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Vollständige Version anzeigen : Öff. Dienst: Entlohnung nach Leistung kommt



mentecaptus
10.02.2005, 00:32
Quelle: SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,340994,00.html)


Tarifpartner führen Bezahlung nach Leistung ein

Die Einigung ist eine Revolution. Nach langen Verhandlungen haben sich Gewerkschaft, Bund und kommunale Arbeitgeber auf eine Reform des 40 Jahre alten Tarifrechts geeinigt. Zum ersten Mal sollen die Angestellten des Öffentlichen Dienstes nach Leistung bezahlt werden. Allerdings: Die Länder wollen den Vertrag nicht übernehmen.

Der Einigung ging ein Verhandlungsmarathon voraus. Zwei Jahre hatten Arbeitgeber von Bund und Kommunen und die Gewerkschaften gebraucht, um sich auf die Eckpunkte des neuen Tarifvertragsrechts zu einigen. Am Ende sprachen sowohl Bundesinnenminister Otto Schily(SPD), der Verhandlungsführer des Bundes, als auch der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Frank Bsirske von einem positiven Ergebnis.

(...)

Böhle nannte als Beispiele den Einstieg in eine leistungsbezogene Bezahlung, signifikante Fortschritte bei der Ost-West-Angleichung sowie die Neuordnung der Lohngruppen bei einfachen Tätigkeiten. Zudem könnten Führungskräfte künftig auf Probe und Zeit beschäftigt werden. Auf Ebene der Landesverbände der Gewerkschaften gebe es die Möglichkeit, die 40-Stunden-Woche zu vereinbaren.

Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll 35 Monate betragen. In den Jahren 2005 bis 2007 erhielten die Arbeiter und Angestellten der Kommunen und des Bundes jeweils 300 Euro als Einmalzahlung. Für 2005 entspreche das einer Erhöhung der Einkommen um ein Prozent. In den beiden kommenden Jahren folgten keine weiteren Erhöhungen.

(...)

Schily hob besonders die neue Arbeitszeitregelung hervor, die zu einer weiteren Angleichung der Verhältnisse in Ost und West führen werde. Die Tarifpartner haben sich darauf verständigt, die Wochenarbeitszeit bei den Angestellten des Bundes auf 39 Stunden festzusetzen. Für die Beschäftigten im Westen Deutschlands bedeutet dies eine halbe Stunde Mehrarbeit, ihre ostdeutschen Kollegen arbeiten eine Stunde weniger. Für die kommunale Ebene wurde eine Öffnungsklausel formuliert. Demnach können auf Landesbezirksebene neuer Arbeitszeitregelungen vereinbart werden. Für die kommunalen Arbeitnehmer gilt derzeit noch die 40-Stunden-Woche im Osten und die 38,5-Stunden-Woche im Westen.

Sonderbudgets für Jahresendzahlungen
Für die leistungsbezogene Bezahlung soll eine neu zu gründende Kommission in den kommenden Monaten Kriterien erarbeiten. Das Geld für die Leistungsprämien soll den Angaben zufolge aus den Sonderbudgets für die Jahresendzahlungen entnommen werden. Nach Angaben von Schily soll die Einführung der Leistungskomponenten ab 2007 erfolgen und dann rund ein Prozent der Bezahlung ausmachen. Am Ende der Entwicklung solle die Leistungskomponente acht Prozent umfassen.

(...)

Eine hervorragenden Nachricht, denn bisher war es im Öffentlichen Dienst unmöglich, gute Leistungen durch Bonuszahlungen zu entlohnen. Und nun werden - zumindest auf Bundesebene - sogar Teile des Gehalts an die Leistungen gekoppelt werden können. Und als "Nebeneffekt" werden die Arbeitszeiten zwischen West und Ost angeglichen, ein Tribut an die Gewerkschaften.

Man kann nur hoffen, dass die Länder diese (oder entsprechende) Regelungen übernehmen werden...

John Donne
10.02.2005, 01:15
Quelle: SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,340994,00.html)

Eine hervorragenden Nachricht, denn bisher war es im Öffentlichen Dienst unmöglich, gute Leistungen durch Bonuszahlungen zu entlohnen. Und nun werden - zumindest auf Bundesebene - sogar Teile des Gehalts an die Leistungen gekoppelt werden können. Und als "Nebeneffekt" werden die Arbeitszeiten zwischen West und Ost angeglichen, ein Tribut an die Gewerkschaften.

Man kann nur hoffen, dass die Länder diese (oder entsprechende) Regelungen übernehmen werden...

Grundsätzlich empfinde ich das durchaus als überaus positive Nachricht. Auch gegen eine 40-Stunden Woche im öffentlichen Dienst habe ich grundsätzlich nichts. Dennoch gebe ich folgende zwei Punkte zu bedenken, von denen der erste m.E. der wichtigere ist:

- Ich fürchte, es wird aufgrund einer rechnerisch verlängerten Arbeitszeit wieder zu "Taschenspielertricks" kommen: Schon vor etwa 1 1/2 Jahren wurde (zumindest in NRW) die Wochenarbeitszeit von Hochschullehrern um 1 Stunde erhöht. Schon die offizielle Erhöhung der offiziellen Wochenarbeitszeit wurde von vielen insofern als Ohrfeige empfunden, als diverses Hochschulpersonal sowieso faktisch wesentlich mehr arbeitet als offiziell ausgewiesen (irgendwie muß der Betrieb ja auch bei Besetzungsstops und klammer Finanzlage aufrechterhalten werden). Aber rechnerisch waren durch die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf dem Papier ja nun Überkapazitäten entstanden, die auf dem Papier eine weitere Personalausdünnung rechtfertigten. Das wurde und wird - m.E. mit Recht - als der eigentliche Pferdefuß empfunden. Ich befürchte, dieses Spiel wird an den Hochschulen (und nicht nur dort, sondern z.B. sicherlich auch an anderen Schulen und sonstwo) in eine weitere Runde gehen.

- So gut eine Bezahlung nach Leistung klingt - und ich bin grundsätzlich durchaus ein Verfechter des Leistungsprinzips - so unklar ist mir in gewissen Bereichen, die in den öffentlichen Dienst fallen (wobei das Bildungssystem wieder ein gutes Beispiel darstellt), wie und von wem die Leistung gemessen werden soll (und ob sie in allen Fällen überhaupt meßbar ist!). Um wieder auf das Beispiel der Hochschule zurückzukommen: Es kann in niemands Interesse sein, daß der unterbesetzte Lehrkörper einen substantiellen Teil seiner Zeit dafür aufbringt, minutiös alle Handlungen eines Arbeitstages zu notieren. Ich halte das für kontraproduktiv. Sollte jemand allerdings ein überzeugendes System zur Leistungsmessung in allen Fällen kennen, lasse ich mich gern überzeugen.

Grüße
John

mentecaptus
10.02.2005, 11:00
Grundsätzlich empfinde ich das durchaus als überaus positive Nachricht. Auch gegen eine 40-Stunden Woche im öffentlichen Dienst habe ich grundsätzlich nichts. Dennoch gebe ich folgende zwei Punkte zu bedenken, von denen der erste m.E. der wichtigere ist:

- Ich fürchte, es wird aufgrund einer rechnerisch verlängerten Arbeitszeit wieder zu "Taschenspielertricks" kommen: Schon vor etwa 1 1/2 Jahren wurde (zumindest in NRW) die Wochenarbeitszeit von Hochschullehrern um 1 Stunde erhöht. Schon die offizielle Erhöhung der offiziellen Wochenarbeitszeit wurde von vielen insofern als Ohrfeige empfunden, als diverses Hochschulpersonal sowieso faktisch wesentlich mehr arbeitet als offiziell ausgewiesen (irgendwie muß der Betrieb ja auch bei Besetzungsstops und klammer Finanzlage aufrechterhalten werden). Aber rechnerisch waren durch die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf dem Papier ja nun Überkapazitäten entstanden, die auf dem Papier eine weitere Personalausdünnung rechtfertigten. Das wurde und wird - m.E. mit Recht - als der eigentliche Pferdefuß empfunden. Ich befürchte, dieses Spiel wird an den Hochschulen (und nicht nur dort, sondern z.B. sicherlich auch an anderen Schulen und sonstwo) in eine weitere Runde gehen.

- So gut eine Bezahlung nach Leistung klingt - und ich bin grundsätzlich durchaus ein Verfechter des Leistungsprinzips - so unklar ist mir in gewissen Bereichen, die in den öffentlichen Dienst fallen (wobei das Bildungssystem wieder ein gutes Beispiel darstellt), wie und von wem die Leistung gemessen werden soll (und ob sie in allen Fällen überhaupt meßbar ist!). Um wieder auf das Beispiel der Hochschule zurückzukommen: Es kann in niemands Interesse sein, daß der unterbesetzte Lehrkörper einen substantiellen Teil seiner Zeit dafür aufbringt, minutiös alle Handlungen eines Arbeitstages zu notieren. Ich halte das für kontraproduktiv. Sollte jemand allerdings ein überzeugendes System zur Leistungsmessung in allen Fällen kennen, lasse ich mich gern überzeugen.

Grüße
John
Der öffentliche Dienst besteht ja nicht nur aus Hochschulen, sondern vor allem aus den Verwaltungen und den Beschäftigten bei den diversen städtischen Betireben (zB Müllabfuhr).

Was die Kontrolle der Leistung angeht, so muss ein Ziel vereinart werden, dass sich nach einer bestimmten Zeit auch messen lässt - also bestimmte Quoten, bestimmte Zahlen oder sonstwas. Das ist aber sehr individuell von Bereich zu Bereich unterschiedlich auszugestalten und eine pauschale Lösung kann ich mir da nicht vorstellen. Ein Beispiel aus der Bauverwaltung wäre vielleicht, die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrages als Leistungsmerkmal - und wenn eine bestimmte Zeit erriecht wird, gibt es den Leistunsteil. Ist der Mitarbeiter (oder die Abteilung) zu langsam, gibts eben nur den Grundanteil des Gehalts.

John Donne
10.02.2005, 20:04
Der öffentliche Dienst besteht ja nicht nur aus Hochschulen, sondern vor allem aus den Verwaltungen und den Beschäftigten bei den diversen städtischen Betireben (zB Müllabfuhr).

Völlig richtig. In den Bereich der Hochschule glaube ich, eine gewisse Einsicht zu haben und er interessiert mich eben auch besonders. Daher dieser Kritikpunkt.



Was die Kontrolle der Leistung angeht, so muss ein Ziel vereinart werden, dass sich nach einer bestimmten Zeit auch messen lässt - also bestimmte Quoten, bestimmte Zahlen oder sonstwas.

Klar, ohne Quantifizierung keine Leistungsmessung.



Das ist aber sehr individuell von Bereich zu Bereich unterschiedlich auszugestalten und eine pauschale Lösung kann ich mir da nicht vorstellen.

Ich auch nicht. Was ich mir allerdings vorstellen kann, ist, daß bei der Umsetzung diese Notwendigkeit der Differenzierung nicht gesehen oder (falls gesehen) nicht umgesetzt wird...



Ein Beispiel aus der Bauverwaltung wäre vielleicht, die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrages als Leistungsmerkmal - und wenn eine bestimmte Zeit erriecht wird, gibt es den Leistunsteil. Ist der Mitarbeiter (oder die Abteilung) zu langsam, gibts eben nur den Grundanteil des Gehalts.
Für Geschäftsprozesse im "Bauamt" klingt das vernünftig. Bei der sehr überwiegenden Mehrheit gerade der Ämter sollte es da m.E. auch keinerlei Probleme geben. Aber in einigen Fällen kommt man da m.E. auf schematischem Wege einfach nicht weiter. Dann ist wieder Flexibilität und Kreativität gefragt.

Grüße
John

trib996
10.02.2005, 21:33
Quelle: SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,340994,00.html)


Eine hervorragenden Nachricht, denn bisher war es im Öffentlichen Dienst unmöglich, gute Leistungen durch Bonuszahlungen zu entlohnen. Und nun werden - zumindest auf Bundesebene - sogar Teile des Gehalts an die Leistungen gekoppelt werden können. Und als "Nebeneffekt" werden die Arbeitszeiten zwischen West und Ost angeglichen, ein Tribut an die Gewerkschaften.

Man kann nur hoffen, dass die Länder diese (oder entsprechende) Regelungen übernehmen werden...




Ich arbeite schon immer 40h die Woche , meistens mehr.
Niemals geht man bei uns runter. :rolleyes:

Dann möchte ich mal wissen , woran man gute Leistungen erkennt und wer darüber befindet ?
:rolleyes:

Da die Haushaltslage extrem angespannt ist , sollte man auf Bonuszahlungen total verzichten .
Ich persönlich wäre sogar zu Nullrunden bereit .

Thrar
10.02.2005, 21:35
Wann werden die Arbeitszeiten angeglichen ?

Ich arbeite schon immer 40h die Woche , meistens mehr.
Bekommen wir jetzt die 35Stunden Woche ?

Ist das denn zu viel?

trib996
10.02.2005, 21:39
Weiß nicht . :rolleyes:

Was meinst du ?

:rolleyes:

Thrar
10.02.2005, 21:42
Weiß nicht . :rolleyes:

Was meinst du ?

:rolleyes:

Also ich könnte mir schon denken das 8h am Tag angemessen sind. Hat man natürlich noch Familie kann das ein wenig eng werden, aber früher war es ja auch nicht einfacher.

trib996
10.02.2005, 21:47
Ich komm mit klar und man braucht ja nun mal Zeit um seine Arbeit zu erledigen.
Aber die Unterscheide zw. Ost und West motivieren einen nicht gerade.

Weiterhin ignoriere ich nicht die Finanzielle Lage der Kommunen und deshalb wäre ich gegen zusätzliche Bonuszahlungen ,vor allem auf Ämtern .

Thrar
10.02.2005, 21:51
Ich weiss es gar nicht so recht: Wie sind denn so die Unterschiede zwischen O und W?

Jerry Cash
10.02.2005, 22:01
Quelle: SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,340994,00.html)


Und als "Nebeneffekt" werden die Arbeitszeiten zwischen West und Ost angeglichen, ein Tribut an die Gewerkschaften.

Man kann nur hoffen, dass die Länder diese (oder entsprechende) Regelungen übernehmen werden...

Jerry Cash
10.02.2005, 22:11
Ein kleiner Erfolg ! Endlich werden die Arbeitszeiten zwischen Ost und West angeglichen und unsere Brüder u. Schwestern in den Beitrittsgebieten werden zumindest im Öffentlichen Dienst nicht mehr vergewaltigt.Sie mussten ja auch genügen Opfer bringen , seit Einführung des Kapitalismus- brutal.

trib996
11.02.2005, 14:15
Ich weiss es gar nicht so recht: Wie sind denn so die Unterschiede zwischen O und W?


Ich arbeite 40h die Woche bei weniger Geld ,als meine Kollegen im Westen

Siran
11.02.2005, 14:25
Also zumindest Beamte haben bei uns in Baden-Württemberg generell die 41 Stunden Woche.

trib996
11.02.2005, 15:07
41h als Beamte , hätte ich ja nicht gedacht .