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Vollständige Version anzeigen : Ein merkwürdiger Stolperstein



mabac
29.12.2008, 22:41
Auf Recherchen um das Massaker von Feodossija (http://de.wikipedia.org/wiki/Feodossia#Massaker_von_Feodossija) bin ich auf einen merkwürdigen Stolperstein gestossen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/82/StolpersteinSponeck.jpg

Möglicherweise war von Sponeck ein unschuldiges Opfer der Militärjustiz, aber gewiss kein Widerständler.


Am 31. Dezember 1941 wurde Sponeck wegen seines eigenmächtigen Rückzuges seines Kommandos enthoben. In einem Kriegsgerichtsverfahren, dessen Vorsitz Hermann Göring selbst übernahm, wurde Sponeck am 23. Januar 1942 wegen „fahrlässigen Ungehorsams im Felde“ zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Februar 1942 in sechs Jahre Festungshaft durch Adolf Hitler umgewandelt. Sponeck verbrachte seine Festungshaft im Militärgefängnis in Germersheim. Mehrfache Versuche Erich von Mansteins, eine völlige Rehabilitierung des Generals Graf von Sponecks zu erwirken, bleiben indes erfolglos.

Obwohl er keinerlei Kontakt zu den Attentätern des 20. Juli 1944 hatte, wurde er am 23. Juli 1944 auf Befehl Himmlers ermordet.

Ausonius
29.12.2008, 22:52
Die Stolpersteine sind ja allgemein für NS-Opfer gedacht. Ohne Frage ist Sponecks Hinrichtung ein Unrechtsakt gewesen. Er saß ja schon über zwei Jahre in Haft, als er im Anschluss an das Attentat vom 20. Juli ermordet wurde.

mabac
29.12.2008, 23:01
Die Stolpersteine sind ja allgemein für NS-Opfer gedacht. Ohne Frage ist Sponecks Hinrichtung ein Unrechtsakt gewesen. Er saß ja schon über zwei Jahre in Haft, als er im Anschluss an das Attentat vom 20. Juli ermordet wurde.

Nun, juristisch war das Urteil einwandfrei, er wurde ja auch zum Tode verurteilt, nicht aus politischen Gründen!

Ausserdem wurden auch andere Generäle verurteilt, die keinen Stoplperstein bekommen haben, wie Waffen-Brigadeführer der SS und Generalmajor der Waffen-SS Kaminski:


Er beschäftigte sich daher in den folgenden Tagen ausschließlich damit, die Bewohner der Stadt Warschau auszurauben und zu ermorden. Wegen dieser Übergriffe, speziell wegen eines Falles, bei dem zwei dem BDM angehörende Mädchen vergewaltigt und ermordet wurden, wurde Kaminski am 28. August 1944 von einem deutschen Standgericht in dem zu dieser Zeit Litzmannstadt genannten Łódź zum Tode verurteilt und erschossen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bronislaw_Wladislawowitsch_Kaminski#Warschauer_Auf stand.2C_Todesurteil_durch_deutsches_Standgericht_ und_Erschie.C3.9Fung

Wahrscheinlich bekommen nur Deutsche und Juden einen Stolperstein?!

Ruepel
29.12.2008, 23:41
Auf Recherchen um das Massaker von Feodossija (http://de.wikipedia.org/wiki/Feodossia#Massaker_von_Feodossija) bin ich auf einen merkwürdigen Stolperstein gestossen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/82/StolpersteinSponeck.jpg

Möglicherweise war von Sponeck ein unschuldiges Opfer der Militärjustiz, aber gewiss kein Widerständler.

Darum gehts doch gar nicht.
Denk doch mal an die Arbeitskräfte die von der Stolpersteinindustrie leben.
Da müssen schon ein paar Ausnahmen drin sein.

borisbaran
29.12.2008, 23:57
Nun, juristisch war das Urteil einwandfrei, er wurde ja auch zum Tode verurteilt, nicht aus politischen Gründen!

Ausserdem wurden auch andere Generäle verurteilt, die keinen Stoplperstein bekommen haben, wie Waffen-Brigadeführer der SS und Generalmajor der Waffen-SS Kaminski:


http://de.wikipedia.org/wiki/Bronislaw_Wladislawowitsch_Kaminski#Warschauer_Auf stand.2C_Todesurteil_durch_deutsches_Standgericht_ und_Erschie.C3.9Fung

Wahrscheinlich bekommen nur Deutsche und Juden einen Stolperstein?!

Das stimmt nicht ganz. Seine Todesstrafe wurde in Fetsungshaft umgewandelt, er wurde dann später auf Befehl Himmlers als Abschreckung anderer Führungsoffiziere ermordet.

Blaumann
30.12.2008, 00:25
Stolpersteinindustrie

:lach::lach::lach:

Alle bescheißen sie uns *heul* ...
ach... juden... *heul*
ausbeuter ... *flenn*
schuldkult .... *blablablub*

mabac
30.12.2008, 01:48
Das stimmt nicht ganz. Seine Todesstrafe wurde in Fetsungshaft umgewandelt, er wurde dann später auf Befehl Himmlers als Abschreckung anderer Führungsoffiziere ermordet.

Haha, auf Sie habe ich gewartet! :D

Wenn die "Nazis" v. Sponeck nicht kalt gemacht hätten, so wäre er wahrscheinlich von den Sowjets abgehlt worden, wegen den zweitausend Juden von Feodossia.
Zu v. Sponecks Verurteilung hat das von den Sowjets veranstaltete Massaker an den deutschen Verwundeten beigetragen.

Man vergleiche einmal folgende Biographien:

Carl-Heinrich von Stülpnagel wurde ebenfalls 1944 von den Nazis "ermordet" und war tatsächlich ein Widerständler. Auch er wäre vermutlich von den Sowjets (oder den Polen) zur "Verantwortung" gezogen worden.

"Nach sowjetischen Berichten soll das Armeeoberkommando 17 unter der Führung Stülpnagels das Pogrom begünstigt haben und soll am nächsten Tag im Reichssicherheitshauptamt in Berlin angeregt haben, die vor Ort agierenden antijüdischen Kräfte überall für „Selbstreinigungsaktionen“ zu nutzen."
http://wapedia.mobi/de/Carl-Heinrich_von_St%C3%BClpnagel

Ach die Franzosen hätten ihn bestimmt nicht unbehelligt gelassen, wegen seiner Funktion als MBF.
Einen anderen MBF, Otto von Stülpnagel, hatten die Franzosen sogar am Wickel.

"Für Jünger sah sich Stülpnagel zwischen zwei Extremen in einem Dilemma gefangen, das er nicht anders zu lösen fähig war, als sich an die Juden als allgemein akzeptierte Opfer zu halten. Besonders in Teilen der massgeblichen französischen Kollaborateurskreise galt ein Opfer der Juden als durchaus hinnehmbar. Stülpnagel hätte Jünger zufolge im Grunde als einzige ehrenhafte Lösung nur der Selbstmord zur Verfügung gestanden, der als Signal bzw. Symbol hätte verstanden werden können."
http://wapedia.mobi/de/Otto_von_St%C3%BClpnagel

Ich finde, Otto v. Stülpnagel hat mindestens genauso einen Stolperstein verdient wie v. Sponeck.

Ausonius
30.12.2008, 08:02
Nun, juristisch war das Urteil einwandfrei, er wurde ja auch zum Tode verurteilt, nicht aus politischen Gründen!

Ausserdem wurden auch andere Generäle verurteilt, die keinen Stoplperstein bekommen haben, wie Waffen-Brigadeführer der SS und Generalmajor der Waffen-SS Kaminski:


Ach, du setzt dich für eine posthume Ehrung des Massenmörders Kaminski ein?

Der Mord an Sponeck war nicht "juristisch einwandfrei". Das Todesurteil gegen ihn war bereits zurückgenommen worden; ein Befehl Himmlers (und nicht etwa ein neuerliches Verfahren) sorgte für die Hinrichtung 1944.

mabac
30.12.2008, 21:00
Der Mord an Sponeck war nicht "juristisch einwandfrei". Das Todesurteil gegen ihn war bereits zurückgenommen worden; ein Befehl Himmlers (und nicht etwa ein neuerliches Verfahren) sorgte für die Hinrichtung 1944.

Mein Gott!

Carl-Heinrich von Stülpnagel und Sponeck sind Helden, Sponeck gar Opferstein - Held, weil sie von den Nazis hingerichtet wurden.

Otto von Stülpnagel ist kein Opferstein - Held.

Stülpnagel beging 1948 im Pariser Gefängnis Cherche-Midi Suizid, noch vor Beginn seines Prozesses.
Wiki

Johannes Blaskowitz gilt ebenfalls nicht als Held, obwohl er wegen seinen Mut, "Zivilcourage" bei Zivilisten genannt, am ehesten ein Stolperstein verdient hätte.


Der inzwischen 56jährige Generaloberst Blaskowitz blieb auch nach dem Feldzug zunächst in Polen nachdem die 8. Armee zunächst in 2. Armee umbenannt wurde. Dann mit Wirkung vom 23.10.1939 zum "Oberbefehlshaber Ost" ernannt und gleichzeitig Befehlshaber des Grenzabschnitts Mitte, war er nicht gesonnen, sich dabei von irgendwelchen SS- und Polizeidienststellen in seine Aufgaben hineinreden zu lassen und fühlte sich wie SS-Führer Gottlob Berger berichtete "durchaus als Herr der Lage", als "der Mann, der in Wirklichkeit befiehlt". So zögerte er zum Beispiel nicht, SS-Leute, die sich Grausamkeiten und Plünderungen gegen die polnische und jüdische Bevölkerung zuschulden kommen ließen, zum Tode zu verurteilen und Material gegen die SS-Kommandos zu sammeln, dieses in einer Denkschrift zu verarbeiten und über den Oberbefehlshaber des Heeres an Hitler zu senden, eine weitere Denkschrift folgte im Februar 1940, worin es u.a. hieß:

"Die Einstellung der Truppe zur SS und Polizei schwankt zwischen Abscheu und Hass. Jeder Soldat fühlt sich angewidert und abgestoßen durch diese Verbrechen, die in Polen von Angehörigen des Reiches und Vertretern der Staatsgewalt begangen werden.
Blaskowitz bleibt zunächst Befehlshaber der deutschen Truppen zwischen Westgrenze der Niederlande und der Weser, wobei er dann am 06.06.1945 verhaftet und in das Lager Dachau gebracht wird. Ab 1947 arbeitet er im Lager Allendorf bei Marburg für die US-Historical Division, bis er im Herbst 1947 vom Lager Neustadt bei Marburg nach Nürnberg überstellt wird, wo er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden sollte - ausgerechnet er, der Pfarrerssohn, der sich schon in Polen für die Menschlichkeit eingesetzt hatte und dafür gemaßregelt worden war. Damit konnte er nicht fertig werden, ebenso wie General der Gebirgstruppen Franz Böhme, der letzte Chef des österreichischen Generalstabes und bei Kriegsende Oberbefehlshaber der Norwegen-Armee ein Jahr zuvor, setzte Johannes Blaskowitz am 5. Februar 1948 - 65jährig - seinem Leben selbst ein Ende, indem er sich im Lichtschacht des Nürnberger Gerichtsgefängnisses zu Tode stürzte. Kurz nach seinem Tode kam das Gerücht auf, das er durch SS-Angehörige ermordet worden sei, was jedoch nicht weiter bearbeitet wurde."
http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bl/Blaskowitz-Johannes.htm

Ich frage mich, warum hat Sponeck einen Stolperstein, aber z.B. Blaskowitz keinen?