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Vollständige Version anzeigen : „Seid bereit!“ „Immer bereit.“



henriof9
22.04.2009, 08:04
In letzter Zeit lesen und hören wir immer öfter, daß die DDR- Vergangenheit doch entlich mal thematisiert und aufgearbeitet werden solle ob es sich nun um eine Veränderung der Nationalhymne handelt oder um die Verfassung.
Stellt sich nur die Frage, was der Zweck ist und mit welchen Mitteln man dies macht.
Dazu gibt es nun das Neueste in Berlin :

über die Ausstellung„Sag, was war die DDR“ im FEZ Berlin


Das Freizeit- und Erholungszentrum FEZ in der Berliner Wuhlheide war zu DDR-Zeiten ein "Pionierpalast". 20 Jahre nach dem Mauerfall ist der real existierende Sozialismus dorthin zurückgekehrt - als Ausstellung. Kinder lernen in der Schau "Sag, was war die DDR?" die Welt des Arbeiter-und-Bauern-Staates kennen und erleben auch die dunklen Seiten der Diktatur.

Kinder ab sieben Jahren sollen in einem „interaktiven Geschichtsabenteuer“ erfahren, was es mit dieser Epoche auf sich hatte, über die sie von den Großen bisweilen unverständliche Wörter wie „Intershop“, „Gruppenratsvorsitzender“ oder „Broiler“ aufschnappen.

Die weißen Pionierblusen mit den roten und blauen Halstüchern finden die Mädchen ganz schick. Auch der Gruß geht Svea, Nele und Greta forsch über die Lippen: „Seid bereit!“ „Immer bereit.“ Die Zwölfjährigen kichern. Sie wissen, in der DDR waren die meisten Kinder bei den Pionieren. Aber für sie wäre das nichts, sagen die Grundschülerinnen aus Berlin-Mitte: „Immer dieser Morgenappell, für Dingsbums und Sozialismus“, sagt Nele. „Und alle sahen immer so gleich aus“, findet Greta und zeigt auf ihre bunt bemalten Turnschuhe. „Das finden wir doof“, fasst ihre Freundin Svea zusammen. Sie wissen was die DDR war, ihre Eltern stammen aus dem Osten. „mein Vater vergleicht immer und sagt, alles war früher billiger“, sagt Nele. „Mein Vater hat mir seine Mosaik-Hefte gegeben“.



weiter zu lesen hier (http://www.morgenpost.de/berlin/article1077799/Wie_Kinder_jetzt_den_Alltag_in_der_DDR_kennenlerne n.html)

Nichts gegen DDR- Aufarbeitung, aber als ich gestern in der Berliner Abendschau ( der rote Rundfunk aus Brandenburg ) den Bericht darüber gesehen habe kam es mir zumindest so vor, als wenn es sich eher um eine Homage an das schöne Kinderleben der DDR handelte, wo den Kindern basteln und malen beigebracht wurde und zur Belustigung wurde erwähnt, daß es morgentliche Schulapelle gab und wie man ein Halstuch bindet.

Ich sehe dies eher als Verklärung denn als Aufarbeitung an, das FEZ war ursprünglich der Pionierpark " Ernst Thälmann ", später der Freizeitkomplex ( Pionierpalast ) schlechthin und wird heute noch als solcher genutzt.

Irgendwie wirkt das Ganze auf mich nicht nach Aufklärung und ich frage mich, wo eigentlich der Unterschied ist wenn z.B. Deutschnationale Zeltlager führen mit Lagerfeuer und Gitarre. Da kommt nicht das Fernsehen sondern der Verfassungsschutz.

Wie ist Eure Meinung dazu ?

PSI
22.04.2009, 08:15
Ich sehe dies eher als Verklärung denn als Aufarbeitung an, das FEZ war ursprünglich der Pionierpark " Ernst Thälmann ", später der Freizeitkomplex ( Pionierpalast ) schlechthin und wird heute noch als solcher genutzt.

Irgendwie wirkt das Ganze auf mich nicht nach Aufklärung und ich frage mich, wo eigentlich der Unterschied ist wenn z.B. Deutschnationale Zeltlager führen mit Lagerfeuer und Gitarre. Da kommt nicht das Fernsehen sondern der Verfassungsschutz.

Wie ist Eure Meinung dazu ?



Wenn man die Hakenkreuzflagge in Deutschland hisst und sich wie bei der HJ mit "wehrsport" schon an die jüngsten wendet, so braucht man sich auf deutschem Boden über die passende Antwort nicht zu wundern.

Die FDJ war übriges ein selbständiger Verein, der sich unabhängig von der SED gründete.
Das die Regimekonform waren, ist ne' andere Sache und ich sehe nicht das hier die Förderung einer neuen FDJ geplannt wurde, sondern hier wir das ganz etwas in lächerlich gezogen.

Ob das der richtige Weg zu Aufklärung ist, ist was anderes.

Nebenbei:
Die FDJ besteht im Westen weiter... sie heißt heute nur SDAJ und ist die DKP-Jugend.

jak_22
22.04.2009, 08:16
(... viel Wahres gesnippt ...)

Zusätzlich sollte man einen kurzen Abriss über die so genannte
"Wehrerziehung" in der "DDR" geben.

http://www.thueringen.de/imperia/md/content/text/lzt/20.pdf



In der DDR begann die Wehrerziehung bereits im Kindesalter. Sie fand unregelmäßig in Form von Truppenbesuchen von Kindergärten in Kasernen oder Präsenz der Nationalen Volksarmee (NVA) auf Pressefesten und ähnlichen Veranstaltungen statt. In unteren Klassenstufen, Pionierlagern, Ferienspielen und Ferienlagern wurden Geländespiele und so genannte Pioniermanöver durchgeführt. Grundformen militärischer Ordnungsformen wurden im Schulsportunterricht vermittelt. Eine Disziplin für Klassen in der Oberstufe war der Weitwurf von Handgranatenattrappen.

Seit dem Schuljahr 1978/79 war der Wehrunterricht in der 9. und 10. Klasse Pflichtfach. Teil des Faches war am Ende des 9. Schuljahres ein zweiwöchiges Lager. Jungen wurden meist ins Wehrlager geschickt, während Mädchen an der Schule in Zivilverteidigung (ZV) ausgebildet wurden. Die Einführung des obligatorischen Faches wurde von der NVA und der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) unterstützt. In der gymnasialen Oberstufe der Erweiterten Oberschule wurde die vormilitärische Ausbildung kontinuierlich fortgesetzt. Nach der 11. Klasse beziehungsweise auch nach dem 1. Lehrjahr gab es wieder ein GST- oder ZV-Lager. Teilweise wurden Schulabgänger auch in der Lehre, beim Studium und im FDGB in wehrerzieherische Programme integriert. Ablehnung konnte zu Karriereproblemen führen.


Selbstverständlich ist eine derart organisierte Form der Militarisierung
von Kindern und Jugendlichen mit Zeltlagern von rechten Jugend-
organisationen nicht nur gleichzusetzen, sondern als um ein Vielfaches
verwerflicher einzustufen.

henriof9
22.04.2009, 08:30
Die FDJ war übriges ein selbständiger Verein, der sich unabhängig von der SED gründete.

Es ist aber schon sehr bezeichnend, wer die Führungskader ( Erste Sekretäre ) waren, nämlich u.a. Erich Honecker, Günther Jahn und Egon Krenz.

http://www.cheesebuerger.de/images/midi/boese/d062.gif


Das die Regimekonform waren, ist ne' andere Sache und ich sehe nicht das hier die Förderung einer neuen FDJ geplannt wurde, sondern hier wir das ganz etwas in lächerlich gezogen.

Ob das der richtige Weg zu Aufklärung ist, ist was anderes.

Nebenbei:
Die FDJ besteht im Westen weiter... sie heißt heute nur SDAJ und ist die DKP-Jugend.

Aber eigentlich geht es ja nicht um die FDJ, denen man schon ein gewisses eigenständiges Denkvermögen unterstellen konnte, sondern um die Pioniere, welche in dem Alter sehr stark beeinflußbar waren.
Und das sind heutige Kinder genauso und deswegen sehe ich dies nicht als Aufklärung.
Im Gegenteil, ich würde sogar behaupten, daß wir heute, in Bezug auf die Kinder, nicht besser sind als die DDR es war.

PSI
22.04.2009, 09:37
Es ist aber schon sehr bezeichnend, wer die Führungskader ( Erste Sekretäre ) waren, nämlich u.a. Erich Honecker, Günther Jahn und Egon Krenz.

http://www.cheesebuerger.de/images/midi/boese/d062.gif



Aber eigentlich geht es ja nicht um die FDJ, denen man schon ein gewisses eigenständiges Denkvermögen unterstellen konnte, sondern um die Pioniere, welche in dem Alter sehr stark beeinflußbar waren.
Und das sind heutige Kinder genauso und deswegen sehe ich dies nicht als Aufklärung.
Im Gegenteil, ich würde sogar behaupten, daß wir heute, in Bezug auf die Kinder, nicht besser sind als die DDR es war.

Könnte man sagen.

Allerdings gibt es keine einheitliche BRD-Jugend Organisation, die ein festes Weltbild vorgibt.

Mütterchen
22.04.2009, 10:41
Vollzitat


Also, ich finde diese Ausstellung gut. Verklärend oder verharmlosend interpretiere ich das nicht. Eher scheint mir, als zeige man dort einfach den Alltag. Mit Licht- und Schattenseiten.
Eine auch nur annähnernd sachliche Auseinandersetzung mit der Hitlerzeit fände ich genauso notwendig.

Also ich würde die Ausstellung gerne besuchen.

Realist
22.04.2009, 10:50
"Die Zwölfjährigen kichern. Sie wissen, in der DDR waren die meisten Kinder bei den Pionieren. Aber für sie wäre das nichts, sagen die Grundschülerinnen aus Berlin-Mitte"
Wie ist Eure Meinung dazu ?

Meine Meinung dazu ist, dass da wohl nicht gerade die Intelligenzelite befragt worden ist, wenn die Mädels mit 12 noch in der Grundschule sind.

henriof9
22.04.2009, 10:53
Könnte man sagen.

Allerdings gibt es keine einheitliche BRD-Jugend Organisation, die ein festes Weltbild vorgibt.

Ist auch nicht nötig, denn die Beeinflussung der Kinder geschieht heute viel subtiler, was in den Kindergärten anfängt und bei der Schule und Berufsschule dann aufhört.

henriof9
22.04.2009, 10:56
Meine Meinung dazu ist, dass da wohl nicht gerade die Intelligenzelite befragt worden ist, wenn die Mädels mit 12 noch in der Grundschule sind.

:top:
Danke, daß Du darauf aufmerksam gemacht hast, ich muß zugeben, daß ich dies sogar überlesen habe.
Unter diesen Aspekten wundert es erst recht nicht, daß eine Aufarbeitung wohl nicht das Ziel sein kann.

Marine Corps
23.04.2009, 01:26
Meine Meinung dazu ist, dass da wohl nicht gerade die Intelligenzelite befragt worden ist, wenn die Mädels mit 12 noch in der Grundschule sind.

Das ist eher bei dir der Fall mit der mangelnden Bildung.

In den Bundesländern Berlin und Brandenburg geht die Grundschule bis zur 6.Klasse inklusive. Dann erst geht man auf Oberschulen.
Es sind also keineswegs Deppen-Mädels, sondern ganz normale Mädchen, die ersichtlich noch nie "sitzen geblieben" sind.

Frumpel
27.04.2009, 22:34
Die FDJ war übriges ein selbständiger Verein, der sich unabhängig von der SED gründete.
Was Du schreibst, ist absoluter Schwachsinn und zeigt ganz deutlich, wie wenig Du über diese Zeit weisst. Die FDJ wurde von der SED stets als "Kampfreserve der Partei" vereinnahmt. Ihre (Wieder-)Gründung nach dem Krieg war 1946 durch Betreiben von Pieck und Grotewohl, den ersten beiden Vorsitzenden der SED, und unter Absegnung durch die sowjetischen Besatzer.
Außerdem war der Erste Sekretär des Zentralrates der FDJ immer automatisch Mitglied des ZK der SED.

Eridani
29.04.2009, 16:09
In letzter Zeit lesen und hören wir immer öfter, daß die DDR- Vergangenheit doch entlich mal thematisiert und aufgearbeitet werden solle ob es sich nun um eine Veränderung der Nationalhymne handelt oder um die Verfassung.
Stellt sich nur die Frage, was der Zweck ist und mit welchen Mitteln man dies macht.
Dazu gibt es nun das Neueste in Berlin :

über die Ausstellung„Sag, was war die DDR“ im FEZ Berlin



weiter zu lesen hier (http://www.morgenpost.de/berlin/article1077799/Wie_Kinder_jetzt_den_Alltag_in_der_DDR_kennenlerne n.html)

Nichts gegen DDR- Aufarbeitung, aber als ich gestern in der Berliner Abendschau ( der rote Rundfunk aus Brandenburg ) den Bericht darüber gesehen habe kam es mir zumindest so vor, als wenn es sich eher um eine Homage an das schöne Kinderleben der DDR handelte, wo den Kindern basteln und malen beigebracht wurde und zur Belustigung wurde erwähnt, daß es morgentliche Schulapelle gab und wie man ein Halstuch bindet.

Ich sehe dies eher als Verklärung denn als Aufarbeitung an, das FEZ war ursprünglich der Pionierpark " Ernst Thälmann ", später der Freizeitkomplex ( Pionierpalast ) schlechthin und wird heute noch als solcher genutzt.

Irgendwie wirkt das Ganze auf mich nicht nach Aufklärung und ich frage mich, wo eigentlich der Unterschied ist wenn z.B. Deutschnationale Zeltlager führen mit Lagerfeuer und Gitarre. Da kommt nicht das Fernsehen sondern der Verfassungsschutz.

Wie ist Eure Meinung dazu ?

Ich habe im Pionierpark "Ernst-Thälmann" bis 1987 gearbeitet.
Die Szene im FEZ (Pionierpalast) kannte ich genau.
Ein Grund dieses seltsamen Beitrages für unsere Kleinen und Kinder sehe ich hauptsächlich darin, dass immer noch ein großer Teil der damaligen "Mitarbeiter" direkt, indirekt, versteckt und als Trittbrettfahrer das Geschehen im "Palast" leiten, beeinflussen und beobachten.

Ich spreche hier aus 1. Hand, denn ich treffe immer wieder Ex-Kollegen, die heute meist "freischaffend" oder "umsonst" dort mitarbeiten!

So ist es kein Wunder, wenn "jemand" diese "Idee" hatte und jetzt versucht, unsere Jugend indirekt zu beeinflussen.

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch...............
Berthold Brecht, 1955 .

bürger_auf_der_palme
30.04.2009, 22:08
Wer einigermaßen aufgeweckt war, hat während seiner DDR-Kindheit eine feine Antenne für bestimmte Heucheleien entwickelt, die auch heute noch hin und wieder derbe ausschlägt.

Nur ein Beispiel: Der in der DDR von oben verordneten Verherrlichung des großartigen neuen Sowjetmenschen steht die heutige Judenglorifizierung auf ausnahmslos allen bundesdeutschen Medienkanälen in nichts nach.

Beides ist undifferenzierter Blödsinn, den wenigstens als solchen erkennen zu können ich dankbar bin. Es liegt zuletzt an jedem selbst, man kann noch aus der verkorktesten Ausgangssituation gestärkt heraus gehen ...

Frumpel
30.04.2009, 22:20
Ein klares Statement eines 6-12 jährigen Kindes, ... sehr ernst zu nehmen!