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Vollständige Version anzeigen : Charakteristika multikultureller Gesellschaften



Florian
30.04.2009, 18:55
In der Monatsschrift Sezession wurden anhand des Beispiels der Entstehung Israels als Nation Lehren vorgeschlagen, die man aus diesem spezifischen geschichtlichen Vorgang ziehen kann. Unter anderem folgende:




[...]

3. Multikulturelle Systeme bieten eine spezifische Möglichkeit für
Herrschaftsausübung dadurch, daß die Mächtigen verschiedene
ethnische oder religiöse Gruppen gegeneinander ausspielen können.
So verfuhr David im Hinblick auf Kreti und Plethi, so verfuhren
aber auch die Perser im Hinblick auf die rückkehrwilligen
Juden unter Esra und Nehemia.

4. Das bedeutet weiter, daß multikulturelle Systeme am besten
despotisch zu beherrschen sind. Selbst wenn relativ kompakte
Reichsvölker zur Verfügung stehen, ist nicht zu verhindern, daß
die Pluralisierung zunimmt und die zentrifugalen Tendenzen verstärkt.
Das hat nicht unwesentlich zum Kollaps der antiken Imperien
beigetragen.

5. Das Gegenmodell zu multikulturellen Systemen sind „Nationen“,
das heißt solche Einheiten, die durch eine bestimmte Identitätsauffassung
auf Separation und starken inneren Zusammenhalt
setzen. Sie müssen, wenn sie ihre Existenzbedingungen nicht
selbst unterlaufen wollen, am Prinzip der Verdichtung festhalten
und Expansion vermeiden, was allerdings ihre Chance auf Behauptung
gegenüber imperialen Gebilden schwächen kann.


6. Das bedeutet schließlich auch, daß die Existenz von Nationen ein
Ausnahmefall in der Geschichte ist; multikulturelle Systeme sind
die Regel.

Sezession, Heft Nr. 13, Seite 14 (http://www.sezession.de/wp-content/uploads/alte_nummern/sezession_heft13.pdf)



Was haltet ihr davon? Auf mich wirkte dieser Artikel bewusstseinserweiternd.

Settembrini
01.05.2009, 03:32
Oha. Du eroeffnest sogar einen eigenen Strang, um die andernorts von dir getaetigte Aussage


...Weil ethnisch homogene Menschengruppen schwerer zu kontrollieren sind...

zu veranschaulichen.


Was haltet ihr davon?

Nicht viel, denn die verhaeltnismaessig ausgepraegte ethnische Homogenitaet aller mir bekannten "funktionierenden" Diktaturen spricht stark gegen diese Theorie.
Ueberall dort, wo diese Homogenitaet nicht vorhanden war/ist, scheiter(te)n despotische Regimes ueber kurz oder lang an der unvermeidlichen Rebellion derjenigen, die sich dadurch benachteiligt sehen.


Auf mich wirkte dieser Artikel bewusstseinserweiternd.

Dies mag auf ein vorher recht eingeschraenktes Bewusstsein hindeuten.

Leila
01.05.2009, 05:45
Lieber Florian!

Anstatt uns, die aufmerksamen Leser und Schreiber dieses Forums, den Inhalt Deiner Bewußseinserweiterung genießen zu lassen, zitierst Du mehrere Dummheiten nacheinander. Zitieren kann ich auch. Nur zum Beweis:


„Das Nationale innerhalb Europas behauptet sich mit Recht nur noch als eigene Lebensform, überlieferte Anschauung, als Sprache, Geist und Erziehung. Als Machtprinzip eines Staates aber hat es nicht nur sein Recht verloren, sondern wird zum Widersacher der abendländischen Einheit. Staatsgrenzen sollten ohnehin in Europa immer mehr zu Grenzen von europäischen Verwaltungsbezirken werden. Schon gibt es bedeutende ‚Europäer‘ als einzelne Persönlichkeiten. Aber sie haben im Denken, nicht im Handeln gewirkt. Noch dürfen wir auf Persönlichkeiten (zumal in kleineren Staaten) unsere Hoffnungen setzen. In den grösseren europäischen Staaten scheint der alte Nationalismus noch unverwüstlich: Zuerst die eigene Nation als dieser Staat, erst ihre besonderen Interessen, erst ihre Weltstellung, die zu erfüllen jede für ihre Aufgabe hält, dann erst Europa.“

Jasper, Karl; „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“; R. Piper & Co. Verlag, München 1958

Insgeheim sagtest Du, Florian, mir einst, für was Du mich hältst:

http://www.pic-upload.de/01.05.09/e7g1su.jpg (http://www.pic-upload.de/view-2010984/Florian-4.jpg.html)

Nun ist es öffentlich. Ungezwungen, aber dennoch verhalten, sage ich Dir, für was ich dich halte: für ein A********.

Dir, aufgeblähter Luftballon, sende ich keinen Gruß

„Ich persönlich sehe dieses Forum als Möglichkeit, meinen Horizont zu erweitern“ – in diesem, Leo Navis (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2856855&postcount=550), Sinne

Leila

-SG-
01.05.2009, 14:07
Zitieren kann ich auch. Nur zum Beweis:


„Das Nationale innerhalb Europas behauptet sich mit Recht nur noch als eigene Lebensform, überlieferte Anschauung, als Sprache, Geist und Erziehung. Als Machtprinzip eines Staates aber hat es nicht nur sein Recht verloren, sondern wird zum Widersacher der abendländischen Einheit. Staatsgrenzen sollten ohnehin in Europa immer mehr zu Grenzen von europäischen Verwaltungsbezirken werden. Schon gibt es bedeutende ‚Europäer‘ als einzelne Persönlichkeiten. Aber sie haben im Denken, nicht im Handeln gewirkt. Noch dürfen wir auf Persönlichkeiten (zumal in kleineren Staaten) unsere Hoffnungen setzen. In den grösseren europäischen Staaten scheint der alte Nationalismus noch unverwüstlich: Zuerst die eigene Nation als dieser Staat, erst ihre besonderen Interessen, erst ihre Weltstellung, die zu erfüllen jede für ihre Aufgabe hält, dann erst Europa.“

Jasper, Karl; „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“; R. Piper & Co. Verlag, München 1958


Nunja - auch wenn das Jaspers schrieb, so ist es trotzdem nicht mehr als eine normativ aufgeladene Meinung ohne jede Begründung.

Die im Anfangsbeitrag zitierte Stelle wollte aber keine unbegründete normative Aussage über etwas, das sein soll, tätigen ("Staatsgrenzen sollten XY werden"), sondern eine empirische, mit einigen Argumenten untermauerte Aussage darüber, was ist.

Die Aussage "Der Mond sollte lila werden" wird nicht dadurch von argumentativer Relevanz für die Feststellung "Vollmond ist die Ausnahme, meist sehen wir nur einen teilweise beleuchteten Mond", nur weil erstere von Habermas oder Max Weber getätigt worden wäre.

-SG-
01.05.2009, 14:10
Nicht viel, denn die verhaeltnismaessig ausgepraegte ethnische Homogenitaet aller mir bekannten "funktionierenden" Diktaturen spricht stark gegen diese Theorie.
Ueberall dort, wo diese Homogenitaet nicht vorhanden war/ist, scheiter(te)n despotische Regimes ueber kurz oder lang an der unvermeidlichen Rebellion derjenigen, die sich dadurch benachteiligt sehen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie diese Aussage aufrechterhalten werden kann.
a) Man hat eine recht eigenwillige Definition von "funktionieren" (und definiert z.B. die Diktaturen der Zwischenkriegszeit in Europa als "funktionierend", die unzähligen Diktaturen in den multikulturellen Staaten in Lateinamerika, Afrika, Südasien und Südosteuropa als (warum auch immer) "nicht funktionierend"), oder
b) die Passage "mir bekannt" ist der Schlüssel zu des Rätsels Lösung...

Sathington Willoughby
01.05.2009, 15:40
Es hängt alles davon ab, welche Völker in einem Vielvölkerstaat (muku-Gesellschaft) leben und wie die Gegebenheiten sind - wirtschaftliche Entwicklung, Zugang zu Ressourcen, geschichtlicher Verlauf...
Sind die Völker recht ähnlich (Flamen/Wallonen, Katalanen/Spanier) und leben sie seit langem auf dem Gebiet, kann eine Muku-Gesellschaft funktionieren. Haben sie dagegen eine unterschiedliche Historie (ein Volk ist eingedrungen, hat eine andere Religion oder Sprache), kann es bei wirtschaftlich guter Entwicklung auch noch gutgehen, in einer Krise treten dann allerdings Spannungen auf.
Wenn jedoch noch andere Faktoren wie die Anzahl der Kinder, Arbeitslosigkeit oder die Bildung stark unterschiedlich sind, gibt es größere Spannungen, weil der kinderärmere Teil berechtigte Angst davor hat, in Zukunft vom anderen Teil der Bevölkerung demografisch erdrückt zu werden, so geschehen im Kosovo.
Sind Bildung und Arbeit stark unterschiedlich verteilt wie in Italien, kann es auch unter einem Volk Spannungen geben, die auch historisch bedingt sind.
Es gibt ein breites Spektrum an Muu-Gesellschaften, eines haben sie jedoch gleich: sie sind deutlich unruhiger und gewalttätiger als homogene Gesellschaften, was darauf beruht, das Menschen Angehörige der eigenen Gruppe bevorzugt behandeln.

Paul Felz
01.05.2009, 16:22
@Zaphod:
warst schneller. Wollte gerade Jugoslawien erwähnen.

Settembrini
01.05.2009, 16:42
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie diese Aussage aufrechterhalten werden kann.

Immerhin.
Bisher wurde noch keine Moeglichkeit genannt, wie die Ausgangsaussage aufrechterhalten werden kann.


a) Man hat eine recht eigenwillige Definition von "funktionieren"

"Funktionieren" primaer im Sinne von "langfristig bestehend".


(und definiert z.B. die Diktaturen der Zwischenkriegszeit in Europa als "funktionierend", die unzähligen Diktaturen in den multikulturellen Staaten in Lateinamerika, Afrika, Südasien und Südosteuropa als (warum auch immer) "nicht funktionierend")

Bitte belege schluessig deine Behauptung, lateinamerikanische, afrikanische, suedosteuropaeische und insbesondere suedasiatische Staaten seien in sich "multikulturell". Da scheint mir im Vergleich zu beispielsweise Westeuropa oder Nordamerika doch eher das Gegenteil der Fall.


b) die Passage "mir bekannt" ist der Schlüssel zu des Rätsels Lösung...

War mir schon bei der Formulierung klar, dass sich daran irgendjemand aufhaengen wuerde.


Es gibt ein breites Spektrum an Muu-Gesellschaften, eines haben sie jedoch gleich: sie sind deutlich unruhiger und gewalttätiger als homogene Gesellschaften, was darauf beruht, das Menschen Angehörige der eigenen Gruppe bevorzugt behandeln.

Deinem Beitrag kann man weitgehend zustimmen. Auch die von mir zitierte Passage hat zweifellos ihre Richtigkeit. Allerdings sind gerade homogene Gesellschaften in vielen Faellen auch deswegen "ruhiger", weil dort aufkeimende Unruhen gerne mal von seiten despotischer Regimes unterdrueckt werden.

Die Abgrenzung zwischen einer "homogenen" und einer "multikulturellen" Gesellschaft bedarf allerdings offenbar noch einer naeheren Definition (s.o.).

Paul Felz
01.05.2009, 16:45
[...]
Die Abgrenzung zwischen einer "homogenen" und einer "multikulturellen" Gesellschaft bedarf allerdings offenbar noch einer naeheren Definition (s.o.).

Das ist meiner Ansicht die Voraussetzung. Obwohl die Begriffe gefährlich gewählt wurden. Man sollte "homogen" eher "heterogen" und "multikulturell" eher "monokulturell" gegenüberstellen.

Settembrini
01.05.2009, 16:48
Das ist meiner Ansicht die Voraussetzung.

Das dachte ich zwar auch, wurde aber durch die Aussage, suedasiatische Staaten seien multikulturell, etwas aus der Bahn geworfen.


Obwohl die Begriffe gefährlich gewählt wurden. Man sollte "homogen" eher "heterogen" und "multikulturell" eher "monokulturell" gegenüberstellen.

agree.

-SG-
03.05.2009, 15:35
Bitte belege schluessig deine Behauptung, lateinamerikanische, afrikanische, suedosteuropaeische und insbesondere suedasiatische Staaten seien in sich "multikulturell". Da scheint mir im Vergleich zu beispielsweise Westeuropa oder Nordamerika doch eher das Gegenteil der Fall.


Zu Afrika muss man wohl kaum etwas sagen. Die anhand der Verwaltungsbezirke der europäischen Kolonialmächte gebildeten Staaten beherbergen fast alle eine Unmenge an verschiedenen Stämmen mit verschiedenen Sprachen und Kulturen. Zudem sind alle der Missionierung von Christentum und Islam unterzogen worden, wodurch diese mit Naturreligionen und gegenseitig konkurrieren. In Nigeria oder Äthiopien z.B. gibt es jeweils etwa 45-45 Christen und Muslime + Rest Naturreligionen. Dazu kommen weiße und asiatische Minderheiten uvm.

Nimm als Beispiel Kamerun, dort gibt es über 280 verschiedene Ethnien und Sprachgruppen, 25% Katholiken, 25% Protestanten, 20% Muslime, 30% afrikanische Naturreligionen. Sowas willst Du ernsthaft mit Dänemark oder Holland vergleichen?:rolleyes: Westeuropa ist erst seit der Masseneinwanderung der letzten 40 Jahre ernsthaft "multikulturell", und was das für Stabilität etc. bedeutet ist noch gar nicht abzusehen.

In Lateinamerika ist es ähnlich wie in Afrika. Europäische Kolonialgeschichte, Nachkommen verschiedener Ureinwohner + europäischer Einwanderer + afrikanischer Sklaven.
Nimm ein kleines Land wie Guyana, dort leben 40% ethnische Inder, 30% Kreolen, 10% Indianer, dazu Europäer, Chinesen und Mischlinge, 28% Hindus, 25% Protestanten, 10% Katholiken, 8% Muslime, + Rastafaris, Bahai, andere...

Zu Südasien schau Dir die Liste der Amtssprachen Indiens an sowie dessen ethnische und religiöse Zusammensetzung...

- dürfte aber alles gar nicht mal so unbekannt sein.


Bisher wurde noch keine Moeglichkeit genannt, wie die Ausgangsaussage aufrechterhalten werden kann.
Zweifellos sind Nationen die Ausnahme und multikulturelle Gesellschaften die Regel auf dieser Welt, wie im Ausgangsbeitrag behauptet. Auch der Rest des Beitrags dürfte angesichts seiner offensichtlichen Richtigkeit "Common sense" sein. Ich habe keine Ahnung, was es da zu bezweifeln gibt.

Florian
04.05.2009, 10:07
Lieber Florian!

Anstatt uns, die aufmerksamen Leser und Schreiber dieses Forums, den Inhalt Deiner Bewußseinserweiterung genießen zu lassen, zitierst Du mehrere Dummheiten nacheinander. Zitieren kann ich auch. Nur zum Beweis:


„Das Nationale innerhalb Europas behauptet sich mit Recht nur noch als eigene Lebensform, überlieferte Anschauung, als Sprache, Geist und Erziehung. Als Machtprinzip eines Staates aber hat es nicht nur sein Recht verloren, sondern wird zum Widersacher der abendländischen Einheit. Staatsgrenzen sollten ohnehin in Europa immer mehr zu Grenzen von europäischen Verwaltungsbezirken werden. Schon gibt es bedeutende ‚Europäer‘ als einzelne Persönlichkeiten. Aber sie haben im Denken, nicht im Handeln gewirkt. Noch dürfen wir auf Persönlichkeiten (zumal in kleineren Staaten) unsere Hoffnungen setzen. In den grösseren europäischen Staaten scheint der alte Nationalismus noch unverwüstlich: Zuerst die eigene Nation als dieser Staat, erst ihre besonderen Interessen, erst ihre Weltstellung, die zu erfüllen jede für ihre Aufgabe hält, dann erst Europa.“

Jasper, Karl; „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“; R. Piper & Co. Verlag, München 1958

Insgeheim sagtest Du, Florian, mir einst, für was Du mich hältst:

http://www.pic-upload.de/01.05.09/e7g1su.jpg (http://www.pic-upload.de/view-2010984/Florian-4.jpg.html)

Nun ist es öffentlich. Ungezwungen, aber dennoch verhalten, sage ich Dir, für was ich dich halte: für ein A********.

Dir, aufgeblähter Luftballon, sende ich keinen Gruß

„Ich persönlich sehe dieses Forum als Möglichkeit, meinen Horizont zu erweitern“ – in diesem, Leo Navis (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2856855&postcount=550), Sinne

Leila

Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt wer gleich nochmal?

Settembrini
04.05.2009, 15:00
Zweifellos sind Nationen die Ausnahme und multikulturelle Gesellschaften die Regel auf dieser Welt, wie im Ausgangsbeitrag behauptet. Auch der Rest des Beitrags dürfte angesichts seiner offensichtlichen Richtigkeit "Common sense" sein. Ich habe keine Ahnung, was es da zu bezweifeln gibt.

Dein Enthusiasmus in allen Ehren, aber mit der Behauptung, das unklare Geschwurbel aus dem anfangs zitierten Text sei "Common sense", lehnst du dich vielleicht doch etwas zu weit aus dem Fenster.

Da hier - wie befuerchtet - offensichtlich aufgrund nicht einmal annaehernd identischer Praemissen diskutiert wird, fange ich nochmal ganz von vorne an. Im Eingangsbeitrag lesen wir:


3. Multikulturelle Systeme bieten eine spezifische Möglichkeit für
Herrschaftsausübung dadurch, daß die Mächtigen verschiedene
ethnische oder religiöse Gruppen gegeneinander ausspielen können....


...und weiter:


4. Das bedeutet weiter, daß multikulturelle Systeme am besten
despotisch zu beherrschen sind.

Ich substituiere jetzt mal ein bisschen, unter Beibehalt der urspruenglichen Konstruktion:

Der Genuss von taeglich drei Glaesern Rotwein bietet eine spezifische Moeglichkeit, 100 Jahre alt zu werden... (es folgen 3 Beispiele von ruestigen Rentnern, die den Rebensaft als das Geheimnis ihres Alters preisen)

...das bedeutet, dass man am besten durch den Genuss von taeglich 3 Glaesern Rotwein 100 Jahre alt wird. (es folgen einige Anmerkungen zu den medizinischen Vorteilen des Rotweins, allerdings weder Beispiele von Rentnern, die auch ihne Rotwein hundert wurden noch Beispiele anderer, die trotz drei Glaesern taeglich bereits mit 70 oder 80 Jahren verstorben sind)

Logisch hergeleitet? Nicht wirklich.

Aber es kommt noch schlimmer:


5. Das Gegenmodell zu multikulturellen Systemen sind „Nationen“,
das heißt solche Einheiten, die durch eine bestimmte Identitätsauffassung
auf Separation und starken inneren Zusammenhalt
setzen.

Ganz davon abgesehen, dass hier der Begriff "multikulturelles System" zwar bemueht, aber nicht naeher erlaeutert wird, wird der Begriff "Nation" als angebliches Gegenteil eines multikulturellen Systems vorgestellt.

Der Brockhaus sagt da etwas ganz anderes:


...Die Nation, die in der Regel in einem von ihr gestalteten Nationalstaat lebt, stattet das Individuum mit Bürgerrechten, einer Staatsangehörigkeit und einem Schutzversprechen aus – oder erhebt doch zumindest den Anspruch, alles dies zu tun. Und doch ist die Nation ein historisch sehr junger Zweckverband, als dessen verlässliches Fundament weder Sprache noch Religion noch Geographie gelten können, der jedoch als überkommenes Ordnungsgefüge und integrative Kraft kaum unmittelbar durch eine Nation Europa oder gar durch ein Weltbürgertum wird abgelöst werden können....

Quelle (http://www.brockhaus.de/infothek/infothek_detail.php?nr=11123)

Fassen wir also nochmal kurz zusammen: Der Themenstarter moechte uns mitteilen, dass ein bezueglich seiner genauen Zusammensetzung nicht naeher umrissenes Staatsgebilde im Gegensatz zu einem anderen, ebenfalls nicht naeher definierten Gebilde, "am besten" despotisch zu beherrschen sei - und dies mithilfe einer Argumentationsstruktur, die aus zwei Absaetzen besteht, deren jeweilige Aussagen dreist als kausal voneinander abhaengig definiert werden, obwohl dies de facto gar nicht der Fall ist.

Ich denke doch, meine Zweifel sind weiterhin nicht unberechtigt.


Zu Afrika muss man wohl kaum etwas sagen. Die anhand der Verwaltungsbezirke der europäischen Kolonialmächte gebildeten Staaten beherbergen fast alle eine Unmenge an verschiedenen Stämmen mit verschiedenen Sprachen und Kulturen. Zudem sind alle der Missionierung von Christentum und Islam unterzogen worden, wodurch diese mit Naturreligionen und gegenseitig konkurrieren. In Nigeria oder Äthiopien z.B. gibt es jeweils etwa 45-45 Christen und Muslime + Rest Naturreligionen. Dazu kommen weiße und asiatische Minderheiten uvm.

Nimm als Beispiel Kamerun, dort gibt es über 280 verschiedene Ethnien und Sprachgruppen, 25% Katholiken, 25% Protestanten, 20% Muslime, 30% afrikanische Naturreligionen. Sowas willst Du ernsthaft mit Dänemark oder Holland vergleichen?:rolleyes: Westeuropa ist erst seit der Masseneinwanderung der letzten 40 Jahre ernsthaft "multikulturell", und was das für Stabilität etc. bedeutet ist noch gar nicht abzusehen.

In Lateinamerika ist es ähnlich wie in Afrika. Europäische Kolonialgeschichte, Nachkommen verschiedener Ureinwohner + europäischer Einwanderer + afrikanischer Sklaven.
Nimm ein kleines Land wie Guyana, dort leben 40% ethnische Inder, 30% Kreolen, 10% Indianer, dazu Europäer, Chinesen und Mischlinge, 28% Hindus, 25% Protestanten, 10% Katholiken, 8% Muslime, + Rastafaris, Bahai, andere...

Zu Südasien schau Dir die Liste der Amtssprachen Indiens an sowie dessen ethnische und religiöse Zusammensetzung...

- dürfte aber alles gar nicht mal so unbekannt sein.

Tja, siehe da: Du hast sogar recht. Nur verstehe ich nicht ganz, inwiefern das ganze die urspruengliche These untermauern soll. Im folgenden gehe ich davon aus, dass du - im Sinne des Themenstarters - versucht hast, einen Unterschied zwischen "multikulturellen Gesellschaften" und "monokulturellen Gesellschaften" darzulegen und letztere in den Staaten Europas verortest.

Was Afrika angeht: Sicher handelt es sich bei den meisten afrikanischen Staaten (Nordafrika einmal ausser Acht gelassen) um aus der Kolonialzeit hervorgegangene kuenstliche Gebilde, innerhalb derer unterschiedlichste Voelkergruppen in das Schema "Nation" (um den Begriff weiter aufleben zu lassen) gepresst wurde. Ein Vielvoelkerstaat ist aber per se nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer multikulturellen Gesellschaft: Gerade mit Blick auf infrastrukturell rueckstaendige Laendern gilt es auch zu beachten, inwieweit die verschiedenen Bevoelkerungsgruppen hier ueberhaupt auf engerem Raum zusammentreffen (was ja fuer eine multikulturelle Gesellschaft ein unabdingbarer Punkt ist). In vielen afrikanischen Staaten ist dies z.B. eher weniger der Fall: Meist leben dort die einzelnen Staemme, Volksgruppen etc. relativ homogen in ihren angestammten oder zugewiesenen Territorien. Insofern kann man das natuerlich schlecht mit Holland oder Daenemark vergleichen.

Selbst, wenn wir jedoch davon ausgehen, dass du recht hast und es sich bei den afrikanischen Staaten um im engeren Sinne multikulturelle Gesellschaften handelt, waeren diese ja - folgt man dem Ausgangsbeitrag - ein geradezu idealer Naehrboden fuer oppressive Regimes. Ich kann allerdings in Afrika beim besten Willen kein positives Beispiel fuer den "Erfolg" einer solchen Regierungsform ausmachen. Diktaturen gibt es dort zwar wie Sand am Meer, die pfeifen aber allesamt aus dem letzten Loch.

Indien und Guayana sind meines Wissens Republiken; passen also insofern auch nicht so recht ins Schema.

Und ueberhaupt: betrachtet man alle Staaten unter den von dir vorgestellten Aspekten, muss man wohl zum Schluss gelangen, dass es weltweit ueberhaupt keine "Nationen" im Sinne des Verfassers gibt. Frankreich z.B., die "grande nation": Hier wird neben Franzoesich auch Baskisch gesprochen, in einigen Teilen sogar Deutsch. Die auch schon etwas laenger waehrende Durchmischung der franzoesischen Gesellschaft aufgrund ihrer glorreichen Kolonialvergangenheit lassen wir besser mal gaenzlich aussen vor. Oder nehmen wir Deutschland: Eine Patchworknation sondersgleichen, das erst im 18. Jahrhundert halbwegs die heutigen Konturen annahm, hervorgegenagen aus unzaehligen kleinen Staatsgebilden. Im 20. Jahrhundert expandiert, implodoert, geteilt. Hueben Christen, drueben Atheisten. Dann "wir sind das Volk" usw. Und selbst heute noch zieht man besser einen Dolmetscher zurate, wenn sich beispielsweise ein Landwirt aus Friesland und ein Hausmeister aus dem bayrischen begegnen. Deutschland also auch keine Nation? Lassen wir doch die Kirche im Dorf, Deutschland ist selbstverstaendlich eine Nation, genauso wie Indien, Brasilien, Aegypten, China und wie sie alle heissen.

Zum Abschluss noch ein prima Land mit super funktionierendem, astreinen Kuschelregime:

Tadaa......Nordkorea!


...Nordkorea ist ethnisch homogen und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil weltweit auf. Sieht man von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes ab, so leben fast ausschließlich Koreaner im Land.

Quelle (http://de.wikipedia.org/wiki/Nordkorea)

-SG-
04.05.2009, 16:21
Dein Enthusiasmus in allen Ehren, aber mit der Behauptung, das unklare Geschwurbel aus dem anfangs zitierten Text sei "Common sense", lehnst du dich vielleicht doch etwas zu weit aus dem Fenster.
(...)
Fassen wir also nochmal kurz zusammen: Der Themenstarter moechte uns mitteilen, dass ein bezueglich seiner genauen Zusammensetzung nicht naeher umrissenes Staatsgebilde im Gegensatz zu einem anderen, ebenfalls nicht naeher definierten Gebilde, "am besten" despotisch zu beherrschen sei - und dies mithilfe einer Argumentationsstruktur, die aus zwei Absaetzen besteht, deren jeweilige Aussagen dreist als kausal voneinander abhaengig definiert werden, obwohl dies de facto gar nicht der Fall ist.

Ich denke doch, meine Zweifel sind weiterhin nicht unberechtigt.


Ok, im Anfangsposting wurde keine wissenschaftliche Ausarbeitung zitiert, sondern eine knappe Argumentationsabfolge. Daher sind auch keine umfassenden Definitionen und weiteren Erklärungen und Nachweise geboten. Diese werden gewissermaßen implizit vorausgesetzt, das ist sicher nicht optimal, aber in 10 Zeilen auch nicht zu schaffen.

Ich versuche mal, einige dieser Unklarheiten aufzugreifen.


Ein Vielvoelkerstaat ist aber per se nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer multikulturellen Gesellschaft:
Das ist ein wichtiger Einwand von Dir, aber "MKG" bedeutet aus Sicht der Verfasser wohl schlicht die Tatsache, mehrere Kulturen innerhalb einer Verwaltungskörperschaft vorzufinden, ohne jedoch eine Vermischung oder einen hohen Grad an Miteinander vorauszusetzen. Wenn die Grünen von einer MKG sprechen, da geb ich Dir recht, dann meinen sie wohl ein zu verwirklichendes Ideal, nämlich das Zusammenleben mit Interaktion, Bereicherung usw. Der neutrale Begriff MKG ist aber nur die bloße Beschreibung eines Staates, wenn er signifikante kulturelle Minderheiten aufweist, egal wie diese räumlich und tatsächlich zusammenleben.

Ok, kurze weitere definitorische Klärungen:
"Kultur" wird im Allgemeinen verstanden als die Gesamtheit aller typischen Lebensweisen, Normen, Werte usw.
Da gibt es streng genommen natürlich keine "monokulturelle" Gesellschaft, da Werte oder Lebensweisen immer vielfältig sind.
Trotzdem gibt es kollektive Identitäten, die sich durch ein hohes Maß an Gemeinsamkeit bei bestimmten Merkmalen (Sprache, Traditionen etc) auszeichnen, und es ist unsinnig, hier mal wieder die Leier von den Friesen und den Bayern auszupacken, weil es eine deutsche Kultur und Identität gibt, der sich (in der Regel) ein Deutscher zugehörig fühlt, und die die interne Vielfalt (protestantisch/katholisch/atheistisch usw. oder halt bayrisch/fränkisch/sächsisch...) überlagert. In Umfragen fühlen sich selbst die Deutschen zuerst als Deutsche und erst danach als Hessen, Schwaben, Europäer oder Weltbürger.
Dieses Runterbrechen der Kulturen auf ihre interne Vielfalt könnte man ja auch bei den Bayern oder den Friesen weitermachen und schließlich bei 6 mrd. verschiedenen Menschen enden - aber faktisch gibt es wirksame kollektive Identitäten in Kulturen, die deutsche ist so eine aber eine kameruner gibt es weit weniger, da überwiegen Stammes- und Religionspartikularitäten. Deshalb kann man Kamerun zu recht als MKG (oder Vielvölkerstaat) bezeichnen, Deutschland (Masseneinwanderung außen vor gelassen) jedoch nicht. Letzteres ist eine "Nation", was wie gesagt ein auch nicht völlig homogenes Kunstgebilde ist, aber nur weil es keinen radikalen Gegenpol "Nation = alle gleich vs. MKG = alle verschieden" gibt, heißt das nicht, dass die Konzepte unbrauchbar bzw. deren reelle Entpsrechungen inexistent sind.

Zum Kausalitätsproblem:

Dazu sei zunächst mal angemerkt: Wenn behauptet wird, MKGs seien am besten despotisch zu beherrschen, dann bedeutet das nicht, dass umgekehrt homogene Länder in der Realität ausschließlich oder auch nur vornehmlich Demokratien sein müssen, deshalb nützt es nichts, Nordkorea zu nennen.
Weiterhin heißt es nicht, dass MKGs immer despotisch sein müssen. Natürlich ist Indien eine Demokratie. (Aufgezählt wurden die Länder ja nur, weil behauptet wurde, in Südasien oder anderswo gäbe es keine MKGs.) Aber die Argumentation legt nahe, dass ein Land wie Indien leichter despotisch zu beherrschen wäre, als momentan. Ok, nun zu dieser Argumentation:

Zwischen Punkt 3 und 4 im Eingangsbeitrag gibt es keine lückenlose Argumentationsführung, das stimmt. Ich versuche mal ein wenig ausführlicher zu formulieren, wie das wahrscheinlich gemeint war:

1. Eine "Demo"kratie ist die Herrschaft eines bestimmten Demos', also Volks. Dieses Volk herrscht über sich selbst, setzt also seine Werte und Bedürfnisse in Entscheidungen sich selbst betreffend um.
2. In MKGs gibt es aber faktisch und den Identitäten der Menschen zufolge mehr als ein Volk.
3. Damit wird erschwert, dass die Entscheidungen einer "demo"kratischen Regierung von den verschiedenen Völkern jeweils als sich selbst betreffend akzeptiert werden.
4. Im Konfliktfalle wird sich so ein Staat zersplittert zeigen oder mit riesigem Aufwand einen Konsens zu erreichen versuchen.
5. Einfacher ist daher eine Diktatur, die dieses schwierige Vorhaben nicht zu erreichen versucht, sondern die Zersplitterung zulässt und sie als Legitimierung für ihre Politik der starken Hand nimmt.

Settembrini
04.05.2009, 16:57
Ok, im Anfangsposting wurde keine wissenschaftliche Ausarbeitung zitiert, sondern eine knappe Argumentationsabfolge. Daher sind auch keine umfassenden Definitionen und weiteren Erklärungen und Nachweise geboten. Diese werden gewissermaßen implizit vorausgesetzt, das ist sicher nicht optimal, aber in 10 Zeilen auch nicht zu schaffen.

Ich versuche mal, einige dieser Unklarheiten aufzugreifen.


Das ist ein wichtiger Einwand von Dir, aber "MKG" bedeutet aus Sicht der Verfasser wohl schlicht die Tatsache, mehrere Kulturen innerhalb einer Verwaltungskörperschaft vorzufinden, ohne jedoch eine Vermischung oder einen hohen Grad an Miteinander vorauszusetzen. Wenn die Grünen von einer MKG sprechen, da geb ich Dir recht, dann meinen sie wohl ein zu verwirklichendes Ideal, nämlich das Zusammenleben mit Interaktion, Bereicherung usw. Der neutrale Begriff MKG ist aber nur die bloße Beschreibung eines Staates, wenn er signifikante kulturelle Minderheiten aufweist, egal wie diese räumlich und tatsächlich zusammenleben.

Ok, kurze weitere definitorische Klärungen:
"Kultur" wird im Allgemeinen verstanden als die Gesamtheit aller typischen Lebensweisen, Normen, Werte usw.
Da gibt es streng genommen natürlich keine "monokulturelle" Gesellschaft, da Werte oder Lebensweisen immer vielfältig sind.
Trotzdem gibt es kollektive Identitäten, die sich durch ein hohes Maß an Gemeinsamkeit bei bestimmten Merkmalen (Sprache, Traditionen etc) auszeichnen, und es ist unsinnig, hier mal wieder die Leier von den Friesen und den Bayern auszupacken, weil es eine deutsche Kultur und Identität gibt, der sich (in der Regel) ein Deutscher zugehörig fühlt, und die die interne Vielfalt (protestantisch/katholisch/atheistisch usw. oder halt bayrisch/fränkisch/sächsisch...) überlagert. In Umfragen fühlen sich selbst die Deutschen zuerst als Deutsche und erst danach als Hessen, Schwaben, Europäer oder Weltbürger.
Dieses Runterbrechen der Kulturen auf ihre interne Vielfalt könnte man ja auch bei den Bayern oder den Friesen weitermachen und schließlich bei 6 mrd. verschiedenen Menschen enden - aber faktisch gibt es wirksame kollektive Identitäten in Kulturen, die deutsche ist so eine aber eine kameruner gibt es weit weniger, da überwiegen Stammes- und Religionspartikularitäten. Deshalb kann man Kamerun zu recht als MKG (oder Vielvölkerstaat) bezeichnen, Deutschland (Masseneinwanderung außen vor gelassen) jedoch nicht. Letzteres ist eine "Nation", was wie gesagt ein auch nicht völlig homogenes Kunstgebilde ist, aber nur weil es keinen radikalen Gegenpol "Nation = alle gleich vs. MKG = alle verschieden" gibt, heißt das nicht, dass die Konzepte unbrauchbar bzw. deren reelle Entpsrechungen inexistent sind.

Zum Kausalitätsproblem:

Dazu sei zunächst mal angemerkt: Wenn behauptet wird, MKGs seien am besten despotisch zu beherrschen, dann bedeutet das nicht, dass umgekehrt homogene Länder in der Realität ausschließlich oder auch nur vornehmlich Demokratien sein müssen, deshalb nützt es nichts, Nordkorea zu nennen.
Weiterhin heißt es nicht, dass MKGs immer despotisch sein müssen. Natürlich ist Indien eine Demokratie. (Aufgezählt wurden die Länder ja nur, weil behauptet wurde, in Südasien oder anderswo gäbe es keine MKGs.) Aber die Argumentation legt nahe, dass ein Land wie Indien leichter despotisch zu beherrschen wäre, als momentan. Ok, nun zu dieser Argumentation:

Zwischen Punkt 3 und 4 im Eingangsbeitrag gibt es keine lückenlose Argumentationsführung, das stimmt. Ich versuche mal ein wenig ausführlicher zu formulieren, wie das wahrscheinlich gemeint war:

1. Eine "Demo"kratie ist die Herrschaft eines bestimmten Demos', also Volks. Dieses Volk herrscht über sich selbst, setzt also seine Werte und Bedürfnisse in Entscheidungen sich selbst betreffend um.
2. In MKGs gibt es aber faktisch und den Identitäten der Menschen zufolge mehr als ein Volk.
3. Damit wird erschwert, dass die Entscheidungen einer "demo"kratischen Regierung von den verschiedenen Völkern jeweils als sich selbst betreffend akzeptiert werden.
4. Im Konfliktfalle wird sich so ein Staat zersplittert zeigen oder mit riesigem Aufwand einen Konsens zu erreichen versuchen.
5. Einfacher ist daher eine Diktatur, die dieses schwierige Vorhaben nicht zu erreichen versucht, sondern die Zersplitterung zulässt und sie als Legitimierung für ihre Politik der starken Hand nimmt.

Im Prinzip ein guter Beitrag.

Uebernehmen wir mal das schoene Kuerzel MKG und stellen fest, dass wir nun eine dahingehende Definition zur Hand haben, auf die man sich durchaus einigen kann.

Zwei Dinge erscheinen mir allerdings weiterhin fragwuerdig:

Zum einen stuetzte sich ein nicht unbetraechtlicher Teil deiner Argumentation in Bezug auf lateinamerikanische und afrikanische Staaten auf den historischen Kontext; selbige Inbezugnahme erklaerst du nun aber im Zusammenhang mit europaeischen Staaten fuer unzulaessig.

Zum anderen sprichst du Laendern wie Indien oder Ecuador freiheraus jegliche kollektive Identitaet bzw. Nationalbewusstsein ab. Ich behaupte - in gleicher Manier - dass sich ein Inder oder Ecuadorianer zufuerderst als Inder oder Ecuadorianer betrachtet; genau, wie dies bei einem Deutschen in der Tat der Fall ist. Etwaig anwesende Inder oder Ecuadorianer koennten mir das sicher bestaetigen und faenden es vermutlich gar nicht lustig, aus dem Blauen heraus als vaterlandslose Gesellen abgestempelt zu werden.

Was das Kausalitaetsproblem betrifft: Da waere es jetzt schon recht hilfreich, ein Beispiel aufzuzeigen, in dem ein despotisches Regime langfristig in der Lage war, ein MKG erfolgreich unter Kontrolle zu halten. Mein Beispiel Nordkorea war zumindest ein hieb - und stichfester Beweis, dass dies in einer homogenen Gesellschaft durchaus funktionieren kann. Nun ist die Bringschuld m.E. erstmal auf deiner Seite (und bitte gegenwartsbezogen und ohne Krethi und Plethi).

Deine abschliessende Argumentationsfuehrung war im Gegensatz zu der im Eingangsbeitrag jedenfalls durchaus stichhaltig und ich verstehe somit auch etwas besser die Intention des Verfassers. Vielen Dank.
Allein: Dies alles erscheint mir weiterhin nichts anderes zu sein als graueste Theorie (na gut, dafuer ist dieses Subforum ja schliesslich da).

-SG-
04.05.2009, 17:23
Im Prinzip ein guter Beitrag.

Uebernehmen wir mal das schoene Kuerzel MKG und stellen fest, dass wir nun eine dahingehende Definition zur Hand haben, auf die man sich durchaus einigen kann.

Zwei Dinge erscheinen mir allerdings weiterhin fragwuerdig:

Zum einen stuetzte sich ein nicht unbetraechtlicher Teil deiner Argumentation in Bezug auf lateinamerikanische und afrikanische Staaten auf den historischen Kontext; selbige Inbezugnahme erklaerst du nun aber im Zusammenhang mit europaeischen Staaten fuer unzulaessig.

Zum anderen sprichst du Laendern wie Indien oder Ecuador freiheraus jegliche kollektive Identitaet bzw. Nationalbewusstsein ab. Ich behaupte - in gleicher Manier - dass sich ein Inder oder Ecuadorianer zufuerderst als Inder oder Ecuadorianer betrachtet; genau, wie dies bei einem Deutschen in der Tat der Fall ist. Etwaig anwesende Inder oder Ecuadorianer koennten mir das sicher bestaetigen und faenden es vermutlich gar nicht lustig, aus dem Blauen heraus als vaterlandslose Gesellen abgestempelt zu werden.


Ich will den Indern oder Ecuadorianern nicht zu nahe treten, es ist nur so dass man das von Europa weiß, da es in den ganzen European Value Surveys usw. abgefragt wird, über Indien oder Kamerun habe ich jetzt keine solche Quellen und es beruht zugegebenermaßen auf meiner Vermutung und darauf, dass ich es "gehört" habe (;)) bzw. für plausibel halte, dass in Südasien oder Afrika die Religions- oder Stammesbindung in Vielvölkerstaaten wichtiger ist als die zum Zentralstaat - lasse mich gerne eines besseren belehren, wenn es für diese Länder auch derartige Umfragen usw. geben sollte.



Was das Kausalitaetsproblem betrifft: Da waere es jetzt schon recht hilfreich, ein Beispiel aufzuzeigen, in dem ein despotisches Regime langfristig in der Lage war, ein MKG erfolgreich unter Kontrolle zu halten. Mein Beispiel Nordkorea war zumindest ein hieb - und stichfester Beweis, dass dies in einer homogenen Gesellschaft durchaus funktionieren kann. Nun ist die Bringschuld m.E. erstmal auf deiner Seite (und bitte gegenwartsbezogen und ohne Krethi und Plethi).

Deine abschliessende Argumentationsfuehrung war im Gegensatz zu der im Eingangsbeitrag jedenfalls durchaus stichhaltig und ich verstehe somit auch etwas besser die Intention des Verfassers. Vielen Dank.
Allein: Dies alles erscheint mir weiterhin nichts anderes zu sein als graueste Theorie (na gut, dafuer ist dieses Subforum ja schliesslich da).
Naja, da kommt es darauf an, was man unter langfristig versteht. Saddam Hussein regierte auch verhältnismäßig lange, die nach ihm installierte Demokratie ist bisher recht erfolglos.
Grundsätzlich lässt sich woh lsagen: Vom Römischen Reich über Österreich-Ungarn oder das Osmanische Reich bis zum britischen Imperialreich, die Sowietunion oder Jugoslawien waren alle Vielvölkerreiche besser beraten, autoritär zu sagen, wo's lang geht, als die X verschiedenen Völker und Kulturen alle irgendwie mitbestimmen und einen Konsens formen zu lassen. Kanada oder die Schweiz sind natürlich immer Gegenbeispiele, aber diese Länder snid wohl schwer verallgemeinerbar.
Nochmals: Homogene Gesellschaften können auch diktatorisch geführt werden, aber MKGs können besser diktatorisch als demokratisch geführt werden, das war ja die Hypothese.
Das bedeutet, dass z.B. im Irak es für Saddam einfacher war, die Bevölkerungsgruppen sich gegenseitig hassen zu lassen und ggf. die republikanische Garde loszuschicken, wenn's zu bunt wurde, als alle an einen runden Tisch zu bitten und einen Konsens auszuhandeln.

Ich finde das eigentlich recht plausibel und viel zu lebensnah, um als graue Theorie abgestempelt zu werden, oder wie siehst Du das?

Aldebaran
04.05.2009, 20:10
Nicht viel, denn die verhaeltnismaessig ausgepraegte ethnische Homogenitaet aller mir bekannten "funktionierenden" Diktaturen spricht stark gegen diese Theorie.
Ueberall dort, wo diese Homogenitaet nicht vorhanden war/ist, scheiter(te)n despotische Regimes ueber kurz oder lang an der unvermeidlichen Rebellion derjenigen, die sich dadurch benachteiligt sehen.


Ich hatte den Strangersteller an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass er m.E. falsch liegt mit seiner Annahme.

Deine These kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen. Saddam Hussein wurde von den Amerikanern gestürzt und das Regime in Birma erfreut sich immer noch seiner ununschränkten Macht einschließlich einer z.T. recht brutalen Unterdrückung der ethnischen Minderheiten.

Stützt sich ein diktatorisches Regime auf eine Ethnie, wird diese aus der Befürchtung heraus, ihre Position zu verlieren, das Regime auch dann stützen, wenn es wenig sympathisch und erfolgreich erscheint. Die arabischen Sunniten standen hinter Saddam Hussein so wie die syrischen Alawiten hinter Assad stehen, weil ihnen kaum etwas anderes übrig blieb bzw. bleibt.


Der Unterschied ist m.E. ein anderer. Er ist eher quantitativer als qualitativer Art. Homogene Gesellschaften haben ein höheres Potentiel, weil inhomogene gewisser maßen schon im Grundzustand "Energie" brauchen, um die Gesellschaft zusammenzuhalten. Das mag ein Unterdrückungsapparat oder auch ein System von Sozialtransfers zur Ruhigstellung von weniger erfolgreichen Gruppen sein.

Homogene Gesellschaften haben deshalb mehr Potential. Wohin das führt, hängt vom Einzelfall ab. Das beste Beispiel bietet Korea: Auf der einen Seite die totalitärste Diktatur der Welt und auf der anderen Seite ein fast einmaliger Aufstieg vom kriegsverwüsteten Reisbauernland zur High-Tech-Nation. Beides wäre mit einem multiethnischen oder -kulturellen Staat kaum denkbar.

Florian
05.05.2009, 11:24
Ich hatte den Strangersteller an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass er m.E. falsch liegt mit seiner Annahme.


Entschuldige bitte. Ich war im anderen Strang zu faul das selber zu formulieren.

Man muss eventuell zwischen Regieren und Herrschen unterscheiden. Ethnisch homogene Bevölkerungen sind einfacher erfolgreich zu regieren, aber man kann nicht so leicht Dinge durchsetzen, die gegen deren Interessen gehen, da man es dann sehr schnell mit ganzen Clans zu tun hat, die sich zusammenschließen. Außerdem ist die Entwicklung ja auch ein dynamischer Prozess. Zum Ausnutzen kurzfristiger egoistischer Ziele sind durchmischte Gesellschaften sicherlich mittels Teilen und Herrschen besser geeignet.

Aldebaran
05.05.2009, 22:17
Entschuldige bitte. Ich war im anderen Strang zu faul das selber zu formulieren.

Man muss eventuell zwischen Regieren und Herrschen unterscheiden. Ethnisch homogene Bevölkerungen sind einfacher erfolgreich zu regieren, aber man kann nicht so leicht Dinge durchsetzen, die gegen deren Interessen gehen, da man es dann sehr schnell mit ganzen Clans zu tun hat, die sich zusammenschließen. Außerdem ist die Entwicklung ja auch ein dynamischer Prozess. Zum Ausnutzen kurzfristiger egoistischer Ziele sind durchmischte Gesellschaften sicherlich mittels Teilen und Herrschen besser geeignet.



Kaum ein Volk hat sich in der jüngeren Geschichte wohl selbst so geschadet wie das von Kambodscha, also in einem relativ homogenen Staatswesen.

Ethnisch, kulturell und religiös homogene Staaten haben in beiden Richtungen die größeren (Fehl-) Leistungen aufzuweisen. Sie haben die größten Kriege geführt, sich verrückten Ideologien hingegeben, Kolonialreiche errichtet, die technische Entwicklung vorangetrieben, stellen die meisten Nobelpreisträger, haben die umfassendsten Sozialstaaten aufgebaut, erzielen die besten PISA-Ergebnisse usw.

Es gibt dann noch die Sonderfälle mit "eingefrorener" Multiethnizität (Schweiz, Belgien, Kanada, Spanien), wo der kulturelle Abstand zwischen den Teilen nicht sehr groß ist und ein institutionelles Arangement auf territorialer Basis mögliche Konflikte auf eine juristisch-politische Bühne transportiert, wo der Kompromiss neu ausgehandelt und modifiziert werden kann. Das nervt zuweilen, ist aber nicht allzu kräftezehrend.

Und da sind die klassischen Einwanderungsländer, deren Bürger europäischer Abstammung sich relativ rasch homogenisiert haben (unter Beibehaltung einiger kultureller Marotten) und die ohnehin dank ihres Ressourcenreichtums begünstigt waren. Die stehen jetzt aber vor ganz neuen Herausforderungen und zumindest für die USA bin ich langfristig pessimistisch.



Und noch etwas an die Rechten: Man suche nicht krampfhaft nach verborgenen Begründungen und Verschwörungen. Damit überschätzt man die Intelligenz der politischen Klasse. Xenophilie ist für sie ein Wert an sich. Die heutigen Politiker sind damit aufgewachsen, dass man die Anwesenheit von "Migranten" im Prinzip gut finden muss. Sie "hinterfragen" das auch gar nicht. Wer das tut, ist für eine poltische Karriere intellektuell und charakterlich ungeeignet.

-SG-
06.05.2009, 09:36
Und noch etwas an die Rechten: Man suche nicht krampfhaft nach verborgenen Begründungen und Verschwörungen. Damit überschätzt man die Intelligenz der politischen Klasse. Xenophilie ist für sie ein Wert an sich. Die heutigen Politiker sind damit aufgewachsen, dass man die Anwesenheit von "Migranten" im Prinzip gut finden muss. Sie "hinterfragen" das auch gar nicht. Wer das tut, ist für eine poltische Karriere intellektuell und charakterlich ungeeignet.

Naja, dazu gibt es zweierlei zu sagen. Zum einen minimieren Politiker naturgemäß ihren Aufwand, an der Macht zu bleiben. Gegen Migranten gerichtete Politiken sind aufwändig, bergen das Risiko, als Rassist abgestempelt zu werden, und überhaupt unsinnig, da sich kein signifikanter Widerstand in der Bevölkerung dagegen regt. Also wählt man den Weg des geringsten Aufwandes, das bedeutet laisser-faire, gepaart mit bisschen Daherreden und die nächste Legislaturperiode anzielen.

Zum anderen ist es aber rational nicht erklärbar, mit welcher Verbissenheit und mit welchem Elan die EU z.B. gegen alle Regeln der Venunft und Fakten (Arbeitslosigkeit in Europa, Qualifikationsniveau der Afrikaner) die Einreise von Afrikanern und Arabern forciert. Gepaart mit absurden Aktionen wie der Kölner Verordnung, in der Stadtverwaltung künftig Bewerber mit Sprachdefiziten zu bevorzugen, muss man sich nicht wundern, wenn man Anlass zu Verschwärungstheorien und dergleichen gibt.

Florian
06.05.2009, 12:17
Und noch etwas an die Rechten: Man suche nicht krampfhaft nach verborgenen Begründungen und Verschwörungen. Damit überschätzt man die Intelligenz der politischen Klasse. Xenophilie ist für sie ein Wert an sich. Die heutigen Politiker sind damit aufgewachsen, dass man die Anwesenheit von "Migranten" im Prinzip gut finden muss. Sie "hinterfragen" das auch gar nicht. Wer das tut, ist für eine poltische Karriere intellektuell und charakterlich ungeeignet.

Wer will schon Politiker werden.

Aldebaran
07.05.2009, 01:36
Naja, dazu gibt es zweierlei zu sagen. Zum einen minimieren Politiker naturgemäß ihren Aufwand, an der Macht zu bleiben. Gegen Migranten gerichtete Politiken sind aufwändig, bergen das Risiko, als Rassist abgestempelt zu werden, und überhaupt unsinnig, da sich kein signifikanter Widerstand in der Bevölkerung dagegen regt. Also wählt man den Weg des geringsten Aufwandes, das bedeutet laisser-faire, gepaart mit bisschen Daherreden und die nächste Legislaturperiode anzielen.

Zum anderen ist es aber rational nicht erklärbar, mit welcher Verbissenheit und mit welchem Elan die EU z.B. gegen alle Regeln der Venunft und Fakten (Arbeitslosigkeit in Europa, Qualifikationsniveau der Afrikaner) die Einreise von Afrikanern und Arabern forciert. Gepaart mit absurden Aktionen wie der Kölner Verordnung, in der Stadtverwaltung künftig Bewerber mit Sprachdefiziten zu bevorzugen, muss man sich nicht wundern, wenn man Anlass zu Verschwärungstheorien und dergleichen gibt.


Es gibt ohne Frage einen ideologisch gefestigten harten Kern, aber gerade hier ist Einwanderung und Multikulti ein Wert an sich. In Brüssel gibt es m.E. mehrere Beweggründe: Der Größenwahn, die "Weltmacht EU" dürfe keine schrumpfende Bevölkerung haben, das Vorbild der USA, wirtschaftliche Erwägungen (angeblicher Arbietskräftemangel) aber im Hintergrund durchaus auch der Gedanke, so schneller zu einer übernationalen EU-Bevölkerung zu kommen.

Für Brüssel schließe ich den "Verschwörungsansatz" ausdrücklich nicht aus und das ist eine enorme Gefahr für uns, weil Gehorsam gegenüber Brüssel - wenn keine konkreten Interessen mächtiger Lobbyisten tangiert werden - eben leider auch zu den nicht hinterfragten "Tugenden" unserer politischen Klasse gehört.