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Vollständige Version anzeigen : Kernkraft-Kooperation: Siemens setzt auf Russland



alta velocidad
04.03.2009, 19:37
Kooperation mit Rosatom angekündigt

Siemens setzt wieder auf Atomkraft

Nur wenige Monate nach der Ausstiegsankündigung beim französischen Atom-Konzern Areva plant Siemens mit dem russischen Staatskonzern Rosatom den Wiedereinstieg in die Atomenergietechnik. Beide Unternehmen kündigten in Berlin die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau von Kernkraftwerken an.

[…]

In der neuen Kooperation will sich der deutsche Konzern erstmals wieder im "heißen Bereich" der Nukleartechnik engagieren. Basis dafür ist die russische Druckwasserreaktor-Technologie (WWER). Bislang liefert Siemens nur konventionelle Technik für Kernkraftwerke wie Turbinen und Steuerungsanlagen.

[…]

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/siemens210.html

Na, wer hätte das gedacht, ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen einer deutschen und ein russischen Firma im Kernkraftbereich, mit russischen Reaktoren als Basis?

klartext
04.03.2009, 19:44
Frankreich hat bereits Klage vor dem Europäischen Gerichtshof angedroht. Immerhin ist Siemens immer noch auch bei den Franzosen beteiligt, also bei der Konkurrenz.
Natürlich ist das für die Russen eine Chance. Niemand in der westlichen westlichen Welt würde russische Atomtechnik kaufen. Mit Siemens im Boot sieht das anders aus.

Geronimo
04.03.2009, 19:45
Warum haben wir nur den THTR aufgegeben? Wahnsinn!!!!

borisbaran
05.03.2009, 00:32
Warum haben wir nur den THTR aufgegeben? Wahnsinn!!!!
aus technischen und finanziellen Gründen.

FranzKonz
05.03.2009, 00:46
Warum haben wir nur den THTR aufgegeben? Wahnsinn!!!!

Passt schon. Die Russen sind auf diesem Gebiet offenbar weiter, denn sie haben einige davon im Echtbetrieb laufen.

Problem bei der Technik ist überwiegend die Wiederaufbereitung, das haben wir im dichtbesiedelten (grünen) Deutschland, in Rußland dagegen findet sich ein abgelegens Plätzchen, über das keiner spricht.

Auf eine gute Zusammenarbeit mit den Russen. :prost:

Candymaker
05.03.2009, 06:15
Niemand in der westlichen westlichen Welt würde russische Atomtechnik kaufen.


Die Zusammenarbeit mit den Russen ist für Siemens noch die letzte unter den schlechten Alternativen. Da die Deutschen so blöd sind und aus der bösen Kernenergie aussteigen, ist Siemens auf Kooperation mit ausländischen Partnern angewiesen, wenn es nicht aus diesem Marktsegment rausfallen möchte. In Frankreich trifft Siemens auf eine für sich als Partner sehr unvorteilhafte Lage, da die Franzosen bereits über eine gut entwickelte und selbstbewusste Atomindustrie samt Aufbereitungsanlagen usw.verfügen.

Es hatte einen sehr guten Grund, warum man trotz gut vorauszusehender Randexistenz zuerst mit den Franzosen und nicht mit den Russen zusammenarbeiten wollte. Anscheinend haben die Franzosen die Daumenschrauben zu sehr angezogen. Also bleibt nur noch die letze Alternative: Russland.

Ich kann mir vorstellen, dass es kein wirkliches Vergnügen für Siemens sein wird, erstmal die russischen Särge komplett technisch umzugestalten. Eine Sisiphusarbeit. Für die Russen wird das natürlich ein technologischer Quantensprung in Bezug auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität. Wer die "Qualität" der russischen Technik kennt, kann gut erahnen, wie verzweifelt Siemens sein muss.

Dass in Russland die Tschernobylreaktoren nach wie vor munter weiterlaufen sagt eigentlich schon alles aus über die tödliche Ignoranz und Verantwortungslosigkeit der Russen. Der Zustand russischer Reaktoren im Jahr 2009 erinnert im besten Falle noch an ein Technikmuseum.
Nicht mal anständige Stühle zum Sitzen können die ihren Mitarbeitern beschaffen, sämtliche Apparaturen sind jahrzehnte alt und galten im Westen auch damals schon als Plundergebäck Schulnote 4. Ich verstehe nicht, warum die Forumsrussen hier noch versuchen, damit anzugeben.

http://www.wdcb.rssi.ru/mining/krasn/grz.jpg
http://gazeta.sebastopol.ua/files/1746/reactor4.jpg
http://gazeta.sebastopol.ua/files/1746/reactor2.jpg

alta velocidad
05.03.2009, 11:54
Naja, Siemens scheint das anders zu sehen und lässt sich auch nicht von solchen Klatsch-Bildchen, wie Du sie hier aufgetrieben hast, beeindrucken.
Siemens wird auch erst einmal nicht viel an den Reaktoren umgestalten, da Siemens bei den Russen der Junior-Partner ist und weiterhin gar nicht mehr über die Technik verfügt, mal eben einen neuen Reaktor zu bauen, nicht umsonst wollen sie mit Russland zusammenarbeiten.
Auch weiß ich nicht, was das Ganze mit Tschernobyl, also einem Reaktortyp, der uralt ist, zu tun hat. Wir leben im Jahr 2009 und auch in Russland baut man heute andere Reaktoren.

Candymaker
05.03.2009, 12:05
Siemens wird auch erst einmal nicht viel an den Reaktoren umgestalten, da Siemens bei den Russen der Junior-Partner ist


Du meinst die Russen sind der Junior-Partner. :))

alta velocidad
05.03.2009, 13:14
Du meinst die Russen sind der Junior-Partner. :))

Nö, Siemens ist der Juniorpartner, das sagt Siemens selber und das sieht man an den Mehrheitsverhältnissen, auch wenn das jetzt Dein Weltbild zum Wanken bringt. :D

klartext
05.03.2009, 22:43
Nö, Siemens ist der Juniorpartner, das sagt Siemens selber und das sieht man an den Mehrheitsverhältnissen, auch wenn das jetzt Dein Weltbild zum Wanken bringt. :D

Das eine Prozent mehr für die Russen hat juristische Gründe. Siemens hofft damit, einer französischen Klage zu entgehen. Du solltest dich besser informieren und dann posten.
Einfach mal abwarten, wie sich das entwickelt. Eine auch für uns erfolgreiche Zusammenarbeit mit russischen Staatskonzernen ist bisher unbekannt.
Siemens geht es dabei weniger um den Bau des atomaren Teils, sondern um die anderen Bestandteile der Kraftwerkstechnik, also Turbinen und Generatoren. In dem Punkt sind die Russen noch Mittelalter.
Was heute an Reaktoren in Russland steht, würde in jedem europäischen Land umgehend geschlossen, Schrott mit hohem Risiko.

alta velocidad
06.03.2009, 01:03
Das eine Prozent mehr für die Russen hat juristische Gründe. […]

Nö, das hängt damit zusammen, dass Nukleartechnologie in Russland zur strategischen Industrie zählt. Das kann man in der deutschen Presse locker nachlesen.

willy
03.05.2009, 09:51
Soweit ich weiß, gibt es eine Art Fonds, in welchen die dt. Kernkraftbetreiber einzahlen. Aus den Mitteln dieses Fonds soll dann die spätere Endlagerung finanziert werden. Letzten Lesungen meinerseits lag sein Volumen bei rund 23Mrd Euro.

Finde leider keine Quelle dazu. Nur eine, die beweist, dass es in der Schweiz auf diese Weise gehandhabt wird.

Kann mir da wer weiterhelfen?

romeo1
03.05.2009, 10:43
Über private Kontakte weiß ich, daß Siemens in der KKW-Technologie nicht nur Beziehungen nach Rußland, sondern auch nach China unterhält.

tommy3333
04.05.2009, 08:15
Passt schon. Die Russen sind auf diesem Gebiet offenbar weiter, denn sie haben einige davon im Echtbetrieb laufen.

Problem bei der Technik ist überwiegend die Wiederaufbereitung, das haben wir im dichtbesiedelten (grünen) Deutschland, in Rußland dagegen findet sich ein abgelegens Plätzchen, über das keiner spricht.

Auf eine gute Zusammenarbeit mit den Russen. :prost:
Waren die Russen auch schon zum Zeitpunkt des dt. Ausstiegs weiter?

Sprecher
04.05.2009, 17:00
Siemens ist doch nur noch im Geschäft mit konventionellen Technologien (Turbinen etc), auch bei der Kooperation mit den Russen. Das "heiße Geschäft" mit der echten Nukleartechnologie hat man wie so vieles andere auch (siehe Rüstungstechnik, Elektronik und Chemie) den Franzmännern überlassen. Möglicherweise auf Druck der Politik (2+4-Verträge)

FranzKonz
05.05.2009, 09:58
Waren die Russen auch schon zum Zeitpunkt des dt. Ausstiegs weiter?

Spielt's eine Rolle?

Wiederaufbereitung war bei uns politisch nicht durchsetzbar, der Bau neuer Kraftwerke fand keine politische Unterstützung mehr. Deshalb ist es klug von Siemens, das Know How nicht verkommen zu lassen und strategische Partnerschaften einzugehen.

Dreht sich das politische Klima auf Grund massiver Verteuerung der Energie kann wieder eingestiegen werden.

tommy3333
05.05.2009, 12:05
Spielt's eine Rolle?
Sicher nicht. Ich fragte nur aus Neugier.


Wiederaufbereitung war bei uns politisch nicht durchsetzbar, der Bau neuer Kraftwerke fand keine politische Unterstützung mehr. Deshalb ist es klug von Siemens, das Know How nicht verkommen zu lassen und strategische Partnerschaften einzugehen.

Dreht sich das politische Klima auf Grund massiver Verteuerung der Energie kann wieder eingestiegen werden.
Ich weiß nicht, wie weit die Russen im Vgl. zu anderen Ländern, die weiterhin Atomenergie einsetzen wollen, wirklich sind. Dass sie aber genug Platz an abgelegensten Stellen für die Atommüllendlagerung haben, ist sicherlich ein Vorteil.

Ob das reicht, ist aber eine andere Frage, denn nicht nur die Wiederaufbereitung oder der Bau neuer AKW's wird hier pol. verhindert - sogar schon Atommülltransporte stoßen auf den Widerstand hiesiger Ökofanatiker und werden auch pol. nicht mehr gewollt. Allein das ganze Brimborium mit Polizeiaufgebot und das Katz- und Mausspiel mit den Schienenbesetzern ist schon peinlich. Du hast wohl recht damit, dass für den (Wieder-)Einsatz des Atomstroms der Strompreis (auf der EK-Seite) noch nicht hoch genug ist.

FranzKonz
05.05.2009, 12:25
Ich weiß nicht, wie weit die Russen im Vgl. zu anderen Ländern, die weiterhin Atomenergie einsetzen wollen, wirklich sind. Dass sie aber genug Platz an abgelegensten Stellen für die Atommüllendlagerung haben, ist sicherlich ein Vorteil.
Unsere Ingenieure sind oft sehr detailbesessen und haben deshalb oft verhältnismäßig lange Entwicklungszeiten. Soweit ich russische Technik bisher in der Hand hatte, ist sie einfacher gehalten, aber gerade deshalb ist sie zuverlässig oder doch zumindest leicht instand zu setzen.


Ob das reicht, ist aber eine andere Frage, denn nicht nur die Wiederaufbereitung oder der Bau neuer AKW's wird hier pol. verhindert - sogar schon Atommülltransporte stoßen auf den Widerstand hiesiger Ökofanatiker und werden auch pol. nicht mehr gewollt. Allein das ganze Brimborium mit Polizeiaufgebot und das Katz- und Mausspiel mit den Schienenbesetzern ist schon peinlich. Du hast wohl recht damit, dass für den (Wieder-)Einsatz des Atomstroms der Strompreis (auf der EK-Seite) noch nicht hoch genug ist.

Ich halte das wirklich für eine Preisfrage. Sobald eine große Mehrheit Atomstrom will, werden auch grobe Polizeieinsätze realisierbar. Dann ist's mit dem Katz- und Mausspiel ganz schnell vorbei.