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Vollständige Version anzeigen : Lohnt sich Moral im Job?



henriof9
21.12.2008, 10:26
Da stand die Kaffeetasse des Kollegen, dampfend, auf seinem Schreibtisch. Und ich stand davor, unbeobachtet, und überlegte, ob ich in diese Kaffeetasse spucken sollte. Warum? Weil der Kollege nervt. Und weil ich es mal machen wollte. Unfair sein. Böse sein. In die Kaffeetasse spucken und dann zusehen, wie er die Brühe trinkt.

Alles klar! Moralisch schlecht handeln kann sich kurzfristig auszahlen. Natürlich darf man sich nicht erwischen lassen, wenn man in eine Kaffeetasse spuckt - wobei ich einsehe, dass das reine Boshaftigkeit wäre und mich beruflich nicht vorwärtsbringt. Intelligenter wäre: Kollege X überzeugen, in die Tasse zu spucken - und ihn dann damit zu erpressen. Oder dem Kaffeekollegen davon erzählen und ihn so zum "Freund" machen. Instrumentalisieren at its best!

"Warum soll ich gut sein?" verweist er auf Immanuel Kant und dessen kategorischen Imperativ, der etwas frei formuliert besagt: Handle so, dass deine Regeln, nach denen du dich richtest, auch objektive Regeln für alle sein können.


Interressante Buchvorstellung über Moral im Job.

weiter zu lesen hier (http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice/:Expertenhilfe-Lohnt-sich-Moral-im-Job/453781.html)

Und wie verhaltet Ihr Euch ?

wtf
21.12.2008, 10:37
Meiner Meinung nach setzt sich Moral am Ende durch.

In meinem Job mache ich unter dem Strich sicher mehr Umsatz dadurch, daß ich überflüssige Behandlungen ablehne und mir Patienten deshalb mehr Vertrauen schenken, als wenn ich sie aggressiv abziehen würde.

Kreuzbube
21.12.2008, 10:55
Korrektes Verhalten wird sich mittel-bis langfristig immer auszahlen. Erfahrungsgemäß fährt man stets am besten, sich aus allen Händeln und Intrigen rauszuhalten, ganz normal seine Arbeit durchzuziehen und tiefere Kontakte nur zu konstruktiven Kollegen zu unterhalten.

Mütterchen
21.12.2008, 11:17
Aus meiner Erfahrung - allerdings nicht über Jahrzehnte hinweg, ich habe ja nicht sehr lange gearbeitet - ist es leider so, dass nicht unbedingt Fleiß und Zuverlässigkeit und eine loyale Einstellung zu Kollegen und Einrichtung die Faktoren sind, die einen weiterbringen.
Ich habe das eher so erlebt, dass solchen Kollegen wenig Beachtung geschenkt wird. Sie funktionieren. Lob oder einen anderen Extra-Bonus brauchen sie nicht.

Dagegen wird auf schwierigere Charaktere viel mehr Rücksicht genommen. Besondere Belastung möchte man denen gar nicht zumuten. Die verteilt man dann lieber an die anderen. Weil die ja stabil sind. Und damit fertig werden. Und auch nicht murren, sondern tun, was man ihnen aufträgt.

-25Grad
21.12.2008, 11:43
Der Philosoph in diesem Artikel sagt in meinen Augen etwas sehr gescheites : ,,Ich glaube aber nicht, dass eine derartige Aufspaltung der Persönlichkeit psychologisch möglich ist. Einerseits verlässlich, wahrhaftig, vertrauenswürdig, beständig, kooperativ und zugleich fallweise zynisch, rücksichtslos, unehrlich, sprunghaft im Interesse des Machterhalts oder des eigenen Unternehmens. Wir sind immer eine Person. Wir geben unsere Persönlichkeit nicht am Tor eines Unternehmens ab." Es ist eben durchaus relevant, was für eine Vorstellung man von Glück und Zufriedenheit hat und was man sich für Prioritäten setzt. Erlangt man dies, wenn man sich - das klingt womöglich etwas pathetisch - mit ziemlicher Sicherheit gewiß sein darf, ein anständiger Mensch zu sein oder wenn man bestimmte, materielle Dinge angehäuft hat. Bekennt man sich zur ersten Vorstellung, gibt also dem Gutsein oder der Tugendhaftigkeit den Vorrang, dann ist die Antwort, wie man sich zu verhalten hat klar; geht man lediglich nach dem Nutzen im Hinblick auf den materiellen Gewinn, dann wertet man diese Anständigkeit gegenüber den materiellen Dingen ja grundsätzlich ab. So etwas führt, denke ich, zur Deformation des Charakters.

henriof9
21.12.2008, 16:12
Aus meiner Erfahrung - allerdings nicht über Jahrzehnte hinweg, ich habe ja nicht sehr lange gearbeitet - ist es leider so, dass nicht unbedingt Fleiß und Zuverlässigkeit und eine loyale Einstellung zu Kollegen und Einrichtung die Faktoren sind, die einen weiterbringen.
Ich habe das eher so erlebt, dass solchen Kollegen wenig Beachtung geschenkt wird. Sie funktionieren. Lob oder einen anderen Extra-Bonus brauchen sie nicht.

Dagegen wird auf schwierigere Charaktere viel mehr Rücksicht genommen. Besondere Belastung möchte man denen gar nicht zumuten. Die verteilt man dann lieber an die anderen. Weil die ja stabil sind. Und damit fertig werden. Und auch nicht murren, sondern tun, was man ihnen aufträgt.

Einerseits liegt das aber, so glaube ich, auch an den Vorgesetzten.
Ein guter Chef sollte soviel Menschenkenntnis besitzen und die Personalführung beherrschen, damit eben solche Eindrücke gar nicht erst entstehen.
Und wenn das heißt, jemanden lieber zu entlassen, als Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern zu haben, dann muß das eben sein, denn, sind die Mitarbeiter zufrieden profitiert das gesamte Unternehmen- die ewig Unzufriedenen einmal ausgeschlossen.

WIENER
21.12.2008, 16:18
Korrektes Verhalten wird sich mittel-bis langfristig immer auszahlen. Erfahrungsgemäß fährt man stets am besten, sich aus allen Händeln und Intrigen rauszuhalten, ganz normal seine Arbeit durchzuziehen und tiefere Kontakte nur zu konstruktiven Kollegen zu unterhalten.

:top: auch wenn uns die Politik derzeit anderes vorlebt.

Blaumann
21.12.2008, 16:28
Meiner Meinung nach setzt sich Moral am Ende durch.

In meinem Job mache ich unter dem Strich sicher mehr Umsatz dadurch, daß ich überflüssige Behandlungen ablehne und mir Patienten deshalb mehr Vertrauen schenken, als wenn ich sie aggressiv abziehen würde.


Das glaub ich auch. Darauf achte ich ganz besonders beim Zahnarzt und ich habe mich auch schon aufgrund üppig ausfallender Empfehlungen und einem Gegencheck bei dem Zahnarzt meines Vertrauens dann doch wieder für den "alten" entschieden.

Überhaupt finde ich, dass ein integeres Verhalten überall im Leben von Vorteil ist.
Sowohl materiell als auch für das eigene Selbstbild.
Man selbst will ja auch korrekt behandelt werden und
deshalb wäre es doch irgendwie im Kern total schizophren, sich so zu verhalten, wie man von anderen nicht behandelt werden will.
Wer will das sich selbst schon antun ???

Peaches
21.12.2008, 16:38
Die Buchvorstellung hört sich spannend an.

Die Frage nach Moral bedingt einen persönlichen Idealismus, der einem über die Jahre leicht abhanden kommen kann.

henriof9
21.12.2008, 16:57
Die Buchvorstellung hört sich spannend an.

Die Frage nach Moral bedingt einen persönlichen Idealismus, der einem über die Jahre leicht abhanden kommen kann.

Ist es nicht eher ein Charakterzug einer Person, denn ein " guter " Mensch wird, trotz Entäuschungen und Rückschlägen nicht deswegen zu einem " schlechten " Menschen, genaus wie umgekehrt.

-jmw-
22.12.2008, 21:33
Wenn gefragt wird, ob es sich lohnt, ist die Moral schon raus.

EmilS
22.12.2008, 21:49
Wenn gefragt wird, ob es sich lohnt, ist die Moral schon raus.Nö, fragen lohnt sich. Ich habe neulich die Rechnung meines behandelnden Orthopäden über die Verrechnungsstelle Büdingen-Dingsbums erhalten, in welcher mehrfache Akupunktur abgerechnet wurde, obwohl ich auf diese Behandlung ausdrücklich verzichtet habe. Nach einem kurzen Telefonat mit der Praxis, überstellte man mir einen Barscheck, der über den Kosten der ausgewiesenen Rechnungsposition lag und außerdem einen lesenswerten Sammelband von Goethes Gedichten. :)

Nationalix
22.12.2008, 22:04
Selbstverständlich lohnt sich Moral im Job, überhaupt keine Frage.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Ehrlichkeit, Offenheit und Zielstrebigkeit am ehesten zum Erfolg führen. Intrigen, Streitereien und ähnliches gehen letztlich immer nach hinten los und fallen auf einen selbst zurück.

Ich habe mich in den über 20 Jahren meines bisherigen Berufslebens als Angestellter und Selbständiger immer aus allen Streitigkeiten herausgehalten und bin damit sehr gut gefahren.

Man ist schließlich da, um seine Pflicht zu tun. (Frei nach Friedrich dem Großen.)

-jmw-
22.12.2008, 23:31
@ EmilS

So schon, nur anders halt nicht. ;)

JWalker
23.12.2008, 00:28
Interressante Buchvorstellung über Moral im Job.

weiter zu lesen hier (http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice/:Expertenhilfe-Lohnt-sich-Moral-im-Job/453781.html)

Und wie verhaltet Ihr Euch ?

krank, wenn wir schon soweit sind :(