PDA

Vollständige Version anzeigen : Der politische Soldat - pro oder contra?



Geronimo
17.02.2009, 00:29
Habe gerade mal wieder den Film "Fabrik der Offiziere" gesehen. Recht ansehnlich, denke ich, Jedenfalls besser als die meisten Machwerke heutzutage. Dabei kommt, nachkriegstypisch, wieder dieser stereotyp des unpolitischen "guten" Offiziers und des "bösen" politisch-infizierten. In diesem Fall ist die Sache klar, auch mein Vater hat aus dem Krieg von bekloppten Nazis berichtet. Die einfach militärische Wahrheiten negierten. Und Männer verheizten. Darum gehts. Darf ein Soldat aus politischen Gründen handeln? Ist das mit dem Ethos des Offiziers zu vereinbaren? Auch gegen sein Gewissen? Auch gegen die militärische Vernunft?

Nun, ich stelle hier mal eine These auf. Sowohl die Bundeswehr ab 1955 wie auch die NVA ab 1952 stellten Armeen dar mir politischer Intention und Führung! In der BW wurde das manifestiert durch die sog. "Innere Führung" (in meinen Augen der letzte Scheißdreck, nur mal so am Rande), in der NVA durch die zwanghafte Einbindung des Offizierskorps in die SED.

Diametral steht das Verständnis des britischen Offizierskorps gegenüber. Habe ich selbst erlebt. Egal, welchen Dreck deren Regierung beschließt, es heißt:"Wright or wrong, my country!" Hauptsache sie gewinnen. Und ja, das denke ich auch. Und genau so war der deutsche Soldat bis 1933 konditioniert. Zur Erinnerung. Angehörige der Reichswehr (wie auch vorher der kaiserlichen Armee) hatten weder aktives noch passives Wahlrecht!

Also, was ist eure Meinung? Sollen sich Soldaten politisch artikulieren? Ist dies etwa gefährlich? Welche "Militärkutur" sollten wir in Zukunft anstreben? Die bis 1933? Spätere? Oder so etwa wie es die Briten machen?

Fragen über Fragen.

Gruss
Gero

-jmw-
17.02.2009, 09:49
Das Militär ist zu wichtig, um unpolitisch zu sein.
Ein unpolitischer Soldat oder, besser: ein Soldat ohne bestimmtes Ethos ist einer, den Du für alles verwenden und also auch missbrauchen kannst.
Nein, nein, es ist schon wichtig, dass das Militär ein gewisses Selbstverständnis hat.
Wie das dann aussieht, ist nochmal eine andere Sache.
Vernünftigerweise natürlich versucht eine politische Führung, das Militär entsprechend auszurichten.
Wär ich Diktator, dann hätten wir ganz schnell ein Kommissarskorps! :]

Nachtrag: Und, ja, dieser Meinung war ich schon, bevor ich einen Haufen Dan-Abnett-Bücher gelesen habe. ;) :))

henriof9
17.02.2009, 10:20
Also, was ist eure Meinung? Sollen sich Soldaten politisch artikulieren? Ist dies etwa gefährlich? Welche "Militärkutur" sollten wir in Zukunft anstreben? Die bis 1933? Spätere? Oder so etwa wie es die Briten machen?

Fragen über Fragen.

Gruss
Gero

Jetzt einmal nur von Berufssoldaten ausgehend bin ich der Meinung, daß sich die Soldaten nicht politisch artikulieren sollen.
Ein Mensch der sich entscheidet Berufssoldat zu werden weis von vorn herein was das bedeutet, er weis, daß er lediglich den politischen Willen der jeweiligen Regierung umzusetzen hat und die ist dann nicht diskutabel.

Sauerländer
17.02.2009, 10:39
Grundsätzlich hat -jmw- natürlich Recht. Wäre man selber Führung, würde man natürlich alles daran setzen, das Militär entsprechend auf Linie zu bringen bzw zu halten.
Davon abgesehen: Der unpolitische Soldat ist in meinen Augen so unmöglich wie der unpolitische Mensch im Zivilen. Jede Haltung, jede Weltanschauung, und sei sie Staat und herrschendem Diskurs noch so fern, impliziert auch eine politische Positionierung. Der unpolitische Soldat wäre der, der völlig ohne Meinung ein zu allem benutzbares Instrument wäre. Das wäre gefährlich und in meinen Augen auch mit der...ja nutzen wir ruhig diesen archaisch anmutenden Begriff...mit der Ehre des Soldaten unvereinbar. Ein Lagerwächter ist kein Soldat.
Das Militär sollte nicht selbst aktiv Politik machen.
Gkeichzeitig sollte ein Regime das Milität nicht politisch völlig durchdringen (und etwa politisch zuverlässige Leute eher als Befähigte in hohe Positionen bringen).
Zu dem, was wir heute als "Innere Führung" kennen, kann man inhaltlich stehen, wie man will (wieviel Zeit, die auch der soldatischen Ertüchtigung hätte dienen können, man aufwandte, um uns die Beschwerdeordnung einzuhämmern, fand ich etwa doch ein wenig absonderlich...), aber dass es irgendein militärisches Eigenbewusstsein gibt, das auf ein "Das muss ich mir nicht befehlen lassen" hinausläuft, finde ich schon richtig.
"Right or wrong, my country" impliziert ja nicht nur, dass dieses Land, auch wenn es irrt, das meinige ist, sondern eben auch, dass das Land (bzw die Führung) im Unrecht sein kann.

PSI
17.02.2009, 11:36
Kommt ganz auf die Armee an.

In einer Bürgerlichen Armeee MUSS der Soldat "unpolitisch" sein, den er ist Befehlsempänger.

In einer Volks- oder Revolutionsarmee ist es praktisch Gesetz, das die Soldaten nur durch Überzeugung und Bildung wirklich in der Lage sind ihre Taten beurteilen zu können.

Tatsache ist natürlich, das Indoktrination, also das Eintrichtern einer bestimmten Weltanschunung schwer nach hinten logegen kann.
Siehe einige Einheiten der Wehrmacht & die SS; PolPot & die KhmerRouge usw., aber grundsätzlich denke ich das ein freideneknder, politisierter Kämpfer, der für eine Sache kämpft, an die er persönlich glaubt, die er aber im Idealfall auch mmer kritisch hinterfragen un mit seinen Aktionen abgleichn mss, ein besserer und moralisch hochwertigerer Kämpfer it, als ein Automat, der jeden Befehl akzeptiert, weil er vorher vom Oberkommando abgesegnet worden ist.


Logisch, das bei einer Berufsarmee, wie z.B. der Bundeswehr, wo ja nur Berufssoldaten wirklich eingesetzt werden, kein Hinterfragen möglich ist, solag sich die Befehl an internationales Recht halten.
Schließlich wird man bezhlt & wiß vorher, das man als simpler Soldat nicht groß um ie egene Meinung gefragt wird.

Sauerländer
17.02.2009, 11:46
Kommt ganz auf die Armee an.

In einer Bürgerlichen Armeee MUSS der Soldat "unpolitisch" sein, den er ist Befehlsempänger.

In einer Volks- oder Revolutionsarmee ist es praktisch Gestz, das die Soldaten nur durch Überzeugung und Bildung wirklich in der Lage sind ihre Taten beurteilen zu können.
In einer Revolutionsarmee gilt also nicht das Prinzip von Befehl und Gehorsam?

-jmw-
17.02.2009, 12:00
Wir sollten das bei einem Ayurvedatee kritisch diskutieren!

-jmw-
17.02.2009, 12:06
Kommt ganz auf die Armee an.
Da ist was dran.
Verteidigungsarmee oder Angriffsarmee?
Normale Truppe oder Sondereinheiten?
Freiwilligenarmee oder Wehrpflichtarmee?
Berufssoldatentum oder Volksmiliz?

Das (un)politische Selbstverständnis mag jeweils anders aussehen.

PSI
17.02.2009, 13:17
In einer Revolutionsarmee gilt also nicht das Prinzip von Befehl und Gehorsam?

Doch, aber gleichzeitig das Recht, ja sogar die Pflicht sich demokratisch an der Strategie & der Entwicklung der Revolutionsarmee zu beteiligen.

Sauerländer
17.02.2009, 14:40
Doch, aber gleichzeitig das Recht, ja sogar die Pflicht sich demokratisch an der Strategie & der Entwicklung der Revolutionsarmee zu beteiligen.
Demokratische Abstimmung über das weitere Vorgehen in einem Krieg? Diskutierende Landser inmitten des Gescheppers?

Ich will die Frage mal so formulieren: Du hast nicht gedient, oder?

Haspelbein
17.02.2009, 15:06
Prinzipiell ist eine echte politische Orientierung nur innerhalb einer Buergermiliz moeglich. Die meisten anderen Formen des Militaers sind zu straff organisiert, und zu sehr darauf ausgerichtet, eine einheitliche effektive Truppe zu schaffen, d.h. sie wuerden i.d.R. mehr oder weniger ihren Befehlen folgen.

henriof9
17.02.2009, 17:00
Prinzipiell ist eine echte politische Orientierung nur innerhalb einer Buergermiliz moeglich. Die meisten anderen Formen des Militaers sind zu straff organisiert, und zu sehr darauf ausgerichtet, eine einheitliche effektive Truppe zu schaffen, d.h. sie wuerden i.d.R. mehr oder weniger ihren Befehlen folgen.

Gerade in einer Bürgermiliz würde ich das für sehr problematisch halten, da es dort viel eher dazu kommen kann, daß Extreme aufeinander prallen.
Ein Teil ist dafür restriktiv vorzugehen, ein andere Teil will sein Mitgefühl und seine Menschlichkeit dabei trotzdem nicht verlieren.
Im Endeffekt muß immer eine straffe Führung dahinter stehen, da es sonst passieren kann, daß :

Jeder macht was er will, keiner macht was er soll, aber alle machen mit.

PSI
17.02.2009, 17:29
Demokratische Abstimmung über das weitere Vorgehen in einem Krieg? Diskutierende Landser inmitten des Gescheppers?

Ich will die Frage mal so formulieren: Du hast nicht gedient, oder?

Beim Vietcong & in der NVA (Nordvietnamesische Armee) hats funktioniert ----> gut funktioniert.

Und nein, bis jetzt durfte ich noch nicht ans G36.

Quo vadis
17.02.2009, 17:41
Politik und Soldatentum gehen Hand in Hand.Bundestag befiehlt--wir folgen dir, heißt es heute.Und, den Spruch wiedererkannt?
Ich wurde meinerzeit noch rein zur Landesverteidigung und nicht zum Söldnertum für reine Auslandsinteressen ausgebildet.Deshalb stehe auch nur für einen echten "V-Fall" zur Verfügung und wenn Besatzung droht.Z.b. wenn die frechen Polen die Oder überschreiten sollten um sich Sachsen und Brandenburg unter ihre Klaufinger zu reissen......

Mcp
17.02.2009, 17:55
Beim Vietcong & in der NVA (Nordvietnamesische Armee) hats funktioniert ----> gut funktioniert.
Das ist Unsinn. Gerade dort wurde nie diskutiert oder abgestimmt, sondern nur befohlen und gehorcht.

Versuche eine Armee demokratisch zu führen hat es gegeben. Zum Beispiel 1848/49 in Baden. Diese wurden aber schnell beendet. Die Truppe wählte sich nämlich die Offiziere, die ihnen am meisten Vorteile gewährte und am wengisten forderte. Vor den einrückenden preußischen Truppen rannte die Revolutionäre einfach davon. Man hatte unfähigsten Schwätzer zu Führen gewählt.

-jmw-
17.02.2009, 17:57
In der Ukraine und in Katalonien gab es entsprechende Ansätze.
Ob das mit dazu geführt hat, dass die Genossen von der Linken da verloren, kann ich nicht beurteilen.

Mcp
17.02.2009, 18:29
Das Militär ist zu wichtig, um unpolitisch zu sein.
Ein unpolitischer Soldat oder, besser: ein Soldat ohne bestimmtes Ethos ist einer, den Du für alles verwenden und also auch missbrauchen kannst.
Nein, nein, es ist schon wichtig, dass das Militär ein gewisses Selbstverständnis hat.
Wie das dann aussieht, ist nochmal eine andere Sache.
Vernünftigerweise natürlich versucht eine politische Führung, das Militär entsprechend auszurichten.
Wär ich Diktator, dann hätten wir ganz schnell ein Kommissarskorps! :]

Nachtrag: Und, ja, dieser Meinung war ich schon, bevor ich einen Haufen Dan-Abnett-Bücher gelesen habe. ;) :))

Die Frage nach dem politische Soldaten stellte sich erst mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Der "normale" Bürger braucht eine starke Motivation, wenn er seine Haut zu Markte tragen soll. Da braucht es ein starkes Feindbild und einen Gegner den man verteufeln kann. Als man die Wehrpflicht in Frankreich ohne Revolutionspropaganda einführen wollte, kam es prompt zu blutigen Aufständen. Niemand wollte Soldat werden. Das gleiche galt für Preußen. Die Stände haben sich über die Jahre erfolgreich gegen solche Pläne gewehrt. Erst nachdem die "Reformer" eine nationalistische Propaganda entfalteten, die Metternich nachher wieder kassierte, gelang die Durchsetzung von Massenaushebungen.

Die Berufsheere waren den Massenheeren beim unmittelbaren Aufeinandertreffen immer überlegen. (Die Kanonade von Valmy traf feudale Heere, die schon weitgehend ausgeblutet waren, denen es an Nachschub und Versorgung mangelte, weil die damalige Kriegsführung auf derartige Massen nicht eingestellt war. Ähnliches passierte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die britischen Linienregimenter haben die Rebellen regelmäßig vom Schlachtfeld gefegt und trotzdem den Krieg verloren.) Das Manko der Berufsheere war, dass man Verluste nicht so schnell ausgleichen konnte, da die Ausbildung ordentlicher Berufssoldaten Zeit in Anspruch nimmt. Das war auch der wesentliche Grund für die Siege der Franzosen in der Zeit nach der Französischen Revolution. Das Kräfteverhältnis änderte sich, als die Preußen, Österreicher und Russen begannen die französischen Methoden zu kopieren. Die preußische Heeresreform war die Abkehr vom Konzept des feudalen Berufsheeres, welches freilich schön früher sukzezzive aufgeweicht war.

Der Berufssoldat ist unpolitisch. Er ist ein Handwerker des Krieges und er ist stolz darauf es zu beherrschen. Viele Offiziere der Reichswehr und der Wehrmacht dachten so. Man bekämpfte sich, aber achtete den Feind als Ranggleichen und strebte seine Unterwerfung, nicht aber seine Vernichtung an.

Das der Feind bis zur Unkenntlichkeit verteufelt und nicht nur besiegt, sondern vernichtet werden soll, ist eine sehr zweifelhafte "Errungenschaft" der Neuzeit und hängt ursächlich mit der Wehrpflicht zusammen. Gerade wir Deutschen sollten ein Horror vor solchen Unsinn haben.

Und nein, der Berufssoldat ist kein Söldner. Er übt seinen Beruf aus, wie jeder andere auch. Man bezeichnet einen Arbeiter auch nicht als Söldner, nur weil er den Arbeitgeber wechselt.

Im Übrigen hat kein geringerer als Stalin die Kommissare der Roten Armee zuerst entmachtet und später ganz abgeschafft. Sie waren zu ineffizient und haben in der Anfangsphase wesentlich zu den herben Niederlagen beigetragen, weil sie Befehle der Kommandeure in Frage stellten oder aufhoben. Wenn man Erinnerungsliteratur der Russen liest, klingt dieser Aspekt mehr als einmal durch.

Haspelbein
17.02.2009, 18:39
Gerade in einer Bürgermiliz würde ich das für sehr problematisch halten, da es dort viel eher dazu kommen kann, daß Extreme aufeinander prallen.
Ein Teil ist dafür restriktiv vorzugehen, ein andere Teil will sein Mitgefühl und seine Menschlichkeit dabei trotzdem nicht verlieren.
Im Endeffekt muß immer eine straffe Führung dahinter stehen, da es sonst passieren kann, daß :

Jeder macht was er will, keiner macht was er soll, aber alle machen mit.

Es muss eine eindeutige Zielrichtung vorliegen. Oder mit anderen Worten: Wird das Land von einer Fremdmacht besetzt, so ist eine Buergermiliz zumindest z.T. effektiv. Grosse Offensiven, grosse Armeen, oder logistische Wunder lassen sich mit einer Miliz nicht durchfuehren. In gewisser Hinsicht ist das vielleicht auch ganz gut so.

PSI
18.02.2009, 07:53
Das ist Unsinn. Gerade dort wurde nie diskutiert oder abgestimmt, sondern nur befohlen und gehorcht.

Versuche eine Armee demokratisch zu führen hat es gegeben. Zum Beispiel 1848/49 in Baden. Diese wurden aber schnell beendet. Die Truppe wählte sich nämlich die Offiziere, die ihnen am meisten Vorteile gewährte und am wengisten forderte. Vor den einrückenden preußischen Truppen rannte die Revolutionäre einfach davon. Man hatte unfähigsten Schwätzer zu Führen gewählt.

Ich habe mehrer Bücher über die Vietcong & die NVA (Vietnam) gelesen.
Unter anderem Büher von Vo Nyguyen Giap.

Was du sagst, ist einfach sachlich falsch.

Ein anderes Beispiel sind die POUM Milizen im Spanischen Bürgerkrieg, die sich immerhin allein 1 Jahr gegen die Übermacht von Francos Truppen hielten.

Sauerländer
18.02.2009, 11:10
(...)Das der Feind bis zur Unkenntlichkeit verteufelt und nicht nur besiegt, sondern vernichtet werden soll, ist eine sehr zweifelhafte "Errungenschaft" der Neuzeit und hängt ursächlich mit der Wehrpflicht zusammen. Gerade wir Deutschen sollten ein Horror vor solchen Unsinn haben.(...)
Die Wehrpflicht bzw ihre Ausweitung ist der eine Aspekt.
Der andere, den man in meinen Augen berücksichtigen sollte, ist die uneingeschränkte Ächtung des Krieges.
Wenn der Krieg unter praktisch allen Umständen ein Verbrechen ist, muss der Feind schon ausserordentlich böse sein, damit man gegen ihn Krieg führen darf.

Ajax
18.02.2009, 12:03
Natürlich müssen Soldaten politisch indoktriniert werden. Mit welcher Motivation würden, gerade Wehrpflichtige, sonst in einen Krieg ziehen, wenn nicht für eine Ideologie und im Glauben an die Überlegenheit des eigenen Staates.

Man sieht an der Bundeswehr gut, wohin es heute führt, wenn den jungen Männern jeglicher Patriotismus und Nationalismus aberzogen wird. Die wenigsten Wehrpflichtigen kämen auf die Idee für ihr Vaterland in den Krieg zu ziehen.
Das sieht man auch daran, dass der Wehrdienst derzeit einen sehr schlechten Ruf genießt. Die meisten drücken sich, machen lieber Zivildienst und fragen sich, warum der Wehrdienst überhaupt nich existiert.

Die BRD predigt nichts, was auch nur annähernd verteidigenswert wäre in diesem Land. Man kämpft heute nicht mehr für irgendwelche Werte oder für das Überleben des Volkes oder Staates. Den meisten Auslandsfreiwilligen geht es schlicht und einfach nur ums Geld. Wir nähern uns wieder den Söldnerheeren der frühen Neuzeit an.

Hrafnaguð
20.02.2009, 19:48
Zur Erinnerung. Angehörige der Reichswehr (wie auch vorher der kaiserlichen Armee) hatten weder aktives noch passives Wahlrecht!



im roman "starship troopers" (nicht zu verwechseln mit dem film!) wird eine gesellschaftsordnung beschrieben die genau den umgekehrten weg beschreibt.

der soldat darf zwar ebenfalls nicht wählen, aber er verdient sich sein wahlrecht mit seinem dienst, mit seiner bereitschaft im zweifelsfalle den eigenen körper und das eigene leben zum schutze der gesellschaft und deren werte einzusetzen.

nur wer gedient hat, darf sich überhaupt politisch betätigen.
der dienst ist freiwillig und wer sich für das leben als zivilist entscheidet, hat eben kein politisches mitbestimmungsrecht.

auch ein interessanter denkansatz den ich hier einmal einfach so in den raum werfe.

uzi
20.02.2009, 20:14
Die Frage nach dem politische Soldaten stellte sich erst mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Der "normale" Bürger braucht eine starke Motivation, wenn er seine Haut zu Markte tragen soll. Da braucht es ein starkes Feindbild und einen Gegner den man verteufeln kann. Als man die Wehrpflicht in Frankreich ohne Revolutionspropaganda einführen wollte, kam es prompt zu blutigen Aufständen. Niemand wollte Soldat werden. Das gleiche galt für Preußen. Die Stände haben sich über die Jahre erfolgreich gegen solche Pläne gewehrt. Erst nachdem die "Reformer" eine nationalistische Propaganda entfalteten, die Metternich nachher wieder kassierte, gelang die Durchsetzung von Massenaushebungen.

Die Berufsheere waren den Massenheeren beim unmittelbaren Aufeinandertreffen immer überlegen. (Die Kanonade von Valmy traf feudale Heere, die schon weitgehend ausgeblutet waren, denen es an Nachschub und Versorgung mangelte, weil die damalige Kriegsführung auf derartige Massen nicht eingestellt war. Ähnliches passierte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die britischen Linienregimenter haben die Rebellen regelmäßig vom Schlachtfeld gefegt und trotzdem den Krieg verloren.) Das Manko der Berufsheere war, dass man Verluste nicht so schnell ausgleichen konnte, da die Ausbildung ordentlicher Berufssoldaten Zeit in Anspruch nimmt. Das war auch der wesentliche Grund für die Siege der Franzosen in der Zeit nach der Französischen Revolution. Das Kräfteverhältnis änderte sich, als die Preußen, Österreicher und Russen begannen die französischen Methoden zu kopieren. Die preußische Heeresreform war die Abkehr vom Konzept des feudalen Berufsheeres, welches freilich schön früher sukzezzive aufgeweicht war.

Der Berufssoldat ist unpolitisch. Er ist ein Handwerker des Krieges und er ist stolz darauf es zu beherrschen. Viele Offiziere der Reichswehr und der Wehrmacht dachten so. Man bekämpfte sich, aber achtete den Feind als Ranggleichen und strebte seine Unterwerfung, nicht aber seine Vernichtung an.

Das der Feind bis zur Unkenntlichkeit verteufelt und nicht nur besiegt, sondern vernichtet werden soll, ist eine sehr zweifelhafte "Errungenschaft" der Neuzeit und hängt ursächlich mit der Wehrpflicht zusammen. Gerade wir Deutschen sollten ein Horror vor solchen Unsinn haben.

Und nein, der Berufssoldat ist kein Söldner. Er übt seinen Beruf aus, wie jeder andere auch. Man bezeichnet einen Arbeiter auch nicht als Söldner, nur weil er den Arbeitgeber wechselt.

Im Übrigen hat kein geringerer als Stalin die Kommissare der Roten Armee zuerst entmachtet und später ganz abgeschafft. Sie waren zu ineffizient und haben in der Anfangsphase wesentlich zu den herben Niederlagen beigetragen, weil sie Befehle der Kommandeure in Frage stellten oder aufhoben. Wenn man Erinnerungsliteratur der Russen liest, klingt dieser Aspekt mehr als einmal durch.

Sehr guter, ausgewogener Beitrag.

Nur zu bedenken ist, daß die klassischen Söldnerheere - nicht die neuzeitlichen Berufsarmeen - gerne mal fluks die Seite wechselten, falls es dort mehr Sold gab...

Und wenn auch ein Berufssoldat sein Handwerk ggfs. besser versteht als ein Freiwilliger, fehlt im im Zweifel Eines: sofern er nicht eigenes Land und eigene Leute verteidigt, fehlt vielleicht das letzte Quentchen Einsatz, die ein Gefecht entscheiden können. Die Aufzeichnungen der russischen Militärliteratur speziell zu WW2 (z. B. Stalingrad) sprechen Bände.

Insofern bin ich für eine Berufsarmee, die jedoch nur aus Autochthonen bestehen sollte, die gerade nicht politisiert sind.

Bei unterschiedlicher politischer Doktrin führt das eher zu Irritationen, zur Diskussion über Befehle oder gar Lähmung von militärischen Operationen.

Klar muß ein Soldat immer wissen für was er - neben Sold - kämpfen soll. Das ist das Maß an Politik, das jeder Soldat braucht. Und da ist sicher Handlungsbedarf.

Ansonsten hat er Befehle auszuführen.

Hrafnaguð
21.02.2009, 16:33
Insofern bin ich für eine Berufsarmee, die jedoch nur aus Autochthonen bestehen sollte, die gerade nicht politisiert sind.



guter denkansatz.
wenn man bedenkt das die BW ja auch muslimische migranten einstellt, dann wird mir eher unwohl.
wenn man das auf israel übertragen würde müsste die IDF dann palästinenser
rekrutieren.........

uzi
21.02.2009, 17:05
...wenn man das auf israel übertragen würde müsste die IDF dann palästinenser
rekrutieren.........

Gott bewahre. Wird definitiv nich passieren. :cool2:

Für bestimmte Waffengattungen bzw. Positionen (z. B. Kampfpiloten) gilt die unumstößliche Regel, daß sie nur von in Israel Geborenen besetzt werden.

Und das ist gut so.

Wahabiten Fan
21.02.2009, 17:44
Gott bewahre. Wird definitiv nich passieren. :cool2:

Für bestimmte Waffengattungen bzw. Positionen (z. B. Kampfpiloten) gilt die unumstößliche Regel, daß sie nur von in Israel Geborenen besetzt werden.

Und das ist gut so.

Wie sollte es auch anders sein?

Einen Musel in einem Kampfjet!:lach: Oh Gott!:))

uzi
21.02.2009, 17:58
Wie sollte es auch anders sein?

Einen Musel in einem Kampfjet!:lach: Oh Gott!:))

Eher geht das Kamel durch's Nadelöhr.:D

Im Ernst: auch eingewanderte Juden haben keine Chance, Kampfpilot zu werden.

Ist ausgeschlossen. Man weiß ja nie...:cool2:

Klopperhorst
21.02.2009, 23:15
...
Also, was ist eure Meinung? Sollen sich Soldaten politisch artikulieren? Ist dies etwa gefährlich? Welche "Militärkutur" sollten wir in Zukunft anstreben? Die bis 1933? Spätere? Oder so etwa wie es die Briten machen?
...

Natürlich. Wir brauchen kein gehirnloses Menschenmaterial.

Krieg wird aus dem Geist geboren. Das hat nichts mit Körperlichkeit zu tun, denn Tiere führen keine Kriege.



---

Entfernungsmesser
22.02.2009, 11:04
Demokratische Abstimmung über das weitere Vorgehen in einem Krieg? Diskutierende Landser inmitten des Gescheppers?

Ich will die Frage mal so formulieren: Du hast nicht gedient, oder?

LOL

Doch, in der Blechdosenarmee...

http://www.hr-online.de/website/specials/puppenkiste/index.jsp?rubrik=9356

Rikimer
22.02.2009, 17:43
Sehr guter, ausgewogener Beitrag.

Nur zu bedenken ist, daß die klassischen Söldnerheere - nicht die neuzeitlichen Berufsarmeen - gerne mal fluks die Seite wechselten, falls es dort mehr Sold gab...

Und wenn auch ein Berufssoldat sein Handwerk ggfs. besser versteht als ein Freiwilliger, fehlt im im Zweifel Eines: sofern er nicht eigenes Land und eigene Leute verteidigt, fehlt vielleicht das letzte Quentchen Einsatz, die ein Gefecht entscheiden können. Die Aufzeichnungen der russischen Militärliteratur speziell zu WW2 (z. B. Stalingrad) sprechen Bände.

Insofern bin ich für eine Berufsarmee, die jedoch nur aus Autochthonen bestehen sollte, die gerade nicht politisiert sind.

Bei unterschiedlicher politischer Doktrin führt das eher zu Irritationen, zur Diskussion über Befehle oder gar Lähmung von militärischen Operationen.

Klar muß ein Soldat immer wissen für was er - neben Sold - kämpfen soll. Das ist das Maß an Politik, das jeder Soldat braucht. Und da ist sicher Handlungsbedarf.

Ansonsten hat er Befehle auszuführen.

Ich bitte dich, mit purer Gewalt und Angst durch die rückwärtigen Bewacher der Truppen, würdest auch du alles geben. Wenn ab und an noch Andeutungen in Richtung deiner Familie, alles was du liebst und hast, fallen gelassen werden, erst recht.

Hat die Politik bzw. die Ideologie, Religion etc. einen zu großen Einfluß auf das Militär, dann wird der Gegner sehr schnell dämonisiert, entmenschlicht.

Ich habe der Bundeswehr im übrigen, nachdem ich den Fehler gemacht habe einen Vertrag als Offizier zu unterschreiben, nach der Mindestlaufzeit von zwei Jahren, den Rücken gekehrt. Eben weil die Politik sich allzu sehr einmischt in das Militär und damit als Resultat Opportunisten als Ergebnis hat. Freigeister und kritisch denkende Menschen werden rasch rausgedrängt. Sie gehen von alleine. Im Endeffekt bleiben dann nur noch Befehlsempfänger übrig, welche Maschinen gleich ausführen, was von oben herab gegeben wird, mit einer bestimmten politischen Ideologie dem menschlichen Hirn durch jahrelange Schulungen eineimpf, wie es sich die Politik eben auch wünscht.

MfG

Rikimer

Rikimer
22.02.2009, 17:58
Welche Folgen die Einmischung der Politik (deren derzeitige Ideologie) in das Militär hat, zeigt der Fall Günzel:

http://www.jf-archiv.de/archiv04/234yy28.htm

Als Folge dessen, die erniedrigende Behandlung eines guten Generals, verließen tausende von excellenten Führungsoffizieren die Bundeswehr. Die Mehrheit der Soldaten stand und steht hinter diesem General, welcher die Spezialkräfte für das Ausland überhaupt erst aufgebaut hatte. Das Signal aus der Politik ist klar: Wir wünschen nur willen- und charakterlose Befehlsempfänger ohne Rückgrat.

MfG

Rikimer

uzi
22.02.2009, 18:02
Ich bitte dich, mit purer Gewalt und Angst durch die rückwärtigen Bewacher der Truppen, würdest auch du alles geben. Wenn ab und an noch Andeutungen in Richtung deiner Familie, alles was du liebst und hast, fallen gelassen werden, erst recht.

Hat die Politik bzw. die Ideologie, Religion etc. einen zu großen Einfluß auf das Militär, dann wird der Gegner sehr schnell dämonisiert, entmenschlicht.

...

MfG

Rikimer

Ich sehe das vollkommen anders.

Wenn ein Soldat nur aus Angst vor den rückwärtigen Bewachern kämpft, wird er die erste Gelegenheit nutzen, die Waffe gegen Jene zu richten. Noch dazu, wenn sie seine Familie bedrohen.

Es gab in der Geschichte noch nie eine erfolgreiche Armee, die mit Gewalt in den Kampf getrieben werden mußte.

Wenn ein Soldat jedoch weiß, daß vom Ausgang des Gefechts seine Heimat, das Leben seiner Lieben abhängt, entwickelt er eine ungeheuere Kampfmoral.

Freiwillig und ganz ohne Zwang.

Und ermöglicht Kriegsziele, wo Mannstärke, Bewaffnung oder Taktik (fast) nur noch philosophische Bedeutung zukommen.

PAZIFIX
22.02.2009, 18:28
...

Also, was ist eure Meinung? Sollen sich Soldaten politisch artikulieren? Ist dies etwa gefährlich? Welche "Militärkutur" sollten wir in Zukunft anstreben? Die bis 1933? Spätere? Oder so etwa wie es die Briten machen?

Fragen über Fragen.

Gruss
Gero

Ach, wer für einen Staat oder eine Nation (eine Ideologie oder institutionalisierte religion) freiwillig sein Leben läßt ist einfach dumm!!! ;)

Geronimo
22.02.2009, 18:31
Ach, wer für einen Staat oder eine Nation (eine Ideologie oder institutionalisierte religion) freiwillig sein Leben läßt ist einfach dumm!!! ;)

Warum schreibst du dann in diesem Strang? Deine Plattitüden kannst du dir sparen.

Ajax
22.02.2009, 19:11
Ach, wer für einen Staat oder eine Nation (eine Ideologie oder institutionalisierte religion) freiwillig sein Leben läßt ist einfach dumm!!! ;)

Sind die Leute, die unsere Heimat im Kriegsfall beschützen und somit Dein und das Überleben Deiner Familie sichern, auch dumm? Zolle diesen Menschen etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Nur weil du selbst keinen Arsch in der Hose hast, musst du Leute, die u.a. für dich ihr Leben riskieren, nicht auch noch schlecht reden.

-jmw-
22.02.2009, 19:32
"Heimat" kam in seinem Beitrag nicht vor.
Das könnte einen Grund gehabt haben. :)

Rikimer
22.02.2009, 20:54
Ich sehe das vollkommen anders.

Wenn ein Soldat nur aus Angst vor den rückwärtigen Bewachern kämpft, wird er die erste Gelegenheit nutzen, die Waffe gegen Jene zu richten. Noch dazu, wenn sie seine Familie bedrohen.

Es gab in der Geschichte noch nie eine erfolgreiche Armee, die mit Gewalt in den Kampf getrieben werden mußte.

Wenn ein Soldat jedoch weiß, daß vom Ausgang des Gefechts seine Heimat, das Leben seiner Lieben abhängt, entwickelt er eine ungeheuere Kampfmoral.

Freiwillig und ganz ohne Zwang.

Und ermöglicht Kriegsziele, wo Mannstärke, Bewaffnung oder Taktik (fast) nur noch philosophische Bedeutung zukommen.

Im Falle der Sowjetunion hat es aber geholfen, rückwärtige Kräfte aufzustellen, um auf die vorrückenden Soldaten aufzupassen und hernach Säuberungen, Vergewaltigungen, Raub zu organisieren, sowie natürlich Erschießungen.

Freiwillig und ohne Zwang war gar nichts möglich in der Sowjetunion. Warum Millionen von Russen und Ukrainern gegen das Sowjetimperium gekämpft haben, wirst du wohl nie verstehen.

Mein ukrainischer Großvater hat als Partisan gegen die Wehrmacht gekämpft. Aber nicht freiwillig, er wurde dazu von den russischen Kommunisten gezwungen, mit Androhungen gegenüber seine Familie und Verwandtschaft, würde er sich fügen.

Und die sowjetische Armee war auch alles andere als Effizient. Die hohen Verlustraten der Roten Armee lassen eher auf Ineffizienz schließen.

Wie Günzel erwähnt auch van Creveld die berühmte deutsche Auftragstaktik, welche dessen Professionalität gegenüber der unprofessionell geführten Roten Armee ausmachte (vor allem auch durch die Säuberungen der Offiziere, also Ausrottung von Freid- und Selbstdenkern, zugunsten von Opportunisten und reinen maschinellen Befehlsempfängern):


Und darum ist dies nicht nur eine geradezu unfehlbare Methode, eine Armee von Duckmäusern zu erziehen, sondern viel schlimmer noch: Die berühmte Auftragstaktik, die das deutsche Soldatentum seit 250 Jahren in der Welt berühmt gemacht und deutsche Verbände immer wieder in die Lage versetzt hat, aus einer zahlenmäßigen Unterlegenheit das Gefecht für sich zu entscheiden - diese Auftragstaktik wird mit einem solchen Soldatentypus zu Grabe tragen.

...

Aber eines hat es in einer intakten Armee immer gegeben: Korpsgeist! Diesen besonderen Ehrenkodex, der sich zum Beispiel ausdrückt in dem klaren Bewußtsein: so etwas lassen wir mit uns nicht machen! Wenn dieses Empfinden verlorengeht, dann verliert eine Armee ihr Rückgrat und wird sehr schnell zum Spielball unterschiedlichster Interessen.

...

Zum ersten die Tatsache, daß im Namen dieses Krebsgeschwürs "Political Correctness" Geschichte gefälscht und Recht gebeugt wird, daß Karrieren zerstört und Menschen ruiniert werden und daß die schweigende Mehrheit dies alles - zwar zunehmend murrend, aber dennoch mit gesenktem Kopf - hinnimmt.

Und zum zweiten, daß wir, die wir einmal stolz darauf waren, das "Volk der Dichter und Denker" genannt worden zu sein, daß wir uns eben dieses kritische Denken - zumindest auf diesem Feld - verbieten lassen und zwar genau von denjenigen, vor denen man uns vor 25 Jahren mit Polizeiaufgeboten beschützen mußte.

...

Angefangen von dem Zwang, der "Singularität des Holocaust" unsere Reverenz zu erweisen, über die Verpflichtung, die im Nürnberger Prozeß von den Siegermächten getroffenen Feststellungen auf alle Zeiten anzuerkennen, bis hin zu den vielen Tabus, die uns verbieten, historische Wahrheiten auszusprechen und zu diskutieren - all diese Denkverbote, die uns daran hindern, zu eigenständigen Wertungen und Urteilen zu kommen - dies alles ist nicht nur eine Beleidigung für jeden aufgeklärten Menschen, sondern auch das geistige Todesurteil für jede freie Gesellschaft. George Orwell läßt grüßen!

Gottfried Benn schreibt: "Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten."

...

Quelle:
http://www.jf-archiv.de/archiv04/234yy28.htm


Martin van Creveld spricht in seinem Werk "Kampfkraft: Militärische Organisation und militärische Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939 - 1945" davon, das der Aufbau der US-Armee eine nach technokratischen Gesichtspunkten sei und das der Wehrmacht eines, welches die sozialen und psychischen Aspekte der Soldaten mehr in den Vordergrund rückt. Sprich: Technik vs. Mensch. Der amerikanische Soldat ausgebildet an einer Militärakademie und dann als zusammengewürfelt Haufen zum Einsatz geschickt, der deutsche Soldat jedoch mit derselben Gruppe in den Einsatz, wie zur Ausbildung auch. Die Auswahl der Offiziere erfolgte in den USA nach Bildung und Intelligenz, in Deutschland nach Charaktereigenschaften (Aufsässigkeit, Starrheit wurden positiv bewertet, da es den Kampfgeist stärkt). Er kommt darüber hinaus zum Ergebnis das die Wehrmacht demokratischer (selbstständiges handeln) aufgebaut gewesen sei, als die US-Armee.

Hier hat jemand einige Zitate gesammelt, welche Aufschluß über die Moral und Kultur der Wehrmacht geben:

http://forum.stirpes.net/32958-post2.html

Die Struktur der Wehrmacht im Vergleich zu dessen Konkurrenten lassen für mich einige Rückschlüsse auf die heutige Bundeswehr zu:


Es wird heute zumeist übersehen, daß amerikanische Militärsoziologen in den vierziger Jahren durch intensive Studien Verhalten und Motivationen von Wehrmachtsoldaten zu bestimmen versucht haben. Sie waren zu dem Ergebnis bekommen, daß die traditionellen Mechanismen und Verhaltensmuster eine größere Rolle gespielt haben als politische Einflüsse. Martin van Creveld zieht heute die Schlußfolgerung, daß die Soldaten nicht wegen der Indoktrination der Nais, sondern wegen besonderer Eigenschaften der Armee gekämpft und bis zum Ende durchgehalten haben. Der Widerspruch zwischen der Ideologiethese und den Erkenntnissen der Militärsoziologen bedarf dringend der Klärung.

In dem Buch wird auch der unsägliche Volksverhetzer Goldhagen erwähnt:
Seine These vom gewissermaßen genetischen Willen der Deutschen zur Ausrottung der Juden macht er hauptsächlich an der Beschreibung einiger Reservepolizeibataillone fest, scheinbar durchschnittliche deutsche Männer, wie sie auch in der Wehrmacht dienten, keine indoktrinierten Rassenkrieger alos. Was Goldhagen allerdings verschweigt, ist die nationale Zusammensetzung dieser Bataillone, die meist weniger als zehn Prozent Deutsche umfaßten... (Rolf-Dieter Müller, Hans Erich Volkmann: Die Wehrmacht; S. 27 ff)




... In der Sache erreichte man auf diese Weise immerhin, daß viele spezielle Aspekte der Struktur und Leistung der Wehrmacht verständlich wurden. zu ihnen gehörten Professionalismus, ihr System personeller Struktur, das sogenannte Kriegsspiel und die berühmte Auftragstaktik.

...daß es nie eine Streitmacht gegeben hat, die trotz ihrer verheerenden Niederlage ein so hohces Ansehen bei den Siegern genoß.

...erwarb sich Professor Murray Williamson aus Washington D. C. seinen Ruf als Luftkriegshistoriker während der achtziger Jahre, als er eine hervorragende Arbeit zur Geschichte der Luftwaffe vorlegte. Darin erkannte er ihre ausgezeichneten operativen Leistungen in den Anfangsjahren an, vertrat aber auch die Meinung, daß ihre Strategie auf höchster Ebene aus einer Reihe unkoordinierter Hilfsmaßnahmen bestand und somit geradewegs zur Niederlage führte... Sein Argument lautet, daß strategische und politische Mängel auf höchster Ebene nicht durch taktische und operative Brillanz ausgeglichen werden können. Williamson ist der Ansicht, daß die Lage Deutschlands im Kampf gegen eine Koalition von viel stärkeren Mächten von Anfang an hoffnungslos war.

(Rolf-Dieter Müller, Hans Erich Volkmann: Die Wehrmacht S. 177ff)




Rolf-Dieter Müller, Hans Erich Volkmann: Die Wehrmacht

Martin van Creveld

Die deutsche Wehrmacht: eine militärische Beurteilung

(Rolf-Dieter Müller, Hans Erich Volkmann: Die Wehrmacht S. 331ff)

Verglichen mit dem, was vorher war und danach kam, war das bevorstechendste Merkmal der Wehrmacht allein schon ihr Umfang. Auf ihrem Höhepunkt im Jahr 1942 hatte sie eine Personalstärke von mehr als neun Millionen Mann. Fast 18 Millionen Mann haben die Wehrmacht und die Waffen-Ss durchlaufen... Wehrpflicht und Reservesystem ... in dem Bestreben, maximalen Nutzen aus seinem verfügbaren Potential an menschlichen Kräften zu ziehen, war Preußen als kleinste der Großmächte die erste, die das System anwandte. Aufgrund der Siege ... wurde es auf die Mehrheit der anderen Großmächte ausgedehnt... Jedoch unterschied sich das deutsche System von den meisten anderen. Die Reserven - drei Viertel der Gesamtstärke - sollten nicht nur ein allgemeines Reservoir menschlicher Kräfte sein, auf das das bestehende Heer bei Notwendigkeit zurückgreifen konnte. Sie hatten vielmehr eigene Strukturen, für die die gesamte Ausrüstung in Depots für den Ernstfall eingelagert und sofort verfügbar war. Wenn die Reservisten wieder zu den
Fahnen gerufen wurden und der Krieg begann, konnten und würden die jüngeren Jahrgänge in den vordersten Linie eingesetzt werden... Und trotz ihres gigantischen Umfanges war die Wehrmacht eine recht dezentralisierte Organisation. ... Selbst während der NS-Periode, in der in vielen Bereichen der höchste Grad an politischer Zentralisierung in der gesamten deutschen Geschichte erreicht wurde, achtete man darauf, daß die Soldaten im landmannschaftlichen Zusammenhang blieben und gemeinsam in einem Truppenverband dienten. Hier spiegelt sich die starke föderale Tradition wider, denn das deutsche Heer bestand bist 1918 aus Kontingenten verschiedenster deutscher Königreiche. ... Zum anderen lag es an der bewußten Entscheidung, viele Dinge, die in anderen Armeen zentral in einem höheren Führungsstab entschieden werden, den Entscheidungen von Offizieren auf unterer Ebene, vom Regimentskommandeur abwärts zu überlassen.

Die Dezentralisierung stärkte die Position der jüngeren Offiziere und erfoderte und ermöglichte ihrerseits das System der Auftragstaktik. Auftragstaktik heißt nicht, daß jeder machen kann, was er will. Sie erfodert hingegen die Verbindung von Initiative und Disziplin, oder, um die Vorschrift von 1936 zu zitieren: "vom jüngsten Soldaten an aufwärts den selbständigen Einstz aller geistigen, intellektuellen und physischen Fähigkeiten". Es ist hauptsächlich das Verdienst der Vordenker der Wehrmacht aus dem 19. Jahrhundert, wie von Scharnhorst und von Moltke, daß sie diesen Aspekt früher als alle anderen erkannt hatten und ihn systematisch von oben nach unten durchsetzen. 1918, unter Ludendorff, reichte das sogar bis hinunter zum Unteroffizier und seinem Stoßtrupp. ... Das bedeutete von Anfang an, daß Befehle kurz und präzise sein mußten. ... Obwohl Vergleiche schwierig sind, verkörpert wohl die Wehrmaacht die Verbindung von Initiative und Disziplin besser als jede andere moderne Streitkraft zuvor und danach...

Aufgrund ihrer gewaltigen Ressourcen setzte die US-Armee gewöhnlich auf Feuerkraft anstatt auf Manöver, wohingegen Offiziere der sowjetischen Streitkräfte nicht ausgebildet waren, viel Initiative zu zeigen.

In den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs führten die oben augelisteten Qualitäten zu exzellenten operativen und taktischen Leistunge, auf die die ganze Welt neidisch war...

Im Gegensatz zu einigen anderen Armeen hütete sich das OKW vor dem Glauben, daß eine einzelne Waffengattung die Entscheidung herbeiführen könnte. Das neue Gerät betrachtete es lediglich als "neuen Wein in alten Schläuchen". Von dem zeitpunkt an, da im jahre 1935 die Umrüstung begann, setzte man das Vetrauen in das disziplinierte Zusammenwirken aller Waffengattungen, Truppen und Waffen. Man führte Experimente durch, um die beste Kombination zu ermitteln, und mit der Zeit wurden die Verbände aufgrund der Erfahrungen immer ausgeglichener. Auf Kriegsschauplätzen wie Rußland oder in der Wüste hatte die Wehrmacht ihre Vorteile hauptsächlich den exzellenten Fähigkeiten der Panzer, Panzerabwehrwaffen, der Artillerie (einschließlich der Panzerwabwehr- und Panzerartillerie), der Infanterie (einschließlich der motorisierten Infanterie) und der Pioniere zum Zusammenwirken zu verdanken. Das wiederum war aufgrund des hervorragenden taktischen Funknetzes möglich, ein Gebiet, auf dem die Wehrmacht ebenfalls Pionierarbeit
leistete und das in vielem den Erfolg insbesondere gegenüber Frannkreich erklärt.

Nach 1942 änderte sich die Lage. Ein Heer, das auf Angriff ausgerichtet war - in den Vorschriften von 1936 tauchte der Begriff Angriff häufiger als alle anderne Begriffe auf - war aufgrund von überdehnten Fronten und niederschmetternder zahlenmäßiger Unterlegenheit zur Verteidigung gezwungen. Aus diesen Gründen, aber auch aufgrund der Befehle Hitlers, die einen Rückzug verboten, und infolge wachsenden Mangels an allem, beginnend bei Fahrzeugen bis hin zu Reifen und Treibstoff, konnten viele Kenntnisse und Fähigkeiten eines einzigartigen operativen Könnens nicht mehr ins Spiel gebracht werden. Die Beweglichkeit litt, die Operationen wurden mehr und mehr ortsfest, und die einzelnen Angriffe mußten von immer kleineren Vergänden vorgetragen werdne, meist von improvisierten Kampfgruppen, anstatt von ganzen Korps oder Divisonen. Im taktischen Bereich jedoch blieb die Wehrmacht bis zuletzt so gut wie jede andere Streitkraft. Sie konnte nur duch die Kombination von zahlenmäßiger überlegenheit und massivem Einsatz der Feuerkraft bezwungen werden.

...

Viel mehr als die Luftwaffe, die schließlich Görings Unterstützung hatte, war die Kriegsmarine des Dritten Reiches eine zweitrangige Angelegenheit. Als der Krieg im September 1939 begann, war sie weit weniger vorbereitet als die Luftwaffe...

Von ihren Stützpunkten in Norwegen und Frankreich aus waren sie in zwei unabhängigen Perioden - Frühjahr 1942 und im Frühjahr 1943 - nahe daran, Großbritannien in die Knie zu zwingen. Es gibt gute Gründe zu glauben, daß es die etwa 1000 U-Boote, die während des Krieges produziert wurden, mit ihren insgesamt sechzig- bis siebzigtausend Mann Besatzung gewesen wäre, die als einzelne Waffengattung den Krieg für Deutschland hätten gewinnen können. ... Keine andere Waffengattung der Kriegsmarine war effektiver, als jedes einzelne Boot der deutschen U-Bootwaffe in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges. Und aller Wahrscheinlichkeit wird das auch immer so bleiben.

Für die Vereinigung der drei Wehrmachtteile erweis sich die Kommandostruktur in der Spitze als ungeeignet für die Führung eines Weltkrieges. Abgesehen von Hitler gab es überhaupt keine zivile Spitzenbehörde (so etwas wie ein Kriegskabinett oder einen Reichsverteidigungsausschuß, der nur auf dem Papier erxistierte). Dafür wurde der Krieg einerseits anhand der täglichen Besprechungen des Führers mit seinen militärischen Beratern und andererseits anhand der gelegentlichen Treffen zwischen ihm und einzelnen Ministern geleitet. Demzufolge gab es kein Forum, bei dem militärische und zivile Sachkenntnisse auf höchster Ebene zusammenflossen. In gewissem Grade wurde diese Situation von Hitler als Teil einer Politik des Teilens und Herrschens absichtlich herbeigeführt. Er hatte während des gesamten Krieges nicht einmal das Kabinett zusammengerufen. Zum anderen widerspiegelte das die Geschichte eines Landes, in dem das Militär immer einzig und allein dem Staatsoberhaupt unterstand und das seit langem viel zu stolz
und zu selbstsicher war, um Befehle von reinen Politikern entgegenzunehmen.

Auch die Struktur des Oberkommandos der Wehrmacht war nicht viel besser. Vor 1933 hatten die damals beiden Wehrmachtteile überhaupt kein gemeinsames Oberkommando... ernannte sich Hitler selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht und schuf das OKW, das die Wehrmacht in seinem Namen zu führen hatte... blieb das OKW auch immer eine ziemlich kleine Organisation. Es hat jedenfalls niemals die Organe aufgebaut, die für die Führung einer millionenstarken Streitmacht in einem Weltkrieg erforderlich waren.... Der Luftwaffe und der Kriegsmarine wurde die Leitung ihres Krieges weitestgehend selbst überlassen... Die Koordinierung von Tag zu Tag mit dem Heer erfolgte nicht durch das OKW, sondern auf dem jeweiligen Kriegsschauplat. Nur sehr selten trafen sich die Oberbefehlshaber der drei Wehrmachtteile und auch der Chef des OKW, um die Gesamtstrategie zu besprechen. Ab Mitte 1941 haben derartige Treffen offenbar gar nicht mehr stattgefunden.

...

Zusammenfassend muß man sagen, daß die Wehrmacht ein seltsames Gemisch von Altem und Neuem war. Die Führungsstruktur erwies sich auf höchster Ebene in vieler Hinsicht als anachronistisch. Sie war eher auf die Durchführung einzelner Feldzüge am Boden, als auf einem ausgedehnten Weltkrieg mit totaler Mobilmachung aller militärischen, industriellen und kökonomischen Ressourcen zugeschnitten. In Bezug auf Bevölkerung und das das deutsche Bruttosozialprodukt war das Reich seinen Gegnern weit unterlegen. 1938 betrug seine Industrieproduktion 13,2 Prozent der Weltindustrieproduktion im Vergliech zu 55,5 Prozent für Großbritannien, die UdSSR und die USA zusammengenommen. Diese Tatsache beweist die Irrwitzigkeit der deutschen Planung auf dem Gebiet der großen Strategie. Das bedeutet aber auch, daß die Wehrmacht den Krieg nicht hätte gewinnen können, selbst wenn das Führungssystem auf höchster Ebene besser gewesen wäre.... Das System der Ausbildung und der Erziehung, auf dem diese Fähigkeiten beruhten, beschränkte sich weitgehend auf die untere Ebene. In der Tat charakterisierte es die Wehrmacht, daß es oberhalb der Ebene der Generalstabslehrgänge wenig gab, was man überhaupt als Ausbildung und Erziehung bezeichnen konnte. Als Ausgleich dazu war die Wehrmacht bis einschließlich der Heeresgruppe in vieler Hinsicht eine hervorragende Kampftruppe. Es gelang ihr eine einmalige Kombination von Disziplin, Geschlossenheit und Flexibilität, wobei jede einzelne Komponente etwas damit zu tun hatte, daß die Wehrmacht mehr operativ orientiert, mehr dezentralisiert und mehr auf das Praktizieren des Zusammenwirkens zwischen den Waffengattungen ausgerichtet war und anders als die meisten Streitkräfte jener Zeit weniger zur Arbeitsteilung und Spezialisierung neigte.


Für mich zusammenfassend ein gutes Beispiel das Zentralisierung, Ideologie, Denkgebote und Denkverbote (Political Correctness, Holocaust- und Klimakult, Toleranz- und Multikultidoktrin) statt Vernunft und Rationalität, die gerade zu schaffende EUdSSR, glattgeschliffene Charaktere (Opportunisten u. ä.), wie sie derzeit durch unsere politische Führung im Militär und im zivilen Leben verstärkt geschaffen werden, bei gleichzeitiger Betrachtung aller anderen Probleme die Deutschland hat und vermehrt haben wird, einen Niedergang, ja gar Abgesang auf eine einst große Kultur bzw. Zivilisation ergeben.

MfG

Rikimer

uzi
22.02.2009, 21:03
# Rikimer


...Freiwillig und ohne Zwang war gar nichts möglich in der Sowjetunion. Warum Millionen von Russen und Ukrainern gegen das Sowjetimperium gekämpft haben, wirst du wohl nie verstehen.

Mein ukrainischer Großvater hat als Partisan gegen die Wehrmacht gekämpft. Aber nicht freiwillig, er wurde dazu von den russischen Kommunisten gezwungen, mit Androhungen gegenüber seine Familie und Verwandtschaft, würde er sich fügen.

Und die sowjetische Armee war auch alles andere als Effizient. Die hohen Verlustraten der Roten Armee lassen eher auf Ineffizienz schließen...

Damit bestätigst Du meine Aussagen explizit.