Florian
19.01.2009, 16:12
Dieser Artikel von Thorsten Hinz hat bei mir ein gewisses Verständnis für die jüdische Seite hervorgerufen.
So habe ich es noch nie betrachtet. Antisemitismus gibt und gab es auf der ganzen Welt. Bisher dachte ich, die Juden hätten nach dem 2. WK ja auch nach Amerika gehen können. Aber auch da sind sie nicht grenzenlos beliebt. Und in ihrem eigenen Land werden sie von Terroristen angegriffen und ihr Nachbarland baut fleißig an einer Atombombe, um sie vom Erdboden zu tilgen. Jedoch ruft das Verhalten Israels und der Juden in der wahrnehmbaren Öffentlichkeit eine neue Welle des Antisemitismus hervor.
Aber kann man auch für die deutsche/europäische Seite Verständis erübrigen?
Oder wird das nicht für nötig erachtet?
[...]
Der jüdische Staat ist weder als Rohstoffquelle noch als Handelspartner, Absatzmarkt oder touristisches Ziel interessant. Allein die kulturelle und geistige Verbundenheit sowie das Gefühl der moralischen Verpflichtung rechtfertigt die Sonderbeziehungen zu ihm. Wenn aber die geistig-kulturelle Gemeinsamkeit entfällt und Israel selber grundlegende moralische Standards verletzt, zerfällt ihre Basis. Um sie dauerhaft zu stabilisieren, wurde der Holocaust zum "Gegen-Gott" (S. Romano) erhoben, vor dem alle Argumente in den Staub sinken.
Für Theodor Herzl sei klar gewesen, daß die Gründung eines jüdischen Staates die Juden weltweit vor die Entscheidung stellen würde, entweder nach Israel auszuwandern oder sich in ihren jeweiligen Ländern zu assimilieren. Es ist anders gekommen. Noch immer leben mehr Juden außer- als innerhalb Israels, von denen viele eine doppelte, zumindest zusätzliche Loyalität zu Israel empfinden. Das ist insofern verständlich, als die Bereitschaft zur Assimilierung keinen Schutz vor dem Holocaust geboten hat und Israel deshalb für viele Diaspora-Juden als Garantiemacht fungiert. Das veranlaßt sie zu seiner vorbehaltlosen Unterstützung, was bis zu Versuchen geht, außen- und militärpolitische Entscheidungen ihrer Heimatländer zu beeinflussen.
Der Mangel an politischer Plausibilität und demokratischer Legitimation wird durch den einschüchternden Holocaust-Verweis kompensiert, der Konflikt zwischen den Interessen des eigenen Landes und der Politik Israels im Zeichen eines höheren, universellen Wertes (scheinbar) aufgehoben. Dieses Verfahren mag Andersdenkende zum Verstummen bringen und den Diaspora-Juden Einfluß verschaffen, doch über die Gegen-Emotionen und deren Folgen sind keine Illusionen mehr statthaft. Die Auflösung des Loyalitätskonflikts wird schwierig sein, die Überwindung der Holocaust-Sakralisierung muß ihm vorausgehen.
[...]
Warum wird ausgerechnet der Holocaust hervorgehoben?
Erstens handelt es sich um eine Folge der 68er Studentenbewegung, die gegen die Autorität der Väter rebellierte und ihr den Prozeß machen wollte. Der Holocaust sei dafür die wirksamste Handhabe gewesen - nicht nur in Deutschland, auch Frankreich habe sich vom Land der Résistance in das der Kollaboration verwandelt.
Zweitens wurde im Umfeld des Sechs-Tage-Kriegs 1967 von Israel und seinen Unterstützern massiv die Möglichkeit eines neuen Holocaust beschworen. Bis heute werde die tatsächliche Gefahr überhöht, um die Okkupation und die Errichtung eines "Groß-Israel" zu rechtfertigen.
Der dritte Grund ist die Ausdehnung der Wirksamkeit von US-Gesetzen über das amerikanische Territorium hinaus. Dadurch werden Sammelklagen gegen europäische Staaten vor US-Gerichten möglich und diese durch die Erfolgsbeteiligung von Anwälten (Romano sprach von "joint ventures") zusätzlich lukrativ. Die "Hohepriester des Völkermordes" handeln nicht nur aus immateriellen Gründen, was ihre Macht noch besorgniserregender mache.
http://www.jf-archiv.de/online-archiv/file.asp?Folder=07&File=200744102638.htm&STR1=juden&STR2=israel&STR3=hinz&STR4=
So habe ich es noch nie betrachtet. Antisemitismus gibt und gab es auf der ganzen Welt. Bisher dachte ich, die Juden hätten nach dem 2. WK ja auch nach Amerika gehen können. Aber auch da sind sie nicht grenzenlos beliebt. Und in ihrem eigenen Land werden sie von Terroristen angegriffen und ihr Nachbarland baut fleißig an einer Atombombe, um sie vom Erdboden zu tilgen. Jedoch ruft das Verhalten Israels und der Juden in der wahrnehmbaren Öffentlichkeit eine neue Welle des Antisemitismus hervor.
Aber kann man auch für die deutsche/europäische Seite Verständis erübrigen?
Oder wird das nicht für nötig erachtet?
[...]
Der jüdische Staat ist weder als Rohstoffquelle noch als Handelspartner, Absatzmarkt oder touristisches Ziel interessant. Allein die kulturelle und geistige Verbundenheit sowie das Gefühl der moralischen Verpflichtung rechtfertigt die Sonderbeziehungen zu ihm. Wenn aber die geistig-kulturelle Gemeinsamkeit entfällt und Israel selber grundlegende moralische Standards verletzt, zerfällt ihre Basis. Um sie dauerhaft zu stabilisieren, wurde der Holocaust zum "Gegen-Gott" (S. Romano) erhoben, vor dem alle Argumente in den Staub sinken.
Für Theodor Herzl sei klar gewesen, daß die Gründung eines jüdischen Staates die Juden weltweit vor die Entscheidung stellen würde, entweder nach Israel auszuwandern oder sich in ihren jeweiligen Ländern zu assimilieren. Es ist anders gekommen. Noch immer leben mehr Juden außer- als innerhalb Israels, von denen viele eine doppelte, zumindest zusätzliche Loyalität zu Israel empfinden. Das ist insofern verständlich, als die Bereitschaft zur Assimilierung keinen Schutz vor dem Holocaust geboten hat und Israel deshalb für viele Diaspora-Juden als Garantiemacht fungiert. Das veranlaßt sie zu seiner vorbehaltlosen Unterstützung, was bis zu Versuchen geht, außen- und militärpolitische Entscheidungen ihrer Heimatländer zu beeinflussen.
Der Mangel an politischer Plausibilität und demokratischer Legitimation wird durch den einschüchternden Holocaust-Verweis kompensiert, der Konflikt zwischen den Interessen des eigenen Landes und der Politik Israels im Zeichen eines höheren, universellen Wertes (scheinbar) aufgehoben. Dieses Verfahren mag Andersdenkende zum Verstummen bringen und den Diaspora-Juden Einfluß verschaffen, doch über die Gegen-Emotionen und deren Folgen sind keine Illusionen mehr statthaft. Die Auflösung des Loyalitätskonflikts wird schwierig sein, die Überwindung der Holocaust-Sakralisierung muß ihm vorausgehen.
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Warum wird ausgerechnet der Holocaust hervorgehoben?
Erstens handelt es sich um eine Folge der 68er Studentenbewegung, die gegen die Autorität der Väter rebellierte und ihr den Prozeß machen wollte. Der Holocaust sei dafür die wirksamste Handhabe gewesen - nicht nur in Deutschland, auch Frankreich habe sich vom Land der Résistance in das der Kollaboration verwandelt.
Zweitens wurde im Umfeld des Sechs-Tage-Kriegs 1967 von Israel und seinen Unterstützern massiv die Möglichkeit eines neuen Holocaust beschworen. Bis heute werde die tatsächliche Gefahr überhöht, um die Okkupation und die Errichtung eines "Groß-Israel" zu rechtfertigen.
Der dritte Grund ist die Ausdehnung der Wirksamkeit von US-Gesetzen über das amerikanische Territorium hinaus. Dadurch werden Sammelklagen gegen europäische Staaten vor US-Gerichten möglich und diese durch die Erfolgsbeteiligung von Anwälten (Romano sprach von "joint ventures") zusätzlich lukrativ. Die "Hohepriester des Völkermordes" handeln nicht nur aus immateriellen Gründen, was ihre Macht noch besorgniserregender mache.
http://www.jf-archiv.de/online-archiv/file.asp?Folder=07&File=200744102638.htm&STR1=juden&STR2=israel&STR3=hinz&STR4=