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Vollständige Version anzeigen : "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?



Beverly
30.12.2008, 12:26
Wer kennt ihn nicht: Der Untertan (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/untertan/) von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.
Ich selbst bin alles andere als der Typ der Heldin, aber komme mir oft wie ein Alien vor, wenn ich ganz normale "deutsche" Tugenden. Als Zeuge eines Raubüberfalls stehen bleiben und den Täter verscheuchen oder die Polizei rufen? So habe ich es vor einiger Zeit gemacht, die braven Bürger, die wenige Meter vor mir eben jenen Überfall auch mit verfolgt haben müssen, haben gar nichts gemacht. Der Täter könnte ja sauer werden und der brave Untertan beugt sich jeder Autorität - auch wenn sie von Kleinkriminellen ausgeübt wird. Das der Kriminelle wieder kommen und einen Kiez, wo ihn die braven Bürger bei der Arbeit nicht stören, erst einmal ordentlich plündern könnte, so weit denken die Untertanen nicht.

Es sind immer wieder die gleichen Verhaltensmuster:

- wer sich Gewalt und Unrecht ausgesetzt sieht, wird von Verwandten, Freunden und Mitbürgern auf erbärmlichste Weise in Stich gelassen.

- Rückgratlosigkeit als Tugend. In "Die Geschwister Oppermann" sagte der deutsch-jüdische Gymnasiast angesichts eines Disputs über "Hermann den Cherusker" mit seinem Nazi-Lehrer, dass man als Deutscher auch dann die Wahrheit sagen müsse, wenn es unbequem sei. In besagtem Fall also, dass "Hermann" zu Lebzeiten kein Deutscher, sondern Cherusker war und dass sein Gegner Varus ein unbedeutender und unfähiger Bürokrat war. Für Römer und Germanen also nur eine von vielen Schlachten, die sie führten und die erst viel später zum Schlüsselereignis hoch stilisiert wurde. Wobei nicht einmal der Standort des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald stimmt.
Schon der Roman und erst recht die Geschichte wiederlegten aber diesen aufrechten Deutschen. Als guter Deutscher hat man kein Rückgrat und sagt, was die Autoritäten, eben der Nazi-Lehrer, hören wollen. Auch wenn es Blödsinn ist, einen Germanenfürsten zum Urvater der Deutschen zu erklären.

- man meidet bei der Konfronatation mit "Stärkeren" nicht unvertretbare Risiken, sondern jedes Risiko. D. h. man vermeidet nicht nur, einen Räuber anzugreifen, was böse ausgehen könnte, man vermeidet sogar ihn anzusprechen oder eben die Polizei zu rufen. Dieser Punkt ist zentral, weil sich da auch Gestalten, die in einer beherzten Umgebung schnell klein beigeben müssten, zu Gewalt und Aggression ermuntert fühlen

- man beaufsichtigt sich nicht dabei, mit Schwächeren fair umzugehen, sondern man beaufsichtigt sich dabei, ja nicht gegen irgendeine Art von Autorität zu rebellieren. Wer Frau und Kinder schlägt, den deckt die Großfamilie. Wer gegen herrschaftliche Normen verstößt (Kommunist, schwul, lesbisch), der darf sich nur zu oft auf den Ausstoß aus der Familie, die Enterbung und dergleichen freuen.

- "Zu Demonstrationen, zu denen 5000 kommen müssten, kommen 50." Wer auch in Verantwortung für sein Gemeinwesen auf die Straße geht, findet sich oft in einem kleinen Häuflein wieder. Es hat aber auch keinen Sinn, friedlich in einem großen Haufen zu demonstrieren. Von Aktionen der Schüler, an denen 100 000 teilnahmen, erfuhr ich nur vom Hörensagen, weil sie die Medien geflissentlich totschwiegen.
Alldiweil kollektives Handeln unterbleibt, darf sich der kriminelle Mob ungestört austoben. Als in Berlin BVG-Angestellte wegen zunehmender Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Busse und Bahnen für eine Minute aus Protest stehen lassen wollten, kam von der Führung der Spruch: das sei doch nicht nötig. Die Opfer von Gewalt sind selbst schuld, darin sind sich Nazis und Liberale einig.

- "Das deutsche Volk wird revolutionär sein oder es wird nicht sein", sagte Ernst Niekisch. Nun, es hat sich für das Nichtsein entschieden und zwar nicht aus berechtigter Kritik an den Revolutionen anderer Völker, sondern aus über Jahrhunderte anerzogener Duckmäuserei und Untertanengeist.

- "Leiden an Deutschland". Als die Deutschen nach 1871 endlich einen eigenen Staat hatten, zwang der ihnen ein Menschenalter lang entsetzliche Entbehrungen und großes Leid auf, um dann in einer finalen Katastrophe unter zu gehen. Kaum waren die Reste des alten Deutschlands 1990 wieder vereint, jubelte die Wirtschaft: jetzt können wir die Abrissbirne an den Sozialstaat legen!
"Deutschland" bedeutet: oben debilde, machtversessene und kleingeistige Eliten, unten ein von ihnen geknechtetes und schikaniertes Volk. Gut ging es den Deutschen nur, als ihre Herren nicht so fest im Sattel saßen und dem Volk unter äußerem Zwang (Angst vor dem Kommunismus) ein etwas besseres Leben geben mussten. Es ist kein Zufall, dass die kranken Eliten hierzulande mit China und Indien zwei übervölkerte Armenhäuser feiern. Das sind ihre Vorbilder :rolleyes:

Ich denke, die deutsche Untertanenmentalität hat historische Gründe: wir sind das Volk in der Mitte Europas, wo sich die Extreme treffen und zu einem stets faulen Kompromiss vereinen. Wir ducken uns dann unter die Herrschaft, sagen zu allem ja und amen - und rasten irgendwann aus.
So barbarisch etwa der Holocaust war, so zwangsläufig war er auch: die Deutschen haben sich den Größenwahn des Kaiserreichs, das Chaos der Weimarer Republik und das Elend der Weltwirtschaftskrise bieten lassen. Doch zugleich schoben sie innerlich Frust und Hass und als die Nazis kamen und ihnen erzählen, dass die Juden an allem Schuld seien, kam es, wie es kommen musste.
Der maßlos frustrierte und erbitterte, aber noch immer feige und hinterlistige deutsche Untertan hat dann nicht die Villen im Westend, sondern die Synagogen angezündet. Er hat seine Wut auch nicht an den arroganten Briten und Franzosen ausgetobt, die das Deutsche kaputt machen wollten, sondern an Menschen, die dafür nichts können: den Juden halt und den Russen, die eigentlich natürliche Verbündete und als geknechtete Untertanten Leidensgenossen der Deutschen sind.

In "Die Farm der Tiere" karikiert Orwell das Russland der Oktoberrevolution und des Stalinismus. Deutschland war und ist wie eine "Farm der Tiere", wo der Bauer mit Hilfe der Hunde die Revolution der Schweine unterdrückt und die Schafe zufrieden blöken.

Es heißt dann zwar, wenn wir hier so hitzig wären wie etwa die Orientalen, dann hätten wir nicht so viele Werte geschaffen. Mal davon abgesehen, dass auch Orientalen Werte schaffen können, wenn man sie lässt, so fragt sich denn, für wen die Werte geschaffen werden. Für uns selbst? Das war nur in den Jahrzehnten nach '45 der Fall. Davor mussten die Deutschen buckeln und schindern, damit dann alle Werte wieder in Rauch aufgingen oder von anderen Völkern genutzt wurden. So bedienten sich die Siegermächte nach '45 bei der High-Tech etwa im Raketenbau.

Tut mir Leid, aber sowas hat keine Zukunft. Das kann allenfalls als Provinz +049 in irgendeinem Weltdingsdabumsda überleben. Dann vielleicht sogar besser als wenn wir noch weiter als Menschenfarm für "unsere" Eliten dienen müssen.

marc
30.12.2008, 12:36
Wer gegen herrschaftliche Normen verstößt (Kommunist, schwul, lesbisch), der darf sich nur zu oft auf den Ausstoß aus der Familie, die Enterbung und dergleichen freuen.

Das ist zwar richtig, aber es ist auch zu bezweifeln, inwiefern schwul-lesbische Kommunisten gegen die herrschaftlichen Normen der Gegenwart verstoßen.
Versuche es mal mit Männlichkeit, Patriotismus usw.

Zugegeben: Auf Ebene der Wirtschaftspolitik wird das Ganze schon komplexer. Vielleicht könnte man sagen: Sich im Alltag für eine Form des Kapitalismus auszusprechen, erfordert einen gewissen Mut - auf der Ebene der Entscheidungsträger sieht das allerdings anders aus.



Als in Berlin BVG-Angestellte wegen zunehmender Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Busse und Bahnen für eine Minute aus Protest stehen lassen wollten, kam von der Führung der Spruch: das sei doch nicht nötig. Die Opfer von Gewalt sind selbst schuld, darin sind sich Nazis und Liberale einig.


Hm? Das ewige Lied vom Täter, der das eigentliche Opfer sei stimmen doch in der Regel eher deine "schwul-lesbischen Kommunisten" an.

Aber das sind nur Kleinigkeiten, wo ich widersprechen wollte, weil ich lieber das herauspicken wollte, was ich anders sehe - alles in allem würde ich dir zustimmen: die meisten Deutschen sind rückratlose Kriecher, die man genauso leicht für den totalen Krieg begeistern kann wie für den totalen Masopazifismus.

Badener3000
30.12.2008, 12:45
"Das deutsche Volk wird revolutionär sein oder es wird nicht sein", sagte Ernst Niekisch. Nun, es hat sich für das Nichtsein entschieden und zwar nicht aus berechtigter Kritik an den Revolutionen anderer Völker, sondern aus über Jahrhunderte anerzogener Duckmäuserei und Untertanengeist.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------


Diese Erscheinung lässt sich auf alle Europäer ausweiten, wobei die Deutschen darin sicher führend sind.

Umschwünge und Systemwechsel kamen immer nur in Verbindung mit Kriegen, Bürgerkriegen, Revolutionen oder wirtschaftlicher Not, nie durch das langsame Umdenken der Massen und rationale Umsetzen in Politik.

Duckmäuserei und Untertanengeist ist mir zu einfach und negativ. Die Charaktereigenschaften die dazu führen sind deutsche Gründlichkeit und Pflichtbewußtheit.

Misteredd
30.12.2008, 12:50
So ein Blödsinn, was waren dann die Ereignisse von 1848, 1919 und vor allem 1989 ?

Rowlf
30.12.2008, 12:51
Vollzitat

Gut gebrüllt. Ich frage mich nur, woher das Ganze kommt. Mediale Verblödung, Bequemlichkeit, Sicherheit in bestehenden Systemen, Angst vor Neuem sind ja keine Phänomäne, die auf Deutschland beschränkt sind und ich denke nicht, dass es so etwas wie eine Volksmentalität gibt.
Aber lässt man die Ursachenforschung mal ruhen, und deinen deskriptiven Ausführungen folgt, so muss man sich dann auch die Frage stellen, wie sich etwas daran ändern kann und da weiß ich leider keine Antwort.

Sauerländer
30.12.2008, 12:59
So ein Blödsinn, was waren dann die Ereignisse von 1848, 1919 und vor allem 1989 ?
1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.

Rowlf
30.12.2008, 13:00
1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.

Exakt beschrieben. Das spart mir ein wenig Geschreibsel.

Beverly
30.12.2008, 15:28
Das ist zwar richtig, aber es ist auch zu bezweifeln, inwiefern schwul-lesbische Kommunisten gegen die herrschaftlichen Normen der Gegenwart verstoßen.

Komisch. Warum sehen nur die Heten den roten Teppich, der sexuellen Minderheiten ausgerollt wird? Da herrscht bestenfalls Gleichberechtigung, vielleicht auch nur Duldung. Aber selbst das ist den Erzkonservativen noch zu viel und sie sehen schon den Untergang des Abendlandes, wenn sich Menschen zu ihrer Sexualität bekennen.

n. B.: schwule Politiker und Promis finde ich oft daneben, aber das liegt nicht an ihrer Sexualität, sondern einer Eliten-Rekrutierung, die zur Negativ-Auslese gerät.


Versuche es mal mit Männlichkeit

ein Kerl, der gut ficken kann, kommt an :)


Patriotismus usw.

Stößt das denn auf Ablehnung? Ich glaube eher, dass sich viele darunter gar nichts mehr vorstellen können und andere angesichts der wenig ruhmreichen Geschichte des deutschen Patriotismus nur Schlechtes.


Zugegeben: Auf Ebene der Wirtschaftspolitik wird das Ganze schon komplexer. Vielleicht könnte man sagen: Sich im Alltag für eine Form des Kapitalismus auszusprechen, erfordert einen gewissen Mut - auf der Ebene der Entscheidungsträger sieht das allerdings anders aus.

Bei den Diskursen ist es nun so, dass man unser Wirtschaftssystem bei dem Namen nennen darf, den es zu recht trägt: Kapitalismus. Und dass man es kritisieren und auf seine Mängel hinweisen darf. Wobei ich aber immer wieder die Erfahrung mache, dass man bei den Befürwortern des kapitalistischen status quo selbst mit Wunsch nach Kurskorrekturen und Fehlerbehebung gegen eine Wand läuft und tauben Ohren predigt. Da mag dann eine gewisse Anti-Haltung aufkommen. Diese Herdenmentalität, eine Sache bis zum Exzess zu treiben, auf dei Fresse zu fallen, aufzustehen und in die entgegengesetzte Richtung zu rennen, tut nun ein Übriges. Nachdem die Deutschen das mit dem Faschismus bis zum Exzess getrieben haben und in der DDR mit dem Sozialismus, veranstalten sie den Schwachsinn nun mit dem Kapitalismus. Sie handeln das System auf eine so dämliche Weise - eben mit den Immobilien- und Finanzspekulationen - dass es schiefgehen muss, egal ob das System an sich völlig untauglich ist oder funktionieren könnte. Wenn da einige Figuren nun kleine Brötchen backen müssen und man einigen Gestalten ihre Hetze gegen einfache Menschen ins eigene gierige Maul stopft, habe ich nichts dagegen. Aber das kann nicht dazu führen, nun wieder eine andere Ideologie - Staatssozialismus oder gar Faschismus - aufleben zu lassen. Um damit ... aber das hatten wir schon.

Beverly
30.12.2008, 15:34
Duckmäuserei und Untertanengeist ist mir zu einfach und negativ. Die Charaktereigenschaften die dazu führen sind deutsche Gründlichkeit und Pflichtbewußtheit.

Das Schlimme ist nur, dass die Autoritäten und die von ihnen geleiteten Apparate ihre Macht nicht mehr auf eine nachvollziehbare Weise ausüben. Anders als früher oder noch in der DDR kommt der Irrsinn nicht aus übertriebenen Ordnungsvorstellungen, sondern da wird nur noch Chaos produziert. Wenn ich versuche, das ernst zu nehmen, kriege ich einen Anfall. Erträglich ist es nur als Satire. Was glaubst du, warum ich in diesem Irrenhaus zur Erklärung politökonomischer Zusammenhänge keine dicken Bücher, sondern Luftballons verwende?

Pandulf
30.12.2008, 15:43
In Deutschland werden traditionell Entscheidungen im Konsens getroffen. Wahrscheinlich seit der Goldenen Bulle. Das macht die Entscheidungsfindung schwerfällig, eine Enscheidung steht dann aber und wird auch von der Mehrheit getragen. Das deutsche Konsenssystem, das z.B. auch den Sozialstaat hervorgebracht hat, verleitet wenig zu Revolutionen. Wenn alle bei der Entscheidung mit berücksichtigt werden, bleibt am Ende kaum jemand übrig, der eine Revolution machen will.

Beverly
30.12.2008, 15:47
Gut gebrüllt. Ich frage mich nur, woher das Ganze kommt. Mediale Verblödung, Bequemlichkeit, Sicherheit in bestehenden Systemen, Angst vor Neuem sind ja keine Phänomäne, die auf Deutschland beschränkt sind und ich denke nicht, dass es so etwas wie eine Volksmentalität gibt.

Ich habe mich auch schon gefragt, ob andere Völker da nicht viel, viel Schlimmeres durchmachen müssen. Immerhin war Deutschland mal eines der reichsten Länder der Welt und was sollen da etwa Portugiesen oder Inder sagen?


Aber lässt man die Ursachenforschung mal ruhen, und deinen deskriptiven Ausführungen folgt, so muss man sich dann auch die Frage stellen, wie sich etwas daran ändern kann und da weiß ich leider keine Antwort.

Der Versuch, nur die Strukturen zu ändern und die Menschen zu lassen wie sie sind, ist im Dritten Reich und der DDR gescheitert. Der Versuch, die Menschen zu ändern und die Strukturen zu lassen, ist nach 68 gescheitert. Man muss beides ändern: Menschen und Strukturen.
An die Revolution als Mittel für eine nur durch die Revolution zu erreichende und der Revolution erst folgende bessere Ordnung glaube ich nicht mehr. Das ist nur zu oft gescheitert. Wenn ich an Revolution denke, dann eher im Sinne der kollektiven Erfahrung selbst. Ein nationalistischer Teilnehmer hat sich hier mal "Revolutionär ohne Utopien" genannt. Da bin ich mittlerweile auch angelangt. Weil wir eine Revolution brauchen, aber auf eine postrevolutionäre Tyrannei in der Art der Bolschewisten oder Chomeinis gern verzichten können. Wir brauchen Revolutionäre auf den Barrikaden oder mit lustigen Ideen für das kollektive Happening, aber keine Revolutionäre, die eine Junta bilden, wo es dann zugeht wie bei den zehn kleinen Negerlein. Wir brauchen eine Revolution, die neuen Ideen zum Durchbruch verhilft, aber keinen Aufguss der großen Tyranneien des 20. Jahrhunderts.
Wenn dann Äinschie mit Guido im Bundeskanzleramt hockt und bibbernd auf die Roten Garden und die Neo-NKWD wartet und die nicht kommen - auch gut :)

Nationalix
30.12.2008, 15:47
Wer kennt ihn nicht: Der Untertan (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/untertan/) von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.
Ich selbst bin alles andere als der Typ der Heldin, aber komme mir oft wie ein Alien vor, wenn ich ganz normale "deutsche" Tugenden. Als Zeuge eines Raubüberfalls stehen bleiben und den Täter verscheuchen oder die Polizei rufen? So habe ich es vor einiger Zeit gemacht, die braven Bürger, die wenige Meter vor mir eben jenen Überfall auch mit verfolgt haben müssen, haben gar nichts gemacht. Der Täter könnte ja sauer werden und der brave Untertan beugt sich jeder Autorität - auch wenn sie von Kleinkriminellen ausgeübt wird. Das der Kriminelle wieder kommen und einen Kiez, wo ihn die braven Bürger bei der Arbeit nicht stören, erst einmal ordentlich plündern könnte, so weit denken die Untertanen nicht.

Es sind immer wieder die gleichen Verhaltensmuster:

- wer sich Gewalt und Unrecht ausgesetzt sieht, wird von Verwandten, Freunden und Mitbürgern auf erbärmlichste Weise in Stich gelassen.

- Rückgratlosigkeit als Tugend. In "Die Geschwister Oppermann" sagte der deutsch-jüdische Gymnasiast angesichts eines Disputs über "Hermann den Cherusker" mit seinem Nazi-Lehrer, dass man als Deutscher auch dann die Wahrheit sagen müsse, wenn es unbequem sei. In besagtem Fall also, dass "Hermann" zu Lebzeiten kein Deutscher, sondern Cherusker war und dass sein Gegner Varus ein unbedeutender und unfähiger Bürokrat war. Für Römer und Germanen also nur eine von vielen Schlachten, die sie führten und die erst viel später zum Schlüsselereignis hoch stilisiert wurde. Wobei nicht einmal der Standort des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald stimmt.
Schon der Roman und erst recht die Geschichte wiederlegten aber diesen aufrechten Deutschen. Als guter Deutscher hat man kein Rückgrat und sagt, was die Autoritäten, eben der Nazi-Lehrer, hören wollen. Auch wenn es Blödsinn ist, einen Germanenfürsten zum Urvater der Deutschen zu erklären.

- man meidet bei der Konfronatation mit "Stärkeren" nicht unvertretbare Risiken, sondern jedes Risiko. D. h. man vermeidet nicht nur, einen Räuber anzugreifen, was böse ausgehen könnte, man vermeidet sogar ihn anzusprechen oder eben die Polizei zu rufen. Dieser Punkt ist zentral, weil sich da auch Gestalten, die in einer beherzten Umgebung schnell klein beigeben müssten, zu Gewalt und Aggression ermuntert fühlen

- man beaufsichtigt sich nicht dabei, mit Schwächeren fair umzugehen, sondern man beaufsichtigt sich dabei, ja nicht gegen irgendeine Art von Autorität zu rebellieren. Wer Frau und Kinder schlägt, den deckt die Großfamilie. Wer gegen herrschaftliche Normen verstößt (Kommunist, schwul, lesbisch), der darf sich nur zu oft auf den Ausstoß aus der Familie, die Enterbung und dergleichen freuen.

- "Zu Demonstrationen, zu denen 5000 kommen müssten, kommen 50." Wer auch in Verantwortung für sein Gemeinwesen auf die Straße geht, findet sich oft in einem kleinen Häuflein wieder. Es hat aber auch keinen Sinn, friedlich in einem großen Haufen zu demonstrieren. Von Aktionen der Schüler, an denen 100 000 teilnahmen, erfuhr ich nur vom Hörensagen, weil sie die Medien geflissentlich totschwiegen.
Alldiweil kollektives Handeln unterbleibt, darf sich der kriminelle Mob ungestört austoben. Als in Berlin BVG-Angestellte wegen zunehmender Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Busse und Bahnen für eine Minute aus Protest stehen lassen wollten, kam von der Führung der Spruch: das sei doch nicht nötig. Die Opfer von Gewalt sind selbst schuld, darin sind sich Nazis und Liberale einig.

- "Das deutsche Volk wird revolutionär sein oder es wird nicht sein", sagte Ernst Niekisch. Nun, es hat sich für das Nichtsein entschieden und zwar nicht aus berechtigter Kritik an den Revolutionen anderer Völker, sondern aus über Jahrhunderte anerzogener Duckmäuserei und Untertanengeist.

- "Leiden an Deutschland". Als die Deutschen nach 1871 endlich einen eigenen Staat hatten, zwang der ihnen ein Menschenalter lang entsetzliche Entbehrungen und großes Leid auf, um dann in einer finalen Katastrophe unter zu gehen. Kaum waren die Reste des alten Deutschlands 1990 wieder vereint, jubelte die Wirtschaft: jetzt können wir die Abrissbirne an den Sozialstaat legen!
"Deutschland" bedeutet: oben debilde, machtversessene und kleingeistige Eliten, unten ein von ihnen geknechtetes und schikaniertes Volk. Gut ging es den Deutschen nur, als ihre Herren nicht so fest im Sattel saßen und dem Volk unter äußerem Zwang (Angst vor dem Kommunismus) ein etwas besseres Leben geben mussten. Es ist kein Zufall, dass die kranken Eliten hierzulande mit China und Indien zwei übervölkerte Armenhäuser feiern. Das sind ihre Vorbilder :rolleyes:

Ich denke, die deutsche Untertanenmentalität hat historische Gründe: wir sind das Volk in der Mitte Europas, wo sich die Extreme treffen und zu einem stets faulen Kompromiss vereinen. Wir ducken uns dann unter die Herrschaft, sagen zu allem ja und amen - und rasten irgendwann aus.
So barbarisch etwa der Holocaust war, so zwangsläufig war er auch: die Deutschen haben sich den Größenwahn des Kaiserreichs, das Chaos der Weimarer Republik und das Elend der Weltwirtschaftskrise bieten lassen. Doch zugleich schoben sie innerlich Frust und Hass und als die Nazis kamen und ihnen erzählen, dass die Juden an allem Schuld seien, kam es, wie es kommen musste.
Der maßlos frustrierte und erbitterte, aber noch immer feige und hinterlistige deutsche Untertan hat dann nicht die Villen im Westend, sondern die Synagogen angezündet. Er hat seine Wut auch nicht an den arroganten Briten und Franzosen ausgetobt, die das Deutsche kaputt machen wollten, sondern an Menschen, die dafür nichts können: den Juden halt und den Russen, die eigentlich natürliche Verbündete und als geknechtete Untertanten Leidensgenossen der Deutschen sind.

In "Die Farm der Tiere" karikiert Orwell das Russland der Oktoberrevolution und des Stalinismus. Deutschland war und ist wie eine "Farm der Tiere", wo der Bauer mit Hilfe der Hunde die Revolution der Schweine unterdrückt und die Schafe zufrieden blöken.

Es heißt dann zwar, wenn wir hier so hitzig wären wie etwa die Orientalen, dann hätten wir nicht so viele Werte geschaffen. Mal davon abgesehen, dass auch Orientalen Werte schaffen können, wenn man sie lässt, so fragt sich denn, für wen die Werte geschaffen werden. Für uns selbst? Das war nur in den Jahrzehnten nach '45 der Fall. Davor mussten die Deutschen buckeln und schindern, damit dann alle Werte wieder in Rauch aufgingen oder von anderen Völkern genutzt wurden. So bedienten sich die Siegermächte nach '45 bei der High-Tech etwa im Raketenbau.

Tut mir Leid, aber sowas hat keine Zukunft. Das kann allenfalls als Provinz +049 in irgendeinem Weltdingsdabumsda überleben. Dann vielleicht sogar besser als wenn wir noch weiter als Menschenfarm für "unsere" Eliten dienen müssen.

Fasse Dich kurz! :top:

Misteredd
30.12.2008, 15:50
In Deutschland werden traditionell Entscheidungen im Konsens getroffen. Wahrscheinlich seit der Goldenen Bulle. Das macht die Entscheidungsfindung schwerfällig, eine Enscheidung steht dann aber und wird auch von der Mehrheit getragen. Das deutsche Konsenssystem, das z.B. auch den Sozialstaat hervorgebracht hat, verleitet wenig zu Revolutionen. Wenn alle bei der Entscheidung mit berücksichtigt werden, bleibt am Ende kaum jemand übrig, der eine Revolution machen will.

Dieser Theorie zur Tradition widersprechen aber die Gegenkönige und Gegenkaiser, die Streitigkeiten zwischen einzelenen Landesherren bis hin zu allerlei Kriegen, die drei angesprochenen Revolutionen, die entgegen der Behauptungen erfolgreich und alles andere als ohne persönliches Wagnis waren.

1848 brachte die konstitutionelle Monarchie.
1919 brachte die Republik.
1989 brachte die Freiheit und die Einheit.

Wenn das folgenlos sein soll???

Beverly
30.12.2008, 15:50
1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.

Für eine Revolution muss man einige Fragen beantworten:

1. was will ich mit der Revolution erreichen?

2. welche Legitimation hat die Revolution?

3. wie beseitige ich die alte Ordnung bzw. verhindere eine Konterrevolution

4. wie verhindere ich, dass aus der erfolgreichen Revolution eine Tyrannei wird?

EinDachs
30.12.2008, 15:51
1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.

Das mag schon stimmen, man kann ähnliche Einwände aber zu so ziemlich jeder Revolution machen. Da ist Deutschland nicht sehr herrausragend, es ist eben eine typische Erscheinung jeder Revolution, dass die die sie machen, meist Idealisten mit undurchdachten Vorstellungen sind und die die mitmachen, dies meist nur aus spürbarem Elend heraus tun. Wenn eine Erfolg hat, liegt das eigentlich immer an einer Willens- oder Kraftschwäche des Regimes heraus.

Subcomandante Erhard
30.12.2008, 15:58
Wenn interessiert schon den geistigen Dünnschiss von Heinrich Mann?

Subcomandante Erhard
30.12.2008, 15:59
Apropo, was ist mit dem Kapp-Putsch? Ich fand den gut.

EinDachs
30.12.2008, 16:10
Apropo, was ist mit dem Kapp-Putsch? Ich fand den gut.

Ja, das überrascht jetzt wohl niemanden.Schön, damit hast du dein Sätzchen jetzt gesagt. Geh wieder spielen.


Für eine Revolution muss man einige Fragen beantworten:

1. was will ich mit der Revolution erreichen?

2. welche Legitimation hat die Revolution?

3. wie beseitige ich die alte Ordnung bzw. verhindere eine Konterrevolution

4. wie verhindere ich, dass aus der erfolgreichen Revolution eine Tyrannei wird?

Nun, es stellt sich allerdings das Problem, das diese Fragen dann von allen Revolutionären ziemlich gleich beantwortet werden müßte, damit die Revolution dann nicht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zerbricht.

Und das mit der Legitimität: Die sollte eben von einem großen Teil der Bevölkerung als größer erachtet werden, als die der Regierung. Das ist recht schwierig zu erreichen, dementsprechend scheitern ja auch die meisten Revolutionen an genau diesem Problem.

Sauerländer
30.12.2008, 16:12
Das mag schon stimmen, man kann ähnliche Einwände aber zu so ziemlich jeder Revolution machen. Da ist Deutschland nicht sehr herrausragend, es ist eben eine typische Erscheinung jeder Revolution, dass die die sie machen, meist Idealisten mit undurchdachten Vorstellungen sind und die die mitmachen, dies meist nur aus spürbarem Elend heraus tun. Wenn eine Erfolg hat, liegt das eigentlich immer an einer Willens- oder Kraftschwäche des Regimes heraus.
Damit eine Revolution gelingt, muss Folgendes zusammenkommen:
Eine Führerschicht, die den festen Willen zur Revolution hat.
Eine Masse, die sich davon mitreissen lässt.
Ein Konzept, wohin man damit eigentlich will.

Mindestens eines davon hat in Deutschland immer gefehlt.
Der Deutsche hat keinen harten politischen Instinkt. Auch unsere Revolutionäre sind eher Schwärmer, die immer wieder unangenehm mit der Realität kollidieren.

Beverly
30.12.2008, 16:13
In Deutschland werden traditionell Entscheidungen im Konsens getroffen. Wahrscheinlich seit der Goldenen Bulle. Das macht die Entscheidungsfindung schwerfällig, eine Enscheidung steht dann aber und wird auch von der Mehrheit getragen. Das deutsche Konsenssystem, das z.B. auch den Sozialstaat hervorgebracht hat, verleitet wenig zu Revolutionen. Wenn alle bei der Entscheidung mit berücksichtigt werden, bleibt am Ende kaum jemand übrig, der eine Revolution machen will.

Den westdeutschen Sozialstaat verdanken wir IMHO der Angst der BRD-Oberen vor dem Kommunismus.

Ansonsten sehe ich da seit Arminius und co. oft einen Hang zur konsequenten Inkonsequenz. So die potenzierbare Reform der Reform der Reform ...

So hat Arminius entschieden: wir Germanen wollen nicht Teil Roms sein und hocken lieber in unseren Wäldern. Doch was geschah? Als "Rom" mit seinen Soldaten nicht weiter kam, schickte es die Missionare und die Germanen wurden zu einer Zeit "romanisiert", als Rom nur noch eine Karikatur alter Größe war.

Karl der Große versuchte dann aus dem Frankenreich eine Art Neuauflage des weströmischen Reiches und ein Gegenstück zu Byzanz zu machen. Dazu metzelte er fleißig - und was taten seine Erben? Sie teilten das Frankenreich, legten das Projekt "neues Westrom" ad acta und in Westeuropa brach Chaos aus.

Wir Deutsche wurden als Ostfranken damals mit Italien und der Kaiserkrone beglückt. Die Italiener wollten keine deutsche Herrschaft haben und die Kaiserkrone war nur noch eine Karikatur. Weniger wäre mehr gewesen, aber es wurde mal wieder nach dem Motto: "nichts Halbes und nichts Ganzes" verfahren und das mit deutscher Gründlichkeit.

Als dann nach 1500 wegen der Reformation die Frage aufkam "wie hältst du es mit Rom?", entschieden sich die Herrscher in Spanien und Frankreich, der katholischen Kirche treu zu bleiben. Die Briten und Skandinavier entschieden sich für den Bruch mit Rom. Wir Deutschen entschieden uns durch Reformation und Gegenreformation mal wieder für Beides. Und das nicht etwa, weil damals jeder auf deutschem Boden Glaubens- und Gewissensfreiheit hatte. Nein, die hatten der Parole "eius regio, cuius religio" nur die Fürsten. Wo es schon mal vorkam, dass ein Glaubenwechsel im Herrscherhaus auch den Glaubenswechsel der Untertanen erzwang. Ein Dummfug, der sich mit dem Ablasshandel messen konnte. Der nicht nur zur konfessionellen, sondern auch zur politischen Spaltung führte.

Etc. etc. etc. ich verweise nur noch darauf, Pandulf, dass dein deutsches Konsenssystem eine der übelsten Tyranneien der Geschichte hervorgebracht hat. Wobei die Nazis bezeichnenderweise an den Grundmustern des deutschen Leidens an Deutschland ebensowenig geändert haben wie die DDR oder die 68er.

Misteredd
30.12.2008, 16:14
Damit eine Revolution gelingt, muss Folgendes zusammenkommen:
Eine Führerschicht, die den festen Willen zur Revolution hat.
Eine Masse, die sich davon mitreissen lässt.
Ein Konzept, wohin man damit eigentlich will.

Mindestens eines davon hat in Deutschland immer gefehlt.
Der Deutsche hat keinen harten politischen Instinkt. Auch unsere Revolutionäre sind eher Schwärmer, die immer wieder unangenehm mit der Realität kollidieren.

Die Führerschicht, die dann das revoltierende Volk wieder "leiten" will ?

Ich könnte wetten dass Du Ossi bist und das Du Lenin zu oft gelesen hast.

Wer war denn die Führungsschicht der 1789 Revolution ?

Subcomandante Erhard
30.12.2008, 16:16
Ja, das überrascht jetzt wohl niemanden.Schön, damit hast du dein Sätzchen jetzt gesagt. Geh wieder spielen.


Jawohl, mein Führer!

Moser
30.12.2008, 16:20
1989 ?


:)):)):)):))

Ich lach mich gerade tot!

"Die Deutschen" als Volk hatten am Umbruch 1989 den geringsten Anteil, um nicht zu sagen: Überhaupt keinen!

Sauerländer
30.12.2008, 16:24
Die Führerschicht, die dann das revoltierende Volk wieder "leiten" will ?
Eine Revolution ohne Führer ist zum Scheitern verdammt - sogar bei anarchistischer Konzeption.

Ich könnte wetten dass Du Ossi bist und das Du Lenin zu oft gelesen hast.
Ich muss dich enttäuschen. Ich bin Wessi, der in keinem sonderlich kommunistischen Milieu lebt. Lenin habe ich sicherlich gelesen, aber zum Kreis der Literatur, die "auf dem Nachttisch liegt", gehört der nicht.

Wer war denn die Führungsschicht der 1789 Revolution ?
Die hat, soweit ich zu sehen vermag, ihre Führer im Intellektuellenmilieu gefunden.
Das sich intern keineswegs grün war, das aber statt mit ewiger Debatte mit Gewalt ausgetragen hat und damit in der Lage war, eine Linie zu definieren.
Dazu war man 1848 im allgemeinen ewigen Professorengeschwätz NICHT in der Lage, und ehe man sich versah, war die Chance auch schon wieder vorbei, und die Deutschen wussten, was sie von sowas zu halten hatten.

Beverly
30.12.2008, 16:25
Das mag schon stimmen, man kann ähnliche Einwände aber zu so ziemlich jeder Revolution machen. Da ist Deutschland nicht sehr herrausragend, es ist eben eine typische Erscheinung jeder Revolution, dass die die sie machen, meist Idealisten mit undurchdachten Vorstellungen sind und die die mitmachen, dies meist nur aus spürbarem Elend heraus tun. Wenn eine Erfolg hat, liegt das eigentlich immer an einer Willens- oder Kraftschwäche des Regimes heraus.

Nach einer erfolgreichen Revolution gab es immer den Katzenjammer und das große Gezeter, nur zu oft auch Machtkämpfe mit Siegern und desillusionierten Besiegten. Alles sehr unappetitlich.

Aber Deutschland hat immer gezeigt, wie es nach gescheiterten Revolutionen aussah. Ebenso schlimm oder noch schlimmer. So halte ich Napoleon mittlerweile für ein Arschloch, aber es war er, der dank der französischen Revolution und ihres Innovationsschubs mit Deutschland machen konnte, was er wollte.

Welches System fand in den 1920er Jahren mehr Interesse und Begeisterung: der Kommunismus in Russland oder die "Weimarer Republik" in Deutschland? Und als sich die SU unter Stalin in einen Alptraum verwandelte, ließen sich die Deutschen das nicht zur Warnung dienen, sondern entfesselten mit A. H. einen noch schlimmeren Alptraum.

Sauerländer
30.12.2008, 16:27
Nach einer erfolgreichen Revolution gab es immer den Katzenjammer und das große Gezeter, nur zu oft auch Machtkämpfe mit Siegern und desillusionierten Besiegten. Alles sehr unappetitlich.

Aber Deutschland hat immer gezeigt, wie es nach gescheiterten Revolutionen aussah. Ebenso schlimm oder noch schlimmer. So halte ich Napoleon mittlerweile für ein Arschloch, aber es war er, der dank der französischen Revolution und ihres Innovationsschubs mit Deutschland machen konnte, was er wollte.

Welches System fand in den 1920er Jahren mehr Interesse und Begeisterung: der Kommunismus in Russland oder die "Weimarer Republik" in Deutschland? Und als sich die SU unter Stalin in einen Alptraum verwandelte, ließen sich die Deutschen das nicht zur Warnung dienen, sondern entfesselten mit A. H. einen noch schlimmeren Alptraum.
Deutschland kennt auch Revolutionen.
Aber in Deutschland werden sie im besten oder schlechtesten bismarck´schen Sinne von OBEN gemacht.

Beverly
30.12.2008, 16:56
Der Deutsche hat keinen harten politischen Instinkt. Auch unsere Revolutionäre sind eher Schwärmer, die immer wieder unangenehm mit der Realität kollidieren.

Die Schwärmer habe ich ja bei den Grünen erlebt oder gehörte selbst zu ihnen. Dem linken Flügel halt :rolleyes: Uns mag es wirklich an den harten Instinkten oder den Erfahrungen gemangelt haben, die solche Instinkte erst hervorbringen.

Bei den Realos war das aber nicht der Fall. Die sind zugleich Wiederlegung und Ergänzung deiner These von den fehlenden politischen Instinkten. Sie hätte unter großen Mühen und mit vielen Auseinandersetzungen aus den Grünen ein großes politisches Projekt machen können. Szenarios für den Niedergang Deutschland und dem Erstarken radikaler Parteien haben wir schon um 1980 im Gemeinschaftskundeunterricht durchgespielt. Jemand mit mehr "hartem politischen Instinkt" als wir Pennäler hätte sich denken können, das solche Szenarios auch mal Wirklichkeit werden. Und dann eine neue Partei mit neuer Farbe und neuen Antworten ganz groß rauskommt. So machte August Haußleiter damals die Voraussage, dass die Grünen um 2000 die absolute Mehrheit erlangen und sich dann in eine konservative, eine mittige und eine linke Partei spalten würden.
Er dachte strategisch, die Realos dachten nur taktisch.
Alldiweil Haußleiter auf die absolute Mehrheit hoffte und ihre Folge in einer Spaltung in drei Parteien sah, womit die Grünen dann das alte Parteiensystem durch ein Neues ersetzt hätten, warnte meines Wissens Joschka Fischer davor, dass die Grünen 40 Prozent bekommen würden. Weil sie dann zur Gefahr für das System werden, dem sich die Realos bedingungslos unterordneten. Da hast du deine harten politischen Instinkte:

Sie bestehen nicht darin, kühne Visionen zu entwickeln und sie zum Erfolg zu führen, sondern darin, sich unterzuordnen, anzupassen, der Herrschaft nützlich zu machen.
Aus der Gemengelage: neue politische Kraft + langfristig wiederkehrende politische und gesellschaftliche Instabilität haben die Realos nicht die Fragestellung entwickelt: "ie können wir ein neues politisches Projekt an die Spitze führen?" sondern "wie sorgen wir dafür, dass das neue politische Projekt dem bestehenden System nicht gefährlich wird?"

Langer Rede kurzer Sinn: die harten politischen Instinkte der Deutschen sind nicht die Instinkte von Visionären, sondern von Verrätern. War es nicht schon mit der SPD 1918 ff. so? Wolltest du nicht Adenauer wegen seines Verrats in den Knast stecken ;) ?

Bei der Rechtfertigung dieses Tuns ist es auch seit jeher die gleiche Leier von den berühmten "Sachzwängen". Man konnte nicht anders, die Umstände ließen nichts Anderes zu. Ohne zu sagen, welche Umstände nichts Anderes zu ließen. Kleingeistigkeit und Kurzsichtigkeit? Nicht die Scheu vor unvertretbaren Risiken, sondern die Scheu vor jedem Risiko? Werden alle, die nicht die Anweisungen des Kapitals so geflissentlich umsetzen wie Schröder und Fischer mit der Agenda 2010, von den Bilderbergern mitsamt Familie ins Präkambrium zu den Einzellern gebeamt?

Beverly
30.12.2008, 17:05
Deutschland kennt auch Revolutionen.
Aber in Deutschland werden sie im besten oder schlechtesten bismarck´schen Sinne von OBEN gemacht.

Da frage ich mich, ob die gerade ablaufende Revolution von oben die letzte ihrer Art ist. Weil es danach kein Deutschland mehr gibt, über das sich so bequem herrschen lässt.

EinDachs
30.12.2008, 17:37
Nach einer erfolgreichen Revolution gab es immer den Katzenjammer und das große Gezeter, nur zu oft auch Machtkämpfe mit Siegern und desillusionierten Besiegten. Alles sehr unappetitlich.

Aber Deutschland hat immer gezeigt, wie es nach gescheiterten Revolutionen aussah. Ebenso schlimm oder noch schlimmer. So halte ich Napoleon mittlerweile für ein Arschloch, aber es war er, der dank der französischen Revolution und ihres Innovationsschubs mit Deutschland machen konnte, was er wollte.

Naja, es ist tendentiell imemr so, dass es nach einer gescheiterten Revolution schlimmer ist. Für gewöhnlich sind dann die alten Machthaber durch den Versuch sie zu stürzen nicht fähiger geworden, mit Sicherheit aber paranoider.



Welches System fand in den 1920er Jahren mehr Interesse und Begeisterung: der Kommunismus in Russland oder die "Weimarer Republik" in Deutschland? Und als sich die SU unter Stalin in einen Alptraum verwandelte, ließen sich die Deutschen das nicht zur Warnung dienen, sondern entfesselten mit A. H. einen noch schlimmeren Alptraum.

Größeres Interesse entfesselt natürlich immer was Neues, insofern ist Repblik Nr 38 selbstverständlich weniger interessant, als Sowjetrepublik Nr 1. Zumal das mit Weimar ja nicht und nicht klappen wollte, was zwar in der SU auch nicht anders gewesen wär, aber durch Abschottung und Informationsmonopol nicht so ans Tageslicht kam.

Der passendere Vergleich wäre aber: Was erfuhr größere oder auch anhaltendere Begeisterung? Die erste Demokratie oder die erste Sowjetrepublik?

Klopperhorst
30.12.2008, 17:43
Jede Revolution muss einen Nutzen haben und sei es nur die Freude an ihrem Selbstzweck. Wo der Zweck die Mittel nicht heiligt und nicht einmal der Aufwand die Kosten deckt, wird kein Funke einer Hoffnung auf Veränderungen erscheinen.


---

Frank3
30.12.2008, 18:43
Da frage ich mich, ob die gerade ablaufende Revolution von oben die letzte ihrer Art ist. Weil es danach kein Deutschland mehr gibt, über das sich so bequem herrschen lässt.

Ach Beverly . Du machst dir Gedanken und in allen Medien , wo die Nachrichten aus einem Zensierten Topf geschöpft werden , kämpfen genau gegen deine Gedanken . Es werden mögliche Lösungen verschwiegen , vor Demonstrationen gewarnt ohne zu sagen aus welchem Grund , in jener Strasse , demonstriert wird . UND EINE Gesellschaft wäre so einfach zu ändern , nur durch Änderung vom Steuergesetz , mit Grundeinkommen . Das kann man einführen und ändern ohne Blutvergießen und auch könnte jeder seine Welt weiter leben nur ebend anders Versteuert , mit Abhängigkeit . . .
Moral – Würde – Freiheit alles zu gewinnen für die Masse und nur 15 % der Eliten , wenn es überhaupt so viele sind , müssten mit weniger schnell wachsenden Gewinn leben .
„ SIE „ wissen es aber es währen NICHT „ SIE „ wenn „ SIE „ NICHT in der Lage wären eine Gesellschaft , in „ IHREM „ Sinne zu VERARSCHEN , denn man darf NIE VERGESSEN : „ DIE NUTZEN Geschichtsbücher als NOTIZBÜCHER „ und machen einen Fehler NICHT ZWEI MAL sondern führen ebend einen anderen Faschismus aber wider für den Gewinn / Profit ein und haben den Worten ; „ ARBEIT MACHT FREI „ SINN GEGEBEN .

dZUG
30.12.2008, 18:51
@Beverly

Was für einen Grund sollte es geben das System zu stürzen??
Dieses System zerlegt sich doch gerade selber :D

Ajax
30.12.2008, 23:25
Ich denke, die deutsche Untertanenmentalität hat historische Gründe: wir sind das Volk in der Mitte Europas, wo sich die Extreme treffen und zu einem stets faulen Kompromiss vereinen. Wir ducken uns dann unter die Herrschaft, sagen zu allem ja und amen - und rasten irgendwann aus.
So barbarisch etwa der Holocaust war, so zwangsläufig war er auch: die Deutschen haben sich den Größenwahn des Kaiserreichs, das Chaos der Weimarer Republik und das Elend der Weltwirtschaftskrise bieten lassen. Doch zugleich schoben sie innerlich Frust und Hass und als die Nazis kamen und ihnen erzählen, dass die Juden an allem Schuld seien, kam es, wie es kommen musste.
Der maßlos frustrierte und erbitterte, aber noch immer feige und hinterlistige deutsche Untertan hat dann nicht die Villen im Westend, sondern die Synagogen angezündet. Er hat seine Wut auch nicht an den arroganten Briten und Franzosen ausgetobt, die das Deutsche kaputt machen wollten, sondern an Menschen, die dafür nichts können: den Juden halt und den Russen, die eigentlich natürliche Verbündete und als geknechtete Untertanten Leidensgenossen der Deutschen sind.

Ohne Kommentar. Einfach nur geistiger Unrat. :puke:

Ajax
30.12.2008, 23:31
Viele der von dir erwähnten Verhaltensweisen kommen überall in den modernen Gesellschaften vor. Z.B. die fehlden Zivilcourage, die Hilfsbereitschaft, der Wille jemandem zu helfen, wodurch man vielleicht sogar selbst zu schaden kommen könnte. Das ist kein spezielles deutsches Phänomen und hat schon gar nichts mit einem vermeintlichen Untertanengeist zu tun.
Das sind viel mehr die Auswüchse des Liberalismus und der krankhaften Ich-Bezogenheit, was zu mangelndem sozialen Verhalten führt. Die Menschen entfremden sich überall in den Industriegesellschaften mehr und mehr voneinander. Jeder lebt für sich allein. Es ist doch nicht verwunderlich, dass die Menschen untereinader zunehmend gleichgültiger gegenüber ihren Mitmenschen werden.

meckerle
30.12.2008, 23:46
......... nein das machen wir nicht, weil bei uns " Rasen betreten verboten " oberste Priorität hat. :D

Ajax
31.12.2008, 00:33
Die Menschen sind einfach viel zu verblödet um selbstständig zu denken (das ist nicht nur auf die Deutschen bezogen, sondern auf alle Menschen). Die breite Masse fühlt sich wohl, solange sie sich tagsüber mit Fernsehsendungen den Geist vernebeln lassen und sich selbst individuell entfalten kann. Das sind doch die Ziele moderner Politik. Wen interessiert da die Gemeinschaft oder gar die Zukunft des eigenen Landes? "Nach mir die Sintflut" ist das Motto der Stunde. Wozu Revolutionen? Dazu muss man sich ja vom Sessel erheben. Es geht uns einfach noch zu gut. Aber die Wohlstandsgesellchaften und Industriestaaten werden auch als erste untergehen. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Beverly
31.12.2008, 10:42
Viele der von dir erwähnten Verhaltensweisen kommen überall in den modernen Gesellschaften vor. Z.B. die fehlden Zivilcourage, die Hilfsbereitschaft, der Wille jemandem zu helfen, wodurch man vielleicht sogar selbst zu schaden kommen könnte. Das ist kein spezielles deutsches Phänomen und hat schon gar nichts mit einem vermeintlichen Untertanengeist zu tun.
Das sind viel mehr die Auswüchse des Liberalismus und der krankhaften Ich-Bezogenheit, was zu mangelndem sozialen Verhalten führt. Die Menschen entfremden sich überall in den Industriegesellschaften mehr und mehr voneinander. Jeder lebt für sich allein. Es ist doch nicht verwunderlich, dass die Menschen untereinader zunehmend gleichgültiger gegenüber ihren Mitmenschen werden.

Im Faschismus oder Staatssozialismus gab es diese Duckmäuserei in noch weit schlimmerer Form. Die DDR-Variante bestand darin, dass einer im Freundeskreis sagte: "Ich geh in den Westen" und der vermeintlich beste Freund ihn an die Stasi verriet. Die Nazi-Variante bestand darin, dass sich nur wenige für verfolgte und drangsalierte Mitbürger, ja Familienangehörige einsetzten. In Fällen wo das doch geschah reagierten die Nazis oft verunsichert oder zögerlich. So wollte der SS-Mann den Vater, der seinen Sohn vom Bau eines sinnlosen "Ostwalls" abholte zwar gern erschießen, beließ es aber bei Drohungen.

Demzufolge muss die Ursache in etwas liegen, was der heutige Liberalismus, der Staatssozialismus und der entschieden anti-liberale Faschismus gemeinsam haben. Individualismus kann es nicht sein, den hat der Faschismus auf das Schärfste verworfen. Aber in einem der Nazi-Propagandafilme ist vom vergänglichem Mensch-Atom die Rede, das jederzeit hinweggefegt werden kann und das überhaupt nur in der Gruppe existent ist.

Ich denke, es ist diese Atominiserung, diese Mensch-Atome, worin die Ursache liegt. Die darf man sich aber nicht frei und ungebunden vorstellen. Frei und ungebunden und mit der Fähigkeit zu freier Assoziation ausgestattet würden sie mehr oder weniger freiwillige Verbände bilden.
Aber Liberalismus, Staatssozialismus und Faschismus pressen die Mensch-Atome in Verbände, die auf Zwang beruhen. Beim Liberalismus ist es der Markt, so ein flüssiger oder gasförmiger Aggregatzustand, wo alle umherrennen. Beim Staatssozialismus und Faschismus sind es eher "Festkörper". Die Massen in Reih und Glied bei den Aufmärschen lassen mich immer an Atome in Kristallgittern denken.
Wenn die Mensch-Atome aber nicht von oben her zusammengefügt werden, sind sie nur apathischer Brei oder laufen Amok. Die Deutschen neigen außerhalb der Zwangsassoziationen eher zur Apathie, die Einwandererkids rasten aus, wenn sie nicht unter Papas gestrengen Augen sind.
Wie weit das fortgeschritten ist, zeigt die von mir geschilderte Szene mit den Augenzeugen eines Überfalls. Ich glaubte mal, in einem Land zu leben, wo der Mann dem Räuber rechts und links eine langt und die Frau laut schreiend "Überfall!" "Überfall!" daneben steht. Das ich in einem Land lebe, wo die einfach weitergehen, gibt mir zu denken :rolleyes:

Was man gegen dieses Elend, das deinen Worten zufolge nicht nur auf Deutschland und die Deutschen beschränkt ist, tun kann, ist mir oft nicht klar.

Erste Gedanke: wenn die Menschen ohne Führung nicht leben können, dann geben man ihnen Führung, Vorbilder, klare Strukturen, Zucht und Ordnung, mehr Polizei auf den Straßen.

Gegenargument: die diversen Instanzen der Führung sind noch schlimmer als die Geführten: angefangen bei einer längst existenten informellen "Weltregierung" grenzwertige Eliten, hinterlistiges Bürgerpack, gleichgültige Lehrer, Religionen und Ideologien mit veralteten und repressiven Dogmen, Polizisten, bei denen nur die höhren Modelle denken können

Schlussfolgerung 1: man muss die Instanzen der Führung entfernen - deshalb wohl auch der Revolutionsaspekt im Strang

Schlussfolgerung 2a: man muss neue Instanzen der Führung einrichten, die ihren Aufgaben besser gerecht werden

Schlussfolgerung 2b: da "Führung" immer korrupt ist, muss man die Menschen dazu bringen, sich selbst zu führen

Beverly
31.12.2008, 10:46
Die Menschen sind einfach viel zu verblödet um selbstständig zu denken (das ist nicht nur auf die Deutschen bezogen, sondern auf alle Menschen). Die breite Masse fühlt sich wohl, solange sie sich tagsüber mit Fernsehsendungen den Geist vernebeln lassen und sich selbst individuell entfalten kann. Das sind doch die Ziele moderner Politik. Wen interessiert da die Gemeinschaft oder gar die Zukunft des eigenen Landes? "Nach mir die Sintflut" ist das Motto der Stunde. Wozu Revolutionen? Dazu muss man sich ja vom Sessel erheben. Es geht uns einfach noch zu gut. Aber die Wohlstandsgesellchaften und Industriestaaten werden auch als erste untergehen. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Nach allem was ich über Indien weiß, leben die meisten Menschen da in bitterster Armut. Trotzdem machen sie keine Revolution.

Frank3
31.12.2008, 11:29
Im Faschismus oder Staatssozialismus gab es diese Duckmäuserei in noch weit schlimmerer Form. Schlussfolgerung 1: man muss die Instanzen der Führung entfernen - deshalb wohl auch der Revolutionsaspekt im Strang

Schlussfolgerung 2a: man muss neue Instanzen der Führung einrichten, die ihren Aufgaben besser gerecht werden

Schlussfolgerung 2b: da "Führung" immer korrupt ist, muss man die Menschen dazu bringen, sich selbst zu führen

Beverly die Menschen sind nur Tiere , die lernen in ihren Gedankengrenzen , die anerzogen sind , zurecht zu kommen und dies wissen die Medienführer und haben es geschafft das alle Nachrichten aus einem VORGEGEBENEN Topf, der ZENSIERT , genommen werden und der einzelne soll sich , ständig , anstoßen , eigene Gedanken zu finden , die für eine GESELLSCHAFT , als nächstes , wichtig wären , wo sie sich Gedanken machen müssen über ihre eigene Zukunft , um nicht Hatz IV zu werden ?
Mir zum Beispiel ist gerade wider der Wutanfall gekommen als ich hörte , das die Merkel nun doch ALLEN die Steuer sengen will , also auch denen die an der Krise SCHULT SIND und DARAN sowieso verdienen , es also Schulden werden für unsere aller Kinder also den Reichen geben was man kann und NICHT nehmen was man für eine Gesellschaft muss .

Ajax
31.12.2008, 13:51
Heine hatte schon recht, indem er sagte:

"Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wisst: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in den fernsten Wüsten Afrikas werden sich in ihre königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte."

So wird es kommen. Noch sind wir zu träge und zu verwöhnt, doch irgendwann werden wir uns das nicht mehr gefallen lassen. Viele haben die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt oder wollen sie nicht erkennen, aber jede Knechtschaft findet irgendwann ihr Ende.

Beverly
31.12.2008, 15:11
Heine hatte schon recht, indem er sagte:

"Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wisst: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in den fernsten Wüsten Afrikas werden sich in ihre königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte."

So wird es kommen. Noch sind wir zu träge und zu verwöhnt, doch irgendwann werden wir uns das nicht mehr gefallen lassen. Viele haben die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt oder wollen sie nicht erkennen, aber jede Knechtschaft findet irgendwann ihr Ende.

@Ajax,

diesen Donner hatten wir doch schon: 1933 bis '45. Mittlerweile kann ich den Frust derer, die es da haben donnern lassen, an der bürgerlich-liberal-kapitalistischen Gesellschaft sogar verstehen, leider X( !
Aber was hat es gebracht? Einen Krieg mit 50 Millionen Toten und die feixenden Wideraufstehung eben jener reaktionären und korrupten bürgerlichen Gesellschaft, welche die Donnerer angeblich überwinden wollten. Wie haben sie 1940 bei der Einnahme von Paris in der Wochenschau geprahlt? Der Geburtsort von Demokratie und Liberalismus sei gefallen. Pustekuchen X( ! Hätten die Nazi-Pfeifen ihren ganzen Krieg und das Morden gelassen und stattdessen etwa ein paar zünftige und drastische Filme z. B. über diese korsische Verbrecherclicque (http://de.wikipedia.org/wiki/Bonaparte) gedreht, hätten sie mehr erreicht. Wenn sie die bürgerliche Gesellschaft überhaupt überwinden wollten, woran ich meine Zweifel habe.

schastar
31.12.2008, 15:18
Nicht alle sind Arschkriecher, einige sind bei der NPD.

SteveFrontera
31.12.2008, 15:32
Als ich den Untertitel "gefährliche Umstürzlerin" las musste ich lachen.
Habe mich selten in diesem Forum so amüsiert.

Brotzeit
31.12.2008, 15:33
Nicht alle sind Arschkriecher, einige sind bei der NPD.
.............

...........Was ist mit den Arschkriechern bei der SPD ; gerade in Hessen????????

Guilelmus
31.12.2008, 15:54
Wenn sie die bürgerliche Gesellschaft überhaupt überwinden wollten, woran ich meine Zweifel habe.

Was macht eine bürgerliche Gesellschaft aus, und warum sollten wir sie evtl. überwinden wollen?

Beverly
31.12.2008, 20:38
Was macht eine bürgerliche Gesellschaft aus, und warum sollten wir sie evtl. überwinden wollen?

Für mich ist "bürgerliche Gesellschaft" das so ab 1776, 1789 entstandene politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System. Ich weiß nicht, ob es von Anfang an Verarschung war oder sich schlicht überlebt hat. Ich weiß nur, dass es von Anfang an mit großen Enttäuschungen und viel Leid verbunden war - die "Dialektik der Aufklärung" halt. Vor sich selbst, vor der Gier und Dummheit seiner Protagonisten bewahrt haben es nur der technische Fortschritt, die Arbeiterbewegung und die Angst vor Faschismus und Sozialismus. Faschismus endete '45, Sozialismus endete 1990 und die Arbeiterbewegung ist nur noch ein Witz. Bleibt nur noch der technische Fortschritt - aber gegen den hetzen diese Pfeifen im Zeichen der Postmoderne und grenzwertig dummer Öko-Diskurse.

Wenn nicht wieder etwas auftaucht, was als "Stützrad" für dieses System fungiert, wird es IMHO so oder so in sich zusammenfallen. Du wirst es nicht glauben, aber manchmal hoffe ich, dass die Entdeckung von Planeten wie der Erde im All dem System wieder Schwung gibt. Wenn auch nur, weil auf der Erde nicht genug Immobilien da sind, damit alle damit spekulieren können. Die Gier halt ...
Sonst. Ich fürchte einfach ein langes, jahre- oder jahrzehntelanges Siechtum. In Deutschland, weil wir halt solche Duckmäuser und Feiglinge sind und noch vor einem Besenstil mit der Aufschrift "Bundeskanzler" kuschen würden.

Beverly
31.12.2008, 20:40
Als ich den Untertitel "gefährliche Umstürzlerin" las musste ich lachen.
Habe mich selten in diesem Forum so amüsiert.

Das Lachen wird dir vergehen, wenn die Staatsmacht vor deiner Haustür steht und dir auf der Suche nach gelben Luftballons die Bude auf den Kopf stellt. Weil ich als gefährliche Umstürzlerin mit gelben Luftballons - stehen für das Kapital der reichen Leute - den Kapitalismus erkläre. Und weil die gelben Luftballons manchmal *peng!* machen.

Guilelmus
02.01.2009, 17:41
Für mich ist "bürgerliche Gesellschaft" das so ab 1776, 1789 entstandene politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System.
Die Gesellschaft und der Staat USA haben nichts mehr viel mit den Idealen Jeffersons, Franklins und Washingtons zu tun.
Und hier haben die Jakobiner sich mit den Sozialisten/Marxisten verbündet, allerspätestes seit 1968 gibt es keine maßgebliche bürgerliche politische Kraft mehr in Europa.


Ich weiß nicht, ob es von Anfang an Verarschung war oder sich schlicht überlebt hat.
Politik ist immer Verarschung. Es war ein guter Trick die Politikverdrossenheit zu schüren, so bleibt die Herrschaft unangefochten.


Ich weiß nur, dass es von Anfang an mit großen Enttäuschungen und viel Leid verbunden war - die "Dialektik der Aufklärung" halt. Vor sich selbst, vor der Gier und Dummheit seiner Protagonisten bewahrt haben es nur der technische Fortschritt, die Arbeiterbewegung und die Angst vor Faschismus und Sozialismus. Faschismus endete '45, Sozialismus endete 1990 und die Arbeiterbewegung ist nur noch ein Witz. Bleibt nur noch der technische Fortschritt - aber gegen den hetzen diese Pfeifen im Zeichen der Postmoderne und grenzwertig dummer Öko-Diskurse.
Alle Punkte die du kritisierst, kritisierst du mit Recht. Nur hast du die Kritik falsch adressiert. Eine bürgerliche Republik mit mündigen Bürgern und nicht Untertanen würde soetwas nicht geschehen lassen. Sieh dir doch die vor Horror verzerrten Gesichter der Liberaldemokrtanen an wenn man Meinungsfreiheit und Plebiszite fordert.


Wenn nicht wieder etwas auftaucht, was als "Stützrad" für dieses System fungiert, wird es IMHO so oder so in sich zusammenfallen. Du wirst es nicht glauben, aber manchmal hoffe ich, dass die Entdeckung von Planeten wie der Erde im All dem System wieder Schwung gibt. Wenn auch nur, weil auf der Erde nicht genug Immobilien da sind, damit alle damit spekulieren können. Die Gier halt ...
Sonst. Ich fürchte einfach ein langes, jahre- oder jahrzehntelanges Siechtum. In Deutschland, weil wir halt solche Duckmäuser und Feiglinge sind und noch vor einem Besenstil mit der Aufschrift "Bundeskanzler" kuschen würden.
Also von Links kann keine Systemopposition kommen, da der linke Destruktivismus Staatsräson ist (sofern man die BRD als Staat bezeichnen kann), die Unzufriedenheit der Konservativen/bürgerlichen wird als Nazismus dämonisiert und ist, jedenfalls im Moment zumindest, nicht in der Lage eine aussichtsreiche Oppositionspolitik zu betreiben. Die panem et circenses Politik funktioniert jedenfalls solange wie Geld für panis da ist.

Haspelbein
02.01.2009, 17:53
[...]Die panem et circenses Politik funktioniert jedenfalls solange wie Geld für panis da ist.

Dies ist mehr oder weniger die Entmuendigung des Buergers durch den Sozialstaat. Solange man vom Staate abhaengig ist, solange hinterfragt man ihn auch nicht.

Guilelmus
02.01.2009, 18:41
Dies ist mehr oder weniger die Entmuendigung des Buergers durch den Sozialstaat. Solange man vom Staate abhaengig ist, solange hinterfragt man ihn auch nicht.

Eben deswegen existiert ja der "Sozialstaat" - und Entmündigte sind keine Bürger.

Ingeborg
02.01.2009, 18:43
Wer kennt ihn nicht: Der Untertan (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/untertan/) von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.
Ich selbst bin alles andere als der Typ der Heldin, aber komme mir oft wie ein Alien vor, wenn ich ganz normale "deutsche" Tugenden. Als Zeuge eines Raubüberfalls stehen bleiben und den Täter verscheuchen oder die Polizei rufen? So habe ich es vor einiger Zeit gemacht, die braven Bürger, die wenige Meter vor mir eben jenen Überfall auch mit verfolgt haben müssen, haben gar nichts gemacht. Der Täter könnte ja sauer werden und der brave Untertan beugt sich jeder Autorität - auch wenn sie von Kleinkriminellen ausgeübt wird. Das der Kriminelle wieder kommen und einen Kiez, wo ihn die braven Bürger bei der Arbeit nicht stören, erst einmal ordentlich plündern könnte, so weit denken die Untertanen nicht.

Es sind immer wieder die gleichen Verhaltensmuster:

- wer sich Gewalt und Unrecht ausgesetzt sieht, wird von Verwandten, Freunden und Mitbürgern auf erbärmlichste Weise in Stich gelassen.

- Rückgratlosigkeit als Tugend. In "Die Geschwister Oppermann" sagte der deutsch-jüdische Gymnasiast angesichts eines Disputs über "Hermann den Cherusker" mit seinem Nazi-Lehrer, dass man als Deutscher auch dann die Wahrheit sagen müsse, wenn es unbequem sei. In besagtem Fall also, dass "Hermann" zu Lebzeiten kein Deutscher, sondern Cherusker war und dass sein Gegner Varus ein unbedeutender und unfähiger Bürokrat war. Für Römer und Germanen also nur eine von vielen Schlachten, die sie führten und die erst viel später zum Schlüsselereignis hoch stilisiert wurde. Wobei nicht einmal der Standort des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald stimmt.
Schon der Roman und erst recht die Geschichte wiederlegten aber diesen aufrechten Deutschen. Als guter Deutscher hat man kein Rückgrat und sagt, was die Autoritäten, eben der Nazi-Lehrer, hören wollen. Auch wenn es Blödsinn ist, einen Germanenfürsten zum Urvater der Deutschen zu erklären.

- man meidet bei der Konfronatation mit "Stärkeren" nicht unvertretbare Risiken, sondern jedes Risiko. D. h. man vermeidet nicht nur, einen Räuber anzugreifen, was böse ausgehen könnte, man vermeidet sogar ihn anzusprechen oder eben die Polizei zu rufen. Dieser Punkt ist zentral, weil sich da auch Gestalten, die in einer beherzten Umgebung schnell klein beigeben müssten, zu Gewalt und Aggression ermuntert fühlen

- man beaufsichtigt sich nicht dabei, mit Schwächeren fair umzugehen, sondern man beaufsichtigt sich dabei, ja nicht gegen irgendeine Art von Autorität zu rebellieren. Wer Frau und Kinder schlägt, den deckt die Großfamilie. Wer gegen herrschaftliche Normen verstößt (Kommunist, schwul, lesbisch), der darf sich nur zu oft auf den Ausstoß aus der Familie, die Enterbung und dergleichen freuen.

- "Zu Demonstrationen, zu denen 5000 kommen müssten, kommen 50." Wer auch in Verantwortung für sein Gemeinwesen auf die Straße geht, findet sich oft in einem kleinen Häuflein wieder. Es hat aber auch keinen Sinn, friedlich in einem großen Haufen zu demonstrieren. Von Aktionen der Schüler, an denen 100 000 teilnahmen, erfuhr ich nur vom Hörensagen, weil sie die Medien geflissentlich totschwiegen.
Alldiweil kollektives Handeln unterbleibt, darf sich der kriminelle Mob ungestört austoben. Als in Berlin BVG-Angestellte wegen zunehmender Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Busse und Bahnen für eine Minute aus Protest stehen lassen wollten, kam von der Führung der Spruch: das sei doch nicht nötig. Die Opfer von Gewalt sind selbst schuld, darin sind sich Nazis und Liberale einig.

- "Das deutsche Volk wird revolutionär sein oder es wird nicht sein", sagte Ernst Niekisch. Nun, es hat sich für das Nichtsein entschieden und zwar nicht aus berechtigter Kritik an den Revolutionen anderer Völker, sondern aus über Jahrhunderte anerzogener Duckmäuserei und Untertanengeist.

- "Leiden an Deutschland". Als die Deutschen nach 1871 endlich einen eigenen Staat hatten, zwang der ihnen ein Menschenalter lang entsetzliche Entbehrungen und großes Leid auf, um dann in einer finalen Katastrophe unter zu gehen. Kaum waren die Reste des alten Deutschlands 1990 wieder vereint, jubelte die Wirtschaft: jetzt können wir die Abrissbirne an den Sozialstaat legen!
"Deutschland" bedeutet: oben debilde, machtversessene und kleingeistige Eliten, unten ein von ihnen geknechtetes und schikaniertes Volk. Gut ging es den Deutschen nur, als ihre Herren nicht so fest im Sattel saßen und dem Volk unter äußerem Zwang (Angst vor dem Kommunismus) ein etwas besseres Leben geben mussten. Es ist kein Zufall, dass die kranken Eliten hierzulande mit China und Indien zwei übervölkerte Armenhäuser feiern. Das sind ihre Vorbilder :rolleyes:

Ich denke, die deutsche Untertanenmentalität hat historische Gründe: wir sind das Volk in der Mitte Europas, wo sich die Extreme treffen und zu einem stets faulen Kompromiss vereinen. Wir ducken uns dann unter die Herrschaft, sagen zu allem ja und amen - und rasten irgendwann aus.
So barbarisch etwa der Holocaust war, so zwangsläufig war er auch: die Deutschen haben sich den Größenwahn des Kaiserreichs, das Chaos der Weimarer Republik und das Elend der Weltwirtschaftskrise bieten lassen. Doch zugleich schoben sie innerlich Frust und Hass und als die Nazis kamen und ihnen erzählen, dass die Juden an allem Schuld seien, kam es, wie es kommen musste.
Der maßlos frustrierte und erbitterte, aber noch immer feige und hinterlistige deutsche Untertan hat dann nicht die Villen im Westend, sondern die Synagogen angezündet. Er hat seine Wut auch nicht an den arroganten Briten und Franzosen ausgetobt, die das Deutsche kaputt machen wollten, sondern an Menschen, die dafür nichts können: den Juden halt und den Russen, die eigentlich natürliche Verbündete und als geknechtete Untertanten Leidensgenossen der Deutschen sind.

In "Die Farm der Tiere" karikiert Orwell das Russland der Oktoberrevolution und des Stalinismus. Deutschland war und ist wie eine "Farm der Tiere", wo der Bauer mit Hilfe der Hunde die Revolution der Schweine unterdrückt und die Schafe zufrieden blöken.

Es heißt dann zwar, wenn wir hier so hitzig wären wie etwa die Orientalen, dann hätten wir nicht so viele Werte geschaffen. Mal davon abgesehen, dass auch Orientalen Werte schaffen können, wenn man sie lässt, so fragt sich denn, für wen die Werte geschaffen werden. Für uns selbst? Das war nur in den Jahrzehnten nach '45 der Fall. Davor mussten die Deutschen buckeln und schindern, damit dann alle Werte wieder in Rauch aufgingen oder von anderen Völkern genutzt wurden. So bedienten sich die Siegermächte nach '45 bei der High-Tech etwa im Raketenbau.

Tut mir Leid, aber sowas hat keine Zukunft. Das kann allenfalls als Provinz +049 in irgendeinem Weltdingsdabumsda überleben. Dann vielleicht sogar besser als wenn wir noch weiter als Menschenfarm für "unsere" Eliten dienen müssen.



Der Deutsche stirbt zügig aus - also mach dir keine Mühe :cool2:

Verrari
02.01.2009, 18:50
Wer kennt ihn nicht: Der Untertan (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/untertan/) von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.
Ich selbst bin alles andere als der Typ der Heldin, ...

Dieses Thema hatten wir schon. Bereits mehrfach.
Ich glaube kaum, daß Deine Beobachtungen auf die Feigheit oder Zurückhaltung der Menschen bei bestimmten Straftaten zurückzuführen ist.
Es ist nicht die Angst sich in poltische Fragen einzumischen; es ist auch nicht die Angst sich bei Straftaten einzumischen.
Es ist nach meiner bescheidenen Meinung einfach die Angst vor der Unabwägbarkeit der deutschen Justiz!
Misch Dich doch heute mal ein, wenn ein Kulturfremder einem Deutschen physischen Schaden anrichtet, egal aus welcher Motivation heraus. Du hast vor der deutschen Justiz garantiert die Arschkarte gezogen!
Und darin liegt das Problem!!

meckerle
02.01.2009, 18:56
Dies ist mehr oder weniger die Entmuendigung des Buergers durch den Sozialstaat. Solange man vom Staate abhaengig ist, solange hinterfragt man ihn auch nicht.
Was besseres kann sich eine Regierung nicht wünschen, als vom Staat abhängige Bürger. Die sind leicht zu händeln und Gefahr geht von ihnen auch nicht aus.

Beverly
03.01.2009, 10:11
Der Deutsche stirbt zügig aus - also mach dir keine Mühe :cool2:

@Ingeborg,

tut mir Leid, aber mit solchen Sprüchen machst du dich zur Duckmäuserin in Perfektion. Anstatt Rückgrat forderst du von den Leuten, so sollen mehr Kinder in diese Scheißwelt setzen. Du merkst gar nicht, wie du mit solchen Diskursen das beförderst, was du angeblich verhindern willst.

Beverly
03.01.2009, 10:15
Dies ist mehr oder weniger die Entmuendigung des Buergers durch den Sozialstaat. Solange man vom Staate abhaengig ist, solange hinterfragt man ihn auch nicht.

Warum sind denn so viele Menschen vom Staat abhängig?

Weil die allermeisten weder eigenen Besitz noch Kapital haben und weil der Arbeitsmarkt nur noch in den gefäschten Statistiken des Merkel-Regimes abhängig ist.

Um die Abhängigkeit vom Staat zu beenden, müssten man den Kapitalismus durch ein auf Genossenschaften und Gemeinschaftsunternehmen basierendes System ersetzen, die Konzentration von Kapital überwinden, und das "Bürgergeld" in dem Sinne realisieren, dass nicht mehr parakriminelle Notenbanker, sondern die Bürger ihr Geld selbst herausgeben.

Beverly
03.01.2009, 10:18
Was besseres kann sich eine Regierung nicht wünschen, als vom Staat abhängige Bürger. Die sind leicht zu händeln und Gefahr geht von ihnen auch nicht aus.

Du vergisst nur, dass das "Bürgertum" resp. das Kapital, dem es sich mit hündischer Ergebenheit unterwirft, seine Macht dem Staate verdankt. Ohne den Staat und die Kontrolle über ihn und seine Zwangsmittel kann es sich nicht als eigene Klasse konstituieren.

Beverly
03.01.2009, 10:22
Dieses Thema hatten wir schon. Bereits mehrfach.
Ich glaube kaum, daß Deine Beobachtungen auf die Feigheit oder Zurückhaltung der Menschen bei bestimmten Straftaten zurückzuführen ist.
Es ist nicht die Angst sich in poltische Fragen einzumischen; es ist auch nicht die Angst sich bei Straftaten einzumischen.
Es ist nach meiner bescheidenen Meinung einfach die Angst vor der Unabwägbarkeit der deutschen Justiz!
Misch Dich doch heute mal ein, wenn ein Kulturfremder einem Deutschen physischen Schaden anrichtet, egal aus welcher Motivation heraus. Du hast vor der deutschen Justiz garantiert die Arschkarte gezogen!
Und darin liegt das Problem!!

warum agiert denn aber eine angeblich "deutsche" Justiz so willkürlich und warum lassen sich die Deutschen das gefallen.

Ich denke nur an Gestalten, die ihre Schwester ermorden und vor Gericht auf bekloppt machen. Hat das Mordopfer keine Freunde oder Angehörige, die dafür sorgen, dass so ein Früchtchen nur noch mit den Füßen voran den Gerichtssaal verlässt?

Bärwolf
03.01.2009, 11:07
Wer kennt ihn nicht: Der Untertan (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/untertan/) von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.


Nun, vielleicht weiß der Deutsche, aus der Geschichte lernend, einfach, das Revolutionen nichts bringen, nur noch schlimmere Zustände schaffen als die Vorherrigen und vor allem miesere Charaktäre an die Politfront spülen.
Andererseits ist das in meinen Augen dann doch ein wenig zu positiv gezeichnet, eigentlich unterscheidet sich der Deutsche in gar nichts mehr von den anderen Europäern, die sind inzwischen alle genauso blöde, bis auf die Engländer, die immerhin so schlau sind nicht dem Klimawahn anheim zu fallen:D.
Mit Untertanengeist hat das aber auch nichts mehr zu tun, Heinrich Manns Roman ist diesbezüglich antiquiert, da Untertanengeist immerhin Geist voraussetzt, den gibt es aber nicht mehr, nur noch postmoderne Beliebigkeit und Selbstgefälligkeiten von Nichtsseienden, untermalt mit moralisierendem Größenwahn: das ist noch viel Schlimmer als der Untertan Heinrich Manns (und der war schon nicht besonders appetietlich).

Beverly
03.01.2009, 11:34
Nun, vielleicht weiß der Deutsche, aus der Geschichte lernend, einfach, das Revolutionen nichts bringen, nur noch schlimmere Zustände schaffen als die Vorherrigen und vor allem miesere Charaktäre an die Politfront spülen.
Andererseits ist das in meinen Augen dann doch ein wenig zu positiv gezeichnet, eigentlich unterscheidet sich der Deutsche in gar nichts mehr von den anderen Europäern, die sind inzwischen alle genauso blöde (...)

Damit, dass Revolutionen alter Schule ein nur zu oft von Müll gefülltes Machtvakuum schaffen, hast du zweifellos Recht. Das letzte große Negativbeispiel war da die Revolution im Iran gegen den Schah, die den von seinen Kollegen als "Dorfmullah" charakterisierten Ayatollah Chomeini an die Macht brachte.
Aber das hier als Konsequenz aus dem Scheitern klassischer Revolutionen zeugt nicht davon, Lehren zu ziehen. Es zeugt von Verblödung bei der Masse, Zynismus und abgrundtiefer Resignation bei den Intellektuellen.



Andererseits ist das in meinen Augen dann doch ein wenig zu positiv gezeichnet, eigentlich unterscheidet sich der Deutsche in gar nichts mehr von den anderen Europäern, die sind inzwischen alle genauso blöde, bis auf die Engländer, die immerhin so schlau sind nicht dem Klimawahn anheim zu fallen:D.
Mit Untertanengeist hat das aber auch nichts mehr zu tun, Heinrich Manns Roman ist diesbezüglich antiquiert, da Untertanengeist immerhin Geist voraussetzt, den gibt es aber nicht mehr, nur noch postmoderne Beliebigkeit und Selbstgefälligkeiten von Nichtsseienden, untermalt mit moralisierendem Größenwahn: das ist noch viel Schlimmer als der Untertan Heinrich Manns (und der war schon nicht besonders appetietlich).

Diederich Heßling jubelte wenigstens noch einem System zu, von dem er selbst profitierte. Er kroch jemandem in den majestätischen Allerwertesten, der sich gerade bei der Selbstinszenierung vor seinen Untertanen enorm anstrengte (es nur mit der Politik nicht so hatte :( ).

Siehe hier

http://home.arcor.de/maria.rentsch/de/History/Bilder/Wilhelm.jpg


Ein Heinrich Mann würde heute sein Buch "Der Duckmäuser" nennen. Hauptfigur wäre nicht ein Mensche mit doch sehr mäßigen geistigen Gaben, den Klassenzugehörigkeit, Intrigen und Gründerzeitboom nach oben gebracht haben, sondern ein Mensch von hoher Intelligenz und großer Moral, den niedere Herkunft und Perspektivlosigkeit immer tiefer nach unten drücken. Alldiweil der Untertan alter Schule Willy Zwo zujubelte, würde sich der Duckmäuser das Regime dieser Person schön reden:

http://www.dasautoblog.com/images/2008/04/01/angela_merkel_.jpg

Bärwolf
03.01.2009, 12:12
Damit, dass Revolutionen alter Schule ein nur zu oft von Müll gefülltes Machtvakuum schaffen, hast du zweifellos Recht. Das letzte große Negativbeispiel war da die Revolution im Iran gegen den Schah, die den von seinen Kollegen als "Dorfmullah" charakterisierten Ayatollah Chomeini an die Macht brachte.
Aber das hier als Konsequenz aus dem Scheitern klassischer Revolutionen zeugt nicht davon, Lehren zu ziehen. Es zeugt von Verblödung bei der Masse, Zynismus und abgrundtiefer Resignation bei den Intellektuellen.

Da stimme ich dir voll zu, das war auch inetwa meine Aussage.


Diederich Heßling jubelte wenigstens noch einem System zu, von dem er selbst profitierte. Er kroch jemandem in den majestätischen Allerwertesten, der sich gerade bei der Selbstinszenierung vor seinen Untertanen enorm anstrengte (es nur mit der Politik nicht so hatte :( ).

Meine Rede...

Ein Heinrich Mann würde heute sein Buch "Der Duckmäuser" nennen. Hauptfigur wäre nicht ein Mensche mit doch sehr mäßigen geistigen Gaben, den Klassenzugehörigkeit, Intrigen und Gründerzeitboom nach oben gebracht haben, sondern ein Mensch von hoher Intelligenz und großer Moral, den niedere Herkunft und Perspektivlosigkeit immer tiefer nach unten drücken. Alldiweil der Untertan alter Schule Willy Zwo zujubelte, würde sich der Duckmäuser das Regime dieser Person schön reden:

http://www.dasautoblog.com/images/2008/04/01/angela_merkel_.jpg

Das glaube ich nun weniger, ich denke eher es sind die ganz normalen Leute, die einfach angst haben, dass es noch schlimmer kommt. Intellektuelle spielen überhaupt keine Rolle mehr (allenfalls als Peinlichkeiten, wie Günther Grass), ihre Rolle wurde (in den Siebzigern und frühen Achtzigern) sowieso überschätzt, sie waren genaugenommen keinesfalls politisch klüger als Ottonormalverbraucher, wenn sie sich in die Politik einmischten. Die klugen Intellektuellen haben sich nie eingemischt, da sie wußten, das das politische Geschäft alles hinunterzieht. Als moralische Instanz sind sie also überflüssig, da immer nur peinlich! Als Kritiker, Beobachter, Analysten, Satyriker usw. sollten sie ihre Aufgabe sehen und dem Volk kluge Unterhaltung bieten, mehr können sie eh nicht.
Der Duckmäuser ist gar nicht mal so in der Wahlkabine anzutreffen sondern vielmehr im Berufsleben (weil ständige Angst vor Entlassung) oder beim vorstellig werden bei den Ämtern, z. B. JobCenter. Und da kann man es ihm noch nichtmal verübeln, weil er nicht nur damit bedroht wird seinen Job zu verlieren, was ja pillepalle ist zudem womit man ihm ständig auf dem Amt droht, das wenn er nicht gefügig ist seine Existenzgrundlage (ein paar Euros) gestrichen werden und er ganz schnell unter der Parkbank enden kann.
Der neue Heinrich Mannsche "Duckmäuser", wie du ihn oben beschrieben hast, der also intelligent, vielleicht gut ausgebildet ist, und trotzdem Hartz IV -Empfänger ist, also die Abstiegsleiter hintersich gebracht hat, ist m. E. nicht so leicht festzulegen. Ich denke er wählt eher links- oder rechtsradikal, nicht aus Überzeugung aber aus protest und hass, andere sind vielleicht so "opportunistisch" und wählen das Merkel oder das Steinrück weil sie sich sagen, solange die regieren ist immerhin (vielleicht) noch sowas wie Hartz 4 garantiert und es wird nicht noch schlimmer.
jedenfalls spezifisch deutsch ist daran nichts mehr, die Anderen sind auch so.

Rocko
03.01.2009, 12:16
Der schlimmste Fehler war doch, dass sich ab 1968 viele in Deutschland und Westeuropa gesagt haben: "Scheiss Konservative, fahrt zur Hölle!".
Ab da ging langsam der ganze Mist los, der uns MultiKulti und den allgemeinen Islamisierungs-Müll erst eingebracht hat. Heutzutage wird restlos alles toleriert, genau wie die 68er es mit ihrer antiautortären Erziehung haben wollten. Das führte und führt dazu, dass das deutsche Volk kaum noch eine Einheit bildet, weil die meisten, und leider auch unsere politische Führung, genau dieses Laissez-faire-Denken haben: Es wird schon irgendwie gehen!

Es geht aber nicht!

Das mag ja in Zeiten des Kalten Krieges noch nicht so dramatisch gewesen sein, da konnen erstens die Osteuropäer nicht rüber und zweitens gab es auch noch kein Islam-Problem.

Aber nach dem Kalten Krieg ging es auch schon los.

Eindrucksvoll hat man das doch gesehen, als '92 die Krawalle in Lichtenhagen waren. Die Ostdeutschen, die jahrelang weder 68er noch MultiKulti hatten, rasten komplett aus. Warum?

Der Gerechte
03.01.2009, 14:43
Vollzitat

So ist es.
Der Deutsche Michel ist behäbig und schaut sich Talkshows an und lässt sich bei den Vorabendserien auf RTL und SAT1 lieber weiter verblöden.

Beverly
03.01.2009, 15:15
Der Duckmäuser ist gar nicht mal so in der Wahlkabine anzutreffen sondern vielmehr im Berufsleben (weil ständige Angst vor Entlassung) oder beim vorstellig werden bei den Ämtern, z. B. JobCenter. Und da kann man es ihm noch nichtmal verübeln, weil er nicht nur damit bedroht wird seinen Job zu verlieren, was ja pillepalle ist zudem womit man ihm ständig auf dem Amt droht, das wenn er nicht gefügig ist seine Existenzgrundlage (ein paar Euros) gestrichen werden und er ganz schnell unter der Parkbank enden kann.
Der neue Heinrich Mannsche "Duckmäuser", wie du ihn oben beschrieben hast, der also intelligent, vielleicht gut ausgebildet ist, und trotzdem Hartz IV -Empfänger ist, also die Abstiegsleiter hintersich gebracht hat, ist m. E. nicht so leicht festzulegen. Ich denke er wählt eher links- oder rechtsradikal, nicht aus Überzeugung aber aus protest und hass, andere sind vielleicht so "opportunistisch" und wählen das Merkel oder das Steinrück weil sie sich sagen, solange die regieren ist immerhin (vielleicht) noch sowas wie Hartz 4 garantiert und es wird nicht noch schlimmer.
jedenfalls spezifisch deutsch ist daran nichts mehr, die Anderen sind auch so.

Ja, es soll in ganz Europa so sein. Nur woanders - in Frankreich, Griechenland - rebellieren sie wenigstens ab und zu dagegen. Selbst wenn ich keine konkreten Revolutionshoffnungen habe, so hoffe ich, dass der ganze *** in einer Serie solcher Revolten zugrunde geht. Ein bisschen Glasbruch und Brandschaden und in den virtuellen Teppich beißenden cpf-User sind eher zu verschmerzen als der Schaden, der noch kommen mag, wenn der Irrsinn so geräuschlos weiter geht.

Beverly
03.01.2009, 15:23
(...)

Könnt ihr einfach mal diesen Dummschwatz mit den 68ern lassen?


Nur eine Frage, um den Unsinn deines Posts zu illustrieren:

Wenn die 68er mit ihrer antiautoritären Erziehung Erfolg gehabt haben, warum sind wir dann noch immer ein Volk von Duckmäusern?

Beverly
03.01.2009, 18:26
Irgendwie habe ich mit dem Jahreswechsel 2008/9 so gar nicht froh.

Das liegt vor allem an der Aussicht auf ein weiteres Jahr linksliberaler und liberalkonservativer Tristesse mit den folgenden Merkmalen:

1. Nicht enden wollender Kleinkrieg und Gschaftlhuberei gegenüber einer widerlichen Bürokratie und einer nervigen Gesellschaft. Visagen, dir nur noch zum Dreinschlagen taugen X( !

2. Von Seiten des linksliberalen Spektrums Betulichkeit und Schönreden des Elends und dahinter entweder abgrundtiefer Zynismus und Opportunismus oder (bei den Ehrlichen) nur noch die schiere Verzweiflung.

3. Von Seiten des liberalkonservativen Teils der Gesellschaft, zu dem ich auch die noch gut in Lohn und Brot stehenden "Kernbelegschaft" der Arbeitklasse rechne, im Grunde nur noch achselzuckende Gleichgültigkeit. Selbst wenn man den Unsinn der Verhältnisse einsieht, ist man nicht bereit, irgend etwas zu ändern oder auch nur in Frage zu stellen. Man selbst hat ja ausgesorgt - oder meint das - und genießt alle Vorteile der technischen Zivilisation des 21. Jahrhunderts.

4. In meinem Umfeld in der einen oder anderen Form massive Frustration und Perspektivlosigkeit. Der Frust ist so allgegenwärtig, dass er als Gesprächsthema im Grunde langweilig ist.

5. Eine Weltgesellschaft, die etwa 400 Tote in Gaza achselzuckend hinnimmt und nicht nur in Nahost Zustände schafft und duldet, wo man dreinschlagen möchte X( !

6. Last but not least Erklärungsmuster des linksliberalen und liberalkonservativen Spektrums, die sich in "da kann man nichts machen" und "da hast du selbst schuld" sowie "es wird immer so weiter gehen" zusammenfassen lassen.

Der letzte Punkt legt den Gedanken nahe, es mit anderen Erklärungsmustern zu versuchen. Solchen, wo man auch etwas machen und verändern kann und solchen, wo die Opfer von Unrecht nicht zu den Schuldigen erklärt werden.

Da versagen aber alle politischen Richtungen: Die Liberalen fordern das "weiter so" und "mehr so" und die Rechten entweder "anders schlimmer" oder "schlimmer so". Selbst die Linken wirken desorientiert und desorganisiert. Die Entwicklung des Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft gibt ihnen Recht, doch sie machen nichts daraus.

Haspelbein
03.01.2009, 20:02
Warum sind denn so viele Menschen vom Staat abhängig?

Weil die allermeisten weder eigenen Besitz noch Kapital haben und weil der Arbeitsmarkt nur noch in den gefäschten Statistiken des Merkel-Regimes abhängig ist. [...]

Die Ursachen gehen hier weiter. Letztendlich hat dieser Prozess seit der Industrialisierung immer mehr zugenommen, ziemlich unabhaengig in welchem Wirtschaftssystem dies stattfand. Endweder war der Mensch vom Unternehmer oder dem Staate abhaengig, jedoch war fuer ihn das Ergebnis letztendlich, dass er sich nicht mehr selbst versorgen konnte.



Um die Abhängigkeit vom Staat zu beenden, müssten man den Kapitalismus durch ein auf Genossenschaften und Gemeinschaftsunternehmen basierendes System ersetzen, die Konzentration von Kapital überwinden, und das "Bürgergeld" in dem Sinne realisieren, dass nicht mehr parakriminelle Notenbanker, sondern die Bürger ihr Geld selbst herausgeben.

Buergergeld ist auch nur eine andere Form der Abhaengigkeit, und enmuendigt den Buerger in gleicher Form, in der es dem Staate Macht verleiht. Eine genossenschaftliche Lebensform, die lokal und mit einer hohen Form der Unabhaengigkeit ihr Ueberleben sichern kann, ist mehr oder weniger der einzige Weg.

Auch wenn ich die religioesen Ansichten der Amish hier in Ohio nicht teile, so bewunder ich immer wieder, was fuer einen Grad der Unabhaengigkeit sie erreicht haben. Es ist relativ schwer, ihnen etwas vorzuschreiben.

Beverly
04.01.2009, 11:12
Buergergeld ist auch nur eine andere Form der Abhaengigkeit, und enmuendigt den Buerger in gleicher Form, in der es dem Staate Macht verleiht.

Mit "Bürgergeld" meinte ich eigentlich Regionalwährungen, wo der Umlauf des Geldes auf regionaler Ebene kontrolliert wird, damit der Wirtschaft nicht das Tauschmittel entzogen und damit spekuliert wird. Ich habe nichts gegen Geld vom Staat an die Bürger - was man sonst unter Bürgergeld versteht -, aber wenn man den Staat da rausnimmt, geben die Bürger ihr Geld selbst heraus ;)

Stadtknecht
04.01.2009, 11:34
Grundsätzlich gibt es wohl kein Volk, das so duldsam, diszipliniert und leidensfähig ist, wie die Deutschen.

Man stelle sich vor, in Italien hätte man den Beamten 15-20 % ihres Einkommens per Gesetzesänderung / Federstrich gekürzt.
Die wären einfach nicht mehr zum Dienst erschienen.

In Deutschland wird ein wenig gemurrt und geknurrt, die Gewerkschaften schreien belächelnswert-reflexartig auf und das geht wieder alles seinen Gang.

Nur so als Beispiel.

politisch Verfolgter
04.01.2009, 11:39
Das hier ist der Planet der Affenschieber.
Überall arbeiten sich die Allermeisten ihr Erwerbsleben lang zugunsten der Allerwenigsten und rel. dazu immer besitzloser.
10 % der Privathaushalte lassen sich damit ihr Vermögen verzinseszinsen, wovon einschlägige ÖD-Chargen zwangsfinanziert zuhälterisch geiselnehmend schmarotzen.
Damit haben in USA 80 % der Privathaushalte nach fast 250 Jahren 2 % des US-Privatvermögens.
Weltweit haben damit 1 % 60 %, während die halbe Menschheit von unter 1 $ tgl. dahin vegetiert.
Abhilfe ist völlig klar: die betriebslosen Anbieter benötigen goldene Netze, womit sie die Wirtschaft und das Kapital sind.
Erst damit gibts die marktwirtschaftl. unabdingbare positive Rückkopplung von Anbieterprofit in Nachfragerkaufkraft.

Die Arbeitsgesetzgebung und ihre rechtsräumlichen Implikationen müssen weg.
Sozialstaat und ÖD sind um mind. 90 % zu reduzieren.
Damit kommen wir dann zu einer freiheitlich marktwirtschaftl. Leistungsgesellschaft.

Fernandinho
04.01.2009, 11:58
Beverly
Ich habe Deinen viel zu langen Beitrag nur überflogen, aber:
Sei dankbar ! Wären wir nicht so feige, gäbe es keine Muslime mehr bei uns !
Falls es sie je in diesem Ausmass hätte geben können !
Wie würde Vorderasien blühen, wenn alle "Schätze" aus Europa dort Gemüse und Döner verkauften !

politisch Verfolgter
04.01.2009, 12:29
Es geht ja auch gar nicht um Gemüse und Döner, sondern um Villa&Porsche und noch weit mehr für z.B. Familie und Nachwuchs.
Religionen und Sozialstaaten scheinrechtfertigen grundrechtswidrige "Arbeitnehmer"-Konstrukte.
Letztere sind die Wurzel allen Übels.

Haspelbein
04.01.2009, 23:11
Mit "Bürgergeld" meinte ich eigentlich Regionalwährungen, wo der Umlauf des Geldes auf regionaler Ebene kontrolliert wird, damit der Wirtschaft nicht das Tauschmittel entzogen und damit spekuliert wird. Ich habe nichts gegen Geld vom Staat an die Bürger - was man sonst unter Bürgergeld versteht -, aber wenn man den Staat da rausnimmt, geben die Bürger ihr Geld selbst heraus ;)

Okay, da hatte ich die 2. Definition verstanden. Lokale Waehrungen sind nur von begrenztem Nutzen, solange der Staat weiterhin in der Lage ist, die Inflationsspirale anzutreiben. Dazu bedarf es nicht einmal, dass er wirklich die Geldpressen anwirft. Es gibt leider viele Beispiele, wo dies nicht einmal notwendig war.

Jedoch loest das Geld an sich nicht das Problem der Abhaengigkeit vom Staate. Dies wird besser, wenn es auf moeglichst regionaler oder auf der Ebene der Gemeinde geschieht, wenn nicht innerhalb einer Familie. Sobald der Buerger sich nicht mehr mit dem Erbringer der Leistungen fuer die Sozialausgaben identifizieren kann, so bildet sich das Bild von einem Staate, den man besser nicht hinterfragen soll, da er eben das Ueberleben garantiert, egal wie diese Umverteilung stattfindet.