du ihn „liebst wie dich selbst“. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist die Basis von Vertrauen. Verhalten Sie sich Ihrem Gegenüber so wie Sie auch selbst behandelt werden möchten. Gehen Sie offen miteinander um. Seien Sie wahrhaftig, lügen und betrügen sind der Anfang vom Ende jeder zwischenmenschlichen Beziehung.

Haspelbein
16.06.2009, 21:19
Im Grunde genommen wird doch nicht gelogen um das Gegenüber zu schützen, sondern aus Feigheit und Selbstschutz![...]

Nein. Prinzipiell gibt es zwei Arten des Luegens, d.h. man beluegt entweder sich selbst oder eine andere Person.

Dies kann entweder aus Eigennutz oder aus Ruecksichtnahme passieren.

Letztendlich ist es die Wahrheit, dass wir alle mehr oder weniger durchschnittliche Personen sind, die nicht die Welt veraendern, und an die sich in 25 Jahren niemand mehr erinnern wird. Was wir tun mag vielleicht fuer uns eine Bedeutung haben, ist jedoch fuer die Allgemeinheit gesehen mehr oder weniger bedeutungslos.

Dies so ausgesprochen kollidiert mit dem Selbstbild und z.T. auch religioesen Vorstellungen meiner Mitmenschen. Dieses Selbstbild ist zu einem grossen Teil eine Luege, jedoch hilft es niemandem, dies zu zerstoeren.

Ebenso kenne ich eine Frau, die zweimal abgetrieben hat, bevor sie ihren Mann kennenlernte. Es hilft niemandem, dieses Geheimsnis zu offenbaren, und die Illusion ihres Mannes zu zerstoeren.

Dem gegenueber stehen Luegen, die einfach dem Selbstzweck dienen und andere verletzten. Sowas ist nicht zu rechtfertigen.

Ich kann daher die Luege nicht unabhaengig von ihrer Wirkung einschaetzen, und muss im Einzelfall untersuchen, wem die Wahrheit dienlich waere.

Haspelbein
16.06.2009, 21:27
Ich habe mir irgendwann mal einen Text gespeichert, den ich sehr zutreffend finde[...]

Ich halte den Text fuer hoechst naiv. Ein bischen Wahrheit kommt aber im folgenden Absatz zutage:


Belogen zu werden kann eine Person sehr verletzen, ihr Selbstwertgefühl schädigen und ihr generelles Vertrauen in soziale Beziehungen beeinträchtigen. Niemand möchte belogen werden; es kann höchstens sein, dass man sich wünscht, die Wahrheit wäre eine andere

Man wuenscht, die Wahrheit waere eine andere. Letztendlich bedeutet dies, dass man die Wahrheit nicht hoeren will. In diesem Punkte halte ich den Menschen fuer widerspruechlich: Einerseits will er nicht belogen werden, der Wahrheit moechte er jedoch ebensowenig ins Gesicht sehen.

Schauen wir doch mal darauf, wieviele Euphemismen wir im tagelichen Leben gebrauchen, wie wir die unangenehmen Seiten des Lebens ausblenden, und irritiert reagieren, wenn man uns einen Spiegel vorhaelt.

Meine Guete, wenn man sieht, wie krampfhaft wir unsere eigene Sterblichkeit aus unserem Bewusstsein zu verdraengen zu versuchen, dann sind wir wahre Meister im Luegen.

GG146
16.06.2009, 21:31
Nein. Prinzipiell gibt es zwei Arten des Luegens, d.h. man beluegt entweder sich selbst oder eine andere Person.

Dies kann entweder aus Eigennutz oder aus Ruecksichtnahme passieren.

Das sind genau 4 Arten des Lügens:

1. Sich selbst aus Eigennutz - was ich nicht (mehr) weiss, macht mich nicht heiss..

2. Sich selbst aus Rücksichtnahme - er / sie hat es bestimmt nicht so gemeint

3. Andere aus Eigennutz - meine Kunden waren bislang alle zufrieden..

4. Andere aus Rücksichtnahme - das wird schon wieder...

Thauris
16.06.2009, 21:31
Was wir tun mag vielleicht fuer uns eine Bedeutung haben, ist jedoch fuer die Allgemeinheit gesehen mehr oder weniger bedeutungslos.



Oh nein - es hat für die Allgemeinheit sehr wohl eine Bedeutung, denn es prägt gravierend unseren Umgang miteinander und unsere Erwartungen von der Gemeinschaft.

Haspelbein
16.06.2009, 21:37
Das sind genau 4 Arten des Lügens:

1. Sich selbst aus Eigennutz - was ich nicht (mehr) weiss, macht mich nicht heiss..

2. Sich selbst aus Rücksichtnahme - er / sie hat es bestimmt nicht so gemeint

3. Andere aus Eigennutz - meine Kunden waren bislang alle zufrieden..

4. Andere aus Rücksichtnahme - das wird schon wieder...

Nun gut, ich haette es als zwei Arten des Luegens aus zwei unterschiedlichen Gruenden definiert. Aber das ist letztendlich unerheblich.

Frumpel
16.06.2009, 21:37
Nimm als Beispiel eine Schnecke, die auf der Wanderung ist. Wenn Etliche auf ihrer Schleimspur ausrutschen oder gar selbstverschuldet kleben bleiben, welche Schlüsse kannst Du zu Deiner Beurteilung daraus ziehen ? Du kannst aufgrund der Schleimspur nicht darauf schließen, daß die Schnecke ein Schleimer ist. :)) :)) :))
Sag mal, habt ihr so große Schnecken oder so kleine Füße? Wie willst Du da ausrutschen?

Haspelbein
16.06.2009, 21:42
Oh nein - es hat für die Allgemeinheit sehr wohl eine Bedeutung, denn es prägt gravierend unseren Umgang miteinander und unsere Erwartungen von der Gemeinschaft.

Das halte ich zumindest fuer sehr gewagt. Die Chance, dass du auf die Gesellschaft einen merkbaren Einfluss hast sind verschwindend gering. Die meisten Menschen sind in jeglicher Form ersetzbar, da sie in der Menge der Mittelmaessigkeit untergehen, d.h. sich genauso wie ihre Mitmenschen verhandeln.

Eben dadurch ist die Bedeutung des Individuums aller Wahrscheinlichkeit nach gering. Jedoch will sich so gut wie niemand zu seiner Mittelmaessigkeit bekennen.

Skorpion968
17.06.2009, 00:05
Das halte ich zumindest fuer sehr gewagt. Die Chance, dass du auf die Gesellschaft einen merkbaren Einfluss hast sind verschwindend gering. Die meisten Menschen sind in jeglicher Form ersetzbar, da sie in der Menge der Mittelmaessigkeit untergehen, d.h. sich genauso wie ihre Mitmenschen verhandeln.

Eben dadurch ist die Bedeutung des Individuums aller Wahrscheinlichkeit nach gering. Jedoch will sich so gut wie niemand zu seiner Mittelmaessigkeit bekennen.

Nein, das stimmt so ganz sicher nicht. Das wäre so, würden wir alle isoliert in Erdlöchern hausen.
Thauris hat schon recht, unser Verhalten hat durchaus Bedeutung für andere und auch Auswirkungen auf andere. Im Gegenzug hat deren Verhalten wiederum Bedeutung und Auswirkungen für andere, usw. Das sind sehr komplexe Wechselwirkungen.

Natürlich wird kein einzelner von uns die Welt umkrempeln. Das ist richtig. Dennoch hat jeder einzelne von uns Einfluss auf die Gesellschaft, und umgekehrt. Das zeigt sich zunächst natürlich im direkten Umfeld.
Mal ein einfaches Beispiel: Vor einigen Jahren lud ich einen guten Freund von mir zum Kaffee ein. Dort traf er auf die Freundin meiner damaligen WG-Mitbewohnerin. Diese Freundin wohnte damals einige hundert km entfernt und war an diesem Tag zu Besuch. Heute sind mein Freund und die Freundin meiner Ex-Mitbewohnerin verheiratet und haben gemeinsam 3 Kinder.
Ohne meine "Mitwirkung" hätten die sich nie kennen gelernt, weil es ansonsten überhaupt keine Verbindung zwischen ihnen gab. Ergo wären ohne meine "Mitwirkung" :D auch diese 3 Kinder nie geboren worden, die ihrerseits wiederum Einfluss auf die Gesellschaft nehmen werden. Auf die eine oder andere Weise. Möglicherweise wird eines der Kinder mal ein Mittel gegen Krebs erfinden oder ein anderes wird möglicherweise Amok laufen. Nicht sehr wahrscheinlich, aber dennoch werden sie in jedem Fall Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.
Und das alles auch unter der Voraussetzung, dass ich an diesem Tag vor 10 Jahren Lust auf Kaffeetrinken hatte.

Schon an diesem einfachen Beispiel erkennst du, wie dynamisch das ist. Man muss sich keineswegs selbst überhöhen, um zu erkennen, dass man vielfältige Einflüsse auf andere hat. Das macht allein schon die Interaktion mit anderen. Es sei denn, du verkriechst dich und lebst wie ein Eremit.

McDuff
17.06.2009, 05:39
Solange die sog. Eliten unseres Landes die Lüge zur Normalität machen, ist wohl anders schwer denk- und durchsetzbar.

Thauris
17.06.2009, 06:07
Das halte ich zumindest fuer sehr gewagt. Die Chance, dass du auf die Gesellschaft einen merkbaren Einfluss hast sind verschwindend gering. Die meisten Menschen sind in jeglicher Form ersetzbar, da sie in der Menge der Mittelmaessigkeit untergehen, d.h. sich genauso wie ihre Mitmenschen verhandeln.

Eben dadurch ist die Bedeutung des Individuums aller Wahrscheinlichkeit nach gering. Jedoch will sich so gut wie niemand zu seiner Mittelmaessigkeit bekennen.

Natürlich bin ich mittelmässig, genau so wie Du auch, und alle anderen mit denen wir es zu tun haben. Unser mittelmässiges Verhalten aber schlägt Wellen und hat grossen Einfluss auf unsere mittelmässige Umgebung. Du kannst jemandem den Du noch nicht mal kennst mit einem freundlichen Wort den Tag retten, oder jemandem mit einer Lüge den Tag verderben - in diesem Fall frustrierst Du ihn dergestalt, dass er es wiederum an einem anderen auslässt, usw.

Es verwundert nicht, dass sich viele zurückziehen und vereinsamen, weil sie den Eindruck haben von der Gemeinschaft dergestalt im Stich gelassen zu werden, dass sie niemandem mehr trauen können. Die Gesellschaft als solche fällt durch den vorherrschenden Egoismus und die soziale Kälte die sich durch mangelndes Vertrauen ausbreitet, auseinander.

Thauris
17.06.2009, 06:10
Solange die sog. Eliten unseres Landes die Lüge zur Normalität machen, ist wohl anders schwer denk- und durchsetzbar.

Warum? Niemand zwingt uns, unsere Umgebung anzulügen! Ich muss mich weder durch die Elite unseres Landes erziehen lassen, noch meine Authentizität auf die Müllhalde der Gesellschaft werfen! Wer lügt, büsst genau diese ein, sich selbst und anderen gegenüber.

Haspelbein
17.06.2009, 13:45
Nein, das stimmt so ganz sicher nicht. Das wäre so, würden wir alle isoliert in Erdlöchern hausen.
Thauris hat schon recht, unser Verhalten hat durchaus Bedeutung für andere und auch Auswirkungen auf andere. Im Gegenzug hat deren Verhalten wiederum Bedeutung und Auswirkungen für andere, usw. Das sind sehr komplexe Wechselwirkungen.

Natürlich wird kein einzelner von uns die Welt umkrempeln. Das ist richtig. Dennoch hat jeder einzelne von uns Einfluss auf die Gesellschaft, und umgekehrt. Das zeigt sich zunächst natürlich im direkten Umfeld.
Mal ein einfaches Beispiel: Vor einigen Jahren lud ich einen guten Freund von mir zum Kaffee ein. Dort traf er auf die Freundin meiner damaligen WG-Mitbewohnerin. Diese Freundin wohnte damals einige hundert km entfernt und war an diesem Tag zu Besuch. Heute sind mein Freund und die Freundin meiner Ex-Mitbewohnerin verheiratet und haben gemeinsam 3 Kinder.
Ohne meine "Mitwirkung" hätten die sich nie kennen gelernt, weil es ansonsten überhaupt keine Verbindung zwischen ihnen gab. Ergo wären ohne meine "Mitwirkung" :D auch diese 3 Kinder nie geboren worden, die ihrerseits wiederum Einfluss auf die Gesellschaft nehmen werden. Auf die eine oder andere Weise. Möglicherweise wird eines der Kinder mal ein Mittel gegen Krebs erfinden oder ein anderes wird möglicherweise Amok laufen. Nicht sehr wahrscheinlich, aber dennoch werden sie in jedem Fall Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.
Und das alles auch unter der Voraussetzung, dass ich an diesem Tag vor 10 Jahren Lust auf Kaffeetrinken hatte.

Schon an diesem einfachen Beispiel erkennst du, wie dynamisch das ist. Man muss sich keineswegs selbst überhöhen, um zu erkennen, dass man vielfältige Einflüsse auf andere hat. Das macht allein schon die Interaktion mit anderen. Es sei denn, du verkriechst dich und lebst wie ein Eremit.

Und, was fuer einen Einfluss hat das? Haette jemand an deiner Stelle anders gehandelt? Macht es wirklich einen Unterschied, ob sie mit dem einen durchschnittlichen Menschen 3 Kinder hatte, oder nicht vielleicht doch mit einem anderen unauffaelligen Geschoepf? Es geht hier nicht um die soziale Isolation, oder den Wert mitmenschlicher Beziehungen. Das ist ein voellig anderes Thema.

Das Kern ist, dass der Mensch sich wie ein Rudeltier verhaelt, wodurch er eben durch ein anderes Rudeltier ersetzbar ist.
Dies wertet deine Taten des Individuums im eigentlichen Sinne nicht einmal ab, es macht sie jedoch gewoehnlich. Letztendlich haette jemand an deiner Stelle aehnlich gehandelt.

Die so oftmals beschworene Individualitaet ist letztendlich eine Luege, da die wenigsten Menschen diese Individualitaet ueberhaupt wollen.

Haspelbein
17.06.2009, 13:54
Natürlich bin ich mittelmässig, genau so wie Du auch, und alle anderen mit denen wir es zu tun haben. Unser mittelmässiges Verhalten aber schlägt Wellen und hat grossen Einfluss auf unsere mittelmässige Umgebung. Du kannst jemandem den Du noch nicht mal kennst mit einem freundlichen Wort den Tag retten, oder jemandem mit einer Lüge den Tag verderben - in diesem Fall frustrierst Du ihn dergestalt, dass er es wiederum an einem anderen auslässt, usw. [...]

Leider auch etwas am Thema vorbei. Es geht nicht darum, ob die Taten eines mittelmaessigen Menschen gut oder schlecht sind, sondern darum, ob sie sich von anderen mittelmaessigen Menschen unterscheiden. Haettest nur du diesen Einfall gehabt, oder waere jemand auf den gleichen Gedanken gekommen? Letztendlich haette jemand an deiner Stelle nicht sonderlich anders gehandelt.

Dies bedeutet nicht, dass moralisches Handeln wertlos ist. Es bedeutet nur, dass sich deine Moral wahrscheinlich nicht sonderlich von der deines Umfeld unterscheidet. Die meisten Menschen richten halt ihr Handeln sehr direkt nach den Konventionen des Umfelds aus.

Wie ich schon auf Skorpions Beitrag geantwortet habe: Die Luege steckt in der Vorstellung der Invidualitaet, die in dieser Form nicht existiert.

Skorpion968
17.06.2009, 23:14
Und, was fuer einen Einfluss hat das? Haette jemand an deiner Stelle anders gehandelt? Macht es wirklich einen Unterschied, ob sie mit dem einen durchschnittlichen Menschen 3 Kinder hatte, oder nicht vielleicht doch mit einem anderen unauffaelligen Geschoepf?

Der Unterschied ist, dass es genau diese 3 Menschen nie gegeben hätte.
Ob ein anderer an meiner Stelle genauso gehandelt hätte oder was sonst geschehen wäre, wissen wir nicht und ist reine Spekulation.

Mir ist nicht klar, was du mit durchschnittlichen oder mittelmäßigen Menschen meinst. Woran bemisst du das? Ich meine, du musst doch irgendwelche Maßstäbe benutzen, um etwas als mittelmäßig zu klassifizieren.


Das Kern ist, dass der Mensch sich wie ein Rudeltier verhaelt, wodurch er eben durch ein anderes Rudeltier ersetzbar ist.

Das sehe ich anders. Kein Mensch ist durch einen anderen ersetzbar. Vielleicht noch in einzelnen Disziplinen, aber nicht generell. Weil jeder Mensch individuelle Spuren hinterlässt, durch das Produkt seiner jeweils spezifischen Eigenschaften und seiner jeweils spezifischen Handlungen. Das ist wie ein Fingerabdruck, es gibt keinen zweiten exakt identischen.
Daran ändert es auch nichts, dass Menschen sich normalerweise in Gemeinschaften organisieren.

Thauris
18.06.2009, 06:05
Leider auch etwas am Thema vorbei. Es geht nicht darum, ob die Taten eines mittelmaessigen Menschen gut oder schlecht sind, sondern darum, ob sie sich von anderen mittelmaessigen Menschen unterscheiden. Haettest nur du diesen Einfall gehabt, oder waere jemand auf den gleichen Gedanken gekommen? Letztendlich haette jemand an deiner Stelle nicht sonderlich anders gehandelt.

Dies bedeutet nicht, dass moralisches Handeln wertlos ist. Es bedeutet nur, dass sich deine Moral wahrscheinlich nicht sonderlich von der deines Umfeld unterscheidet. Die meisten Menschen richten halt ihr Handeln sehr direkt nach den Konventionen des Umfelds aus.

Wie ich schon auf Skorpions Beitrag geantwortet habe: Die Luege steckt in der Vorstellung der Invidualitaet, die in dieser Form nicht existiert.



Um den Unterschied geht es doch überhaupt nicht, sondern um das Verhalten eines jeden Einzelnen, das entweder zum Gemeinwohl beiträgt, oder aber ihm schadet. Wie sie sich unterscheiden ist dabei doch vollkommen irrelevant ?(

Pythia
18.06.2009, 06:38
... Kein Mensch ist durch einen anderen ersetzbar ...Quatsch. Jeder Mensch ist ersetzbar, und alle bisher Verstorbenen wurden ersetzt. Manchmal schlechter, aber meist besser, sonst lebten wir noch in Höhlen.
http://24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Natürlich gibt es die Kunst sich unersetzbar zu machen, aber die beherrschst Du nicht, da Du offensichtlich ohne Probleme für die Welt ersatzlos gestrichen werden könntest. Und in der Beziehung hast Du schon alleine hier in der BRD reichlich Gesellschaft.
http://24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Natürlich gibt es ein bißchern Chaos, falls ich gleich auf der Straße von einem Arsch platt gefahren werde, aber auch nur weil ich meinen Nachlaß noch nicht so richtig endgültig geregelt habe. Aber spätestens in ein paar Monaten ist auch all Das wieder geregelt.
Da Jeder ersetzbar ist. Aber wozu sollte man für Leute wie Dich Ersatz suchen? :shrug:

Leila
18.06.2009, 07:05
„BRIGITTE-BALANCE-Redaktionsleiterin Nikola Haaks, 38, sagt gern, wie’s wirklich ist.“ Ich auch: Sie schreibt das gewöhnlichste, langweiligste, fadeste, gedanken- und humorloseste Deutsch.

Mütterchen
18.06.2009, 07:43
Ich persönlich finde das ne gute Sache und halte es genau so - wie steht ihr dazu?

http://www.brigitte.de/liebe-sex/persoenlichkeit/ehrlich-1023721/

Ich liebe die Wahrheit. Sie auszusprechen ist, wie bei einem feinen 5-Sterne-Dinner plötzlich den Wein auf Ex runterzukippen und sich das Oberteil vom Leib zu reißen. Grenzen überschreiten, in Wunden bohren, die Komfortzone verlassen, Spaß haben.

Also, mein Ding ist das nicht.
Ich finde schon, man sollte irgendwie authentisch sein, auch das tun, wovon man redet, seine Meinung vertreten, niemandem nach dem Mund reden, nicht immer hinter dem Rücken des anderen...so in der Richtung.
Was jetzt überhaupt toll daran sein sollte, sich beim 5-Sterne-Diner zu produzieren und/oder sich theatralisch in Szene zu setzten, verstehe ich nicht. Auch nicht, wenn das sinnbildlich gemeint ist.
Es bedeutet ja dann nur, die Wahrheit taktlos, plump und verletzend rüberzubringen. Welchen Vorteil soll das bringen, Leute vor den Kopf zu stoßen?
Und was soll daran erstrebenswert sein?
Und, wieso soll so etwas Spaß machen?
Oder, anders gefragt, was für eine Wesensart muss man denn haben, wenn man Spaß daran hat, sich so zu verhalten?

@Thauris: dass du gerne Tacheles redest und dich auch gerne mit anderen anlegst, ist mir durchaus schon aufgefallen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass du wirklich so vorgehst, wie diese Frau es in dem Artikel - ziemlich selbstgefällig, wie ich finde - schildert.


Außerdem hat die Wahrheit etwas sehr Sportliches, denn man kriegt in der Regel auch ordentlich Wahres zurückgespielt.[/B] Wie bei einem harten, aber guten Tennismatch. Läuft ganz gut mit der Wahrheit. [B]Ich verstehe nicht, warum die meisten Menschen ihre Kernaussage in einem Wust von Worthülsen verstecken. Irre schwurbeln und Menschen wie mich dazu zwingen, unnötig viel Kraft auf Interpretationen zu verwenden. Und sich außerdem schlecht zu fühlen, wenn man ehrlich ist. Ich will nicht interpretieren - ich will einfach nur wissen.

Ich stelle mir nur mal vor, ich würde einen Tag lang so agieren, wie diese Frau das anpreist. Dann müsste ich z.B.meinem Nachbarn, der seit Tagen an seiner Veranda rumhämmert sagen: Ich kann solche gedrechselten und verschnörkelten und auf rustikal gemachte Anbauten nicht ausstehen!
Meiner Nachbarin auf der anderen Seite, die sich um ihren alten Hund sorgt, könnte ich sagen: ich finde deinen Köter eigentlich schon immer ziemlich hässlich.
Das wäre auch die Wahrheit.
Und der Nachbarin gegenüber, die mit dem Kleinkind, der könnte ich sagen: Auch wenn du so begeistert bist von dem, was dein Kind jeden Tag erlernt und was es inzwischen alles kann - dein Baby ist absoluter Durchschnitt. Alle Babys können das!

Dann hätte ich jedesmal Tacheles gesprochen, Klartext.
Und vollkommen außer acht gelassen, dass andere nicht mit meinen Augen sehen, meinen Geschmack teilen, nicht die Menschen lieben, die ich liebe... u.s.w.

Da drücke ich mich doch lieber -entgegen der Empfehlung der Autorin - diplomatischer aus. Oder ich halte einfach meinen Mund.

Leila
18.06.2009, 08:07
[…] Da drücke ich mich doch lieber -entgegen der Empfehlung der Autorin - diplomatischer aus. Oder ich halte einfach meinen Mund.

In wirtschaftlich schlechten Zeiten wie diesen wäre den Arbeitnehmern anzuraten, den Chef um ein Gespräch zu bitten, um ihm mal so richtig ‚die Meinung‘ zu sagen. :motz:

Gruß von Leila

Thauris
18.06.2009, 08:14
Also, mein Ding ist das nicht.
Ich finde schon, man sollte irgendwie authentisch sein, auch das tun, wovon man redet, seine Meinung vertreten, niemandem nach dem Mund reden, nicht immer hinter dem Rücken des anderen...so in der Richtung.
Was jetzt überhaupt toll daran sein sollte, sich beim 5-Sterne-Diner zu produzieren und/oder sich theatralisch in Szene zu setzten, verstehe ich nicht. Auch nicht, wenn das sinnbildlich gemeint ist.
Es bedeutet ja dann nur, die Wahrheit taktlos, plump und verletzend rüberzubringen. Welchen Vorteil soll das bringen, Leute vor den Kopf zu stoßen?
Und was soll daran erstrebenswert sein?
Und, wieso soll so etwas Spaß machen?
Oder, anders gefragt, was für eine Wesensart muss man denn haben, wenn man Spaß daran hat, sich so zu verhalten?

@Thauris: dass du gerne Tacheles redest und dich auch gerne mit anderen anlegst, ist mir durchaus schon aufgefallen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass du wirklich so vorgehst, wie diese Frau es in dem Artikel - ziemlich selbstgefällig, wie ich finde - schildert.


Ich stelle mir nur mal vor, ich würde einen Tag lang so agieren, wie diese Frau das anpreist. Dann müsste ich z.B.meinem Nachbarn, der seit Tagen an seiner Veranda rumhämmert sagen: Ich kann solche gedrechselten und verschnörkelten und auf rustikal gemachte Anbauten nicht ausstehen!
Meiner Nachbarin auf der anderen Seite, die sich um ihren alten Hund sorgt, könnte ich sagen: ich finde deinen Köter eigentlich schon immer ziemlich hässlich.
Das wäre auch die Wahrheit.
Und der Nachbarin gegenüber, die mit dem Kleinkind, der könnte ich sagen: Auch wenn du so begeistert bist von dem, was dein Kind jeden Tag erlernt und was es inzwischen alles kann - dein Baby ist absoluter Durchschnitt. Alle Babys können das!

Dann hätte ich jedesmal Tacheles gesprochen, Klartext.
Und vollkommen außer acht gelassen, dass andere nicht mit meinen Augen sehen, meinen Geschmack teilen, nicht die Menschen lieben, die ich liebe... u.s.w.

Da drücke ich mich doch lieber -entgegen der Empfehlung der Autorin - diplomatischer aus. Oder ich halte einfach meinen Mund.


Also ich denke mal der Autorin geht es weniger darum Menschen mit ihrer ehrlichen Meinung vor den Kopf zu stossen, als um Klarheit und Ehrlichkeit in der Konversation. Was Dein Beispiel mit dem Nachbarn angeht, kann man das aus verschiedenen Blickwinkeln angehen - mich würde weniger sein Geschmack stören, als dass ich ihm sagen würde, er möchte mir doch bitte nicht den ganzen Tag auf den Nerven rumhämmern - verstehst Du den Unterschied?

Es geht mir persönlich eher um Dinge die andere tun oder sagen, die einen selbst beeinflussen, und um die Reaktion darauf.

Mütterchen
18.06.2009, 08:54
Also ich denke mal der Autorin geht es weniger darum Menschen mit ihrer ehrlichen Meinung vor den Kopf zu stossen, als um Klarheit und Ehrlichkeit in der Konversation. Was Dein Beispiel mit dem Nachbarn angeht, kann man das aus verschiedenen Blickwinkeln angehen - mich würde weniger sein Geschmack stören, als dass ich ihm sagen würde, er möchte mir doch bitte nicht den ganzen Tag auf den Nerven rumhämmern - verstehst Du den Unterschied?

Es geht mir persönlich eher um Dinge die andere tun oder sagen, die einen selbst beeinflussen, und um die Reaktion darauf.

Ja, den Unterschied verstehe ich. Sehr gut sogar.
Das ist eine Handlungsweise, die ich auch gut kenne.
Ich glaube, die ist besonders in ländlichen Strukturen sehr verbreitet - man will es sich ja mit dem Nachbarn nicht verderben. :)

Da gebe ich dir schon Recht, ab und an ist es besser, Klartext zu reden.
Trotzdem finde ich die Art und Weise, die diese Autorin da propagiert, nicht gut.

Haspelbein
18.06.2009, 14:32
[...]
Mir ist nicht klar, was du mit durchschnittlichen oder mittelmäßigen Menschen meinst. Woran bemisst du das? Ich meine, du musst doch irgendwelche Maßstäbe benutzen, um etwas als mittelmäßig zu klassifizieren. [...]

Die Definition der Mittelmaessigkeit und des Durchschnitts selbst ergeben praktisch per Definition, dass die meisten Menschen mittelmaessig sind. Schau dir doch die Lebenslaeufe deiner Nachbarn an. Gibt es da etwas, was dich am Ende des Lebens wirklich substenziell vom ihm unterscheidet? Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nicht der Fall.



Das sehe ich anders. Kein Mensch ist durch einen anderen ersetzbar. Vielleicht noch in einzelnen Disziplinen, aber nicht generell. Weil jeder Mensch individuelle Spuren hinterlässt, durch das Produkt seiner jeweils spezifischen Eigenschaften und seiner jeweils spezifischen Handlungen. Das ist wie ein Fingerabdruck, es gibt keinen zweiten exakt identischen.

Nein. Der Fingerabdruck ist das Detail, aber am Ende zaehlt es nur, ob jemand etwas getan hat, und nicht unbedingt wer es war. Menschen werden tagtaeglich durch andere Menschen ersetzt, ob es die Wissenschaft, das Berufsleben, oder das persoenliche Umfeld ist. Sicherlich gibt es individuelle Unterschiede, aber die verlieren sich, wenn man das Gesamtresultat all dieser Leben aufaddiert.

Das liegt letztendlich daran, dass sich der Grossteil der Menschen in ihren Grundwerten und Verhaltensweisen einer Gesellschaft sehr aehnlich verhaelt.



Daran ändert es auch nichts, dass Menschen sich normalerweise in Gemeinschaften organisieren.

Natuerlich liegt es zumindest zum Teil daran. Menschen tendieren als soziale Wesen zu einer gewissen Homogenitaet.

Haspelbein
18.06.2009, 14:37
Um den Unterschied geht es doch überhaupt nicht, sondern um das Verhalten eines jeden Einzelnen, das entweder zum Gemeinwohl beiträgt, oder aber ihm schadet. Wie sie sich unterscheiden ist dabei doch vollkommen irrelevant ?(

Natuerlich geht es um den Unterschied, d.h. die Ersetzbarkeit. Viele Menschen tun ihn ihrem Rahmen gute Dinge. Jedoch ist es sehr zweifelhaft, ob man dieses Tun von dem ihres Nachbarn letztendlich unterscheiden kann, oder ob es letztendlich fuer diese Kategorie Mensch mehr oder weniger typisch ist.

In der westlichen Welt halte ich den Einfluss des Individuums auf die Ablaeufe der Gesellschaft mehr oder weniger fuer ueberbewertet.

Skorpion968
18.06.2009, 21:29
Die Definition der Mittelmaessigkeit und des Durchschnitts selbst ergeben praktisch per Definition, dass die meisten Menschen mittelmaessig sind. Schau dir doch die Lebenslaeufe deiner Nachbarn an. Gibt es da etwas, was dich am Ende des Lebens wirklich substenziell vom ihm unterscheidet? Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nicht der Fall.

Du meinst Gleichförmigkeit, nicht Mittelmäßigkeit.
Wenn etwas mittelmäßig, also durchschnittlich ist, muss es auch etwas überdurchschnittliches und etwas unterdurchschnittliches geben und eine mindestens ordinale Skala, an der man das bemisst.

Vergleiche ich mich mit meinem Nachbarn, gibt es große Unterschiede. Sowohl jetzt als auch am Ende unserer beider Leben.
Aber auch das ist relativ. Was sind denn deiner Ansicht nach substanzielle Unterschiede? Gib doch mal ein Beispiel, wann ein Unterschied zwischen Menschen substanziell wäre.


Nein. Der Fingerabdruck ist das Detail, aber am Ende zaehlt es nur, ob jemand etwas getan hat, und nicht unbedingt wer es war. Menschen werden tagtaeglich durch andere Menschen ersetzt, ob es die Wissenschaft, das Berufsleben, oder das persoenliche Umfeld ist. Sicherlich gibt es individuelle Unterschiede, aber die verlieren sich, wenn man das Gesamtresultat all dieser Leben aufaddiert.

Wie willst du denn die Gesamtresultate aller Leben addieren?
Es kommt doch auf den Betrachtungsstandpunkt an. Wenn du das Leben auf dieser Erde von außen betrachten könntest, oder von mir aus aus einer anderen Galaxie, und über mehrere Millionen Jahre, dann ist selbstverständlich alles belanglos und ersetzbar.
Betrachtest du es auf der Erde, sieht das schon ganz anders aus.
Betrachtest du es in einem kleinen Umkreis, ist kein einziger Mensch 1:1 ersetzbar, weil er genau dort seine individuellen Spuren hinterlässt.


Das liegt letztendlich daran, dass sich der Grossteil der Menschen in ihren Grundwerten und Verhaltensweisen einer Gesellschaft sehr aehnlich verhaelt.

Natuerlich liegt es zumindest zum Teil daran. Menschen tendieren als soziale Wesen zu einer gewissen Homogenitaet.

Das ist richtig. Das ist aber auch wichtig. Denn sonst wäre das Leben für niemanden mehr zu strukturieren. Du musst dich in gewissen Bahnen darauf verlassen können, dass du menschliches Verhalten antizipieren kannst. Dazu wiederum ist es notwendig, dass menschliches Verhalten normativ ist.
Beispiel: Du steigst in eine U-Bahn und fragst jemanden, ob du dich neben ihn setzen darfst. Du musst dich darauf verlassen können, dass der dich daraufhin mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht absticht.
Wenn du das Verhalten anderer Menschen nicht antizipieren kannst, bist du geliefert. Das ist das Schicksal vieler Autisten. Grundwerte und Verhaltenskonformität ermöglichen überhaupt erst menschliches Zusammenleben.
Daraus aber zu schlussfolgern, dass jeder Mensch ersetzbar sei, ist m.E. weit hergeholt.

Praetorianer
19.06.2009, 00:57
Ich persönlich finde das ne gute Sache und halte es genau so - wie steht ihr dazu?


Wir sollten in der Spamecke ein Unterforum für Frauen einrichten. Da wären Brigitte-Themen ganz gut aufgehoben.