PDA

Vollständige Version anzeigen : Basisdemokratie



GermanPie
01.02.2005, 07:28
Ist unser System so noch zeitgemäß?
Oder sollte das Volk wieder mehr in die politische Entscheidungsfindung einbezogen werden?

Ich stelle mal in den Raum, dass ein Großteil der heutigen Politikverdrossenheit auch damit zusammenhängt, dass unsere Politiker viel entscheiden und beschließen - dies aber in den seltensten Fällen mit dem Willen der Bevölkerung übereinstimmt. Die jüngsten Beispiele sind hier die Föderalismusreform, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei oder das Dosenpfand. Ich bin mir sicher, dass das Volk als Organ oft wesentlich intelligenter entscheiden würde, als ein erhobenes Haus voll Lehrer und Juristen...

Cthulhu
01.02.2005, 08:44
Wir Konservativen fordern schon lange eine echte Demokratie. Unfähige Regierungen sollte man abwählen können, es müsste Volksabstimmungen geben und Volksanwälte wie in Österreich sollten die Rechte der Bürger schützen. Wer mitbestimmen darf, steht eher zu seinem Staat, als jemand, dem verlogene Politiker auf der Nase herumtanzen. Zudem weiß das Volk besser, was es will, als ein Haufen von Politikern, die von Lobbys geschmiert werden. Es besteht lediglich die Möglichkeit der Manipulation durch die linke Medienmafia, aber mit der guten alten deutschen Erziehung kann man diese Gefahr minimieren. Das Grundgesetz war nur als Übergangsverfassung gedacht, wir brauchen eine neue echte demokratische Verfassung.

GermanPie
01.02.2005, 09:35
Wir Konservativen fordern schon lange eine echte Demokratie. Unfähige Regierungen sollte man abwählen können, es müsste Volksabstimmungen geben und Volksanwälte wie in Österreich sollten die Rechte der Bürger schützen. Wer mitbestimmen darf, steht eher zu seinem Staat, als jemand, dem verlogene Politiker auf der Nase herumtanzen. Zudem weiß das Volk besser, was es will, als ein Haufen von Politikern, die von Lobbys geschmiert werden. Es besteht lediglich die Möglichkeit der Manipulation durch die linke Medienmafia, aber mit der guten alten deutschen Erziehung kann man diese Gefahr minimieren. Das Grundgesetz war nur als Übergangsverfassung gedacht, wir brauchen eine neue echte demokratische Verfassung.

Aber ist es nicht so, dass auch viele Fragen den Wähler/politisch anstehende Entscheidungen überfordern und/oder sogar langweilen? Zumindest immer wieder gescheiterte Volksbegehren erwecken diesen Eindruck...

mentecaptus
01.02.2005, 09:53
Ist unser System so noch zeitgemäß?
Oder sollte das Volk wieder mehr in die politische Entscheidungsfindung einbezogen werden?

Ich stelle mal in den Raum, dass ein Großteil der heutigen Politikverdrossenheit auch damit zusammenhängt, dass unsere Politiker viel entscheiden und beschließen - dies aber in den seltensten Fällen mit dem Willen der Bevölkerung übereinstimmt. Die jüngsten Beispiele sind hier die Föderalismusreform, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei oder das Dosenpfand. Ich bin mir sicher, dass das Volk als Organ oft wesentlich intelligenter entscheiden würde, als ein erhobenes Haus voll Lehrer und Juristen...
Bei den vier vorgegebenen Antwortmöglichkeiten habe ich "soll so bleiben, wie bisher" gewählt. Denn ich glaube nicht, dass in großem Umfang basisdemokratische Elemente auf Bundesebene praktikabel sind - einfach, weil die Leute sich mit der Thematik nicht auseinandersetzen und wir alle inzwischen auf Headlines reduziert sind. Des weiteren würde die Regierbarkeit deutlich reduziert, wenn jede (oder viele) Entscheidungen erst du Voksentscheide herbeigeführt werden könnten. Auf kommunaler Ebene sind die menschen viel besser "im Bilde" über die Zusammenhänge und selbst auf Landesebene kann ich Volksentscheiden durchaus etwas abgewinnen.

Auf Bundesebene hingegen käme für mich allenfalls sog. "fakultative Volksabstimmungen" in Frage, wie u.a. in der Schweiz. Die Regierung verabschiedet Gesetze und bei bestimmten Themengebieten (zB Völkerrechtliche Verträge) ist die Zustimmung des Volkes einzuholen, bevor diese in Kraft treten.

Generell sollte man sich aber nicht zuviel versprechen von Volksentscheiden - denn schon die auf kommunaler Ebene zu Themen, die die Menschen direkt betreffen und die hoch emotionalisiert diskutiert werden, finden sich nur wenige dieser Bürger auch zu den Abstimmungen ein. Und Volksabstimmungen, bei denen nur 15 oder 20 Prozent teilnehmen, sind vertane "Liebesmüh" und wohl schwer als "Volkswillen" zu akzeptieren.

In diesem Zusammenhang könnte künftig dem Internet eine gewichtige Rolle zufallen - denn "bequeme" Abstimmungen von zuhause würden die Teilnehmerzahlen an Volksentscheiden - und Wahlen - wohl deutlich erhöhen...

GermanPie
01.02.2005, 10:04
Bei den vier vorgegebenen Antwortmöglichkeiten habe ich "soll so bleiben, wie bisher" gewählt. Denn ich glaube nicht, dass in großem Umfang basisdemokratische Elemente auf Bundesebene praktikabel sind - einfach, weil die Leute sich mit der Thematik nicht auseinandersetzen und wir alle inzwischen auf Headlines reduziert sind. Des weiteren würde die Regierbarkeit deutlich reduziert, wenn jede (oder viele) Entscheidungen erst du Voksentscheide herbeigeführt werden könnten. Auf kommunaler Ebene sind die menschen viel besser "im Bilde" über die Zusammenhänge und selbst auf Landesebene kann ich Volksentscheiden durchaus etwas abgewinnen.

Auf Bundesebene hingegen käme für mich allenfalls sog. "fakultative Volksabstimmungen" in Frage, wie u.a. in der Schweiz. Die Regierung verabschiedet Gesetze und bei bestimmten Themengebieten (zB Völkerrechtliche Verträge) ist die Zustimmung des Volkes einzuholen, bevor diese in Kraft treten.

Generell sollte man sich aber nicht zuviel versprechen von Volksentscheiden - denn schon die auf kommunaler Ebene zu Themen, die die Menschen direkt betreffen und die hoch emotionalisiert diskutiert werden, finden sich nur wenige dieser Bürger auch zu den Abstimmungen ein. Und Volksabstimmungen, bei denen nur 15 oder 20 Prozent teilnehmen, sind vertane "Liebesmüh" und wohl schwer als "Volkswillen" zu akzeptieren.

In diesem Zusammenhang könnte künftig dem Internet eine gewichtige Rolle zufallen - denn "bequeme" Abstimmungen von zuhause würden die Teilnehmerzahlen an Volksentscheiden - und Wahlen - wohl deutlich erhöhen...

Hm, ich geb Dir weitestgehend gerne Recht.
Andererseits kann es nicht angehen, dass Entscheidungen, die nun wirklich klar gegen den Willen des Volkes getroffen werden, einfach so vom Parlament durchgesetzt werden können - das führt zur Abkehr von der Politik und gilt sowohl für Kommunen, Länder wie auch den Bund!

Lutz
01.02.2005, 10:21
Beispiel?
Die Bevölkerung weiss einfach manchmal nicht, was gut für sie ist - klingt komisch, ist aber so!

GermanPie
01.02.2005, 10:29
Beispiel?
Die Bevölkerung weiss einfach manchmal nicht, was gut für sie ist - klingt komisch, ist aber so!

Auf die Gefahr hin, wieder in die "rechte Ecke" gestellt zu werden:
Die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

Mal ganz unabhängig von allen kulturellen und gesellschaftlichen Problemen. Jeder weiß, wie teuer die Wiedervereinigung war und wie lange wir die finanziellen Folgen noch aufzuarbeiten haben. Jeder ahnt, wie teuer die kürzlich durchgeführte und schon für die Zukunft geplante EU-Osterweiterung (Bulgarien, Rumänien etc.) für das "alte Europa" werden wird. Und dann wird jede Grenze des maximal Zumutbaren fast schon pervers und verächtlich mit allen Füßen getreten, die irgendwo noch valid sind - einfach unfassbar ?(

mentecaptus
01.02.2005, 10:31
Hm, ich geb Dir weitestgehend gerne Recht.
Andererseits kann es nicht angehen, dass Entscheidungen, die nun wirklich klar gegen den Willen des Volkes getroffen werden, einfach so vom Parlament durchgesetzt werden können - das führt zur Abkehr von der Politik und gilt sowohl für Kommunen, Länder wie auch den Bund!
Man könnte argumentieren, dass die Regierung aber vom Volkk (auf 4 oder 5 Jahre) gewählt wurde, gerade um zu entscheiden - und "Volkes Wille" ist nicht so leicht zu ermitteln. Jeder meint doch, ihn zu kennen oder ihn auf seiner Seite zu haben, die aktuelle BILD-Umfrage ist da wenig geeignet, um objektiv diesen Willen zu ermitteln. Und selbst bei den renommierten Meinungsforschungsinstituten kommen da bisweilen sehr erstaunliche Ergebnisse heraus.

Und - leider - gibt es auch notwendige Entscheidungen, die nicht immer populär sind. Wie die erforderliche Anpassung der Rentenversicherung. Jeder weiß, dass die bald kollabiert, aber jeder Veränderung ist entweder mit höheren Kosten oder niedrigeren Leistungen verbunden - beides dermaßen unpopulär, dass es am liebsten keiner anpacken würde. Doch genau dafür leisten wir uns ja unsere Politiker, unsere Regierung(en): dass sie derartige Probleme bewerten und entscheiden.

Und mal konkret hierzu: wer hat denn bitte die Reformnvorschläge der Herzog-Kommision wirklich gelesen? Wer hat sich denn (wenigstens die Synopse) des Unionskompromisses angesehen? Ich wette, die kann man an einer Hand ablesen - aber die Headlines der Zeitungen ("bürokratisch", "nicht praktikabel", "fauler Kompromiss") hat jeder mitbekommen und viele haben sich diese Schlagworte inzwischen zueigen gemacht - ohne eigene Sachkenntnis.

Daher sind Volksabstimmungen auch immer eine gewisse Gefahr, denn "die Mächtigen" können sie (wie die Nazis) durch Vorgabe der Antworten auch leicht missbrauchen. Einfaches Beispiel, wieder zur Rente:


"Wie soll die Rentenversichrung reformiert werden werden?"
A: Beiträge erhöhen
B: Leistungen senken
Das sieht eigentlich sehr offen aus und ohne Manipulation - allerdings würde diese Fragestellung vorwegnehmen, dass die Rentenversicherung auf jeden Fall reformiert werden müsste. Die Option "Alles lassen wie bisher" steht gar nicht zur Auswahl. Und wenn man möglichst jede mögliche Option zulässt, hätte man em Ende einen Fragenbogen mit 10 oder gar 20 Antworten - wer soll da noch die Unterschiede kennen und wes bringt ein Ergebnis, bei dem "der Sieger" eine Zustimmung von 15% hatte - bei einer (angenenommenen) Wahlbeteiligung von 50%? "Volkes Wille" würde dann von 7,5% der Wahlberechtigten getragen und das ist wohl kaum ein wünschenswertes Ergebnis. Und schon gar kein Argument, dass hierdurch die "Politikverdrossenheit" abnehmen würde...

Lutz
01.02.2005, 10:36
@ GP: Wenn der Kapitalismus den Weg zu einem Global Village versperrt, muss er weg!!!

...man bin ich heute wieder "einfach"^^

PS: Ich habe wie Mente gestimmt, ich sehe das genauso.

GermanPie
01.02.2005, 10:38
Nur kurz:
es geht mir bei solchen volksbefragungen nicht um eine abwägung hunderter alternativen. Da die beste zu erarbeiten, ist aufgabe der Politik und aller anhängenden Ministerien/Kommissionen etc.
Aber entscheidende Grundsatzfragen, die man mit "Ja, wollen wir" oder "Nein, wollen wir nicht" beantworten kann, dürfen nicht gegen den entschiedenen Willen des Volkes getroffen werden.

noch eine kleine Anmerkung: die altersabsicherung kann mit sicherheit weder durch erhöhte beiträge noch weniger leistung noch "alles so beibehalten" zufriedenstellend aufrecht erhalten werden.
Raus in eine Privatvorsorge (natürlich schrittweise). Jeder kann sich "sein" Absicherungspaket dann selber schnüren.

mentecaptus
01.02.2005, 10:39
Auf die Gefahr hin, wieder in die "rechte Ecke" gestellt zu werden:
Die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

Mal ganz unabhängig von allen kulturellen und gesellschaftlichen Problemen. Jeder weiß, wie teuer die Wiedervereinigung war und wie lange wir die finanziellen Folgen noch aufzuarbeiten haben. Jeder ahnt, wie teuer die kürzlich durchgeführte und schon für die Zukunft geplante EU-Osterweiterung (Bulgarien, Rumänien etc.) für das "alte Europa" werden wird. Und dann wird jede Grenze des maximal Zumutbaren fast schon pervers und verächtlich mit allen Füßen getreten, die irgendwo noch valid sind - einfach unfassbar ?(
Ich bin erklärter Gegener des Türkeibeitritts und als aktives CDU-Mitglied könnte ich Deppen wie Volker Rühe stundenlang an die Wand klatschen...

Dennoch gilt auch hier "Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen" (Winston Churchill). Im Herbst 2006 stehen Bundestagswahlen an und mehr als 60 Mio Wahlberechtigte haben es in der Hand, ihr Missfallen zur Politik der Bundesregierung auszudrücken - nur wenn die wieder Schröder und Fischer wählen, dann sind sie selber Schuld! Wer sich zweimal belügen lässt und dann dennoch wieder die Typen wählt, muss auch die Konsequenzen tragen - wer das nicht will, darf denen eben seine Stimme nicht (mehr) geben.

Allerdings wäre zB die Frage des Türkei-Beitritts durchaus eine Frage, die nach meiner Darlegung zum "fakultativen Volksentscheid" plebeszitär entschieden werden könnte - und sollte.

mauerfall
01.02.2005, 11:25
der wille des einzelnen (und jeder sieht nun mal nur sich und sein umfeld) ist nicht maßgebend für das gemeinwohl. was will der bürger? immer weniger steuern zahlen und gleichzeitig immer mehr sicherungen durch den staat. das problem ist nur, dass der staat geld braucht, um handeln zu könnnen. reformen die weh tun sind nun mal unbeliebt.

hinzu kommt, dass menschen entscheidungen wollen, die auf ja oder nein hinauslaufen. so einfach ist politik aber schon lange nicht mehr. der masse der menschen fehlt die zeit bzw./und der verstand die vorgänge zu verstehen.

zum thema plebiszit: in sachsen-anhalt war vor kurzem ein volksbegehren zum thema ganztagsbetreuung. man sollte meinen bildung ist ein thema das polarisiert und interessiert. was ist passiert? 2/3 waren für den antrag einer besseren beutreuung, aber es gingen selbst bei dem thema derart wenig leute zur wahl, dass sie die nötigen stimmen nicht zusammenkamen. wo soll das enden, wenn weniger interessante themen zur abstimmung stehen?

die schweiz ist zunehmend auch von dem modell abgerückt.

hinzu kommt, dass populisten und demagogen das volk derart beeinflussen, dass sie eine populäre, aber keine vernünftige entscheidung treffen.

Wittekind
01.02.2005, 12:19
die schweiz ist zunehmend auch von dem modell abgerückt.

Schwachsinn.

Siran
01.02.2005, 12:29
zum thema plebiszit: in sachsen-anhalt war vor kurzem ein volksbegehren zum thema ganztagsbetreuung. man sollte meinen bildung ist ein thema das polarisiert und interessiert. was ist passiert? 2/3 waren für den antrag einer besseren beutreuung, aber es gingen selbst bei dem thema derart wenig leute zur wahl, dass sie die nötigen stimmen nicht zusammenkamen. wo soll das enden, wenn weniger interessante themen zur abstimmung stehen?


Wenn ich mich recht entsinne ging es darum, dass die Kinder von Arbeitslosen, die ja daheim sind, kein Recht mehr auf eine ganztägige Betreuung haben, sondern nachmittags abgeholt werden müssen.

Interessant war das nur für Arbeitslose mit kleinen Kindern, die ihre Kinder nicht nachmittags daheim selbst betreuen wollen.

GermanPie
01.02.2005, 12:31
Macht es doch nicht immer so schwierig. Seid doch mal optimistisch, habt wieder Vertrauen in die Menschheit und jeden einzelnen.

Nur wer Freiheit, Eigeninitiative und Verantwortung des einzelnen steigert, schafft Interesse, fördert das Mitgestaltenwollen und kann langfristig wieder Vertrauen in die Politik zurückholen.
Hört doch endlich mal auf, immer erst mögliche negative Aspekte zu sehen. Klar gibt es Resentiments und berechtigte Einwände/Gefahren von mehr Basisdemokratie, aber die Chancen und Potentiale würde ich als deutlich gewichtiger ansehen.
Außerdem bin ich der Meinung, dass auf diese Art und Weise das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl gesteigert und Differenzen zwischen den einzelnen sozialen Schichten abgebaut werden könnten...

mauerfall
01.02.2005, 12:33
Schwachsinn.
das argument ist natürlich top.

mauerfall
01.02.2005, 12:35
Wenn ich mich recht entsinne ging es darum, dass die Kinder von Arbeitslosen, die ja daheim sind, kein Recht mehr auf eine ganztägige Betreuung haben, sondern nachmittags abgeholt werden müssen.

Interessant war das nur für Arbeitslose mit kleinen Kindern, die ihre Kinder nicht nachmittags daheim selbst betreuen wollen. nun ja eigentlich ist das eine ungleichbehandlung, die vor dem GG nicht haltbar sein dürfte.
wer zahlt hat auch ein recht auf einen platz (meine meinung)

was hinzu kommt, ist, dass man diese kinder isoliert und ihnen soziale kontakte und erfahrungen vorenthält. sie kommen mit nachteilen in die schule und so geht das immer weiter...

DichterDenker
01.02.2005, 16:36
Also an sich bin ich der Meinung, dass das Parteiensystem als solches schon mal absolut falsch ist.


Die Bevölkerung weiss einfach manchmal nicht, was gut für sie ist - klingt komisch, ist aber so!
Absolut richtig! Genau deshalb gab es bis jetzt noch keine Revolution. :]


Man könnte argumentieren, dass die Regierung aber vom Volkk (auf 4 oder 5 Jahre) gewählt wurde, gerade um zu entscheiden - und "Volkes Wille" ist nicht so leicht zu ermitteln. Jeder meint doch, ihn zu kennen oder ihn auf seiner Seite zu haben, die aktuelle BILD-Umfrage ist da wenig geeignet, um objektiv diesen Willen zu ermitteln. Und selbst bei den renommierten Meinungsforschungsinstituten kommen da bisweilen sehr erstaunliche Ergebnisse heraus.
Eine Demokratie besteht aber aus mehr als aus kleinen Papierfitzelchen auf die man Kreuze machen darf. Die hatte die DDR auch.
Eine Demokratie misst sich vor allem daran, wie sich der Einzelne einbringen kann. Das ist in diesem System nicht möglich. Ich kann nur eine Partei wählen, aber nicht bestimmen wie sie regiert. Die Abgeordneten sind ja nur ihrem Gewissen - oder, sofern sie keins haben, ihrer Partei - Rechenschaft schuldig. Also im allgemeinen machen die Abgeordneten das was ihnen die Parteien sagen, und die sind wiederrum von Lobbys u.ä. beeinflusst.

DichterDenker
01.02.2005, 16:50
Das sieht eigentlich sehr offen aus und ohne Manipulation - allerdings würde diese Fragestellung vorwegnehmen, dass die Rentenversicherung auf jeden Fall reformiert werden müsste. Die Option "Alles lassen wie bisher" steht gar nicht zur Auswahl. Und wenn man möglichst jede mögliche Option zulässt, hätte man em Ende einen Fragenbogen mit 10 oder gar 20 Antworten - wer soll da noch die Unterschiede kennen und wes bringt ein Ergebnis, bei dem "der Sieger" eine Zustimmung von 15% hatte - bei einer (angenenommenen) Wahlbeteiligung von 50%? "Volkes Wille" würde dann von 7,5% der Wahlberechtigten getragen und das ist wohl kaum ein wünschenswertes Ergebnis. Und schon gar kein Argument, dass hierdurch die "Politikverdrossenheit" abnehmen würde...
Du hast natürlich recht, die Frage gibt die Antwort vor. Deshalb dürfte man diese Fragen auch nicht von der Regierung stellen lassen. An sich wäre eine unabhängige Organisation vollkommen ausreichend.
Und wo liegt das Problem mit der niedrigen Wahlbeteiligung? Soll denn jemand wählen der sich nicht für Politik interessiert? Wenn jemand will, dass seine Meinung vertreten ist dann muss er sich auch erst eine Meinung bilden.
Ich stimme dir durchaus zu - wenn wir Inhalte zur Wahl stellen und nicht Werbeslogans, dann würde die Wahlbeteiligung auf weniger als 10% zurückgehen. Das bedeutet aber, dass die Meinung von mindestens 90% der jetztigen Wahlberechtigten nicht vertreten wird. Ist ein wünschenswertes Ergebnis?

mentecaptus
01.02.2005, 23:16
Du hast natürlich recht, die Frage gibt die Antwort vor. Deshalb dürfte man diese Fragen auch nicht von der Regierung stellen lassen. An sich wäre eine unabhängige Organisation vollkommen ausreichend.
Und wer bestimmt die "unabhängige" Kommission? Denn wer dort drinsitzen würde. hätte ja alle möglichkeiten inder manipulation in der Hand - und der Korruption wären Tür und Tor geöffnet. Denn letztlich liefe eine solche "Kommission" auf eine Oligarchie hinaus - nicht gerade das Ideal der Basisdemokratie... ;)


Und wo liegt das Problem mit der niedrigen Wahlbeteiligung? Soll denn jemand wählen der sich nicht für Politik interessiert? Wenn jemand will, dass seine Meinung vertreten ist dann muss er sich auch erst eine Meinung bilden.
Das Unterschied ist, dass sich im repräsentativen System niemand eine Meinung bilden muss, weil er darauf vertrauen kann, dass mit seiner Stimme jemand gewählt wird, der genau diese Rolle übernimmt, während in der Direktdemokratie seine Stimme unmittelbare Wirkung erzielt, auch wenn er gar nicht weiß, was er da gerade tut.
(Wenn das mal keine Auszeichnung für den Satzbau gibt... :D)

Die direkte Demokratie ist ein System für Träumer, nicht für Realisten und Pragmatiker - ein Stadtstaat kann so regiert werden, ein Fläächenland mit vielen Unterschiedlichen Problemen, Zonen und Mentalitäten nicht. Das "Paradebeispiel", die Schweiz, hat gerade mal soviele Einwohner, die Hamburg und Berlin samt Umland zusammen - und nur rund ein Drittel von Sao Paolo...

mentecaptus
02.02.2005, 14:27
Wie kommst du denn auf dieses dünne Brett? Gerade der Bürger im eigentlichen Sinne des Wortes will überhaupt keine »Sicherungen« durch den Staat. Er will nur einen Staat, der ihm die Möglichkeit garantiert, sich frei zu entfalten. In der BRD ist das schon lange nicht mehr möglich.
So so, der "Bürger im eigentlichen Sinne des Wortes"... und alle anderen, die andere Vorstellungen vertreten, sind dann keine Bürger (mehr)? Nur du bist "der wahre und aufrichtige" Bürger, alle anderen sind keine vollwertigen Bürger? :rolleyes:

DichterDenker
03.02.2005, 19:13
Und wer bestimmt die "unabhängige" Kommission? Denn wer dort drinsitzen würde. hätte ja alle möglichkeiten inder manipulation in der Hand - und der Korruption wären Tür und Tor geöffnet. Denn letztlich liefe eine solche "Kommission" auf eine Oligarchie hinaus - nicht gerade das Ideal der Basisdemokratie... ;)
Da hast du natürlich recht. Man kann aber die "Kommision" auch streng reglementieren ... dann wäre das innerhalb der "Kommision" eine Bürokratie.

P.S.: Viele Behaupten ja, dass unsere heutige "Demokratie" auch eine Oligarchie ist... :D


Das Unterschied ist, dass sich im repräsentativen System niemand eine Meinung bilden muss, weil er darauf vertrauen kann, dass mit seiner Stimme jemand gewählt wird, der genau diese Rolle übernimmt, während in der Direktdemokratie seine Stimme unmittelbare Wirkung erzielt, auch wenn er gar nicht weiß, was er da gerade tut.
(Wenn das mal keine Auszeichnung für den Satzbau gibt... :D)
:lesma:*auszeichnungüberreich*
Naja, aber was ist der Sinn davon? Dieser Staat legitimiert sich dadurch, dass er behauptet die Meinung und das Interesse des Volkes zu vertreten.
Gleichzeitig sorgt er dafür, dass sich keiner eine Meinung bilden muss. Dass es also keine Meinung gibt die er vertreten muss. Dann müssen die Politiker nur noch ihre eigenen Interessen vertreten. Geschickt, geschickt...
Überhaupt, was ist denn schlimmer? Wenn jemand der nicht weiß was er tut handeln kann, oder wenn jemand der weiß was er tut nicht handeln kann?


Die direkte Demokratie ist ein System für Träumer, nicht für Realisten und Pragmatiker - ein Stadtstaat kann so regiert werden, ein Fläächenland mit vielen Unterschiedlichen Problemen, Zonen und Mentalitäten nicht. Das "Paradebeispiel", die Schweiz, hat gerade mal soviele Einwohner, die Hamburg und Berlin samt Umland zusammen - und nur rund ein Drittel von Sao Paolo...
Oh, versteh mich nicht falsch, ich trete nicht direkt für eine direkte Demokratie ein (wobei eine Demokratie m.E. auch auf höchster Ebene direktdemokratische Elemente braucht). Das ist natürlich ein Traum, aber irgendwann war sogar der Gedanke an diese "Demokratie" noch ein Traum - ohne Träumer säße die Menschheit noch in der Steinzeit.
Und wenn ein Stadtstaat direktdemokratisch regiert werden kann, dann ist das ja alles kein Problem. Dann machen wir einfach ein paar Stadtstaaten für alle die eine direkte Demokratie wollen auf. Wo ist das Problem?