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Vollständige Version anzeigen : "Rechtspluralismus" (+Scharia) für den "Multikulturalismus"?



marc
29.12.2008, 01:05
Scharia-Gerichte in der Schweiz?

Vor dem Gesetz sind alle gleich. Ein Freiburger Professor stellt diesen Grundsatz jetzt in Frage. Er verlangt Sonderrechte und eigene Gerichte für Ausländer. Muslime unterstützen diesen «Rechtspluralismus», Politiker sind entsetzt.


«Rechtspluralismus: ein Instrument für den Multikulturalismus?» heisst der Aufsatz, den der Freiburger Professor Christian Giordano in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus publiziert hat. Der Text birgt Sprengstoff. Was der Sozialanthropologe fordert, ist nicht weniger als der Bruch mit der bestehenden Rechtsordnung in den modernen westlichen Staaten. Nicht mehr alle sollen vor dem Gesetz gleich sein: Je nach Herkunft, Ethnie oder Religion soll künftig anderes Recht gelten und von anderen Gerichten beurteilt werden.


Zitat von besagtem Professor

[Der Rechtspluralismus] ist wohl die bessere Lösung,als die Augen vor den parallelen Rechtsprechungen zu verschliessen, die in den europäischen Ländern bereits existieren und ohne jegliche staatliche Kontrolle angewandt werden. Ein weiterer Vorteil des Rechtspluralismus wäre, dass die europäische Rechtsetzung
dadurch weniger dogmatisch würde, was längerfristig der Integration dienen würde.

(...)

Der Rechtspluralismus –der sich vor allem in Aspekten des Zivil- und Familienrechts sowie Finanz- und Wirtschaftsrechts aufdrängt– möchte natürlich keine parallelen und autonomen Rechtsprechungen errichten. Es geht eher darum, in einigen Bereichen des gesetzten Rechts Mechanismen einzuführen, die
den kulturellen Eigenheiten Rechnung tragen. Selbstverständlich muss die Hierarchie auf welcher das Rechtssystem beruht, respektiert werden, um die Rechtsgültigkeit der Verfassung, die säkular sein muss, die Menschenrechte und die demokratischen Grundprinzipien zu garantieren. Hinzu kommt aber, dass die Individuen die freie Wahl haben sollten, zu entscheiden, welcher Rechtsprechung sie unterworfen werden möchten.


Urteile, die nach Scharia zu Körperstrafen führen würden, will Giordano zudem nicht akzeptieren. «Das müsste man in Bussen umwandeln. Die Menschenrechte müssen natürlich auch vor einem Schweizer Scharia-Gericht vollumfänglich gewahrt bleiben», sagt er.


Unterstützung bei seinen Plänen erhält Giordano vom Präsidenten der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, Farhad Afshar. Der aus Iran stammende Soziologe sagt, im islamischen Raum sei es seit Jahrhunderten gebräuchlich, dass Muslime, Christen und Juden unterschiedlichem Recht unterstünden. «Die staatliche Ordnung bricht also nicht zusammen, wenn unterschiedliche Rechtssysteme parallel bestehen», sagt Afshar.

Und:

Auf lange Frist werde die Schweiz an Sonderrechten und -gerichten für gewisse Bevölkerungsgruppen ohnehin nicht vorbeikommen, ist Afshar überzeugt.


Christian Giordano gibt sich dieweil zuversichtlich, was seine Idee betrifft: «Das wird zu Auseinandersetzungen führen, zu Debatten. Am Ende wird man aber einsehen, dass sich das Konzept eines einheitlichen Rechts für alle in einer Migrationsgesellschaft wie der Schweiz überlebt hat. Genauso wie der Nationalstaat selber.»

http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/scharia-gerichte_fuer_die_schweiz_1.1606772.html
http://www.ekr.admin.ch/shop/00008/00068/index.html?lang=de

Obwohl ich die Idee zwar nicht begrüßenswert finde, scheint sie mir doch die völlig logische Konsequenz eines multikulturellen Relativismus zu sein.
(Schade auch, dass Rheinlaender nicht mehr da ist. Der verteidigte ja auch die Idee eines solchen "Rechtspluralismus".)

Gilf Kebir
29.12.2008, 08:28
Es ist, zumindest was Privatrecht und Familienanelegenheiten betrifft, ja
auch logisch.
In einigen arabischen Ländern gibts das ja auch.
Der Grund, warum ich es nicht will, ist:

Wir sind die kleiner werdende Gruppe, und die wachsende Gruppe mit MiHigru
bekommt mit der Zeit auch noch volle rechte, sprich Staatsangehörigkeit.
Dadurch bekommen wir ein System ,das uns bei ausreichender Verschiebung der
Mehrheiten noch schneller entmündigen wird.
Hätten wir nur verhälnismäßig wenige Gastarbeiter, die wir selbst ausgesucht hätten, die nach ein paar Jahren wieder gingen.... eigene Familienrechsprechung
zB. würde mich nicht stören. Scharia Körperstrafen mal ausgenommen.

Aber unter den gegebenen Umständen auf keinen Fall.
Nichtmal das Schächten sollte man den Juden und Moslems hier ohne Betäubung gestatten.

Cash!
29.12.2008, 08:55
Wie darf man sich das vorstellen?

Kann dann ein arabischer Mitbürger seinen homosexuellen Sohn vor das Scharia-Gericht zerren, wo dieser dann verurteielt wird und sich freuen darf, das er vielleicht nicht gleich erschossen wird?

Was ist den mit den Strftatbeständen die laut Scharia welche sind, und in unseren Breiten keine mehr? Können sich die Migranten dann, je nch Lust und Laune ihre Gerichte ausuchen?

Ist akute Dummheit vielleicht auch ein Verbrechen? Und wenn ja, wieso läuft Christian Giordano noch frei herum?

Wir brauchen keine Scharia-Light, verdammt nochmal unsere Vorfahren haben über 1000 Jahre gebraucht um religiös motiviertes Straf- und Familienrecht endlich abzuschaffen und diese wahnsinnigen Irren machen das ist kaum 20 Jahren alles wieder kaputt!

Im übrigen: Ein Rechtstaat zeichnet sich dadurch aus, dass für alle Menschen, das gleiche Recht gilt. Das ganze ist also eine abschaffung des Rechtstates in seiner ursprünglichsten Form!

-25Grad
29.12.2008, 10:06
Die Menschenrechte müssen natürlich auch vor einem Schweizer Scharia-Gericht vollumfänglich gewahrt bleibenVorerst. Es ist doch wohl offensichtlich, daß solch eine Aufweichung des herrschenden Rechtssystemes, indem man fremden Rechtssystemen, die mit den Menschenrechten überhaupt nichts zu schaffen haben, große Entfaltungsmöglichkeiten zuspricht, auf Dauer die Menschenrechte in Frage stellen wird. Was verspricht sich der Professor denn von solch einem Vorschlag ernstlich? Man scheint, berauscht von den Scheinerfolgen des Liberalismus, wirklich den Eindruck zu haben, zu einer langfristig funktionierenden Gesellschaft sei überhaupt gar kein bindendes Glied, weder in Form einer Kultur, noch in Form eines Rechtes notwendig.
Daß diese Einschätzung falsch ist, ist offensichtlich, aber wenn ein händeringender Bedarf an der handfesten Erfahrung dieser Fehleinschätzung besteht - nur zu!
Es ist wirklich unfaßbar : während der eine Teil der Gesellschaft über schwangere Männer diskutiert, auf Teufel komm raus gendermainstreamt und jede auch nur von der Natur vorgegebene Tradition als unerhörte Einschränkung der Persönlichkeitsrechte begreift, wird auf der anderen Seite der Gesellschaft das islamische Recht eingeführt. :D
Es wird Zeit für eine Ablösung des müden weißen Mannes.

Cash!
29.12.2008, 10:40
Es wird Zeit für eine Ablösung des müden weißen Mannes.

Nein! Es wird nur Zeit sich von der Vormundschaft des selbstgerechten und ewig toleranten Teils der weißen müden Männer zu befreien!

Wir haben es uns in unserer ideologischen Hängematte zu bequem gemacht. Wir haben das wirklich wichtige aus den Augen verloren, weil die wirklich wichtigen Dinge bzw. deren Erreichung nunmal sehr anstregend ist.

Also sitzen wir lieber zuhause, streiten kleinlich um Hartz IV Bezugshöhen, Paris Hiltons neueste Eskapaden und die Anzahl der GleichstellungsbeauftragtenInnen.
Wir sind zu seltzufriedenen (geistig-)faulen "Ja-Sagern" verkommen, die man mit Themen wie "Freiheit", "Sicherheit" und "Gleichheit" nicht mehr vom Fernseher weglocken kann. Hauptsache halt Glotze, Bams und Bild werden einem noch an di Haustür geliefert!

Diese Gleichgültigkeit brauchen die Eliten, man stelle sich mal vor die Bevölkerung würde sich intensiv mit der Politik beschäftigen, kaum auszudenken. Also überschüttet man uns mit Pseudoproblemen und kürzt die Zeit für den Politikunterricht an den Schulen, damit auch gar keiner auf die Idee kommt nachzufragen.

"Was? Scharia-Gerichte für die ewig diskriminierten Moslems? DMir doch egal, ich bin ja keiner..."

So hatte ich mir das nicht vorgestellt, mit dem "Suum cuique"....

Preuße
29.12.2008, 10:51
Nein! Es wird nur Zeit sich von der Vormundschaft des selbstgerechten und ewig toleranten Teils der weißen müden Männer zu befreien!

Wir haben es uns in unserer ideologischen Hängematte zu bequem gemacht. Wir haben das wirklich wichtige aus den Augen verloren, weil die wirklich wichtigen Dinge bzw. deren Erreichung nunmal sehr anstregend ist.

Also sitzen wir lieber zuhause, streiten kleinlich um Hartz IV Bezugshöhen, Paris Hiltons neueste Eskapaden und die Anzahl der GleichstellungsbeauftragtenInnen.
Wir sind zu seltzufriedenen (geistig-)faulen "Ja-Sagern" verkommen, die man mit Themen wie "Freiheit", "Sicherheit" und "Gleichheit" nicht mehr vom Fernseher weglocken kann. Hauptsache halt Glotze, Bams und Bild werden einem noch an di Haustür geliefert!

Diese Gleichgültigkeit brauchen die Eliten, man stelle sich mal vor die Bevölkerung würde sich intensiv mit der Politik beschäftigen, kaum auszudenken. Also überschüttet man uns mit Pseudoproblemen und kürzt die Zeit für den Politikunterricht an den Schulen, damit auch gar keiner auf die Idee kommt nachzufragen.

"Was? Scharia-Gerichte für die ewig diskriminierten Moslems? Das sind wir ihnen doch schuldig!"

So hatte ich mir das nicht vorgestellt, mit dem "Suum cuique"....

Ich hätte es kaum besser sagen können. Fichte sagte einmal: Jugend braucht Werte, aber seien wir doch mal ehrlich, welche Werte vermitteln wir denn der Jugend? Wählen ist spießig, sich für Politik zu interessieren ist uncool, in der Schule Radau machen, ist das beste, was man in der Schule machen kann. In einem Staat, wo RTL, BILD etc. das Meinungsmonopol stellen, kann man auch nichts anderes erwarten. Und Leute, die versuchen, ein Umdenken zu erwirken, werden mundtot gemacht. Aber den Michel interessiert sowas nicht.

-25Grad
29.12.2008, 10:52
(...) Wir sind zu seltzufriedenen (geistig-)faulen "Ja-Sagern" verkommen, die man mit Themen wie "Freiheit", "Sicherheit" und "Gleichheit" nicht mehr vom Fernseher weglocken kann. (...) Aber das sind doch - abgesehen von der Sicherheit - genau die Schlagwörter, die für die herrschenden Zustände in das Felde geführt werden. Es ist ein Übermaß an (fehlgeleiteter) Freiheit, die zum einen die Verwirklichung eines ernstzunehmenden Kulturbegriffs und dessen Durchsetzung hierzulande (damit ist keine Leitkultur gemeint, sondern eine kulturelle Daseinsberechtigung : wofür stehen wir als Abendland?) verhindert und zum anderen, im Verbund mit der Gleichheit, es fremden Kulturkreisen wie z.B. den Mohammedanern erlaubt, gleichberechtigt neben anderen Kulturen zu existieren.
Die Frage ist also, ob die herrschenden Zustände Ausdruck einer bestimmten Fehlentwicklung innerhalb der liberalen Demokratie sind oder ob sie nicht im Wesen der liberalen Demokratie angelegt sind. Ich tendiere eher zu dem zweiten Erklärungsmodell, denn nach meinem Dafürhalten handeln sowohl die müden weißen Männer als auch die Mohammedaner im völligen Einklang mit den Möglichkeiten der liberalen Demokratie.

Kreuzbube
29.12.2008, 10:54
Rechtspluralismus; in der Tat ne`Bombensache. Das bedeutet, daß sich demnächst Millionen BRD-Bürger nicht mehr an deutsches/mitteleuropäisches Recht&Gesetz gebunden fühlen. Etliche tun es ja jetzt schon nicht mehr. Nur weiter so - das ist Spitze!:respekt:

Cash!
29.12.2008, 11:05
Aber das sind doch - abgesehen von der Sicherheit - genau die Schlagwörter, die für die herrschenden Zustände in das Felde geführt werden.
Nein, das sind Pervertierungen ihrer ursprünglichen Bedeutung. "Freiheit" bedeutet die Freiheit von allzu starken staatlichen Repressionen. Einige Freiheiten hat man im Rahmen des Gesellschafstvertrages gegen Sicherheit eingetauscht, andere sind uns verblieben.

Aber niemanls udn zu keiner Zeit sollte "Freiheit" bedeuten, dass sich jeder sein eigenes Rechtssystem zusammenbastelt und ungefragt anwendet. Freiheit bedeutet nicht Beliebigkeit. Das mag zwar oft ein schmaler Grad sein, aber Freiheit bedarf eines gesellschaftlichen Grundkonsens. Den herzustellen ist nicht immer einfach und nie werden alle damit zufrieden sein, aber generell ist das ein anstrebenswertes Ziel.
Aber wir haben keinen gesamtgesellschaftlichen Konsens. jeder kocht sein Süppchen und strapaziert den begriff so immer weiter. Unter diesem Deckmantel kochen auch bestimmte Gruppen ihre Süppchen, die, nachdem sie in der Lage sind den "Konsens" vorzuschreiben, ganz schnell Schluss machen mit der Freiheit...jeder Form von Freiheit!



wofür stehen wir als Abendland?)
Wir haben es wohl vergessen. Auf Kosten der verordneten Fremdenliebe, die bis zum ideologischen Selbstmord geht.
Mit dem "Abendland" wollen viele nichts zu tun haben, lieber träumt man sich die Weltgemeinschaft herbei oder glaubt an dei geschichten aus 1001 Nacht. Nichts gegen gesunde Neugier, aber man sollte nicht vergessen wer man ist.



Die Frage ist also, ob die herrschenden Zustände Ausdruck einer bestimmten Fehlentwicklung innerhalb der liberalen Demokratie sind oder ob sie nicht im Wesen der liberalen Demokratie angelegt sind.
Es gibt und gab liberale Demokratien die es besser konnten als wir. Aber die liebrale Demokarte Europas war nicht auf des aggressive Bildungsproletariat aus den Wüsten dieser Welt vorbereitet. Die liberale Demokartei muss angepasst, nicht abgeschafft werden. Autoritäre System ist doch das was sie wollen, die Molsmes dieser Welt....



Ich tendiere eher zu dem zweiten Erklärungsmodell, denn nach meinem Dafürhalten handeln sowohl die müden weißen Männer als auch die Mohammedaner im völligen Einklang mit den Möglichkeiten der liberalen Demokratie.
Sie handelm im Einklang mit dem aktuellen, gar nicht liberalen, Zeitgeist. Keine Demokratie darf sich "liberal" schimpfen wenn sie allen ernstes über die tendenzielle Einführung der Scharia diskutiert!

Frag doch mal die Leute, ob sie gerne unter der Scharia leben würden. 99% sagen dir Nein, das wir trotzdem darüber diskutieren zeigt, dass dieses System absolut autoritär veranlagt ist. Schließlich werden uns die Diskurse vorgegeben!

Sauerländer
29.12.2008, 11:12
Ein unabhängig von der jeweiligen Kultur bestehendes bzw ihr vorrangehendes "Recht" existiert nicht. Positives Recht ist Ergebnis eines politischen Prozesses, in dem es definiert bzw gesetzt wird (und nicht etwa nur als ohnehin bestehendes anerkannt wird, wie es im Hinblick etwa auf die "Menschenrechte" Lehrmeinung ist), überpositives Recht entspringt ganz spezifischen Normen und Weltbildern, die ebenfalls ihren Ort nicht im Abstrakten, sondern in ganz konkreten Kulturen haben und ausserhalb dieser Kulturen nicht zu begründen sind.
"Recht" und "Kultur" sind nicht sinnvoll voneinander zu trennen.
Wo das versucht wird, ist es nur zu deutlicher Ausdruck einer Mentalität, die Kultur für eine Frage des individuellen Beliebens des Privatmenschen hält, ähnlich wie Briefmarkensammeln oder Mettbrötchen essen.

In diesem Sinne wäre ein Rechtspluralismus, und zwar ein WIRKLICHER Rechtspluralismus (nicht nur die hiesige Weichspülvariante) nur ein logischer Bestandteil des allgemeiner verstandenen Multikulturalismus.

Wenn der Staat sich selbst dem Diskriminierungsgebot verweigert, führt er sich selbst ad absurdum.

-25Grad
29.12.2008, 11:20
(...) Das mag zwar oft ein schmaler Grad sein, aber Freiheit bedarf eines gesellschaftlichen Grundkonsens. Den herzustellen ist nicht immer einfach und nie werden alle damit zufrieden sein, aber generell ist das ein anstrebenswertes Ziel.
Aber wir haben keinen gesamtgesellschaftlichen Konsens. jeder kocht sein Süppchen und strapaziert den begriff so immer weiter. Unter diesem Deckmantel kochen auch bestimmte Gruppen ihre Süppchen, die, nachdem sie in der Lage sind den "Konsens" vorzuschreiben, ganz schnell Schluss machen mit der Freiheit...jeder Form von Freiheit.


Wir haben es wohl vergessen. Auf Kosten der verordneten Fremdenliebe, die bis zum ideologischen Selbstmord geht.
Mit dem "Abendland" wollen viele nichts zu tun haben, lieber träumt man sich die Weltgemeinschaft herbei oder glaubt an dei geschichten aus 1001 Nacht. Nichts gegen gesunde Neugier, aber man sollte nicht vergessen wer man ist.Das ist sehr richtig. Wir benötigen (wenigstens) einen Grundkonsens, aber woher sollen wir den nehmen? Wie ist er herzustellen? Es gibt kaum mehr heterogene Gruppen wie noch vor weniger als einhundert Jahren, es gibt in diesem Lande letztlich 80 Millionen Einzelne, die kaum mehr in Gruppen zu fassen sind; wie soll da ein Grundkonsens, der über eine reine Verkehrsvorschrift hinausgeht, und kulturelle Relevanz besitzt, herzustellen sein? Nach meiner Auffassung ist die einzige Möglichkeit, Gemeinschaft zu stiften, da die Religion ja ihre Relevanz verloren hat, noch der Nationalismus, wobei sehr fraglich ist, ob der noch mehrheitsfähig ist - und wieweit der taugt, irgendwelche Normen, Werte zu begründen.

Sie handelm im Einklang mit dem aktuellen, gar nicht liberalen, Zeitgeist. Keine Demokratie darf sich "liberal" schimpfen wenn sie allen ernstes über die tendenzielle Einführung der Scharia diskutiert!

Frag doch mal die Leute, ob sie gerne unter der Scharia leben würden. 99% sagen dir Nein, das wir trotzdem darüber diskutieren zeigt, dass dieses System absolut autoritär veranlagt ist. Schließlich werden uns die Diskurse vorgegeben!Von wem werden sie vorgegeben?

Eine tendenzielle Einführung der Scharia ist in meinen Augen auch nicht illiberal, weil ja innerhalb der geltenden Rechtsnormen durchaus die Möglichkeit besteht eigene Rechtssysteme zu etablieren - warum auch nicht? Es wird gewiß kein Fremder gezwungen werden, sich dem Schariagericht zu unterwerfen, aber wenn er das gerne möchte, wieso sollte man ihm dieses Recht verwehren?

eintiroler
29.12.2008, 11:21
Machen wir es gleich ganz pluralistisch. Selbstjustiz für jedermann.
Selten so etwas idiotisches gehört. Justizia ist blind, nicht blöd.

Sauerländer
29.12.2008, 11:22
Sie handelm im Einklang mit dem aktuellen, gar nicht liberalen, Zeitgeist. Keine Demokratie darf sich "liberal" schimpfen wenn sie allen ernstes über die tendenzielle Einführung der Scharia diskutiert!
Der heutige Liberalismus mag ein anderer sein als der, der Pioniercharakter hatte. Menschen, die man Jahrzehnte nicht gesehen hat, erkennt man auch oft genug erst auf den zweiten Blick wieder.
Es ist ein Irrtum, zu glauben, man könnte einfach eine Ideologie (völlig egal, welche das nun sei) in der Welt platzieren und dann abgesehen von einigen bewusst beabsichtigten Änderungen den Ist-Zustand konservieren.
Ein junger Mensch mag gelegentlich Drogen nehmen und dadurch eher noch zu Höhenflügen gelangen. irgendwann wird er süchtig.
Und trifft man ihn zehn Jahre später wieder, möchte man sich weinen abwenden ob des elendstriefenden Wracks, das aus ihm geworden ist.
Das ist im Prinzip der gleiche Vorgang, den ein Volkskörper durch den Liberalismus.
Am Anfang klingt alles ganz harmlos, hier und da vielleicht sogar begrüßenswert.
Und das Ergebnis sieht man dann, ähnlich wie beim Klima, mit Verzögerungen.

Die offene Erwägung des Rechtspluralismus ist dann sozusagen der Moment, in dem der Sterbenskranke sich in sein Schicksal fügt und nicht mehr kämpft, sondern allenfalls noch möglichst schmerzfrei gehalten zu werden wünscht, in der Hoffnung, es möge alles bald vorbei sein.

Sauerländer
29.12.2008, 11:24
Machen wir es gleich ganz pluralistisch. Selbstjustiz für jedermann.
Herrscht ja faktisch sowieso oft genug.

GmbH
29.12.2008, 11:29
Ich frage mich, wieso diese ausufernde, staats/forenbeschäftigende Diskussion ?


Ab 2010 die Waffengesetze drastisch ändern oder besser, abschaffen !

- jeder hat den Colt oder sein Messerchen wie im Wilden Westen am Gürtel baumeln ...
- jeder kann flott sein eigenes Rechts-Empfinden durchsetzen ...
- der am schnellsten "ziehende" oder "stechende" hat dann zwangsläufig Recht ...


und die gesamte Sparte Recht (Rechtsanwälte), Verurteilung (Richterei), Knast (Staatshotelerie) usw. belastet die Gesellschaft finanziell nicht mehr ...

Einsargen ist dagegen relativ günstig , ansonsten bleibt uns noch die flotte Verbrennung oder das entsorgen im Meer (die Fische u. Fischerei freut's) ...


So allmählich muß ich denen beipflichten, welche Deutschland oder ganz West-Europa als Absurdistan bezeichnen !



:vogel: :vogel:

JensVandeBeek
29.12.2008, 11:31
Schon mit den Gedanken zu spielen ob und wie viel Scharia in Europe zu dulden wäre, ist ein fataler Fehler.
Daher sollten die Europäer gegen solche Vorstöße immer und überall entschlossen vorgehen.

Denkpoli
29.12.2008, 11:32
"Rechtspluralismus" (+Scharia) für den "Multikulturalismus"?
... ist nichts anderes als ein weiterer Schritt in Richtung Islamisierung!

Denkpoli
29.12.2008, 11:34
Urteile, die nach Scharia zu Körperstrafen führen würden, will Giordano zudem nicht akzeptieren. «Das müsste man in Bussen umwandeln. Die Menschenrechte müssen natürlich auch vor einem Schweizer Scharia-Gericht vollumfänglich gewahrt bleiben», sagt er.

Toll! Dann kommen vergewaltigte Frauen in Zufunft in den Knast oder zahlen Geldstrafen!

Denkpoli
29.12.2008, 11:38
Es ist, zumindest was Privatrecht und Familienanelegenheiten betrifft, ja
auch logisch.

Glaubst du, dass die Musels dann zufrieden sind?
Im Gegenteil. Sie werden es als westlich - arrogante Veränderung ihres Gesetztes betrachten.
Außerdem gilt bekanntlich: Je mehr man ihnen nachgibt, desto unverschämter werden ihre Forderungen.

Sauerländer
29.12.2008, 11:39
Toll! Dann kommen vergewaltigte Frauen in Zufunft in den Knast oder zahlen Geldstrafen!
Mal um einige Nummern überspitzt:
Na und?

Gilf Kebir
29.12.2008, 14:42
Glaubst du, dass die Musels dann zufrieden sind?
Im Gegenteil. Sie werden es als westlich - arrogante Veränderung ihres Gesetztes betrachten.
Außerdem gilt bekanntlich: Je mehr man ihnen nachgibt, desto unverschämter werden ihre Forderungen.

Es ist in unserer realen Situation undenkbar u. würde als Nachgeben interpretiert.
Also ein ganz klares NEIN.

@Cash

Ich würde es tolerieren, wenn es Gastarbeiter auf Zeit wären.
Abgesehen davon, dass es dann überwiegend Einzelpersonen wären ,
wäre es mir egal, ob Papa der Tochter den deutschen Freund verbietet.
Eh besser, da nur auf Zeit hier.
Wie die sich was vererben ist mir auch egal und ein deutsches Scheidungsrecht bei einer im Heimatland geschlossenen islamischen Ehe.. was soll das ?
Und mit dem Schwulen Sohn, wenn er volljährig ist kann Papa nix machen.
Ihn verstossen vielleicht. Ist ja seine Sache.
Ehrenmorde u. so ein Müll werden natürlich nach wie vor geahndet.
Aber wie wenig es nützt, obwohl wir ja jetzt unsere Gestze anwenden
siehst Du ja.
Der jüngste begeht die geplante Tat, wird ev. nach Jugendstrafrecht abgeurteilt
...und wir alle können wieder einen neuen Strang aufmachengermane

Aber zum eigentlichen Thema: Wir sollten unser Recht in der jetzigen Konstellation natürlich behalten u. der Sharia keinen Raum geben.
No Schwanz ab for your arab Lover
;)

Ausonius
29.12.2008, 15:06
Und:




http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/scharia-gerichte_fuer_die_schweiz_1.1606772.html
http://www.ekr.admin.ch/shop/00008/00068/index.html?lang=de

Obwohl ich die Idee zwar nicht begrüßenswert finde, scheint sie mir doch die völlig logische Konsequenz eines multikulturellen Relativismus zu sein.
(Schade auch, dass Rheinlaender nicht mehr da ist. Der verteidigte ja auch die Idee eines solchen "Rechtspluralismus".)

Das Recht setzt der Staat und sonst niemand. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass es auch in Deutschland bereits ein partikulares Recht einer Religion gibt, das Kirchenrecht nämlich. Nur waren die Landeskirchen bzw. Bistümer so klug, ihre Rechte weitgehend den entsprechenden Rechtsbereichen des Staates anzugleichen.

Sauerländer
29.12.2008, 15:29
Das Recht setzt der Staat und sonst niemand.
Das ist Rechtspositivismus reinsten Wassers.
Bist Du dir sicher, dass das wirklich deinem Standpunkt entspricht?

Ausonius
29.12.2008, 15:40
Das ist Rechtspositivismus reinsten Wassers.
Bist Du dir sicher, dass das wirklich deinem Standpunkt entspricht?

Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Innerhalb eines Staates kann es nun mal keine konkurrierenden Rechtssysteme geben.

Sauerländer
29.12.2008, 15:50
Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.
Wenn "Recht" ausschließlich durch den Staat gesetzt wird, der Staat also das Monopol auf die Rechtssetzung hat, kann es kein überpositives Recht geben, an dem das positive zu messen wäre. Eine naturrechtliche Konzeption wie etwa die von Menschenrechten, die der Staat nur anerkennen und schützen, nicht aber gewähren oder abschaffen kann, wäre dann strikt zu verwerfen.
Wir könnten dann immer noch ähnliche Inhalte wie die der Menschenrechte in unserem Rechtsgeltungsraum durch ihre Setzung als positives Recht setzen - hätten aber exakt NULL Argumente, warum irgendjemand anderer das ebenfalls tun sollte. Ein anderer Staat könnte in seinem Raum Recht setzen, das aus der Perspektive unseres Raumes unverständlich und abzulehnen ist - es wäre exakt genau so rechtens wie das unsrige.

Innerhalb eines Staates kann es nun mal keine konkurrierenden Rechtssysteme geben.
Warum nicht?

Herr K.
29.12.2008, 17:33
Ich darf bei der von nimmermüden Liberalismuskritikern mit einer Menge von klugen Beiträgen angefeuerten Diskussion um die möglicherweise ideologieimmanente Aufweichung einer allgemeinverbindlichen Rechtsprechung aber schon daran erinnern, daß die Einzelmeinung eines Sozialanthropolgen vorläufig eine solche zu bleiben scheint? Das Recht auf freie Meinungsäußerung, von mir trotz allem als eines der höchsten Güter überhaupt angesehen, schließt auch das Hinnehmen schwer erträglichen Unfugs mit ein.

Sauerländer
29.12.2008, 18:03
Ich darf bei der von nimmermüden Liberalismuskritikern mit einer Menge von klugen Beiträgen angefeuerten Diskussion um die möglicherweise ideologieimmanente Aufweichung einer allgemeinverbindlichen Rechtsprechung aber schon daran erinnern, daß die Einzelmeinung eines Sozialanthropolgen vorläufig eine solche zu bleiben scheint?
Wir sind mal großzügig und gestatten das.;):D

-jmw-
29.12.2008, 21:29
Anmerkungen, durcheinandergewürfelt:

- Natürlich sind Politiker entsetzt!
Was würd mit denen denn geschehen. setzte sich sowas durch?
Würd hier wer freiwillig seine Kinder in die Hände Frau Schavans geben?

- Der sog. "Wilde Westen" war ziemlich friedlich. Gibt 'n Aufsatz drüber, such ich auf Wunsch raus.

- In der Tat kommt ein konsequenter Liberalismus zum Rechtspluralismus, darin ist Sauerländer zuzustimmen.

- Man sollte sich, insbesondere der Herr Giordano, darüber im Klaren sein, dass so eine Sache nicht nur gelten würd für irgendwelchen Orientalen, sondern auch für Neo'liberale', Nazis, Bibelfundis, Hindus, Ökoschwuchteln, Mitglieder der "New Church of His Most Luciferian Majesty" und andere Gehirnkranke, die einem so einfallen mögen.

GmbH
29.12.2008, 21:30
Das Recht setzt der Staat und sonst niemand. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass es auch in Deutschland bereits ein partikulares Recht einer Religion gibt, das Kirchenrecht nämlich. Nur waren die Landeskirchen bzw. Bistümer so klug, ihre Rechte weitgehend den entsprechenden Rechtsbereichen des Staates anzugleichen.




Is doch klar, daß man sich von Seiten der Kirchen auch mal 'n bißchen "angleicht" :]

dafür wird für sie die Kirchensteuer vom Staat beim Bürger "zwangs-eingetrieben" ist doch herrlich , kann man gut mit leben ...

würde der Staat es nämlich nicht tun, wäre die Institution Kirche schon lange ausgetrocknet - müßte hinter der Steuer herlaufen u. es wäre ihnen nicht möglich Vikare, Priester u. Bischöfe so fürstlich zu entlohnen !

Frage mich 'eh wieso 'n Bischof mit 'nem 8-Zylinder Audi u. Chaffeur durch Köln gurkt . Ob das alles vom "Allmächtigen" erwünscht war wage ich zu bezweifeln :rolleyes:

Cash!
29.12.2008, 22:02
- In der Tat kommt ein konsequenter Liberalismus zum Rechtspluralismus, darin ist Sauerländer zuzustimmen.



Liberalismus, egal wie "konsequent", kommt ohne ein mindestmaß an staatlicher Autorität nicht aus. Diese Autorität, das erste Gebiet dieser Autorität, muss immer der Rechtstsaat sein. Und eine Gesellschaft in der jeder Kasper sich seine eigene Gesetzbarkeit auferlegt ist weder Liberal noch ist es ein Rechtstaat. Das wäre nichts anderes als justizielle Anarchie...pure Willkür also.

Was passiert wenn Person A aus Gruppe A mit dem Rechstempfinden A an Person B aus Gruppe B mit Rechtsempfinden B ein verberchen verübt?

Kommt das vor ein Gericht der Gruppe A oder Gruppe B? Wer soll dieser Konflikte noch her werden?

Und vor allen Dingen, was ist mit Straftatbeständen die bei uns keine mehr sind, aber bei den Muslimen schon. Kann ein Vater seinen homosexuellen Sohn vor ein Sharia gericht zerren un ihn da abverurteilen lassen? Muss die vergewalitge Frau sich zum Strafvollzug anmelden?

Sowas sol konsequenter Liberalismus sein? Auch konsequenter Liberalismus hat seine Grenzen!

-jmw-
29.12.2008, 22:09
Gewisse Grundregeln, kodifiziert oder nicht, sind eine Voraussetzung für jede Form von Gemeinwesen.
Das ist die Grenze.
Rechtspluralismus, Panarchie, polyzentrische Verfassungsordnung (wie auch immer) muss immer die Ebene(n) darunter betreffen.

Cash!
29.12.2008, 22:18
Gewisse Grundregeln, kodifiziert oder nicht, sind eine Voraussetzung für jede Form von Gemeinwesen.
Das ist die Grenze.
Rechtspluralismus, Panarchie, polyzentrische Verfassungsordnung (wie auch immer) muss immer die Ebene(n) darunter betreffen.

Die Tatsache, dass jeder Bürger der gleichen Gesetz- und Gerichtsbarkeit unterworfen ist, scheint mir eine der Grundregeln zu sein ohne die eine heterogene Gesellschaft nicht auskommen kann.

Alles andere birgt viel zu viel Sprengstoff, gerade dann wenn größere Minderheiten eine justizielle Sonderstellung einfordern. Wer soll diese masiv ausbrechenden Konflikte den lösen? Diese Rechtsbeliebigkeit, und von nichts anderem reden wir hier, wäre das Ende jeder liberalen Gesellschaft!

-jmw-
29.12.2008, 22:34
Es gelten jetzt schon nicht die gleichen Regeln für alle.
Die Gesetze der Länder unterscheiden sich, die Regularien in den Kommunen auch.
Dann gibt es Sonderrechte und Sonderpflichten, die aus Verträgen erwachsen;
unterschiedliche Rechtsformen für Organisationen;
usw. usw.
In anderen Staaten (VSA, Schweiz, Israel) das ganze teilweise noch eine Portion herber.
So ganz der Gegensatz zu heute wär's also nicht.

Daneben und viel wichtiger ist m.E. die Vorstellung, dass es überhaupt zu "massiv ausbrechenden Konflikte(n)" käme: Ist dem denn so?
Warum sollte es?
Konflikte existieren ja zumeist unabhängig vom Regelsystem, gehen ihm vor und es ist ja dazu da, es zu lösen.
Mehr Konlikte bei mehreren Systemen?
Möglich, ja.
Aber zwingend?
Mnö.

Auch, das soll nicht unerwähnt bleiben, werden bestimmte Konflikte derjenigen Art beseitigt, die wir heute politisch kanalisieren.
Wenn bspw. wie m.W. in Israel Teile des Erbrechts religionsabhängig sind, dann gibt es zwischen diesen Religionen ja keinen Konflikt mehr darum, wie ein eiheitliches Erbrecht auszusehen hat.

(Ich könnt jetzt noch einige Stunden dazu schreiben, ziehe es aber vor, diese im Bett zu verbringen. :) )