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Vollständige Version anzeigen : Erhard und seine Erben oder Wer war der beste Wirtschaftsminister



henriof9
10.02.2009, 10:12
Michael Glos ist nicht der erste Wirtschaftsminister, der dieses Amt an den Rand der Bedeutungslosigkeit bringt. Viele haben sich schwergetan mit Ludwig Erhards Erbe.

Ob Karl-Theodor zu Guttenberg dem Amt wieder mehr Bedeutung geben kann? Viel Zeit hat er dafür nicht. Gerade mal sieben Monate.

Zur kurzen Erinnerung :


1949 - 1963

Ludwig Erhard (CDU)

Der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik ist für eine Fülle von Themen zuständig: Konjunktur- und Wettbewerbspolitik, Geld- und Währungsfragen, Entwicklungshilfe und Forschungsförderung. Einige Reformen - etwa die Zollsenkung von 1956 - kann Erhard, der Vater des Wirtschaftswunders, sogar gegen den erklärten Willen von Bundeskanzler Konrad Adenauer durchsetzen.

1963 - 1966

Kurt Schmücker (CDU)

Er hat mit der ersten Rezession der Nachkriegszeit zu kämpfen und entwirft Teile des Stabilitätsgesetzes.

1966 - 1972

Karl Schiller (SPD)

Er setzt das Stabilitätsgesetz durch und damit einen Kurswechsel zu einer aktiven Konjunktur- und Wachstumspolitik auf der Basis der Theorien von John Maynard Keynes. Auch die "konzertierte Aktion", in der Politiker, Gewerkschafter und Arbeitgeber gemeinsam agieren, geht auf Schiller zurück. 1971 wird er zum Minister für Wirtschaft und Finanzen ernannt.

1972

Helmut Schmidt (SPD)

Nach Schillers Rücktritt übernimmt Schmidt das Amt. Nach der Bundestagswahl 1972 wird das Superministerium für Wirtschaft und Finanzen geteilt. Schmidt bleibt Finanzminister.

1972 - 1977

Hans Friderichs (FDP)

Auf Grundlage des neuen Energiesicherungsgesetzes verordnet er den Deutschen 1973 den autofreien Sonntag. Doch es ist nicht das Fahrverbot, sondern seine Verwicklung in die Flick-Parteispendenaffäre, die Friderichs deutlich mehr Schlagzeilen bringt.

1977 - 1984

Otto Graf Lambsdorff (FDP)

Er zählt zu den profiliertesten und streitbarsten Bundeswirtschaftsministern. Otto Graf Lambsdorff versucht, die durch die weltweite Ölkrise ausgelöste Rezession mit einer betont liberalen Politik zu überwinden. Nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition 1982 übernimmt für kurze Zeit Manfred Lahnstein (SPD) das Amt, bevor Lambsdorff unter Kanzler Helmut Kohl erneut Wirtschaftsminister wird. Er gerät jedoch in den Mittelpunkt der Flick-Affäre und tritt 1984 zurück.

1984 - 1988

Martin Bangemann (FDP)

Er gilt als einer der Wirtschaftsminister ohne Profil. Sein Kurs ermöglichte unter anderem die Fusion von Daimler und dem Luftfahrt- und Verteidigungskonzern MBB - ein ordnungspolitischer Sündenfall.

1988 - 1991

Helmut Haussmann (FDP)

Eher unauffällig - so beschreiben Experten auch Helmut Haussmann als Bundeswirtschaftsminister.

1991 - 1993

Jürgen Möllemann (FDP)

Er bleibt mit Forderungen nach Subventionsabbau - in erster Linie in der Kohleförderung - im Gedächtnis sowie mit seinem wenig ruhmreichen Abgang: Weil er auf Amtspapier für die Produkte eines Vetters wirbt, muss er zurücktreten.

1993 - 1998

Günter Rexrodt (FDP)

Die Öffnung des Postmarktes, die Deregulierung im Strom-, Gas- und Telekommunikationsmarkt gehen auf sein Konto.

1998 - 2002

Werner Müller (parteilos)

Nach der Absage des Unternehmers Jost Stollmann holt Kanzler Gerhard Schröder einen anderen Seiteneinsteiger ins Bundeswirtschaftsministerium: den Ex-Veba-Manager Werner Müller. Er arbeitet unauffällig, aber effektiv - etwa bei den Verhandlungen mit der Wirtschaft zum Atomausstieg.

2002 - 2005

Wolfgang Clement (SPD)

Er wird der erste Superminister seit Karl Schiller. Clement ist zuständig für Wirtschaft und Arbeit. Die Hartz-Reformen sind prägend für seine Amtszeit.

2005 - 2009

Michael Glos (CSU)

Überraschend übernimmt Glos das Wirtschaftsministerium, weil Edmund Stoiber nicht nach Berlin will. Am Wochenende reichte Glos seinen Rücktritt ein.


Quelle: Handelsblatt.com

cajadeahorros
10.02.2009, 10:21
Gabs mal den guten Witz:

Bangemann, Haussmann, Möllemann - wie wärs mal mit einem Fachmann?

Lichtblau
10.02.2009, 10:36
Hier werden mal wieder die Ossis diskriminiert, wo bleiben denn die DDR-Wirtschaftsminister???

henriof9
10.02.2009, 11:06
Hier werden mal wieder die Ossis diskriminiert, wo bleiben denn die DDR-Wirtschaftsminister???

Es geht hier um die BRD, was durch die Überschrift eigentlich deutlich zum Ausdruck kommt.
Oder meinst Du das Gerhard Pohl und Christa Luft nun so erwähnenswert sind ?

PeterH
10.02.2009, 15:30
Hier werden mal wieder die Ossis diskriminiert, wo bleiben denn die DDR-Wirtschaftsminister???

Die DDR hatte eine Wirtschaft? So kann man das Beschäftigungsprogramm nun wirklich nicht nennen.

-jmw-
10.02.2009, 15:46
Hatte die DDR überhaupt einen (Gesamt-)Wirtschaftsminister nach, sagen wir, Mitte der 50er?
Muss glatt mal nachgucken...

Settembrini
10.02.2009, 17:23
Michael Glos ist nicht der erste Wirtschaftsminister, der dieses Amt an den Rand der Bedeutungslosigkeit bringt. Viele haben sich schwergetan mit Ludwig Erhards Erbe.

Ob Karl-Theodor zu Guttenberg dem Amt wieder mehr Bedeutung geben kann? Viel Zeit hat er dafür nicht. Gerade mal sieben Monate.

Zur kurzen Erinnerung :

Die angehaengten Kurzbeschreibungen sind eigentlich recht treffend. Wobei man natuerlich fairerweise hinzufuegen sollte, dass ein Wirtschaftsminister im Falle einer stabilen Gesamtsituation (die wir ja in der Nachkriegszeit zumeist hatten) nur selten Gelegenheit hat, sich zu profilieren. Erhard war diesbezueglich natuerlich klar im Vorteil, was seine Verdienste allerdings nicht schmaelern soll. Von seinen Nachfolgern hat mich im grossen ganzen nur Graf Lambsdorff ueberzeugt.

scanners
12.02.2009, 09:47
Der Betrug ist das Zinssystem, das uns in den Feudalismus zurück führt und uns alle ausbeutet , zum wohle weniger

Wer dabei das Zepter führt ist völlig egal.

Gib mir die Macht über das Geld, und mir ist egal, wer das Land regiert.