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Vollständige Version anzeigen : "75 Jahre Röhm-Putsch" - wie sich die Nazis endgültig als Gangsterbande outeten!



Beverly
15.01.2009, 17:26
Jaja, 2009 ist das Jahr der Jubiläen :)

2000 Jahre Varusschlacht
60 Jahre BRD
20 Jahre Revolution in der DDR

Es gibt allerdings auch ein Jubliäum, an das die zahlreichen Nazis in diesem Forum wohl nicht gern erinnert werden wollen:

Vor 75 Jahren ließ Adolf Hitler etliche innerparteiliche und politische Rivalen ermorden. Bei dem nach dem prominentestem Opfer "Röhm-Putsch" genannten Schlächtereien wurde eben besagter Ernst Röhm, Chef der SA und zur Weimarer Zeit einer der wichtigsten Schergen der Nazis, ermordet. In der "Systemzeit" brauchte man noch eine Schlägertruppe und das Konzept der SA war nicht mal so schlecht. Wenn da nicht die verrohte und geisteskranke Umsetzung gewesen wäre :kotz: Man hat dann halt eine Truppe mit "Sturmlokalen", wo sich die vermutlich damals massenhaft rumwimmelnden perspektivlosen und frustrierten Gestalten aufwärmen konnten. Schön schrille Klamotten und Rabatz gab es noch obendrein und PGs, die sich über die Homosexualität von Röhm und anderen SAlern aufregten, wurden von Hitler ignoriert oder unwirsch abgefertigt.

Das ganze Ausmaß sowohl an Verrohung als auch Heuchelei der Nazis und mit ihnen paktierender bürgerlicher Kreise zeigte sich aber schon vor der "Machtergreifung" und fand mit Röhms Ermordung einen Höhepunkt, aber keinen Schlusspunkt. 1932 sorgten die Ermordung eines Arbeiters in dem schlesischen Ort Potempa durch SA-Leute für Empörung. Doch A. H. damals noch in Treue fest zur SA, solidarisierte sich mit den Mördern und es kam wohl niemand auf die Idee, dass mit solchen Untaten selbst das Maß einer brülligen "Parteiarmee" deutlich überschritten war. Nur ein evangelischer Pfarrer trat nach dem Mord wieder aus der NSDAP aus. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Mord_von_Potempa

Nicht etwa geisteskranke Untaten oder Verrohung machten die SA zum Dorn im Auge Hitlers, sondern die Tatsache, dass sie nach der Machtergreifung funktionslos geworden war. Den Nazis stand nun der Staatsapparat zur Verfügung und als neue Terrortruppe stand die SS unter Heinrich Himmler in den Startlöchern. Röhm wollte sich wohl auch nicht mit einem Leben als "Paladin" ganz von Hitlers Gnade abfinden. Seine Bestrebungen aus der SA die neue Armee zu machen, vergrätzten die Militärs, auf die Hitler noch angewiesen war. Und dass Röhm und Konsorten unter dem "Sozialismus" mehr verstanden haben mochten als eine Phrase, mag das Kapital nervös gemacht haben.

So kam wie es kommen musste: der A. H. liquidierte den Röhm und als zweiten wichtigen Rivalen Gregor Strasser und noch einen ganze Menge anderer Leute. Gut ein Jahr nach der Machtergreifung outete sich der NS so vollends als Heuchelei und Verarschung. Eine Gangsterbande im XXL-Format, die es mit Pomp, grenzwertigen Parolen und absurden Diskursen geschafft hat, Freund und Feind über die ganz gewöhnliche kriminelle Natur ihres Tuns zu täuschen. Noch die "Antifaschisten" tun da den Verbrechern zu viel Ehre an, alldiweil die heutigen Nazis wohl nur deshalb so viel Narrenfreiheit haben, weil so das System alle entmutigt, die nach Alternativen suchen. "Radikal werden? - Da wird man doch zum Nazi, nein danke!" "Einen Umsturz machen? - Da kommen am Ende die wieder an die Macht."
Und auf Wikipedia steht über den Röhm-Putsch:


Der Volksmund sprach auch von der Nacht der langen Messer.

http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6hm-Putsch

Weil da eine Gangsterbande ihre Streitfragen so löste, wie das Gangsterbanden nun einmal tun.

Ajax
15.01.2009, 17:33
Langweiliger Schmarn

Na und?

cajadeahorros
15.01.2009, 17:37
Ich nehme an dass die braven "so schlimm wirds schon nicht kommen" und "jetzt übertreibt ihr aber" und "das sind doch Verleumdungen" Bürger ganz zufrieden waren mit der Aktion. Die Kommunisten waren mundtot, sehr gut! Die Juden, na gut, Beamten durften sie halt nicht mehr werden, aber von "Berufsverboten" kann man doch wirklich nicht reden, die sind doch frei, anderen Berufen nachzugehen. Und dass uns der "Führer" jetzt auch noch von den Schlägern geschütz hat: Er ist wirklich von Gott geschickt.

Carl Schmitt (ein hochgeachteter Staatsrechtler) soll für seine prompt hingerotzte Schrift "Der Führer schützt das Recht" für immer in der nichtvorhandenen Hölle schmoren. Dass Globke der BRD dienen durfte, Schmitt aber nicht ist wirklich ungerecht.

Sauerländer
15.01.2009, 17:39
Das ist doch ein übliches Schema. Die Fußtruppen braucht man nur bis zum Machterhalt, danach muss man sie entweder irgendwie sekundär beschäftigen oder auflösen.

Odin
15.01.2009, 17:50
Schwuchtelrevolte.

Bergischer Löwe
16.01.2009, 12:01
Röhm war eine interessante Figur. Ein Landsknecht alter Schule, ein beliebter Anführer und ein Cosmopolit. Er hätte das Zeug dazu gehabt, dem böhmischen Gefreiten den Garaus zu machen bevor er in einer Mischung aus diffusem Okkultismus, Rassenhaß, Müßiggang und Dillentantismus unser Vaterland ins Verderben geführt hat.

Schade um Röhm - er hätte Hitler frühzeitig umlegen sollen. Nicht umgekehrt.

Gärtner
16.01.2009, 12:11
Röhm war eine interessante Figur. Ein Landsknecht alter Schule, ein beliebter Anführer und ein Cosmopolit. Er hätte das Zeug dazu gehabt, dem böhmischen Gefreiten den Garaus zu machen bevor er in einer Mischung aus diffusem Okkultismus, Rassenhaß, Müßiggang und Dillentantismus unser Vaterland ins Verderben geführt hat.

Schade um Röhm - er hätte Hitler frühzeitig umlegen sollen. Nicht umgekehrt.

http://img376.imageshack.us/img376/5457/99743689vu6.jpgjaja, wer erinnert sich noch daran, daß es einst Röhm gewesen war, der das Redetalent im arbeitslosen Schreihals H. erkannte und den Mann engagierte? Hitler hatte es jedenfalls nie vergessen, keinen einzigen Tag.

Mit der Erledigung mißliebiger Gegner in primitivster Mafia-Manier offenbarten die Nazis in erfrischender Klarheit auch dem vernageltsten Volksgenossen, was für eine kriminelle Bande sie waren. Was trotzdem eine gewaltige Horde von Speichelleckern, Emporkömmlingen und Wendehälsen nicht davon abhielt, dem "Führer" dafür zu danken, mit dieser erschröcklichen "Bedrohung" (da konnte Goebbels das erste Mal zeigen, was er drauf hatte) ein blutiges Ende gemacht zu haben. An der Spitze der arschkriechendenn Unterwürfigkeit der auch heute noch beim sich intellektuell gebenden Teil von rechtsunten hochbeliebte Carl Schmitt ("Der Führer schützt das Recht").

Quo vadis
16.01.2009, 12:38
In der SS diente vorwiegend das Bürgertum und der Adel--in der SA das Proletariat.Schon mal überlegt, dass es der Herr H. vielleicht mit dem "nationalen Sozialismus" selber nicht so bierernst genommen hat? Zumindest nicht so ernst, wie der ernste Röhm.Die Macht war 1934 nocht nicht so gefestigt, dass das unzufriedene Millionenproletenheer der SA es sich nicht doch noch hätte anders überlegen können und die Fronten gewechselt hätte, zu den Roten.Von daher kann man den "Enthauptungsschlag" durchaus nachvollziehen.

Beverly
16.01.2009, 13:12
Das ist doch ein übliches Schema.(...)

Für was?

Für ein irgendwie noch ernst zu nehmendes politisches Projekt oder geschichte Vision?

Oder für "Politik", die sich hinter all dem lautstarken Gedöns und Getöse längst von Projekten und Visionen verabschiedet hat.

Die Art, wie es dann weiterging, legt Letzteres nahe.

Quo vadis
16.01.2009, 13:14
Röhm war eine interessante Figur. Ein Landsknecht alter Schule, ein beliebter Anführer und ein Cosmopolit. Er hätte das Zeug dazu gehabt, dem böhmischen Gefreiten den Garaus zu machen bevor er in einer Mischung aus diffusem Okkultismus, Rassenhaß, Müßiggang und Dillentantismus unser Vaterland ins Verderben geführt hat.

Schade um Röhm - er hätte Hitler frühzeitig umlegen sollen. Nicht umgekehrt.


Ja sicher, der Herr Röhm hat in den 20-er Jahren nicht 1 Rede Hitlers gehört, nicht im Zirkus Krone, nicht im Bürgerbräu oder sonstwo...:))

Das Problem ist bei der SA ist das gleiche, wie heute bei sog. "Autonomen" oder "freien Kameradschaften", sie pfeiffen auf jegliche Parteiräson und sehen sich als ausführender Arm einer "sozialrevolutionen Massenerhebung", also quasi Revolutionäre, ohne jegliche Parteistruktur.
Das Hitler die Macht durch Wahlen erlangt hat und nicht durch Revolution oder Staatsstreich, war für die SA der erste Schritt zur Bedeutungslosigkeit.Nach 1933 konnte die SA logischerweise nur noch mit Quertreiben auf sich Aufmerksam machen.

cajadeahorros
16.01.2009, 13:17
Das Hitler die Macht durch Wahlen erlangt hat und nicht durch Revolution oder Staatsstreich, war für die SA der erste Schritt zur Bedeutungslosigkeit.Nach 1933 konnte die SA logischerweise nur noch mit Quertreiben auf sich Aufmerksam machen.

Mal davon abgesehen dass es ein Staatsstreich war hatte die SA durchaus ein sinnvolles Zukunftskonzept, nämlich die Fusion von Reichswehr und SA zu einem "echen" Volksheer.

Beverly
16.01.2009, 13:27
Ich nehme an dass die braven "so schlimm wirds schon nicht kommen" und "jetzt übertreibt ihr aber" und "das sind doch Verleumdungen" Bürger ganz zufrieden waren mit der Aktion. Die Kommunisten waren mundtot, sehr gut! Die Juden, na gut, Beamten durften sie halt nicht mehr werden, aber von "Berufsverboten" kann man doch wirklich nicht reden, die sind doch frei, anderen Berufen nachzugehen. Und dass uns der "Führer" jetzt auch noch von den Schlägern geschütz hat: Er ist wirklich von Gott geschickt.

Carl Schmitt (ein hochgeachteter Staatsrechtler) soll für seine prompt hingerotzte Schrift "Der Führer schützt das Recht" für immer in der nichtvorhandenen Hölle schmoren. Dass Globke der BRD dienen durfte, Schmitt aber nicht ist wirklich ungerecht.

Der NS war kein alternatives Projekt zur spießbürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, sondern die bürgerliche Gesellschaft in ihrer schlimmsten Erscheinungsform.

Beverly
16.01.2009, 13:40
Mit der Erledigung mißliebiger Gegner in primitivster Mafia-Manier offenbarten die Nazis in erfrischender Klarheit auch dem vernageltsten Volksgenossen, was für eine kriminelle Bande sie waren. Was trotzdem eine gewaltige Horde von Speichelleckern, Emporkömmlingen und Wendehälsen nicht davon abhielt, dem "Führer" dafür zu danken, mit dieser erschröcklichen "Bedrohung" (da konnte Goebbels das erste Mal zeigen, was er drauf hatte) ein blutiges Ende gemacht zu haben. An der Spitze der arschkriechendenn Unterwürfigkeit der auch heute noch beim sich intellektuell gebenden Teil von rechtsunten hochbeliebte Carl Schmitt ("Der Führer schützt das Recht").

Seit 1933 lief da eine Mischung aus Party, Ganovenstück, Orgie und Alptraum ab. Das Schema war ungefähr so:

"Party": Aufmärsche, Selbstinszenierungen, sich volkstümlich geben. fürs Winterhilfswerk sammeln ...

Ganovenstück: Intriegieren, täuschen, erpressen, morden, Verträge schließen, Verträge wieder brechen

Orgie: in großem Maßstab inszenierte Gewaltakte (Progrome, ab '39 auch Feldzüge)

Alptraum: Massenmorde und die Fortsetzung des Krieges auch, als er nicht mehr zu gewinnen war

Es ging immer nach dem Schema: der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Man hatte mit dem einen Bubenstück Erfolg, also nahm man das nächste in Angriff.

cajadeahorros
16.01.2009, 13:43
Der NS war kein alternatives Projekt zur spießbürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, sondern die bürgerliche Gesellschaft in ihrer schlimmsten Erscheinungsform.

Damals wie heute sind die maßgeblichen Sympathisanten der faschistischen Bewegungen die Priester, die Kleinbürger und die Beamten.

Meine Lieblingsanekdote zur bereits mehrfach erwähnten, schillernden Figur Carl Schmitt betrifft mal wieder den allseits umtriebigen Professor Schachtschneider. Er hatte einen Artikel für die Junge Freiheit geschrieben um sich mit den Lesern über den republikanischen Freiheitsbegriff auseinanderzusetzen "da der durchschnittliche JF-Leser Freiheit mit Carl Schmitt verwechseln würde". ATTAC hat ihn daraufhin von einer Veranstaltung ausgeladen WEIL er einen Artikel in der bösenbösenbösen NAZIZEITUNG veröffentlicht hatte. Wir gehen wieder dunklen Zeiten entgegen.

Sauerländer
16.01.2009, 13:47
Für was?
Für ein irgendwie noch ernst zu nehmendes politisches Projekt oder geschichte Vision?
Oder für "Politik", die sich hinter all dem lautstarken Gedöns und Getöse längst von Projekten und Visionen verabschiedet hat.
Die Art, wie es dann weiterging, legt Letzteres nahe.
Dass manche Visionen grausam und für viele Menschen hinsichtlich der Konsequenzen verheerend sind, nimmt ihnen nicht die Eigenschaft, Visionen zu sein. Auch Hitler hatte ein starkes Bild davon, wie die Welt sein sollte, was seine eigene Rolle darin sein sollte, und bezog Energie aus diesem Bild.
Eine Vision muss keineswegs für jeden einzelnen Menschen oder auch nur deren Mehrheit erheblich positive Konsequenzen nach sich ziehen, um eine Vision sein zu können.
GERADE im Bereich der hohen Politik ist es immer wieder extrem schwierig, die ganz Großen von den ganz großen Verbrechern zu unterscheiden. Gaius Julius Caesar oder Alexander der Große, Napoleon - das sind nur drei aus einer ins Endlose gehenden Liste, auf der sich Leute finden, die für uns heute die "Großen" sind, die man aber genausogut als die Gangster der Geschichte ansehen kann.
Auch die Mafia der heutigen Zeit unterscheidet sich von diversen Staatsführungen ja eigentlich nur dadurch, dass sie keine offizielle Polizeigewalt beanspruchen kann.

In diesem Sinne würde ich sagen: Es ist typisch für das ewig gleiche Schema der Eroberung der Macht durch einen charismatischen Führer, der sich nach und nach seiner Helfershelfer und potenzieller Konkurrenten entledigt. Das ist derart klassisch, dass man sich fast schon wundert, wie das ernsthaft irgendwen überraschen konnte.

Beverly
16.01.2009, 13:52
Mal davon abgesehen dass es ein Staatsstreich war hatte die SA durchaus ein sinnvolles Zukunftskonzept, nämlich die Fusion von Reichswehr und SA zu einem "echen" Volksheer.

Letztendlich war es ein Putsch bürgerlich-reaktionärer Kreise und der Nazis gegen die verhasste Weimarer Republik. Und hinterher gab es Streit zwischen den Putschisten.

Sauerländer
16.01.2009, 14:04
Letztendlich war es ein Putsch bürgerlich-reaktionärer Kreise und der Nazis gegen die verhasste Weimarer Republik. Und hinterher gab es Streit zwischen den Putschisten.
Vorsicht, bringen wir die Dinge nicht durcheinander.
Die "Machtergreifung" ist nicht gegen die Verfahrensmechanismen dieser Republik erfolgt. Die Weimarer Demokratie hat sich selbst liquidiert - und zwar im Rahmen eines demokratischen Vorgangs. Genauso, wie heute die Mehrheit der Menschen anderen Menschen das Recht zum Suizid zubilligt, kann man auch darin einen wirklichen Ausdruck von Volkssouveränität sehen.

Beverly
16.01.2009, 14:05
Auch die Mafia der heutigen Zeit unterscheidet sich von diversen Staatsführungen ja eigentlich nur dadurch, dass sie keine offizielle Polizeigewalt beanspruchen kann.

vielleicht ist die Mafia nur ehrlicher als die, die ihre großen und kleinen Verbrechen mit einem schwülstigen ideologischem Mantel umgeben


In diesem Sinne würde ich sagen: Es ist typisch für das ewig gleiche Schema der Eroberung der Macht durch einen charismatischen Führer, der sich nach und nach seiner Helfershelfer und potenzieller Konkurrenten entledigt. Das ist derart klassisch, dass man sich fast schon wundert, wie das ernsthaft irgendwen überraschen konnte.

wer hat dann noch Lust, Weggefährte des nächsten Visionärs zu sein?

Beverly
16.01.2009, 14:08
Damals wie heute sind die maßgeblichen Sympathisanten der faschistischen Bewegungen die Priester, die Kleinbürger und die Beamten.

Das sind nicht gerade die Menschengruppen, die an großartigen neuen Konzepten und Visionen interessiert zu sein scheinen. Es sind auch die Menschengruppen, die sich zwar "bedroht" fühlen mögen, aber im Vergleich zum Rest noch immer gut abgesichert sind.

Sauerländer
16.01.2009, 14:15
vielleicht ist die Mafia nur ehrlicher als die, die ihre großen und kleinen Verbrechen mit einem schwülstigen ideologischem Mantel umgeben
Der Eindruck stellt sich bisweilen ein.

wer hat dann noch Lust, Weggefährte des nächsten Visionärs zu sein?
Wie sagt Gurney Halleck so schön: "Das Wort Lust gilt nur für Tiere und Liebesspiele, aber nicht für den Kampf."
Was tut man in Situationen, in denen man nur die Wahl hat, in irgendeiner Form Täter oder Opfer zu sein?
Wenn ein nächster Visionär in diesem Sinne ohnehin mit Gewissheit kommen wird, weil es früher oder später IMMER so war - könnte das vielleicht ein Anlass für uns sein, zumindest innerweltlich unseren Utopismus ein wenig zu reduzieren.

Sauerländer
16.01.2009, 14:18
Das sind nicht gerade die Menschengruppen, die an großartigen neuen Konzepten und Visionen interessiert zu sein scheinen. Es sind auch die Menschengruppen, die sich zwar "bedroht" fühlen mögen, aber im Vergleich zum Rest noch immer gut abgesichert sind.
Es sei denn natürlich, es kommen Bewegungen im klassisch linken Sinne an die Macht, dann wird es für Priester, Kleinbürger und nicht kollektivierungswillige Bauern schnell äußerst unangenehm.

Und was die Visionen angeht: Manch einer könnte ja der Ansicht sein, wir bräuchten keine NEUEN, sondern sollten uns endlich wieder an dieser oder jener ALTEN orientieren.
Nicht jeder ist Neokrat.

Quo vadis
16.01.2009, 14:25
Der NS war kein alternatives Projekt zur spießbürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, sondern die bürgerliche Gesellschaft in ihrer schlimmsten Erscheinungsform.

Ich sage mal so, die antikapitalistische Komponente, die man in Anbetracht einer sozialistischen Bemäntelung obligatorisch erwarten kann, war im NS doch arg rudimentär ausgeprägt.Jedenfalls konnte die Industrie 1945 zwar sagen sie wäre am Boden, aber nicht, sie hätten vorher 12 Jahre lang keine fetten Gewinne eingefahren.

Die SA hatte bereits aufgrund ihrer Milieustruktur ein starkes Interesse an einer möglichst hohen sozialistischen Komponente innerhalb des NS.Da wich dann nach der Machtergreifung der Katzenjammer der Realpolitik schnell den radikalrevolutionären Träumereien, die m.E. der stärkste Triebmotor der SA waren.
Und wie das bei enttäuschten Revoluzzern immer der Fall ist, hat man in Parteistrukturen (NSDAP), ganz schnell den Schuldigen ausgemacht (Bonzen).
Ich denke es hat 1934 tatsächlich die reelle Gefahr eines SA- Aufstandes bestanden.

Sauerländer
16.01.2009, 14:35
Die SA hatte bereits aufgrund ihrer Milieustruktur ein starkes Interesse an einer möglichst hohen sozialistischen Komponente innerhalb des NS.Da wich dann nach der Machtergreifung der Katzenjammer der Realpolitik schnell den radikalrevolutionären Träumereien, die m.E. der stärkste Triebmotor der SA waren.
Und wie das bei enttäuschten Revoluzzern immer der Fall ist, hat man in Parteistrukturen (NSDAP), ganz schnell den Schuldigen ausgemacht (Bonzen).
Ich denke es hat 1934 tatsächlich die reelle Gefahr eines SA- Aufstandes bestanden.
Es hat auch zuvor immer wieder parteiinterne Konflikte gegeben.
Phasenweise musste sich die Zentrale in München durchaus die Frage stellen, ob man in den norddeutschen Gauen überhaupt noch irgendetwas unter Kontrolle hatte, oder ob die nicht am nächsten Tag eine eigene Partei aufmachen würden.
Auch Goebbels etwa hat diesem Lager lange angehört - und dann hörte er den Adolf einmal reden und war regelrecht überrollt.
Die SA hat gemurrt - aber ich glaube nicht, dass sie sich wirklich koordiniert erhoben hätte.

Subcomandante Erhard
16.01.2009, 15:47
viel zu langer beitrag, denn eh keiner liest, der getarnte queerfeministische frauenlesbentrans propaganda ist

:]
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Beverly
16.01.2009, 22:10
Wenn ein nächster Visionär in diesem Sinne ohnehin mit Gewissheit kommen wird, weil es früher oder später IMMER so war - könnte das vielleicht ein Anlass für uns sein, zumindest innerweltlich unseren Utopismus ein wenig zu reduzieren.

Abschreckende Erfahrungen wie die mit dem A. H., seinem Rivalen Stalin oder auch zahlreichen "Revolutionsführern" in der Dritten Welt dürften das Heraufkommen so eines "Visionärs" für sehr lange Zeit verzögern oder für immer vereiteln.

Quo vadis
16.01.2009, 22:36
Abschreckende Erfahrungen wie die mit dem A. H., seinem Rivalen Stalin oder auch zahlreichen "Revolutionsführern" in der Dritten Welt dürften das Heraufkommen so eines "Visionärs" für sehr lange Zeit verzögern oder für immer vereiteln.

Da möchte ich sogar nichtmal widersprechen, aber weniger wegen abschreckender Erfahrung, als vielmehr durch fehlende "Basisarbeit".Wir sind heutzutage sowas von einem zersplitterten Volk mit einer so eklatant unterschiedlichen Interessenslage, dass uns eine Kassiererin von Aldi- Süd regieren könnte und es würde keinen Breitenaufstand dagegen geben.Mir tun die armen Tropfen leid, die jeden Abend mit dem Glauben an eine Volksrevolution einschlafen und jeden morgen ist es dennoch nur gleich trist wie tags zuvor...

Efna
17.01.2009, 00:46
Das was Hitler getan hatt hatt ebenso auch Stalin getan. Er hatt seine Diktatur vor allem auf Opportunismus aufgebaut und Röhm sowie andere seines Schlages waren das nicht. Stalin hatte die meisten Revolutionäre der ersten Stunde vertrieben oder ermorden lassen(Stichwort Trotzki) und hatt sie durch Opportunisten ersetzt. Die sich vom neuen System vor allem Macht, Einfluss und Reichtum versprachen. Ähnlich hatte es Hitler gemacht und vor allem deswegen weil Röhm doch Ideologisch doch ganz woanders stand als Hitler. Und daraus bestand grösstenteils auch das Hitleregime entweder aus Leuten die Hitler bedingungslos ergeben waren oder eben die sich vom NS Macht und Einfluss versprachen. Das beste Beispiel ist doch von Braun. Er hatt sich immer den jeweiligen System angepasst, was ihm halt am meisten nützte. Ebenso war es in der DDR, Die wenigsten Stasi Leute waren überzeugte Kommunisten spielten aber mit weil sie sich davon alles versprachen.

Beverly
17.01.2009, 15:26
Das was Hitler getan hatt hatt ebenso auch Stalin getan. Er hatt seine Diktatur vor allem auf Opportunismus aufgebaut und Röhm sowie andere seines Schlages waren das nicht. Stalin hatte die meisten Revolutionäre der ersten Stunde vertrieben oder ermorden lassen(Stichwort Trotzki) und hatt sie durch Opportunisten ersetzt. Die sich vom neuen System vor allem Macht, Einfluss und Reichtum versprachen. Ähnlich hatte es Hitler gemacht und vor allem deswegen weil Röhm doch Ideologisch doch ganz woanders stand als Hitler. Und daraus bestand grösstenteils auch das Hitleregime entweder aus Leuten die Hitler bedingungslos ergeben waren oder eben die sich vom NS Macht und Einfluss versprachen. Das beste Beispiel ist doch von Braun. Er hatt sich immer den jeweiligen System angepasst, was ihm halt am meisten nützte. Ebenso war es in der DDR, Die wenigsten Stasi Leute waren überzeugte Kommunisten spielten aber mit weil sie sich davon alles versprachen.

Nun ja, ich habe mich durch Röhms Biografie auf Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%B6hm) gequält. Das war schon seinerzeit ein unappetitlicher Mix aus Sinn und Unsinn, Ideologie, Intrigen und Gewalt. Der dann recht schnell zum Totaldesaster führte.

Da möchte ich es nur mit zwei Zitaten des Ernst Röhm belassen:

das Berliner Dampfbad bezeichnete er beispielsweise als “Gipfel alles menschlichen Glücks”

„Die blutjungen frischen Leutnants [hier in Bolivien] würden Ihnen sicher auch gefallen […]”

:)

Sauerländer
17.01.2009, 17:44
Abschreckende Erfahrungen wie die mit dem A. H., seinem Rivalen Stalin oder auch zahlreichen "Revolutionsführern" in der Dritten Welt dürften das Heraufkommen so eines "Visionärs" für sehr lange Zeit verzögern oder für immer vereiteln.
Für immer? Wohl kaum. Die Erfahrung des 30jährigen Krieges hat ja auch Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht verhindert.
Bereits heute sind Stalinismus und Hitlerismus für große Teile der jungen Generation reichlich uninteressant da weit zurückliegend und der eigenen Lebenswelt völlig fremd, und damit kein wesentlicher Ausgangspunkt für Beurteilungen dieser oder jener Fragen, und das angesichts eines schier unüberschaubaren Apparats, der dieses Phänomens künstlich niederhalten, abändern und umkehren möchte.
Hitler wird wieder möglich sein in dem Moment, in dem niemand mehr jemanden kennt, der das Dritte Reich noch selber erlebt hat.
Die innergesellschaftlichen Konfliktlagen, die derartige Leute begünstigen, sind ja keineswegs verschwunden, im Gegenteil, manchmal habe ich den Eindruck, es war noch nie soviel Hass wie heute.

Beverly
17.01.2009, 19:03
Hitler wird wieder möglich sein in dem Moment, in dem niemand mehr jemanden kennt, der das Dritte Reich noch selber erlebt hat.

Geschichte wiederholft sich. Allerdings nur beim ersten Mal als Tragödie, beim zweiten Mal als Kömodie. Was die Hitlerei betrifft, dürften wir uns wenigstens auf die Kömondie freuen. Schon das Googeln nach "Mein Kampf" hat einen gewissen Unterhaltungswert und wenn man sich damit abgefunden hat, dass das virtuelle Neuschwabenland keine ernsthaften politischen Konzepte haben will, sind ihre Diskurse manchmal sogar recht lustig.

Man darf auch nicht vergessen, dass das Prinzip "charismatischer Führer" nicht nur mit dem A. H. gescheitert ist und die Deutschen nicht die Einzigen sind, die diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Im Falle der Deutschen sind sie nur am abartigsten und absurdestem, aber das Prinzip war bei anderen Völkern genauso.

Ja, die Zeitzeugen vom A. H. sterben langsam weg. Aber die Zeitzeugen von Chomeini & Nachf. oder dem irren Mugabe leben noch zu Millionen.

Und last but not least erlaube ich mir die Frage, ob die Drohung mit einem neuen Hitler nicht das letzte Mittel der Protagonisten des status quo ist, die Menschen für ihr zum Scheitern verurteiltes Projekt "saturierte Industriegesellschaft" bei der Stange zu halten.