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Vollständige Version anzeigen : Die Geschichte vom KOTZBOND



Humer
19.12.2008, 21:35
Hier ein Fund aus dem Netz, dessen Herkunft sich nicht mehr herausfinden lässt.
Lustig und lehrreich zugleich:

Mandy besitzt eine Bar in Kreuzberg. Um den Umsatz zu steigern, beschliesst sie, die Getränke der Stammkundschaft -hauptsächlich alkoholkranke Hartz IV Empfänger- auf den Deckel zu nehmen, ihnen also Kredit zu gewähren. Das spricht sich in Kreuzberg schnell herum und immer mehr Kundschaft desselben Segments drängt sich in Mandy’s Bar. Da die Kunden sich um die Bezahlung keine Sorgen machen müssen, erhöht Mandy sukzessive die Preise für den Alkohol und erhöht damit massiv ihren Umsatz.

Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank bemerkt Mandy’s Erfolg und bietet ihr zur Liquiditätssicherung eine unbegrenzte Kreditlinie an. Um die Deckung macht er sich keinerlei Sorgen, er hat ja die Schulden der Trinker als Deckung.

Zur Refinanzierung transformieren top ausgebildete Investmentbanker die Bierdeckel in verbriefte Schuldverschreibungen mit den Bezeichnungen SUFFBOND®, ALKBOND® und KOTZBOND®. Diese Papiere laufen unter der modernen Bezeichnung SPA Super Prima Anleihen und werden bei einer usbekischen Online Versicherung per Email abgesichert. Daraufhin werden sie von mehreren Rating Agenturen (gegen lebenslanges Freibier in Mandy’s Bar) mit ausgezeichneten Bewertungen versehen. Niemand versteht zwar, was die Abkürzungen dieser Produkte bedeutet oder was genau diese Papiere beinhalten, aber dank steigender Kurse und hoher Renditen werde diese Konstrukte ein Renner für institutionelle Investoren.

Vorstände und Investmentspezialisten der Bank erhalten Boni im dreistelligen Millionenbereich.

Eines Tages, obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein Risk Manager (der inzwischen wegen seiner negativen Grundeinstellung selbstverständlich entlassen wurde) fest, dass es an der Zeit sei, die ältesten Deckel von Mandy’s Kunden langsam fällig zu stellen. Überraschenderweise können weder die ersten noch die nächsten Hartz IV Empfänger ihre Schulden, von denen viele inzwischen ein Vielfaches ihres Jahreseinkommens betragen, bezahlen. Solange man auch nachforscht, es kommen so gut wie keine Tilgungen ins Haus. Mandy macht Konkurs. SUFFBOND® und ALKBOND® verlieren 95%, KOTZBOND® hält sich besser und stabilisiert sich bei einem Kurswert von 20%.

Die Lieferanten hatten Mandy extrem lange Zahlungsfristen gewährt und zudem selbst in die Super Prima Anleihen investiert. Der Wein und der Schnapslieferant gehen Konkurs, der Bierlieferant wird dank massiver staatlicher Zuschüsse von einer ausländischen Investorengruppe übernommen. Die Bank wird durch Steuergelder gerettet. Der Bankvorstand verzichtet für das abgelaufene Geschäftsjahr auf den Bonus.

Disclaimer: Völlig aus der Luft gegriffenes Beispiel zu Schulungszwecken. Ähnlichkeiten mit eventuell wahren Gegebenheiten sind zufällig und keineswegs beabsichtigt.

Stimmt im Prinzip, oder ?

-jmw-
20.12.2008, 08:36
Stimmt im Prinzip, ja.

Pascal_1984
20.12.2008, 13:49
Herrlicher Vergleich, lustig und absolut übertragbar zugleich!

kotzfisch
23.12.2008, 08:15
Da kenne ich mich aus- mit Kotzbonds!

PeterH
23.12.2008, 09:03
Gastronomen bekommen keinen müden Euro. Die Branche liegt derart am Boden das keine Bank darin investiert. Ansonsten ist die Geschichte lustig, wenn auch etwas älter.

JensVandeBeek
23.12.2008, 10:18
Amüsant und Wahrheitsnah !

Haspelbein
23.12.2008, 14:48
In dieser sehr amuesanten Analogie muessten die Hartz IVler irgendwie noch selbst daran gewinnen. Vielleicht verkauften sie ihren Platz am Tresen noch an andere Hartz IVler, und manchten auch noch Zahlungen an Mandy, die sie teilweise mit diesen spekulativen Gewinnen finanzierten.

Erst als der "Platz am Tresen" wertlos wurde, brach das Kartenhaus zusammen.