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Vollständige Version anzeigen : "Zeitungszeugen"



Schaschlik
14.01.2009, 07:54
Auf folgenden Sachverhalt wurde ich durch aktuell geschaltete Fernsehwerbung aufmerksam:

Der DPV (http://www.dpv.de/dpv/html/1/dpv_deutscher_presse_vertrieb_hamburg.html) bringt eine Neuauflage verschiedener Zeitungen aus der Zeit von 1933 bis 1945. Bis auf den Einband ist der Inhalt 1:1 aus den Originalzeitungen übernommen worden. Diese Veröffentlichung nennt sich Zeitungszeugen (http://www.zeitungszeugen.de/).

Dazu habe ich mir folgende Gedanken gemacht:

Viele der damals veröffentlichten Artikel beinhalten Volksverhetzung und nationalsozialistische Stimmungsmache. Ebensolche Texte würden - heute geschrieben und veröffentlicht - umgehend strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Hier aber werden solche Artikel völlig unkommentiert (!) veröffentlicht. Einem Bildungsauftrag kann diese Veröffentlichung ja nicht geschuldet sein, da man diese Zeitungen ja auch zu eben solchen Zweck in den Archiven besichtigen kann.


Soll diese Neuauflage also gewisse (vom NS faszinierte) Klientel bedienen oder tatsächlich Aufklärung betreiben? Warum gerade die Zeit zwischen 33 und 45? Und warum wird nicht wenigstens jede veröffentliche Originalausgabe rudimentär kommentiert?



edit: ich sehe gerade, dass Roxelana schon einen Thread (http://www.politikforen.net/showthread.php?t=72437) zum Thema laufen hat. Dann seht diesen Thread nur als Umfrage zu Eurer Meinung.

Mütterchen
14.01.2009, 13:16
Ich wollte mir so eine Zeitung auch mal kaufen, weil ich sie eben noch nie gelesen habe. Mich interessiert es, wie die Themen damals an den Mann gebracht wurden. Auch die politische Beeinflussung. Schließlich wurde so das Meinungsbild geformt

Ich halte es nicht für notwendig, die Zeitung zu kommentieren. Dokumentationen über die NS-Zeit gibt es doch wirklich jede Menge.

Edit: ich habe andere Meinung angeklickt. Die Veröffentlichung halte ich für ganz interessant, aber nicht für notwendig.

Deutschmann
14.01.2009, 13:27
Auf folgenden Sachverhalt wurde ich durch aktuell geschaltete Fernsehwerbung aufmerksam:

Der DPV (http://www.dpv.de/dpv/html/1/dpv_deutscher_presse_vertrieb_hamburg.html) bringt eine Neuauflage verschiedener Zeitungen aus der Zeit von 1933 bis 1945. Bis auf den Einband ist der Inhalt 1:1 aus den Originalzeitungen übernommen worden. Diese Veröffentlichung nennt sich Zeitungszeugen (http://www.zeitungszeugen.de/).

Dazu habe ich mir folgende Gedanken gemacht:

Viele der damals veröffentlichten Artikel beinhalten Volksverhetzung und nationalsozialistische Stimmungsmache. Ebensolche Texte würden - heute geschrieben und veröffentlicht - umgehend strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Hier aber werden solche Artikel völlig unkommentiert (!) veröffentlicht. Einem Bildungsauftrag kann diese Veröffentlichung ja nicht geschuldet sein, da man diese Zeitungen ja auch zu eben solchen Zweck in den Archiven besichtigen kann.


Soll diese Neuauflage also gewisse (vom NS faszinierte) Klientel bedienen oder tatsächlich Aufklärung betreiben? Warum gerade die Zeit zwischen 33 und 45? Und warum wird nicht wenigstens jede veröffentliche Originalausgabe rudimentär kommentiert?



edit: ich sehe gerade, dass Roxelana schon einen Thread (http://www.politikforen.net/showthread.php?t=72437) zum Thema laufen hat. Dann seht diesen Thread nur als Umfrage zu Eurer Meinung.

Nur zur Info. Die Zeit zwischen 1933-1945 beinhaltet nicht nur den Nationalsozialismus. Hier liegt auch eine Ausgabe "Der Kämpfer" bei - ein durch und durch kommunistisches Hetzblatt. ;)

Im übrigen hat das einen Bildungsauftrag - meiner Meinung nach sogar den besten den jemand in den letzten Jahren mal verwirklicht hat. ( Wobei mich da eher die alten Werbeanzeigen interessieren )

cajadeahorros
14.01.2009, 13:27
Ich finde die Veröffentlichung ausgesprochen gut weil es einen genaueren Einblick in die damalingen Ereignisse gibt. Quellensammlungen waren schon immer lehrreicher als irgendwelche noch so gutgemeinten Lehrbücher mit den wenigen, immer gleichen Textschnipseln und Bildern.

cajadeahorros
14.01.2009, 13:28
Nur zur Info. Die Zeit zwischen 1933-1945 beinhaltet nicht nur den Nationalsozialismus. Hier liegt auch eine Ausgabe "Der Kämpfer" bei - ein durch und durch kommunistisches Hetzblatt. ;)

Die erste Ausgabe (Thema Wahlsieg Januar 1933) beinhaltet eine Ausgabe von "Der Kämpfer". Warte ab, wie oft sie in den Folgeausgaben noch beiliegen wird. ;)

Sathington Willoughby
14.01.2009, 13:37
Ich denke, das so ein Projekt einen wirklich in die damalige Zeit zurückversetzen kann. Man erlebt anhand von Kleinigkeiten das damalige Leben und kann sich auch besser in die Stimmung von damals reinversetzen.
Eine Kommentierung, wozu? Sind wir denn so dämlich, das wir die Kommentare von "Experten" brauchen, die die ganze Kriegsgeschichte verzwirbelt haben?
Ich werde mir wohl keine Zeitung kaufen, interessiert mich zu wenig.

Hossbach
14.01.2009, 13:39
Ich habe mir die erste Ausgabe ebenfalls gekauft und finde es sehr interessant, die alten Ausgaben zu lesen. Notwendig ist es allerdings wohl nicht.


Kleiner Zusatz zu bereits Gesagtem: Die Zeitungen sind zwar nicht im Detail, doch aber grob kommentiert. Das Thema ist die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (Wahl gabs im Januar keine).

Ausonius
14.01.2009, 13:40
Ich habe darüber schon etwas gefeixt, aber ernst gemeint: für den "Anfänger" und Laien, der noch nie mit Quellen zu tun hat, ganz o.K. Für Fortgeschrittene, die sich mit Geschichte beschäftigten, ist es quantitativ wie qualitativ etwas zu wenig für den Preis - da sollte man sich lieber eine der zahlreichen Quelleneditionen zum Dritten Reich kaufen.

Deutschmann
14.01.2009, 13:41
Die erste Ausgabe (Thema Wahlsieg Januar 1933) beinhaltet eine Ausgabe von "Der Kämpfer". Warte ab, wie oft sie in den Folgeausgaben noch beiliegen wird. ;)

:)) :)) :))

Stimmt auch wieder.

jak_22
14.01.2009, 13:57
Originalquellen sind aus rein historischer Sicht immer gut und notwendig.

Die Frage ist, ob die dafür beworbene breite Öffentlichkeit in der Lage ist,
dieses Material zu benützen. Aber das kann dem Material an sich ja nicht
angekreidet werden.

Settembrini
14.01.2009, 14:15
Ich halte es prinzipiell fuer eine gute Idee, solche Dokumente zu veroeffentlichen. Notwendig wiederum ist das sicher nicht, interessant aber allemal.

Unkommentiert wuerde ich mir rein interessehalber evtl. sogar mal ein Exemplar kaufen; mit Kommentaren hat so etwas allerdings meist einen bemueht belehrend-moralistischen Beigeschmack.

Ueber die Beweggruende, warum man so etwas macht, kann man geteilter Meinung sein. An beiden von dir angegebenen Aspekten Bildungsauftrag und Stillen der Sensationslust ist sicherlich etwas dran, so funktionieren die Medien nun einmal. Es wird kaum einmal etwas publiziert, wenn nicht ein gewisses Grundinteresse zu erwarten ist. Und im Vergleich zu anderen Druckerzeugnissen kann man hier durchaus den Willen erkennen, den Leser zu bilden, vor allem, da ja angeblich eine Auswahl des gesamten politischen Spektrums an Originalpublikationen angeboten wird.

Dass Rechtsextreme automatisch zur Klientel fuer die "Zeitungszeugen" werden, scheint mir allerdings gegeben; daran kann ich jedoch nichts verwerfliches erkennen (wer sich Informationen beschaffen will, der kann dies so oder so tun).

Rommel
14.01.2009, 17:45
Hier aber werden solche Artikel völlig unkommentiert (!) veröffentlicht. Einem Bildungsauftrag kann diese Veröffentlichung ja nicht geschuldet sein, da man diese Zeitungen ja auch zu eben solchen Zweck in den Archiven besichtigen kann.


Und warum wird nicht wenigstens jede veröffentliche Originalausgabe rudimentär kommentiert?


Ich bitte um eine Präzisierung Deines Einwandes: Wünschst Du Dir eine Kommentierung eines jeden einzelnen Artikels? Denn rudimentär wird der zeitgeschichtliche Hintergrund der in den Zeitungen besprochenen Ereignisse immerhin kommentiert.
Auch Deinen Einwand, daß "man diese Zeitungen ja auch zu eben solchen Zweck in den Archiven besichtigen kann", kann ich nicht gänzlich folgen. Viele, die am III. Reich Interesse haben, würden sich dennoch nicht in eine Biblitohek bzw. in ein Archiv begeben, um die Originalquellen zu lesen. Hier kann "Zeitungszeugen" meiner Meinung nach einen Beitrag leisten, indem es den einfachen Zugang zu unterschiedlichen Primärquellen ermöglicht.


Warum gerade die Zeit zwischen 33 und 45?
Weil fast alles, was mit dem III. Reich zu tun hat, reißenden Absatz findet. Der Verleger springt bloß auf einen Zug auf, der schon seit vielen Jahren in rasantem Tempo fährt.

mara
18.01.2009, 20:21
http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/01/blo-keinen-inhaltsvollen.html