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Vollständige Version anzeigen : Kriegsgräber: Der Kampf mit der Zeit und den Grabräubern



Oldenburger
23.01.2009, 22:54
Hallo,

ich möchte hier mal auf etwas aufmerksam machen, was wahrscheinlich nicht vielen bekannt ist. Mir lange auch nicht…

Deutsche Kriegsgräber im Osten ,aus der Zeit des 2. Weltkrieges- damit meine ich nicht die großen Friedhöfe, die, damals von den deutschen Streitkräften angelegt, danach von den Russen eingeebnet worden- nein, um die kümmert sich im allgemeinen der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Nein es geht hier um die "Gräber":
- in den ehemaligen Kampfstellungen, wo die Soldaten noch so liegen, wie in der letzten Sekunde ihres Lebens, so wie sie gefallen sind, verschüttet, von Panzern eingewalzt usw.,

- kleine Grablagen, schnell und notdürftig am Wegesrand angelegt,

- der von der Roten Armee in Trichter, Schützenlöcher geworfenen nachträglich erschossenen Soldaten,

- der von der Zivilbevölkerung verscharrten gefallenen Soldaten- gerade in Ost-und Mitteldeutschland, wo es im allgemeinen seitens der Russen verboten wurde, diese Menschen auf geweihter Erde, auf Friedhöfen zu bestatten- nein meist an Ort und Stelle, im Wald, auf Wiesen, wobei natürlich oft Trichter oder ähnliches benutzt wurden. Das Regististrieren der EKM (Erkennungsmarke) war strikt verboten, die Russen wußten, was diese Blechmarke zu bedeuten hatte, die Identität dieses Menschen!!
-usw.


Und um diese "Gräber", ihre Lokalisierung und die Bergung der dort liegenden kümmert sich eigentlich niemand. Der Volksbund hat nicht die Mittel dafür, solche teils aufwändigen Suchaktionen durchzuführen, den Staat interessiert es nicht.

Doch gerade diese Gräber sind es, die noch die meisten Geheimnisse enthalten, gerade diese Gräber sind es, die meist die Vermissten enthalten, diese Soldaten, deren Tod nicht registriert wurde, deren Angehörige bis heute keine Gewißheit haben, was mit ihrem Mann, Großvater, Onkel, Bruder et. passiert ist.

Doch es gibt einige kleine Vereine, die sich dem Ziel verschrieben haben, hier Licht ins Dunkel zu bringen, Schicksale zu klären.

Einer davon ist dieser Verein (http://www.vksvg.eu/)
ein Verein der noch dazu eine sehr gute Website betreibt, mit einem Forum, dass versucht zu helfen. Feldpostnr. entschlüsseln, Erkennungsmarken-beschriftungen deuten und auch am Schreibtisch zumindest grob den Todesort des Gefallenen einzugrenzen, denn oft ist es heute schon die 3. Generation, die Fragen stellt über den Verbleib ihrer Verwandten und dabei oft nicht mehr wissen, als "... gefallen im Osten am..." Oft genug wird diese Suche am Sterbebett von Generation zu Generation weitergegeben...

Alles aufzuzählen was dieser Verein so tut, würde hier einen Roman entstehen lassen. Schautn euch mal die Website an.


Doch jetzt zum Kern des Themas- Dieser Verein braucht finanzielle Hilfe!

-Unterstützung vom Staat- Kein Geld da…,

-Der Volksbund, dessen Arbeit ja eigentlich erledigt wird- selbst arm dran…,

- Spenden- spärlich, viel zu wenig, um all das zu erledigen ,was getan werden müsste, vor allem könnte!!!

Wenn man sich überlegt, dass z.B. die Mitglieder für eine einwöchige Reise nach Russland mal locker 800 € zahlen, ihren Urlaub opfern, nur um dort gefallene Soldaten aus dem russischen Lehm zu holen- das ist schon bemerkenswert. Doch leider können das nicht viele, denn wer hat schon das Geld übrig?
Und so bleibt es im Allgemeinen ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und die Zeitzeugen, die noch was wissen sterben langsam aber sicher aus. Die Suche wird schwieriger!
Doch das schlimmste ist, das mittlerweile jeder Russe (hier mal stellvertretend für ALLE osteuropäischen Länder genannt, auch weil es die Schlimmsten sind!!) weiß, das Deutsche Militaria (militärische Ausrüstungsgenstände, Orden, Abzeichen Effekten, aber auch Ringe etc.) und vor allem Erkennungsmarken, sehr gutes Geld bringen, vor allem in Übersee. X(

Leicht, einfach lässt sich so eine komplette Erkennungsmarke eintüten und versenden – und bringt dann schnell mal 50 $ , vor allem wenn die berühmt-berüchtigten zwei „S“ drauf sind….
Das ist für „Iwan-Normalbürger“ schon mal mindestens ein halber Monatlohn!!
Komplett , nicht gebrochen- das sollte sie schon sein!!!

Und genau das sind die Erkennungsmarken der Soldaten die heute noch als vermisst gelten!!
Es gibt zwar eine Genfer Konvention bezüglich des Schutzes solcher Gräber, auch diesbezügliche Abkommen zwischen Deutschland und diesen Ländern, aber wo kein Kläger ist auch kein Richter!!
Und so bleiben oft nur die Knochen liegen, achtlos in der Gegend verteilt...,
So, nun erst mal genug geredet!

Schaut euch diesen Film einmal an- möglichst in der Option „high quality“ – „Ton an“ nicht vergessen!!!:

Die Suche nach Kriegsgräbern (http://www.youtube.com/watch?v=PV4vjNFGlYA)

Gebt diesen Film bitte weiter, so viel wie möglich!!!

In guter Qualität kann er hier heruntergeladen werden (beim Häkchen in dem Kästchen rechts klicken – dann „Download“ oder nur „Abspielen“)

DVD-Format/Qualität (http://www.humyo.com/8870681%3AVideo%3AmetaAlbum%3ANULL)


P.S. Noch eine kleine Erklärung: Die Umbetter des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge haben die Maßgabe, Grablagen unter 20 Mann „Belegung“ im allgemeine nicht zu bearbeiten, weil zu teuer, da ja die Mittel des Bundes auch in einer art „Kopfprämie gezahlt werden! Da ist ein die Umbettung eines Lazarettfriedhofes mit 200 „Köpfen“ natürlich wichtiger. Diese Handlungsweise ist aber nicht die Schuld des Volksbundes, um das klar hervorzuheben!!

-jmw-
24.01.2009, 08:53
Viel Erfolg!
(Auch wenn's mir gleich ist.)

Würfelqualle
24.01.2009, 09:05
Viel Erfolg!
(Auch wenn's mir gleich ist.)

Scheint so, dass alle deine Angehörigen wohlbehalten aus dem Krieg zurückgekommen sind. Freut mich für dich.

George Rico
24.01.2009, 09:07
Da mir dieser Verein gänzlich unbekannt ist, halte ich mich lieber an den Volksbund. Wie auch immer, ein lobenswertes Ansinnen ist's allemal.



---

Ruepel
24.01.2009, 09:17
Scheint so, dass alle deine Angehörigen wohlbehalten aus dem Krieg zurückgekommen sind. Freut mich für dich.

Wer die Toten nicht ehrt,ist das eigene leben nicht wert!

Quo vadis
24.01.2009, 09:24
Die Situation wie sich jetzt stellt ist absolut typisch für Staaten, die aus rein politischen Gründen einen aufrichtigen und vorbehaltslosen Umgang mit eigenen und fremden Gefallenen nicht zulassen, ja nach Möglichkiet torpedieren wollen.

Die Sowjetunion hatte kein Interesse, bis auf wenige Ausnahmen wie Stalingrad (Wolgograd) z.b., die Schlachtfelder systematisch nach Gefallenen absuchen zu lassen.Mit der DDR-BRD ist es das Gleiche.Hier hat man panische Angst vor "Wiederbetätigung".
In die enstehenden Lücken stößt ein Heer von privaten Sonden- und Raubgräbern, die mit Hilfe immer besserer Technik immer größere Flächen abgrasen und ausräumen können.Auf der einen Art kommt dadurch doch die eine oder andere Erkennungsmarke zum Vorschein, die wegen staatlicher Lethargie niemals gefunden worden wäre.Andererseits bleiben die Knochen meist vor Ort und werden einfach wieder zugeschüttet oder weggeworfen.Mehr noch als den Raubgräbern mache ich hier klar dem Staat einen Vorwurf.Es sind so schon wissenschaftliche Elfenbeintürmler in ihren archäologischen Professorenstellen.Beim Thema 2. WK und ungelöste Rätsel drumrum kommt noch politische Beschlagenheit und Lethargie dazu.

-jmw-
24.01.2009, 12:11
Scheint so, dass alle deine Angehörigen wohlbehalten aus dem Krieg zurückgekommen sind. Freut mich für dich.
Alle näheren Verwandten sind es tatsächlich, ja, also Grosseltern und deren Geschwister.

D-Moll
24.01.2009, 13:08
Mein Vater, Gott erbarme sich seiner im Himmel, hat immer als er noch lebte für die Kriegsgräberfürsorge gespendet und nicht wenig.
Mütter mit ihrer geringen Rente kann dies aber nicht mehr.
Und ich als schon gar nicht.

Oldenburger
24.01.2009, 13:57
Wenn man sieht, wie andere (Zivilisierte) Nationen wie US oder GB mit ihren Kriegstoten umgehen, dann sieht man, dass bei uns was falsch läuft.
Selbst DNA- Tests sind da machbar.
Gut, jetzt mag vielleicht jemand sagen: die habe es ja einach, die haben ja nicht diese horrenden Zahlen von irgendwo liegenden Gefallenen/ Vermissten ( und da kommen ja noch die ganzen zivile Opfer der Vetreibung dazu!!!!)

Doch das kann keine Ausrede sein! Ja, es stimmt, der Hauptschuldige an dieser MIsere ist der Staat! Ist doch sonst für jeden Dreck Geld da, aber wenns um Deutsche geht....

Man erkennt den Charakter eines Volkes auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht
Sagte mal de Gaulle...- Recht hat er!!!



Alle näheren Verwandten sind es tatsächlich, ja, also Grosseltern und deren Geschwister.
Heute 10:24

Dann bist Du fast eine Ausnahme, aber nur im Jetzt. Morgen, übermorgen kann das schon anders sein...- vielleicht wird dann einer Deiner Verwandten, Feunde auch vermisst- in Afgahnistan, oder vielleicht bald in Gaza...- immer, bei jedem Thema, über den "Tellerrand" schauen- alles andere ist "Monokultur"

.
Auf der einen Art kommt dadurch doch die eine oder andere Erkennungsmarke zum Vorschein, die wegen staatlicher Lethargie niemals gefunden worden wäre

Nur landen die dann in irgendwelchen Vitrinen in Kansas, Toronto oder sonstwo.
Die Leute wissen meist gar nicht, was da dran hängt- EIN Mensch- Ein Name- eine Identität- nun für immer ausgelöscht!!
Die Knochen- sofern sie gefunden werden- sind dann ein "Unbekannter Kriegstoter" (mittlerweile ist man sogar schon dazu übergegangen, die Bezeichnung "unbekannter deutscher Soldat" auszutauschen !!!!)

-jmw-
24.01.2009, 16:04
Dann bist Du fast eine Ausnahme
Das stimmt, das bin ich.
Wir haben insoweit Glück gehabt, meine Familie.
Bzw. meine engere, wie gesagt, denn was die weitere angeht, Vettern und Basen meiner Grosseltern u.ä., da gab es schon Todesfälle.
In der direkten Linie dafür nur Sachschaden, darunter leider auch ein schöner ostpreussischer Bauernhof.
Jedenfalls wurde mir gesagt, dass er schön war. :)


aber nur im Jetzt. Morgen, übermorgen kann das schon anders sein...- vielleicht wird dann einer Deiner Verwandten, Feunde auch vermisst- in Afgahnistan, oder vielleicht bald in Gaza...
Möglich ist alles.
Time will tell. :)

Romeo
26.01.2009, 00:29
Nur landen die dann in irgendwelchen Vitrinen in Kansas, Toronto oder sonstwo.
Die Leute wissen meist gar nicht, was da dran hängt- EIN Mensch- Ein Name- eine Identität- nun für immer ausgelöscht!!
Die Knochen- sofern sie gefunden werden- sind dann ein "Unbekannter Kriegstoter" (mittlerweile ist man sogar schon dazu übergegangen, die Bezeichnung "unbekannter deutscher Soldat" auszutauschen !!!!)Genau das ist das Problem. In den osteuropaeischen Laendern wird man die Grabraeuberei nicht unterbinden, solange die "Kunden" aus den westeuropaeischen (zynisch!) Laendern die Nachfrage stellen.

Eine Kampagne dort waere wahrscheinlich aussichtsreicher, da diese Kunden wohl nicht recht wissen, was sie mit ihrer Nachfrage anrichten.

Oldenburger
27.01.2009, 14:07
Genau das ist das Problem. In den osteuropaeischen Laendern wird man die Grabraeuberei nicht unterbinden, solange die "Kunden" aus den westeuropaeischen (zynisch!) Laendern die Nachfrage stellen.

Eine Kampagne dort waere wahrscheinlich aussichtsreicher, da diese Kunden wohl nicht recht wissen, was sie mit ihrer Nachfrage anrichten.



Ja, das wird auch getan, da es wohl wirklich so ist, wie Reaktionen aus Übersee zeigen.

Das Bild in dem Video, welches den Totenschädel (mit einer halben Erkennungsmarke in der rechten Augenhöhle!!!) war mal von einem Russen (gemeinsam mit vielen anderen Bildern seiner Funde) in einem amerikanischen Schatzsucher-Forum gewesen. Alles jubelte, war neidisch- keiner sagte etwas...
Als dann von deutscher Seite die frage kam, was sie wohl sagen würden, wenn das der Schädel eines GI in einem Wohnzimmer- Regal in Bagdad wäre, herrschte Ruhe. Kein Ton mehr...