PDA

Vollständige Version anzeigen : Christentum und Rassismus - Katholizismus und Ethnopluralismus



marc
22.03.2009, 01:11
Wegen dem "Hoch auf die Rassenmischung" bin ich auf die Idee für diesen Thread gekommen.
Dort wurde noch einmal deutlich, dass häufig die Sehnsucht besteht, ein möglichst konservatives Christentum, einen reaktionären Katholizismus mit dem Ideal einer (weitgehend) homogenisierten Gesellschaft zu kombinieren, die aber - und das ist der Punkt: nicht nur eine religiöse Homogenität anstreben sollte, sondern auch eine rassistische.

Der offene Rassismus und die biologische Definition von Identität wird dann zwar geleugnet, und gerne als gutmenschliche Diffamierung bezeichnet, aber offenkundig ist in diesem Konzept, dass sich die kulturelle Identität, die es zu bewahren gelte, entweder auch aus rassischen Kriterien speist
(unterschiedliche Kultur als Folge unterschiedlicher Rassen und "Völker")
- oder: das Rassenmerkmale als Teil der Kultur selbst verstanden werden.
("Schrecklich, wenn die Blonden hier aussterben würden!").

Unbestreitbar ist jetzt natürlich, dass verschiedene Formen des Rassismus auch unter denjenigen populär waren, die sich gleichzeitig als Christen verstanden haben. Man denke an an dem Umgang mit den "Negerheiden" Afrikas, den "Niggern" Alabamas und einen religiösen Antijudaismus, der teilweise in den biologistischen Antisemitismus der Nazis überging.

Lulu von Strauß und Torney
http://img3.imageshack.us/img3/672/strauss.jpg (http://img3.imageshack.us/my.php?image=strauss.jpg)
die für die "Deutschen Christen" auch an der "Entjudung" der Bibel mitgearbeitet hat, verstand die "Rassenfrage" gar als "Aufgabe, die uns der Herrgott offensichtlich gestellt" habe.

Mir aber scheint offensichtlich zu sein, dass es gerade die protestantischen Christen waren, die sich dem "GröFaZ" unterworfen haben.
(So wie es auch heute vorallem die protestantischen Christen sind, die sich den Idealen der Grünen unterwerfen.)
Im Gegensatz dazu hat man Katholiken mehr als einmal vorgeworfen, ihr eigentliches Oberhaupt liege ultra montes (http://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus), jenseits der Berge im Vatikan.
(Womit ich natürlich nicht sagen will, dass alle Katholiken tapfere Widerstandskämpfer waren!)

Trotzdem ist das deshalb nicht irrelevant, weil sich Konservative und Reaktionäre ja vorallem auf den Katholizismus berufen, und den Protestantismus meistens verachten.

Jedenfalls: meiner Meinung nach ist sowohl das Christentum an sich, als auch ein reaktionärer Katholizismus völlig inkompatibel mit Rassismus und Ethnopluralismus. Man muss sich hier entscheiden und fühlt sich unweigerlich an das Wort von Jesus erinnert, nachdem er gekommen sei, das Schwert zu bringen und die Trennung.
Ein Mischmasch ist hier nicht möglich!

Dafür zunächst zwei Beispiele:
Robert Mäder und Papst Pius XII.

+

Robert Mäder
http://img27.imageshack.us/img27/9392/maederkl.jpg (http://img27.imageshack.us/my.php?image=maederkl.jpg)
1875-1945.
Katholischer Pfarrer und Schriftsteller, der sich selbst als Reaktionär bezeichnet hat, die "moderne Demokratie" als "das Werk der Hölle" bezeichnet hat (stattdessen schwebte ihm als "beste Regierung" eine "Monarchie oder Republik" vor, "wo sich die Güter im ungestörten Besitze der Allgemeinheit befinden."), der sehr heftig gegen das Wahlrecht für Frauen Stellung bezogen hat, gegen Mischehen mit Protestanten, gegen interkonfessionelle Schulen und gegen Sozialismus und Kommunismus.

Man kann also sicher nicht behaupten, dass er einen liberalisierten, modernistischen Weichfilterkatholizismus vertreten hätte. Aber! Er verschimpfte auch den "heidnischen Nationalismus der völkischen Art" und in seinem Text "Mehr Rasse" (1929) schrieb er ausdrücklich:


Rassenkrieg? In Wirklichkeit ist die Weltgeschichte nur Rassenkrieg zwischen Marienkindern und Satanskindern. (...) Aller Rassenhaß ist unchristlich. Einer ausgenommen, der zum Wesen des Christentums gehört, der Haß des Göttlichen gegen das Satanische, d.h. das Falsche, das Schlechte, das Gemeine.

Es gebe, so wiederholt er öfter nur zwei Rassen: "die Marienkinder und die Satanskinder."

+

Zweites Beispiel:
Papst Pius XII.
http://img220.imageshack.us/img220/4417/pope.jpg (http://img220.imageshack.us/my.php?image=pope.jpg)
1876 - 1958

schreibt 1937 "mit brennender Sorge":

Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt.

Und 1943 nimmt er in seinem Schreiben über den "Mystici Corporis", den geheimnisvollen Leib Christi mehrmals Bezug auf 1. Kor. 12,13, nach dem gilt: "durch einen Geist wurden wir alle zu einem Leibe getauft, ob Juden oder Heiden, ob Sklaven oder Freie".

Ein Leib!

+

Natürlich kann man sich das entsprechende Gegenargument jetzt schon denken:
Man vertrete doch gar keinen Rassismus, pf! Erst recht keinen "Rassenhaß", im Gegenteil: man akzeptiere alle Rassen, man toleriere sie und spreche ihnen auch die gleichen Rechte zu. Man wolle auch nicht, so wie die Nazis, die ganze Welt "arisieren", sondern ganz im Gegenteil jedem seine Unterschiede belassen!
Hurra, die Welt ist bunt - und damit sie das bleibt, muss Tirol auch eben einfarbig sein!

Aber auch das scheint mir, wenn man einen Schritt weiterdenkt, völlig unchristlich zu sein. Denn wenn zwar alle Rassen, meinetwegen: Kulturen, Völker gleichwertig aber tatsächlich doch ungleich seien, dann wären auch die entsprechenden Wertvorstellungen "kulturalistisch" zu verstehen - christlichen Wertvorstellungen könnte man dann keine universale Geltung mehr zuschreiben (wie es Bishop Williamson mit Sicherheit tut!), sondern wären nur Teil eines bunten Spektrums an Idealen.

Auch zu dieser Fragestellung hat der (sicher nicht liberale!) Papst Pius XII. Stellung genommen:

Dieser Gott hat in souveräner Fassung Seine Gebote gegeben. Sie gelten unabhängig von Zeit und Raum, von Land und Rasse. So wie Gottes Sonne über allem leuchtet, was Menschenantlitz trägt, so kennt auch Sein Gesetz keine Vorrechte und Ausnahmen. Regierende und Regierte, Gekrönte und Ungekrönte, Hoch und Niedrig, Reich und Arm stehen gleichermaßen unter Seinem Wort.

+

Die "Ethnopluralisten" könnten nun natürlich behaupten, dass sie das Christentum vorallem "kulturell" verstehen würden.
Es sei ja eher metaphorisch zu interpretieren und gehöre quasi zur "Dekoration" dazu: dem Bayern den Priester, dem Neger den Schamanen.
Aber mit dieser Definition des Christentums würden sie die gleiche Kastration des Glaubens vornehmen, die sie den pöhsen Linken, den Gutmenschen und den "Gemäßigten" sonst vorwerfen!

Nämlich: die Propagierung einer Religion, die zwar irgendwie zur "Kultur" gehöre, aber deren Werteebene man abgetrennt hat von jener kulturellen Bedeutung.
Es wäre sogar eigentlich noch schlimmer, weil sich zu diesem Fehler noch die Dummheit gesellen würde, da die Kritiker der christlich-katholischen Wertebasis diese Trennung ja aus einer dezidiert kritischen Sicht vornehmen!

Mein Punkt wäre also, dass ihr euch entscheiden müsst!
Ihr könnt natürlich sagen: Okay, das Christentum ist kacke und gutmenschlich und volksfeindlich und weg damit!
Aber ihr könnt nicht sagen, dass bei gleichzeitig strengem Katholizismus eure größte Sorge die Reinrassigkeit des Dorfes, des Volkes ist - und ihr könnt vorallem nicht sagen, dass ein Christentum, dessen Werteebene man kastriert habe, abzulehnen sei, und gleichzeitig betonen, dass das Christentum ja kulturell sehr wichtig sei, aber man die unchristliche "Reinrassigkeit" unbedingt bewahren wolle!

Würdet ihr, in eurer Nachbarschaft, tausend katholische Neger gegen tausend arische Feministinnen tauschen?

Sauerländer
22.03.2009, 11:38
(...)
Würdet ihr, in eurer Nachbarschaft, tausend katholische Neger gegen tausend arische Feministinnen tauschen?
Sehr schön zugespitzt, und mehr als tauglich zur Veranschaulichung der Tatsache, dass es Punkte gibt, in denen zwischen einem Ja und einem Nein eine diskutierende Zwischenposition unmöglich ist.

Zeigt auch sehr schön, dass Rassismus -oder wie auch immer wir entsprechendes Denken sonst nennen wollen- vielleicht gar nicht so sehr ein reaktionäres Phänomen ist, sondern womöglich viel eher als Begleiterscheinung der Vernaturwissenschaftlichung des Denkens gesehen werden muss, das zunehmend die metaphysische Dimension des Menschseins leugnet oder nicht (mehr) zu sehen in der Lage ist. Denn was ist eine Sichtweise, die den Menschen ausschließlich von seiner Rasse her bestimmt sieht letztlich anderes als eine rein materialistische?

Gleichzeitig, im Beispiel Pius XII klingt es an, kann und soll meiner Ansicht nach auch innerhalb eines christlichen Weltbildes die kulturelle Identität, die ganz gewiss eine partikulare Größe ist, ihren wertzuschätzenden Platz haben.
Die Frage, bei der es haarig wird bzw wir auf die von dir dargelegte zwingende Entscheidung zusteuern, ist nun die, was legitim ist, um diese Identität zu bewahren, und was nicht. Dass etwa Ausrottungskriege in diesem Sinne nicht zu legitimieren sind, ist offensichtlich.
Anders sieht es meiner Ansicht nach etwa mit einem in diversen Kulturen immer wieder zu findenden Hang zur Endogamie aus.

Jedenfalls halte ich den Wunsch, die Identität eines kulturellen Kollektivs zu bewahren, nicht für per definitionem unchristlich. Probleme entstehen, wenn diese Identität auf ganz bestimmte Weise (miss)verstanden wird und/oder die zu dieser Bewahrung zum Einsatz kommenden Methoden bestimmte Grenzen überschreiten.

-jmw-
22.03.2009, 16:20
Sog. Christen haben allzu häufig erhebliche Schwierigkeiten meiner Erfahrung nach, das, was der Chef gesagt haben soll zusammenzubringen mit dem, was sie sonst für richtig halten.

Nazichristen sind da nicht anders als Kommiechristen oder Finanzbeamtenchristen.


Nachtrag: Nichtchristen sind da übrigens auch nicht anders.

borisbaran
22.03.2009, 16:23
@#2
Die Rassentheorien waren pseudowissenschaftlich, man versuchte eben gewisse Sachen (Judenhass, Xenophobie und afrikanische Sklaven) mit wissenschaftlich klingendem Vokabular zu rechtfertigen...

Sauerländer
22.03.2009, 16:59
@#2
Die Rassentheorien waren pseudowissenschaftlich, man versuchte eben gewisse Sachen (Judenhass, Xenophobie und afrikanische Sklaven) mit wissenschaftlich klingendem Vokabular zu rechtfertigen...
Sicher.
Aber ich sehe nicht, inwiefern das meinem Beitrag widerspricht.

Felidae
22.03.2009, 18:49
Warum wird der Glaube kastriert, wenn man 2000 Jahre alte Schriften eben unter ihrem historischen Kontext ansieht? Inwiefern wird er kastriert, wenn man z. B. Ehescheidung, Homosexualität und Co. liberaler gegenübersteht?

Sauerländer
22.03.2009, 18:56
Warum wird der Glaube kastriert, wenn man 2000 Jahre alte Schriften eben unter ihrem historischen Kontext ansieht? Inwiefern wird er kastriert, wenn man z. B. Ehescheidung, Homosexualität und Co. liberaler gegenübersteht?
Weil man dann den Glauben der Zeit anpasst statt die Zeit dem Glauben.
Weil die Lehre damit verhandelbar wird - und dann macht damit jeder, was er will.

Wenn ich es mal etwas drastisch formulieren darf:
Das ist spiritualisierende feel good-Scheisse.

2000 Jahre alt - na und?
Woher eigentlich dieser Irrglaube der heutigen Zeit, "alt" als Synonym für "Korrekturbedürftig" (statt für "Bewährt") zu verstehen?

marc
22.03.2009, 18:59
Warum wird der Glaube kastriert, wenn man 2000 Jahre alte Schriften eben unter ihrem historischen Kontext ansieht? Inwiefern wird er kastriert, wenn man z. B. Ehescheidung, Homosexualität und Co. liberaler gegenübersteht?

Man nimmt sicher keiner Kastration vor, wenn man den historischen Kontext bedenkt. Immerhin hat die Bibel zumindest teilweise auch einen historischen Anspruch - allerdings scheint mir der Ruf nach dem "historischen Kontext" i.d.R. kein Ruf nach dem historischen Kontext zu sein, sondern die Sehnsucht, alles wegzuradieren, was für die Moderne irgendwie unangenehm seien könnte.

Ansonsten liegt eine Kastration z.B. dann vor, wenn man die kulturelle, spirituelle Ebene von der Bedeutungsebene trennt, letztere vielleicht sogar ausradiert, um sie dem jeweiligen Zeitgeist anzupassen: man antisemitisch, mal homophil...

Felidae
22.03.2009, 18:59
Weil man dann den Glauben der Zeit anpasst statt die Zeit dem Glauben.
Weil die Lehre damit verhandelbar wird - und dann macht damit jeder, was er will.

Wenn ich es mal etwas drastisch formulieren darf:
Das ist spiritualisierende feel good-Scheisse.

2000 Jahre alt - na und?
Woher eigentlich dieser Irrglaube der heutigen Zeit, "alt" als Synonym für "Korrekturbedürftig" (statt für "Bewährt") zu verstehen?

Ist einem Schwulen damit geholfen, wenn man ihm einredet, Gott hasse ihn für seine Empfindungen? Ist der misshandelten Ehefrau und ihren misshandelten Kindern damit geholfen, wenn man ihnen beständig von der Heiligkeit der Ehe vorpredigt? Die Frage muss immer lauten: Hilft die Lehre den Menschen oder macht sie sie kaputt? Sobald uns etwas kaputtmacht, sollten wir es tatsächlich "verhandelbar" machen, wir müssen es sogar. Sonst können wir gleich umbringen.

marc
22.03.2009, 19:00
Weil man dann den Glauben der Zeit anpasst statt die Zeit dem Glauben.
Weil die Lehre damit verhandelbar wird - und dann macht damit jeder, was er will.

Wenn ich es mal etwas drastisch formulieren darf:
Das ist spiritualisierende feel good-Scheisse.

2000 Jahre alt - na und?
Woher eigentlich dieser Irrglaube der heutigen Zeit, "alt" als Synonym für "Korrekturbedürftig" (statt für "Bewährt") zu verstehen?

*Unterschreib*

marc
22.03.2009, 19:11
Die Frage muss immer lauten: Hilft die Lehre den Menschen oder macht sie sie kaputt? Sobald uns etwas kaputtmacht, sollten wir es tatsächlich "verhandelbar" machen, wir müssen es sogar. Sonst können wir gleich umbringen.

Kann man so sehen, aber der Gedanke, dass man jedes Leid um jeden Preis ausradieren sollte, vorallem insofern ausradieren sollte, dass man eine Laissez-faire-Attitüde propagiert, ist sicher nicht mehr christlich, sondern ein ... hm: humanistischer Präferenz-Utilitarismus.

Ist auch die Frage, ob es mittelfristig wirklich Leiden verhindert, wenn man deinem Credo nachgibt und die Reduzierung des Leidens zum wichtigsten Maßstab macht - dann landet man auch schnell bei der Euthanasie, weil es wichtiger ist, dass nicht gelitten wird, als dass existiert wird. Also auch gesamtgesellschaftlich fragwürdig, diese Mischung aus anything goes und Leiden vernichten.

Also: ich glaube nicht, dass die Essenz des Christentums darin besteht, Leiden um jeden Preis zu verhindern.

Sauerländer
22.03.2009, 19:13
Ist einem Schwulen damit geholfen, wenn man ihm einredet, Gott hasse ihn für seine Empfindungen? Ist der misshandelten Ehefrau und ihren misshandelten Kindern damit geholfen, wenn man ihnen beständig von der Heiligkeit der Ehe vorpredigt? Die Frage muss immer lauten: Hilft die Lehre den Menschen oder macht sie sie kaputt? Sobald uns etwas kaputtmacht, sollten wir es tatsächlich "verhandelbar" machen, wir müssen es sogar. Sonst können wir gleich umbringen.
Wenn wir eine Lehre derart "nützlichkeitsgebunden" beurteilen, werden wir nicht anders können, als jedem, ganz egal, wie er sich verhält, zu bestätigen, er sei ein guter Mensch und Gott habe ihn ganz doll lieb. Was für einen Wert hat so ein Unsinn?
Wenn "der Mensch" das Maß der Dinge ist, kann der Glaube kein Korrektiv für den Menschen sein. Wenn er ein Korrektiv sein soll, muss er potentiell den unmittelbaren Interessen des Menschen widersprechen können.
Ansonsten können sich nämlich mit genau der gleichen Berechtigung gewisse Gestalten ein "arisches Christentum" zurechtdefinieren, mit Jesus als dem Sohn eines Germanen in römischen Diensten und selbstverständlich absoluter Ablehnung gegen die Juden.

Felidae
22.03.2009, 19:16
Kann man so sehen, aber der Gedanke, dass man jedes Leid um jeden Preis ausradieren sollte, vorallem insofern ausradieren sollte, dass man eine Laissez-faire-Attitüde propagiert, ist sicher nicht mehr christlich, sondern ein ... hm: humanistischer Präferenz-Utilitarismus.

Ist auch die Frage, ob es mittelfristig wirklich Leiden verhindert, wenn man deinem Credo nachgibt und die Reduzierung des Leidens zum wichtigsten Maßstab macht - dann landet man auch schnell bei der Euthanasie, weil es wichtiger ist, dass nicht gelitten wird, als dass existiert wird. Also auch gesamtgesellschaftlich fragwürdig, diese Mischung aus anything goes und Leiden vernichten.

Also: ich glaube nicht, dass die Essenz des Christentums darin besteht, Leiden um jeden Preis zu verhindern.

Schau mal, mit wem Jesus sich am meisten angelegt hat. Darum hat man ihn auch ans Kreuz genagelt. Er hat die ganzen bigotten Schriftgelehrten - die Pharisäer - mit ihrer Doppelmoral konfrontiert. Eine Essenz ist z. B.: Das Gesetz ist für die Menschen und nicht die Menschen für das Gesetz. Kann man heute mit "Der Glaube ist für die Menschen da und nicht die Menschen für den Glauben." übersetzen. Man kann durchaus sagen: Jesus war Utilaritist.

marc
22.03.2009, 19:23
Schau mal, mit wem Jesus sich am meisten angelegt hat. Darum hat man ihn auch ans Kreuz genagelt. Er hat die ganzen bigotten Schriftgelehrten - die Pharisäer - mit ihrer Doppelmoral konfrontiert. Eine Essenz ist z. B.: Das Gesetz ist für die Menschen und nicht die Menschen für das Gesetz. Kann man heute mit "Der Glaube ist für die Menschen da und nicht die Menschen für den Glauben." übersetzen. Man kann durchaus sagen: Jesus war Utilaritist.

Ja, er hat aber auch gesagt, dass man sein Kreuz auf sich nehmen solle, um ihm nachzufolgen. Er hat nicht gesagt: wenn das Kreuz weh tut, dann beruf halt eine Kommission ein und definiere es weg.

Felidae
22.03.2009, 19:25
Ja, er hat aber auch gesagt, dass man sein Kreuz auf sich nehmen solle, um ihm nachzufolgen. Er hat nicht gesagt: wenn das Kreuz weh tut, dann beruf halt eine Kommission ein und definiere es weg.

Ja, das man den Spott und die Ignoranz der Mitmenschen um des Glaubens willen ertragen soll. Aber nicht, dass man sich von seinen Mitmenschen bis zu einem würdelosen Häuflein Elend machen lassen soll, unfähig, noch irgendwas zu hoffen.

marc
22.03.2009, 19:29
Aber nicht, dass man sich von seinen Mitmenschen bis zu einem würdelosen Häuflein Elend machen lassen soll, unfähig, noch irgendwas zu hoffen.

Klar.
Aber degradiert der Papst irgendwen zu einem "würdelosen Häuflein Elend", wenn er mit bestimmten Standpunkten bzgl. irgendwelcher Bettgeschichten, die seit ganzganz kurzer Zeit von einem ganzganz kleinen Teil der Erde, der gerade dabei ist, auszusterben und sich islamisieren zu lassen, auf Mißkredit stößt?

Krabat
22.03.2009, 19:42
Würdet ihr, in eurer Nachbarschaft, tausend katholische Neger gegen tausend arische Feministinnen tauschen?

Nein, wieso denn? Die Feministinnen sind Verirrte, die man noch missionieren kann, wie es ja die Aufgabe eines Christen ist.;)

Die Schwarzen sind bereits Christen, wenn auch vielleicht schlechte. Denn man muß sich ja fragen, was machen die denn hier? Warum haben diese jungen Männer ihre Familien im Stich gelassen? Gut, Bürgerkrieg etc., das sind Gründe. Aber die meisten kommen, weil sie ein besseres Leben haben wollen, Reichtum etc.

Das ist zwar menschlich legitim, aber ist das Streben nach Reichtum im irdischen Leben christlich? Wohl kaum.

Ein richtiger Katholik käme also gar nicht auf den Gedanken, sein Volk, seine Heimat, seine Familie zu verlassen, um anderswo ein besseres Leben zu haben. Das müßte man diesen Katholiken also in der Gemeinschaft sagen und sie dazu bewegen wieder nach Hause in ihre Gemeinden zu gehen.

Zum Begriff des Volkes: Pius XII hat in seinen Schreiben an die katholischen Bischöfe des Reiches zwar gesagt, daß man das Volk nicht gottgleich überhöhen darf, ihm aber gleichzeitig "innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz" zugewiesen!

"Völkisch" also in einem Sinne zu denken, daß man sagt, das Volk ist eine größere Familie von Menschen gleicher Sprache, Herkunft und Sitte, ist nicht unchristlich.

Ich denke, daß das deutsche Volk und die germanische Rasse von Gott zum Werkzeug der Verkündigung der Frohen Botschaft auf der gesamten Welt und zu deren Verteidigung gegen die Mächte des Satans, sei dies der Islam, das gefallene Mammonvolk oder der Kommunismus, berufen war.

Wir haben aber unsere Aufgabe heute erledigt und sind zu einer Groteske unserer früheren Größe entartet.

Die Kirche versucht noch gegenzusteuern, indem sie einen Papst unserer Rasse zum Heiligen Vater bestimmt hat.

Die Deutschen aber verstehen nicht. Sie treiben sich weiterhin ab. Sie sind weiterhin Sklaven der Juden, des Geldes und jetzt werden sie auch noch Sklaven der Moslems.

Efna
22.03.2009, 19:51
Wegen dem "Hoch auf die Rassenmischung" bin ich auf die Idee für diesen Thread gekommen.
Dort wurde noch einmal deutlich, dass häufig die Sehnsucht besteht, ein möglichst konservatives Christentum, einen reaktionären Katholizismus mit dem Ideal einer (weitgehend) homogenisierten Gesellschaft zu kombinieren, die aber - und das ist der Punkt: nicht nur eine religiöse Homogenität anstreben sollte, sondern auch eine rassistische.

Der offene Rassismus und die biologische Definition von Identität wird dann zwar geleugnet, und gerne als gutmenschliche Diffamierung bezeichnet, aber offenkundig ist in diesem Konzept, dass sich die kulturelle Identität, die es zu bewahren gelte, entweder auch aus rassischen Kriterien speist
(unterschiedliche Kultur als Folge unterschiedlicher Rassen und "Völker")
- oder: das Rassenmerkmale als Teil der Kultur selbst verstanden werden.
("Schrecklich, wenn die Blonden hier aussterben würden!").

Unbestreitbar ist jetzt natürlich, dass verschiedene Formen des Rassismus auch unter denjenigen populär waren, die sich gleichzeitig als Christen verstanden haben. Man denke an an dem Umgang mit den "Negerheiden" Afrikas, den "Niggern" Alabamas und einen religiösen Antijudaismus, der teilweise in den biologistischen Antisemitismus der Nazis überging.

Lulu von Strauß und Torney
http://img3.imageshack.us/img3/672/strauss.jpg (http://img3.imageshack.us/my.php?image=strauss.jpg)
die für die "Deutschen Christen" auch an der "Entjudung" der Bibel mitgearbeitet hat, verstand die "Rassenfrage" gar als "Aufgabe, die uns der Herrgott offensichtlich gestellt" habe.

Mir aber scheint offensichtlich zu sein, dass es gerade die protestantischen Christen waren, die sich dem "GröFaZ" unterworfen haben.
(So wie es auch heute vorallem die protestantischen Christen sind, die sich den Idealen der Grünen unterwerfen.)
Im Gegensatz dazu hat man Katholiken mehr als einmal vorgeworfen, ihr eigentliches Oberhaupt liege ultra montes (http://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus), jenseits der Berge im Vatikan.
(Womit ich natürlich nicht sagen will, dass alle Katholiken tapfere Widerstandskämpfer waren!)

Trotzdem ist das deshalb nicht irrelevant, weil sich Konservative und Reaktionäre ja vorallem auf den Katholizismus berufen, und den Protestantismus meistens verachten.

Jedenfalls: meiner Meinung nach ist sowohl das Christentum an sich, als auch ein reaktionärer Katholizismus völlig inkompatibel mit Rassismus und Ethnopluralismus. Man muss sich hier entscheiden und fühlt sich unweigerlich an das Wort von Jesus erinnert, nachdem er gekommen sei, das Schwert zu bringen und die Trennung.
Ein Mischmasch ist hier nicht möglich!

Dafür zunächst zwei Beispiele:
Robert Mäder und Papst Pius XII.

+

Robert Mäder
http://img27.imageshack.us/img27/9392/maederkl.jpg (http://img27.imageshack.us/my.php?image=maederkl.jpg)
1875-1945.
Katholischer Pfarrer und Schriftsteller, der sich selbst als Reaktionär bezeichnet hat, die "moderne Demokratie" als "das Werk der Hölle" bezeichnet hat (stattdessen schwebte ihm als "beste Regierung" eine "Monarchie oder Republik" vor, "wo sich die Güter im ungestörten Besitze der Allgemeinheit befinden."), der sehr heftig gegen das Wahlrecht für Frauen Stellung bezogen hat, gegen Mischehen mit Protestanten, gegen interkonfessionelle Schulen und gegen Sozialismus und Kommunismus.

Man kann also sicher nicht behaupten, dass er einen liberalisierten, modernistischen Weichfilterkatholizismus vertreten hätte. Aber! Er verschimpfte auch den "heidnischen Nationalismus der völkischen Art" und in seinem Text "Mehr Rasse" (1929) schrieb er ausdrücklich:



Es gebe, so wiederholt er öfter nur zwei Rassen: "die Marienkinder und die Satanskinder."

+

Zweites Beispiel:
Papst Pius XII.
http://img220.imageshack.us/img220/4417/pope.jpg (http://img220.imageshack.us/my.php?image=pope.jpg)
1876 - 1958

schreibt 1937 "mit brennender Sorge":


Und 1943 nimmt er in seinem Schreiben über den "Mystici Corporis", den geheimnisvollen Leib Christi mehrmals Bezug auf 1. Kor. 12,13, nach dem gilt: "durch einen Geist wurden wir alle zu einem Leibe getauft, ob Juden oder Heiden, ob Sklaven oder Freie".

Ein Leib!

+

Natürlich kann man sich das entsprechende Gegenargument jetzt schon denken:
Man vertrete doch gar keinen Rassismus, pf! Erst recht keinen "Rassenhaß", im Gegenteil: man akzeptiere alle Rassen, man toleriere sie und spreche ihnen auch die gleichen Rechte zu. Man wolle auch nicht, so wie die Nazis, die ganze Welt "arisieren", sondern ganz im Gegenteil jedem seine Unterschiede belassen!
Hurra, die Welt ist bunt - und damit sie das bleibt, muss Tirol auch eben einfarbig sein!

Aber auch das scheint mir, wenn man einen Schritt weiterdenkt, völlig unchristlich zu sein. Denn wenn zwar alle Rassen, meinetwegen: Kulturen, Völker gleichwertig aber tatsächlich doch ungleich seien, dann wären auch die entsprechenden Wertvorstellungen "kulturalistisch" zu verstehen - christlichen Wertvorstellungen könnte man dann keine universale Geltung mehr zuschreiben (wie es Bishop Williamson mit Sicherheit tut!), sondern wären nur Teil eines bunten Spektrums an Idealen.

Auch zu dieser Fragestellung hat der (sicher nicht liberale!) Papst Pius XII. Stellung genommen:


+

Die "Ethnopluralisten" könnten nun natürlich behaupten, dass sie das Christentum vorallem "kulturell" verstehen würden.
Es sei ja eher metaphorisch zu interpretieren und gehöre quasi zur "Dekoration" dazu: dem Bayern den Priester, dem Neger den Schamanen.
Aber mit dieser Definition des Christentums würden sie die gleiche Kastration des Glaubens vornehmen, die sie den pöhsen Linken, den Gutmenschen und den "Gemäßigten" sonst vorwerfen!

Nämlich: die Propagierung einer Religion, die zwar irgendwie zur "Kultur" gehöre, aber deren Werteebene man abgetrennt hat von jener kulturellen Bedeutung.
Es wäre sogar eigentlich noch schlimmer, weil sich zu diesem Fehler noch die Dummheit gesellen würde, da die Kritiker der christlich-katholischen Wertebasis diese Trennung ja aus einer dezidiert kritischen Sicht vornehmen!

Mein Punkt wäre also, dass ihr euch entscheiden müsst!
Ihr könnt natürlich sagen: Okay, das Christentum ist kacke und gutmenschlich und volksfeindlich und weg damit!
Aber ihr könnt nicht sagen, dass bei gleichzeitig strengem Katholizismus eure größte Sorge die Reinrassigkeit des Dorfes, des Volkes ist - und ihr könnt vorallem nicht sagen, dass ein Christentum, dessen Werteebene man kastriert habe, abzulehnen sei, und gleichzeitig betonen, dass das Christentum ja kulturell sehr wichtig sei, aber man die unchristliche "Reinrassigkeit" unbedingt bewahren wolle!

Würdet ihr, in eurer Nachbarschaft, tausend katholische Neger gegen tausend arische Feministinnen tauschen?

Warum setzt ddu Katholizismus mit Christentum? Und die eigentliche Christliche Lehre ist nicht Ethnopluralistisch.

Felidae
22.03.2009, 20:05
Klar.
Aber degradiert der Papst irgendwen zu einem "würdelosen Häuflein Elend", wenn er mit bestimmten Standpunkten bzgl. irgendwelcher Bettgeschichten, die seit ganzganz kurzer Zeit von einem ganzganz kleinen Teil der Erde, der gerade dabei ist, auszusterben und sich islamisieren zu lassen, auf Mißkredit stößt?

Nein, ich teile da die Position des Papstes. Aber bei Scheidung der Ehe oder Homosexualität teile ich die kirchlichen Positionen der EKD.