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Vollständige Version anzeigen : Deutsche im Schuldentief



Sven71
12.06.2009, 14:30
Zum nun vorliegenden Schuldenreport 2009 gerieren sich die Sozialexperten kollektiv betroffen:

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/9/0,3672,7594665,00.html

Hier wird Frau Aigner mit der als Drohung aufzufassenden Bemerkung zitiert:"Je mehr die Wirtschaft ihrer Eigenverantwortung gegenüber dem in Finanzfragen meist beratungsbedürftigen Verbraucher gerecht wird, um so weniger muss der Gesetzgeber regeln."

Das führt zu der Frage, warum im Bildungsmusterland Deutschland der Verbraucher als "in Finanzfragen meist beratungsbedürftig" gesehen wird? Liegt das daran, daß ...

- in den Lehrplänen die griechische Antike, die französische Revolution und die einschlägig bekannte Schuldkomplexqualifikation für Deutsche so ein dramatisches Übergewicht gegenüber Mathematik, volkswirtschaftlichem Grundwissen und Grundübungen in privater Haushaltsrechnung haben?
- Günther Jauch und Jörg Pilawa viel zu selten Wirtschaftsfragen stellen und die TV-Generation deshalb nicht verstehen kann, daß ein Flachbildschirm auch bei einer 0 %-Finanzierung immer noch Geld kostet?
- viele Menschen vom Sozialstaat so betrunken sind, daß sie die Zuständigkeit für die Ratenzahlungen bei der Solidargemeinschaft suchen?
- die Telefonleitungen der Verbraucherzentralen, bei denen man sich unabhängig informieren kann, zu oft besetzt sind?
- unabhängige Sachverständige für Finanzprodukte bezahlt werden müssen?
- kostenlose "Sachverständige" für Finanzprodukte (= Anlageberater von MLP und andere Strukturvertriebler) nicht unabhängig genug sind? Wie kommt's?
- es so schwer zu begreifen ist, daß NIEMAND flächendeckend bunte Prospekte über Geldanlagen verteilt, wenn diese WIRKLICH sicher und rentierlich sind. Prokon verteilt derzeit wieder "totaaaal sichere" Genußscheine für Windparks. Mit derzeit 8 % Rendite. Mal sehen, wie viele auf diesen Graumarktanbieter reinfallen.

Viele Produkte sind ja unzweifelhaft aufklärungsbedürftig und die Romane an Kleingedrucktem eine Zumutung. Daß man für Geldanlagen und Häuslebau schon in der Angebotsphase einen Sachverständigen und einen Rechtsanwalt benötigt, ist wenig erfreulich.
Der regulierende Staat, der dann nur nochmal teurer wird, wenn wieder eine neue Bankkundenberateraufsichts-, -lack- und -lederbehörde entsteht, deren Beamte viiiel Geld kosten, ist aber auch hier keine Lösung. Er sorgt nur dafür, daß entweder gar kein Geld mehr übrig bleibt, das man anlegen könnte. Mindestens aber dafür, daß das Vermögen so gering ist, daß Sparen wirklich nur noch bei hohen Renditen attraktiv sein kann. Und das sind nunmal die riskanten Anlagen, die meist noch mit zu kurzfristigem Horizont geplant in Verlusten enden.
Und Kredite? Für den klassischen Ratenkredit brauchen wir keine Beratung. Wer Produkte mit raschem Wertverfall (Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, etc.) auf Pump kaufen muß, der kann sie sich nicht leisten oder sollte einfach mal sparen lernen. Solche Finanzierungen sollten die Banken in der Tat schon aus Eigeninteresse ablehnen. Die Verantwortung für die Frage "kann ich es mir leisten" liegt aber unverändert beim Kreditnachfragenden.
Komplexere Produkte für eine Finanzierung finden wir v. a. bei der Immobilienfinanzierung. Aber wer ein Haus finanzieren kann, der kann und sollte sich auch eine unabhängige Finanzierungsberatung leisten, wenn es not tut.

klartext
12.06.2009, 14:34
Wer überschuldet ist, hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat. Es gibt zuviele, die diesen einfachen Zusammenhang nicht kapiert haben.

malnachdenken
12.06.2009, 14:42
Wer überschuldet ist, hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat. Es gibt zuviele, die diesen einfachen Zusammenhang nicht kapiert haben.

Übermäßiger Konsumgedanke bei denen, die es sich nicht leisten können und schlussendlich der Staat, der das von Dir genannte vorlebt, sind mit Gründe, warum sich viele Deutsche verschulden.

Aber wenn auch immer nach dem Staat geschrien wird (bspw. nach mehr Hartz IV), anstatt selbst anzupacken und etwas zu leisten, um sich dann auch gerechtfertigt was leisten zu können, dann muss man sich nicht darüber wundern.

Zarah
12.06.2009, 14:44
Wer überschuldet ist, hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat. Es gibt zuviele, die diesen einfachen Zusammenhang nicht kapiert haben.


Das stimmt schon ,aber trotzdem wäre ich mit der Aussage etwas vorsichtig!
Ein Top-Verdiener geht auch nach einem Jahr in die Hartz IV Kiste, somit sind die Raten vom Haus und dem Auto nicht mehr finanzierbar.

Sven71
12.06.2009, 14:48
Wer überschuldet ist, hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat. Es gibt zuviele, die diesen einfachen Zusammenhang nicht kapiert haben.

Nun ja, ich möchte die gerade bei langfristigen Finanzierungen (Automobil, Immobilie) nicht vorwerfbare Möglichkeit nicht abstreiten, daß gesundheitliche Einschnitte oder Verlust des Arbeitsplatzes in so eine Situation führen können. Es ist also nicht immer ein Problem der rationalen Einsicht.
Aber gerade bei den beliebten Finanzierungen für Fernseher, zukünftige Handytelefonate (die berüchtigen 24-Monatsverträge, für die es eine PS3 umsonst gibt) und bald wahrscheinlich die Dose Nesquik für 0,10 Cents über 48 Monate mit der leeren Dose als Sicherheit gebe ich Dir absolut recht.

Die Kreditwirtschaft wird bald zum Gegenstand des SGB XIII, weil die derzeitige Praxis sozial ungerecht ist:


Ähnlich äußerte sich der AWO-Bundesvorsitzende Rainer Brückers. Wenn der Staat den Banken helfe, könne man auch erwarten, dass die Banken auch Rücksicht nähmen auf die Lebenssituation ihrer Schuldner. Die Verbände sprachen sich dafür aus, die Kreditwirtschaft an den Kosten der Schuldnerberatung zu beteiligen. Denkbar sei beispielsweise, dass mindestens 0,1 Prozent jedes vergebenen Kredits in die Finanzierung der Beratung fließe, so Brückers. Carlo Wahrmann von der Berliner Caritas verwies darauf, dass nach Berechnungen jeder Euro, der in Schuldnerberatung investiert werde, zwei Euro Sozialausgaben vermeide.

So fängt's an

Mr Capone-E
12.06.2009, 15:22
Ich kaufe nichts auf Pump.