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Vollständige Version anzeigen : Ist das Leben ein Straflager?



Klopperhorst
07.02.2009, 19:57
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.


---

Kreuzbube
07.02.2009, 20:46
Beides kann zutreffen. Man muß nur seine Aufgabe bzw. seinen Platz finden!:)

Biskra
07.02.2009, 20:50
So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.

Aha, ist das so eine Art ostdeutsche Verhaltensstörung, rezenter Mauerkoller?

ochmensch
07.02.2009, 20:51
Nein, ein Straflager ist das Leben mit Sicherheit nicht. Eher ist es eine Möglichkeit zu beweisen, aus welchem Holz man geschnitzt ist. Die Möglichkeiten sind unendlich, die Grenzen bestimmt nur die eigene Beschränktheit. Letztlich kommt es nur auf die Kraft des eigenen Willen an.


Aha, ist das so eine Art ostdeutsche Verhaltensstörung, rezenter Mauerkoller?
Hat Herr Wong deinen Lohn gekürzt?

marc
07.02.2009, 20:55
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.


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Durch die Frage und dein Avatar ist mir ein Gedicht von Rilke eingefallen:

Trotzdem

Manchmal vom Regal der Wand
hol ich meinen Schopenhauer,
einen »Kerker voller Trauer«
hat er dieses Sein genannt.

So er recht hat, ich verlor
nichts: in Kerkereinsamkeiten
weck ich meiner Seele Saiten
glücklich wie einst Dalibor.


Dalibor wurde verhört und mit dem Urteil vom März 1498 beschlagnahmte man seine Höfe, er verlor seine Ehre und wurde anschließend hingerichtet.
Im Gefängnis soll er, der Sage nach, derart herzergreifend auf der Geige gespielt haben, dass sich täglich Menschen um den Turm formierten, um ihm zuzuhören.

Naja: dennoch keins seiner stärksten Gedichte. :dunno:

Biskra
07.02.2009, 21:18
Hat Herr Wong deinen Lohn gekürzt?

Du solltest dich schon entscheiden, welchen Job du mir andichten willst. :)

Stadtknecht
08.02.2009, 10:03
Man sollte sich das Leben so schön wie möglich gestalten.

Bärwolf
08.02.2009, 10:05
...
Für den Einen das Eine - für den Anderen das Andere ;)

Kumusta
08.02.2009, 10:47
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.Bist du paranoid?

henriof9
08.02.2009, 11:28
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.
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Es kommt wohl eher darauf an, wem man eine solche Frage stellt.
Jemand der irgendwo im tiefsten Afrika in irgendeinem Krahl geboren wurde, hätte darauf wohl eine andere Antwort als jemand der mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.
Nennen wir es mal die Gnade der Geburt welche die Startvorgaben für das Leben gegeben hat.
Etwas daraus zu machen liegt an jedem selbst, ob er nun, um auf Deine Bemerkungen einzugehen, wie irre traniert um das Schwimmen so zu perfektionieren damit er eben nicht ertrinkt, oder ob er garnicht erst anfängt schwimmen zu lernen und demzufolge beim ersten Versuch untergeht.

Und je nachdem wie erfolgreich er dabei ist, sieht er vielleicht seine Wächter auch nicht mehr als solche an, sondern vielleicht auch als Erlöser.

kotzfisch
08.02.2009, 12:16
Kloppi hat Blähungen!

Klopperhorst
08.02.2009, 12:18
Es kommt wohl eher darauf an, wem man eine solche Frage stellt.
Jemand der irgendwo im tiefsten Afrika in irgendeinem Krahl geboren wurde, hätte darauf wohl eine andere Antwort als jemand der mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde....

LEBEN bezieht sich auf generelles Leben. Was nutzt es, wenn einer glücklich ist und tausende andere ein erbärmliches Leben führen?

Das invidividuelle Glück wiegt das Unglück der anderen nicht auf. Daher bezog sich die obige Frage auf das Leben im Allgemeinen.

Darüber: Auch der mit dem "goldenen Löffel im Mund geborene" kann sehr unglücklich sein und das Leben als ein Straflager empfinden. Denn es sind ja meist auch die Langeweile und der Überfluss, welche unglücklich machen.


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Mark Mallokent
08.02.2009, 12:20
Nein. Das Leben ist etwa einem Freigang für auf Lebenszeit verurteilte Häftlinge zu vergleichen. Eine kurze Urlaubsphase zwischen zwei ewig langen Perioden, in denen wir tot sind. :]

Ingeborg
08.02.2009, 12:52
Ein Theater mit dem immer gleichen Stück

- in dem jeder mal jede Rolle spielen darf

- auf mehrere LEben verteilt

- und jede Erfahrung machen darf.

Weitere Erfahrungen finden vermutlich

anderswo statt.

Krabat
08.02.2009, 13:17
So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.


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Liest Du gerade Gryphius?

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Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn /
Und führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck / Wo Thier und Vögel waren
Trawert itzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!


Der port naht mehr und mehr sich / zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel / so wird in wenig Jahren
Ich / du / und was man hat / und was man siht / hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.


Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten
Laß mich nicht ach / nicht pracht / nicht luft / nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glantz sei von und neben mir /

Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen /
Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /
So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu dir.

Sauerländer
08.02.2009, 13:33
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.
Dann stellt sich die Frage, für was diese Strafe verhängt wurde.

henriof9
08.02.2009, 15:44
LEBEN bezieht sich auf generelles Leben. Was nutzt es, wenn einer glücklich ist und tausende andere ein erbärmliches Leben führen?

Das invidividuelle Glück wiegt das Unglück der anderen nicht auf. Daher bezog sich die obige Frage auf das Leben im Allgemeinen.

Darüber: Auch der mit dem "goldenen Löffel im Mund geborene" kann sehr unglücklich sein und das Leben als ein Straflager empfinden. Denn es sind ja meist auch die Langeweile und der Überfluss, welche unglücklich machen.


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Das ist zwar korrekt, ändert aber nichts an der Tatsache, daß jeder Mensch ein unterschiedliche Auffassung über den Sinn des Lebens hat, ob er es nun als Straflager oder Strafinsel betrachtet oder aber z.B. als Geschenk Gottes.
Dazu kommen auch noch die unterschiedlichen religiösen Einstellungen über welche mitunter der Sinn begründet oder erklärt werden.
Unabhängig davon stellt sich aber auch für viele nicht diese ( Deine ) Frage, zumindest nicht so lange, als das sie in einer Lebens-Sinn- Krise stecken.
Anhand der negativen Darstellung in Deiner Frage könnte man fast davon ausgehen, daß Du derzeitig eine Krise durchlebst.?

Beverly
08.02.2009, 21:19
Kloppi hat Blähungen!

die Blähungen hast du und ich finde Klopperhorsts Frage durchaus sinnvoll

EinDachs
08.02.2009, 21:26
Bist du paranoid?

Depressiv triffts, denk ich, eher.

Und den Straflagervergleich halt ich für unsinnig, steht es doch jedem frei, die Strafkolonie jederzeit zu verlassen.
Ich verweise auf Seiten zu der Thematik :http://www.selbstmord.co.at/

Brotzeit
08.02.2009, 21:31
Ist das Leben ein Straflager?

Nein!
In Deutschland noch nicht!
Aber bald; nur die Nummer hat man uns bereits vergeben aber nur noch nicht eintätowiert ........

Blaumann
08.02.2009, 21:39
auch wenn es beschissen läuft, hat man IMMER die chance, was anderes zu machen. wer es nicht tut hat sich verrannt.
neue sachen bedeuten zwar manchmal radikale brüche aber es geht immer anders.

Nationalix
08.02.2009, 21:47
Kloppi hat Blähungen!

Oder zuviele Philosophiebücher gelesen. Dagegen hilft zweierlei: arbeiten oder mal wieder eine Frau. :D

marc
08.02.2009, 22:05
Oder zuviele Philosophiebücher gelesen.

Ach, es gibt auch optimistischere Philosophen.
Aber Schopenhauer mit seiner Idee von der "schlechtesten aller Welten" gehört halt nicht dazu. :D

In gewisser Weise ist Schopenhauer ja sogar noch deprimierender als Kierkegaard, bei dem es dann wenigsten den "Sprung in den Glauben" gibt. *Grübel*

Rasierklingen beilegen könnte man vielleicht auch den späten Büchern Adornos und den Aphorismen von E. M. Cioran: ""Es lohnt nicht die Mühe sich zu töten, denn man tötet sich immer zu spät."

Klopperhorst
08.02.2009, 22:22
Oder zuviele Philosophiebücher gelesen. Dagegen hilft zweierlei: arbeiten oder mal wieder eine Frau. :D

Natürlich höre ich bei einer theoretischen Betrachtung immer wieder die selben amöbialen Einwände. Das ist so, als wolle man einen Physiker davon abhalten, über die Sterne zu forschen, weil diese ja zu weit weg wären.

So und ähnlich hat immer nur der Pöbel gedacht.

In Wahrheit aber spricht daraus nur die Angst!

Denn, wenn man sich mit der theoretischen Frage einer Grundschuld des Lebens beschäftigt, muss man sich auch mit seiner eigenen Lebensschuld auseinandersetzen.

Davor jedoch erzittert das Gewissen aller Optimisten und Ignoranten des Leides der Welt.

---

Beverly
08.02.2009, 22:54
Dann stellt sich die Frage, für was diese Strafe verhängt wurde.

Da gibt es verschiedene Erklärungen

1. Wir haben im letzten Leben alle irgendeinen großen Scheiß gemacht und werden dadurch in diesem Leben abgestraft.

2. Das Straflager ist wörtlich zu nehmen, nur hat man uns die Erinnerung daran genommen, was wir ausgefressen haben.

3. In allen anderen Welten des Multiversums ist es üblich, dass man sie verlassen kann und sich eine neue Welt suchen, wenn man es nicht mehr aushält. Nur dies ist die Welt und das Leben, das man aus irgendwelchen Gründen auch dann führen muss, wenn man nicht mehr will.

4. Das Leben ist ein beknacktes Computerspiel.

Dexter
09.02.2009, 01:02
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.


Tod kann nicht der Wächter sein, denn der Tod ist die einzige Möglichkeit, aus dem Lager auszubrechen. Wenn das Leben eine Strafkolonie ist, musst du nur das Leben beenden, und kannst damit aus ihre Ausscheiden. Der Tod könnte also nur der Pfortenwächter sein, der die Menschen aus dem Straflager wieder erlöst. Der Tod ist damit der einzig mögliche Weg dem Straflager zu entrinnen.

Rikimer
09.02.2009, 01:14
.... und die Ausgangspforten sind mit Wächtern wie dem Tod, Krankheit und Verfall versperrt.

Alternativ: Ist das Leben eine Strafinsel?
Manchmal kommen Schiffe vorbei, die man nicht erreichen kann, denn sie sind die Sehnsüchte. Wenn man zu ihnen will, muss man ertrinken.

So bleibt nichts weiter, als auf der Insel auszuharren und wie irre im Kreis herumzulaufen.


---

In gewisser Weise muß ich dir zustimmen, dann aber doch nicht ganz.

Das Leben ist in meinen Augen zwar schon so etwas wie eine Strafinsel, kein Vergnügen, eine Prüfung in welcher man sich beweisen muß und nur wenige dabei ans Ziel gelangen. Aber als ein Straflager entfaltet sich in meinem geistigen Auto eine zu große Passivität und das trifft es dann doch nicht. Zwar mögen grobe Rahmen vorgegeben sein (Schicksal, Gene, Zeit, soziale Schicht usw.), innerhalb dessen jedoch sind große Möglichkeiten der Entscheidung möglich - nicht für jeden das gleiche, vielleicht weil jeder eine andere Aufgabe hat.

So mag jeder das Leben so weit es ihm möglich ist genießen, für mich wird trotz all' der Freuden, eben weil ich um die unbefriedigende Situation der Nichtbeantwortung der Frage nach dem Warum des Ganzen (Zufall, Religionen, Wissenschaft sind keine Antworten) weiß, die Loslösung von diesem Körper und Geist (der Tod) der schönste Tag meines Lebens sein. Ich hoffe bis dahin die mir gestellten Aufgaben mehr oder weniger zufriedenstellend gelöst zu haben.

MfG

Rikimer

Rikimer
09.02.2009, 01:18
Depressiv triffts, denk ich, eher.

Und den Straflagervergleich halt ich für unsinnig, steht es doch jedem frei, die Strafkolonie jederzeit zu verlassen.
Ich verweise auf Seiten zu der Thematik :http://www.selbstmord.co.at/
Selbstmord ist noch sinnloser und ein absolutes Eingeständnis des Scheiterns. So wie der Westen als Ganzes derzeit Selbstmord begeht.

MfG

Rikimer

Salazar
09.02.2009, 01:48
Ach, es gibt auch optimistischere Philosophen.
Aber Schopenhauer mit seiner Idee von der "schlechtesten aller Welten" gehört halt nicht dazu. :D

In gewisser Weise ist Schopenhauer ja sogar noch deprimierender als Kierkegaard, bei dem es dann wenigsten den "Sprung in den Glauben" gibt. *Grübel*

Rasierklingen beilegen könnte man vielleicht auch den späten Büchern Adornos und den Aphorismen von E. M. Cioran: ""Es lohnt nicht die Mühe sich zu töten, denn man tötet sich immer zu spät."

Oder Albert Caraco:

« Je suis vivant parmi des hommes, qui le semblent, et dont je sais bien qu'ils sont morts, aussi morts que leurs dieux. »

und

« Je n'aime pas la vie et je ne me souviens pas de l'avoir aimée, l'idée que je pouvais mourir fut de tout temps ma consolation et plus le terme approche, plus ma joie s'en augmente, je suis pressé de quitter ce bas monde. »

Beide aus Ma Confession

Caraco wartete mit seinem Selbstmord bis seine beiden Eltern verstorben waren, wohl um sie nicht zu enttäuschen. Das ist mit das Deprimierendste was ich je gehört bzw. gelesen habe.

Klopperhorst
09.02.2009, 08:44
Tod kann nicht der Wächter sein, denn der Tod ist die einzige Möglichkeit, aus dem Lager auszubrechen...

Wenn er kein Wächter wäre, würden ja viel mehr den Freitod wählen, um zu fliehen.

Aber die Todesangst ist die größte Angst überhaupt, was bezeugt, daß er eine Art Wärter ist, vor dem selbst Schwerstkranke und Alte zurückschrecken.

Denn es ist nicht die Lust am Leben, welche die meisten hier hält, sondern die Angst vor dem Tod. Nebenbei: Wer könnte auch schon den Gedanken an den Tod ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre?


---

Klopperhorst
09.02.2009, 09:03
In gewisser Weise muß ich dir zustimmen, dann aber doch nicht ganz.

Das Leben ist in meinen Augen zwar schon so etwas wie eine Strafinsel, kein Vergnügen, eine Prüfung in welcher man sich beweisen muß und nur wenige dabei ans Ziel gelangen. Aber als ein Straflager entfaltet sich in meinem geistigen Auto eine zu große Passivität und das trifft es dann doch nicht. Zwar mögen grobe Rahmen vorgegeben sein (Schicksal, Gene, Zeit, soziale Schicht usw.), innerhalb dessen jedoch sind große Möglichkeiten der Entscheidung möglich - nicht für jeden das gleiche, vielleicht weil jeder eine andere Aufgabe hat.

So mag jeder das Leben so weit es ihm möglich ist genießen, für mich wird trotz all' der Freuden, eben weil ich um die unbefriedigende Situation der Nichtbeantwortung der Frage nach dem Warum des Ganzen (Zufall, Religionen, Wissenschaft sind keine Antworten) weiß, die Loslösung von diesem Körper und Geist (der Tod) der schönste Tag meines Lebens sein. Ich hoffe bis dahin die mir gestellten Aufgaben mehr oder weniger zufriedenstellend gelöst zu haben.

MfG

Rikimer

Gut geschrieben. So ähnlich sehe ich das auch. Nur bewertest du die Freiheit glaube ich etwas zu hoch. Die Freiheit liegt im Sein, nicht im Handeln. D.h. man ist frei geboren, aber man muss in der Welt seinen innewohnenden Veranlagungen, Talenten und gewissermaßen seinem Schicksal gehorchen.

Die eigentliche Freiheit besteht in dem Moment, indem sich die Chromosomen der Elternteile mit quantenmechanischen Zufallsereignissen teilen und zu einem neuen Wesen zusammensetzen.

In diesem Moment quantenmechanischen Zufalls, der keiner strengen Notwendigkeit gehorcht, ist unsere Freiheit begründet. Der Rest ist Strafinsel für diese Freiheit.

---

Sathington Willoughby
09.02.2009, 09:20
Nur, wer sich und seinen Geist selber einsperrt bzw. von Anderen einsperren lässt, lebt in einem Straflager. Den Schlüssel trägt jeder in seinem Säckel rum, die wenigsten aber wollen frei sein, weil mit der Freiheit auch die Verantwortung wächst.

Leila
09.02.2009, 10:01
Denn es ist nicht die Lust am Leben, welche die meisten hier hält, sondern die Angst vor dem Tod.

Danke, Klopperhorst, für das Thema!

Dem von mir herausgepickten Sätzchen möchte ich noch etwas hinzufügen, das mir sehr wichtig erscheint: Die Hoffnung auf bessere Lebensumstände.

Gruß von Leila

Sathington Willoughby
09.02.2009, 10:05
Die Hoffnung auf bessere Lebensumstände.



Was ist Hoffnung ohne die Energie, sein eigenes Leben in den Griff zu nehmen und bereit sein, Rückschläge einzustecken?

Das Leben ist an uns nicht interessiert: wir müssen zusehen, mit ihm klarzukommen, nicht umgekehrt.

klartext
09.02.2009, 10:10
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt,
doch bald hat sich herausgestellt,
nach manchem trüb verbrachtem Jahr,
dass dies der einzige Lichtblick war
( Eugen Roth )

Leila
09.02.2009, 10:18
An Klopperhorst:

Im Spruch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, erblicke ich eine tiefe Wahrheit. Der Erfolg des Lottospiels z.B. erscheint vielen Menschen als letzte Möglichkeit, ihre Lebensumstände zu verbessern. Und was sind Spekulanten anderes, als Lottospieler? oder Goldsucher?

Rikimers Beitrag #27 (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2698775&postcount=27) enthält viel Wahres.

Gruß von Leila

Dexter
09.02.2009, 11:58
Wenn er kein Wächter wäre, würden ja viel mehr den Freitod wählen, um zu fliehen.

Aber die Todesangst ist die größte Angst überhaupt, was bezeugt, daß er eine Art Wärter ist, vor dem selbst Schwerstkranke und Alte zurückschrecken.

Denn es ist nicht die Lust am Leben, welche die meisten hier hält, sondern die Angst vor dem Tod. Nebenbei: Wer könnte auch schon den Gedanken an den Tod ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre?


Dann ist aber der Angst der Wächter und der Tod die Brücke zur Befreiung aus der Unterdrückung und Sklaverei des Lebens. Die Angst unterdrückt den Willen des Menschen, dessen größte Macht noch immer die direkte Macht über Leben und Tod des Menschen selbst ist, weil er aktiv den Tod herbeiführen kann.

Dein zyklisches Weltbild erinnert mich an ein Kapitel an Nietzsches Zarathustra und zum Thema passt auch das Kapitel "Vom Freien Tode".
http://www.gutenberg.org/dirs/etext05/8zara10.txt


Viele sterben zu spät, und Einige sterben zu früh. Noch klingt fremd
die Lehre: "stirb zur rechten Zeit!"
Stirb zur rechten Zeit: also lehrt es Zarathustra.
...
Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil _ich_
will.
Und wann werde ich wollen? - Wer ein Ziel hat und einen Erben, der
will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben.
Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er keine dürren Kränze mehr
im Heiligthum des Lebens aufhängen.
Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: sie ziehen ihren
Faden in die Länge und gehen dabei selber immer rückwärts.
...
Mancher wird nie süss, er fault im Sommer schon. Feigheit ist es, die
ihn an seinem Aste festhält.
...
Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger Nein-sager, wenn es nicht
Zeit mehr ist zum Ja: also versteht er sich auf Tod und Leben.
Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch und Erde, meine
Freunde: das erbitte ich mir von dem Honig eurer Seele.
In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure Tugend glühn, gleich
einem Abendroth um die Erde: oder aber das Sterben ist euch schlecht
gerathen.


Nietzsche spricht sich eindeutig für den aktiven Freitod aus. Zur rechten Zeig sterben heißt bei ihm auch zur rechten Zeit gelebt zu haben, und vom Leben Abschied zu nehmen, bevor man selbst der Degeneration verfällt.

PAZIFIX
09.02.2009, 12:07
...
Für den Einen das Eine - für den Anderen das Andere ;)

Wer ist Wärter und wer ist Insasse?

EinDachs
09.02.2009, 18:51
Selbstmord ist noch sinnloser und ein absolutes Eingeständnis des Scheiterns.

Nun, ganz so drastisch seh ich das nicht.
Wenn einem das Leben in der Tat nur als Gefängnis scheint (möglicherweise weil man in einem steckt etwa) ist er dann doch ein Ausweg. Eben ein Ende mit Schrecken, statt einem Schrecken ohne Ende.

Brotzeit
09.02.2009, 18:52
Man sollte sich das Leben so schön wie möglich gestalten.


Für Dich als Beamten dürfte das kaum ein Problem darstellen ........... :rolleyes:

Biskra
10.02.2009, 04:39
Caraco wartete mit seinem Selbstmord bis seine beiden Eltern verstorben waren, wohl um sie nicht zu enttäuschen. Das ist mit das Deprimierendste was ich je gehört bzw. gelesen habe.

Nach dem letzten Zitat wollte man meinen, daß es keines Wartens bedurft hätte.

Stadtknecht
10.02.2009, 07:06
Für Dich als Beamten dürfte das kaum ein Problem darstellen ........... :rolleyes:

Schon wieder oder immer noch neidisch?