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Vollständige Version anzeigen : Das schmutzige Geschäft der Neuen Sansculotten



Stechlin
05.04.2009, 22:37
Über den Sinn oder Unsinn politischer Gewalt
anhand eines Beispiels

Das Bedürfnis nach dem Geschäft der ideologischen Selbsterhöhung fährt bei den Linken wieder einmal eine weitere Ernte zweifelhafter Schlagzeilen ein. Bildgebend dafür sind die Gewaltausbrüche, welche sich in den letzten Monaten, eigentlich schon seit Jahren, in den europäischen Metropolen niederschlagen. Was sich in den Vorstädten der französischen Hauptstadt in wochenlangen Krawallnächten entludt, zündete sich über Athen nun auch in Straßbourg beim Nato-Gipfel fort.

Beispielhaft für eine typisch linke solidarische Reaktion, von Trotz und dem Unwillen zur Vernunft getragen, möchte ich den folgenden Diskussionsbeitrag über den Sinn oder Unsinn politischer Gewalt ins Zentrum der Auseinandersetzung stellen:


----------Beitrag #32 "G20 + Natogipfel = Randalegipfel der Linken - Grünen - Autonomen?"----------




Gewalttätige Randale finde ich in diesem Falle sehr gut und unbedingt angebracht.

Was bringen denn friedliche Demonstrationen?
Gar nichts, denn das wird gar nicht wahrgenommen, von der Polizei total abgeriegelt oder von Medien meistens unterdrückt oder von den Politikern ignoriert oder "ausgesessen".

Notwendig! Die Schranzen der Journaille haben den randalierenden und brandschatzenden Mob in der Tat wahrgenommen, nur dass eben der wohl- und rechtgemeinte Anlass des scheinbar damit in Verbindung stehenden Gewaltausbruchs in sein Gegenteil verkehrt wird. Kern der durchaus berechtigten, und von jedem wachen und gesunden Geist zu teilenden Kritik an der Nato, sind ihre in Kriege verkleideten Terrorwellen, die sich in Gewalt, Vernichtung und Brandschatzung mal hier, mal da niederschlagen, während gleichsam die von kruden linken Ideologien umnebelten Schwarzblöckler genau zu jenen Mitteln greifen, die sie doch so sehr verachten: Gewalt, Vernichtung und Brandschatzung. Bravo! Und als Sahnebonbon obendrauf wird synchron dafür Sorge getragen, den überzogenen und allen demokratischen Heucheleien Hohn sprechenden Sicherheitsmaßnahmen für den nordatlantischen Mummenschanz ihre zweifelhafte Rechtfertigung frei Haus zu liefern.

Bei so viel Aufmerksamkeit wird sich dem entnervten Urnenpöbel das Ereignis wohl ins Gedächtnis eingraben, nur eben ganz anders, als von Dir und den mit Deiner schattenhaften Solidarität bedachten Krawallmeistern ursprünglich erdacht.

Am Ende hat ein jeder, der eine gewollt, der andere unbewusst, wieder einmal seine Rolle gespielt, die das Welttheater der unsichtbaren Strippenzieher am Laufen hält. Beide Seiten fühlen sich in ihren Befürchtungen wieder einmal bestätigt, was neue Stärkung verleiht, um der nächsten Sau, wenn diese durchs Dorf getrieben wird, abermals hinterherzurennen.

Aber am Ende bleibt alles beim Alten. Denn es war nur ein ermüdendes Déjà-vu-Ereignis aus einem weiteren Akt der politischen Beliebigkeit.

Welch ein erbärmliches Schauspiel. Dein Gesinnungsapplaus nicht minder.


Was bringen denn Wahlen, wenn die gewählten nach der Wahl etwas ganz anderes machen als sie vorher gesagt haben?
Gar nichts.


Jean-Claude Juncker sagt ja selber, dass man nur dann mal nachdenkt und etwas ändert, wenn es so richtig knallt:

"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
(Jean-Claude Juncker erklärt seinen EU-Kollegen die Demokratie - SPIEGEL 52/1999)

Das ist der Stoff für eine Tragödie im klassischen Sinne, denn die moralische Triebfeder, die ihren festen Spann aus Deiner geschilderten Empörung bezieht, heißt jede Absicht edel und gut. Nur entlädt sich eben die Kraft ins falsche Vorgehen.

Am Ende erstirbt die Vernunft unter beiderlei Waffen: Unter den Steinen und Brandflaschen der Neo-Sansculotten, und unter den Knüppeln der im Sold des Geldadels stehenden Polizei- und Schlägertruppen. Den erbärmlichen Rest des schmutzigen Ausschlachtens übernimmt, den Tatort dabei säubernd, das Geschmeiß der Medienmaffia.

...so reiht sich Pyrrhussieg an Pyrrhussieg. Das romantische Opium der berauschten Linken.


Der Meister kann die Form zerbrechen / Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen / Das glühnde Erz sich selbst befreit!

Blindwütend mit des Donners Krachen / Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen / Speit es Verderben zündend aus;
Wo rohe Kräfte sinnlos walten, / Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein, / Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte / Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette, / Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen / Der Aufruhr, dass sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen, / Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Friedrich Schiller
aus: "Das Lied von der Glocke"


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Wer hat Recht?

Skorpion968
05.04.2009, 22:45
Was ist denn dein Alternativvorschlag?

Stechlin
05.04.2009, 22:48
Was ist denn dein Alternativvorschlag?

Alternativvorschlag zu was?

Skorpion968
05.04.2009, 22:49
Alternativvorschlag zu was?

Ja zur politischen Gewalt natürlich.

FranzKonz
05.04.2009, 22:51
Wer hat Recht?

Gute Frage.

In Deutschland konnten die Fürsten den "Bauernkrieg" zu ihren Gunsten beenden, indem sie logen, betrogen und den Friedenswillen der Bauern mißbrauchten. Die Verträge, die sie zu Zeiten der Übermacht der Bauern abschlossen, brachen sie allesamt und blutig.

Die Französische Revolution köpfte zunächst die Fürsten, dann ihre Führer und brachte am Ende einen Diktator an die Macht, der ganz Europa mit Krieg überzog.

Außer einer Randnote in der Geschichte blieb von den Bauernkriegen wenig. Die Ideen der Französischen Revolution sind noch heute Grundlage der Verfassungen und der Wertesysteme der westlichen Welt, wenn auch leider nur theoretisch.

Wer hatte Recht?

Stechlin
06.04.2009, 01:01
Ja zur politischen Gewalt natürlich.

Die Alternative zur Gewalt kann nur eine Entwicklung des Bewusstseins der Menschen sein. Die Sprunghaftigkeit des Marktes der Ideen findet ihren Niederschlag in der als Vielfalt statt Chaos gedeuteten Rezepte wider dem Weltenirrsinn. Der Punkt dabei ist, dass sich alle in ihren wohlformulierten Zielen fast deckungsgleich einig sind. So bedingt es, dass so allerhand Trachtengruppen sich plötzlich im kalendarischen Protestmarsch wiederfinden, obgleich sie im Rest des Jahres unversöhnlich in ihren Quartieren hocken und fieberhaft nach Unterschieden zwischen ihnen suchen. Am Ende bleibt die Lähmung der Bewegung, weil die Beständigkeit der Empörung entweder im Gewaltausbruch verbrennt oder im Streit um den Stein der Weisen zerrieben wird.

So kann sich kein Bewusstsein einstellen, so kann auch keine Botschaft formuliert werden, die Reformen nachhaltig einklagt; denn sie verhallt im Chor der Parolen.

Die Zahl der Protestmärschler ins Verhältnis zum Rest der Massen gesetzt, muss, wenn sie ihren zweifelhaften demokratischen Dogmen verpflichtet bleiben will, den Keim des Scheiterns in sich führen, weil sie deutlich am fehlenden Bewusstsein permanent scheitert. Die politische Gewalt ist das Element des Tragischen, weil, wenn sie den Anspruch des Absoluten verwirklichen will, sämtliche Ideen im Straßenkampf verenden werden -heroisch zwar, aber doch nur eine Fussnote im Geschichtsbuch.

Vernunft kann nur regieren, wenn alle Köpfe diese Notwendigkeit von sich aus erkennen, ohne dass jemand neben ihnen einflüsternd steht. Das mag idealistisch klingen, aber der Glaube dagegen, mit Gewalt Reformen zu erzwingen, ist religiöse Ignoranz. Scheinbar braucht jede Zeit ihre Scheiterhaufen. Mal sind es Menschen, mal sind es Ideen, die auf diesen Altären einer höheren Macht geopfert werden. Nur siegte in allen Fällen am Ende wieder der Tyrann, auch wenn so mancher im Laufe der Geschichte mit neuen Kleidern zu blenden verstand, oder, hat es doch ein guter Ideenträger auf den Thron geschafft, er einfach nur zu ängstig war, mit den offenen Karten der Aufklärung zu spielen.

Mir scheint Chávez ein guter Zeuge wider die politische Gewalt zu sein. Sein Erfolg gründet sich auf die Einsicht der entscheidenen Mehrheit der Venezolaner, Reformen durchzusetzen. Die Karte der politischen Gewalt spielte dabei immer nur der politische Gegner, und ein jedes Mal ist er bis heute damit gescheitert.

Rosa Luxemburg in allen Ehren, aber Revolution ist Quark! Nicht die Faust verändert, sondern der Verstand.

klartext
06.04.2009, 01:07
Wer die Mehrheit der Bürger nicht von seinen Ideen überzeugen kann, hat kein Recht, politische Macht auszuüben. So einfach ist das.

Stechlin
06.04.2009, 01:39
Gute Frage.

In Deutschland konnten die Fürsten den "Bauernkrieg" zu ihren Gunsten beenden, indem sie logen, betrogen und den Friedenswillen der Bauern mißbrauchten. Die Verträge, die sie zu Zeiten der Übermacht der Bauern abschlossen, brachen sie allesamt und blutig.

Die Französische Revolution köpfte zunächst die Fürsten, dann ihre Führer und brachte am Ende einen Diktator an die Macht, der ganz Europa mit Krieg überzog.

Außer einer Randnote in der Geschichte blieb von den Bauernkriegen wenig. Die Ideen der Französischen Revolution sind noch heute Grundlage der Verfassungen und der Wertesysteme der westlichen Welt, wenn auch leider nur theoretisch.

Wer hatte Recht?

Keiner hatte Recht, weil ein jeder, dem Standesdünkel unterworfen, doch immer nur für sich und seinesgleichen stritt, während man der mangelnden moralischen Erziehung wegen im Rest der Welt keine Menschen mehr, sondern nur noch Feinde sah, derer man sich am Besten, so das gängigste Rezept, physisch zu entledigen versuchte -auf die eine oder andere Art. Die Grenze zwischen Rache und taktischer Notwendigkeit war dabei stets sehr fließend.

Es besteht ja kein Zweifel darüber, dass Motive und angestaute Verzweiflung reiche Futterweiden hatten, aber Nahrung fand doch stets nur der ideologische Bauch, nicht aber der Verstand. Im Hungerrausch floss eben statt Wein das Blut, und Böses war stets die Folge. Vor allem dieser Aspekt findet sich in raffiniert gespickten Freiheitsphrasen der grundlägischen Verfassungen und Wertesysteme, die am Ende doch wieder nur Privilegien eines neuen Besitzadels hervorbrachten. Liest sich sämtlichst ganz vorzüglich, aber unter allen Worten lauert doch nur die Guillotine, die immer dann fiel und immer noch fällt, wenn die schlichten und gutgläubigen Gemüter der Macht jener Worte blind vertrau(t)en.

Schiller hat jene Tragik passend formuliert:

Wissen möchtet ihr gern
Die geheime Struktur des Gebäudes
Und ihr wählt den Moment,
Wenn es in Flammen gerät.

Stechlin
06.04.2009, 01:44
Wer die Mehrheit der Bürger nicht von seinen Ideen überzeugen kann, hat kein Recht, politische Macht auszuüben. So einfach ist das.

So einfach, so falsch. Der Mensch muss erzogen, nicht agitiert werden. Überzeugung findet immer von außen statt. Vernunft dagegen von innen. Nachhaltigkeit und Beständigkeit brauchen aber die Vernunft als Basis, wollen sie gelingen.

So kompliziert ist das.

Skorpion968
06.04.2009, 01:55
Die Alternative zur Gewalt kann nur eine Entwicklung des Bewusstseins der Menschen sein. Die Sprunghaftigkeit des Marktes der Ideen findet ihren Niederschlag in der als Vielfalt statt Chaos gedeuteten Rezepte wider dem Weltenirrsinn. Der Punkt dabei ist, dass sich alle in ihren wohlformulierten Zielen fast deckungsgleich einig sind. So bedingt es, dass so allerhand Trachtengruppen sich plötzlich im kalendarischen Protestmarsch wiederfinden, obgleich sie im Rest des Jahres unversöhnlich in ihren Quartieren hocken und fieberhaft nach Unterschieden zwischen ihnen suchen. Am Ende bleibt die Lähmung der Bewegung, weil die Beständigkeit der Empörung entweder im Gewaltausbruch verbrennt oder im Streit um den Stein der Weisen zerrieben wird.

So kann sich kein Bewusstsein einstellen, so kann auch keine Botschaft formuliert werden, die Reformen nachhaltig einklagt; denn sie verhallt im Chor der Parolen.

Die Zahl der Protestmärschler ins Verhältnis zum Rest der Massen gesetzt, muss, wenn sie ihren zweifelhaften demokratischen Dogmen verpflichtet bleiben will, den Keim des Scheiterns in sich führen, weil sie deutlich am fehlenden Bewusstsein permanent scheitert. Die politische Gewalt ist das Element des Tragischen, weil, wenn sie den Anspruch des Absoluten verwirklichen will, sämtliche Ideen im Straßenkampf verenden werden -heroisch zwar, aber doch nur eine Fussnote im Geschichtsbuch.

Vernunft kann nur regieren, wenn alle Köpfe diese Notwendigkeit von sich aus erkennen, ohne dass jemand neben ihnen einflüsternd steht. Das mag idealistisch klingen, aber der Glaube dagegen, mit Gewalt Reformen zu erzwingen, ist religiöse Ignoranz. Scheinbar braucht jede Zeit ihre Scheiterhaufen. Mal sind es Menschen, mal sind es Ideen, die auf diesen Altären einer höheren Macht geopfert werden. Nur siegte in allen Fällen am Ende wieder der Tyrann, auch wenn so mancher im Laufe der Geschichte mit neuen Kleidern zu blenden verstand, oder, hat es doch ein guter Ideenträger auf den Thron geschafft, er einfach nur zu ängstig war, mit den offenen Karten der Aufklärung zu spielen.

Mir scheint Chávez ein guter Zeuge wider die politische Gewalt zu sein. Sein Erfolg gründet sich auf die Einsicht der entscheidenen Mehrheit der Venezolaner, Reformen durchzusetzen. Die Karte der politischen Gewalt spielte dabei immer nur der politische Gegner, und ein jedes Mal ist er bis heute damit gescheitert.

Rosa Luxemburg in allen Ehren, aber Revolution ist Quark! Nicht die Faust verändert, sondern der Verstand.

Das hört sich ja alles hervorragend an. Nur, woher kommt denn dieses Bewusstsein oder dieser Verstand? Willst du darauf warten, bis das irgendwann vom Himmel fällt?

Ich mein, du sagst ja selbst, die NATO...
Kern der durchaus berechtigten, und von jedem wachen und gesunden Geist zu teilenden Kritik an der Nato, sind ihre in Kriege verkleideten Terrorwellen, die sich in Gewalt, Vernichtung und Brandschatzung mal hier, mal da niederschlagen...

Willst du dir das also alles mit ansehen, bis irgendwann von irgendwoher Bewusstsein und Verstand kommen? Währenddessen gehen weiterhin Millionen Menschen drauf?

Im Grunde hast du schon recht. Gewalt ist nicht mit Gewalt zu beantworten. Aber mir fehlt eine Alternative. Ich wüsste keine. Verlustreiches Warten ist m.E. keine Alternative. Die Menschheit versteht möglicherweise bisher nur diese Sprache.

Chavez ist vielleicht ein Anfang. Aber auch in Venezuela geht das keineswegs gewaltfrei ab.

Skorpion968
06.04.2009, 01:58
So einfach, so falsch. Der Mensch muss erzogen, nicht agitiert werden. Überzeugung findet immer von außen statt. Vernunft dagegen von innen. Nachhaltigkeit und Beständigkeit brauchen aber die Vernunft als Basis, wollen sie gelingen.

So kompliziert ist das.

Aber auch Erziehung erfolgt von außen. Du kannst "Vernunft" nicht erziehen.

GnomInc
06.04.2009, 04:24
Aber auch Erziehung erfolgt von außen. Du kannst "Vernunft" nicht erziehen.

Welche Sorte von " Erziehung " darfs denn sein ?:))

Makarenko-fundierte Parteischule ?

Ron Hubbards straffe " Geistesformung " ?

Multimediales Mediengesülze heutiger wechselnder Beliebigkeit ?

Derzeitiger gender/mainstream/antiautoritär/grün68er Selbstfindungssscheiss ?


Und nein :
Bürgerlich -Humanistische Grundlagen sind nicht mehr gefragt !

Friedrich.
06.04.2009, 10:32
Hier führen doch beide Vorschläge ins Leere.

Kann man auf politischer Ebene etwas durch Gewalt erreichen? Natürlich, man kann es gar nicht ohne Gewalt erreichen. Dabei sollte man aber beachten, dass sich Gewalt nicht nur durch bloße Faustschläge äußert, sondern auf vielen Ebenen möglich ist. Kein Schwarz-Weiß-Denken bitte!
Die entscheidenden Fragen lauten:
1. Kann man ausreichend Gewalt ausüben?
2. Welche Gegengewalt ist zu erwarten - kommt man mit ihr zurecht.

Und diese beiden Fragen brechen unseren vermummten linken Spardenkern auch schon das Genick. Selbst wenn der randalierende Pöbel mächtig genug gewesen wäre, die Natospitze bei ihrem Gipfeltreffen ernsthaft zu bedrohen - wovon man sehr weit entfernt war - würden diese Leute nicht die Nato auflösen, sondern sich lediglich einen sehr viel sichereren Veranstaltungsort suchen. Eine Totalzerstörung der Städte würde die Regierungen möglicherweise zum Umdenken zwingen, die paar kaputten Häuser und Bushaltestellen noch lange nicht.
Während die eigene Gewalt also nicht annähernd mächtig genug ist, die Herrschenden zu schrecken, kann man von der Gegengewalt eine höhere Wirkung erwarten. Zwar wurde kein Demonstrant erschossen, gleichwohl gab es 300 Festnahmen, die zum großen Teil in Haftstrafen enden dürften.
Darüber hinaus wird die Staatsgewalt nun den Überwachungs- und Polizeistaat weiter ausbauen, nicht nur zum Nachteil der Linken.

Letztendlicher Nutzen: ?


Demgegenüber Nitups Variante:

"Wir brauchen Vernunft!" Gut, da hat er nicht Unrecht. Das Gehirn ist wie ein großes Bündel aus Muskeln. Das heißt: Mit dem richtigen Trainings- und Ernährungsplan würde sich die Intelligenzleistung der meisten Menschen beträchtlich steigern lassen. Doch mal ganz davon abgesehen, dass die Ausarbeitung eines solchen Plans, der auch noch auf Vernunft und nicht auf persönlichen Vorteil konditioniert, die meisten Menschen, insbesondere Linke, himmelhoch überfordern würde: Wieso sollten sich die Menschen an diesen Plan halten?

Sich in die Ecke zu setzen und darauf zu warten, dass die Vernunft vom Himmel fällt ist ähnlich dämlich wie deutsch-französische Städte zu zerlegen.

Menetekel
06.04.2009, 11:10
Der wesentlichste Faktor in allen Entwicklungen, welche es in der Politik schon gab, ist immer wieder der Mensch.
Jegliche Ideologie, ob sozialistisch oder anderweitig, scheitert immer wieder am Menschen.

Stechlin
06.04.2009, 20:40
Das hört sich ja alles hervorragend an. Nur, woher kommt denn dieses Bewusstsein oder dieser Verstand? Willst du darauf warten, bis das irgendwann vom Himmel fällt?

Entscheidend ist nicht, wie der Anlaß des vernunftgesteuerten Bewusstseins sich gestaltet. Wichtig dagegen, dass die Einsicht von innen kommt, und nicht auf die Krücken einer Ideologie sicht stützt.

Den Weg dorthin kenne ich auch nicht. Viele Wege mögen taugen, aber sicher ist doch, dass die politische Gewalt, die sich auf eine Ideologie gründet, keinesfalls die Richtung sein kann; die Geschichte beweist es.


Ich mein, du sagst ja selbst, die NATO...
Kern der durchaus berechtigten, und von jedem wachen und gesunden Geist zu teilenden Kritik an der Nato, sind ihre in Kriege verkleideten Terrorwellen, die sich in Gewalt, Vernichtung und Brandschatzung mal hier, mal da niederschlagen...

Willst du dir das also alles mit ansehen, bis irgendwann von irgendwoher Bewusstsein und Verstand kommen? Währenddessen gehen weiterhin Millionen Menschen drauf?

Mit Verlaub: Wie denn sonst? Man kann nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen. Überhaupt scheint es mir recht romantisch zu klingen, mit brennenden Barrikaden gegen die Nato zu fechten. Das mag fürs Gemüt die rechte Stimmung bringen, aber im grauen Alltag der Wirklichkeit werden an dieser Front keine Siege erstritten, weil niemand da ist, den man bekämpfen kann.

Natürlich ist die Notwendigkeit der Nato-Auflösung real, und diesem Drachen gehört längst der Kopf abgeschlagen. Aber glaubst Du, mit den Mitteln der politischen Gewalt jene Notwendigkeit ins Bewusstsein der Menschen transportieren zu können? Angesichts der Art des "Protestes" gerät die eigentliche Botschaft zur Fußnote des Ganzen -währenddessen gehen weiterhin Millionen Menschen drauf...


Im Grunde hast du schon recht. Gewalt ist nicht mit Gewalt zu beantworten. Aber mir fehlt eine Alternative. Ich wüsste keine. Verlustreiches Warten ist m.E. keine Alternative. Die Menschheit versteht möglicherweise bisher nur diese Sprache.

Nun, wie nahe hat uns denn der Krawall in Straßbourg die Nato-Auflösung gebracht? Wo Du eine Alternative siehst, sehe ich nur Planlosigkeit und Chaos, der letztenendes eher das Gegenteil von dem bewirkt, was einst erreicht werden sollte.


Chavez ist vielleicht ein Anfang. Aber auch in Venezuela geht das keineswegs gewaltfrei ab.

Ganz richtig: Die Gewalt ist das Mittel des restaurativen Gegners. Sich ihrer zu erwehren, ist die Pflicht des bolivarischen Soldaten. Inwiefern also sollte das ein Argument für die politische Gewalt sein, wenn die Verursacher derselben regelmäßig scheitern?

Stechlin
06.04.2009, 20:47
Aber auch Erziehung erfolgt von außen. Du kannst "Vernunft" nicht erziehen.

Richtig. Vernunft kann man nicht erziehen, denn sie benötigt die Einsicht; und diese kann nur jeder Mensch für sich ganz allein gewinnen. Jedoch der Weg dorthin erfolgt über die Erziehung. Hat er sie einmal erreicht, kann nichts und niemand sie mehr beseitigen. Nachhaltigkeit und Beständigkeit wären die Folge. Der erste Schritt!

Stechlin
06.04.2009, 20:50
Welche Sorte von " Erziehung " darfs denn sein ?:))

Makarenko-fundierte Parteischule ?

Ron Hubbards straffe " Geistesformung " ?

Multimediales Mediengesülze heutiger wechselnder Beliebigkeit ?

Derzeitiger gender/mainstream/antiautoritär/grün68er Selbstfindungssscheiss ?


Und nein :
Bürgerlich -Humanistische Grundlagen sind nicht mehr gefragt !

Und Du meinst, selbige zu besitzen?

politisch Verfolgter
06.04.2009, 20:57
Die Erwerbsphase hat Kaufkraftmaximierung zu bezwecken.
Managementvorgabe goldener Anbieternetze ist Userdividende.
Das ist die Grundlage für Weltbürgertum.
Damit ist man als Anbieter die Wirtschaft und das Kapital.
So gibts keinen modernen Feudalismus mehr.
Es ist sozialstaatlich unterbunden.

Stechlin
06.04.2009, 21:06
"Wir brauchen Vernunft!" Gut, da hat er nicht Unrecht. Das Gehirn ist wie ein großes Bündel aus Muskeln. Das heißt: Mit dem richtigen Trainings- und Ernährungsplan würde sich die Intelligenzleistung der meisten Menschen beträchtlich steigern lassen. Doch mal ganz davon abgesehen, dass die Ausarbeitung eines solchen Plans, der auch noch auf Vernunft und nicht auf persönlichen Vorteil konditioniert, die meisten Menschen, insbesondere Linke, himmelhoch überfordern würde: Wieso sollten sich die Menschen an diesen Plan halten?

Sich in die Ecke zu setzen und darauf zu warten, dass die Vernunft vom Himmel fällt ist ähnlich dämlich wie deutsch-französische Städte zu zerlegen.

Vernunft fällt nicht vom Himmel; gleiches habe ich nie behauptet. Wie sie zu erlangen ist, darüber ließe sich trefflich streiten, denn Patentrezepte gibt es nicht. Aber Gewiss ist doch sicherlich, dass ohne Vernunft und Verstand eine jede Reform den Keim des Scheiterns in sich trägt?

Dass man sich an einen Plan hält, den allein die Vernunft diktiert, sollte immer Einsicht genug sein, nicht alles einer temporären Neigung aus Bequemlichkeit zu opfern. Jedoch ist hier mehr vonnöten, als nur eine abgeschaffte Nato. Nur auf der Basis eines moralischen Wertesystems lassen sich Reformen durchsetzen, zu der jene Abschaffung gehören würde. Und Wertesysteme lassen sich weder herbeischießen noch herbeizünden.

Ich bleibe dabei: Erst braucht der Mensch den Verstand, die Einsicht und die Vernunft, bevor er die Welt ändern kann. Sonst ist alles Ringen wider den Weltirrsinn nur ein unkonntrollierbarer Feuersturm in Form der Gewalt des Pöbels. Ein gekühltes Mütchen erzeugt nur Selbstzufriedenheit.

Stechlin
06.04.2009, 21:08
Der wesentlichste Faktor in allen Entwicklungen, welche es in der Politik schon gab, ist immer wieder der Mensch.
Jegliche Ideologie, ob sozialistisch oder anderweitig, scheitert immer wieder am Menschen.

Eine Binsenweisheit, die leider nichts zur Diskussion beiträgt.

politisch Verfolgter
06.04.2009, 21:35
99 % der techn.-wiss. Entwicklung stammt von Betriebslosen.
Durch die Abschaffung des mittelalterlichen Feudalismus sind wir binnen 250 Jahren weiter gekommen, als in 8 000 Vorjahren.
Der moderne Feudalismus ist ganz abzustellen.

Skorpion968
07.04.2009, 03:52
Entscheidend ist nicht, wie der Anlaß des vernunftgesteuerten Bewusstseins sich gestaltet. Wichtig dagegen, dass die Einsicht von innen kommt, und nicht auf die Krücken einer Ideologie sicht stützt.

Den Weg dorthin kenne ich auch nicht. Viele Wege mögen taugen, aber sicher ist doch, dass die politische Gewalt, die sich auf eine Ideologie gründet, keinesfalls die Richtung sein kann; die Geschichte beweist es.



Mit Verlaub: Wie denn sonst? Man kann nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen. Überhaupt scheint es mir recht romantisch zu klingen, mit brennenden Barrikaden gegen die Nato zu fechten. Das mag fürs Gemüt die rechte Stimmung bringen, aber im grauen Alltag der Wirklichkeit werden an dieser Front keine Siege erstritten, weil niemand da ist, den man bekämpfen kann.

Natürlich ist die Notwendigkeit der Nato-Auflösung real, und diesem Drachen gehört längst der Kopf abgeschlagen. Aber glaubst Du, mit den Mitteln der politischen Gewalt jene Notwendigkeit ins Bewusstsein der Menschen transportieren zu können? Angesichts der Art des "Protestes" gerät die eigentliche Botschaft zur Fußnote des Ganzen -währenddessen gehen weiterhin Millionen Menschen drauf...



Nun, wie nahe hat uns denn der Krawall in Straßbourg die Nato-Auflösung gebracht? Wo Du eine Alternative siehst, sehe ich nur Planlosigkeit und Chaos, der letztenendes eher das Gegenteil von dem bewirkt, was einst erreicht werden sollte.



Ganz richtig: Die Gewalt ist das Mittel des restaurativen Gegners. Sich ihrer zu erwehren, ist die Pflicht des bolivarischen Soldaten. Inwiefern also sollte das ein Argument für die politische Gewalt sein, wenn die Verursacher derselben regelmäßig scheitern?

Mit anderen Worten: Du hast keine Alternative außer Warten.
Das lindert aber nicht die Not derjenigen, die unter den heutigen Bedingungen leiden. Zugegeben, auch Demonstrationen, Blockaden, Randale oder Besetzungen von Banken lindern diese Not nicht. Aber das setzt Zeichen. Das zeigt auf, dass etwas falsch läuft. Und das rüttelt Leute auf, die sonst nur erstarrt vor Angst stillhalten und alles über sich ergehen lassen. Es bringt Bewegung statt Stillstand. Es zeigt, dass man sich wehren muss.
Du hast recht, die Mittel sind suboptimal. Aber ich finde es im Zweifelsfall immer noch besser, irgendetwas zu tun als überhaupt nichts zu tun.

Skorpion968
07.04.2009, 04:15
Richtig. Vernunft kann man nicht erziehen, denn sie benötigt die Einsicht; und diese kann nur jeder Mensch für sich ganz allein gewinnen. Jedoch der Weg dorthin erfolgt über die Erziehung. Hat er sie einmal erreicht, kann nichts und niemand sie mehr beseitigen. Nachhaltigkeit und Beständigkeit wären die Folge. Der erste Schritt!

So einfach ist das leider nicht. Das liegt daran, dass nicht immer dieselben Menschen bis in alle Ewigkeiten auf diesem Planeten leben. Es findet ein ständiger Wechsel statt zwischen Generationen. Und da entstehen haufenweise Übermittlungsfehler.
Selbst wenn du eine Generation hättest, die überwiegend Einsicht hätte, müsste sie diese dann auch noch 1:1 an ihre Nachfolgegeneration weitergeben. An diesem Übergang entstehen aber Reibungsverluste. Nicht alle Kinder der neuen Generation übernehmen diese Einsicht, sondern es ergeben sich Widerstand und teilweise auch Rückschritte.

Das alles ist ein sehr langer Prozess. Der geht nicht über 100 Jahre und auch nicht über 1000 Jahre, sondern über Zehntausende von Jahren oder noch mehr. Die Menschheit entwickelt sich ständig weiter, aber eben nur sehr sehr langsam. Die Menschheit ist heute schon weiter als vor 1000 Jahren. Und sie wird in noch einmal 1000 Jahren (hoffentlich) schon weiter sein als heute. Aber wir sind nur kleine Mosaiksteinchen auf diesem langen Weg. Und wir haben die Aufgabe, den Weg der Menschheit ein kleines Fitzelchen mit in die richtige Richtung zu lenken. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das erreichen wir nicht mit den Händen in den Hosentaschen oder mit der vagen Hoffnung, dass irgendwann die Einsicht vom Himmel herabfällt.
Irgendwann werden sich die Übermittlungsfehler und die Reibungsverluste immer weiter minimieren. Irgendwann wird auch Gewalt im Optimalfall nicht mehr notwendig sein. Aber diesen Zeitpunkt werden wir zwei nicht mehr erleben, auch unsere Kinder nicht und auch unsere Enkel nicht. Aber irgendwann wird es so sein, wenn jede Generation ihren kleinen Beitrag dazu leistet, den Weg immer besser zu ebnen.
Ein einzelner Mensch lernt in Jahrzehnten, die gesamte Menschheit lernt nur in Jahrtausenden. ;)

politisch Verfolgter
07.04.2009, 11:39
8 000 Vorjahre wurden durch die letzten 250 Jahre übertrumpft, weil der mittelalterliche Feudalismus schon mal weg ist.
Der linke Dreck mit dem MarxSchwein muß halt auch noch weg, mit LohnIrrsinn sog. "Arbeitnehmer"eiUnwesens.
Diese Idiotenzwingerei ist hoffentlich bald mal am Ende.
Goldene Anbieternetze haben immer bessere materielle Freiheitsgrade individueller Selbstverwirklichung zu bezwecken.
Dem steht der linke SozzialstaatsIdiotenzwinger noch im Weg.
Der scheiß Marx ist dazu der nützlichste Idiot der Weltgeschichte, Affenschieberei als "sozial" zu "legitimieren".

Stechlin
08.04.2009, 00:47
Mit anderen Worten: Du hast keine Alternative außer Warten.
Das lindert aber nicht die Not derjenigen, die unter den heutigen Bedingungen leiden. Zugegeben, auch Demonstrationen, Blockaden, Randale oder Besetzungen von Banken lindern diese Not nicht. Aber das setzt Zeichen. Das zeigt auf, dass etwas falsch läuft. Und das rüttelt Leute auf, die sonst nur erstarrt vor Angst stillhalten und alles über sich ergehen lassen. Es bringt Bewegung statt Stillstand. Es zeigt, dass man sich wehren muss.
Du hast recht, die Mittel sind suboptimal. Aber ich finde es im Zweifelsfall immer noch besser, irgendetwas zu tun als überhaupt nichts zu tun.

Es sieht ganz danach aus. Solange eine notwendige(!) Mehrheit nicht zu Verstand kommt, solange wird jedes brennende Auto und jede Barrikade nur eine Peitsche bleiben, mit der eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Q.e.d.

Stechlin
08.04.2009, 00:59
So einfach ist das leider nicht. Das liegt daran, dass nicht immer dieselben Menschen bis in alle Ewigkeiten auf diesem Planeten leben. Es findet ein ständiger Wechsel statt zwischen Generationen. Und da entstehen haufenweise Übermittlungsfehler.
Selbst wenn du eine Generation hättest, die überwiegend Einsicht hätte, müsste sie diese dann auch noch 1:1 an ihre Nachfolgegeneration weitergeben. An diesem Übergang entstehen aber Reibungsverluste. Nicht alle Kinder der neuen Generation übernehmen diese Einsicht, sondern es ergeben sich Widerstand und teilweise auch Rückschritte.

Das alles ist ein sehr langer Prozess. Der geht nicht über 100 Jahre und auch nicht über 1000 Jahre, sondern über Zehntausende von Jahren oder noch mehr. Die Menschheit entwickelt sich ständig weiter, aber eben nur sehr sehr langsam. Die Menschheit ist heute schon weiter als vor 1000 Jahren. Und sie wird in noch einmal 1000 Jahren (hoffentlich) schon weiter sein als heute. Aber wir sind nur kleine Mosaiksteinchen auf diesem langen Weg. Und wir haben die Aufgabe, den Weg der Menschheit ein kleines Fitzelchen mit in die richtige Richtung zu lenken. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das erreichen wir nicht mit den Händen in den Hosentaschen oder mit der vagen Hoffnung, dass irgendwann die Einsicht vom Himmel herabfällt.
Irgendwann werden sich die Übermittlungsfehler und die Reibungsverluste immer weiter minimieren. Irgendwann wird auch Gewalt im Optimalfall nicht mehr notwendig sein. Aber diesen Zeitpunkt werden wir zwei nicht mehr erleben, auch unsere Kinder nicht und auch unsere Enkel nicht. Aber irgendwann wird es so sein, wenn jede Generation ihren kleinen Beitrag dazu leistet, den Weg immer besser zu ebnen.
Ein einzelner Mensch lernt in Jahrzehnten, die gesamte Menschheit lernt nur in Jahrtausenden. ;)

Das ist ja alles richtig; nur ist das nicht der Punkt. Mir geht es darum, dass jede Moral letztendlich, will sie beständig bleiben, in einem jeden selbst entstehen muss. Selbstredend ist dazu Erziehung und die Weitergabe von Tradition und Kultur notwendig! Aber eben nur notwendig. Hinreichend ist und bleibt die eigene finale Erkenntnis, dass jene Erziehung und jene Tradition und Kultur anzunehmen sind. Diese Entscheidung, wenn ich sie mal so salopp nennen darf, kann nur jeder für sich selbst fällen.

Moralische Einsichten sollten sich nicht aus Ideologien speisen, sondern einzig aus der Vernunft. Ein Beispiel: Wenn der Türke fünf mal am Tag gen Mekka betet, dann muss mir das nicht gefallen, weil ich persönlich solch religiöses Getue nicht nachvollziehen kann. Wenn ich es dennoch toleriere, dann tue ich es aus Vernunft und nicht aus Sympathie dem Türken gegenüber. Solche Einsichten können nur von innen kommen. Die Erziehung ebnet dazu lediglich den Weg.