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Vollständige Version anzeigen : Wie deutsche Medien die Wahlen im Irak schlechtreden



Mohammed
11.02.2005, 13:38
Bonn. Die öffentlich-rechtlichen deutschen TV-Nachrichten verbreiten mit ihrer Nachrichtenauswahl ein Klima, als könnten die Parlamentswahlen im Irak ihre Funktion nicht erfüllen. Sie stehen damit im Widerspruch zur Position der UN, die Kofi Annan auf Basis der UN-Wahlbeobachter vorgestellt hat, sowie im Widerspruch zu ihren Kollegen der arabischen TV-Sender von Al Jazeera bis Al Arabia. Das zeigt die aktuelle Untersuchung des Medienforschungsinstituts Medien Tenor. Die Bonner Wissenschaftler fanden heraus, daß „heute journal“ und Tagesthemen im Untersuchungszeitraum (17.-26. Januar 2005) in nahezu 80 Prozent der Fälle negativ wertete, wenn die Gültigkeit der Wahl im Irak angesprochen wurde. Marietta Slomka (heute journal, 19.01.): „Wie sollen unter diesen Umständen freie, gleiche und allgemeine Wahlen abgehalten werden?“ ZDF-Korrespondent Luc Walpot bezweifelte gar, daß die Wahl eine Entscheidung über politische Ziele sei: „Angesichts der täglichen Drohungen, Entführungen, Bomben und Morde ist das Interesse an Wahlprogrammen gering. (…) Die Plakate werden wohl nicht den Ausschlag geben, entscheidend wird die Angst sein.“ Die Tagesthemen äußerten sich ebenfalls sehr skeptisch: Der Bombenterror bedrohe die Ausführung der Wahlen, berichtete Jörg Armbruster.

Ein vollkommen anderes Bild erhalten die Zuschauer der führenden arabischen TV-Sender Al Jazeera, Al Manar, Al Arabia etc. zur Lage im Irak. Sie wählen andere Nachrichten aus dem Irak und verbreiteten damit am selben Tag (19. Januar) ihrem Publikum in 100% der Fälle eine positive Einschätzung zur Legitimität der Wahl. „Der Trend der Berichte von ARD und ZDF entspricht dem extrem einseitigen Berichterstattungsmuster, das wir seit Schröders Wechsel in der US-Politik in der Schlußphase der Bundestagswahl 2002 bei den öffentlich-rechtlichen Sendern beobachten“, so Roland Schatz, Chefredakteur Media Tenor International. „Dem deutschen Publikum wird die Lage im Irak doppelt so negativ dargestellt wie unter dem Diktator Saddam Hussein. Zählen tote Iraker bei Tagesthemen und heute journal erst, seit Hussein sie nicht mehr zu verantworten hat?“ Die Langzeitanalyse der Bonner Medienforscher zeigt seit 1994, daß sich die Verantwortlichen für die Hauptnachrichten bei ARD und ZDF in der Darstellung der Wahlen z.B. in Rußland oder China weniger intensiv mit der Gewährleistung von demokratischen Standards beschäftigen. „Solange jeden Tag immer das gleiche Thema aus Bagdad angeboten wird, können die Zuschauer in der ersten Reihe sich kein eigenständiges Urteil über das im Irak Erreichte bilden,“ so Schatz. Dies wäre eher der Fall, wenn nicht nur vielfältigere Informationen recherchiert würden, sondern auch den unterschiedlichen Regionen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden würde.

Darüber hinaus hat Medien Tenor aktuell die Berichterstattung zur Irak-Wahl in deutschen, britischen, französischen, spanischen und italienischen Meinungsführermedien mit der Darstellung in den arabischen Leitmedien verglichen. Die Analyse zeigt auch dort ähnliche Unterschiede in der Bewertung der Legitimität. Während die arabischen Medien das bereits geschilderte Bild liefern, stellen auch die westeuropäischen Medien die Rechtmäßigkeit der Wahlen wesentlich stärker in Frage.

Beim Medien Tenor in Bonn untersuchen über 140 Analysten Tag für Tag arabische, deutsche, englische, französische und italienische Nachrichtensendungen Beitrag für Beitrag, welche Themen, Personen, Institutionen, Länder dargestellt werden.


http://www.medien-tenor.de/index.php?msg2=please%20log%20in%20to%20read%20art icles

Das habe ich schon lange geahnt. Selbst die arabischen Medien sind objektiver als die Deutschen. Erschreckend wie sehr die öffentlich Rechtlichen auf den Antiamerikastrom mitschwimmen

Touchdown
11.02.2005, 13:54
Die Araber ham ja auch keine Ahnung wie eine freie demokratische Wahl funktioniert. Sowas gab es da ja noch nie.

Mohammed
11.02.2005, 13:58
Um so mehr begrüßen sie die Wahlen.

Die Deutschen hingegen waren schon immer spektisch der Demokratie gegenüber...

Rorschach
11.02.2005, 14:00
Man kann die Wahlen im Irak auch durchaus kritisch sehen, ohne gleich gegen die Demokratie oder gar die Freiheit der Iraker eingestellt zu sein.

Mohammed
11.02.2005, 14:06
Sie verzerren aber stark und beeinflussen so die Öffentlichkeit !


Die öffentlich-rechtlichen deutschen TV-Nachrichten verbreiten mit ihrer Nachrichtenauswahl ein Klima, als könnten die Parlamentswahlen im Irak ihre Funktion nicht erfüllen. Sie stehen damit im Widerspruch zur Position der UN, die Kofi Annan auf Basis der UN-Wahlbeobachter vorgestellt hat, sowie im Widerspruch zu ihren Kollegen der arabischen TV-Sender von Al Jazeera bis Al Arabia

Siran
11.02.2005, 14:09
Eigentlich ist es für die Wahlen im Irak vollkommen irrelevant, was die deutsche Bevölkerung darüber denkt.

Ob Sender wie Al Jazeera oder Al Arabia neutral sind, wage ich auch anzuzweifeln. Die stehen mit ihrer Berichterstattung nur auf der anderen Seite...

Rorschach
11.02.2005, 14:12
Hart gesagt:
Was sollen die Wahlen denn bewiesen haben oder bewirken?
Die Schiiten haben gewählt weil Sistani es zu ihrer religiösen Pflicht erklärt hat, die Kurden um ihre Position im Norden zu stärken/abzusichern und die Sunniten haben nach der Wahl immer noch nichts zu melden (auch wenn sie teilgenommen hätten).


Positiv gesehen:
Es war ein erster Schritt, dem aber noch sehr viele folgen müssen.
Aber ein erster Schritt läßt noch lange nicht darauf schließen, ob der Weg bis zum Ende weitergegangen wird/werden kann.

Gothaur
11.02.2005, 14:13
Eigentlich ist es für die Wahlen im Irak vollkommen irrelevant, was die deutsche Bevölkerung darüber denkt.

Ob Sender wie Al Jazeera oder Al Arabia neutral sind, wage ich auch anzuzweifeln. Die stehen mit ihrer Berichterstattung nur auf der anderen Seite...
darum geht's wohl im wesentlichen, schätze ich. Kann mich zumindest diesen Eindrucks nicht erwehren. :rolleyes: :cool:
Gothaur

BMW M6
11.02.2005, 14:43
Kleine info über die Führung vom Bundespresseamt


Bèla Nikolai Anda Sprecher der Bundesregierung und Chef des Bundespresseamtes
(1996 Erscheinen d. Buches "Gerhard Schröder. Eine Biographie")

Hans-H. Langguth Stellvertretender Sprecher der Bundesregierung und
stellvertretender Leiter des Bundespresseamtes
(Oktober 1999 Sprecher des Bundesvorstands Bündnis 90/Die Grünen)


Dr. Thomas Steg Stellvertretender Sprecher der Bundesregierung
(August 1995 bis April 1998 Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion)

Mohammed
11.02.2005, 15:13
Die Schiiten habe nicht gewählt weil Sistani es gesagt hat, sondern weil sie sich für Demokratie und Selbstbestimmung entschieden haben !

Rorschach
11.02.2005, 15:25
Dann hat er seinen religiösen Aufruf wohl nur als schmückendes Beiwerk verkündet.

http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/GB08Ak01.html
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/GB10Ak02.html

Noch was zur Wahl:
http://electroniciraq.net/news/1836.shtml

Doc Mob
11.02.2005, 16:35
Um so mehr begrüßen sie die Wahlen.

Die Deutschen hingegen waren schon immer spektisch der Demokratie gegenüber...
Taugt ja auch nicht viel.

Doc Mob
11.02.2005, 16:38
Hart gesagt:
Was sollen die Wahlen denn bewiesen haben oder bewirken?
Nichts. Die Iraker haben gewählt, weil sie sich von einer freien Wahl etwas besseres versprechen als das, was sie jetzt haben. Sobald sie aber feststellen, dass die von Ihnen gewählte "Regierung" die Probleme auch nicht lösen kann (so wie vorher Bremer und Allawi) werden sie sich wieder davon abwenden.
Und das es besser wird, darauf deutet nichts hin.

Mohammed
11.02.2005, 16:50
Weder Bremer noch Allawi waren gewählte Volksvertreter, sie reden also Schwachsinn

Doc Mob
11.02.2005, 16:54
Weder Bremer noch Allawi waren gewählte Volksvertreter, sie reden also Schwachsinn
Ich habe lediglich in einen Kontext gebracht, dass sowohl Bremer, Allawi als auch die neue "demokratische Regierung" die Probleme im Irak nicht in den Griff bekommen haben bzw. werden. Etwas anderes habe ich nie behauptet.

Mohammed
11.02.2005, 17:34
Sie können die Zukunft vorraussagen. Interessant, ich hätte interesse an den Lottozahlen...

BMW M6
11.02.2005, 17:40
Sie können die Zukunft vorraussagen. Interessant, ich hätte interesse an den Lottozahlen...

49 48 61 5 45 15

viel Glück

BMW M6
11.02.2005, 17:45
Nichts. Die Iraker haben gewählt, weil sie sich von einer freien Wahl etwas besseres versprechen als das, was sie jetzt haben. Sobald sie aber feststellen, dass die von Ihnen gewählte "Regierung" die Probleme auch nicht lösen kann (so wie vorher Bremer und Allawi) werden sie sich wieder davon abwenden.

Da hast du vielleicht recht. Aber auch nur wenn es nicht besser wird, was man nie wissen kann.


Und das es besser wird, darauf deutet nichts hin.

das stimmt nicht.

Mohammed
11.02.2005, 17:53
49 48 61 5 45 15

viel Glück


Danke :]

Shirinovsky
12.02.2005, 09:23
Da ist es wohl ein Hammer das die Tschechenen wählen durften obwohl die EU und USA fest auf dem gewählten Kindermörder und Wahabiten Aslan Maskhadow setzten !

Nun wurde aber "demokratisch" schnell ein Paar Parteien zusammengesucht, wie in Afghanistan ein früheren Mitarbeiter von Bush`s Ölimperium auf den Thron vom Übergangsparlament gesetzt und dann wegen Medienflut ist diese Marionette gewählt worden...nur das hier jetzt eine Volksgruppe gibt die den Glaubensführer folgt haben die Amerikaner nich gesehen...sonst waär Iraq nur einmal überfallen worden (1990)

Mission faild

Roter engel
12.02.2005, 09:33
http://www.medien-tenor.de/index.php?msg2=please%20log%20in%20to%20read%20art icles

Das habe ich schon lange geahnt. Selbst die arabischen Medien sind objektiver als die Deutschen. Erschreckend wie sehr die öffentlich Rechtlichen auf den Antiamerikastrom mitschwimmen

wenn Soldaten vor den WAhllokalen stehen, dann frage ich mich ob diese Wahl so frei ist.
Frei von amerikanischen Einflüssen und frei von antidemokratischen und terroristischen Subjekten.

Rorschach
12.02.2005, 11:01
Weder Bremer noch Allawi waren gewählte Volksvertreter, sie reden also Schwachsinn
Dennoch durften diese beiden wichtige Entscheidungen treffen...

Und die Wahl von Ende Januar bringt den Irakern auch noch nicht ihren gewählten Volksvertreter, wenn sie ihn den je bekommen werden.

Mohammed
12.02.2005, 11:52
Das ist das schlechtmachen von dem in den Artikel geschrieben wurde, der völlig unbegründet ist. Ich kann mich noch gut an Stimmen vor der Wahl erinnern, in den bezweifelt wurde das die Wahlen überhaupt stattfinden, andere haben behauptet die Koalition würde das Wahlergebniss so manipulieren das Allawi gewinnt. Aber all das ist nicht eingetreten. Vielleicht wäre es angebracht den unterschwelligen Antiamerikanismus abzulegen und den Irakern zu vertrauen

Thrar
12.02.2005, 11:56
Zur Kritik der deutschen Medien sag ich nur:
http://medienkritik.typepad.com/blog/

Rorschach
12.02.2005, 12:39
Das ist das schlechtmachen von dem in den Artikel geschrieben wurde, der völlig unbegründet ist. Ich kann mich noch gut an Stimmen vor der Wahl erinnern, in den bezweifelt wurde das die Wahlen überhaupt stattfinden, andere haben behauptet die Koalition würde das Wahlergebniss so manipulieren das Allawi gewinnt. Aber all das ist nicht eingetreten. Vielleicht wäre es angebracht den unterschwelligen Antiamerikanismus abzulegen und den Irakern zu vertrauen
Den Irakern glaube ich gerne, daß sie sich eine freie Zukunft wünschen.
Ob sich dieser Wunsch mit den momentanen Gegebenheiten und den Vorgaben der USA aber umsetzen lassen wird, das sehe ich nach wie vor kritisch.

Viel entscheidender als dieser erste Wahlgang wird die Wahl Ende des Jahres sein (und vorher schon die Abstimmung über die Verfassung).
Und bis dahin fließt noch viel Wasser den Euphrat und den Tigris hinunter...

Mohammed
12.02.2005, 12:42
Es gibt aber keinen Grund das kritisch zu sehen, der Irak ist auf besten Weg zur Demokratie. Es gibt keinen Grund zur Zweifel, dass die USA das stoppen wollen

carlson.vom.dach
12.02.2005, 12:43
Und bis dahin fließt noch viel Wasser den Euphrat und den Tigris hinunter...

Nur wenn die Tuerken ihre Staudaemme nicht voellig dicht machen ;)
sorry,off topic aber es hat sich angeboten ^^

Rorschach
12.02.2005, 12:58
Es gibt aber keinen Grund das kritisch zu sehen, der Irak ist auf besten Weg zur Demokratie. Es gibt keinen Grund zur Zweifel, dass die USA das stoppen wollen
Nicht zuletzt die Vergangenheit der USA und anderer westlicher Nationen (nicht nur im Bezug auf den MO) liefern mir mehr als genug Gründe, die Dinge im Irak sogar sehr kritisch zu sehen.


Nur wenn die Tuerken ihre Staudaemme nicht voellig dicht machen
Klingt heute aber nicht sehr 'political correct'....

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,341221,00.html
;)

carlson.vom.dach
12.02.2005, 13:04
Ich habe es auch eher auf das Staudammprogramm im Suedosten der Tuerkei bezogen.Das mit Pakistan les ich zum ersten mal.Tragisch - sicher jedoch kein Grund sein Schriftbild dem anzupassen.