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Vollständige Version anzeigen : Über Gier und mangelndes Vertrauen ...



Sven71
01.06.2009, 20:09
Im Zusammenhang mit der Bankenkrise stehen zwei Erklärungsmodelle derzeit besonders hoch im Kurs:

1.) Die Gier ist schuld: Raffende Bankmanager wollten viel mehr Reichtümer anhäufen als ein normaler Mensch braucht.

2.) Weil die Banken sich untereinander nicht vertrauen, leihen sie sich keine Gelder und es fehle erst ihnen, dann allen Wirtschaftsakteuren an Liquidität.

Gier und Vertrauensverlust, das sind zwei ganz klar psychologisierende Erklärungsmodelle, die wiederum (magische Zahl?) zwei Dinge gemeinsam haben:

1.) Sie befriedigen das Bedürfnis nach Schuldzuweisung an die, deren tägliche Tätigkeit für Durchschnittsbürger nicht besser zu verstehen ist als Forschungsarbeiten über gekrümmten Raum für den Müllmann.

2.) Sie sind Bullshit.

Warum? Wie kann man so etwas sagen?

Tatsächlich ist es so, daß mangelnde Liquidität eben nicht der Grund dafür ist, daß sich Banken untereinander nichts mehr leihen. Sondern Überschuldung. Der Unterschied ist wichtig: Insolvenz aufgrund von Zahlungsunfähigkeit bedeutet, dass eine Bank nicht mehr in der Lage ist, ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Überschuldung bedeutet, dass das Vermögen die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt. Trotz der zahlreichen Behauptungen, es handele sich um eine Liquiditätskrise, liegt eine solche nicht vor. Denn es wäre einfach, ihrer Herr zu werden: Man veräußert oder beleiht langfristig gebundene Vermögensgegenstände um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu finanzieren. Eine überschuldete Bank kann aber genau diesen Schritt nicht gehen, da man dann die Deckung langfristiger Verbindlichkeiten anknabbern müßte.
Dies erklärt, warum der Geldverleih der Banken untereinander nahezu eingebrochen ist. Niemand leiht jemandem Geld, wenn die Rückzahlung des Prinzipals gefährdet ist. Kein Zins kann hoch genug sein, wenn die Höhe der Rückzahlung der Quote im Insolvenzverfahren entspricht. Das machen höchstens gewisse Hypothekenbanken, die hier am Anfang der Nahrungskette standen ...
Bei den anderen Banken sind die Aktiva das Problem: Die nach Bilanzrecht vorzunehmenden Abschreibungen auf CDO und ABS haben in der Bilanz Löcher hinterlassen und ihre Bewertung ist problematisch. Welchen Wert hat ein Kreditpaket mittlerer Qualität, das durch 20.000 non-recourse loans besichert ist, wenn unbekannt ist, wie viele von diesen non-recourse loans noch bedient werden? Welchen Wert hat ein Kreditpaket mit 10.000 Subprime-Hypotheken, wenn unklar ist, wann und zu welchem Preis die leerstehenden Gebäude in der Zwangsversteigerung verkauft werden?
Und welche Bank leiht einer anderen Bank Geld, deren Bilanz nunmehr angeschlagen ist und deren Eigenkapital aufgebraucht ist? Kaum eine. Daher wird der Interbankenkreditmarkt bei den gegenwärtigen Immobilienpreisen starr bleiben. Deshalb besorgen sich Banken zunehmend Geld bei Privatkunden über gestiegene Tagesgeldzinsangebote. Deshalb betont die Politik die Sicherheit des klassischen Sparkontos. Und sie besorgen sich Geld bei den Zentralbanken. Und diese machen das inflationäre Spiel mit.

Es ist leicht, hier von einem Vertrauensverlust zu reden, aber unzutreffend. Es wird suggeriert, daß vertrauensstärkende Maßnahmen etwas an der Situation ändern können. Sie können es nicht. Denn es geht um bilanzielle Probleme, nicht um diffuses, unbegründetes Mißtrauen.
Das Teilreservesystem gibt Banken die Möglichkeit, mehr Geld zu verleihen als sie an Einlagen haben. Das kam schon früher vor. In der gegenwärtigen Krise wird das aber ähnlich wie eine falsche Modellpalette und Überkapazität beim Autobauer zu einem echten Problem. Man hat sich Geld bei den Zentralbanken besorgt und - schwups - ist man überschuldet, wenn CDO und ABS im Kurs abschmieren und die Deckung nicht mehr da ist.
Und damit sind wir bei dem zweiten Argument, der Gier. Wenn man ein vielfaches seiner Einlagen als Kredit vergeben kann, dann hat das mit Gier nicht viel zu tun. Allenfalls mit Dummheit. Denn die Kredite müssen erst einmal ausgezahlt werden und bis diese zurückkommen, ist das Eis sehr dünn. Manche Kredite kommen eben nicht zurück. Wenn dann die Einlagen knapp werden ......
Das mit der Gier mag auf viele Manager wohl zutreffen. Aber wäre die Krise ohne deren Bonuszahlungen abgewendet worden? Sicher nicht. Der hier erkennbare Mangel an Anstand Einzelner hat mit der Krise insgesamt wenig zu tun.

Die Steuerzahler blechen indes weder für die vermeintliche Gier, noch für den vermeintlichen Vertrauensverlust. Die Steuerzahler blechen dafür, daß die Zentralbanken der Meinung waren, die Geschäftsbanken im Ergebnis mit einer inflationären Ausweitung der Geldmenge stützen zu müssen. Ob man das Kind nun Facility oder Bailout nennt, bleibt dabei unterm Strich irrelevant.

Ging das nicht anders? Die Zentralbanken hätten darauf verzichten können, die überschuldeten Banken zu retten. Ein funktionierendes Geschäftsmodell wird durch Überschuldung nicht beeinträchtigt, wenn das Unternehmen rekapitalisiert wird. Dieser Prozess wäre von wesentlich kürzerer Dauer gewesen. Einige Banken wären dabei wohl über den Jordan gegangen, aber der Finanzmarkt wäre uns, auch wenn manche hier das gerne herbeireden, nicht um die Ohren geflogen. Und es wäre eine tatsächlich marktwirtschaftliche Entwicklung gewesen. Und kein Bonus wäre steuerfinanziert gewesen.
Gerne fällt auch der Spruch, der Wohlfahrtsstaat würde die Situation stabilisieren. Wie soll ein in fast allen Zweigen bereits defizitäres Sozialversicherungssystem, das selbst immer wieder steuerlicher Zuschüsse bedarf, stabilisierend auf eine Krise wirken, die von den Zentralbanken fragwürdig gehandhabt wird und deshalb ebenfalls Steuergelder frißt, von denen wir ohne Wohlfahrtsstaat vermutlich mehr zur Verfügung hätten (und die selbst dann für diesen Zweck nicht eingesetzt werden sollten)? Das ist kompletter Unfug.

Don
01.06.2009, 21:35
Im Grunde gebe ich Dir ja recht, bis auf den vorletzten Abschnitt.
Der Staat griff nur deshalb derart schnell und massiv ein, weil er selbst bis über den Haaransatz mit drinsteckt und reihenweise kippende Banken die Absicherung seiner Schulden über Pfandbriefe etc.pp. hätten abschmieren lassen. Ein Konkursverwalter fordert Kohle ein, auch von Steinbrück.
Ein weiteres Problem, die gleiche Richtung, was geschieht rein rechtlich mit den laufenden Krediten/Guthaben der Geschäftskunden (auch Privatkunden, aber das ist weniger eine wirtschaftliche als eine ploitische Frage angesichts der Folgen) wenn genügend Banken kippen? Nicht trivial, die Frage.

Von mir aus hätten Dresedner, Commerz und Konsorten von der Stange fallen können. Kein Mitleid. Auch nicht mit deren Aktionären. Aber mir sind die Auswirkungen zu unklar.

Skorpion968
01.06.2009, 21:36
Ging das nicht anders? Die Zentralbanken hätten darauf verzichten können, die überschuldeten Banken zu retten. Ein funktionierendes Geschäftsmodell wird durch Überschuldung nicht beeinträchtigt, wenn das Unternehmen rekapitalisiert wird. Dieser Prozess wäre von wesentlich kürzerer Dauer gewesen. Einige Banken wären dabei wohl über den Jordan gegangen, aber der Finanzmarkt wäre uns, auch wenn manche hier das gerne herbeireden, nicht um die Ohren geflogen. Und es wäre eine tatsächlich marktwirtschaftliche Entwicklung gewesen. Und kein Bonus wäre steuerfinanziert gewesen.
Gerne fällt auch der Spruch, der Wohlfahrtsstaat würde die Situation stabilisieren. Wie soll ein in fast allen Zweigen bereits defizitäres Sozialversicherungssystem, das selbst immer wieder steuerlicher Zuschüsse bedarf, stabilisierend auf eine Krise wirken, die von den Zentralbanken fragwürdig gehandhabt wird und deshalb ebenfalls Steuergelder frißt, von denen wir ohne Wohlfahrtsstaat vermutlich mehr zur Verfügung hätten (und die selbst dann für diesen Zweck nicht eingesetzt werden sollten)? Das ist kompletter Unfug.

Na, hast du einen neuen Sündenbock gefunden? :D

Natürlich wäre uns der Finanzmarkt um die Ohren geflogen, wenn bestimmte Banken nicht gerettet worden wären. Das Finanzsystem ist zu sehr verflochten, als dass du einzelne Banken fallen lassen kannst, ohne dass wiederum andere mitgerissen werden. An der HRE hängen zudem die Krankenkassen, die Lebensversicherer, die Rentenfonds und unzählige Gläubigerbanken, die dann ebenfalls gekippt wären. Hinzu kommt, dass Kunden massenweise in Panik die Banken gestürmt hätten und ihr Geld hätten haben wollen, wenn die Regierung die Einlagen durch das Rettungspaket nicht ausdrücklich gesichert hätte. Selbst Prof. Sinn, seines Zeichens ein Verharmlosungsschwätzer vor dem Herrn, sagte dazu, dass wir ganz kurz vor dem Zusammenbruch des Finanzsystems gestanden haben.
Aber Sven, unser Betriebsarzt, weiß das natürlich besser. :D

Der sog. Wohlfahrtsstaat hat insofern eine stabilisierende Wirkung in der Krise, als er die Leute auffängt, die bisher und in den nächsten Monaten in die Arbeitslosigkeit rutschen. Auch über das Kurzarbeitergeld konnten einige Auswirkungen der Krise abgefedert werden, mit einer Verbesserung der Perspektive für einige AN und auch AG. Dadurch konnten u.a. auch der Binnenmarkt und die soziale Stabilität weitgehend aufrecht erhalten werden.
Auch darin sind sich übrigens die Experten aller Couleur einig, angefangen von Sinn bis Hüther. Also auch diejenigen, die sich von jeher für ein Zurückfahren des Sozialstaates ausgesprochen haben und völlig unverdächtig sind, Staatspropaganda zu betreiben.
Aber Sven, unser Betriebsarzt, weiß natürlich auch das besser. Dazu macht er ein Riesenpamphlet auf.
Du hättest nur eine andere Überschrift wählen sollen, z.B.
"Auf der Suche nach neuen Sündenböcken" :)

Biskra
01.06.2009, 23:36
Gier und Vertrauensverlust, das sind zwei ganz klar psychologisierende Erklärungsmodelle, die wiederum (magische Zahl?) zwei Dinge gemeinsam haben:

1.) Sie befriedigen das Bedürfnis nach Schuldzuweisung an die, deren tägliche Tätigkeit für Durchschnittsbürger nicht besser zu verstehen ist als Forschungsarbeiten über gekrümmten Raum für den Müllmann.

2.) Sie sind Bullshit.

Was soll daran Bullshit sein? Natürlich ist es die Gier, die Anleger dazu führt, irgendwelchen windigen Typen ihr Geld zu geben und dabei von 20% sicherer Rendite auszugehen.

Mehr hier:

http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/972090&_z=798884

The Dude
02.06.2009, 00:22
Was soll daran Bullshit sein?

Das musst du wohl Dirk76 und nicht Sven71 fragen:

http://ef-magazin.de/2008/10/11/740-kreditkrise-die-banken-sind-ueberschuldet

http://ef-magazin.de/2008/11/01/786-kreditkrise-gier-vertrauen-und-ueberschuldung

:))

Skorpion968
02.06.2009, 00:34
Das musst du wohl Dirk76 und nicht Sven71 fragen:

http://ef-magazin.de/2008/10/11/740-kreditkrise-die-banken-sind-ueberschuldet

http://ef-magazin.de/2008/11/01/786-kreditkrise-gier-vertrauen-und-ueberschuldung

:))

.......:))

Sven71
02.06.2009, 10:43
Was soll daran Bullshit sein? Natürlich ist es die Gier, die Anleger dazu führt, irgendwelchen windigen Typen ihr Geld zu geben und dabei von 20% sicherer Rendite auszugehen.

Mehr hier:

http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/972090&_z=798884


Was Anleger und windige Typen angeht, hast Du sicher recht. Aber das gab es schon immer und hat nicht die Bankenkrise entfacht. Wenn eine Bank einem Häuslebauer gerade nicht zu überhöhten Zinssätzen, sondern bei im Gegenteil unzureichender Besicherung ein Baudarlehen gewährt, das derjenige allein angesichts seines Einkommens nie wird bedienen können, dann ist das keine Frage von Gier mehr, sondern von Fahrlässigkeit. Dem auf Provision schielenden Berater mag man noch Gier unterstellen können, aber in der Regel muß der sich den Vorgang intern noch einmal genehmigen lassen.

Denn welche Aussicht auf Supergewinne hat man denn, wenn man - jetzt mal überspitzt - einem Obdachlosen ein Hausbaudarlehen gewährt?

Paul Felz
02.06.2009, 10:49
Was Anleger und windige Typen angeht, hast Du sicher recht. Aber das gab es schon immer und hat nicht die Bankenkrise entfacht. Wenn eine Bank einem Häuslebauer gerade nicht zu überhöhten Zinssätzen, sondern bei im Gegenteil unzureichender Besicherung ein Baudarlehen gewährt, das derjenige allein angesichts seines Einkommens nie wird bedienen können, dann ist das keine Frage von Gier mehr, sondern von Fahrlässigkeit. Dem auf Provision schielenden Berater mag man noch Gier unterstellen können, aber in der Regel muß der sich den Vorgang intern noch einmal genehmigen lassen.

Denn welche Aussicht auf Supergewinne hat man denn, wenn man - jetzt mal überspitzt - einem Obdachlosen ein Hausbaudarlehen gewährt?

Du übersiehst dabei, daß alle von steigenden Immobilenpreisen ausgegangen sind. Warum auch immer.

Die Häuser werden nicht mehr wert, je mehr ich davon baue. Im Gegenteil.

elas
02.06.2009, 11:10
In dieser Diskussion fehlt wie so oft der Verursacher des Finanzskandals.

Die Investmentbanken der Wallstreet und deren Nachäffer weltweit.

Deren Geschäftsmodell bestand darin mit Geld mehr Geld zu verdienen.

Damit hat sich das Geld und Kreditvolumen innnerhalb weniger Jahre verdreifacht und ist durch nichts gedeckt außer windigen Finanzpapieren die heute zu 2/3 wertlos sind.

Die Verursacher (großteils Juden) haben sich mit den gerafften Milliarden abgeseilt und überlassen jetzt der Realwirtschaft das Chaos.

Noch gut erinnere ich mich dass vor wenigen Jahren J.P. Morgan Boni in Höhe von 20 Milliarden als Weihnachtsgratifikation an die Belegschaft verteilt hat.

Wie konnte irgendjemand glauben dass dies ohne Betrug mit rechten Dingen zuging?

Diese Drecksboni stottern wir jetzt nachträglich über die Realwirtschaft ab wenn diese nicht vorzeitig auch in die Knie geht.

Biskra
02.06.2009, 13:39
Was Anleger und windige Typen angeht, hast Du sicher recht. Aber das gab es schon immer und hat nicht die Bankenkrise entfacht. Wenn eine Bank einem Häuslebauer gerade nicht zu überhöhten Zinssätzen, sondern bei im Gegenteil unzureichender Besicherung ein Baudarlehen gewährt, das derjenige allein angesichts seines Einkommens nie wird bedienen können, dann ist das keine Frage von Gier mehr, sondern von Fahrlässigkeit. Dem auf Provision schielenden Berater mag man noch Gier unterstellen können, aber in der Regel muß der sich den Vorgang intern noch einmal genehmigen lassen.

Denn welche Aussicht auf Supergewinne hat man denn, wenn man - jetzt mal überspitzt - einem Obdachlosen ein Hausbaudarlehen gewährt?

Man hat als Sicherheit das Haus, Aussicht auf Supergewinne jedoch nicht. Die hat man dann eher, wenn man die Risikokredite zu Anlagepapieren macht und auch noch genügend Idioten findet, die das kaufen und weiterverkaufen.

Paul Felz
02.06.2009, 13:42
Man hat als Sicherheit das Haus, Aussicht auf Supergewinne jedoch nicht. Die hat man dann eher, wenn man die Risikokredite zu Anlagepapieren macht und auch noch genügend Idioten findet, die das kaufen und weiterverkaufen.

Ja, schrieb ich ja. Das war virtuelles Geld welches auf eine vermutete (!) Wertsteigerung setzte. Ist dummerweise (von Leuten mit IQ über Außentemperatur in der Arktis aber leicht voraussehbar) nicht eingetreten.

Insofern sind auch die Sicherheiten nebst virtuellen Gewinnen weg: denn der Wert ist gesunken.

Und der Wert der Häuser sinkt immer weiter, da diese verfallen. Logisch, die Bewohner wurden ja rausgetrieben.

Sven71
02.06.2009, 13:44
Du übersiehst dabei, daß alle von steigenden Immobilenpreisen ausgegangen sind. Warum auch immer.

Die Häuser werden nicht mehr wert, je mehr ich davon baue. Im Gegenteil.

Ich spekuliere einfach mal, daß man in den U.S.A. als klassischem Einwanderungsland mit in weiten Regionen noch immer geringer Bevölkerungsdichte von einer anhaltenden Nachfrage ausgegangen ist.
Aber auch steigende Immobilienpreise ändern nichts am Einkommen von Leuten, die sich schlicht kein Haus leisten können. Die Rate muß bedient werden, sonst ist das Haus irgendwann weg. Und dann hätten die Immobilienpreise schon brutal steigen müssen, damit die Bank bei einer Zwangsversteigerung noch so etwas wie einen Erfolg hätte verbuchen können, denn Zwangsversteigerungen enden regelmäßig weit unter Wert.

Wie dem auch sei: Das Argument einer "kollektivistischen" Gier des - ebenfalls ganz kollektivistisch - "Bankensystems" ist fade und oft aus kollektivbegeistertem Munde zu hören. Ist ja auch einfach, denjenigen, die täglich mit Geld Geschäfte machen, mal eben Gier zu unterstellen. Bei allen anderen Banken arbeiten schlichtweg Angestellte in einem großen Moloch, die ihre Zielvorgaben bekommen und diese im Interesse des Arbeitsplatzerhalts und evtl. auch des beruflichen Vorankommens erfüllen wollen. Ist das Gier? Bei vertraglich vereinbarten Boni ohne ebenfalls vertraglich vereinbarte Gegenleistung ist Gier sicher ein Thema. Ist das nun bei allen Banken so? Weshalb die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen zumindest derzeit keine nennenswerten Probleme wie Insolvenzgefahr, o. ä. zu verzeichnen haben, läge demnach an einem Mangel an Gier.

Und anlegerseitig: Ab welcher Renditeerwartung fängt denn Gier an, wenn sich der einfache Arbeitnehmer fürs Alter etwas ansparen will. Immerhin soll ja jeder fürs Alter nun auch privat vorsorgen. Wenn bei extrem hoher Staatsquote - nein, der Wohlfahrtsstaat hat damit gaaar nichts zu tun - wenig Geld im Säckel bleibt, dann wird eine hohe Rendite schnell als einzige Chance begriffen. Eigentlich nachvollziehbar. Nicht unbedingt immer klug, aber nachvollziehbar. Mit Gier hat das anlegerseitig mal wenig zu tun.

Ist ja auch wurscht, die Zukunft wird jetzt richtig rosig: Der Staat füttert die Leistungsverweigerer, der Staat füttert die Banken, darunter seine Landesbanken (im Gegenzug gibt es eine staatsschuldenentwertdende Inflation) und der Staat kostet selbst auch noch üppig. Die Substanz in der gewerblichen Mitte wird künftig noch mehr zerpflückt (von wegen Umverteilung von unten nach oben).

Und daß nun, da die Pforten erst einmal geöffnet wurden, plötzlich auch andere Unternehmen die Hand heben und Steuergelder haben wollen, wird ausgerechnet von denen beklagt, die dasselbe Verhalten bei Leistungsverweigerern völlig ok finden. Geld fürs Nichtstun hat mit Gier freilich gar nichts zu tun, weshalb der Wohlfahrtsstaat, der u. a. zu diesem Zweck den Rest der Bevölkerung enteignet, unmöglich ein krisenverschärfendes Element sein kann. Er "stabilisiert" ..... klar, wer bereits vom staatlichen Rettungsschirm lebt, verliert schonmal seinen Job nicht mehr. Zynischer geht's kaum noch. Ergbenisgleichheit eben, Traum aller Linken.

Paul Felz
02.06.2009, 13:49
Ich spekuliere einfach mal, daß man in den U.S.A. als klassischem Einwanderungsland mit in weiten Regionen noch immer geringer Bevölkerungsdichte von einer anhaltenden Nachfrage ausgegangen ist.
[...]


In Gegenden geringer Bevölkerungsdichte sind diese Häuser aber eben nicht gebaut worden. Sorry, Quelle ist hier nur mein Cousine.

Zudem war die Nachfrage ja nur da, weil diese Finanzierungen quasi aufgedrängt wurden. Schreibst Du ja auch selbst.

Aber vergiß die Politiker nicht. Die haben nämlich damit angefangen. Erst dann kam die Spekulation der Banker hinzu. Und eben die kriminellen Bewertungen wie AAA für Schrott.

Sven71
02.06.2009, 13:54
Man hat als Sicherheit das Haus, Aussicht auf Supergewinne jedoch nicht. Die hat man dann eher, wenn man die Risikokredite zu Anlagepapieren macht und auch noch genügend Idioten findet, die das kaufen und weiterverkaufen.

Richtig: Idioten. In erster Linie dürfte dahinter einfach nur Dummheit (s. weiter oben) stehen, zumal in einigen Papieren dem Risiko nicht einmal annähernd angemessene Renditen gegenüberstanden. Wer das Risiko nur nach der Rendite eingeschätzt hat, wähnte sich bisweilen in einer "sicheren" Anlage. Das kann man dann aber nicht mehr mit Gier erklären. Und darum ging es ja: Einen Kontrapunkt gegen die so bequem simplen Erklärungsmodelle "Gier" und "Vertrauensverlust" zu setzen. Bei dieser Krise spielt so vieles ineinander, daß zwei Schlagworte diesem Dominoschauspiel einfach nicht gerecht werden.

Sven71
02.06.2009, 13:58
In Gegenden geringer Bevölkerungsdichte sind diese Häuser aber eben nicht gebaut worden. Sorry, Quelle ist hier nur mein Cousine.

Zudem war die Nachfrage ja nur da, weil diese Finanzierungen quasi aufgedrängt wurden. Schreibst Du ja auch selbst.

Aber vergiß die Politiker nicht. Die haben nämlich damit angefangen. Erst dann kam die Spekulation der Banker hinzu. Und eben die kriminellen Bewertungen wie AAA für Schrott.

Wenn Deine Cousine vor Ort lebt, sicher ein gute und akzeptable Quelle. Ich habe die Bauaktivitäten um Las Vegas noch als rege in Erinnerung, aber das ist vielleicht schon zu lange her.

Und die Politiker kann man gar nicht vergessen. Auch bei uns nicht: Retter vorm Wahlkampf, die Rechnung kommt hinterher. Die HartzIV-Sätze werden dann auch noch angepaßt, aber die Reallöhne werden wieder stagnieren oder sinken. Denn das Geld für die sozialen Wohltaten muß ja irgendwo her kommen.

Paul Felz
02.06.2009, 14:08
Wenn Deine Cousine vor Ort lebt, sicher ein gute und akzeptable Quelle. Ich habe die Bauaktivitäten um Las Vegas noch als rege in Erinnerung, aber das ist vielleicht schon zu lange her.

Und die Politiker kann man gar nicht vergessen. Auch bei uns nicht: Retter vorm Wahlkampf, die Rechnung kommt hinterher. Die HartzIV-Sätze werden dann auch noch angepaßt, aber die Reallöhne werden wieder stagnieren oder sinken. Denn das Geld für die sozialen Wohltaten muß ja irgendwo her kommen.

Entschuldigung, ich hatte meine cousine in einem anderen Strang erwähnt. Lebt seit ihrer geburt in Minneapolis/Minnesota und war, man glaubt es kaum, als Immobilienmaklerin unterwegs. War, wohlgemerkt.

Frank3
02.06.2009, 14:12
Na, hast du einen neuen Sündenbock gefunden? :D



JA . DIE POLITIK DIE NUR VON EIGENINTERESSEN GESTEUERT WIRD UND WURDE und hätten " DIE" sich auch NACH 2000 NICHT , den WELTFINANZ , uns GOPFERT lassen und sie Reingelassen mit ihren Treck, ungeregelt sondern FREIENLAUF. . .
, hätten wir jeden falls NICHT SO GROSSEN SCHADEN .
Die hatten in Amtzeit NUR WIRTSCHAFTSPOSTEN ihrer ZUKUNFT im KOPF und uns http://www.youtube.com/watch?v=95VQsRPJpu8 VERARSCHT : LEIHARBEIT , mit NICHT gleichem LOHN = SPD
KEIN EU ABKOMMEN in SOZIALFRAGEN = Schröder : Das hat jedes Land für sich zu regeln = SPD
Hartz IV und ZWANGSARBEIT , die JEDEN TARIFVERTRAG untergräbt = SPD/CDU
Hartz IV ZUSCHUSS unabhängig VOM GEWINN und dafür der Firmengewollten LOHNKOSTENSENKUNG und so ANSTECKEND = SPD/CDU/CSU/FDP u.s.w.

Wo sind LEUTE die ein Land mit Volk im Kopf haben und NICHT NUR EIN LAND UND SICH , wie so ein Schröder , der NICHT gedient hat sondern sich ANGEDIENT dem GELDHABENDEN ELITEN die schon garnicht mehr im Land sind ?
GOTT

WIE lange hatte er dieses zerstören des Sozialstaats schon im Kopf und SO DIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT GETÖTET ? http://www.youtube.com/watch?v=oakJvfwQdfM

Biskra
02.06.2009, 14:51
Richtig: Idioten. In erster Linie dürfte dahinter einfach nur Dummheit (s. weiter oben) stehen, zumal in einigen Papieren dem Risiko nicht einmal annähernd angemessene Renditen gegenüberstanden. Wer das Risiko nur nach der Rendite eingeschätzt hat, wähnte sich bisweilen in einer "sicheren" Anlage. Das kann man dann aber nicht mehr mit Gier erklären. Und darum ging es ja: Einen Kontrapunkt gegen die so bequem simplen Erklärungsmodelle "Gier" und "Vertrauensverlust" zu setzen. Bei dieser Krise spielt so vieles ineinander, daß zwei Schlagworte diesem Dominoschauspiel einfach nicht gerecht werden.

Du willst mir doch nicht weismachen, daß Subprime-Paiere mit relativ niedrigem Coupon gekauft wurden. :rolleyes:

Don
02.06.2009, 15:00
Und die Politiker kann man gar nicht vergessen. Auch bei uns nicht: Retter vorm Wahlkampf, die Rechnung kommt hinterher. Die HartzIV-Sätze werden dann auch noch angepaßt, aber die Reallöhne werden wieder stagnieren oder sinken. Denn das Geld für die sozialen Wohltaten muß ja irgendwo her kommen.

Exakt. Denn soziale Wohltaten bestehen ja nicht im Umverteilen von Geld, sondern all den schönen Dingen die man davon kaufen kann. Man muß also denen die eigentlich das Geld verdienen um das tun zu können einen Teil der Möglichkeit dazu enziehen damit die Transferempfänger sie nutzen können, zu deutsch Güter umverteilen. Daß das in Form von Geld geschieht ist rein sachlich zweitrangig.
Aber sehr wichtig zur Verschleierung der wahren Umstände.
Würden die Leute in Schinken entlohnt und müßten sich am Werkstor jedesmal die Hälfte absäbeln lassen hätten wir schon lange einen Aufstand.

Sven71
02.06.2009, 15:10
Du willst mir doch nicht weismachen, daß Subprime-Paiere mit relativ niedrigem Coupon gekauft wurden. :rolleyes:

Nein, an der Stelle dachte ich eher an jene Produkte, die unseren zukünftigen Senioren als "sichere" Altersanlage verkauft wurden, in Wirklichkeit aber auch bzgl. der Rendite unangemessen niedrig ausgelegt waren. Auf Umwegen wurde der riskante Müll stellenweise wieder an den Endverbraucher gebracht, um auf diesem Weg an frisches Kapital zu gelangen, als die Luft allmählich dünn wurde.

P.S.: Der neue Tarantino gefällt Dir?

Skorpion968
02.06.2009, 16:44
Und daß nun, da die Pforten erst einmal geöffnet wurden, plötzlich auch andere Unternehmen die Hand heben und Steuergelder haben wollen, wird ausgerechnet von denen beklagt, die dasselbe Verhalten bei Leistungsverweigerern völlig ok finden.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Diejenigen, die jahrelang bei jedem einzelnen Sozialstaats-Cent hysterisch gekreischt, gegeifert und das Ende des Abendlandes ausgerufen haben, sind nun angesichts der Rettung der Wirtschaft mit Steuergeld merkwürdig ruhig geworden. Was ist los? Ihr müsst mehr geifern Leute, jammern, Gift und Galle spucken. Es ist euer Steuergeld, mit dem nun Unternehmerversager gepampert werden. :D


Geld fürs Nichtstun hat mit Gier freilich gar nichts zu tun, weshalb der Wohlfahrtsstaat, der u. a. zu diesem Zweck den Rest der Bevölkerung enteignet, unmöglich ein krisenverschärfendes Element sein kann. Er "stabilisiert" ..... klar, wer bereits vom staatlichen Rettungsschirm lebt, verliert schonmal seinen Job nicht mehr. Zynischer geht's kaum noch. Ergbenisgleichheit eben, Traum aller Linken.

Es tut mir ja leid für dich, dass deine Wunschvorstellung, die Zwangslage anderer Leute zu deinem Vorteil nach Belieben ausnutzen zu können, in diesem Land nicht verwirklicht werden wird. Nimms locker. :)

elas
02.06.2009, 20:29
Richtig: Idioten. In erster Linie dürfte dahinter einfach nur Dummheit (s. weiter oben) stehen, zumal in einigen Papieren dem Risiko nicht einmal annähernd angemessene Renditen gegenüberstanden. Wer das Risiko nur nach der Rendite eingeschätzt hat, wähnte sich bisweilen in einer "sicheren" Anlage. Das kann man dann aber nicht mehr mit Gier erklären. Und darum ging es ja: Einen Kontrapunkt gegen die so bequem simplen Erklärungsmodelle "Gier" und "Vertrauensverlust" zu setzen. Bei dieser Krise spielt so vieles ineinander, daß zwei Schlagworte diesem Dominoschauspiel einfach nicht gerecht werden.

Es war nichts anderes als ein Schneeballsystem genauso wie es der Nasdaq-Jude Madoff mit 50 Mrd. Verlust betrieben hat.