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Vollständige Version anzeigen : Sein und Bewusstein



abc
07.02.2005, 11:21
"Das Sein bestimmt Bewusstein". Wie ist der Satz eigentlich zu verstehen? Meine These: Eine Determination des Denkens ist nicht gemeint.

nimreem
07.02.2005, 11:45
"Das Sein bestimmt Bewusstein". Wie ist der Satz eigentlich zu verstehen? Meine These: Eine Determination des Denkens ist nicht gemeint.
Einfach formuliert: Wer reich ist, denkt sich, warum soll ich davon etwas abgeben? Wer arm ist, denkt sich, warum gibt der mir davon nichts ab?
Genauer: der Reiche hält eher die Eigentumsfreiheit, der Arme die Verteilungsgleichheit hoch.

Roter Prolet
07.02.2005, 12:53
"Das Sein bestimmt Bewusstein". Wie ist der Satz eigentlich zu verstehen? Meine These: Eine Determination des Denkens ist nicht gemeint.

Endlich mal eine intelligentes Thema, danke abc. :top:
Hatte schon befürchtet, dass die Foren hier nur noch mit NPD und co. zugemüllt wird.

abc
07.02.2005, 13:23
danke.

@nimreem: ein bischen zu vereinfacht oder? zumal das so auch nicht stimmt. das zitat steht bei marx unter dem stichwort fetischcharakter der ware. und der satz beschreibt lediglich, dass sich die warenbesitzer wenn sie ihre waren austauschen entsprechend ihrer position im warentausch verhalten müssen. sie müssen also quasi die stellung ihrer ware annehmen, um ihre zwecke zu erreichen. also entweder geld durch verkauf bekommen, oder ware durch kauf. in dem prozess müssen sie sich frei machen von persönlichen motivationen, sonst geht der austausch nicht.

was hierzulande immer draus gemacht wird ist, dass das denken vorbestimmt sei. die leute könnten nicht anders als als unternehmer, lohnempfänger usw zu denken

nimreem
07.02.2005, 13:29
danke.

@nimreem: ein bischen zu vereinfacht oder? zumal das so auch nicht stimmt. das zitat steht bei marx unter dem stichwort fetischcharakter der ware. und der satz beschreibt lediglich, dass sich die warenbesitzer wenn sie ihre waren austauschen entsprechend ihrer position im warentausch verhalten müssen. sie müssen also quasi die stellung ihrer ware annehmen, um ihre zwecke zu erreichen. also entweder geld durch verkauf bekommen, oder ware durch kauf. in dem prozess müssen sie sich frei machen von persönlichen motivationen, sonst geht der austausch nicht.

was hierzulande immer draus gemacht wird ist, dass das denken vorbestimmt sei. die leute könnten nicht anders als als unternehmer, lohnempfänger usw zu denkenIst das so? Interessant, bin ja kein Marxist. Mal sehen, wie sich Marxisten hierzu äußern.

Roter Prolet
07.02.2005, 13:46
Hallo alle zusammen!

Wie ich schon sagte, dieser Thread ist der intelligenteste seit langem in den Foren.

Die Frage "Sein und Bewusstsein" sollte mit dem Marx'schen dialektischen Materialismus.

Es gibt bekannterweise zwei vorherrschende Denk-Richtungen: Idealismus und Materialismus. Erstere geht von der Annahme übernatürlicher Kräfte aus - d.h. Bewusstsein soll Materie/das Sein bestimmen/erschaffen, so wie Götter und anderen Phantasie-Wesen, während zweitere sich auf Dinge des Natürliches konzentriert.

abc
07.02.2005, 14:37
die trennung ist verkehrt. weder bestimmt die materie die inhalte des denkens (sie ist lediglich die voraussetzung des denkens), noch ist denken ohne materie (eben als voraussetzung) möglich.

das ist das problem von weltanschauungen im engeren sinne: sie betrachten die welt mit einem vorab zurecht gelegten modell und wollen sie damit erklären. das ist verkehrt. damit das funktionieren könnte, müsste man vor der erklärung schon wissen, was rauskomt. denn nur dann weiß man ja, ob das vorab gewählte modell zur erklärung hinterher auch passt. also: nicht die welt mit einer zuvor definierten anschauung betrachten, sondern sich die dinge erklären. hat marx übrigens so gemacht.

deswegen ist sein oben zitierter satz eben keine weltanschauung, sondern die erklärung der beziehung von warenbesitzern in der marktwirtschaft. mehr aber auch nicht.

Roter Prolet
07.02.2005, 16:50
die trennung ist verkehrt. weder bestimmt die materie die inhalte des denkens (sie ist lediglich die voraussetzung des denkens), noch ist denken ohne materie (eben als voraussetzung) möglich.

das ist das problem von weltanschauungen im engeren sinne: sie betrachten die welt mit einem vorab zurecht gelegten modell und wollen sie damit erklären. das ist verkehrt. damit das funktionieren könnte, müsste man vor der erklärung schon wissen, was rauskomt. denn nur dann weiß man ja, ob das vorab gewählte modell zur erklärung hinterher auch passt. also: nicht die welt mit einer zuvor definierten anschauung betrachten, sondern sich die dinge erklären. hat marx übrigens so gemacht.

deswegen ist sein oben zitierter satz eben keine weltanschauung, sondern die erklärung der beziehung von warenbesitzern in der marktwirtschaft. mehr aber auch nicht.

Pardon, aber ich beginne erst mit der Erklärung des Anfang des dialektischen Materialismus. Es kommt noch was. Ist nur eine Einleitung.

abc
07.02.2005, 16:58
na gut. ich bin gespannt. mein einwand bleibt aber bestehen

Kaiser
07.02.2005, 19:54
"Das Sein bestimmt Bewusstein". Wie ist der Satz eigentlich zu verstehen? Meine These: Eine Determination des Denkens ist nicht gemeint.

Ich würde sagen, dass es bedeutet das die materielle Situation die Persönlichkeit des Menschen prägt. Derselbe Mensch, wäre er einmal in Armut und einmal in Reichtum geboren sowie aufgewachsen, wäre jeweils ein komplett anderer geworden.

Ein deutscher Jäger
08.02.2005, 00:59
"Das Sein bestimmt das Bewußtsein" meint eigentlich:
Niemand kommt mit einer vorgefertigten Persönlichkeit auf die Welt. Es gibt gewisse Anlagen, die von Geburt aus schon vorhanden sind. Ob sie aber zum Vorschein kommen hängt vom weiteren Verlauf des Lebens ab: Erziehung, Umfeld, Kindheit, Pubertät usw. (in etwa so wie Risikofaktoren beim Krebs..)
Die Einflüsse die im Laufe des Lebens eine Persönlichkeit prägen sind wesentlich vielseitiger als die Anlagen (oder Instinkte) die der Mensch von Geburt aus mitbringt. So erkären sich z.B. die völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten und Kulturen der, sagen wir, westlich geprägten Meschen und der "Ureinwohner" am im Amazonas-Gebiet. Begriffe wie "Materialimus" und "Idealismus" sind Produkte der westlich geprägten Kultur (Kultur des Abendlandes).

@Amboss

Du hast neben Materialismus und Idealismus (Obskurantismus) noch den Rationalismus vergessen. Dieser ist die heute vorherrschende Form.
(Immer bezogen auf die westlichen Kulturen)

mfG

abc
08.02.2005, 09:06
@ dt. jäger

nein, genau das meint der satz nicht. diese determinismus-ideen sind ziemlicher blödsinn (siehe oben)

abc
09.02.2005, 14:16
@roter amboss: wolltest du nicht noch was schreiben?

Holzmichel
26.02.2005, 15:21
Zeit und Raum sind Funktionen des Seienden.

Hexe
28.04.2005, 17:56
"Das Sein bestimmt Bewusstein". Wie ist der Satz eigentlich zu verstehen? Meine These: Eine Determination des Denkens ist nicht gemeint.


Hmmm

Also von Marx? Da lohnt sich ja im Grunde gar keine Antwort, weil Marx eh bedeppert ist.



Daneben ist der Thread überhaupt nicht toll, weil:

Sprachliche Unschärfen dominieren und der Threadersteller offensichtlich nichts von Definitionen hält.

Was ist jetzt der Unterschied zw Sein, Bewußtsein und Denken... die 1 Mio Euro Frage. :rolleyes:

LuckyLuke
28.04.2005, 18:12
Die Antithese ist von Hegel:

Das Bewußtsein bestimmt das Sein.


Meiner Erfahrung nach liegt die Wahrheit, wie meist, irgendwo dazwischen.

Krabat
28.04.2005, 19:47
Das Bewußtsein bestimmt das Sein. Sofern man es sich leisten kann.

LuckyLuke
28.04.2005, 19:49
..oder es leisten kann. Es gibt Menschen die in der Lage sind, ihrer Realität zu verändern.

Krabat
28.04.2005, 19:54
..oder es leisten kann. Es gibt Menschen die in der Lage sind, ihrer Realität zu verändern.

Realität ist auch etwas, was im Kopf entsteht. Es ist nicht nur die ökonomische Lage. Realität ist sehr relativ.

LuckyLuke
28.04.2005, 19:57
Realität ist auch etwas, was im Kopf entsteht. Es ist nicht nur die ökonomische Lage. Realität ist sehr relativ.
Man kann sie trotzdem verändern, einen Willen zur Veränderung vorausgesetzt.


Entweder ändere ich das Bezugssystem, zwinge mich z.B zur Askese oder ich verändere eben die Realität.

Krabat
28.04.2005, 21:24
Man kann sie trotzdem verändern, einen Willen zur Veränderung vorausgesetzt.


Entweder ändere ich das Bezugssystem, zwinge mich z.B zur Askese oder ich verändere eben die Realität.

Wille zur Veränderung der Realität reicht nicht.

Sterben müssen wir in jedem Fall. Deine Zeit für Veränderung ist begrenzt.

LuckyLuke
28.04.2005, 21:38
Wille zur Veränderung der Realität reicht nicht.
Er ist aber das Fundament.


Sterben müssen wir in jedem Fall. Deine Zeit für Veränderung ist begrenzt.
Muss man immer in astronomischen Zeiträumen denken wollen?

Und eine Veränderung ist eine Veränderung eines Ausgangszustands, unabhängig von dessen Qualität.

Krabat
28.04.2005, 21:54
Muss man immer in astronomischen Zeiträumen denken wollen?


Die Zeitspanne Deines Lebens ist kein asronomischer Zeitraum. Sie liegt bei ungefähr 75 Jahren, wenn nichts schief geht vorher.

LuckyLuke
28.04.2005, 22:02
Die Zeitspanne Deines Lebens ist kein asronomischer Zeitraum. Sie liegt bei ungefähr 75 Jahren, wenn nichts schief geht vorher.
Na und, was schlussfolgerst du aus dieser Erkenntnis?

Das ich nichts verändern könnte?

Krabat
28.04.2005, 22:06
Na und, was schlussfolgerst du aus dieser Erkenntnis?

Das ich nichts verändern könnte?

Ja, das erscheint mir eine logische Schlußfolgerung. Das ist im allgemeinen auch so.

Was kannst Du denn verändern?

LuckyLuke
28.04.2005, 22:12
Also ich persönlich?

Meinen eigenen kleinen Mikrokosmos.

Andere, größere Menschen können vieleicht mehr, aber ich bin genügsam.