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Vollständige Version anzeigen : "Politik und Religion" - folgt der Politikverdrossenheit die Religionsverdrossenheit?



Beverly
07.03.2009, 14:48
Die so genannte Politikverdrossenheit gibt es seit zwei Jahrzehnten. Eigentlich ist sie kein Verdruss an der Politik als solcher. Im Gegenteil: besonders Menschen, die sich für Politik interessieren, zeigen sich immer unzufriedener mit dem, was da geboten wird. "Es ist alles eine Soße!", ist ein wichtiger Satz jener, die Parteien und Politiker Leid sind.
Einen ersten Höhepunkt erreichte die Politik(er)verdrossenheit in den 1990er Jahren. Mit der Wahl von Rot-Grün 1998 flaute sie vorübergehend ab, um seit der Verkündung der Agenda 2010 in 2003 und der Installierung der Großen Koalition 2005 um so massiver wieder zu kommen. Von einem ehemaligen Hoffnungsträger wie Gerd Schröder heißt es: "Der hat uns doch nur verarscht!"

Damit sind wir bei einem zweiten Hoffnungsträger aus Deutschland: Papst Benedikt XVI. Bei seiner Wahl von den Medien noch begeistert gefeiert, ist sein Stern seit der Wiederaufnahme der Pius-Bruderschaft in die Katholische Kirche im Sinken begriffen.
Wer aus Frust über die weltliche Politik in die Religion flüchtete, muss sich da vom Regen in die Traufe gekommen fühlen. Gezeter, Gezänk, Peinlichkeiten, Doppelmoral, handwerkliche Unfähigkeit und inhaltliche Defizite.

Im lustvoll zelebrierten Versagen gegenüber den Menschen, für die sie angeblich Sorge tragen, und dem Zynismus ihrer Diskurse gleichen sich "weltliche" und "geistige" Instanzen oft auf beschämende Weise. Den Spruch "Arme wird es immer geben" sondern Politiker und Kirchenleuchte gleichermaßen ab. Beide meinen damit, dass das einfache Volk gefälligst für seine Herren zu leiden habe.
Sowohl im weltlichen als auch im religiösen Diskurs halten es fast nur noch Fanatiker und Zyniker aus. Weil hier wie dort Dinge verschwurbelt werden, an die rechtschaffene und kritische Menschen unmöglich glauben können.
Sowohl an politischen als auch an "allgemeinen", transzendenten Fragen interessierte Menschen sind heute vor allem eines: in keiner Partei und in keiner Religion!

Was tun?

Alle Parteien verbieten?

Gegenargument: "Wir brauchen Parteien, aber nicht diese!"

Die Religionen verbieten?

Nun ja, ich finde, einge Gesellschaft braucht

- Gemeinden vor Ort, wo sich Menschen regelmäßig treffen
- eine Instanz, die den Menschen für das tägliche Leben taugliche Werte vermittelt
- ebenso dringend Diskurse über das Transzendente, Große und Ganze, weil die Vernachlässigung des Großen und Ganzen irgendwann auch das Kleine und Besondere vor Ort zusammenbrechen lässt

Das sind drei Argumente, die nicht für die Religionen sprechen, wie sie sind.

Hans Huckebein
07.03.2009, 18:34
Die so genannte Politikverdrossenheit gibt es seit zwei Jahrzehnten. Von einem ehemaligen Hoffnungsträger wie Gerd Schröder heißt es: "Der hat uns doch nur verarscht!"


Und so ist es ja heute auch noch!:]
Banken werden unterstützt ( obwohl da eine natürliche auslese mal gut tun würde), aber der normalverdiener bleibt auf der strecke;

Sie sind halt vom volke meilenweit entfernt!?(
Bei der religion waren es ja hauptsächlich die älteren, welche die kirchensteuer bezahlt haben!
Bei dem debakel hier in berlin=reli. unterricht/ethik, wird die verdrossenheit noch weiter zunehmen!
Mir scheint es gewollt!:]

Beverly
08.03.2009, 11:51
Bei dem debakel hier in berlin=reli. unterricht/ethik, wird die verdrossenheit noch weiter zunehmen!

Meines Wissens ist das so: die Anhänger der Religionen gehen auf die Barrikaden, weil sie das verpflichtende Unterrichtsfach "Ethik" insgesamt kippen wollen. Was für mich bedeutet, dass sie übergreifende Werte, so nicht in ihrem Kult und ihrer Auslegung enthalten, grundsätzlich ablehnen.

Gawen
08.03.2009, 12:50
Die Politiker Frankfurter Schule vermissen halt die Letztbegründung... :D


"Als sich Sünde in Schuld, das Vergehen gegen göttliche Gebote in den Verstoß gegen menschliche Gesetze verwandelte, ging etwas verloren." Wolle sich die Gesellschaft nicht von "wichtigen Ressourcen der Sinnstiftung abschneiden", müsse sie sich "einen Sinn für die Artikulationskraft religiöser Sprachen bewahren".

(Habermas (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,162371,00.html))


Sie sind halt keine lieben Götter und politische Dogmen sind immer diskutabel. So neiden sie denn dem Pabst die Unfehlbarkeit "ex cathedra".

Ausonius
08.03.2009, 13:08
Im Gegensatz zur Politikverdrossenheit ist eine Religionsverdrossenheit immer wünschenswert. In meinem Idealbild stellt "Kirche" bzw. "Tempel" (um es nicht auf die christliche Religion zu beschränken) nur noch einen Raum zum Horten des religiös entstandenen Kulturguts dar; man schaut sonntags mal rein wie ins städtische Museen und schmunzelt über die mittelalterlichen Vorstellungen der ehemals bedeutenden Religionen.

bernhard44
08.03.2009, 13:21
Im Gegensatz zur Politikverdrossenheit ist eine Religionsverdrossenheit immer wünschenswert. In meinem Idealbild stellt "Kirche" bzw. "Tempel" (um es nicht auf die christliche Religion zu beschränken) nur noch einen Raum zum Horten des religiös entstandenen Kulturguts dar; man schaut sonntags mal rein wie ins städtische Museen und schmunzelt über die mittelalterlichen Vorstellungen der ehemals bedeutenden Religionen.

schätze aber genau das Gegenteil wird eintreten! Die Menschen spüren, dass die Politik längst die Bindung zum Volk verloren hat und sich nur noch mit sich selbst und der Sicherung ihrer Pfründe beschäftigt ist!
Es wir daher eine Hinwendung zur Religion geben, weniger zu den etablierten sondern neue, andere (radikalere siehe USA/Lateinamerika)) werden entstehen, alternativ auch zum Islam!

Freddy Krüger
08.03.2009, 13:24
Die Religionen verbieten?

Da Tunten wie du keine Kinder kriegen, denke ich, dass sich eher die Religion des Islam durchsetzt, und sowas wie dich an Baukränen aufhängt.

Damit hätte die Islamisierung wenigstens etwas Gutes;)

Das Feindbild Mensch
08.03.2009, 14:19
Religionsverdrossenheit zeigt dass die Leute sich endlich mal Gedanken machen und langsam zur vernunft kommen. Leider hält sowas meistens nicht lange an (wie die geschichte zeigt). Was wir bräuchten wäre eine große Organisation die die Belange von Atheisten und Leuten die nicht den großen Religionen angehören durchsetzt.


Da Tunten wie du keine Kinder kriegen, denke ich, dass sich eher die Religion des Islam durchsetzt, und sowas wie dich an Baukränen aufhängt.

Damit hätte die Islamisierung wenigstens etwas Gutes;)

Ein paar Menschen weniger würden der Menschheit sicherlich gut tun. Ich seh auch nicht wirklich so viel Sinn darin sich zu vermehren wie ein Karnickel. Ein Kind wird mit großer Wahrscheinlichkeit sein ganzes Leben lang arbeiten müssen und Arbeitssklave für den Staat (wehrpflicht) oder für irgendwelche Unternehmen sein.

Geben wir der Welt mal ne kleine vernschnaufpause vom "Menschen" und treten wir ein bisschen zurück. Wär mal ne sinnvolle Neuerung!

marc
08.03.2009, 14:22
Was wir bräuchten wäre eine große Organisation die die Belange von Atheisten und Leuten die nicht den großen Religionen angehören durchsetzt.

Gibt es ja vielleicht bald. Oder irgendwann:
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/Archiv/zentralrat.pdf

Sauerländer
08.03.2009, 14:35
Im Gegensatz zur Politikverdrossenheit ist eine Religionsverdrossenheit immer wünschenswert.
Das sehe ich grundsätzlich anders.
Politikverdrossenheit zeigt an, dass die Menschen den Glauben an die grundsätzlich richtige Haltung sowie das sinnvolle Handeln seitens der Eliten verloren haben - und ist zumindest unter gegenwärtigen Bedingungen somit Ausdruck einer wenigstens im Passiven noch korrekten Wahrnehmung des Geschehens.
Religionsverdrossenheit hingegen ist das Nein zur Transzendenz.

Beverly
08.03.2009, 17:13
Die Menschen spüren, dass die Politik längst die Bindung zum Volk verloren hat und sich nur noch mit sich selbst und der Sicherung ihrer Pfründe beschäftigt ist!
Es wir daher eine Hinwendung zur Religion geben, weniger zu den etablierten sondern neue, andere (radikalere siehe USA/Lateinamerika)) werden entstehen, alternativ auch zum Islam!

Also vom Regen in die Traufe. Denn das, was säkulare Politik seit 250 Jahren treibt, treiben diverse Banden von Kuttenträgern schon seit Jahrtausenden. Nicht zu vergessen, dass auch in den letzten 250 Jahren religiöser Obskurantismus viel Unheil angerichtet hat.

Beverly
08.03.2009, 17:20
Politikverdrossenheit zeigt an, dass die Menschen den Glauben an die grundsätzlich richtige Haltung sowie das sinnvolle Handeln seitens der Eliten verloren haben - und ist zumindest unter gegenwärtigen Bedingungen somit Ausdruck einer wenigstens im Passiven noch korrekten Wahrnehmung des Geschehens.

So ist es aber auch mit der Religionsverdrossenheit.


Religionsverdrossenheit hingegen ist das Nein zur Transzendenz.

Sie ist zunächst nur das Nein zur Fortsetzung von Politik im religiösen Gewand. Die im übrigen meines Erachtens jede glaubwürdige Art von Transzendenz selbst abgrundtief pervertiert. Weil sie die Menschen zwingt, im Zeichen der Transzendenz an jeden beliebigen Unsinn zu glauben.

Beverly
08.03.2009, 17:22
Was wir bräuchten wäre eine große Organisation die die Belange von Atheisten und Leuten die nicht den großen Religionen angehören durchsetzt.

Zustimmung